Berater als Macher - kma Online
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BERATUNG<br />
<strong>kma</strong>-Interview mit Barbara Schulte,<br />
Vorstand Universitätsmedizin Göttingen<br />
Spätestens seit der Einführung von DRG<br />
beauftragen Unikliniken verstärkt Unternehmensberatungen.<br />
Bringt das die<br />
Kliniken weiter?<br />
Schulte: Ich sehe den Einsatz von Unternehmensberatern<br />
sehr differenziert.<br />
Wann lohnt sich der Einkauf einer Beratungsleistung?<br />
Schulte: Bei speziellen Fragestellungen<br />
kann es durchaus sinnvoll sein, <strong>Berater</strong><br />
zu engagieren. Sie können zum Beispiel<br />
Benchmarks liefern, die man selbst nicht<br />
erheben kann. Ein Beratungsunternehmen,<br />
das hohe Expertise aufgebaut hat,<br />
kann durchaus ein Gewinn sein.<br />
In welchen Feldern ist Beratung Ihrer<br />
Meinung nach besonders sinnvoll?<br />
Schulte: Beratung bei der baulichen<br />
Masterplanung etwa kann sinnvoll sein.<br />
Eine Bauplanung ist sehr komplex und<br />
solch eine Baumaßnahme macht man<br />
<strong>als</strong> Krankenhaus nicht jeden Tag. Die<br />
muss sitzen. Dafür braucht man spezielles<br />
Wissen – das können erfahrene<br />
<strong>Berater</strong>fi rmen liefern.<br />
Haben Sie auch schlechte Erfahrung mit<br />
<strong>Berater</strong>n gemacht?<br />
Schulte: Ich habe mehrfach erlebt,<br />
dass <strong>Berater</strong> nicht mehr Know-how<br />
BERATERKRITIK<br />
Schöne Folien<br />
Barbara Schulte hat mit Unternehmensberatern schon<br />
einige schlechte Erfahrungen gemacht. Oft waren<br />
Konzepte nicht umsetzbar, und es blieb bei schönen<br />
Folien, bemängelt Schulte. Doch es gibt auch Beratungen,<br />
die sie befürwortet.<br />
eingebracht haben, <strong>als</strong> schon im<br />
Unternehmen vorhanden war. Stattdessen<br />
haben die <strong>Berater</strong> Klinikmitarbeiter<br />
leer gesaugt und dabei viel<br />
Kapazitäten gefressen.<br />
Solange die richtige Lösung rausspringt,<br />
dürfte das doch verkraftbar sein.<br />
Schulte: Richtig, aber oft legen Unternehmensberatungen<br />
umfangreiche<br />
Pläne vor, doch wenn es in die Realisierungsphase<br />
geht, steht man <strong>als</strong> Unternehmen<br />
wieder allein da. Und die<br />
Umsetzungspläne sind häufi g unrealistisch.<br />
Somit bleibt es bei Konzepten<br />
und schönen Folien.<br />
Fehlt den <strong>Berater</strong>n das Know-how für<br />
die Krankenhausprozesse?<br />
Schulte: Nicht zwangsläufi g. Oft werben<br />
die Unternehmensberatungen personenbezogen.<br />
Ein sehr guter Vorträger<br />
überzeugt eine Klinik, die bucht seine<br />
Beratung für teure Tagessätze. Aber der<br />
Topberater kommt gar nicht, sondern<br />
andere Mitarbeiter der zweiten oder<br />
dritten Ebene, die nicht in der Lage<br />
sind, die Veränderungsprozesse in die<br />
richtige Richtung zu manövrieren.<br />
Sind es eher die großen oder die kleinen<br />
Agenturen, die solche Fehlleistungen<br />
abliefern?<br />
Schulte: Ich würde schlechte Beratung<br />
nicht an der Größe einer Agentur festmachen<br />
oder an einem bestimmten<br />
Arbeitsbereich. Eher liegt es an der Art<br />
ZUR PERSON<br />
Barbara Schulte ist seit November<br />
2007 Vorstand für Wirtschaftsführung<br />
an der Universität Göttingen. Davor<br />
war sie Vorstand des Universitätsklinikums<br />
Schleswig-Holstein. Die<br />
42-jährige Sauerländerin ist gelernte<br />
Krankenschwester und hat ein Betriebswirtschaftsstudium<br />
an der Fachhochschule<br />
Osnabrück absolviert.<br />
des Auftrags. Zum Teil sind solche Aufträge<br />
auch vom politischen Träger gewollt,<br />
nach dem Motto: Hier gibt’s ein<br />
Problem, holt euch mal einen <strong>Berater</strong>.<br />
So eine pauschale Strategie ist nicht gezielt.<br />
Das bringt dann meistens nichts.<br />
Zudem habe ich es erlebt, dass das<br />
Beratungsergebnis vom Auftraggeber<br />
bereits vor der Beratungsleistung feststand<br />
und man somit nicht von einem<br />
qualifi zierten Beratungsergebnis sprechen<br />
konnte.<br />
Was ist das Wichtigste für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen <strong>Berater</strong>n<br />
und Krankenhausleuten?<br />
Schulte: Der Beratungsauftrag muss<br />
eindeutig formuliert sein, und das<br />
Profil der UN-Beratung muss darauf<br />
abgestimmt sein. Der <strong>Berater</strong>stab sollte<br />
zwingend vorab festgelegt werden, um<br />
eine optimale <strong>Berater</strong>kompetenz einzukaufen.<br />
Zudem muss das Klima zwischen<br />
<strong>Berater</strong>n und Beratenen sehr gut<br />
sein, sonst funktioniert es nicht.