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RAUSCH Heft 1/2012 - Dr. Oliver Scheibenbogen

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„Player tracking“ und „player control“ – wie kognitive Fehlschlüsse von Spielbetreibern gezielt genutzt werden 23senkranz an ihrem Rückspiegel hängen odergar einen Teddybären aus Kindertagen alsheimlichen Beschützer in Ihrem Schlafzimmer?Psychologisch gesehen handelt es sichbei diesem Phänomen um einen Bereich, denman „magisches Denken“ nennt. Diesen Dingenwerden übernatürliche, magische Eigenschaftenzugesprochen. Für Spieler hat dasmagische Denken einen hohen Stellenwert –fällt der nächste Jackpot wieder an einem„book of Ra“-Automaten, welcher Croupiergibt heute zu meiner Glücksstunde an meinemGewinnertisch die Kugel, wird mir dasBubenpaar als Startkarte beim Pokern wiederGlück bringen? Der Spieler tendiert - unterstütztvon der Glücksspielindustrie - dazu,den Ausgang eines Spieles mit Umweltfaktorenin Verbindung zu bringen und damit Zusammenhängezu konstruieren, die objektivnicht existieren. Seit es Casinos und Spielsalonsgibt, arbeiten diese mit den kognitivenVerzerrungen, die das Spiel umgeben. Im Casinojargonist die Bezeichnung dafür zwar eineAndere, der Verständlichkeit halber verwendeich aber folgende Typologie, wie sie indiverser, zugänglicher Literatur auch oftmalsbeschrieben wird. Ein anschauliches Beispieldafür ist beispielsweise die Sirene, welcheausgelöst wird, wenn ein Automat einenJackpot auszahlt. Der Gewinner weiß ja ohnehin,dass er gewonnen hat, vielmehr richtetsich die Sirene an all die anderen Spieler, welchedamit dem sogenannten „Verfügbarkeitsfehler“unterliegen. Man schätzt die eigenenGewinnchancen höher ein, wenn man Anderebeim Gewinnen beobachtet, und verliertdie Übersicht über die eigenen realen bisherigenVerluste. Der „clustering illusion“ verfälltder Spieler, wenn er sich beispielsweisein einem Casino sogenannte „permanencen“kauft. Das sind Aufzeichnungen beim Roulette,die von jedem beliebigen Spieltisch zujeder beliebigen Zeit die gekommenen Zahlendarstellt. In diesem Datensalat sucht mandann nach einem Muster. Interessant ist, dassein Großrechner des Spielbetreibers diesauch tut – würde es ein Muster geben, wäreder Roulettezylinder schon längst ausgetauschtworden. Der Umstand, dass ein Casinoeine Permanenz anbietet, bedeutet also,dass darin kein Muster zu finden ist. Diemenschliche Psyche ist nun aber in einer Artgestrickt, dass sie Muster braucht und solcheauch notfalls selber generiert. Je mehr Einflusswir auf die Höhe des Einsatzes habenoder die Spielautomaten, Zahlen und Chancenbewusst auswählen können, desto eherneigen wir dazu, der „Kontroll-Illusion“ zuverfallen, jener Illusion, dass wir durch Auswahleinen Einfluss auf den Zufall bekommen.Das „Gesetz der großen Zahlen“ kann imSpielbereich wie folgt dargestellt werden: angenommen,auf einem Spieltisch fallen vielmehr rote als schwarze Zahlen, wird Schwarzim Lauf der Zeit nachziehen? Nein, es kanndurchaus eine Delle in der Verteilung bleiben,Schwarz zu forcieren wäre statistisch gesehengenauso sinnvoll wie auf Rot zu setzen.Zu guter Letzt kommen wir noch zu drei spezifischenDenkfehlern, genannt „Spielerfehlschluss1 bis 3“: Spielerfehlschluss Nummer1 sagt uns, dass ein zufälliges Ereignis nichtwahrscheinlicher wird, nur weil es längereZeit NICHT eingetreten ist, SpielerfehlschlussNummer 2 besagt, dass ein zufälligesEreignis nicht wahrscheinlicher wird, nurWEIL es gerade eingetreten ist. Spielerfehlschluss3 bedeutet, dass ein zufälliges Ereignisnicht unwahrscheinlicher wird, weil eslängere Zeit NICHT eingetreten ist. DennFakt ist: ein Roulettezylinder, Spielkartenoder Würfel haben kein Gehirn und könnensich deshalb nicht an die vorhergegangenen„outcomes“ erinnern.Um Sie vollends zu verwirren, berichte ichIhnen noch vom „umgekehrten Spielerfehlschluss“- da ein unwahrscheinliches Ereignisvorliegt, nimmt man als Spieler an, dass esdazu einer Reihe von vorhergegangenen Ereignissenbedurfte, was ebenso unrichtig ist.Ein guter Spielbetreiber unterstützt seineKunden möglichst hochfrequent in allen Bereichendes magischen Denkens und der kognitivenDenkverzerrungen, erfasst die Bedürfnisseund kleinen menschlichen Schwächenseiner Kunden mittels des „player trackings“und nutzt die Erkenntnisse, um mitHilfe des „player controls“ lenkend in dieSpielprozesse einzugreifen, damit letztendlicheine ausgeprägte „customer loyality“den hold glänzen lassen kann.Für <strong>2012</strong> rechnet das Anton Proksch Institutmit einer 20%igen Steigerung der ambulantenSpielsucht-Patienten.LiteraturEuropean Casino Association – Slot Summit <strong>2012</strong>:Konferenz Programm für den 19. bis 23.03.<strong>2012</strong> in Hannover.Glöckner, A. & Towfigh, E. (2010). GeschicktesGlücksspiel. Die Sportwette als Grenzfall desGlücksspielrechts, JZ 21/2010, S. 1027-1035.rausch 1-<strong>2012</strong>

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