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Volkacher Bote 98 (2013) - Deutsche Akademie für Kinder

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50REZENSIONENaus deutscher, jugendlicher Tätersicht beleuchtet. Fragen der Mitschuld und des Mitläufertumswerden so aus ganz verschiedenen historischen Perspektiven angegangen.„Paradies der Sieger“, so nannten die aus Nazi-Deutschland Getürmten ihren neuenkomfortablen Lebensraum in Südamerika zynisch unter sich. Und sie maßten sich an,auch hier, im Argentinien der 1950er Jahre, die ebenfalls nach Südamerika geflohenenJuden weiter beherrschen und verfolgen zu können. Der Roman zeigt dies in authentischerRealistik am Beispiel des Collegio Friedrich, einer deutschen Schule in La Plata,an der <strong>Kinder</strong> aus jüdischen Emigrantenfamilien zusammen mit <strong>Kinder</strong>n von Naziverbrechernlernen. Unter den zutiefst verfeindeten Gruppen. herrscht eine explosiveStimmung. Der Protagonist und Ich-Erzähler Tom, der 17jährige Sohn eines untergetauchtenNazis, kommt neu an die Schule, und noch bevor er den anderen klar machenkann, wer er ist, begegnet er dem jüdischen MädchenWalli und verliebt sich in sie. Aus Liebe – undaus Scham – und auch aus Rebellion gegen seinenVater verschweigt Tom seinen wahren Familienhintergrundund behauptet, auch er sei Jude. Es ist eineunvorstellbare Lüge, die schnell zu fatalen Konfliktenführt, in der Hass, Gewalt, eine Entführung undsogar ein Mord das Geschehen bestimmen. ImKern kreist die Handlung um zwei Pole: Um dieAuseinandersetzung Toms mit seinem Vater umdessen Vergangenheit und um seine Liebe zu Walli.Dass diese alle Erschütterungen übersteht und auchin die Zukunft hinein reicht, ist die tragende Botschaftdes Romans.Jürgen Seidel: Das Paradies der Täter. München:cbj <strong>2013</strong>. ISBN 978-3-570-15577-6. 3<strong>98</strong> S., 16,99 €.Paradiessucher ist das Romandebüt der 1969 als Rena Zednikova im mährischenStädtchen Prostĕjev geborenen Schauspielerin und Autorin Rena Dumont. Sie erzählterkennbar autobiographisch über die Flucht der siebzehnjährigen Lenka im Jahr 1<strong>98</strong>6aus der ehemaligen Tschechoslowakei nach Bayern. Das Mädchen träumt schon langedavon, mit ihrer Mutter in den Westen zu gehen. Sie hat genug von dem bornierten Lebenin ihrer Kleinstadt. Sie möchte Schauspielerin werden, was man ihr zweimal verwehrthat, möchte endlich frei sein und sich nicht mehr wegducken müssen, möchtesagen, was sie will, fahren, wohin sie will, kaufen können, was ihr gefällt. Als sie undihre Mutter ein Visum <strong>für</strong> zwei Wochen Deutschlandurlaub erhalten, ist das die großeChance. Doch wie schwer eine solche Entscheidung ist, merkt die Protagonistin undIch-Erzählerin Lenka, als es ernst wird. Die Heimat, ihre erste Liebe, ihre Freundinnenund alle Verwandten zurückzulassen, bedeutet eine radikale Veränderung ihres Lebens.Das fremde Land macht es ihr auch nicht leicht. Gelandet im bayerischen Königssee,genießt Lenka zwar die zum Wunschtraum gewordenen Konsumgüter, aber der Aufenthaltim überfüllten und gettoisierten Asylbewerberheim macht ihr große Probleme,zudem wird ihre Mutter krank und dazu noch erschweren die Sprachbarrieren die Ori-

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