Inserate Antidpressiva-neu
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Zur ambulanten Verordnung an Patienten,<br />
bei denen mit einer peroralen<br />
Therapie nicht das Auslangen gefunden<br />
werden kann, stehen Zolmitriptan (Zomig<br />
® ) und Sumatriptan (Imigran ® ) als<br />
Nasenspray zur Verfügung.<br />
Sollte der Erstversuch mit einem bestimmten<br />
Triptan nicht erfolgreich sein, ist<br />
nach Studienlage durchwegs ein „Switchen“<br />
auf eine andere Substanz aus dieser<br />
Substanzgruppe sinnvoll. Die früher<br />
häufig verordneten Mutterkorn-Alkaloide<br />
sollten heute aufgrund ihres Nebenwirkungsprofils<br />
nur noch darauf befriedigend<br />
und nebenwirkungsfrei eingestellten<br />
Patienten vorbehalten bleiben.<br />
Medikamentöse<br />
Migräneprophylaxe<br />
Ein weiteres Indikationsgebiet für den<br />
Einsatz medikamentöser Therapiemaßnahmen<br />
ist die Dauerprophylaxe bei häufigen<br />
Migräneattacken. Diese Therapie<br />
erstreckt sich im Regelfall auf eine halbes<br />
Jahr bis Jahr, gegebenenfalls auch länger,<br />
und ist als vorübergehende Begleittherapie<br />
in Lebensphasen mit sehr hoher<br />
Attackenfrequenz zu verstehen. Zur<br />
Gewährleistung einer ausreichenden<br />
Compliance zum „Durchhalten“ der Therapie<br />
ist besonders hier großer Wert auf<br />
eine eingehende Therapieaufklärung zu<br />
legen.<br />
Generell ist eine derartige medikamentöse<br />
Anfallsprophylaxe bei einer<br />
monatlichen Attackenfrequenz von drei<br />
oder mehr Migräneanfällen zu überlegen,<br />
weiters bei mehr als sechs Migränetagen<br />
pro Monat. Hierzu in Frage kommende<br />
Medikamente sind Betablocker,<br />
Kalziumantagonisten und Antiepileptika,<br />
wobei jüngst die Gruppe der Antie-<br />
pileptika zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnt. So wurde Topiramat aufgrund<br />
mehrerer positiver Studien von der<br />
Deutschen Gesellschaft für Neurologie<br />
sowie Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft<br />
als Mittel erster Wahl in die<br />
Leitlinien zur Behandlung der akuten<br />
Migräneattacke genommen. Die empfohlene<br />
Tagesdosis liegt bei 25–100 mg.<br />
Sollten als Nebenwirkung anhaltende<br />
Merkfähigkeitsstörungen auftreten, ist<br />
das Präparat abzusetzen. In ca. 70% ist<br />
als Nebeneffekt ein gewisser Gewichtsverlust<br />
zu beobachten, der bei schlanken<br />
Patienten berücksichtigt werden muss,<br />
in anderen Fällen oft als positiv und<br />
compliancefördernd erlebt wird. Ebenso<br />
bewährt hat sich Valproinsäure, in einer<br />
Tagesdosis von 600–1.000 mg (siehe<br />
auch Tabelle 3).<br />
Ein weiteres Antiepileptikum, Lamotrigin,<br />
kann in Einzelfällen bei ausgeprägter<br />
Aurasymptomatik in einer Dosis<br />
bis 100 mg/die zur Anwendung kommen,<br />
diesbezüglich positive Wirkungen sind<br />
in kleinen Studien belegt, eine Wirkung<br />
auf den Migräne-Kopfschmerz jedoch<br />
nicht nachgewiesen.<br />
Aus der Gruppe der Betablocker haben<br />
sich der Beta-1-selektive Blocker<br />
Metoprolol (Beloc ® ) und der nicht-selektive<br />
Betablocker Propranolol (Inderal ® )<br />
als wirksam erwiesen, des weiteren Bisoprolol<br />
(Concor ® ). Zu berücksichtigen<br />
sind mögliche Nebenwirkungen im Sinne<br />
von Müdigkeit, Bradykardie, Hypotonie<br />
oder Potenzstörungen. Die empfohlenen<br />
Tagesdosen liegen bei bis zu 200 mg<br />
(Metoprolol), 40–240 mg (Propranolol)<br />
sowie 5–10 mg (Bisoprolol).<br />
Unter den Kalziumantagonisten zeigt<br />
Flunarizin in einer Dosis von 5–10 mg<br />
Tabelle 3<br />
Medikamentöse Migräneprophylaxe<br />
1. Wahl 2. Wahl 3. Wahl<br />
Topiramat (Topamax ® ) Naproxen (Proxen ® ) Magnesium<br />
25–100 mg (200 mg)/die 250–500 mg/die 2x 300 mg/die<br />
Flunarizin (Sibelium ® ) Azetylsalizylsäure (ASS ® , Riboflavin (Vit B2)<br />
5–10 mg/die Aspirin ® ) 300–400 mg/die 300 mg/die<br />
Metoprolol (Beloc ® ) Pestwurz (Petadolex ® ) Amitryptilin (Saroten ® ,<br />
25–50 mg (bis 150–200 mg/die) 2 x 75 mg/die Tryptizol ® )<br />
Bisoprolol (Concor ® )<br />
5–10 mg/die<br />
Propranolol (Inderal<br />
25–75 mg (100 mg) abends<br />
® )<br />
40–240 mg/die<br />
Valproinsäure Gabapentin (Neurontin ® )<br />
(Convulex ® , Depakine ® ) Off label use bis 2400 mg/die<br />
600–1.000 mg/die ACE-Hemmer, SSRI<br />
Modifiziert nach: C. Lampl, Leitfaden Medikamentöse Migräne-Prophylaxe 12/2007<br />
Dr. Dieter Krametter<br />
Facharzt für Neurologie<br />
Arzt für Allgemeinmedizin<br />
Marburgertraße 22, A-8160 Weiz<br />
Tel.: +43/664/92 04 232<br />
ordination@krametter.at<br />
MIGRÄNE<br />
positive Wirkung. Als mögliche Nebenwirkungen<br />
sind insbesondere Müdigkeit<br />
und Gewichtszunahme zu nennen.<br />
Alternative prophylaktische<br />
Maßnahmen und Therapien<br />
Regelmäßige Ausübung von aeroben<br />
Sportarten (Schwimmen, Radfahren, Joggen)<br />
ist als wirksam belegt. Desweiteren<br />
führen psychologische verhaltenstherapeutische<br />
Verfahren, wie die fortgeführte<br />
Ausübung von Entspannungstechniken<br />
und Feedback-Techniken, hier am besten<br />
untersucht die Jacobson´sche Muskelrelaxation,<br />
zu einer Attackenreduktion.<br />
Ebenfalls als wirksam hat sich sowohl<br />
Akupunktur, als auch Scheinakupunktur<br />
erwiesen. Ein Zusammenhang zwischen<br />
einem persistierenden Foramen ovale<br />
und Migräne konnte hergestellt werden,<br />
möglicherweise handelt es sich um eine<br />
gemeinsam genetische Disposition. Ein<br />
therapeutischer Verschluss aus dieser<br />
Indikation ist jedoch nach aktueller<br />
Datenlage nicht indiziert. Über den Einsatz<br />
lokaler Botulinumtoxin-Injektionen<br />
liegen mehrere positive Studien vor.<br />
Zahlreiche andere Therapieverfahren<br />
wie Manualtherapie, Neuraltherapie,<br />
Frischzelltherapie, Reizstromtherapie,<br />
Corrugatorchirurgie, spezielle Diäten und<br />
zahlreiche weitere Behandlungen kommen<br />
zur Anwendung. Hierzu liegen teils<br />
auch einzelne positive Studien vor. Da die<br />
konträre Datenlage hier eine abschließende<br />
Beurteilung noch nicht erlaubt,<br />
werden nach aktueller Einschätzung<br />
gemäß evidenzbasierter Kriterien, beispielsweise<br />
entsprechend den Leitlinien<br />
der Deutschen Gesellschaft für Neurologie,<br />
diese letztgenannten Therapieoptionen<br />
vorerst als nicht wirksam eingestuft.<br />
Insgesamt kann zudem als Basis<br />
und förderlich in der Bewältigung einer<br />
Migräne sicherlich eine positive Lebensstilanpassung<br />
(Bewegung, ausreichend<br />
Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten, Stressreduktion)<br />
genannt werden.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
4/2008 23