Linksextremismus - die unterschätzte Gefahr - Politik.ch
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„Sozialistis<strong>ch</strong>en Experiments“ na<strong>ch</strong> außen verlagern gehören ehemalige<br />
Verantwortungsträger und SED-Funktionäre, MfS-Größen,<br />
zahlrei<strong>ch</strong>e DDR-Intellektuelle, ältere und jüngere Nostalgiker,<br />
zahlrei<strong>ch</strong>e Funktionsträger der Linkspartei.<br />
Differenziertere Verteidiger räumen innere Defekte <strong>die</strong>ses Experimentes<br />
ein, spre<strong>ch</strong>en aber denno<strong>ch</strong> von einer versäumtem<br />
Chance, <strong>die</strong> man ni<strong>ch</strong>t vom Grundsatz her ablehnen dürfe.<br />
Ihnen stehen unversöhnli<strong>ch</strong> Positionen gegenüber, <strong>die</strong> auf Mauer,<br />
S<strong>ch</strong>ießbefehl und Sta<strong>ch</strong>eldraht verweisen und in der DDR ein<br />
einziges großes Gefängnis sehen. Ein System, auf den Spitzen sowjetis<strong>ch</strong>er<br />
Bajonette erri<strong>ch</strong>tet und von deren Panzern ges<strong>ch</strong>ützt.<br />
So wi<strong>ch</strong>tig es ist, den zweiten deuts<strong>ch</strong>en Staat als Diktatur und<br />
Unre<strong>ch</strong>tssystem wahrzunehmen, das Ausmaß vierzigjähriger<br />
Verfolgung und Unterdrückung zu erfassen; mit einer einseitigen<br />
Fixierung darauf wird <strong>die</strong> Mobilisierungs- und Bindungskraft des<br />
kommunistis<strong>ch</strong>en Experiments und seiner pseudoreligiösen Heilslehre,<br />
werden <strong>die</strong> Motive der Anhänger und Verführten ni<strong>ch</strong>t<br />
erfasst. Der Unterdrückungsstärke des Systems entspra<strong>ch</strong> eine<br />
hohe gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Prägungskraft, <strong>die</strong> weit über das Ende der<br />
DDR als Staat hinausrei<strong>ch</strong>te.<br />
Biographis<strong>ch</strong>e Zeugnisse individueller Entwicklungen, Brü<strong>ch</strong>e und<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungen von Mens<strong>ch</strong>en, deren Leben auf unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Weise mit der DDR verbunden war, können hier zu einer Differenzierung<br />
verhelfen, <strong>die</strong> weder Verharmlosung no<strong>ch</strong> Dämonisierung<br />
zulässt. Im Streit der Zeithistoriker um das Primat von System- und<br />
Alltagsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, gibt eine auss<strong>ch</strong>ließende Gegenüberstellung<br />
nur wenig Sinn. Gerade im Alltagsleben der DDR, in den so<br />
genannten Nis<strong>ch</strong>en, war der Charakter des Systems tausendfa<strong>ch</strong><br />
präsent. Eine materialrei<strong>ch</strong>e, realistis<strong>ch</strong>e Alltagsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
DDR lässt keinerlei Spielart der Verharmlosung Raum.<br />
Formen des Verdrängens<br />
Wer na<strong>ch</strong> verklärender Memoirenliteratur in Sa<strong>ch</strong>en DDR su<strong>ch</strong>t,<br />
ist bei der „edition 0st“ gut aufgehoben. Seit den neunziger