Linksextremismus - die unterschätzte Gefahr - Politik.ch
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Einige der sogenannten K-Gruppen existieren weiter, ebenso andere,<br />
im Umfeld der neuen sozialen Bewegungen der a<strong>ch</strong>tziger<br />
Jahre entstandene Gruppierungen. Die sogenannten „Autonomen“,<br />
militante linksextremistis<strong>ch</strong> beeinflusste Jugendli<strong>ch</strong>e, <strong>die</strong><br />
vor allem bei gewaltbereiten Aufmärs<strong>ch</strong>en und Demonstrationen<br />
von si<strong>ch</strong> reden ma<strong>ch</strong>en, sorgen für intensive polizeili<strong>ch</strong>e Aufmerksamkeit,<br />
aber sie liefern kein wirkli<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>es Programm. Hier<br />
lassen si<strong>ch</strong> allenfalls Bru<strong>ch</strong>stücke aus der Ideenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Anar<strong>ch</strong>ismus<br />
wiederfinden wie etwa <strong>die</strong> Ablehnung des Staates und<br />
der Glaube an eine Gesells<strong>ch</strong>aft ohne Ma<strong>ch</strong>t und Herrs<strong>ch</strong>aft.<br />
Die Szene der kommunistis<strong>ch</strong>en Parteien ist na<strong>ch</strong> dem Ende der<br />
Sowjetunion und der DDR beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t. Die DKP<br />
kämpft weiter für <strong>die</strong> sozialistis<strong>ch</strong>e Revolution na<strong>ch</strong> leninistis<strong>ch</strong>em<br />
Vorbild. Am linken Rand der PDS sorgt <strong>die</strong> kommunistis<strong>ch</strong>e<br />
Plattform gelegentli<strong>ch</strong> für Aufsehen, aber insgesamt spielt <strong>die</strong><br />
extreme Linke in Deuts<strong>ch</strong>land heute kaum eine politis<strong>ch</strong>e Rolle.<br />
Die Theorie Lenins über Partei und Organisation wird jedo<strong>ch</strong> dazu<br />
beitragen, <strong>die</strong> Reste der linksextremen Szene zu stabilisieren,<br />
liefert sie do<strong>ch</strong> einen ents<strong>ch</strong>eidenden Re<strong>ch</strong>tfertigungsgrund für<br />
<strong>die</strong> Existenz au<strong>ch</strong> kleiner linksextremer Parteien: Lenin zufolge<br />
kann nur eine aus Berufsrevolutionären zusammengesetzte Kaderpartei<br />
mit dem ri<strong>ch</strong>tigen Klassenbewußtsein <strong>die</strong> revolutionäre<br />
Bots<strong>ch</strong>aft in <strong>die</strong> Arbeitermassen hineintragen – Grund genug also,<br />
dur<strong>ch</strong>zuhalten.<br />
Am Anfang des 21. Jahrhunderts, na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>ock des Zerfalls<br />
der Sowjetunion, gliedert si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> verbliebene politis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aft<br />
der kommunistis<strong>ch</strong>en Parteien in Europa in mindestens<br />
zwei vers<strong>ch</strong>iedene Strömungen (Moreau 2004: 53ff.): Die traditionalistis<strong>ch</strong>en<br />
Parteien, gewerks<strong>ch</strong>aftsorientiert, antikapitalistis<strong>ch</strong>,<br />
antisozialdemokratis<strong>ch</strong>, halten fest am Mythos der Oktoberrevolution<br />
und an den Theorien Lenins. Die reformkommunistis<strong>ch</strong>en<br />
haben ideologis<strong>ch</strong>en und spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Ballast abgeworfen, verstehen<br />
si<strong>ch</strong> weiter als antikapitalistis<strong>ch</strong>, gehen aber au<strong>ch</strong> Bündnisse<br />
mit den Sozialdemokraten ein. Beide Lager leiden unter<br />
dem Drama des Untergangs der Sowjetunion, der Überalterung<br />
ihrer Anhänger, dem Vers<strong>ch</strong>winden der Arbeiterklasse und der