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Volkacher Bote 98 (2013) - Deutsche Akademie für Kinder

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Rezensionen 53REINER NEUBERTErinnerungsorte. Land und Dorfleben im Spiegelliterarischer Zeugnisse der DDRZu einer Studie von Barbara Schubert-FelmyEs tut sehr wohl, wenn man bei der Aufarbeitung der Geschichte der DDR einmal nichtsofort mit der Vokabel ‚Unrechtsstaat’, mit der alles unterwandernden Stasi oder mit demdort angeblich beständig wirkenden ideologischen Holzhammer konfrontiert wird.Hingegen liest man im Vorspann zwei aktuelle und recht positive Lesermeinungen zu denhier analysierten und wertgeschätzten literarischen Kunstwerken der DDR, die 23 Jahrenach der sog. Wende verschämt aus der Schublade geholt werden, um sie heute <strong>für</strong> dieSchule oder Hochschule als Zeugnisse des seinerzeit gestalteten realen Lebens jener vierzigJahre Existenz vorzuschlagen und zu interpretieren. Im Vorwort spricht die Autorin vonbislang unliebsamer Missachtung dieses Gegenstandes, dem man sich eben nicht nur undausschließlich unter politischen Fragestellungen widmen dürfe und solle.Barbara Schubert-Felmy hat sich dabei einige literarische Texte ausgesucht, dieerstens das Leben auf dem Lande des Ostens in seiner Vielfalt einzufangen versuchten,zweitens weithin bekannt waren und sich drittens als „Erinnerungsorte“ in dasGedächtnis der Bevölkerung eingebrannt hätten, aber: „Nicht nur landwirtschaftlicheFlächen liegen brach, manchen der dort Lebenden wurde die Identität genommen.“ (S.8) Dass die Literatur der DDR ebenda allgegenwärtig und das Land ein „Leseland“ warund dass mittels Literatur eben nicht nur parteipolitische Vorgaben abgearbeitet wordensind, sondern wirksam humanistisch erzogen werden konnte (S. 10), wurde in denletzten Jahren häufig geleugnet. Umso erstaunlicher ist es, plötzlich von ästhetischemAnspruch, literarischem Niveau, hohem Bekanntheitsgrad jener Spezies zu lesen (S.12), die hier <strong>für</strong> Schule und Hochschule als Erinnerungsorte aufbereitet werden, umGeschichte konkret und emotional nachvollziehbar werden zu lassen. Für mich persönlichist das ein einschneidendes Erlebnis, zumal ich einige Bücher als Schulkind las,andere als Student und die meisten von ihnen in der Lehre ‚benutzte’, um sie Lehramtsstudentenim Fach Deutsch schmackhaft zu machen.Dass Erwin Strittmatters Titel dabei einen breiten Raum einnehmen, ist mehr als gerecht,denn er war wirklich einer der renommiertesten DDR-Autoren. Seine Büchererzielten hohe Auflagen, aber heute spiele er beim Studium der Germanisten kaum eineRolle (S. 19). Zwar wurde er in über vierzig Sprachen übersetzt, aber, wie er selbsteinmal nach 1990 anmerkte, nicht in die westdeutsche. Hier werden nun Tinko (1954),Pony Pedro (1959) und Ole Bienkopp (1963) analysiert, die neben anderen Texten vonihm auch Schullektüre waren, verfilmt wurden und so eben allgegenwärtig waren.Schubert-Felmy untersucht, nachdem wenige biografische Fakten eingestreut werden,

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