26I. Schmutterersetz prinzipiell als Glücksspiel gewertet, fallenaber nur zum Teil unter das Glücksspielgesetz– abhängig von Mindesteinsatz- undMaximalgewinnhöhe pro Spieleinheit. Sportwettenwerden, mit Ausnahme von Toto,nicht als Glücksspiel im Sinne des Glücksspielgesetzesdefiniert (GlücksspielgesetzBGBl. Nr. 620/1989 i.d.F. BGBl. I Nr. 76/2011).Regulierung für Glücksspielwerbungin ÖsterreichWerbung für Glücksspiel unterliegt in Österreichden gleichen Rahmenbedingungen wieWerbung im Allgemeinen. Darüber hinausfindet sich im Glücksspielgesetz ein Paragraphzu Werbung alle durch das Gesetz geregeltenGlücksspiele betreffend, in dem diePflicht zur Wahrung eines verantwortungsvollenMaßstabs bei Werbeauftritten festgeschriebenwird. Wie so ein verantwortungsvollerMaßstab genau aussieht, bzw. wannvon so einem nicht mehr die Rede sein kann,wird im Gesetz nicht präzisiert. Dafür gibt esnoch einen Absatz, der Werbungen von Spielbankenaus Mitgliedsstaaten der EU undStaaten des EWR – sprich die Werbung derInternetanbieter – regelt. Für diese gilt dergleiche Grundsatz zur Wahrung eines verantwortungsvollenMaßstabs, sie dürfen allerdingsnur dann Werbung in Österreich betreiben,wenn sie sich vorher eine entsprechendeBewilligung beim Bundesminister fürFinanzen geholt haben. Das Erteilen dieserBewilligung soll von der Art der Konzessionder Spielbank und den für sie geltenden Spielerschutzbestimmungenabhängen (GlücksspielgesetzBGBl. Nr. 620/1989 i.d.F. BGBl. INr. 76/2011, §56: Zulässige Werbung).Glücksspiel ein boomender Markt?Bei Fragen der Werbebeschränkung immerwesentlich ist die Annahme über den Sättigungsgradeines Marktes. Analysen derösterreichischen Glücksspielstudie (Kalke etal. 2011) zufolge – die allerdings nur bis 2008reichen – stieg der Umsatz im österreichischenGlücksspiel- und Wettenmarkt von2002 bis 2008 um das 2,5fache von 4,6 auf 13,6Millionen Euro. Nach einer ebenfalls in derGlücksspielstudie zitierten Studie des Institutsfür Höhere Studien (IHS) gilt der Umsatzanstiegnicht für alle Marktbeteiligten.Während Glücksspielanbieter mit Lotterien,terrestrischen Sportwetten und dem Lebend-Kasinospiel 3 keine Umsatzsteigerungen seitdem Jahr 2005 verzeichnen konnten, hättensich die Umsätze der Onlineglücksspiele undder Glücksspielautomaten seit dem Jahr 2005mehr als verdoppelt (Felderer et al. 2010 zit.nach Kalke et al. 2011). Es scheint also zumindestein Teil des Marktes gerade gesättigt zusein. Nachfragen können sich natürlich ändern,besonders wenn es wirtschaftlich bergaufoder -ab geht. Dem Glückspiel wird nachgesagt,dass es besonders in Krisenzeiten anBeliebtheit zunimmt.Wer spielt? – Wer spieltpathologisch?Mindestens einmal im letzten Jahr an einemGlücksspiel teilgenommen haben laut einerRepräsentativbefragung der in Österreich lebendenBevölkerung zwischen 14 und 65 Jahren4 von Kalke et al. (2011) insgesamt 42%.Unter diesen SpielerInnen befinden sich etwasmehr Männer als Frauen. Betrachtet mandie Gruppe derjenigen, die im letzten Monatmindestens an einem Glücksspiel teilgenommenhaben, so nimmt der Geschlechtsunterschiedzu. Die Monatsprävalenz zeigt deutlichmehr Männer als Frauen, die spielen. Bezüglichdes Alters der Spielenden offenbartdie Studie, dass mit Ausnahme der Jugend(14-17-Jährige), die sich vergleichsweise mäßigam Glücksspiel beteiligt, alle Altersgruppenin ähnlichem Ausmaß Glücksspielbeteiligungzeigen 5 . Auffallend ist hier die Gruppeder 18-35-Jährigen, die im Schnitt etwa doppeltso viel Geld für Glücksspiele ausgibt alsdie über 35-Jährigen und etwa viermal so vielwie die unter 18-Jährigen. Außerdem legenMittelwert und Median nahe, dass es bei derGruppe der 18-35-Jährigen einige wenigeSpielerInnen gibt, die sehr hohe Beträge fürGlücksspiel ausgeben, während die Ausgabenpro SpielerIn in den restlichen Altersgruppenweniger differieren. Das Durchschnittsaltervon Personen, die in den letzten3Die Bezeichnung „Lebend-Kasinospiel“ mag etwas seltsam klingen, gemeint sind damit Kasinospiele, die nichtam Automaten oder im Internet gespielt werden.4Mir ist hier etwas unklar, warum Personen über 65 nicht mehr befragt wurden, aber das scheint mir bei Befragungeneine Art Norm geworden zu sein, die u.U. einmal in Frage gestellt werden sollte.5Jede/r 10te 14-17-Jährige gibt an im letzten Jahr an einem Glücksspiel teilgenommen zu haben. Bei den restlichenAltersgruppen (18-35 Jahre, 36-49 Jahre, 50 Jahre und älter) gibt dies nahezu jede/r 2te an.rausch 1-<strong>2012</strong>
Glücksspielwerbung in Österreich – eine Analyse von Inhalt und Form 2730 Tagen mindestens einmal gespielt haben,ist Anfang bis Mitte 40. Mit Abstand am beliebtestensind die Lotteriespiele. Rund 20%der Befragten haben in den letzten 30 Tagenzumindest an einer Art von Lotteriespiel teilgenommen.Rund 2% haben angegeben, inden letzten 30 Tagen Sportwetten gemacht zuhaben, ebenfalls an die 2% haben gesagt, dasssie in dem Zeitraum klassische Kasinospielegespielt haben. Rund 0,5% gaben an, in denletzten 30 Tagen Automatenspiele gespielt zuhaben. Gemessen an der Jahresprävalenz derTeilnahme zeigt sich, dass in allen abgefragtenBereichen des Glücksspiels mit Ausnahmedes Rubbelloses mehr Männer als Frauenzu finden sind. Beim Rubbellos finden sichgleich viele Männer wie Frauen. Bei den Lotterienist das Verhältnis Männer zu Frauen4:3, bei Kasinospielen 7:3, bei Automatenspielen3:1 und bei Sportwetten 10:1. Bezüglichdes Bildungsgrades 6 zeigen sich anhandder Jahresprävalenz der Teilnahme folgendeVerteilungen: Lotterien sind bei Personen mitLehrabschluss bzw. Abschluss einer mittlerenSchule am beliebtesten. Rubbellose sind beiPersonen mit Hauptschul- oder Lehrabschluss,Matura oder Abschluss einer mittlerenSchule am beliebtesten. Sportwetten setzenam liebsten Personen mit Pflichtschulabschluss,gefolgt von Personen mit Matura.Kasinospiele sind bei Personen mit Maturaam gefragtesten. Automatenspiele werdenam liebsten von Personen mit Pflichtschulabschlussgespielt. Die HochschulabsolventInnenliegen mit Ausnahme von Sportwettenund Automatenspielen, die sie nur mäßig interessieren,bei allen gefragten Glücksspielartenim oberen Mittelfeld. Bezüglich des Alterszeigt sich anhand der Monatsprävalenzder Teilnahme, dass die LotteriespielerInnenam ältesten sind, gefolgt von den KasinospielerInnen,den AutomatenspielerInnen undschließlich den SportwettenspielerInnen. Ersteresind im Schnitt 46,7 Jahre, letztere 38,3Jahre alt (Kalke et al. 2011).Pathologisch spielende Personen dürftenüberwiegend Männer sein. Aufzeichnungenvon österreichischen ambulanten und stationärenEinrichtungen für Spielsüchtige zufolgesind an die 90% ihrer spielsüchtigen KlientInnenmännlich. An die 90% der Hilfesuchendensind – wenig überraschend – verschuldet,häufig gibt es komorbide Störungsbilder.Zum Zeitpunkt des Aufsuchens derHilfseinrichtung sind die SpielerInnen imDurchschnitt um die 40 Jahre alt und weiseneine im Schnitt bereits 8 Jahre dauerndeSpielproblematik auf. Die am häufigsten problematischgespielte Form des Glücksspielsdürfte mit Abstand das Automatenspiel sein.An die 80% der befragten süchtigen KlientInnenhaben die Hilfseinrichtung aufgrund vonProblemen mit Glücksspielautomaten aufgesucht.Jeweils um die 20% weisen Problememit Wetten, Kartenspiel und/oder Rouletteauf. Im Schnitt haben ca. 8% Probleme mit Internetglücksspielen,ca. 4% mit Lotteriespielen.Bezüglich der bevorzugten Spielortewird von Spielsüchtigen an erster Stelle dieSpielhalle mit 51% genannt, gefolgt vom Kaffeehausmit 33%, dem Wettbüro mit 27%,dem Spieltop mit 25%, dem Kasino mit 22%,dem Internet mit 14%, der Trafik mit 4% undder Pferderennbahn mit 1% (Kalke et al.2011).Die Werbung auf demÖsterreichischen GlücksspielmarktDa die wirklich großen und einflussreichenPlayer am Österreichischen Glücksspielmarktschnell aufgezählt sind, beschränktsich das Werbeaufgebot auch auf wenige Unternehmen.Es gibt die beiden staatlich lizensiertenGlücksspielbetreiber, nämlich dieÖsterreichischen Lotterien und die CasinosAustria 7 , die seit Jahrzehnten mit allen möglichenFormen der Werbung von Plakatenüber TV-Spots bis zu Anzeigen in Printmedienauffallen. Daneben hat sich in den letztenJahren der private Unternehmer Novomatic,der hauptsächlich Spielautomaten herstellt,aber auch Sportwetten (Admiral Sportwetten)und Automatenspiele in als Kasinobezeichneten Automatensalons (Admiral Casino)anbietet, mittels breit gefächerten Sponsoringseinen Namen gemacht. Dazu kommen,als jüngster Zuwachs im BereichGlücksspielwerbung, Internetanbieter wie„win2day“, „bwin“, „bet-at-home“, „WilliamHill“ oder „Mr. Green“, die sich vor allemmittels TV-Spots, aber auch durch Werbeauftritteim Internet und auf Plakaten vorstellenund am Markt positionieren.Im Folgenden sollen – aufgrund ihrer Dominanz– vor allem Werbungen der großenstaatlich lizensierten Unternehmen näher be-6Die Schulbildung (höchster Schulabschluss) ist bei dieser Befragung unterteilt in Pflichtschule, Hauptschule,Lehre oder mittlere Schule, Matura und Hochschule.7wobei die Österreichischen Lotterien ein Tochterunternehmen der Casinos Austria sindrausch 1-<strong>2012</strong>
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