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Sexualität mit Tieren (Zoophilie) - Stiftung für das Tier im Recht

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echtskonzepten generell als schützenswertes <strong>Recht</strong>sgut anerkannt wird – umfasst diese Integrität<br />

auch bei <strong><strong>Tier</strong>en</strong> die ungestörte sexuelle Entwicklung und Empfindung, den Schutz vor<br />

Beeinträchtigung der Willensbildung durch sexuelle Ausnützung von Abhängigkeiten und den<br />

Schutz vor sexueller Belästigung. Verletzt wird die <strong>Tier</strong>würde so<strong>mit</strong> nicht nur bei gewaltsamen,<br />

sondern vielmehr bei allen zoophilen Handlungen, die nicht dem Willen des <strong>Tier</strong>es<br />

entsprechen und durch irgendeine Form des Zwangs erwirkt werden. Dies ist vor allem vor<br />

dem Hintergrund des Umstands bedeutsam, <strong>das</strong>s wie gesehen nicht alle <strong>Tier</strong>e körperliche<br />

Schädigungen erfahren oder ihre Abneigung gegen int<strong>im</strong>e Kontakte <strong>mit</strong> Menschen kundtun.<br />

Vielmehr gibt es zahlreiche <strong>Tier</strong>e, die bei sexuellen Handlungen relativ ausdruckslos bleiben<br />

und diese fügsam über sich ergehen lassen 255 . Noch mehr als die körperlichen bleiben der<br />

Öffentlichkeit so<strong>mit</strong> die psychischen Leiden vieler betroffener <strong>Tier</strong>e verborgen. Nicht negiert<br />

werden soll, <strong>das</strong>s zoophile Beziehungen durchaus auch zweiseitig sein und <strong>Tier</strong>e eine starke<br />

Zuneigung zum Menschen entwickeln können, die auch eine sexuelle Komponente umfasst<br />

256 . So scheinen von <strong>Tier</strong>seite keine grösseren Schwierigkeiten zu bestehen, in int<strong>im</strong>e<br />

Beziehung zum Menschen zu treten, und ist es insbesondere bei männlichen <strong><strong>Tier</strong>en</strong> recht einfach,<br />

diese sexuell zu erregen und zu befriedigen. Bisweilen beteiligen sich <strong>Tier</strong>e auch (vermeintlich)<br />

freiwillig an zoophilen Handlungen oder ergreifen sogar selbst die Initiative 257 . In<br />

der Regel tun sie dies jedoch nur, weil sie an ein derartiges Betragen gewöhnt, d.h. auf ein<br />

entsprechendes – nicht ihrer Natur entsprechendes – Verhalten dressiert und in diesem Sinne<br />

künstlich auf menschliche Sexualpartner fixiert worden sind 258 . Als Folge hiervon leisten sie<br />

bei einer sexuellen Annäherung von Menschen keinen oder nur noch geringen Widerstand 259 .<br />

Neben einem antrainierten Verhalten werden zusätzlich auch natürliche Reflex- und Instinkthandlungen<br />

von <strong><strong>Tier</strong>en</strong> <strong>für</strong> zoophile Kontakte ausgenutzt 260 . Derartige Konditionierungen<br />

verletzen nicht nur die freie sexuelle Willensbildung eines <strong>Tier</strong>es, sondern bergen auch die<br />

Gefahr des Entstehens einer starken Abhängigkeit. So kann ein <strong>Tier</strong>, <strong>das</strong> wiederholt <strong>mit</strong> Menschen<br />

sexuell vereint wird, derart eng an diesen gebunden werden, <strong>das</strong>s es alles Interesse<br />

daran verliert, sich <strong>mit</strong> arteigenen Genossen sexuell abzugeben 261 .<br />

255 Dekkers gibt hier<strong>für</strong> Schafe und Esel als Beispiele an.<br />

256 So kommt es bei männlichen <strong><strong>Tier</strong>en</strong> nicht selten zur Ejakulation und zeigen auch weibliche <strong>Tier</strong>e häufig<br />

die gleichen Merkmale wie be<strong>im</strong> Verkehr <strong>mit</strong> Individuen ihrer eigenen Art (Rosenbauer 7).<br />

257 Muth 40. Angesichts der Vielzahl und Variationsbreite der zwischen verschiedenen <strong>Tier</strong>arten beobachteten<br />

Kontaktaufnahmen (siehe dazu ausführlich Massen 17ff. und Dekkers 31ff.) verwundert es nicht, <strong>das</strong>s auch<br />

der Mensch zuweilen <strong>das</strong> Objekt einer sexuellen Annäherung ist. Für <strong>das</strong> <strong>Tier</strong> stellt er lediglich eine andere<br />

Art <strong>Tier</strong> dar und ist die biologisch ohnehin nicht zu rechtfertigende Trennlinie zwischen Mensch und <strong>Tier</strong><br />

nicht existent. Die auf den Menschen gerichteten sexuellen Interessen eines <strong>Tier</strong>es sind daher nicht anders<br />

zu bewerten, als wenn sie auf eine andere <strong>Tier</strong>art gerichtet sind (Massen 31).<br />

258 Ein deutliches Indiz <strong>für</strong> entsprechende Fehlprägungen ist etwa ein verstärkt sexuell orientiertes Verhalten<br />

von Hunden gegenüber fremden Personen (Frey, Sodomie 2). Zu weiteren Verhaltensauffälligkeiten von<br />

<strong>für</strong> zoophile Handlungen verwendeten Hunden siehe Feddersen-Petersen 20.<br />

259 Frey, <strong>Recht</strong>slage 4.<br />

260 So beispielsweise wird der Umstand, <strong>das</strong>s nicht <strong>mit</strong> Raufutter versorgte Kälber jeden Gegenstand belecken,<br />

<strong>für</strong> den Vollzug von Fellatio ausgenutzt oder führen Hunde oftmals rein instinktmässig Cunnilingus aus,<br />

wenn sie vaginalen Geruch wahrnehmen (Muth 40; Weidner 43; Stettner 172).<br />

261 So zeigen beispielsweise masturbierte Rüden häufig eine starke Abhängigkeit an die Personen, die ihnen<br />

eine solche St<strong>im</strong>ulierung ver<strong>mit</strong>teln. Kinsey, Mann 628 berichtet etwa von männlichen Hunden, die ihre<br />

sexuelle Reaktionsbereitschaft <strong>mit</strong>unter auf den Menschen übertragen und die Weibchen ihrer eigenen Art<br />

vollständig zugunsten des von einem menschlichen Partner ver<strong>mit</strong>telten Kontakts aufgaben (siehe dazu<br />

auch Masters 76 und Ford/Beach 165).<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> (<strong>Zoophilie</strong>) – ein unerkanntes <strong>Tier</strong>schutzrechtsproblem<br />

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