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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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An letzter Stelle habe ich schließlich noch von dem Archiv zu sprechen, das an Größe und Bedeutungalle vorangegangenen weitaus übertrifft, dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv7). DiesesArchiv, <strong>des</strong>sen Bedeutung sich nicht nur aus dem Umstand ergibt, daß es in der alten Monarchielange Zeit als Archiv und Forschungsstätte x«TJs£oy7]V galt, an das die Archive (besser gesagtRegistraturen) der anderen Zentralstellen die besten Stücke und Bestände abzugeben hatten,das die Klosterarchive nach der josephinischen Aufhebung so gut aufnahm wie dorthin die Beständeder alten Reichsstellen nach 1806 fielen, hat auch <strong>für</strong> die österreichische Zeit Galiziens äußerstwertvolle geschichtliche Quellen. Da liegen schon einmal die Akten über die Erwerbung<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> bei der Teilung von Polen, in denen sich der Gegensatz zwischen derKaiserin, die von dieser Teilung nichts wissen wollte, zu ihrem Sohne Joseph und ihrem KanzlerKaunitz so deutlich spiegelt. Da Galizien in der ersten Zeit nach seiner Erwerbung von einemDepartement der Staatskanzlei verwaltet worden war und das Archiv dieser mit der Außenpolitikder Monarchie betrauten Stelle hier liegt, so sind also auch die ersten Verwaltungsakten im Haus-,Hof- und Staatsarchiv zu suchen. Über Willen <strong>des</strong> Kaisers Joseph II., der das Land wiederholtbereist hat, wurde eine eigene Hofkommission, dann sogar eine eigene Hofkanzlei, die allerdingsschon 1776 in die vereinigte böhmisch-österreichische Hofkanzlei einmündete, bestellt. Im Hausarchivliegen die wichtigen Reisejournale Kaiser Josephs mit ihren Beilagen, aber auch die Aktender ersten zentralen Verwaltungsbehörden sind noch hier zu finden, wie denn auch dort in der Sammlungder Nachlässe noch wichtige Bestände aus der Verlassenschaft führender österreichischerStaatsmänner in Galizien (Pergen, Brigido, Lazansky) zu finden sind. Die ganze große Fülle österreichischerVerwaltungsmaßnahmen in Galizien bis 1848 spiegelt sich in den Beständen <strong>des</strong>Staatsrates, der beratenden Behörde <strong>des</strong> Herrschers in allen Teilen der inneren Politik im weitestenSinn von 1761— 1848. Niemand, der die innere Geschichte Österreichs in dieser Zeit verfolgt,kann an den Beständen mit ihren Voten und Vorträgen vorübergehen. Daneben laufennoch die sogenannten Kaiser-Franz-Akten und die Fülle der bis zum Ende der Monarchie reichendenKabinettsakten, die der Niederschlag aller bis in das kaiserliche Kabinett <strong>des</strong> Herrschersreichenden Verwaltungs-, Finanz- und Wirtschaftsmaßnahmen der Regierung — und was reichtebei den Habsburgern, die v. Maria Theresia bis Franz Joseph fleißige Aktenerlediger waren, schonnicht so weit — sind. Ich brauche nicht zu erwähnen, daß auch der außenpolitische Verkehrmit dem von 1809— 1846 bestandenen Freistaat Krakau hier seine Spuren hinterließ. Auch dieZeit nach 1848 hat hier im Archiv <strong>des</strong> Reichsrates, der als eine Art Fortsetzung <strong>des</strong> Staatsratsnoch einmal die gewaltige Leistung der Ressortministerien, deren Registraturen zum Teil nichtgut erhalten sind, widerspiegelt, ihren Niederschlag gefunden. Es ist dies die Zeit <strong>des</strong> sogenanntenNeuabsolutismus, deren repräsentativster Mann der Innenminister Bach war, ist die Zeit derletzten und höchsten Anstrengung, Österreich und damals auch Ungarn deutsch zu regieren.In der Geschichtsschreibung der späteren Jahre, nicht nur der madjarischen und slawischen,oft abträglich beurteilt, kann ihr doch kein objektiver Beurteiler große und größte Leistungenabsprechen. Die Aufhebung der alten Grundherrschaften mit dem Untertanenverband und dieÜbernahme der verwaltungsmäßigen, finanziellen und richterlichen Befugnisse durch den Staat,ist eine Riesenaufgabe, die dieser Neuabsolutismus rechtlicb sauber und sozial gerecht durchgeführthat. Die damit im Zusammenhang stehende Anlage eines Steuerkatasters nicht minder.Aber auch im Schritthalten mit den durch die Fortschritte der Technik gebotenen Neuerungenauf dem Gebiete <strong>des</strong> Verkehrs, der Produktion im weitesten Sinne der Wirtschaft überhaupt,hat er sich den Geboten der Stunde keineswegs verschlossen. Daß er sich dabei einer deutschgeführten Verwaltung bediente, <strong>für</strong> <strong>deutsche</strong>n Nachwuchs in der Beamtenschaft und der bürgerlichenSchicht Sorge trug, hat ihm seine Aufgabe erleichtert, wohl erst ermöglicht. Es trugdiesem Neuabsolutismus freilich den unauslöschlichen H aß der Madjaren ein, wenn er erklärte,7) Das Gesamtinventar <strong>des</strong> W iener H aus-, H of- und Staatsarchivs ist in großartiger Ausführlichkeit als Teil V derInventare der österreichischen Staatlichen A rchive in 5 Bänden erschienen. W ien 1936ff bei A d olf Holzhausen.203

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