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Sexualität mit Tieren (Zoophilie) - Stiftung für das Tier im Recht

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1. Einleitung 1<br />

a) Sodomie, <strong>Zoophilie</strong> und weitere Begriffe<br />

Sexuelle Kontakte zwischen Menschen und <strong><strong>Tier</strong>en</strong> haben eine lange Geschichte, in deren<br />

Laufe sich nicht nur die allgemeinen Auffassungen über, sondern auch die Bezeichnungen <strong>für</strong><br />

derartige Handlungen geändert haben. In der deutschen Umgangssprache wird <strong>Sexualität</strong> zwischen<br />

Mensch und <strong>Tier</strong> allgemein "Sodomie" genannt. Der Begriff entstammt der biblischen<br />

Stadt Sodom am Toten Meer, deren Bevölkerung <strong>für</strong> ihr ausschweifendes und lasterhaftes Leben<br />

– namentlich <strong>für</strong> ihre ausgeprägte Tendenz zu verschiedensten Formen der Unzucht – berüchtigt<br />

war. Dieser Sündhaftigkeit wegen wurde Sodom nach alttestamentarischer Überlieferung<br />

zusammen <strong>mit</strong> Gomorrha von Gott <strong>mit</strong> Feuer und Schwefel vernichtet 2 . Welche Sexualpraktiken<br />

man den Einwohnern der beiden Städte konkret vorwarf, geht aus den einschlägigen<br />

Schriften jedoch nicht hervor 3 . Neben int<strong>im</strong>en Kontakten <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> könnte es sich dabei beispielsweise<br />

auch um Homosexualität, Inzest, Pädophilie oder Nekrophilie gehandelt haben.<br />

Bis in die Neuzeit wurde der Sodomiebegriff daher nicht nur <strong>für</strong> Geschlechtsverkehr <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong>,<br />

sondern <strong>für</strong> jede "widernatürliche Unzucht", d.h. nicht der Kinderzeugung dienende Sexualpraktik,<br />

verwendet; und in vielen Kulturen ist dies noch heute so. Von der katholischen<br />

Kirche wurden selbst der Beischlaf <strong>mit</strong> Nichtchristen oder dem Teufel oder und zuweilen gar<br />

Keuschheitsvergehen in der Ehe (wie der Koitus in "nicht natürlichen Stellungen", die Onanie<br />

und die Pollution) als Sodomie bezeichnet 4 . Missverständlich und <strong>für</strong> <strong>das</strong> alleinige Beschreiben<br />

von Inti<strong>mit</strong>äten <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> grundsätzlich nicht geeignet ist der Terminus "Sodomie" ausserdem,<br />

da er in vielen Sprachen (wie etwa <strong>im</strong> Englischen und Französischen) auch heute<br />

noch in erster Linie oder sogar ausschliesslich <strong>für</strong> gleichgeschlechtliche Praktiken zwischen<br />

Menschen steht 5 .<br />

Gelegentlich wird <strong>Sexualität</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> auch <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>tlerweile veralteten Ausdrücken wie<br />

"Unzucht <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong>" 6 oder "Bestialität" 7 umschrieben. Wissenschaftlich korrekt sollte<br />

heutzutage jedoch von "<strong>Zoophilie</strong>" gesprochen werden 8 . Obschon dies wörtlich lediglich<br />

1<br />

Für ihre wertvolle Mithilfe bei den Recherchierarbeiten und be<strong>im</strong> Lektorat danken wir Martina Leuthold,<br />

Lena Hildermann und Oliver Goetschel herzlich.<br />

2<br />

Siehe hierzu 1. Moses (Genesis) 18, 20 und 19, 24.<br />

3<br />

Beschrieben wird lediglich, <strong>das</strong>s sie die Gäste Lots – in Wirklichkeit die Engel Gottes – schänden wollten<br />

(siehe dazu Guggenbühl 43 und Krings 3f.).<br />

4<br />

Vor dem Hintergrund der religiösen Annahme, ein geschlechtlicher Akt sei nur dann nicht sündhaft, wenn<br />

er in der Ehe geschehe und der Zeugung von Nachkommen diene, liegt <strong>das</strong> gemeinsame Merkmal aller beschriebenen<br />

Handlungen <strong>im</strong> Umstand, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> männliche Sperma nicht in <strong>das</strong> "hier<strong>für</strong> best<strong>im</strong>mte Gefäss",<br />

d.h. die Gebärmutter gelangt (Guggenbühl 35f.; siehe auch ders. 47 und Weidner 2). Zur kirchlichen Sexualmoral<br />

<strong>im</strong> Allgemeinen und zur entsprechenden Beurteilung der <strong>Zoophilie</strong> <strong>im</strong> Besonderen siehe Massen<br />

273ff.<br />

5<br />

Auch die katholische Kirche bezeichnet männliche Gleichgeschlechtlichkeit teilweise noch heute als<br />

"Sodomie" (<strong>Zoophilie</strong>-FAQ 2.1.). Der Begriff "Homosexualität" <strong>für</strong> gleichgeschlechtliche Grundneigungen<br />

und Praktiken wurde erst 1868 geprägt (Krings 3).<br />

6<br />

Als "Unzucht" bezeichnete man früher beischlafähnliche Handlungen. In den meisten nationalen<br />

Strafrechtsgesetzen wurde der Terminus inzwischen durch den Ausdruck "sexuelle Handlungen" ersetzt.<br />

7<br />

Der Begriff "Bestialität" ist zwar zumindest in philologischer Hinsicht vertretbar, steht aber auch <strong>für</strong> Grausamkeiten<br />

jeglicher Art (abscheuliche Verbrechen etc.), wo<strong>mit</strong> wiederum die Möglichkeit <strong>für</strong> Missverständnisse<br />

eröffnet wird. Im Amerikanischen wird "bestiality" hingegen vor allem <strong>für</strong> Geschlechtsverkehr<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> verwendet (siehe dazu S. 27).<br />

8<br />

Ausführliche Darstellungen der verschiedenen Begriffe und ihrer Entwicklung finden sich etwa bei Beetz,<br />

Diss. 166ff.; dies., Zoophilia 9ff.; Miletski 5ff. und Rosenbauer 3ff.<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> (<strong>Zoophilie</strong>) – ein unerkanntes <strong>Tier</strong>schutzrechtsproblem<br />

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