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Sexualität mit Tieren (Zoophilie) - Stiftung für das Tier im Recht

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Die Beeinträchtigung seiner sexuellen Integrität hängt so<strong>mit</strong> nicht in erster Linie von der<br />

Frage ab, was ein <strong>Tier</strong> bei einer zoophilen Handlung spürt, sondern vielmehr von jener, ob<br />

diese seinem freien Willen entspricht oder nicht. Ob ein Verhalten tatsächlich freiwillig erfolgt,<br />

können <strong>Tier</strong>e jedoch in der Regel nicht <strong>für</strong> den Menschen zweifelsfrei erkennbar bekunden.<br />

Aufgrund der Kommunikationsbarriere zwischen <strong>Tier</strong> und Mensch bleibt naturgemäss<br />

unklar, wie eine zoophile Handlung vom <strong>Tier</strong> empfunden wird, bei der keine Indizien<br />

<strong>für</strong> erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden auszumachen sind. Wie be<strong>im</strong> Menschen ist<br />

zudem anzunehmen, <strong>das</strong>s die erhebliche Beeinträchtigung des Wohlbefindens sich auch bei<br />

<strong><strong>Tier</strong>en</strong> nur unvollständig aus nachträglich erhobenen klinischen Befunden rekonstruieren<br />

lässt 262 . Selbst bei sexuell fehlgeprägten <strong><strong>Tier</strong>en</strong> ist keineswegs gesagt, <strong>das</strong>s sie sich be<strong>im</strong> Verkehr<br />

<strong>mit</strong> Menschen wohl fühlen 263 . Ob <strong>Zoophilie</strong> tatsächlich je einvernehmlich geschieht, d.h.<br />

auch vom <strong>Tier</strong> gewünscht und geschätzt wird, kann so<strong>mit</strong> höchstens vermutet werden. Vielmehr<br />

muss davon ausgegangen werden, <strong>das</strong>s die tierliche Zust<strong>im</strong>mung durch künstliche Fixierung<br />

oder anderweitige psychische Gewaltanwendung erzwungen wird. Bezeichnungen wie<br />

"<strong>Tier</strong>liebe" oder "partnerschaftliche <strong>Sexualität</strong>", wie sie namentlich von Betroffenen selbst<br />

häufig verwendet werden, um auf eine starke Gefühlsbindung hinzuweisen, verkennen diese<br />

Sachlage und erscheinen angesichts verschiedener in der Praxis vorkommender Praktiken ohnehin<br />

euphemistisch 264 .<br />

Selbst wenn Zoophile regelmässig beteuern, ihre int<strong>im</strong>en Beziehungen zu <strong><strong>Tier</strong>en</strong> seien nicht<br />

durch Gewalt und Unterwerfung, sondern durch ein beidseitiges Respekts- und Vertrauensverhältnis<br />

geprägt 265 , bleibt es ein Faktum, <strong>das</strong>s <strong>Tier</strong>e auch bei gewaltfreien sexuellen<br />

Kontakten in erster Linie zur Triebbefriedigung des Menschen instrumentalisiert und zu Sexualobjekten<br />

degradiert werden. Zwar werden sie in unserer Gesellschaft zugegebenermassen<br />

auch <strong>für</strong> viele andere Zwecke gegen ihren Willen verwendet, so etwa <strong>für</strong> <strong>Tier</strong>versuche oder<br />

die Nahrungs<strong>mit</strong>telproduktion. Diese Absichten sind unter dem Aspekt der <strong>Tier</strong>würde<br />

ebenfalls diskutabel, <strong>im</strong> Gegensatz zur <strong>Zoophilie</strong> jedoch gesellschaftlich überwiegend legit<strong>im</strong>iert,<br />

solange die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Vor dem Hintergrund<br />

der verletzten <strong>Tier</strong>würde schlagen <strong>im</strong> Übrigen auch andere von Be<strong>für</strong>wortern häufig<br />

vorgebrachte Argumente fehl. So ist es völlig unerheblich, <strong>das</strong>s durch zoophile Kontakte<br />

keine Nachkommen gezeugt werden können und die Gesundheit von <strong>Tier</strong> und Mensch in der<br />

Regel nicht geschädigt wird, sofern genügend behutsam vorgegangen wird 266 . Genauso untauglich<br />

ist letztlich der von Betroffenen bisweilen herangezogene Vergleich <strong>mit</strong> der Homosexualität,<br />

die gesellschaftlich bis vor wenigen Jahrzehnten ebenfalls verpönt war und als<br />

unmoralisch empfunden wurde, während sie heutzutage mehrheitlich akzeptiert sei 267 .<br />

262 Luy 3.<br />

263 Siehe dazu <strong>das</strong> Interview <strong>mit</strong> der deutschen Ethologin Dorit Feddersen-Petersen zu sexuellen Handlungen<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> unter www.verschwiegenes-tierleid-online.de/aktuelles_feddersen-petersen.htm, die <strong>das</strong> häufig<br />

angeführte Argument, Hunde hätten ein sexuelles Interesse am Menschen, als "tierverachtend" und hilflosen<br />

<strong>Recht</strong>fertigungsversuch bezeichnet.<br />

264 Die Gefahr der intuitiven Verharmlosung des <strong>Zoophilie</strong>begriffs besteht <strong>im</strong> Übrigen auch in anderen Sprachen.<br />

So beispielsweise wird der geschlechtliche Verkehr <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> in Japan (wo <strong>das</strong> Tun in der Öffentlichkeit<br />

meist bloss als etwas Lächerliches, nicht aber als etwas wirklich Verwerfliches dargestellt wird) als<br />

"uma-tawake" bezeichnet, was lediglich "Unsinn" oder "Dummheiten <strong>mit</strong> einem Pferd anstellen" bedeutet<br />

(Hunold 36f.; Massen 105).<br />

265 Siehe hier<strong>für</strong> exemplarisch <strong>Zoophilie</strong>-FAQ 3.4. und 7.22.<br />

266 So bezeichnet beispielsweise Muth 103 die <strong>Zoophilie</strong> aus diesen Gründen als "eine der unschädlichsten<br />

Formen der Verirrung des Sexualtriebs". Zum Übertragungsrisiko von Krankheiten siehe aber FN 101.<br />

267 Zu entsprechenden Argumentationen siehe etwa <strong>Zoophilie</strong>-FAQ 3.18.<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>Tier</strong>en</strong> (<strong>Zoophilie</strong>) – ein unerkanntes <strong>Tier</strong>schutzrechtsproblem<br />

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