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Ausgabe 1111.pdf - Theater-Zytig

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26 Spotlicht 1111| SchlussapplausErfolg besteht darin, dass mangenau die Fähigkeiten hat, dieim Moment gefragt sind.Henry FordKurz nach Beendigung deszweiten Weltkrieges, als die<strong>Theater</strong> ihre Pforten öffneten,wurde am LandestheaterHalle Lessings «Nathan derWeise» inszeniert. Hannes W.Braun spielte den Derwisch AlHafi, ein älterer Kollege, einKomödiant alten Schlages, denNathan. Im ersten Akt versuchtder zum Schatzmeister desSultans ernannte Derwisch,dem weisen Nathan eine Geldanleiheabzulisten. Daraufhinhat Nathan nur verneinendden Kopf zu wiegen und derDerwisch enttäuscht zu fragen:«Ihr schüttelt?»In einer Vorstellung verhieltsich Nathan just an dieser Stellerecht merkwürdig. Statt denKopf zu schütteln beugte derSchauspieler den Oberkörperin Richtung des Publikums undschien bejahend zu nicken.Hannes W. Braun war durchdas textwidrige Spiel seinesPartners für einen Augenblickverwirrt, rettete die Situationjedoch durch einen improvisiertenSatz.Nach der Vorstellung entschuldigtesich der Schauspieler:«Verzeihen Sie, lieber Kollege,aber in der ersten Reihe sassFrau Professor X, eine guteBekannte. Die musste ich unbedingtbegrüssen!»Im Berliner <strong>Theater</strong> untermDach wurde 1990 das Stück«Du süsses Menschenfleisch»gespielt. Gundula Kösterverkörperte die SchauspielerinAdele Sandrock, UlrichAnschütz den Dichter ArthurSchnitzler. Beide trafen sich zueiner Liebesszene im Zimmereines Landgasthauses. Nachlangem Zwiegespräch mitWenn und Aber, nach Zweifelund Ermunterung hatte dieSandrock ihren Dichter endlichneben sich im Bett. Bei demnun folgenden erotischenGerangel hatte die Schauspielerinlaut Textbuch am Endeder Szene auf dem Bauch ihresPartners zu liegen.Gundula Köster tat das auch.Und nun konnte der Vorhanggeschlossen werden. Derzuständige Mann hinter derBühne muss wohl verhindertgewesen sein, denn der Vorhangblieb offen. Beide Schauspielertrieben ihr Liebesspielnotgedrungen weiter. Das Publikumamüsierte sich köstlich.Gundula Köster riss dann dieGeduld: «Macht doch endlichden Vorhang zu!»Der Angstschrei wurde erhört.Die beiden Schauspieler erntetenstürmischen Applaus.In Gera wurde «Die schöneHelena» nach der Bearbeitungvon Peter Hacks gegeben.Herbert Sturm spielte denAchill im altgriechisch kurzenFaltenröckchen, das am Vorderteilmit Haken und Ösenzusammengehalten wurde.Während der Orakel-Szene sasser wartend auf den seitlichenTreppenstufen und nestelte amVerschluss des Miniröckchens.Je kürzer der Verschluss, umso mehr gab der geteilte Rockvom Oberschenkel frei. Ein reizenderAnblick.Plötzlich hört Herbert Sturmsein Stichwort. Er steht auf, dafällt das rote Röckchen und ersteht im schwarzen Minisliperrötend auf der Bühne. EinHaken war zuviel geöffnet.«Heraus, Griechen!» rief halblautder seinerzeit landauflandab berühmte ThespiskarrenführerKeunecke einemTrupp Statisten zu, mit welchenin Goethes «Iphigenie»der Orest den Pylades befreiensollte. Plötzlich sahen die verblüfftenZuschauer sechs bisacht Männer, platt auf demBauche liegend, aus der drittenund vierten Kulisse langsamhervorrutschen. – Sie hatten,nach dem sächsischen Dialektihres Direktors, verstanden:«herauskriechen» und veranlasstenein unbändigesGelächter.Ein Stück wurde geprobt, beidem die Liedeinlagen vonmehreren Musikinstrumentenbegleitet werden sollten, dieman unterhalb der Rampedeponiert hatte.Der recht temperamentvolleRegisseur demonstrierte einemSchauspieler einen Szenenvorgang.Er ging dabei rückwärts,leider einen Schritt zu weit,und fiel von der Rampe. Esertönte dumpf-lautes Donnern.«Ist die Pauke im A ... ?»«Nein», stöhnte es herauf, «imGegenteil!»Wenige Zeit nach der Eröffnungder Berliner Kammerspiele imJahre 1906 wurde BjømsonsStück «Die Neuvermählten»gespielt.Max Reinhardt hatte eineReihe bekannter und guterSchauspieler verpflichtet, soauch die junge Tilla Durieux, dievon einer dieser Aufführungenberichtet:Wir waren alle an diesemAbend zu bösen Streichenaufgelegt und konnten nurmit Mühe ernst bleiben. MeineRolle war klein, und so standich müssig hinter der Kulisse,an der vorn auf der Bühne einSofa stand, auf dem Engelsund die Wangel, das Elternpaar,sassen. Da entdeckten wir inder Kulisse ein Loch und nachkurzer Überlegung steckten wireinen dünnen Draht durch, andessen Ende sich ein Häkchenbefand, und hakten es fest anEngels' Perücke, ohne dass eres bemerkte. Als er aufstehenmusste, fühlte er, dass die Perückehängenblieb, er sank zurückund in die Hände der Wangel,deren unstillbares Gelächterbei solchen Spässen bekanntwar. Alle Anstrengungen, seinePerücke von dem Häkchenzu befreien, blieben nutzlos,und so hielten sich beide festumschlungen und konntenkein Wort mehr sprechen. DerVorhang musste fallen. ZumGlück war der Akt fast zu Ende.Als nun die Bühnenarbeiterkamen, um die Szenerie zuwechseln, wollte sich die Wangeldurchaus nicht erheben. Sieblieb und blieb sitzen. Endlichkam der Regisseur, und ihmerzählte die immer noch hilflosLachende, dass sie sich nichterheben könne, weil… Kurz, dasSofa musste durch ein anderesersetzt werden.

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