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Ev. - Stadtroda

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<strong>Stadtroda</strong>er Zeitung 12/10<br />

20 Jahre Städtepartnerschaft Homberg (Ohm) – <strong>Stadtroda</strong><br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

erinnern Sie sich – in der letzten Ausgabe der <strong>Stadtroda</strong>er Zeitung berichteten wir über die Jubiläumsveranstaltung der Städtepartnerschaft<br />

in Homberg. Dort überraschte der Buchautor Dr. Gunnar Meske auf eine besondere Art das Publikum – mit<br />

einem Gedicht – „Strohlinchen und der Strohbär“. Nachfolgend haben wir es für Sie abgedruckt.<br />

Strohlinchen und der Strohbär<br />

Eine Liebesgeschichte<br />

Es gibt sie nicht einmal im Zoo:<br />

Tiere mit Kleidern nur aus Stroh.<br />

Doch Menschen gibt’s, die ganz und gar<br />

in Stroh gehüllt sind – sonderbar!<br />

So hat Homberg `ne Strohfigur,<br />

und also nicht <strong>Stadtroda</strong> nur!<br />

Wie diese beiden sich vermählen,<br />

davon will ich Euch jetzt erzählen.<br />

Steif ist ihr Kleid, brüchig ihr Haar,<br />

dennoch ist sie ganz wunderbar.<br />

Sie steht im Osten auf `nem Feld<br />

und zeigt sich fröhlich aller Welt.<br />

Von Westen kommt, so ist es eben,<br />

das schlechte Wetter in ihr Leben.<br />

Doch sie, sie hält sich, wenn es nässt,<br />

an ihrem eig’nen Strohhalm fest.<br />

Von Westen aber kam dann auch<br />

ein guter Kerl mit dickem Bauch,<br />

er sah so aus fast wie sie selber:<br />

Nur, dass er brauner war, sie gelber.<br />

Brav blieb der Bursche vor ihr steh‘n,<br />

da war es schon um sie gescheh‘n.<br />

Entflammt war sie und schaute bang,<br />

ob wohl der Funke übersprang.<br />

Das wünschte sie sich allzu sehr,<br />

doch kurz darauf auch schon nicht mehr,<br />

denn die Gefahr war, wie sie fand,<br />

dass jetzt ein Strohfeuer entstand!<br />

„Woher Dein Weg?“, fing sie nun an.<br />

Und daraufhin der gute Mann:<br />

„Von Homberg Ohm, da komm ich her,<br />

ich bin von Fastnacht der Strohbär.“<br />

„Strohbär?“, rief sie: „Das trifft sich gut!<br />

Ich bin Strohlinchen – mit Strohhut!<br />

Ich bin ein echtes Strohfest-Kind<br />

und komm von hier, wo wir jetzt sind.“<br />

Er fragt: „Du bist von hier? Von wo da?“<br />

Und sie sagt: „Nu, es heißt <strong>Stadtroda</strong>!“<br />

Er fragt: „Und Du stehst einfach so da?“<br />

Sie sagt: „No klar, und ich bin froh da!“<br />

Dann klärte ihn Strohlinchen auf<br />

Über <strong>Stadtroda</strong>s Festverlauf,<br />

über den Wettkampf und den Fleiß<br />

und über sich, den ersten Preis!<br />

Der Strohbär schaut Strohlinchen an,<br />

und jetzt erst denkt er: „Mann oh Mann,<br />

welch eine Frau, die kann man lassen!<br />

Und wie gut wir zusammenpassen...!<br />

Dasselbe Kleid, alles aus Stroh,<br />

naturbelassen sowieso,<br />

zwar um die Hüfte etwas steif,<br />

doch bleibt sie, wenn ich nach ihr greif‘...“<br />

„Nichts da!“ Strohlinchen macht sich los,<br />

die Brandgefahr ist gar zu groß.<br />

Sie lenkt ihn ab und fragt: „Sag bitte,<br />

ein Strohmann, ist das bei Euch Sitte?“<br />

Stolz klärt der Strohbär sie da auf:<br />

„Der Strohbär wird straßab, straßauf<br />

um Homberg rum durchs Dorf getrieben,<br />

ein Fastnachtsbrauch, den manche lieben.“<br />

Dann fragt er sie: „Wie kamst Du nur<br />

zu Deiner strohigen Figur?<br />

Ein Kleid aus Stroh und der Hut auch<br />

Wieso ist das bei Euch denn Brauch?“<br />

Strohlinchen sagt: „Der Brauch ist neu,<br />

doch wie ich mich darüber freu!<br />

Wir sind kein Ort mehr, der nichts hat,<br />

sondern Thüringer Strohhauptstadt!“<br />

Der Strohbär strahlt sie an und denkt:<br />

„Wie gut der Osten alles lenkt!<br />

Und wir im Westen? Ach, herrje!<br />

Hätt Homberg doch so `ne Idee...“<br />

Da sagt Strohlinchen voller Trost:<br />

„Ihr habt mehr Feiern und mehr Prost,<br />

den Kalten Markt mit Menschenstrom … -<br />

Ihr seid doch Homberg Ohm Sweet Ohm!“<br />

Sie lacht ihn an, er lacht zurück,<br />

und beide fühlen großes Glück.<br />

Das war so groß, sie mussten weinen<br />

und wollten sich nun doch vereinen.<br />

Strohlinchen dachte: „Warum nicht!<br />

Denn alles, was hier jetzt ausbricht,<br />

sind Tränen und daher kein Brand.<br />

Das Stroh wird nass, doch es hält stand“.<br />

Er tritt zu ihr, sie fasst ihn an,<br />

und bald schon war’n sie Frau und Mann.<br />

Halm fand zu Halm und Stroh zu Stroh<br />

Und Ost zu Westen sowieso.<br />

Er fragt sie leis‘: „Was piekst denn so?“<br />

Drauf sie: „Nu, ist doch klar, das Stroh!“<br />

Die Luft war weich, das Heu war klamm,<br />

dann fielen raschelnd sie zusamm‘.<br />

Doch keine Angst, Ihr Leut‘, nicht weinen,<br />

denn da gelang es, das Vereinen!<br />

Kein Bild kann besser uns gefallen:<br />

Aus Zwei’n wurd‘ Eines – e i n Strohballen!

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