Berater als Macher - kma Online
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Wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser<br />
ES GIBT IMMER NOCH<br />
EINSPARPOTENZIALE<br />
Interview mit Heinrich Schulte<br />
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen<br />
Krankenhausgesellschaft Erich Baum hat<br />
das Jahr 2008 <strong>als</strong> Katastrophenjahr bezeichnet.<br />
Nach den vorliegenden Expertisen<br />
ist eine Unterfi nanzierung in Höhe<br />
von etwa 2,2 Milliarden Euro kalkuliert.<br />
Schulte: Mit den Expertisen habe ich<br />
mich bereits befasst. Der negative Trend<br />
der letzten Jahre wird hiermit auf drastische<br />
Weise bestätigt.<br />
Wie ist die Situation bei den Häusern,<br />
die Sie <strong>als</strong> Wirtschaftsprüfer betreuen?<br />
Schulte: Ähnlich, wobei man sicherlich<br />
nach Häusern in kommunaler oder privater<br />
Trägerschaft unterscheiden muss.<br />
Sind denn bereits alle Möglichkeiten zur<br />
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation<br />
ausgeschöpft?<br />
Schulte: Die meisten Krankenhäuser haben<br />
schon eine ganze Reihe von Maßnahmen<br />
durchgeführt, um wirtschaftlich<br />
zu überleben.<br />
Können Sie einige Beispiele nennen?<br />
Schulte: Ich weiß, dass Krankenhäuser<br />
mit verschiedenen Maßnahmen positive<br />
Erfahrungen gemacht haben. Hierzu gehören<br />
sicherlich auch das Auslagern des<br />
Reinigungsservices, ein zentraler Einkauf<br />
und natürlich die Zusammenarbeit<br />
mit einem Catering-Service. Durch den<br />
intensiven Kontakt mit einem Abrechnungsdienstleister<br />
habe ich allerdings<br />
erfahren, dass noch weitere Optimierungsmöglichkeiten<br />
möglich sind.<br />
Die Privatliquidation ist aber nichts<br />
Neues? Sie ist doch schon weitestgehend<br />
an Abrechnungsstellen vergeben.<br />
Schulte: Nein, ich denke hier an die Abrechnungen,<br />
die in der Klinikambulanz<br />
anfallen oder an die große Zahl von Reklamationen,<br />
die im Rahmen der DRG-<br />
Abrechnung zu bearbeiten sind.<br />
Das sind doch Leistungen, die erfolgreich<br />
von den Mitarbeitern der Krankenhäuser<br />
abgerechnet werden?<br />
Schulte: Das ist richtig. Dennoch gibt es<br />
an der Qualität der Abrechnung einiges<br />
zu verbessern. Spezialisten auf diesem<br />
Gebiet sind etwa das Team der Medipa<br />
GmbH mit Sitz in Mülheim an der Ruhr.<br />
Sie unterstützte im vergangenen Jahr<br />
eine Studie der FH Ansbach zum Thema:<br />
Empirische Analyse zum Abrechnungsverhalten<br />
in deutschen Krankenhäusern,<br />
bei der ein deutlicher Honorarausfall in<br />
der Ambulanzabrechnung festgestellt<br />
wurde. In 68 Prozent der Fälle betrug<br />
er mindestens 15.000 Euro, während<br />
41 Prozent dieser Kliniken sogar einen<br />
Ausfall von 50.000 Euro und mehr verzeichneten.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
bestätigte mir Heinz Giesen, Geschäftsführer<br />
der medipa, dass bei von Kliniken<br />
beauftragten Rechnungsprüfungen oft<br />
Honorarlücken von 15 Prozent und<br />
weitaus mehr ausgewiesen werden.<br />
Auch bei kleineren und mittleren Krankenhäusern<br />
kommen hierdurch schnell<br />
Beträge von 70.000 Euro und mehr<br />
zusammen.<br />
Sie erwähnten die DRG- Abrechnung. Ist<br />
hier der mögliche Honorarausfall deutlich<br />
höher?<br />
Schulte: Ja, man kann davon ausgehen,<br />
dass Mitarbeiter der Kliniken die DRG-<br />
Abrechnung erstellen. Dies erfolgt nicht<br />
immer zeitnah und nicht ohne Reklamationen<br />
der Kassen. Das Prüfvolumen des<br />
Medizinischen Dienstes betrug 2007 1,7<br />
Millionen Fälle. Diese Reklamationen<br />
führen zu Nacharbeiten im Krankenhaus<br />
und, dies geschieht oft nicht zeitnah.<br />
Können Sie uns auch hierzu Zahlen<br />
nennen?<br />
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN<br />
Heinrich Schulte: Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater in der Steuerberatungsgesellschaft<br />
Schulte: Nehmen wir einmal an, dass<br />
10 Prozent der abgerechneten DRG-<br />
Leistungen reklamiert werden. Dies entspricht<br />
bei einem mittleren Krankenhaus<br />
etwa 2.000 DRG- Abrechnungen. Laut<br />
GSG-Consulting wird der durchschnittliche<br />
DRG-Fall mit 925 Euro berechnet. In<br />
dem genannten Beispiel beträgt das Reklamationsvolumen<br />
1,8 Millionen Euro.<br />
Diese Fälle müssen daher kurzfris tig bearbeitet<br />
werden, um die Liquiditätslücke<br />
rapide zu minimieren.<br />
Welche Schlussfolgerungen können Sie<br />
nun ziehen?<br />
Schulte: Man sollte prüfen, ob alle<br />
Ambulanzabrechnungen und die Bearbeitung<br />
der DRG-Reklamationen zeitnah<br />
erfolgen. Der Personalabbau in der<br />
Verwaltung verursacht insbesondere in<br />
Urlaubs- und Krankheitsfällen erhebliche<br />
Arbeitsrückstände, die nur mit externer<br />
Unterstützung abgearbeitet werden<br />
können. Insbesondere durch die starke<br />
Verlagerung von stationären Fällen ins<br />
ambulante Operieren sollte die Ambulanzabrechnung<br />
nicht unterschätzt<br />
werden. Auch die Auslagerung von<br />
Abrechnungstätigkeiten sollte zeitnah<br />
entschieden werden.