DEPRESSIONEN Depressionen – geschlechtsspezifische Aspekte Mag. Bernadette Winklbaur, Mag. Verena Metz, Dr. Andjela Bäwert, Ao. Univ.-Prof. Dr. Gabriele Fischer (Foto) 10 Daten und Fakten Die Depression stellt mit einer Lebenszeitprävalenz von 2–15% (Ustun & Chatterji 2001, Ustun et al., 2004) eine weit verbreitete Erkrankung dar, die gravierende gesundheitsökonomische Konsequenzen nach sich zieht. Weltweit zählen Depressionen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit (WHO 2008). In den Industrieländern ist die Häufigkeit depressiver Erkrankungen mit 20 Millionen erkrankten AmerikanerInnen und 19 Millionen betroffenen EuropäerInnen enorm hoch (Ohayon & Schatzberg, 2006), wobei es zwischen den beiden Geschlechtern im Erwachsenenalter signifikante Häufigkeitsunterschiede gibt;die Lebenszeitprävalenz für Depressionen beträgt bei Frauen ca. 21%, jedoch nur 13% der Männer leiden mindestens einmal im Leben unter einer depressiven Erkrankung (Kessler et al., 1993).Auch das Krankheitsbild der Dysthymie, eine mindestens zwei Jahre persistierende chronische depressive Verstimmung, ist bei Frauen mit einer Prävalenz von 8% häufiger anzutreffen als bei Männern, bei denen eine Prävalenz von 5% verzeichnet werden kann (Markowitz et al., 1992; Kessler et al., 1994). Andere Formen depressiver Erkrankungen sind ausschließlich bei Frauen diagnostizierbar, wie beispielsweise die postpartale Depression mit einer Prävalenzrate von ca. 13% (Dennis, 2005) oder die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS), von der ungefähr 3–8% der Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sind (Steiner et al., 2006). Die hohe Krankheitslast der Depression ist 4/2008 zum Teil durch die hohe Prävalenz von körperlichen und psychiatrischen Komorbiditäten, wie z.B. Angststörungen, erklärbar (Alexander et al., 2007). Ursachen und Risikofaktoren Es gibt zahlreiche Theorien über die Ursachen einer Depression, die sowohl biologische, psychologische als auch soziale Hypothesen umfassen. Zu den wichtigsten biologischen Theorien gehören jene, die genetische bzw. hormonelle Faktoren fokussieren: In Studien konnte ein Zusammenhang zwischen den Trägern der kurzen Variante des Serotonin-Transport-Gens, dem Allel 5-HTTLPR, und dem Risiko, an einer Depression zu erkranken, festgestellt werden; bei Frauen ist das kurze Allel sowie Stress und geringer sozioökonomischer Status in der Kindheit mit erhöhten Depressionswerten verbunden (Otte et al., 2007; Brummett et al., 2007). Außerdem zeigte sich bei einer PET-Untersuchung von Stein et al. (2008), dass Frauen in allen Hirnregionen bezüglich spezifischer Serotoninrezeptoren niedrigere Werte haben als Männer, vor allem aber im Hypothalamus, der für die Regulation von Körpertemperatur, Nahrungs- und Wasseraufnahme, Schlafrhythmus und Sexualverhalten verantwortlich ist. In der Follikelphase unterscheiden sich Männer und Frauen jedoch nicht hinsichtlich ihrer Rezeptorbindungen, was auf einen Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone schließen lässt. Immer wieder werden Zusammenhänge zwischen weiblichen Geschlechtshormonen und Depressionen festgestellt, denn der Anstieg an depressiven Erkrankungen bei Frauen – im Vergleich zur Häufigkeit bei Männern – beginnt erst mit dem Eintritt in die reproduktive Lebensphase. Außerdem sind Lebensereignisse wie Schwangerschaft, postpartale Periode, Verlust eines Kindes, Menopause, Menstruationszyklus oder Hormontherapie, die mit hormonellen Veränderungen einhergehen, stark mit dem Auftreten von Depressionen verbunden (Rohde 2007; Payne et al 2007; Cohen et al 2006). Als psychologische Risikofaktoren werden häufig geringes Selbstwertgefühl sowie nach innen gerichtete Aggression bei Frauen bzw. nach außen gerichtete Aggression bei Männern genannt (Garde, 2007), welche häufig stark mit (psycho-)sozialen Variablen interagieren. Im Allgemeinen gelten eine positive Familienanamnese, Stress im sozialen Umfeld, geringe soziale Unterstützung, weibliches Geschlecht, sexueller Missbrauch und/oder körperliche Misshandlung in der Kindheit, Armut und belastende Lebensereignisse (wie Verlust des Arbeitsplatzes,Probleme mit dem Gesetz,Wohnprobleme, Verlust einer wichtigen Bezugsperson) als Risikofaktoren für die Entstehung einer Depression (Chen et al., 2000a; Chen et al., 2000b; Kuehner, 2003; Kendler et al., 2002; Orstavik et al., 2007; Kendler et al., 2004a; Kendler et al., 2004b; Dennis et al., 2008; Belle & Doucet., 2003). Für Frauen stellt Gewalt in ihrer Beziehung einen starken Risikofaktor für problematisches Trinkverhalten und die Entwicklung einer Depressionen dar (Wong et al.,2008).Jede depressive Phase Anzeige Plus 34
XLINS0805 Depressive verdienen Hilfe XL. Aber ohne CYP-Metabolisierung in der Leber. 1 Weil Co- und Multimorbidität bei Depression besonders häufig sind. 2 Milnacipran Dual Action Against Depression Fachkurzinformation siehe Seite 35