02_ Konzernlagebericht | wirtschaftliche Rahmenbedingungen2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen2.1 Gesamtwirtschaftliche LageAllgemeine wirtschaftliche EntwicklungDie globale Wirtschaft hat 2009 die schwerste Rezession seit demZweiten Weltkrieg durchlitten. Nach dem massiven Einbruch im Winterhalbjahr2008/09 wurden von Seiten der Regierungen weltweit umfangreicheMaßnahmen gegen die weltweite Finanz- und Wirtschaftskriseeingeleitet. Die Geldpolitik wurde stark gelockert, dabei wurdenunter anderem die Notenbankzinsen drastisch gesenkt. MassiveKonjunkturprogramme sollten dem rasanten konjunkturellen Einbruchentgegenwirken.Als Folge setzten im zweiten Quartal wieder erste Erholungssignaleein. Ende September 2009 schließlich sprach der Internationale Währungsfonds(IWF) davon, dass die Rezession auslaufe. Dennoch verliefder Aufschwung in vielen Ländern zunächst schleppend, weil privateHaushalte und Unternehmen nach wie vor mit einer Konsolidierungihrer Finanzen und mit Schuldenabbau beschäftigt waren.Insgesamt sank die Weltwirtschaft gemessen an der globalen Wirtschaftsleistung(reales Bruttoinlandsprodukt, BIP) laut dem Institutfür Weltwirtschaft Kiel (ifw) gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozent.Dabei konnten die starken Wirtschaftsnationen in den letzten Monaten2009 wieder zulegen und verloren nicht so massiv wie noch zuBeginn des Jahres 2009 angenommen.Entwicklung wichtiger WährungenFür die S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong> sind die wichtigsten Fremdwährungen: US-Dollar,Britisches Pfund, Brasilianischer Real und Japanischer Yen. Der US-Dollarstabilisierte sich im Jahresmittel gegenüber dem Vorjahr.Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme von Venezuela reduzierte dievenezolanische Regierung Anfang 2010 den <strong>of</strong>fiziellen Wechselkurszwischen der Landeswährung Bolivar und dem US-Dollar von 2,15 auf4,30 Bolivar je US-Dollar. Zum Jahresende 2009 betrug der Parallelmarktkurs5,97 Bolivar je US-Dollar. Aufgrund des negativen Ausblicksfür Venezuela werden wir in Zukunft die Währungsumrechnung zumParallelmarktkurs vornehmen. Durch diese Umstellung wird sich derUmsatz- und Ergebnisbeitrag dieser Landesgesellschaft zukünftig deutlichreduzieren. Darüber hinaus wird Venezuela nunmehr als Hochinflationslandeingestuft. Die sich daraus ergebenden Auswirkungenauf den S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong>-Konzern sind allerdings vernachlässigbar.Die folgende Tabelle weist die Wechselkurse der betreffenden Währungengegenüber dem Euro im Vergleich zum Vorjahr aus:USAIn den USA schrumpfte die Wirtschaft im Gesamtjahr um 2,5 Prozent.Damit sind die USA scheinbar glimpflicher durch die Finanz- und Wirtschaftskrisegekommen als der Euro-Raum (–4,0 Prozent). Dies istbemerkenswert, da die USA der Ausgangspunkt der Krise waren.Im ersten Halbjahr 2009 hatte sich die Konjunkturentwicklung spürbarverlangsamt. Schon im dritten Quartal 2009 verzeichnete das Bruttoinlandsproduktjedoch wieder eine positive Zuwachsrate, getragen vomprivaten Konsum. Damit hat die US-Wirtschaft die Talsohle durchschritten,nicht zuletzt dank eines massiven Konjunkturprogramms. Auch diezunehmende Entspannung an den Finanz- und Immobilienmärkten unddie Aufhellung der außenwirtschaftlichen Perspektiven wirkten positiv.EuropaDie europäische Wirtschaft war vor allem im ersten Quartal 2009massiv von der Finanz- und Wirtschaftskrise betr<strong>of</strong>fen. Jedoch ist derTiefpunkt <strong>of</strong>fenbar im Frühjahr durchschritten worden; ab der Jahresmittesetzte eine allmähliche Erholung ein. Dazu trugen insbesonderedie angestiegenen Exportraten und die laufenden Konjunkturprogrammebei. Insgesamt ist die Wirtschaft des Euro-Raums um 4,0 Prozent gesunken.Die deutsche Wirtschaft war auf Grund ihrer Exportabhängigkeitbesonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie konntezwar ab dem dritten Quartal dank ihrer verbesserten Außenwirtschaftwieder zulegen, dies aber von einer niedrigen Basis aus. So ist dasBIP in Deutschland um 5,0 Prozent gesunken.AsienAuch die asiatische Wirtschaft konnte sich den allgemeinen negativenImpulsen nicht vollständig entziehen. Jedoch konnten die meistenVolkswirtschaften nach dem zeitweiligen Einbruch ihrer Exporte eineschnelle Konjunkturwende einleiten. Auch hier wirkten umfangreichegeldpolitische Maßnahmen sowie massive Konjunkturprogramme, diedie Binnennachfrage anregten. Japan war jedoch insgesamt durch seinehohe Exportabhängigkeit stark von der Krise betr<strong>of</strong>fen. Auch wenn sichdie japanische Wirtschaft seit dem Frühjahr langsam wieder erholt, istdas BIP im Gesamtjahr 2009 um 5,6 Prozent gesunken. China hingegenwar von der Finanzkrise weniger betr<strong>of</strong>fen und konnte dank einesmassiven Konjunkturprogramms auch in der globalen Krise wachsen.So stieg hier das BIP um 8,6 Prozent.LateinamerikaAnders als die Industrienationen ist Lateinamerika etwas weniger vonder globalen Wirtschaftskrise betr<strong>of</strong>fen. Zwar sank das BIP für die gesamteRegion 2009 um 2,7 Prozent, für das laufende Jahr wird jedochSTICHT<strong>AG</strong>SKURS (1 EUR)US-DollarBrasilianischer RealBritisches PfundJapanischer Yen31.12.20091,44052,50970,8900133,0631.12.2008 Veränderungder Fremdwährungin %1,3976 – 3,13,2574 23,00,9589 7,2126,40 – 5,3Durchschnittskurs (1 EUR)US-DollarBrasilianischer RealBritisches PfundJapanischer Yen31.12.20091,39312,77050,8914130,1931.12.2008 Veränderungder Fremdwährungin %1,4705 5,32,6714 – 3,70,7967 – 11,9152,28 14,5Quelle: CommerzbankQuelle: Commerzbank54S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong> Geschäftsbericht 2009
02_ Konzernlagebericht | Geschäftsverlauf und wirtschaftliche lageschon wieder eine positive Wachstumsrate erwartet. Mildernd wirktenhier Maßnahmen, die die meisten Staaten schon vor der Krise eingeleitethatten. So sind etwa die Finanzsysteme unter strengere Kontrollengestellt und Staatsschulden abgebaut worden. Eine besondere Rolle,aufgrund seiner zentralen Bedeutung für die politische und wirtschaftlicheEntwicklung Lateinamerikas, stellt die brasilianische Wirtschaft dar,2008 noch um 5,1 Prozent gewachsen, 2009 um 0,2 Prozent gesunken.Der brasilianische Markt zeigte sich jedoch weniger beeinträchtigtdurch die globale Wirtschaftskrise als die etablierten Märkte. Insgesamterholte sich die Industrieproduktion, die am Jahresanfang besondersstark eingebrochen war, in den letzten Monaten bereits wieder.2.2 BranchenentwicklungDer ITK-Markt in Deutschland (Markt für Informationstechnologie, Telekommunikationund Unterhaltungselektronik) umfasst den IT- und denTelekommunikationssektor. Der IT-Markt enthält die Segmente IT-Zubehör(Hardware), S<strong>of</strong>tware und IT-Dienstleistungen. Der Telekommunikationssektorumfasst Netzinfrastruktur, Telekommunikationsausstattungfür Endverbraucher sowie Telekommunikationsdienstleistungen.Die S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong> zählt als Anbieter von Systems<strong>of</strong>tware zum MarktsegmentS<strong>of</strong>tware und IT-Dienstleistungen innerhalb der ITK-Branche.ITK-MarktIn der Europäischen Union ist der ITK-Markt laut European InformationTechnology Observatory (EITO) im abgelaufenen Geschäftsjahr um2,2 Prozent auf 718 Milliarden Euro zurückgegangen. Die globaleWirtschaftskrise hat den ITK-Sektor damit weniger stark als andereBranchen belastet. In Deutschland ist der ITK-Markt 2009 um 2,5Prozent auf 142 Milliarden Euro geschrumpft und hat sich damitbesser entwickelt als die Gesamtwirtschaft.IT-MarktDas Marktforschungsunternehmen Gartner nimmt an, dass der weltweiteUmsatz der IT-Branche 2009 um etwa 5,0 Prozent gesunken ist. Der IT-Markt der Europäischen Union ist 2009 gemäß BITKOM um 2,6 Prozentauf 299 Milliarden Euro zurückgegangen. Insbesondere von der Krisebetr<strong>of</strong>fene Unternehmen, zum Beispiel aus dem Maschinen- oder Fahrzeugbau,haben IT-Projekte verschoben. Der Umsatz mit Outsourcing-Services ist in der EU jedoch gegen den Trend um 4,0 Prozent auf 66Milliarden Euro gestiegen. Der deutsche IT-Markt ist laut BITKOM um2,6 Prozent auf 65,4 Milliarden Euro zurückgegangen. Nur leicht verkleinertesich der Markt für IT-Dienstleistungen um 0,2 Prozent auf 33 MilliardenEuro.S<strong>of</strong>twaremarktGemäß der „Truffle 100 Europe“ Rangliste vom November 2009 ist dieS<strong>of</strong>twarebranche wichtiger Wachstumsmotor in modernen Volkswirtschaften.Damit nimmt die Bedeutung einer leistungsfähigen S<strong>of</strong>twarebranchefür die Wirtschaft von Jahr zu Jahr zu. Die S<strong>of</strong>twarebranche inEuropa entwickelte sich auch in der Krise besser als die übrigen europäischenWirtschaftszweige.Der deutsche S<strong>of</strong>twaremarkt ist 2009 um 3,2 Prozent auf 14,6 MilliardenEuro gesunken im Vergleich zu einem Rückgang der gesamten deutschenWirtschaftsleistung um 4,9 Prozent.2.3 Veränderte rechtliche Rahmenbedingungen2009 haben sich keine Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungenergeben, die sich wesentlich auf unser Geschäft ausgewirkt hätten.3 Geschäftsverlauf undwirtschaftliche Lage3.1 Zusammenfassende Beurteilung des GeschäftsverlaufsAuch in Zeiten einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, der schlimmstenRezession seit dem Zweiten Weltkrieg, hat die S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong>erfolgreich gewirtschaftet. Wir haben erneut das beste Geschäftsjahrin der Unternehmensgeschichte abgeschlossen und in allen wesentlichenKennzahlen Höchstwerte erzielt. Dies erreichten wir abermalsdurch die konsequente Umsetzung unserer auf Wachstum ausgerichtetenUnternehmensstrategie. Mit der Akquisition der IDS Scheer <strong>AG</strong>und der Kombination der beiden Produktportfolien decken wir diegesamte Wertschöpfungskette bei Business <strong>Process</strong> ManagementLösungen ab und erhalten einen erweiterten Marktzugang sowieeine gestärkte Marktpositon und Unternehmensgröße. Durch denZusammenschluss entsteht der globale Marktführer für Business<strong>Process</strong> Excellence mit einem erwarteten Jahresumsatz von etwaeiner Milliarde Euro und mehr als 6.000 Mitarbeitern. (Siehe hierzuStrategie, S.8; Übernahme IDS Scheer <strong>AG</strong>, S.14.)Im Geschäftsjahr 2009 konnten wir auch das 40jährige Unternehmensjubiläumfeiern. Als erstes S<strong>of</strong>twareunternehmen Europas wurdedie S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong> am 30. Mai 1969 gegründet – und ist nun eines derführenden internationalen S<strong>of</strong>twarehäuser. Die damals entwickelteDatenbank Adabas ist noch heute die schnellste Datenbank der Welt.Dr. Peter Schnell, einer der Unternehmensgründer und langjähriger Vorstandsvorsitzenderder S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong>, gründete 1992 die S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong>-Stiftung. Die S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong>-Stiftung hält rund 29 Prozent der Aktien derS<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong>.Maßnahmen gegen die globale Finanz- und WirtschaftskriseDie S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong> hat im vergangenen Geschäftsjahr bewiesen, dasssie auch für Krisenzeiten, wie die anhaltende globale Wirtschaftskrise,gut aufgestellt ist, denn wir verfügen über ein robustes Geschäftsmodellmit drei unterschiedlichen Geschäftsbereichen, einer großenAnzahl von Bestandskunden mit langfristigen Wartungsverträgen inallen Branchen und einer breiten globalen Präsenz. Dabei können wirauf ein weltweit führendes, innovatives Produktportfolio zurückgreifen,das den Kunden helfen kann, Kosten zu reduzieren oder dieIT-Systeme effizienter zu machen. Unsere globale Unternehmensstrukturist einerseits skalierbar und anderseits flexibel genug, umregionale Unterschiede auszugleichen. (Siehe hierzu Umsatz- undErgebnismonitoring wichtige Ausgangsbasis, S. 53.)In einem 10-Punkte-Plan haben wir Anfang 2009 proaktiv Maßnahmenfestgelegt, um die Auswirkungen der weltweiten Finanz- undWirtschaftskrise bestmöglich abzumildern und sogar gestärkt aus derKrise hervorzugehen. Die Prioritäten lagen dabei auf einer genauenSituationsanalyse und einem darauf aufbauenden entschlossenenHandeln. Wir haben den Cashflow und die Liquidität – auch durch eingewissenhaftes Kostenmanagement – gesichert und uns auf dasfokussiert, was wirklich wichtig für unser Geschäft ist. Das operativeManagement basiert auf unseren zuverlässigen Management-Informationssystemen.Außerdem haben wir Pläne für unterschiedlicheKrisenszenarien und deren Auswirkungen erstellt.Drei Unternehmen akquiriertUnsere Unternehmensstrategie basiert neben dem organischen auch aufexternem Wachstum durch Mergers & Acquisitions (M&A). Im Geschäftsjahr2009 haben wir unser Geschäft durch drei Übernahmen gestärkt:2 |S<strong>of</strong>tware <strong>AG</strong> Geschäftsbericht 2009 55