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RAUSCH Heft 1/2012 - Dr. Oliver Scheibenbogen

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Glücksspielwerbung in Österreich – eine Analyse von Inhalt und Form 29deten Farben rot, schwarz und weiß mit demMärchen Schneewittchen: die Haut so weißwie Schnee, die Lippen so rot wie Blut unddas Haar so schwarz wie Ebenholz. Undnicht zu vergessen, der von KasinobetreiberInnenverwendete Slogan „märchenhaftesGlück“.Der Zusammenhang von Glücksspiel undAberglaube, insbesondere der von pathologischemGlücksspiel und Aberglaube, wurdein der Literatur vermehrt beschrieben. FranzSchütte (1987) attestiert dem Glücksspiel unddem Aberglauben zum Beispiel eine gemeinsameGeschichte. „Glücksspiel und Aberglaubehaben eine gemeinsame Geschichte.Der abergläubische Spieler – und das ist vornehmlichder pathologische – ist sich sicher,dass er bei Einhaltung bestimmter Ritualeoder Verhaltensweisen die Gesetze der Wahrscheinlichkeitaufheben und das Glück fürsich gewinnen kann.“ Weizenbaum, soSchütte, bezeichnet den Aberglauben desSpielers etwa als „Manifestationen seiner hypothetischenRekonstruktion der Welt“. DasNicht-Funktionieren der vermeintlich Glückbringenden Konstellation lockert den Bundmit dem Aberglauben nicht. Ein Spielverlustbedeutet nicht, dass die gewohnten Ritualebzw. die festgelegten Bedingungen „für denSpielverlauf völlig irrelevant sind, sondernvielmehr, dass eine weitere Erfolgsbedingungbisher übersehen wurde.“ (Schütte1987) Der Aberglaube, ein Glaube, dem argumentativschwer entgegen zu wirken ist.Baby it’s youAuffallend, sowohl bei der Bewerbung vonKasinobesuchen als auch der Teilnahme anLotteriespielen, ist das Ins-Zentrum-Stellender angesprochenen Person. Auch wenn aufdem Plakat für den Abend im Kasino ein rauschendesFest inmitten von bezauberndenGästen dargestellt wird, so ist scharf nur dieProtagonistin bzw. der Protagonist – manchmalist es auch ein Paar – zu sehen, der umliegendeRest verschwimmt. Mit Slogans wie„Machen Sie Ihr Spiel“ wird der Rezipientinbzw. dem Rezipienten eine individuelleKraft, Macht und Handlungsfähigkeit zugesprochen.Das Selbstbewusstsein wird gestärkt,die narzisstische Seite herausgelockt.Bei der Lottowerbung sind neben der Protagonistinbzw. dem Protagonisten überhauptkeine anderen Personen zu sehen. Es gehtnur um ihr bzw. sein Leben und darum, wiedieses durch einen Lottogewinn schlagartigverbessert werden kann. Hier werden der Rezipientinbzw. dem Rezipienten zwar keinebesonderen Fähigkeiten zugetraut, derSpruch „Alles ist möglich“ suggeriert ihrbzw. ihm jedoch, wenn alles möglich ist, sokannst selbst du gewinnen.Hier wird natürlich von dem nicht zu unwichtigenSchönheitsfehler des Glücksspiels,nämlich dass durch das Gesetz der Wahrscheinlichkeitgekoppelt mit fixen Ausspielungsquoteneindeutig mit mehr Verlustenals Gewinnen zu rechnen ist, abgelenkt. Derdoch sehr wahrscheinliche Verlust, ein unangenehmerUmstand, der einem jedoch egalsein kann, wenn man selbst – warum auchimmer – als Gewinnerin bzw. als Gewinnerhervorgeht. Der Glaube an die Außerordentlichkeitder eigenen Person, entweder im Sinnevon außerordentlichem Können bzw. Wissenoder im Sinne von Glück oder ausgleichenderGerechtigkeit, das bzw. die einemeher zusteht als anderen, wird hier als Motorzur Teilnahme am Glücksspiel bedient. SowohlPersonen mit geringem Selbstwertgefühlals auch NarzisstInnen dürften sich hiervonsehr angesprochen fühlen; zwei Persönlichkeitsmerkmale,die in der Literatur alsprädisponierende Faktoren diskutiert werden(vgl. z.B. Petry 2003).Rausch, GlückstaumelEin weiteres Element von Glücksspielwerbungenist die Darstellung von rauschartigenZuständen und von Glückstaumel. Bei Kasinowerbungenmittels verschwommen Bildern,Tanz, Lichtern und Glitzer, bei Lotteriewerbungenmittels Stielaugen oder strahlendenGesichtern im Gold- bzw. Geldscheinregen.Hiermit wird zum einen der Hoffnungauf einen Gewinn ein konkretes Bild geliefert(„Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie essein wird, wenn ich gewinnen sollte.“),gleichzeitig wird die Vorfreude darauf, möglicherweisebald als glückliche Gewinnerinbwz. als glücklicher Gewinner dazustehen,gestärkt. Zum anderen wird das Teilhabenam Glücksspiel selbst als etwas Rauschhaftes,Hypnotisches dargestellt, was es für SpielerInnen,insbesondere pathologische, ja auchreal ist.Partnerschaft, RollenbilderBei Lotteriewerbung weniger ein Thema, stehenPartnerschaft und Romantik bei Kasino-rausch 1-<strong>2012</strong>

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