Niehaus 18 schreibt: „Kompiliert wurden die Techniken von einem Gremium unter der Leitung Kanos,dem folgende Personen angehörten: Yoshiaki Yamashita, Hidekazu Nagaoka, Kunio Murakami,Tsunetane Oda und Shojiro Hashimoto."Es gibt aber auch Quellen, die nahe legen, dass Jigoro Kano an der Überarbeitung der Go-kyo von1920 inhaltlich überhaupt nicht beteiligt war, sondern rein formal als Oberhaupt den Vorsitz führte.So schreibt Geoff Gleeson: „Es ist wichtig zu vermerken, dass Kano bei der Formulier-ung der heutebestehenden Go-kyo seine Hand nicht im Spiel hatte..." 19Ab 1920 verfügte das Kodokan-Judo somit über 48 offiziell benannte Wurftechniken, wovon sich 40Würfe in den fünf Stufen der Go-kyo befanden und 8 weitere Würfe aus der alten Go-kyoherausgenommen worden waren („Habukareta-waza“ = herausgenommene Techniken).Bei einigen Autoren wird auch der Begriff „Rokkyo“ (sechste Stufe) für diese Würfe verwendet,sozusagen als eine Erweiterung der Go-kyo von fünf auf sechs Stufen. Dabei ist jedoch festzuhalten,dass der Begriff „Rokkyo“ vom Kodokan nirgends verwendet wird.Warum wurden die Techniken der Go-kyo auf diese Art zusammengestellt?Geoff Gleeson 20 , einer der ersten Europäer nach dem 2. Weltkrieg im Kodokan, schreibt etwassüffisant in seinem Buch "All about Judo" (London 1975, S. 14): "Yamashita und Nagaoka, beide 10.<strong>Dan</strong> (Yokoyama war zwischenzeitlich verstorben) sowie Mifune (9. <strong>Dan</strong>) und "einige andere 8. <strong>Dan</strong>"machten sich an den Job, auszusortieren, was herausgenommen und was hinzugefügt werden sollte".Gerade so, als ob es dabei allein auf Lust und Laune der beteiligten Großmeister angekommen sei,ohne jedwede Ordnung, ohne Leitidee, ohne Konsequenz.Bis heute (damit meint er die Zeit um 1975) gibt es lt. Gleeson „keinerleiErklärungen dafür, warum die eine Gruppe von Techniken heraus- unddafür die andere Anzahl hinein genommen wurde. Kein Versuch wurdeunternommen, zu erklären, warum die Techniken gerade in diesetraditionelle Gruppierung von 5 Gruppen a´ 8 Techniken eingeteilt wurden(go = 5; Kyo = Unterricht oder Gruppe – daher: Go-kyo). Hinter demganzen Anspruch, der „Schlüssel zum Judo” – also die Go-kyo – zusein, steckt nicht mehr, als dass sie irgendeine Form von Lehranweisungdarstellt. Man beginnt mit De-ashi-barai (1. Gruppe, 1. Wurf), machtweiter mit Hiza-guruma (1. Gruppe, 2. Wurf) und begibt sich dann18"Leben und Werk Kano Jigoros" (Würzburg 2003) auf Seite 31919Niehaus merkt in seinem Buch an (2003, S. 85), dass nicht nur Kano sondern auch andere hohe Vertreter des Kodokan sich um diePromotion des Judo bemühten und nennt dabei Kyuzo Mifune (1883-1965) und Shuichi Nagaoka. Kano habe nach seiner Pensionierungab 1920 ein nahezu „päpstliches Reisekontingent“ gehabt, sei also auf gut deutsch nur sehr selten im Kodokan gewesen. Dietägliche Arbeit wurde von seinen ranghöchsten Schülern geleistet. Brian N. Watson, sein Biograf schreibt: „Im Januar 1920 trat Kanooffiziell als Direktor des Tokiyo Teachers´ Training Collaege <strong>zur</strong>ück. <strong>Dan</strong>ach konzentrierte er sich auf den Kodokan und machteverschiedene Überseereisen.“ („The Father of Judo“, Tokyo 2000, S. 103). Watson (2000, S. 194) konkretisiert: Kano tritt von seinem Postenals Leiter des Tokyo Teachers´ Training College <strong>zur</strong>ück. Er erhält eine Auszeichnung der japanischen Regierung für seine gewissenhaftenDienste an der Gesellschaft. Am 6. Juni verlässt Kano Japan, um zu den 7. Olympischen Spielen in Antwerpen zu reisen. Er macht zudemseine fünfte Tour zu europäischen Erziehungseinrichtungen. Er kehrt am 11. Februar 1921 nach Japan <strong>zur</strong>ück und unternimmt schon balddarauf seine sechste Tour hinsichtlich der Erziehungseinrichtungen in Übersee. In diesen 8 Monaten besuchte er u.a. New York, SanFrancisco, South Hampton, London, Antwerpen, Brüssel, Paris, Prag, Wien, Innsbruck, Zürich, Genf und Paris (vgl. Niehaus 2003, S. 119,Anmerkung 349)20Der britische Judoka Geoff Gleeson galt in dieser Zeit als einer der schärfsten Kritiker der Go-kyo. Gleeson, der 1947 mit dem Judobegann, war ein sehr erfolgreicher Kämpfer, Trainer und Sportwissenschaftler. !951 stand er im Finale der Europameisterschaften in der 3.<strong>Dan</strong>-Klasse und in der Offenen Klasse. Von 1955-1957 war er Kapitän der britischen Nationalmannschaft, nachdem er von 1952 bis 1955ein Stipendium in Japan absolviert hatte und erster ausländischer Student des Kodokan wurde. Vierzehn Jahre lang war er britischerNationalcoach. In Deutschland wurde er durch seine ungewöhnlichen methodischen Ansätze beim Trainerkongreß 1972 in Karlsruhebekannt. Gleeson ist Autor zahlreicher innovativer Judobücher sowie zahlreicher Lehrfilme über Methodik des Judo. Gleesons oftprovokante, stets pointierte und belesene Art verschaffte ihm ebenso zahlreiche Anhänger wie unerbittliche Gegner. Er polarisierte seineZuhörer – aber er lies kaum jemanden unberührt in der Judowelt. Geoff Gleeson, 7. <strong>Dan</strong>, starb 198936
geradewegs bis zu Yoko-gake (5. Gruppe, 8. Wurf). Man könnte sagen, dass die Schwierigkeiten derAusführung auf eine ziemlich nebulöse Art von Anfang bis Ende ständig zunehmen – aber stimmtdies auch bei näherer Betrachtung?Es scheint nur sehr wenig Rationalität dabei verwendet worden zu sein, die Reihenfolge der Technikenfestzulegen, z.B. welche Art der Überlappung oder Übertragung kann festgestellt werden von Nr. 23Tomoe-nage zu Nr. 24 Kata-guruma?Tatsächlich weist auch Kudo 21 , der Autor dieses speziellen Abschnitts in ”Judo Koza” 22 ganz deutlichdarauf hin, dass seiner Meinung nach die heutige Go-kyo nicht als etwas angesehen werden dürfe, mitdem alle oder auch nur die besten Techniken abgedeckt würden. Um dies besonders zu betonen,stellte er der offiziellen Liste der 40 Würfe, 23 eigene Wurftechniken <strong>zur</strong> Seite, darunter so wunderbarbenannte Würfe wie Kuchiki-taoshi (”Fall des morschen Baumes”) und No-waki (”Feld-Einteilung”). 23 “Im Internet erläutert „reaktivator“, dass „zum Thema Go-kyo es leider tatsächlich so ist, dass sichselbst in den mittlerweile (auf Japanisch) veröffentlichten mehr als 5.000 Seiten (!) der gesammeltenWerke von Jigoro Kano kein Text mit Ausführungen zu den Gründen für die Auswahl und Anordnungder Techniken innerhalb der Go-kyo findet.“ Reaktivator fährt fort: „Aufgrund meiner bescheidenenKenntnisse der Quellenlage halte ich es auch für eher unwahrscheinlich, dass in irgendwelchen"Geheim-Archiven" noch bislang unbekannte Texte von ihm zu diesem Thema schlummern“. 24 Auchvon der weiter oben genannten Arbeitsgruppe (Yamashita, Nagaoka, Murakami, Oda, Hashimoto,Mifune) sind keinerlei Aufzeichnungen bekannt. Daher sind alle Versuche, der Go-kyo irgendeinedurchgehende Struktur zu unter-stellen oder in sie hinein zu interpretieren nichts weiter als„persönliche Interpretationen und/oder Spekulationen.“ 25Nach Mahito Ohgo (1974,11) „enthält die heutige Go-kyo die für die Praxis unbedingt notwendigenTechniken und fast alle gebräuchlichen Kampftechniken des modernen Judo.Andererseits sind in ihr auch einige Techniken erhalten geblieben, die durch diemoderne Kampfweise fast unnötig geworden sind.“ Ohgo sah die Techniken derersten beiden Stufen als Grundtechniken an, „mit Ausnahme von Uki-goshi, O-goshi, Koshi-guruma, wegen ihrer negativen Wirkung auf später zu erlernende,erfolgreiche Wettkampftechniken.“ (ebenda).Zum technischen Fortschritt gehörten nach Ohgo „die meisten Techniken derdritten, vierten und fünften Stufe, die (zu früh gelernt) zu einer falschen, nichterfolgreichen Gewohnheit führen können.“ (Ohgo, 1974, 12)21Kazuzo Kudo, 9. <strong>Dan</strong>, Autor der Bücher ”Dynamic Judo”, deutsch ”Judopraxis”, Sprendlingen 196922”Judo Koza”, 5. Auflage, All Japan Judo Association 195523Wolfgang Hofmann (Silbermedaillengewinner 1964, -80kg) bezeichnete die Go-kyo als ”nicht mehr –aber auch nicht weniger als eine alte,klassische, schöne Stoffsammlung” (Hofmann 1978 nach Klocke 1980, 97 ”Ein Beitrag <strong>zur</strong> Didaktik des Judounterrichts- vom japanischenWeg zum europäischen Sport, Köln 1980)24dasjudoforum.de, Post von reaktivator vom 27.08.2008 im Faden Re: Nostalgie: Die Go-kyo / Verständnis der Go-kyo25wieder „reaktivator“ in: dasjudoforum.com Re: Nostalgie: Die Go-kyo / Verständnis der Go-kyo, Post vom 30.08..200837
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