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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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in Lemberg hat auch das bisherige Schrifttum über die Geschichte <strong>des</strong> bäuerlichen Deutschtumsin Galizien, ich nenne hier nur Kaindl, Kuhn und Ludwig Schneider2), am meisten geschöpft.Diese Kolonien waren noch viel weniger als die im Banat etwa um der merkantilistischen Peuplierungwillen, also Vermehrung der Einwohnerzahl, geschaffen. Sie sollten auch nicht der Germanisierungdienen, sondern sie sollten nach dem Willen <strong>des</strong> Kaisers, der das Land von seinen Reisenher aus eigener Anschauung kannte, vorbildliche Musterwirtschaftsgebiete <strong>für</strong> die in der polnischenZeit äußerst tiefstehende agrarische Urproduktion in Ackerbau und Viehzucht sein3). Hier aufden kameralen Domänen, wo nicht der polnische Grundherr oder jüdische Pächter, sondern derkaiserliche Verwalter als Träger der Grundherrschaft den fortgeschrittenen Geist einer allenNeuerungen zugänglichen pfleglichen Wirtschaftslenkung verkörperte, mußte, zumal bei Einsetzungder an sich kulturell höher stehenden <strong>deutsche</strong>n Kolonisten, ein verhältnismäßigerHochstand in der Landwirtschaft entstehen. Ein solcher Hochstand ist auch tatsächlich entstanden.Er hat dann weithin befruchtend und fördernd auch auf den polnischen Bauer gewirkt.Die <strong>für</strong> die Herkunftsforschung aus diesen Domänenakten zu gewinnenden, <strong>für</strong> die Feststellung<strong>des</strong> <strong>deutsche</strong>n Blutanteiles so wichtigen sippenkundlichen Daten wurden im Hofkammerarchivmit Zuhilfenahme von Arbeitskräften, die das Deutsche Ausland-Institut beistellte, gesammeltund in einer großen Kartei festgehalten. Ein stark ergänztes Gleichstück dieser Kartei soll nunauch in die Bestände <strong>des</strong> h. o. Sippenamtes kommen. In dieser Kartei sind nicht nur die <strong>deutsche</strong>nKolonisten aus dem Reiche, sondern auch die Staatsgüterbeamten offensichtlich <strong>deutsche</strong>n Blutes,die in diesen Akten mit mannigfachen Daten aufscheinen, zu finden.Neben dem <strong>deutsche</strong>n Bauern, der das bleibendste und widerstandsfähigste Element im DeutschtumGaliziens darstellt, ist als zweites Element der <strong>deutsche</strong> Bürger von höchster Bedeutung.Als Handwerker, als Industrieller, als Kaufmann, als Träger der Intelligenzberufe wird er seitdem Theresianischen Ansiedlungspatent von 1774, dem von 1781 und späteren Begünstigungenins Land gerufen und hat <strong>für</strong> die Kultur und Wirtschaft im städtischen Wesen dieses Lan<strong>des</strong>durch seine Kenntnisse, sein Vermögen, seinen Besitz an Geld und Gerät und seine FertigkeitUngeheures, fast möchte man sagen alles, getan. Auch hier enthält das Hofkammerarchiv inseinen Kommerzakten, besonders aber auch in den Kameral- und Bankalakten eine Fülle von Namenund Tatsachen, die <strong>für</strong> die Vielseitigkeit und Höhe dieser <strong>deutsche</strong>n Leistung sprechen. Zahlenmäßigmuß diese Schicht in erster Linie aus städtischen Quellen festgestellt werden. Namensmäßigwerden neben den städtischen Quellen wohl auch die Akten der kameralen Verwaltungmanches bieten können.Ganz wichtig sind als ein Element <strong>des</strong> Deutschtums im kaiserlichen Galizien die <strong>deutsche</strong>nBeamten aller Zweige der staatlichen Verwaltung. Da Galizien ein Land mit <strong>deutsche</strong>r Am ts-,Gerichts- und in den höheren Schulen größtenteils <strong>deutsche</strong>r Unterrichtssprache war, hattees auch in fast allen höheren Posten <strong>deutsche</strong> Beamte. Wenn eine übrigens erst nachzuprüfendeNachricht aus dem Vormärz von über 2000 Deutschen unter 8000 Beamten spricht, so heißt*) R. F. K aindl, Geschichte der Deutschen in den Karpatenländern, 3. Band, Gotha 1911. — W alter K uhn, ArtikelGalizien im H andw örterbuch <strong>für</strong> Grenz- und Auslanddeutschtum 3, Band, und vorher Die jungen <strong>deutsche</strong>nSprachinseln in Galizien, Münster 1930 in der Sammlung D eutschtum und Ausland 2Ö./27. H eft. — LudwigSchneider, Das Kolonisationswerk Josephs II. in Galizien, Posen 1939, Ost<strong>deutsche</strong> Forschungen hggb. von V iktorK auder, 9. Band.s) So heißt es in dem „H auptnorm ale <strong>für</strong> das Ansiedlungswesen1•vom 3-/4.1787 (D ruck bei Dr. Fritz Seefeldt, Quellenbuchzur <strong>deutsche</strong>n Ansiedlung in Galizien unter K . Joseph II., Plauen 1935, Ost<strong>deutsche</strong> Forschungen hggb.von V iktor Kauder, 3. Band) im Paragraph 77: „D e r H auptzw eck der <strong>deutsche</strong>n Ansiedler in Galizien ist die Em por-bringung der Lan<strong>des</strong>kultur und <strong>des</strong> K unstfleißes, Urbarm achung öder unbenutzter Grundstücke, Vermehr-und Verbesserung der V iehzucht, dann Ausbildung <strong>des</strong> sittlichen Charakters der Nationalunterthanen durchdas Beispiel der Ansiedler.“198

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