Sexualität mit Tieren (Zoophilie) - Stiftung für das Tier im Recht
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vom Gott Amon lieben zu lassen, während der griechische Göttervater Zeus seinen irdischen<br />
Geliebten wiederholt in <strong>Tier</strong>gestalt erschien, um int<strong>im</strong>e Beziehungen <strong>mit</strong> ihnen aufzunehmen.<br />
Entsprechend verführt wurden etwa die Jungfrau Europa, der Jüngling Ganymed oder Leda,<br />
die Frau des spartanischen Königs Tyndareos, denen sich Zeus als Stier, Adler bzw. Schwan<br />
näherte. Seine eigene Schwester Hera soll er ausserdem <strong>im</strong> Federkleid eines Kuckucks verführt<br />
haben.<br />
Im Gegensatz zu heute scheinen entsprechende Vorkommnisse in früheren Epochen so<strong>mit</strong><br />
keineswegs als etwas Aussergewöhnliches gewertet worden sein. Viele Mischwesen galten<br />
vielmehr während Jahrhunderten als Halbgötter, so<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Konzept zoophiler Handlungen<br />
nur selten von einem Bewusstsein der Sünde begleitet wurde 29 . Bisweilen forderten die<br />
Religionen sogar die Paarung <strong>mit</strong> "heiligen" <strong><strong>Tier</strong>en</strong> als kultischen Dienst 30 und waren<br />
Fruchtbarkeitsrituale unter Einbezug von <strong><strong>Tier</strong>en</strong> auch in unseren Breitengraden bekannt. So<br />
etwa vereinigte sich <strong>im</strong> keltisch-germanischen Brauchtum eine Jungfrau jeden Frühling rituell<br />
<strong>mit</strong> dem Hirschgott 31 . Dass zoophile Beziehungen in vergangenen Zeiten moralisch nicht<br />
verurteilt wurden, zeigt aber auch der Umstand, <strong>das</strong>s römische Kaiser sich offen zu tierlichen<br />
Geliebten bekannten und entsprechende Praktiken damals nicht nur in spezialisierten Bordellen,<br />
sondern sogar öffentlich dargeboten wurden 32 . Sogar bis weit ins 20. Jahrhundert verbreitet<br />
war vielerorts auch der Aberglaube, ein best<strong>im</strong>mtes Ziel nur <strong>mit</strong>tels einer sexuellen Handlung<br />
<strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> erreichen zu können. Entsprechende Hinweise finden sich in den kultischen<br />
Kohabitationen früherer Epochen ebenso wie in der in Mitteleuropa früher weit verbreiteten<br />
Meinung, den Beischlaf <strong>mit</strong> einem <strong>Tier</strong> vollziehen zu müssen, um von einer<br />
Geschlechtskrankheit geheilt zu werden 33 .<br />
Anhaltspunkte da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s der Mensch <strong>Tier</strong>e stets auch als sexuelle Wesen empfunden hat, liefert<br />
<strong>im</strong> Übrigen auch der reiche Sagen- und Volksmärchenschatz vieler Kulturen. Aufgrund<br />
der pr<strong>im</strong>är erzieherischen Funktion von Märchen wird die Lust hier jedoch in ihr Gegenteil,<br />
d.h. in Ekel und Abscheu verkehrt: So verlangt beispielsweise der hässliche Froschkönig, <strong>mit</strong><br />
der schönen Prinzessin nicht nur Tisch und Teller, sondern auch <strong>das</strong> Bett zu teilen. Verführung<br />
und <strong>Sexualität</strong> werden aber auch vom bösen Wolf verkörpert, der dem Rotkäppchen auf<br />
dem Weg zur Grossmutter <strong>im</strong> Wald auflauert 34 . Auch in Kunst und Literatur war und ist die<br />
<strong>Zoophilie</strong> <strong>im</strong>mer wieder Gegenstand der Darstellung 35 . So etwa ist aus den Märchen von 1001<br />
Nacht die Episode der Königstochter und dem Pavian bekannt 36 oder finden sich in Shakes-<br />
29 Abscheu und ein schlechtes Gewissen nach der Paarung <strong>mit</strong> einem <strong>Tier</strong> wurden erst ab dem Mittelalter<br />
<strong>im</strong>pliziert und entsprechende Kreuzungen wie Werwölfe (halb Wolf, halb Mensch) oder Vampire (halb<br />
Fledermaus, halb Mensch) verfolgt (Rosenbauer 20; siehe dazu auch ausführlich von Hentig 23ff.).<br />
30 Exemplarisch verwiesen sei in diesem Zusammenhang etwa auf die – heutzutage als generelles Symbol der<br />
Ärzteschaft geltenden – Schlangen des altgriechischen Gottes der Heilkunst Äskulap, die von Frauen zur<br />
geschlechtlichen Vereinigung benutzt wurden. Auch <strong>das</strong> Verehren des Bocks von Mendes <strong>im</strong> Osiriskult<br />
des antiken Ägyptens bestand in der sexuellen Paarung gläubiger Frauen <strong>mit</strong> dem heiligen <strong>Tier</strong> (Hunold<br />
17f.; Hoffmann 613; Rosenbauer 19). Zum Ganzen siehe auch ausführlich Massen 94ff.<br />
31 Nach der Christianisierung wurde in dieser "Walpurgisnacht" allerdings <strong>das</strong> Wirken des Teufels, der sich<br />
<strong>mit</strong> den ihm hörigen Hexen vergnügt, gesehen (Illi 20; siehe hierzu auch FN 133).<br />
32 Des Kaisers Caligulas Liebe zu seinem Rennpferd Incitatus soll gar so innig gewesen sein, <strong>das</strong>s er dem<br />
<strong>Tier</strong> nicht nur einen eigenen Palast bauen liess, sondern es gar zum Konsul ernennen wollte (von Hentig<br />
10). Zur <strong>Zoophilie</strong> <strong>im</strong> alten Rom siehe Christy 145ff. sowie ausführlich Massen 110ff. und Miletski 12ff.<br />
33 Zu zoophilen Handlungen als vermeintliche Therapeutika, wie sie offenbar bei vereinzelten Völkern noch<br />
heute praktiziert werden, siehe etwa Merki 144f. oder Masters 58ff.<br />
34 von Hentig 17ff.; Illi 20.<br />
35 Siehe dazu Miletski 52ff. sowie ausführlich Masters 95ff. und Massen 215ff.<br />
36 Siehe dazu Muth 42 (unter Verweisung auf <strong>das</strong> Kapitel 355./357. der Sammlung) und Dekkers 211f.<br />
<strong>Sexualität</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> (<strong>Zoophilie</strong>) – ein unerkanntes <strong>Tier</strong>schutzrechtsproblem<br />
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