Linksextremismus - die unterschätzte Gefahr - Politik.ch
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der Studentenbewegung. Zu den vielfältigen Anlässen für das<br />
Aufbre<strong>ch</strong>en gehört der Protest gegen den Vietnamkrieg, gegen<br />
den „Muff“ der Adenauerzeit, gegen überholte gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Konventionen. Die Protestbewegung war, au<strong>ch</strong> in anderen<br />
europäis<strong>ch</strong>en Ländern und den USA, überwiegend getragen von<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en und Studenten, man könnte sie, zumal im Kontext<br />
der zur glei<strong>ch</strong>en Zeit entstehenden Popkultur, au<strong>ch</strong> als zweite<br />
Jugendbewegung na<strong>ch</strong> der ersten um <strong>die</strong> Jahrhundertwende<br />
bezei<strong>ch</strong>nen. Es spalteten si<strong>ch</strong> bald marxistis<strong>ch</strong>-leninistis<strong>ch</strong>e,<br />
trotzkistis<strong>ch</strong>e, maoistis<strong>ch</strong>e, stalinistis<strong>ch</strong>e und andere kleinere<br />
Gruppen ab, <strong>die</strong> unter Bezei<strong>ch</strong>nungen wie KPD/Aufbauorganisation,<br />
Revolutionärer Kampf, Kommunistis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulgruppe,<br />
Marxistis<strong>ch</strong>-Leninistis<strong>ch</strong>e Partei Deuts<strong>ch</strong>lands oder au<strong>ch</strong> Marxistis<strong>ch</strong>e<br />
Gruppe auftau<strong>ch</strong>ten (Koenen 2002: 257ff.). Sie überboten<br />
si<strong>ch</strong> in marxistis<strong>ch</strong>er Revolutionsrhetorik und hatten mit der<br />
Mehrheitsströmung des von der SPD vertretenen demokratis<strong>ch</strong>en<br />
Sozialismus gebro<strong>ch</strong>en, aber au<strong>ch</strong> mit der Nähe der DKP zur SED<br />
und der marxistis<strong>ch</strong>-leninistis<strong>ch</strong>en Theorie des staatsmonopolistis<strong>ch</strong>en<br />
Kapitalismus, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> <strong>Politik</strong> als Erfüllungsgehilfen des<br />
Kapitals betra<strong>ch</strong>tete.<br />
Die Spannungen zwis<strong>ch</strong>en der SPD und ihren Studentenorganisationen<br />
in der Zeit zwis<strong>ch</strong>en etwa 1960 und 1975 zeigen, wie si<strong>ch</strong><br />
demokratis<strong>ch</strong>er Sozialismus und Extremismus von links voneinander<br />
weiter lösen. Der Sozialistis<strong>ch</strong>e Deuts<strong>ch</strong>e Studentenbund<br />
(SDS), organisatoris<strong>ch</strong>er Kern der Studentenbewegung, war seit<br />
1946 der SPD angegliedert. 1961 wurden SDS-Mitglieder aus der<br />
SPD ausges<strong>ch</strong>lossen, da der Verband si<strong>ch</strong> radikalisiert hatte. Ähnli<strong>ch</strong><br />
ging es mit dem Sozialdemokratis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulbund (SHB),<br />
den <strong>die</strong> SPD 1960 als Alternative ins Leben gerufen hatte. Er ging<br />
an den Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen häufig Bündnisse ein mit dem DKP-nahen<br />
Marxistis<strong>ch</strong>en Studentenbund Spartakus und konterkarierte damit<br />
das Bemühen der SPD um Abgrenzung gegenüber jedweder Form<br />
sowjetkommunistis<strong>ch</strong> geprägter <strong>Politik</strong>. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wurde er der<br />
SPD zu radikal. 1974 löste sie si<strong>ch</strong> von ihrer in der marxistis<strong>ch</strong>en<br />
Orthodoxie verhafteten Studentenorganisation, an deren Stelle<br />
dann <strong>die</strong> Juso-Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulgruppen traten.