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Facts & Figures. Romanisch - Lia Rumantscha

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Anstelle eines Nachwortes103Co invlidessans ch’el da seculs nansavet noss vegls da redscher e guidar?ierta ch’adüna tgnettan adachar,varguogna bain, sch’la dessans our da man.Tgnain vi dal nos, sco’ls oter vi dal lur,e’ns algordain la fin da Tamangur.Be nö dar loc! – Ningün nu pudrà toura la schlatta rumantscha ‘l dret plü ferm,chi’d es quel: da mantgnair dadaint seis term,uoss’ed adüna, seis linguach dal cour –Rumantschs, dat pro! – Spendrai tras voss’amurnos linguach da la mort da Tamangur.(Publ. en: «Il vegl chalamêr», 1929, «Ouvras daP. L.», chüradas dad Andri Peer, 1, 1966, 77 – 78.)Wie könnten wir’s vergessen, dass er seit altersunsere Ahnen zu lenken und geleiten wusst‘,Erbschaft, die stets hoch sie geehrt,Schande brächt’s, wenn sie uns entglitt.Stehn für das Unsre wir, wie andre für das Ihrige,und erinnern wir uns ans Ende von Tamangur.Nur nicht nachgeben! – Keiner zwingt absein stärkstes Rechts dem romanischen Stamm,nämlich dies: zu erhalten in seinem Gebiet,heut’und für immer, der Herzsprache Laut –Her, ihr Romanen! – Durch Liebe bewahrtunsere Sprache vorm Tod Tamangurs.(S. Lang, Lesebuch schweizerischer Dichtung,247 f., leicht abgeänderte Fassung.)«Zuhinterst im Val S-charl kämpfen einige alte, vom Sturm arg zerzauste Arven von alters her um ihrDasein. Es ist eine Vorwache, wie man sie sonst nirgends findet: der Wald von Tamangur. Blitzschlagund Lawinen haben dem Wald arg zugesetzt, sie haben ihn jedoch nicht besiegen können. Erst derMensch hat ohne Rücksicht auf morgen Bäume [für die Schmelzöfen in S-charl, Red.] umgelegt. Weilihrer immer weniger wurden, verschlechterte sich das Klima, so dass die Zapfen nicht mehr ausreiftenund der Wald sich nicht regenerieren konnte. Die verbliebenen Arven wehren sich bis zum äusserstenwie tapfere Mannen, fallen aber doch und verfaulen langsam. Kommt keine Hilfe, und dies schonbald, wird sogar der Name Tamangur verschwinden.» (G. Deplazes, Die Rätoromanen…, 1991, 182 – 83.)Der Wald von Tamangur, der, bis auf die Gier des rodenden Menschen, allen Stürmen der Zeit standhält,wurde für Lansel zum Symbol für das Romanentum. Das Gedicht entstand in einer Zeit grössterBedrohung für der Sprache von aussen und rief die Romanen zum Widerstand auf. Von der fünftenStrophe an «wendet sich der Dichter mit seinem innersten Anliegen an den Leser: Dem Schicksal desTamangur-Waldes gleicht auch das unserer Sprache, die ständig an Boden verliert. […] Es wäre eineSchande, wenn wir unser bestes Erbe verkommen liessen! […].» (Deplazes, op.cit., 183.)Das Gedicht hat bis heute an Symbolkraft nichts eingebüsst. Es wird denn auch immer wieder verwendet,wenn es gilt, die Romanen auf ihre bedrohte Kultur aufmerksam zu machen. Die Verantwortungliegt aber letztlich bei den Romanen selbst: Tun sie nicht all ihre Pflicht und tragen zu ihrer SpracheSorge, wird es ihnen ergehen wie dem Wald von Tamangur. «Be nö dar loc!… – Spendrai trasvoss’amur nos linguach da la mort da Tamangur» – Nachgeben oder weichen um keinen Preis! DasRecht auf ein Dasein kann uns niemand verwehren, und die Liebe wird die Sprache vor dem TodeTamangurs bewahren.In den rheinischen Talschaften hat Lansels «Tamangur» ein Pendant im ebenso symbolkräftigen wieeffektvollen Gedicht «Stai si defenda» des surselvischen Dichters Giachen Hasper Muoth (1844 –1906) gefunden. Muoths Gedicht ist, wie jenes von Lansel, ein Aufruf an das romanische Volk, ihr sprachlich-kulturellesErbe zu verteidigen und zu lieben (vgl. G. Deplazes, Die Rätoromanen, 1991, 123 – 26).

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