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Nachrichten<br />
DeR ReinbekeR<br />
29. September 2008 · 40. Woche<br />
Haushaltslöcher – wo soll das noch hinführen?<br />
Auf den Finanzausschuss und die Kommunalpolitik kommen schwere Zeiten zu<br />
Die Haushaltslage ist nicht rosig. Das wurde den Kommunalpolitikern im Finanzausschuss sehr deutlich vor Augen geführt, als das Rechnungsprüfungsamt<br />
die Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 2007 präsentierte und der Bürgermeister einen Ausblick auf das Haushaltsjahr 2009 gab.<br />
Dennoch wird weiter nachbewilligt….<br />
Es fehlen 1,7 Mio €<br />
Zum Tagesordnungspunkt »Mitteilungen der<br />
Verwaltung« hatte Bürgermeister Axel Bärendorf<br />
keine gute Nachricht für die Ausschussmitglieder.<br />
<strong>Der</strong> vorliegende erste Haushaltsentwurf für<br />
2009 weist ein Defizit in Höhe von 1,7 Mio. €<br />
aus. Alleine im Veraltungshaushalt klafft ein Loch<br />
in Höhe von 840.000 €. »Da müssen wir noch<br />
einmal ran«, meinte der Verwaltungschef und bat<br />
um Nachsicht, dass sich die Versendung dieses<br />
ersten Entwurfes an die politischen Gremien<br />
etwas verzögern wird. Er sieht aber den Zeitplan<br />
nicht gefährdet, am 18.10.2008, wie vorgesehen,<br />
die Beratungen aufzunehmen. Im Wesentlichen<br />
liege der Grund bei den geringeren Einnahmen<br />
bei der Gewerbesteuer und den Auswirkungen<br />
der Änderungen beim Finanzausgleichsgesetz.<br />
Dies führe dazu, dass Schleswig-Holstein über<br />
den Länderfinanzausgleich ca. 120 Mio. € weniger<br />
bekomme, mit der Folge, dass sich das bei<br />
den Kommunen auf die Landeszuschüsse auswirke.<br />
Es werde nicht ausbleiben, so Bärendorf, dass<br />
Einsparungen erfolgen müssen. Die Verwaltung<br />
werde hierzu Vorschläge unterbreiten.<br />
Teilausbau Königsbergerstraße<br />
Entgegen früherer Entscheidungen, die Königsbergerstraße<br />
komplett auszubauen, beschloss der<br />
Bau- und Planungsausschuss im Juli 2008, das<br />
Bauprogramm für die Königsbergerstraße auf den<br />
Abschnitt von der Einmündung des Oher Weges<br />
bis zur Einmündung der Möllner Landstraße zu<br />
begrenzen. Das abgespeckte Programm sieht<br />
jetzt den Ausbau der Fahrbahn, der Wasserläufe<br />
und der Straßenentwässerung vor. Dies ermöglicht<br />
der Stadt, die für die Unterhaltung der<br />
Gehwege erforderlichen Haushaltsmittel in Höhe<br />
von 34.500 € bereitzustellen. Darüber hinaus<br />
wurde die für den ursprünglichen Ausbau der<br />
Straße veranschlagte Verpflichtungsermächtigung<br />
in Höhe von 200.000 € auf 0,00 € reduziert. Diesen<br />
Finanztransfers stimmte der Finanzausschuss<br />
einstimmig zu.<br />
Ausgaben sind zu hoch<br />
Ein düsteres Bild zum Haushalt zeichnete<br />
Hermann Wollny vom Rechnungsprüfungsamt,<br />
der seinen Bericht zur Jahresrechnung für das<br />
Hauhaltsjahr 2007 vortrug. Insgesamt belief sich<br />
der Haushalt 2007 bei den Ein- und Ausgaben<br />
auf 51.038.959,79 €. Die Einnahmen hatten<br />
das niedrigste Niveau seit Jahren. Während die<br />
Gewerbesteuereinnahmen sanken, stiegen die<br />
Kosten bei den Ausgaben. »Die Ausgaben sind<br />
zu hoch«, stellte Wollny schnörkellos fest. Dies<br />
führte dazu, dass aus dem Verwaltungshaushalt<br />
kein Beitrag an den Vermögenshaushalt geleistet<br />
werden konnte. Und dies wiederum hatte die<br />
Konsequenz, dass die Investitionen überwiegend<br />
kreditär finanziert werden mussten. Die Rücklagen<br />
befänden sich zwischenzeitlich bei Null und<br />
der Schuldenberg der Stadt Reinbek habe sich<br />
auf 20,5 Mio. aufgebaut. Diese Zahlen scheint<br />
den Abgeordneten die Stimme verschlagen zu<br />
haben, denn ohne große Aussprache stimmten<br />
sie der Jahresrechnung bei einer Gegenstimme<br />
mehrheitlich zu.<br />
Laufen uns die Kosten weg?<br />
Düstere Haushaltslage hin, düstere Haushaltslage<br />
her, es lassen sich offensichtlich überplanmäßige<br />
Ausgaben – also Mehrkosten – nicht<br />
vermeiden. Entweder man ist<br />
rechtlich dazu verpflichtet, oder<br />
man kann das Ganze nur noch<br />
nachvollziehen, weil die Kosten<br />
schon entstanden sind. So<br />
erging es offensichtlich auch den<br />
geplagten Kommunalpolitikern bei<br />
den folgenden Anträgen, die ohne<br />
große Diskussion durchgewunken<br />
wurden.<br />
So stimmten die Ausschussmitglieder<br />
bei einer Gegenstimme<br />
der Verwaltungsvorlage zu, dem<br />
Betreiber des Schwimmbades für<br />
das Wirtschaftsjahr 2007 einen<br />
Fehlbetrag in Höhe von 14.634,00<br />
€ zu erstatten. Dem könnte man<br />
sich auch gar nicht entziehen,<br />
selbst wenn die Beschlusslage<br />
eine andere wäre, denn die Stadt<br />
hat sich im Betriebsführungsvertrag<br />
auf zehn Jahre verpflichtet,<br />
dem Betreiber den erwirtschafteten<br />
Fehlbetrag zu erstatten.<br />
Für erforderliche Planungsleistungen<br />
zum Ausbau der Straßen<br />
Kirschenweg, Querweg und<br />
Rosenweg werden insgesamt<br />
51.000 € benötigt. Die Logik,<br />
diese Gelder jetzt als überplanmäßige<br />
Ausgabe freizugeben liegt<br />
darin, Projekte auf den Weg zu<br />
bringen, die bereits im Investitionsprogramm<br />
2007 bis 2011 der<br />
Stadt Reinbek aufgenommen sind.<br />
Dies zumindest ist die Beschlusslage<br />
der politischen Gremien. <strong>Der</strong><br />
einzige Haken bei der Sache war<br />
allerdings der, so pfiffige Sparer<br />
im Ausschuss, dass der zuständige<br />
Bau- und Planungsausschuss sich<br />
mit diesen Projekten noch nicht<br />
befasst habe. Also sei man doch<br />
noch gar nicht in der Lage, über<br />
die Mittel für die Planungskosten<br />
zu entscheiden. Hier allerdings<br />
hatte der Bürgermeister eine rettende<br />
Idee. Er bat um Beschlussfassung<br />
mit einem sog. Sperrvermerk,<br />
der erst aufgehoben werden<br />
könne, wenn der zuständige<br />
Bau- und Planungsausschuss seine<br />
Entscheidung getroffen habe. So<br />
könne man wenigstens weiter planen,<br />
beschwor der Bürgermeister<br />
die Ausschussmitglieder. Dieses<br />
Argument schien die Mehrheit<br />
zu überzeugen. Bei einer Gegenstimme<br />
wurde dem Antrag mit<br />
der Ergänzung des Sperrvermerks<br />
mehrheitlich zugestimmt. Man hat<br />
also das Geld befürwortet, aber<br />
die Verantwortung für die Ausgaben<br />
auf den Bau- und Planungsausschuss<br />
verlagert.<br />
Für die Verlagerung der<br />
Betreuungsküche einschließlich<br />
Speisebereich in der Grundschule<br />
Klosterbergen werden zusätzliche<br />
Kosten in Höhe von 16.100 €<br />
benötigt. Notwendig werde diese<br />
»Operation«, weil die in einem<br />
früheren Klassenraum unterge-<br />
brachte Küche mit Speisebereich<br />
lediglich 32 Sitzplätze habe; aber<br />
zum Schuljahr 2008/2009 ein<br />
zusätzlicher Bedarf von mindestens<br />
10 Plätzen entstanden sei. So<br />
steht es in der Vorlage. Da es politischer<br />
Wille sei, die zusätzlichen<br />
Bedarfe zu befrieden, »…muss<br />
man auch ‚B’ sagen, wenn man<br />
vorher ‚A’ gesagt hat…«, meinte<br />
Günther Herder-Alpen schulterzuckend.<br />
Dem konnte oder wollte<br />
offensichtlich keiner widersprechen,<br />
was dazu führte, dass dem<br />
Antrag mit 5 Ja-Stimmen bei 5<br />
Stimmen Enthaltung, also einstimmig,<br />
entsprochen wurde.<br />
Ein bisschen Diskussion und<br />
Verärgerung bei einzelnen Kommunalpolitikern<br />
löste der Antrag<br />
aus, für den Neubau der 3-Gruppen-Kindertagesstätte»Pusteblume«,<br />
zusätzliche Kosten in Höhe<br />
von 65.000 € bereitzustellen.<br />
<strong>Der</strong> Unmut bestand darin, dass<br />
es sich um Mehraufwendungen<br />
handelte, die bei einer sorgfältigen<br />
Planung hätten schon von Anfang<br />
an berücksichtigt werden müssen.<br />
»Es kann doch nicht sein«,<br />
beklagte sich Volker Müller (SPD),<br />
»dass man bei der Planung Dinge<br />
vergisst, die auf der Hand liegen«.<br />
Müller hatte z.B. die Mehraufwendungen<br />
im Blick, wo im Zuge der<br />
barrierefreien Herstellung der Kita<br />
Anpassungsarbeiten im Bereich<br />
Übergang Gebäude/Aussenanlage<br />
aufgrund der Grundstücksbeschaffenheit<br />
notwendig wurden. In<br />
diesem Fall ging es um 14.600 €.<br />
Alle Abgeordneten mahnten das<br />
Baucontrolling an und Begriffe wie<br />
»…ärgerlich, peinlich…« machten<br />
die Runde. Aber was soll man<br />
machen? Die gemachten Arbeiten<br />
müssen ja bezahlt werden. Also<br />
stimmte der Ausschuss bei einer<br />
Gegenstimme den zusätzlichen<br />
Kosten zu.<br />
Ministerium<br />
knebelt Reinbek<br />
Als letzter Tagesordnungspunkt<br />
wurde bei einer Gegenstimme<br />
der Nachtragshaushalt für 2008<br />
bewilligt. <strong>Der</strong> Gesamtansatz liegt<br />
nunmehr bei ca. 49,5 Mio. €;<br />
das ist eine Erhöhung gegenüber<br />
dem Haushaltsansatz zu Beginn<br />
des Jahres von ca. 1 Mio. €. Zwei<br />
Punkte fanden im Rahmen der<br />
Aussprache Beachtung. Zum einen<br />
war Reinbek auf Grund eines<br />
Erlasses des Innenministeriums<br />
gezwungen, für anfallende Pensions-<br />
und Beihilfeverpflichtungen<br />
für Versorgungsempfänger eine<br />
Rücklage in Höhe von 612.600 €<br />
zu bilden. Dies reduzierte den freien<br />
Finanzspielraum der Stadt um<br />
nahezu die Hälfte auf ca. 650.000<br />
€. Ein weiterer Punkt war die<br />
Befriedung eines Verlustausgleichs<br />
beim <strong>Reinbeker</strong> E-Werk in Höhe<br />
von ca. 50.000 €. Dieser Verlust<br />
wurde in erster Linie durch die<br />
steigenden Gaspreise einerseits<br />
und die nicht erfolgte Anpassung<br />
des Gaspreises gegenüber dem<br />
Verbraucher andererseits verursacht.<br />
Wolff Seitz (FDP) merkte<br />
hierzu an: «…also leidet die Stadt<br />
darunter, dass die Gaspreise beim<br />
Verbraucher nicht erhöht wurden…«.<br />
Man darf also gespannt<br />
sein, wann der Verbraucher in<br />
Reinbek und Umgebung mit höheren<br />
Gaspreisen konfrontiert wird.<br />
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