28I. Schmutterertrachtet und verglichen werden. Herangezogenwurden hier Plakatserien und Anzeigen.Der Bereich Sponsoring soll anhand der UnternehmenÖsterreichische Lotterien, CasinosAustria und Novomatic beschrieben werden.Schließlich sollen die diversen Internetanbietervorgestellt und ihre durch Slogans vermittelteAbgrenzung zum terrestrischen Spielund zu anderen Internetanbietern gezeigtwerden. Alle analysierten Werbungen sindentweder aktuell 8 im Fernsehen, auf Plakaten,in Zeitungen oder auf den Internetseiten derdiversen Anbieter zu finden oder über diePlakatdatenbank der Epamedia 9 abrufbar.Werbungen für unterschiedlicheGlücksspieleKasinoDie Werbung für den Besuch eines Kasinosfällt dadurch auf, dass hier hauptsächlich dasErlebnis an sich angepriesen wird; der Gewinnwird zur nicht unangenehmen, aberdoch Nebensache. Die Besucher kommen bereitsglücklich, schön und mit gewissemWohlstand ausgestattet an. Im Kasino treffensich – so scheint es – die attraktiven Mittelschichtangehörigenam Abend, zu feierlichenAnlässen oder zum Ausgehen, um mit FreundInnenim luxuriösen Ambiente Spaß zu habenoder auch um jemanden kennen zu lernen.Das Design ist edel, die Spieltische undAutomaten dienen dem Amüsement, beidem auch Geld erworben werden kann. ObwohlGeld – so wird es dargestellt – bei denKasinobesucherInnen bereits in angenehmemUmfang vorhanden ist, freuen sie sichüber zusätzliche Gewinne. Die Farbgestaltungder Werbeplakate ist auffallend konzentriertauf die Roulette- bzw. Spielkartenfarbenrot, schwarz und weiß. Die gezeigtenProtagonistInnen sind in etwa 25 bis 35 Jahrealt.LottoIm Gegensatz zur Kasinowerbung wird beider Bewerbung vom Lottospiel vom Alltagausgegangen. Dieser ist trist, mühsam undgrau. Die ProtagonistInnen und hier einfachenArbeiterInnen auf unterster Ebene derBetriebshierarchie, denen es im eigenen Lebennie möglich sein wird, beruflich sowiegesellschaftlich aufzusteigen, um zu Wohlstandund Reichtum zu gelangen. Währendsie davon träumen, der drückenden Realitätzu entkommen, bietet das Lottospiel einenAusweg an. Anders als in unserer starren Gesellschaftkann hier jede und jeder reich werden.Und reich sein, das bedeutet Spaß,Selbstbestimmung und zu jeder Zeit das tunzu können, wonach einem gerade ist. Niewieder arbeiten, wenn man keine Lust dazuhat. Die Aufmachung der Plakate ist bunt,trashig, infantil, comichaft und billig. DieProtagonistInnen sind in etwa zwischen 30und 60 Jahre alt.Themen und InhalteGlückssymbole, Märchen, AberglaubeDer Aberglaube wird bei allen Werbungenbedient. Es finden sich überall Glückssymbolebzw. Bezüge zu Märchen. Was bei den Kasinosedel bis neutral (schwarze Katze, der13te), ist bei den Lotterien etwas plumper(Schwein) gewählt.Mit einer schwarzen Katze in der Hand locktein hip bekleideter Mann am 13ten jedes Monatsins Kasino. Und geschäftstüchtig, wiedie BetreiberInnen von Spielbanken sind,wird der 13te mal 2 gerechnet, womit sich einweiterer Glückstag pro Monat für Kasinobesucheergibt. Für den 26ten jedes Monatslockt der Hipster mit schwarzer Katze gemeinsammit einer attraktiven Frau, die ebenfallseine schwarze Katze in ihren Armenhält. Ein perfektes, gleichberechtigtes Paar.Auf die nächste Lottoziehung macht ein comichaftgezeichnetes Schwein aufmerksam.Bei einem bevorstehenden Doppeljackpot bekommtdas Schwein Unterstützung durch einzweites, bei einem <strong>Dr</strong>eifachjackpot turnendrei Schweine übereinander. Sie bilden eineRäuberleiter, um hinter einer rosa Mauer, ineiner blauen Landschaft einen bis zu denWolken reichenden gelben Sack mit Millionenvon Euros zu entdecken. Eine gezeichnete,in rosa/grün gekleidete Glücksfee mitblondem Haar bittet, einen als Casino bezeichnetenGlücksspielort aufzusuchen. Einu.U. an den Haaren herbeigezogener Vergleichsind die in den Kasinowerbungen,beim Roulette und bei Kartenspielen verwen-8d.h. im März <strong>2012</strong>9Epamedia: www.epamedia.atrausch 1-<strong>2012</strong>
Glücksspielwerbung in Österreich – eine Analyse von Inhalt und Form 29deten Farben rot, schwarz und weiß mit demMärchen Schneewittchen: die Haut so weißwie Schnee, die Lippen so rot wie Blut unddas Haar so schwarz wie Ebenholz. Undnicht zu vergessen, der von KasinobetreiberInnenverwendete Slogan „märchenhaftesGlück“.Der Zusammenhang von Glücksspiel undAberglaube, insbesondere der von pathologischemGlücksspiel und Aberglaube, wurdein der Literatur vermehrt beschrieben. FranzSchütte (1987) attestiert dem Glücksspiel unddem Aberglauben zum Beispiel eine gemeinsameGeschichte. „Glücksspiel und Aberglaubehaben eine gemeinsame Geschichte.Der abergläubische Spieler – und das ist vornehmlichder pathologische – ist sich sicher,dass er bei Einhaltung bestimmter Ritualeoder Verhaltensweisen die Gesetze der Wahrscheinlichkeitaufheben und das Glück fürsich gewinnen kann.“ Weizenbaum, soSchütte, bezeichnet den Aberglauben desSpielers etwa als „Manifestationen seiner hypothetischenRekonstruktion der Welt“. DasNicht-Funktionieren der vermeintlich Glückbringenden Konstellation lockert den Bundmit dem Aberglauben nicht. Ein Spielverlustbedeutet nicht, dass die gewohnten Ritualebzw. die festgelegten Bedingungen „für denSpielverlauf völlig irrelevant sind, sondernvielmehr, dass eine weitere Erfolgsbedingungbisher übersehen wurde.“ (Schütte1987) Der Aberglaube, ein Glaube, dem argumentativschwer entgegen zu wirken ist.Baby it’s youAuffallend, sowohl bei der Bewerbung vonKasinobesuchen als auch der Teilnahme anLotteriespielen, ist das Ins-Zentrum-Stellender angesprochenen Person. Auch wenn aufdem Plakat für den Abend im Kasino ein rauschendesFest inmitten von bezauberndenGästen dargestellt wird, so ist scharf nur dieProtagonistin bzw. der Protagonist – manchmalist es auch ein Paar – zu sehen, der umliegendeRest verschwimmt. Mit Slogans wie„Machen Sie Ihr Spiel“ wird der Rezipientinbzw. dem Rezipienten eine individuelleKraft, Macht und Handlungsfähigkeit zugesprochen.Das Selbstbewusstsein wird gestärkt,die narzisstische Seite herausgelockt.Bei der Lottowerbung sind neben der Protagonistinbzw. dem Protagonisten überhauptkeine anderen Personen zu sehen. Es gehtnur um ihr bzw. sein Leben und darum, wiedieses durch einen Lottogewinn schlagartigverbessert werden kann. Hier werden der Rezipientinbzw. dem Rezipienten zwar keinebesonderen Fähigkeiten zugetraut, derSpruch „Alles ist möglich“ suggeriert ihrbzw. ihm jedoch, wenn alles möglich ist, sokannst selbst du gewinnen.Hier wird natürlich von dem nicht zu unwichtigenSchönheitsfehler des Glücksspiels,nämlich dass durch das Gesetz der Wahrscheinlichkeitgekoppelt mit fixen Ausspielungsquoteneindeutig mit mehr Verlustenals Gewinnen zu rechnen ist, abgelenkt. Derdoch sehr wahrscheinliche Verlust, ein unangenehmerUmstand, der einem jedoch egalsein kann, wenn man selbst – warum auchimmer – als Gewinnerin bzw. als Gewinnerhervorgeht. Der Glaube an die Außerordentlichkeitder eigenen Person, entweder im Sinnevon außerordentlichem Können bzw. Wissenoder im Sinne von Glück oder ausgleichenderGerechtigkeit, das bzw. die einemeher zusteht als anderen, wird hier als Motorzur Teilnahme am Glücksspiel bedient. SowohlPersonen mit geringem Selbstwertgefühlals auch NarzisstInnen dürften sich hiervonsehr angesprochen fühlen; zwei Persönlichkeitsmerkmale,die in der Literatur alsprädisponierende Faktoren diskutiert werden(vgl. z.B. Petry 2003).Rausch, GlückstaumelEin weiteres Element von Glücksspielwerbungenist die Darstellung von rauschartigenZuständen und von Glückstaumel. Bei Kasinowerbungenmittels verschwommen Bildern,Tanz, Lichtern und Glitzer, bei Lotteriewerbungenmittels Stielaugen oder strahlendenGesichtern im Gold- bzw. Geldscheinregen.Hiermit wird zum einen der Hoffnungauf einen Gewinn ein konkretes Bild geliefert(„Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie essein wird, wenn ich gewinnen sollte.“),gleichzeitig wird die Vorfreude darauf, möglicherweisebald als glückliche Gewinnerinbwz. als glücklicher Gewinner dazustehen,gestärkt. Zum anderen wird das Teilhabenam Glücksspiel selbst als etwas Rauschhaftes,Hypnotisches dargestellt, was es für SpielerInnen,insbesondere pathologische, ja auchreal ist.Partnerschaft, RollenbilderBei Lotteriewerbung weniger ein Thema, stehenPartnerschaft und Romantik bei Kasino-rausch 1-<strong>2012</strong>
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