16western ridingVon Björn KurzrockDisziplin im Aufwind:Die Western RidingWar die Western Riding vor einigenJahren noch das Schreckgespenst imWesternturniersport, so erfreut sie sichdiese Disziplin in der letzten Zeit einerimmer größer werdender Beliebtheit.Verantwortlich für diesen Zuwachs ist sicherlichin erster Linie das extrem gewachsene Niveauim Westernreitsport in Verbindung mit speziellfür diesen Bereich gezüchtete Pferde. Auchtragen die stetig besseren Bedingungen an denAustragungsorten genauso dazu bei, wie dieteilweise „abgespeckten Versionen“ der WesternRiding-Pattern (z.B. in Junior Klassen), diees Reiter und Pferd erlauben, sich Schritt fürSchritt an die Disziplin heranzutasten.■ Worum geht es ?In der Disziplin Western Riding geht es in ersterLinie darum, eine fest vorgeschriebene Aufgabe(Pattern) in einem möglichst stabilen/gleichmäßigenTempo zu bewältigen.Die Prüfung beginnt immer im Schritt mit darauffolgender Trabpassage, in der eine Stangeüberquert werden muss. Dem schließt sich derGaloppteil mit den geforderten Galoppwechselnund einem erneuten Überqueren der Stangean. Am Ende der Prüfung stoppt der Reitersein Pferd, richtet es rückwärts und verharrt.■ Die BewertungIn einer Western Riding-Prüfung bewegt mansich, wie in anderen Disziplinen auch, in einemPunktebereich von 0-100. Als Durchschnitt werden70 Punkte zugrunde gelegt, und mit dieserPunktezahl beginnt der Reiter seine Prüfung.Die einzelnen Manöver werden dann mit Scoreszwischen -1,5 (sehr schwach) bis +1,5 (sehrstark) von dem Richter bewertet. Diese Punktewerden dann von den ursprünglich 70 Punktenabgezogen (die Minusbewertungen) oder dazuaddiert (die Plusbewertungen).Darüber hinaus gibt es Strafpunkte, die sogenannten„Penalties“, die zwischen ½ und 5Strafpunkten liegen. Diese Penalties werden,falls vorhanden, wiederum vom Endscore abgezogen.Aus dieser Berechnung ergibt sicham Ende der Aufgabe die Bewertung der Reiter-Pferdkombinationsowie die abschließendePlatzierungsreihenfolge.■ Die KriterienSpricht man in der Western Riding von einzelnen„Manövern“, wird immer wieder gerne übersehen,dass es in dieser Prüfung zwar hauptsächlich,aber nicht nur um die fliegenden Wechselselbst geht, sondern auch um das Bewältigender Stange im Trab und Galopp, die Übergängezwischen den einzelnen Gangarten, das Anhaltenaus dem Galopp und das abschließendeRückwärtsrichten.Ein weiteres entscheidendes Bewertungskriteriumin dieser Disziplin ist das Vorstellendes Pferdes in einem gleichmäßigem Tempowährend der gesamten Prüfung. Die Höhe desGrundtempos kann jedoch durch unterschiedlichePferdetypen sehr deutlich variieren und istdeshalb auch abhängig von der Rasse und dernatürlichen Galoppade des Pferdes, aber auchvom jeweiligen Ausbildungsstand von Reiterund Pferd.So sollte der Reiter für seine Western Riding-Pattern das Tempo wählen, welches seinemPferd zum gegenwärtigen Ausbildungsstand ammeisten entgegenkommt, um ordentlich wechselnzu können.Schritt, Trab und Galopp sollten unbedingtaufeinander abgestimmt sein, d.h.: Wenn einPferd ein höheres Galopptempo zum sauberenWechseln benötigt, sollte der Reiter es auch imSchritt und Trab nicht zu langsam vorstellen, umso ein möglichst harmonisches Gesamtbild zuschaffen.Generell ist Harmonie das Schlüsselwort füreine gelungene Vorstellung in der Western Riding.Hierzu zählt das passende Tempo und eindurchlässiges Pferd, welches gut und aufmerksamauf die Hilfen des Reiters reagiert.Ein weiterer wichtiger Begriff in dieser Prüfungist „Souveränität“, das heißt: Pferd und Reitersollten dem Richter stets den Eindruck vermitteln,dass man während der Prüfung „alles imGriff“ hat und weiß, was man in der Arena tut.Ein sicherer, gut vorbereiteter und „hingerittener“fliegender Wechsel wird immer höher bewertet,als ein „zufälliger“, der evtl. die gleicheQualität hat!Abschließend sollte der Teilnehmer auch in dieserPrüfung viel Wert auf ein schönes Outfit undeine gute Ausstattung legen. Wie in jeder anderenDisziplin macht es einen guten Eindruck,wenn auch in der Western Riding die optischenKomponenten nicht zu kurz kommen. So kannneben einer ordentlichen Kleidung und Ausrüstungz.B. auch die Verwendung eines Schweiftoupetsdurchaus hilfreich sein, da die Fülleund das Gewicht des künstlichen Schweifes dasPferd geschlossener und insgesamt ruhiger erscheinenlassen.■ Das Western Riding PferdDie Zucht von Westernpferden, speziell demQuarter Horse, hat sich in den letzten Jahrzehntenimmer mehr spezialisiert. Will man in derReining und Working Cowhorse ein mittelrahmiges,stark bemuskeltes Pferd haben, welchesin der Lage ist, schnelle Manöver mühelos zubewältigen, bevorzugt man für die Western Ridingeher ein großrahmiges, elegantes Pferd mitausgewogenem Verhältnis zwischen Hals undRücken.Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es diesemTyp Pferd, ausgestattet mit einer guten undflachen Galoppade und entsprechend längererSchwebephase, grundsätzlich leichter fällt,WESTERNREITER – Juni 2013
einen fliegenden Wechsel gemäß Western Riding Kriterien auszuführen.Allerdings muss neben den körperlichen Voraussetzungen und einer entsprechendenBewegungsqualität ebenso ein starkes Nervenkostüm in Verbindungmit einer hohen Grundrittigkeit vorhanden sein, um langfristig indieser Disziplin erfolgreich sein zu können!■ Die AusbildungDer Leitsatz der Ausbildung eines Western Riding Pferdes sollte sein, dassder fliegende Wechsel als entscheidendes Element dieser Disziplin bzw.die Vorbereitung dazu erst dann trainiert wird, wenn das betreffende Pferdeine solide Grundausbildung abgeschlossen hat. Übergänge, die verschiedenenTempi in der Gangart und ein Verständnis für die Schenkelhilfen desReiters muss beim Pferd bereits vorhanden und gefestigt sein.Prinzipiell muss bei allen gegebenen Voraussetzungen das Hauptaugenmerkanfangs darauf gelegt werden, das für das jeweilige Pferd richtigeTempo zu finden, um es ihm so leicht und damit so stressfrei wie möglichzu machen, den fliegenden Wechsel fehlerfrei auszuführen.Es ist genauso wichtig, den Wechsel durch immer wiederkehrendes Ansprechendes Pferdes mit dem Schenkel vorzubereiten, also Hüfte undSchulter zu bewegen, als den Wechsel ohne diese Vorbereitung zu übenund so Hektik entstehen zu lassen, die völlig kontraproduktiv ist.Das angehende Western Riding-Pferd wird darüber hinaus immer wiederdurch logisches Abwenden und Anhalten dazu gebracht, auf den eigentlichenWechsel zu warten und ihn nicht vorwegzunehmen.Wenn trotzdem Hektik entsteht, liegt das fast immer an mangelnder Vorbereitungund falscher Tempowahl. Generell sollten Hektik und Stress inder Ausbildung des Western Riding-Pferdes sowieso ein Fremdwort bleiben,denn nur ein entspanntes Pferd wird auch entspannt und zufriedenwechseln. Verpatzte Wechsel werden nie hart bestraft oder mit übertriebenerKorrektur geahndet, sondern stets mit einer Wiederholung der Vorbereitungim Galopp oder sogar im Trab quittiert.Laura Kadzinsky mit PR Fritz Power im Finale derWestern Riding Jugend bei der German Open.■ Das Vorstellen in der Western Riding-PrüfungNach jedem noch so intensiven und geduldigem Training kommt es irgendwannzum ersten Vorstellen des Pferdes auf dem Turnier. Es fällt generellnicht leicht zu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt hierfür ist,denn auch in der Western Riding-Prüfung können äußere Einflüsse desTurniertrubels jedes noch so gut trainierte Pferd leicht ablenken und denReiter dadurch vor unvorhergesehene Probleme oder Situationen stellen.Das korrekte und saubere Vorstellen eines Western Riding-Pferdes erfordertvom ersten bis zum letzten Moment höchste Konzentration, die imTraining nur bedingt geübt werden kann. Daher ist es wichtig, das Pferderst dann zu showen, wenn sich Pferd und Reiter gut kennen. Der Reitersollte jederzeit in der Lage sein, das Pferd im Tempo und im GradWESTERNREITER – Juni 2013Carl-Zeiss-Straße 2a | 63785 ObernburgTelefon: 06022-2086190 | Telefax: 06022-2086191www.stegmann-saddlery.de