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RAUSCH Heft 1/2012 - Dr. Oliver Scheibenbogen

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„Player tracking“ und „player control“ – wie kognitive Fehlschlüsse von Spielbetreibern gezielt genutzt werden 21tendsten zeigt sich hier die sogenannte Ereignisfrequenz,gefolgt von multiplen Spiel- undEinsatzgelegenheiten, der Gewinnwahrscheinlichkeit,Ton- und Lichteffekten, einervariablen Einsatzhöhe, der zeitlichen Verfügbarkeitdes Spiels, der Möglichkeit von Jackpots,dem Auszahlungsintervall, den Fast-Gewinnen und der Kontinuität des Spiels(vgl. Meyer et. al., 2010, S. 409). Das Forschungsinstitutfür Glücksspiel und Wettenbescheinigt der Online-Variante des Pokerns(Texas Hold´em No Limit) ein hohes Maß anKomponenten der Geschicklichkeit und stuftdessen Gefährlichkeit auf jene der Sportwettenein (vgl. Peren & Clement, <strong>2012</strong>, S. 4).Geregelt wird das österreichische Glücksspielim Glücksspielgesetz, die letzte Novellestammt aus dem Jahr 2010 und wurde vonvielen Seiten heftigst kritisiert, da die Einflussnahmeder beiden großen österreichischenGlücksspielkonzerne auf den Gesetzestextzu deutlich ans Tageslicht trat. Manchein geheimes Strategiepapier fand auch denWeg in die Öffentlichkeit, wo Begriffe wie„dirty campaigning“ und auch gezieltes Lobbyingbei politischen Entscheidungsträgerndezidiert als Maßnahmen beschrieben werden.Maßnahmen, die im Rahmen der Konzessions-Neu-Vergabefür die Glücksspielkonzessionenin Österreich <strong>2012</strong> eingesetztwerden sollen (vgl. Format Nr. 29/2009).Betrachtet man die psychologische Dimensiondes Glücksspiels, so kommt man nichtumhin, die Studie von Jens Kalke zu erwähnen,welche folgende, interessante Ergebnissezu bieten hat (vgl. Kalke et. al., 2011):Insgesamt wird die Gesamtanzahl der pathologischenGlücksspieler in Österreich auf insgesamt64.000 Personen geschätzt. Überdurchschnittlichhoch ist der Studie zufolgedabei der Anteil an Männern zwischen 18und 35 Jahren, mit lediglich einem Pflichtschulabschluss,Migrationshintergrund wieauch gering Verdienende und Arbeitslose. ImDetail betrachtet finden sich auch durchausexplosive Aussagen wie z.B. jene, dass 47%der Nutzer des Automatenspiels in einerSpielhalle die DSM-IV Kriterien einer pathologischenGlücksspielsucht erfüllen, jedoch„lediglich“ 15% der Automaten-Spieler in einemmonopolisierten Casino, was wiederumdie Frage nach der Handhabung wie auchden gesetzlichen Vorgaben für den Spielerschutzvon Betreiber- als auch staatlicher Seitenach sich zieht. Auffällig wird hier die Teilnahmeam Automatenspiel in Wien dargestellt,welche mit 2,8% wesentlich höher als inden restlichen Bundesländern ist (0,1-1,4%).Das Anton Proksch Institut Wien blickt für2010 auf 121 stationär aufgenommene Patientenmit der Diagnose „Glücksspielsucht“ zurück,im ambulanten Setting wurden 280 Patientenmit dieser Störung in Gruppen- undEinzeltherapien behandelt. Generell spiegelnsich die Ergebnisse der Studie von Kalke etal. in der Praxis insofern wider, als der Anteilan Patienten und Patientinnen mit einem Automatenspielproblemin Kombination mit einemMigrationshintergrund merklich ansteigt.Kreutzer, Fischer & Partner schreiben in ihrerjährlichen Analyse des österreichischenGlücksspielmarktes für 2011, dass der Marktgesättigt sei und Wachstum nur mehr durcheine höhere Spielfrequenz oder einen höherenSpieleinsatz möglich wäre (vgl. Kreutzer,Fischer & Partner, 2011, S. 2). Es liegt nun anden Betreibern, das Maximum aus einemMarkt heraus zu holen, welcher an seineGrenzen gekommen zu sein scheint. Hilfreichdabei ist das genaue Beobachten derspielenden Gäste, das „player tracking“.Player Tracking – nichts bleibt beimSpiel unbeobachtetBetritt man ein Casino, so bleibt ab diesemZeitpunkt kein Schritt, kein Spiel und keineGeldwechslung mehr unbeobachtet. Es beginntschon beim „check in“. Um die Identifikationeines Spielers im Casino zu erleichtern,wird dieser mit einem „skipname“ ausgestattet,erfreut man sich eines auffällig gezwirbeltenBartes, wird aus Georg Müller(Name frei erfunden) „Kaiser Franz“, verfügtJanine Pogatschnig (Name ebenfalls frei erfunden)über andere, ins Auge stechende Attribute,wird sie eben zu „Marilyn“. Somit istes ein Leichtes, bevorzugte Spielautomaten,Spieltische, Spielkombinationen, die Trinkgeldfreudigkeit,Rückwechslungen von Jetonsetc. letztendlich in Form einer GewinnundVerlusttabelle zu erfassen und unter denwachsamen Angestellten zu verbreiten. Dieeuropäische Casino Association bietet ihrenzahlungskräftigen Mitgliedern auch Seminarean, die sich mit Problemstellungen der Datensammlungbefassen, wie man Mystery-Jackpots am besten als Marketing Instrumentverwendet „um unter dem Strich das Ergebniseines Casinos zu erhöhen“ (slot summit<strong>2012</strong>) und wie man die Macht von Geruch,Klang, Farbe, Temperatur und anderen haptischenElementen in Form eines „multi sensorymarketings“ verwendet, um, und ich kürerausch 1-<strong>2012</strong>

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