Linksextremismus - die unterschätzte Gefahr - Politik.ch
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Sa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>es, dann do<strong>ch</strong> fast <strong>die</strong> Gestalt eines Dramas bestimmen<br />
<strong>die</strong> Darstellung des Lebensweges, der Konflikte und der deprimierenden<br />
letzten Lebensjahre Herrnstadts. Die To<strong>ch</strong>ter vermeidet<br />
jede Mythologisierung und Verklärung, tritt in den Dialog mit<br />
ihrem Vater in einer Weise ein, <strong>die</strong> den Realitätsgehalt seiner bis<br />
zum Lebensende ho<strong>ch</strong>gehaltenen kommunistis<strong>ch</strong>en Utopie offen<br />
lässt.<br />
In no<strong>ch</strong> einmal anderer Weise kann <strong>die</strong> fünfbändige Edition der<br />
Tagebü<strong>ch</strong>er des Malers, Dramatikers, Regisseurs und Prosas<strong>ch</strong>riftstellers<br />
Einar S<strong>ch</strong>leef ni<strong>ch</strong>t nur <strong>die</strong> DDR-Realität nahe bringen.<br />
Die Tagebu<strong>ch</strong>eintragungen rei<strong>ch</strong>en von 1953 bis in <strong>die</strong> neunziger<br />
Jahre und spiegeln <strong>die</strong> Konflikte künstleris<strong>ch</strong>er Existenz in der<br />
diktaturgeprägten DDR wider, sind Dokumente einer unausgesetzten<br />
Su<strong>ch</strong>e und inneren Auseinandersetzung. S<strong>ch</strong>leef verweigert<br />
si<strong>ch</strong> der polarisierenden Einordnung als Staatskünstler oder<br />
Widerstandskämpfer, we<strong>ch</strong>selt in den siebziger Jahren <strong>die</strong> Orte<br />
seiner künstleris<strong>ch</strong>en Produktionen na<strong>ch</strong> Wien und in <strong>die</strong> Bundesrepublik,<br />
bleibt der DDR denno<strong>ch</strong> zutiefst verbunden. Späte<br />
Höhepunkte sind <strong>die</strong> Inszenierungen der neunziger Jahre am<br />
Berliner Ensemble, <strong>die</strong> ihn erneut mit seinem Kollegen und künstleris<strong>ch</strong>en<br />
Antipoden Heiner Müller zusammen bringen. Müller,<br />
dessen na<strong>ch</strong>gelassene Notizen und Gesprä<strong>ch</strong>e jetzt im Rahmen<br />
einer Gesamtedition ers<strong>ch</strong>einen, wurde als Staatskünstler hofiert<br />
und als Außenseiter misstrauis<strong>ch</strong> beäugt, galt den einen als gesinnungsloser<br />
Zyniker während andere in ihm den Verkünder einer<br />
vers<strong>ch</strong>lüsselten historis<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft sahen, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> einfa<strong>ch</strong>en<br />
Glaubenssätze der kommunistis<strong>ch</strong>en Heilslehre intellektuell<br />
übersprang. Müller, der si<strong>ch</strong> an der DDR rieb, <strong>die</strong> Blindheit der<br />
meisten ihrer Funktionäre vera<strong>ch</strong>tete, denno<strong>ch</strong> mit den Organen<br />
des Staates und dem MfS kooperierte und si<strong>ch</strong> im Dienste der großen<br />
Sa<strong>ch</strong>e sah, trat bei der Großdemonstration des 4. November<br />
1989 auf dem Berliner Alexanderplatz auf. Er spra<strong>ch</strong> dort von der<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit einer besseren DDR, einer DDR, deren letzte Stunden<br />
bereits zu s<strong>ch</strong>lagen begannen.<br />
Wenn es um <strong>die</strong> Arbeit der Zeithistoriker geht, hat si<strong>ch</strong> der Prinzipienstreit<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Verfe<strong>ch</strong>tern einer Systemsi<strong>ch</strong>t der DDR,