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7ZUR GESCHICHTE DES BERLINER PHONOGRAMM- ARCHIVSCarl Stumpf. der bedeutende und vielgeehrteOrdinarius fur Psychologie an derBerliner Universitat. der seit 1"886 in mehrerenPublikationen 1 sein Interesse an musikethnologis chen Fr agen bekundet hatte . verdanktseine ersten eigenen Phonogramm­Aufnahrnen einem zufalligen Ereignis. demGastspiel des Siamesischen Hoforchestersin Berlin im Jahre 1900 z . Er legte damitaber praktisch den Grundstein zum BerlinerPhonogramm-Archiv. das zunachst allerdingsnoch nicht diesen offiziellen Namen fuhrte.Die beiden Assistenten Stumpfs. Otto Abrahamund Erich Moritz von Hornbostel. stellten sichin den folgenden Jahren nun auch ihrerseitsimmer mehr auf das neue Forschungsgebietder Vergleichenden Musikwissenschaft urn.So nahm Abraham noch im Jahre 1900sudafrikanische Musik in Berlin auf. in dennachsten Jahren folgten Archiv-Aufnahmenaus Japan und Indien! . Felix von Luschan.der Direktor des Berliner Museums furVolkerkunde. der 1878. und damit als ersteruberhaupt. die Bedeutung des Phonographenfur die Ethnologie erkannt. und urn 1885verschiedene Experimente angestellt hatte.ohne zu befriedigenden Ergebnissen zu gelangen.wurde nun durch die Tatigkeit undErgebnisse der beiden jungen Forscher neuermutigt und bediente sich 1901/1902 aufseiner Turkei-Reise nun doch des Edison­Apparates. Neben seinen im PsychologischenInstitut deponierten Walzen fanden sich baldweitere Kollektionen an. die von Luschan.sowie Stumpf. Abraham und von Hornbostelangeregt hatten. z. B. Jonker/Timor (1902).Bogoras/Nordasien (1902). Meinhof/Ostafrika(1903). sowie Trager/Albanien undTunis (1903).Durch die Archiv-Aufnahmen. die imFelde hergestellten Sammlungen und dieinzwis chen aus anderen Instituten zur wissenschaftlichenBearbeitung bzw. zum Austauschubers~ndten Phonogramme 4 wuchsendie Bestande so rasch. dass ein offiziellerBetreuer dafur eingesetzt werden musste.Das jedoch war nur moglich. wenn dasArchiv als solches gegru.ndet und anerkanntwar. Darum bemuhte sich Carl Stumpf mitallen Kraften 5 • Sein eigentliches Ziel. einselbstandiges Institut ins Leben zu rufen.erreichte er allerdings auch nicht. Ervermochte lediglich. 1905 E. M. von Hornbostelendlich zum Leiter des nun so genanntenPhonogramm-Archivs zu ernennen.Irn ubrigen blieb das Archiv aber immernoch ein schlecht dotiertes "Anhangsel" desPsychologischen Instituts. Es war weitgehendauf Zuschusse von privater Seite (Vir chow­Stiftung. Akademie der Wissenschaften usw. )angewiesen und wurde nicht zuletzt durch dieselbstlosen Zuwendungen aus von HornbostelsPrivatvermogen lebensfahig erhalten. Darananderte auch nichts der grosse Aufruf. denStumpf unter Berufung auf die Bedeutung unddie wissenschaftlichen Erfolge des Faches1908 in einer wis senschaftlichen Zeits chrift 6veroffentlicht hatte und der in zahlreichenTageszeitungen auszugsweise abgedruckt bzw.besprochen worden war .Der enge Kontakt mit dem Museum fUrVolkerkunde blieb auch weiterhin erhalten.nicht zuletzt durch das ausserordentlicheInteresse. das Felix von Luschan an dermusikethnologischen Forschung bekundete .Ohne ihn ware der Start des jungen Fachessicher viel schwieriger gewesen. Seinergewichtigen Stimme ist es auch zu danken."dass fortan kein deutscher Forschungsreisendermehr auszog. ohne eine phonographischeAusrustung mitzunehmen und ohneim Psychologischen Institut zu Berlin in derBenutzung des Phonographen fur wissenschaftlicheZwecke unterwiesen worden zusein,,7,Von Luschan nahm dann auch in die vomBerliner Museum fur Volkerkunde herausgegebene"Anleitung fUr ethnographische Beobachtungenund Sammlungen in Afrika undOzeanien" (5. Auflage . Berlin 1908) einKapitel "Musik" auf. in dem sich ausserapparatetechnischen Erklarungen Anweisungenfur das Aufnahmeverfahren. eine knappeInstrumentensystematik und besonder s einVorschlag fur die Anlage eines Journalsbefanden. Leider - das muss zugegebenwerden - haben keineswegs alle Sammlerdiese Hinweise . namentlich bezuglich derKommentierung. der Textnotierung usw.beherzigt. Bequemer und erfolgreicher sindda zweifellos vorgedruckte Fragebogen. wiesie neuerdings im Phonogramm-Archiv entwickeltworden sind.Die weiter wachsende Zahl der Archivbestande.die Ausweitung des wissenschaftlichinteressierten Kreises sowie das Bedurfnisnach einem Austausch phonographischenKlangmaterials machten die Suche nach einembrauchbaren Kopierverfahren immer dringlicher.Bislang besass man ja von den Aufnahmennur die Originalwalzen aus relativweichem Wachs. deren Qualitat durch das

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