Sexualität mit Tieren (Zoophilie) - Stiftung für das Tier im Recht
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"Zuneigung" oder "Liebe" zu <strong><strong>Tier</strong>en</strong> bedeutet 9 , ist hier<strong>mit</strong> ausdrücklich nicht "normale"<br />
<strong>Tier</strong>liebe <strong>im</strong> Sinne einer lediglich emotionalen – platonischen – Hingabe gemeint, sondern<br />
eine derart starke erotische Bindung zum <strong>Tier</strong>, <strong>das</strong>s diese zu seinem Einbezug in zweifelsfrei<br />
sexuell motivierte und ausgerichtete Handlungen führt. Als solche ist jede menschliche Tat zu<br />
verstehen, die objektiv oder subjektiv geschlechtsbezogen erscheint. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s die<br />
Handlung entweder bereits nach ihrem äusseren Erscheinungsbild <strong>für</strong> <strong>das</strong> allgemeine<br />
Verständnis eine Beziehung zum Geschlechtlichen aufweist, oder aber bei mehrdeutigem<br />
äusseren Erscheinungsbild durch die Absicht gelenkt ist, sich selbst, <strong>das</strong> <strong>Tier</strong> oder einen<br />
anderen geschlechtlich zu erregen. Vor diesem Hintergrund können folgende fünf sexuelle<br />
Handlungen zwischen Mensch und <strong>Tier</strong> unterschieden werden 10 : Genitale Handlungen (Anal-<br />
und Vaginalverkehr, Einführen von Fingern, Händen, Armen oder Fremdobjekten), oralgenitale<br />
Handlungen (Fellatio, Cunnilingus), Masturbation, Frotteurismus (Reiben der<br />
Genitalien oder des ganzen Körpers am <strong>Tier</strong>) und Voyeurismus (Beobachten Dritter bei<br />
sexuellen Handlungen <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong>). Nicht unter den Begriff <strong>Zoophilie</strong> <strong>im</strong> hier verstandenen<br />
Sinne fallen hingegen etwa <strong>das</strong> nicht sexuell motivierte Streicheln oder Ansichdrücken von<br />
<strong><strong>Tier</strong>en</strong>, <strong>das</strong> Reiten, jegliche bewussten oder unbewussten Phantasievorstellungen von<br />
zoophilen Handlungen 11 oder <strong>das</strong> blosse Betrachten des Geschlechtsverkehrs unter <strong><strong>Tier</strong>en</strong> 12 .<br />
Die <strong>Zoophilie</strong> ist ein Phänomen, <strong>das</strong> letztlich so vielschichtig ist wie die <strong>Sexualität</strong> selbst und<br />
ebenso viele Spielarten umfasst. Sowohl in der Literatur als auch bei den Betroffenen selbst<br />
werden daher oftmals verschiedene Untergruppen (wie etwa Zooerastie, Zoostuprum, Zoofetischismus<br />
etc.) <strong>mit</strong> fliessend verlaufenden Grenzen unterschieden. Der Übersichtlichkeit halber<br />
soll hier aber – <strong>mit</strong> einer wichtigen Ausnahme – auf diese weiteren Differenzierungen<br />
verzichtet werden 13 . Diese Ausnahme betrifft die Unterscheidung zwischen gewaltloser und<br />
gewalttätiger <strong>Zoophilie</strong>. Da längst nicht alle <strong>Tier</strong>e den Menschen fügsam nach dessen Vorstellungen<br />
gewähren und den Geschlechtsakt vollziehen lassen, wird dieser nicht selten <strong>mit</strong><br />
physischem Zwang herbeigeführt. Findet die sexuelle Spannung keine sofortige Entlastung,<br />
führt sie gelegentlich sogar zu eigentlichen Zerstörungshandlungen, wo<strong>für</strong> bisweilen auch<br />
mechanische Instrumente wie Mistgabeln, Besenstiele oder zugespitzte Stöcke zu Hilfe genommen<br />
werden 14 . Die Folgen dieser Misshandlungen sind häufig gravierende Verletzungen<br />
9 Aus dem Griechischen "zoon" = <strong>Tier</strong> und "phileos" = lieben abgeleitet. In die akademische Diskussion<br />
eingeführt wurde der Begriff der <strong>Zoophilie</strong> vom Wiener Psychiater Freiherr Richard von Krafft-Ebing in<br />
seinem 1896 erschienenen sexualwissenschaftlichen Grundlagenwerk "Psychophathia Sexualis". Krafft-<br />
Ebing verwendete zusätzlich allerdings auch den Terminus "Zooerastie" <strong>für</strong> Geschlechtsverkehr <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>Tier</strong>en</strong>, um diesen von der allgemeinen <strong>Tier</strong>liebe zu unterscheiden, die sich nicht zwingend <strong>im</strong> Sexualakt<br />
manifestieren muss (Hunold 17; Hoffmann 606f.; siehe hierzu auch Rosenbauer 4).<br />
10 Siehe hierzu ausführlich Massen 57ff., der sogar neun Grundformen der <strong>Zoophilie</strong> unterscheidet.<br />
11 Nachweislich viele Menschen haben Fantasien, die sexuelle Kontakte <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> einschliessen, wobei die<br />
Grenze von der Vorstellung zur eigentlichen Tat wohl selten wirklich überschritten wird. Zur relativen<br />
Häufigkeit entsprechender Fantasien in unserer Gesellschaft siehe Beetz, Diss. 171ff. und Friday 150ff.<br />
12 Obschon <strong>das</strong> Beobachten des Geschlechtsaktes von <strong><strong>Tier</strong>en</strong> (sog. Zooskopie) auf viele Menschen eine<br />
st<strong>im</strong>ulierende Wirkung zu haben scheint (gemäss amerikanischen Untersuchungen werden 16 Prozent der<br />
Frauen und gar 32 Prozent der Männer durch den Anblick von <strong><strong>Tier</strong>en</strong> <strong>im</strong> Koitus erotisch erregt; Kinsey,<br />
Frau 384), gilt dies noch nicht als Indiz <strong>für</strong> eine auf <strong>das</strong> <strong>Tier</strong> gerichtete geschlechtliche Komponente (Muth<br />
18).<br />
13 Wohl zu <strong>Recht</strong> bezeichnet Massen 7 diese Einteilungen <strong>im</strong> Übrigen als unangebracht, da unter Zoophilen<br />
nur selten Menschen anzutreffen seien, die ausschliesslich auf eine fest umrissene Handlungsweise fixiert<br />
sind.<br />
14 Merki 178; von Hentig 72; Berg 81f.; Muth 36; Stettner 172.<br />
<strong>Sexualität</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> (<strong>Zoophilie</strong>) – ein unerkanntes <strong>Tier</strong>schutzrechtsproblem<br />
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