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RAUSCH Heft 1/2012 - Dr. Oliver Scheibenbogen

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25Glücksspielwerbung in Österreich –eine Analyse von Inhalt und FormIrene SchmuttererWarum spielt ein gutes Fünftel der österreichischenBevölkerung regelmäßig Lotto 1 , wobeijede einzelne Person mit an Sicherheitgrenzender Wahrscheinlichkeit damit rechnenkann, dass sie ihr Lebtag keinen Millionengewinnerzielen wird? Was treibt Leutewiederholt an den Roulettetisch oder vor denGlücksspielautomaten, wobei von vornhereinklar ist – auch wenn hier die Auszahlungsquotengar nicht so schlecht sind 2 –,letzten Endes gewinnt immer die Bank? Umder Faszination Glücksspiel näher zu kommen,werden im folgenden Beitrag Inhaltesowie Formen der Gestaltung von Glücksspielwerbungin den Focus der Betrachtunggestellt. Die zentrale Frage lautet: Wer wirdwie verführt? Und welche Gründe lassen sichdaraus für das rege Interesse am Glücksspiel,welche Hinweise auf mögliche Ursachen fürden pathologischen Gebrauch erschließen?Dabei wird nicht angestrebt, das Rad neu zuerfinden oder so zu tun. Das derzeitige Problemder Geistes- und Sozialwissenschaften –vielleicht sogar der Wissenschaften allgemein– ist ja eher das Vergessen von bereitsErforschtem. Vielmehr sollen daher durchgezielte Analyse von Lockrufen der Glücksspielbetreibenden Firmen sowie deren Politurenzur Imagepflege aufgegriffene Themenherausgefiltert und in Bezug zu vorhandenenwissenschaftlichen Theorien gesetzt werden.Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedenerGlücksspielanbieter sowie angesprocheneZielgruppen sollen herausgearbeitetund mit aktuellen Ergebnissen zur Epidemiologievon Glücksspielenden bzw. Glücksspielsüchtigenverglichen werden. Es geht alsoeher darum, einzelne Speichen des Radesin Erinnerung zu rufen, um Denkanstöße fürtherapeutische, politische und ethische Überlegungenzu liefern. Darüber hinaus könnendie folgenden Betrachtungen natürlich auchals Grundlage für politische Entscheidungenüber inhaltliche Werberegulierung imGlücksspielbereich dienlich sein.Spiele gibt es viele – was soll alsGlücksspiel zählen?1Laut einer in dem Buch „Glücksspiel und Spielerschutz in Österreich“ (Kalke et al. 2011) veröffentlichten Repräsentativbefragungder in Österreich in Privathaushalten lebenden Bevölkerung zwischen 14 und 65 Jahren haben23,2% der Befragten im letzten Monat an einem Lotteriespiel teilgenommen.2Während die Auszahlungsquoten beim Lotto nur 50% betragen, werden beim Roulette 97% der Einsätze wiederausgezahlt. Bei Glücksspielautomaten beträgt die Auszahlungsquote über 90% (Kalke et al. 2011).Ludwig Wittgenstein bezeichnete den Begriff„Spiel“ als einen „Begriff mit verschwommenenRändern“ (Wittgenstein 1953/2003, S. 60).Die Vorgänge, die „Spiel“ genannt werden,sind mannigfaltig. Das Glücksspiel ist einevon vielen Arten des Spiels, von dem es wiederumeine Palette von Formen und Variantengibt. Nur ein Teil davon gilt in Österreichauch gesetzlich als Glücksspiel und wiederumnur ein Teil davon fällt unter das Glücksspielgesetz.Ein Mittel zur Definition vonGlücksspiel, dessen sich das ÖsterreichischeGlücksspielgesetz bedient, ist die Zufälligkeitdes Spielergebnisses. Hängt die Entscheidungüber ein Spielergebnis ausschließlichbzw. vorwiegend vom Zufall ab (und nichtvon Wissen, Können oder Geschicklichkeit),spricht das dafür, dass es sich um ein Glücksspielhandelt. Ein weiterer Aspekt derGlücksspieldefinition sind die Waren, meistGeld, um die gespielt wird. Sogenannte„Ausspielungen“ zeichnen sich dadurch aus,dass den SpielerInnen für eine vermögensrechtlicheLeistung eine vermögensrechtlicheGegenleistung in Aussicht gestellt wird. Allesetwas unpräzise Eingrenzungen des Begriffs.Das Glücksspielgesetz zählt daher noch bestimmteGlücksspiele, die es erfasst, namentlichauf; so z.B. Lotterien (wie Lotto, Toto,Klassenlotterie und Bingo), Roulette, Poker,Black Jack sowie diverse Varianten des Baccarat.Glücksspielautomaten werden vom Gerausch1-<strong>2012</strong>, 25-33

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