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Volkacher Bote 98 (2013) - Deutsche Akademie für Kinder

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Judith Kerr 13Noch 1933 werden die Kerrs von den Nazis ausgebürgert und enteignet. Die Familie istnun staatenlos und ihrer kompletten Besitztümer beraubt, bis auf das wenige, was sieauf die Flucht mitnehmen konnten. Anna, das alter ego von Judith Kerr in ihrem RomanAls Hitler das rosa Kaninchen stahl, erinnert sich an diesen ruchlosen Diebstahlwie folgt:Anna versuchte, es sich vorzustellen. Das Klavier war weg … die Vorhänge imEsszimmer mit dem Blumenmuster … ihr Bett … alle Spielsachen, auch das rosaKaninchen. Es hatte schwarze, aufgestickte Augen – die Glasaugen waren schon vorJahren ausgefallen –, und es sackte so reizend zusammen, wenn man es auf die Pfotenstellte. Das Fell war, obgleich nur noch verwaschen, rosa, so weich und vertrautgewesen.Von der Schweiz aus emigriert die Familie, ständig unter drückender Geldnot leidendund sich finanziell nur durch Gelegenheitsarbeiten mühsam erhaltend, unter vielenEntbehrungen und Nöten über Paris in Frankreich und Oostende in Belgien AnfangMärz 1936 schließlich nach London. England wird <strong>für</strong> die Kerrs nun zur neuen undzweiten Heimat, 1947 erhalten alle Familienmitglieder den britischen Pass.Für Judith Kerr beginnt nach dem Krieg eine Zeit großer Veränderungen undEntwicklungen. Ab 1946 studiert sie <strong>für</strong> drei Jahre an der Londoner Central School ofArts and Crafts Malen und Zeichnen, arbeitet anschließend freiberuflich als Zeichenlehrerinund tritt 1954 eine Lektoratsstelle beim englischen Rundfunksender BBC an,wo sie u.a. auch eigene Drehbücher schreibt. Beim BBC lernt Judith Kerr den AutorThomas Nigel Kneale (gest. 2006) kennen. Beide heiraten schon im Mai 1954, 1958und 1960 werden Tochter Tacy und Sohn Matthew geboren. Die Kerr-Kneale-Familieverlässt London und bezieht im südlichen Londoner Vorort Barnes ein Reihenhaus, indem Judith Kerr bis heute und nun schon über 50 Jahre lebt.Zugunsten der Erziehung der <strong>Kinder</strong> gibt sie das Malen und Zeichnen zunächst aufund widmet sich diesem erst wieder, als Tochter und Sohn die Schule besuchen. 1968erscheint ihr erstes Bilderbuch The Tiger who came to Tea (dt. Ein Tiger kommt zumTee, Ravensburger 1979). Dieses gilt bis heute als eines der beliebtesten englischenBilderbücher aller Zeiten, verkaufte sich weltweit millionenfach und wurde 2012 beiKnesebeck neu aufgelegt. 1970 folgte mit Mog, the forgetful Cat (dt. Mog, der vergeßlicheKater, Ravensburger 1970) das erste von insgesamt 17 Mog-Bilderbüchern,die bis zum letzten Band 2001, in dem Mog stirbt, erschienen und, autobiografischfiktionalisiert, kleine und große Geschichten um den Kater Mog, unverkennbarHauskater-Mitglied der Familie Kerr-Kneale, erzählen. Elf davon wurden ins <strong>Deutsche</strong>übersetzt und sämtlich im Ravensburger Buchverlag veröffentlicht. Neben den Mog-Bänden veröffentlichte Judith Kerr zwischen 1992 und 2010 bei HarperCollins inLondon noch einige wenige weitere Bilderbücher, die bislang jedoch ebenso wenig indeutscher Übersetzung erschienen wie ihre beiden letzten illustrierten Bücher MyHenry (2011), eine surreal-traumhaft anmutende Hommage und Liebeserklärung anihren verstorbenen Ehemann, und The Great Granny Gang (2012), eine Geschichteüber eine Gruppe älterer Damen, die tatkräftig eine Bande junger Diebe in die Fluchtschlägt.

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