16B. Oitzingerwurde mit Herrn K. eine geeignete Rückfallprophylaxeerarbeitet. Seinen Traum vomPferdehof versucht Herr K. langfristig mitHilfe von Förderungen zu realisieren, wobeimittelfristig die Regulierung der Schulden alsZiel formuliert wurde.LiteraturLandmann, J. & Petty, R. (2000). „It could havebeen you”: How states exploit counterfactualthought to market lotteries. Psychology & Marketing,17, 299-321.Becker T. (2007). Gefährdungspotential vonGlücksspielen für den Spieler und die Gesellschaft.Universität Hohenheim.Breen, R. B. & Zimmerman, M. (2002). Rapid Onsetof Pathological Gambling, in: Machine Gamblers.Journal of Gambling Studies, 18 (1), 31-43.Buth, S. & Stöver, H. (2008). Glücksspielteilnahmeund Glücksspielprobleme, in: Deutschland: Ergebnisseeiner bundesweiten Repräsentativbefragung.Suchttherapie, 9, 3-11.Michael Musalek, Martin Poltrum (Hrsg.)Ars Medica. Zu einer neuenÄsthetik in der MedizinSchaut man auf die europäische Geistesgeschichte, dann zeigt sichschnell: Das Schöne ist heilsam — es ist das Antidepressivum und Weckamindes Seins. Eine Sozialästhetik als Wissenschaft des Schönen inden zwischenmenschlichen Beziehungen kann somit ein Wissen zurVerfügung stellen, das in die medizinische Praxis Eingang findet.Themen, die es hier wissenschaftlich zu bearbeiten und klinisch umzusetzengilt, sind z.B. die Kultivierung von Patientenkontakten und -interaktionen,die Dekonstruktion von Interaktionsgrenzen, das Schaffenvon angstfreien und gesundheitsfördernden Atmosphären, das Einführenvon Humanität in leere Patientenrituale, die Eleganz der Diagnostik,die Attraktivität von Behandlungsformen, die Sensibilisierung fürWahrnehmungen und Erfahrungen des Schönen und das Eröffnen vonästhetischen Zukunftsperspektiven. Der Band versammelt grundlegendeTexte zu einer solchen neuen Ästhetik in der Medizin.332 Seiten, ISBN 978-3-89967-670-9, Preis: 30,- €PABST SCIENCE PUBLISHERSEichengrund 28, D-49525 LengerichTel. ++ 49 (0) 5484-308, Fax -550pabst.publishers@t-online.dewww.psychologie-aktuell.com, www.pabst-publishers.deBühringer, G., Kraus, L., Sonntag, D., Pfeiffer-Gerschel,T. & Steiner, S. (2007). PathologischesGlücksspiel in Deutschland: Spiel- und Bevölkerungsrisiken.Sucht, 53 (5), 296-308.Güsser, S. M. & Albrecht, U. (2007). Rien ne va plus– wenn Glücksspiele Leiden schaffen. Bern:Verlag Hans Huber.Kalke, J., Buth, S., Rosenkranz, M., Schütze, C.,Oechsler, H. & Verthein, U. (2011). Glücksspielund Spielerschutz in Österreich. Freiburg:Lambertus.Meyer, G. & Hayer, T. (2005). Das Gefährdungspotentialvon Lotterien und Sportwetten – EineUntersuchung von Spielern aus Versorgungseinrichtungen.Abschlußbericht. Ministeriumfür Arbeit. Gesundheit und Soziales des LandesNordrhein-Westfalen.Meyer, G., Häfeli, J., Mörsen, C. & Fiebig, M.(2010). Die Einschätzung des Gefährdungspotentialsvon Glücksspielen: Ergebnisse einerDelphi-Studie und empirische Validierung derBeurteilungsmerkmale. Sucht, 56, 405-414.Rumpf, H. C., Meyer, C., Kreuzer, A. & John, U.(2011). Epidemiologische Ergebnisse der PA-GE-Studie zur Prävalenz und Komorbiditätdes pathologischen Glücksspielens.Petry, J. (2003). Pathologisches Glücksspielverhalten.Geesthacht: Neuland.Stöver, H. (2006). Empirische Befunde zum problematischenLottospielverhalten. UniversitätBremen.Coups, E. Haddock, G. & Webley, P. (1998). Corrlatesand Predictors of Lottery Play in the UnitedKingdom. Journal of Gambling Studies, 14,285-303.Tversky, A. & Kahnemann, D. (1973). Availability:A heuristic of judging frequency and probability.Cognitive Psychology, 5, 207-233.Mag. Birgit OitzingerKlinische- und Gesundheitspsychologin,Psychotherapeutin in Ausbildung unterSupervision, Koordinatorin fürGlücksspielsucht/Online- undComputerspielsucht am Anton ProkschInstitut, Wienbirgit.oitzinger@api.or.atrausch 1-<strong>2012</strong>
17Rien ne vas plus: Dostojewskis SpielsuchtBert KellermannVor 30 Jahren war in Deutschland dasGlückspielangebot überschaubar; dementsprechendwurde kaum ein Bürger spielsüchtig.Dennoch war das Krankheitsbild bekannt:Viele Leute hatten nämlich DostojewskisRoman „Der Spieler“ gelesen – undsein Autor wusste, wovon er schrieb.Der russische Schriftsteller Fjodor MichailowitschDostojewski (1821 bis 1881) war einsüchtiger Glücksspieler. Er geriet durch dasverlockende, zeitgenössische Glücksspielangebotin Deutschland in diese Abhängigkeit.Während es in Russland keine Spielcasinosgab, existierten in Deutschland damals Casinosin fünf mondänen Kurbädern. Hauptsächlichwurde dort Roulette gespielt, als Unterhaltungfür die vermögenden, insbesondereausländischen Kurgäste.Die Reise mit Polina1863 plante der damals 42-jährige Dostojewskimit seiner Freundin, der Studentin Polina,eine Reise von Paris nach Italien. Polinastudierte in Paris. Dostojewski, der oft inGeldnöten war, machte auf der Fahrt zu ihreinen Abstecher nach Wiesbaden zum Roulettespielenim dortigen Casino. Bei diesemersten Casinobesuch war dem Autor das fataleAnfängerglück hold. Die Reise mit Polinaführte – bestimmt nicht zufällig – von Pariszunächst wieder nach Wiesbaden und dannnach Baden-Baden, ebenfalls ein Casino-Ort.Dort schrieb Polina in ihr Tagebuch: „Erspielt fortwährend Roulette ...“ Offenbar verlorDostojewski auch, denn die beiden musstensich Geld leihen, um ihre Reise fortzusetzen.Nachdem sein Bruder Michail ihm in einemBrief Vorwürfe gemacht hatte („hör um Gotteswillenauf zu spielen, wo soll das hinführen“),schrieb Dostojewski ihm über seineVerluste beim Roulette: „Wir zitterten jedenAugenblick, dass uns im Hotel die Rechnungpräsentiert werde und wir ohne einen Groschensein könnten. Ein Skandal, die Polizeidrohte ... Scheußlich! Meine Uhr habe ichnoch in Genf ... versetzt ... Polina hat einenRing versetzt ... Mischa, in Wiesbaden habeich ein Spielsystem erfunden ... habe zehntausendFrancs gewonnen! ... NB. Von meinerLage erzähle niemandem. Meine Spielverlustesollen ein Geheimnis bleiben.“Nach der Reise mit Polina fuhr Dostojewskinicht nach Russland zurück, sondern zunächstzum Casino in Homburg. Kurz danachvertraute Polina ihrem Tagebuch an,Dostojewski habe sie gebeten, wegen seinerSpielverluste eine Uhr und eine Kette zu versetzen.Der Reinfall von WiesbadenZwei Jahre später, im Juli 1865 wollte Dostojewskimehrere Monate mit Polina in Parisverbringen. Er reiste jedoch zunächst nur bisWiesbaden, Polina folgte ihm dorthin. Innerhalbvon nur fünf Tagen verlor er sein gesamtesGeld einschließlich das für die Hotelkostensowie die Weiter- und Rückreise vorgesehene.Er schrieb: „Ich bin pleite bis aufs letzteHemd – sogar meine Uhr habe ich verspielt,und im Hotel schulde ich Geld.“ Alsein Freund ihm endlich Bargeld schickte,nahm es der Hotelwirt gleich an sich; er hatteDostojewski bereits mit einer Anzeige beider Polizei gedroht.Neuer VersuchDostojewskis „Der Spieler“ basiert auf seinenRoulette-Erlebnissen in Wiesbaden und Baden-Baden.Für das Romanprojekt ließ er sichvon einem Verleger – wie üblich – einen Vorschussgeben. Zu Beginn der Niederschriftdes Romans 1866 stand Dostojewski bereitsunter massivem Zeitdruck: Wenn er den vereinbartenAbgabetermin nicht einhaltenkonnte, hätte dies durch den Verlagsvertragbittere Konsequenzen gehabt. Diesmal hatteer wirkliches Glück: Anna trat in sein Leben.Sie war ihm empfohlen worden als tüchtigerausch 1-<strong>2012</strong>, 17-19
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