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Linksextremismus - die unterschätzte Gefahr - Politik.ch

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Prof. Dr. Christoph Kleßmann<br />

Vier Thesen zur Diskussion im<br />

Rahmen der Tagung<br />

„<strong>Linksextremismus</strong> –<br />

Die <strong>unters<strong>ch</strong>ätzte</strong> <strong>Gefahr</strong>“<br />

1. I<strong>ch</strong> setze ein Fragezei<strong>ch</strong>en hinter<br />

den Titel, weil i<strong>ch</strong> <strong>die</strong> oft behauptete<br />

Verklärung als gravierendes<br />

Phänomen für relativ marginal<br />

halte. Die viel diskutierte „Ostalgie“<br />

ist etwas anderes als Verklärung.<br />

Sie ist z.T. „normal“ (das<br />

betont z.B. Mathias Platzeck in seinem Interview im „Spiegel“<br />

vom 18. 5. 2009), z.T. si<strong>ch</strong>er eine selektive Erinnerung und<br />

verharmlosende Wahrnehmung aus der Rücks<strong>ch</strong>au, aber<br />

keine wirkli<strong>ch</strong>e Verklärung. Man kann dur<strong>ch</strong>aus <strong>die</strong> Meinung<br />

vertreten, dass <strong>die</strong> umgekehrte <strong>Gefahr</strong> ni<strong>ch</strong>t minder groß<br />

ist: <strong>die</strong> Dämonisierung dur<strong>ch</strong> Verglei<strong>ch</strong>, wie Wolfgang Wippermann<br />

in einer jüngst ers<strong>ch</strong>ienenen S<strong>ch</strong>rift argumentiert,<br />

au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong> seinen Thesen insgesamt ni<strong>ch</strong>t folge. Denn <strong>die</strong><br />

Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en beiden Diktaturen in Deuts<strong>ch</strong>land sind<br />

riesig. Dass <strong>die</strong> SED-Diktatur trotz aller Brutalität und Perversion<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t annähernd an <strong>die</strong> NS-Diktatur heranrei<strong>ch</strong>t, wird<br />

bisweilen im Eifer des Gefe<strong>ch</strong>ts vergessen und provoziert umso<br />

s<strong>ch</strong>ärfere Reaktionen, und zwar ni<strong>ch</strong>t nur derjenigen, <strong>die</strong> mit<br />

dem Antifas<strong>ch</strong>ismusmythos der SED groß geworden sind.<br />

Verklärung gibt es dur<strong>ch</strong>aus, z.B. bei ehemaligen Stasioffizieren,<br />

in Memoiren hoher Funktionsträger und viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong><br />

bei unbedarften Zeitgenossen, <strong>die</strong> ohne individuelle Perspektive<br />

von Hartz IV leben. Als ein Beispiel dafür, wie unverfroren<br />

und dreist Beteiligte an der offenen Re<strong>ch</strong>tfertigung<br />

und Bagatellisierung ihrer kriminellen Rolle gegen alle breit<br />

dokumentierte wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Einsi<strong>ch</strong>t arbeiten, nenne i<strong>ch</strong><br />

das umfängli<strong>ch</strong>e Pamphlet von 20 ho<strong>ch</strong>rangigen Stasi-Offizieren,<br />

das 2003 im Verlag edition ost mit einem Plädoyer des

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