Zeittafel zur Kindergartengeschichte - F-rudolph
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Einrichtungen des Staates sind, Trägerschaft, Finanzierung und Betrieb lagen aber bei den<br />
Kommunen oder bei anderen Körperschaften. Die „Aufsicht und die Direktion“ über die Schulen<br />
war der „Gerichtsobrigkeit eines jeden Ortes“ unterstellt, die Geistlichkeit sollte dabei zugezogen<br />
werden. Die Schulbezirke stimmten im Allgemeinen mit den Kirchenbezirken überein.<br />
1819 – Preußischer Unterrichgesetzentwurf (von J.W. Süvern).<br />
1854 – Preußische Regulative über die Elementarschulen.<br />
6. Johann Friedrich Oberlin und die ersten Kleinkinderschulen ab 1769 31<br />
1750-1767 – Johann Georg Stuber, der Vorgänger von Oberlin, ist Pfarrer im Steintal.<br />
1740 August 31 – Johann Friedrich Oberlin wird geboren.<br />
1755-1761 – Theologiestudium an der Universität Strassburg.<br />
1760 – Oberlin setzt seine später mehrfach erneuerte „Akte der Gottesweihe“ auf.<br />
1762-1765 – Hauslehrer im Haushalt des Strassburger Arztes Ziegenhagen.<br />
1763 November 4 – Louise Scheppler wird in Bellefosse geboren, als drittes Kind und zweite<br />
Tochter unter sechs Geschwistern.<br />
1763 November 5 – Louise Scheppler wird von Pfarrer Stuber getauft.<br />
1762-1765 – Oberlin ist Hauslehrer in Strassburg.<br />
1765-1767 – Oberlin bereitet sich auf das geistliche Amt vor. Er ist durch Herrnhut beeinflusst.<br />
1766 – Oberlin legt sich eine Naturaliensammlung an.<br />
1766 – Oberlin lernt den Steintaler Pfarrer Stuber kennen.<br />
1767 Juni 12 – Oberlin legt sein theologisches Schlussexamen in Strassburg ab. Im gleichen Jahr<br />
wird er Pfarrer in Waldersbach. Im 18. Jahrhundert gibt es im Steintal zwei Kirchengemeinden,<br />
Waldersbach und Rothau. Oberlin übernimmt die Kirchengemeinde Waldersbach, die aus den<br />
fünf Dörfern Fouday, Solbach, Waldersbach, Bellefosse und Belmont besteht und aus den drei<br />
Weilern la Hutte, le Trouchy und le Pendbois. Das Steintal ist eine lutherisch-evangelische<br />
französischsprachige Grafschaft mit schwierigen Lebensbedingungen. Die Ackerbauflächen sind<br />
un<strong>zur</strong>eichend, das Klima ist rau, das Hüttenwerk in Rothau ist die einzige Industrie.<br />
1768 Juli 6 – Oberlin heiratet Magdalena Salome Witter.<br />
1768 – Sara Banzet (1745-1774) sammelt Kinder in ihrer privaten Strickstube.<br />
1769 September – Oberlin hört, dass Sara Banzet in Belmont aus eigenem Antrieb Kinder um<br />
sich sammelt, um sie das Stricken zu lehren. Er gründet 1769 zusammen mit Sara Banzet die<br />
erste Kleinkinderschule, die er „Strickstube“ nennt. In diesen Schulen wird auf spielerische Weise<br />
eine Erweckungspädagogik angewandt.<br />
1769 Mai 31 – Die Arbeiten am Schulhaus in Walderbsbach beginnen. Grundsteinlegung.<br />
1770 – Oberlin errichtet Strickstuben in Belmont mit Sara Banzet, in Bellefosse mit Madeleine<br />
Banzet und in Waldersbach mit Anne Catherine Gagnière als „Leiterinnen“. Die Mädchen sind die<br />
„Leiterinnen der zarten Jugend“. Das Lernen geschieht durch Stricken, durch Spiel und durch<br />
praktisches Tun. Diese Einrichtung war eine Kleinkinderschule. 32<br />
1771 – Das Steintal, vorher Lehen des Grafen d´Argenson, wird von Baron Johann von Dietrich<br />
als Lehen gekauft.<br />
1771 – Oberlin notiert, dass Louise Scheppler „durch die Gnade berührt“ sei.<br />
1773 – Einführung der Baumwollspinnerei und Baumwollweberei im Steintal durch den<br />
Fabrikanten Reber auf Initiative von Oberlin.<br />
1774 – Oberlin erwägt die Auswanderung nach Ebenezer in der britischen Kolonie Georgia in<br />
Nordamerika. Die Sache zerschlägt sich aber.<br />
1774 – Sara Banzet stirbt im Alter von 28 Jahren. Louise Schepplers Mutter stirbt im Alter von 40<br />
Jahren, Louise ist 10 Jahre alt.<br />
1774 August 11 – Grundsteinlegung für ein Schulhaus in Bellefosse.<br />
1778 Januar 20 – Der Dichter Reinhold Lenz kommt nach Waldersbach.<br />
31 Quellen <strong>zur</strong> Kleinkindererziehung Nr. 14; Psczolla (1979), Psczolla (1988), Psczolla (1989); Kurtz; Krecker 89-92;<br />
Konrad, 28-32; Gehring, 16-34; Hoffmann, 15f, 84f; Aden-Grossmann 21f; McCann/Young, 138f.<br />
32 Psczolla schreibt: „Nur aus Unkenntnis der wahren Verhältnisse können diese Kleinkinder- und Kleinkinderstrick-<br />
und Strickschulen Oberlins… als Kinderbewahranstalten bezeichnet werden, - die Kinder wurden wohl vor Gefahren<br />
bewahrt, deshalb hat es dieser Begriff nicht verdient, abgewertet zu werden, - es handelt sich jedoch um vorschulische<br />
und sozialpädagogische Einrichtungen, in denen eher zu viel als zu wenig gelehrt wurde“, Psczolla (1979), 79f. Ein<br />
Besuch im Oberlin-Museum in Waldersbach macht das deutlich.