4M. Poltrumohne jede Mühe wiederum ganz schnell 3000Franken gewonnen.” Die irrationale Überzeugung,ein Glücksspiel kontrollieren zukönnen findet sich nicht nur bei Dostojewskiund vielen anderen Spielern, sondern wirdvon Spielbetreibern auch gezielt angesteuert,um Umsätze und Gewinne zu maximieren.Wie diese Überzeugungen bewusst geschürtwerden, beschreibt Aron Kampusch, der, bevorer therapeutisch tätig wurde, 16 Jahrelang als Croupier in nahezu allen Casinos inÖsterreich arbeitete.Mit welchen Lockmitteln und Versprechendie Glückspielwerbung verführt, wird vonunserer Chefredakteurin, Irene Schmuttererbehandelt. Die inhaltsanalytische Untersuchung,welche die Werbestrategien der großenPlayer am österreichischen Glücksspielmarktzum Thema hat, geht u. a. der Fragenach, welche unterschiedlichen sozialenSchichten durch welche Form der Glücksspielwerbungbesonders angesprochen werden.Die öffentliche Debatte um den Spielerschutzhat in Österreich durch die Glückspielgesetz-Novelle 2010 neue Impulse bekommen. EinTeil dieser Novelle sieht vor, dass sich Betreibervon Glücksspielen aktiv um den Spielerschutzkümmern müssen. „Freizeitspieler“,die hin und wieder aus Spaß an der Freudespielen, sollen durch diverse Maßnahmenvon pathologischen Spielern unterschiedenund Letztere vor sich selber geschützt werden.Eine dieser Maßnahmen stellt z. B. dieImplementierung eines Schulungskonzeptesfür Mitarbeiter von Glücksspielanbietern dar,um Basisinformationen zum Thema Sucht zuerhalten und Kompetenzen im Umgang mitpathologischen Spielern zu erwerben.<strong>Oliver</strong> <strong>Scheibenbogen</strong>, Mitherausgeber vonrausch, war und ist konzeptionell an vordersterFront mit einem solchen Projekt betraut.In Zusammenarbeit zwischen dem AntonProksch Institut Wien – der größten europäischenSuchtklinik – und einem österreichischenGlücksspielanbieter wurde dazu einSpielsuchtpräventionskonzept ausgearbeitetund in der Praxis implementiert. Welchepraktischen und ethischen Fragen sich darausergeben, wird im vorletzten Beitrag behandelt.Aus dem Bereich der Alkoholsucht ist bekannt,das belegen viele Untersuchungen,dass ca. 2/3 der alkoholischen Getränke vonsüchtigen und problematischen Trinkernkonsumiert werden. Ähnlich stellen sich dieDinge im Bereich der Spielsucht dar. Auchwenn die Zahl der Freizeitspieler um vieleshöher ist als die Zahl der pathologischenSpieler, stammt der Hauptanteil des wirtschaftlichenErlöses, den Glücksspielindustrieund Staat einnehmen, wahrscheinlichvon problematischen und süchtigen Spielern.Ob man sinnvoll berechnen kann, wieviel dieVolkwirtschaft von der Glücksspielindustrieprofitiert, und was der öffentlichen Handdurch Spielsuchterkrankungen für Kostenund Schäden erwachsen, sei dahingestellt.Ich würde das eher bezweifeln, nicht nur weiles sehr viele intangible Kosten in diesem Bereichgibt, die man nicht berechnen kann unddarf, wie z. B. das persönliche Leid von Betroffenenund Angehörigen, sondern aus einemganz einfachen anderen Grund: Gäbe eskeine Glücksspielindustrie, würde das Geldder Spieler in einen anderen Freizeitbereichinvestiert oder anderweitig ausgegeben werden,damit gäbe es einen anderen Nutzen fürdie Volkswirtschaft. Auf der anderen Seitewürden suchtanfällige Personen, die ihreProbleme über die Spielsucht kanalisieren,diese dann, wenn die Probleme unbewältigtblieben, in irgend einer anderen Form oderSucht ausagieren und damit würden dann indiesem Bereich Kosten für die Volkswirtschaftanfallen. Das Suchtproblem, wennman es psychodynamisch oder systemischdenkt, ist zu komplex, als dass man in Kosten-Nutzen-Kategoriendarüber räsonierenkönnte. Dennoch haben wir für alle Leser, dieeine Vorliebe für Zahlenspiele haben und das„rechnende Denken“ (M. Heidegger) schätzen,und auch um das Phänomen des Glücksspielsmöglichst breit zu thematisieren, denAuszug einer Arbeit abgedruckt, die dasdeutsche Forschungsinstitut für Glücksspielund Wetten, unter der Leitung von Franz W.Peren (Bonn) im Auftrag für die DeutscheAutomatenwirtschaft verfasst hat.Wie immer es auch um das Glücksspiel bestelltsein mag, wir hoffen, dass wir durchdieses <strong>Heft</strong> ein paar Einblicke in den Themenkomplexgeben können und wünschenviel Freude beim Lesen. Darüber hinaus vielGlück und Spaß beim Spiel. Ach ja, im Übrigenkann und soll man das Leben selbst alsSpiel sehen, wie Herman Hesse meinte.„Gerade das ist es ja, das Leben, wenn esschön und glücklich ist, ein Spiel. Natürlichkann man auch alles andere aus ihm machen,eine Pflicht oder einen Krieg oder einGefängnis, aber es wird dadurch nicht schöner.“HerzlichstMartin Poltrumrausch 1-<strong>2012</strong>
Editorial 5Wissenschaftliche Herausgeber und Chefredakteurin:Prim. Univ. Prof. <strong>Dr</strong>. Michael MusalekÄrztlicher Direktor des Anton ProkschInstitutsFacharzt für Psychiatrie und Neurologie;Psychotherapeutmichael.musalek@api.or.at<strong>Dr</strong>. Martin PoltrumKoordinator der Akademie des AntonProksch InstitutsPhilosoph und Psychotherapeutwww.philosophiepraxis.commartin.poltrum@api.or.at<strong>Dr</strong>. <strong>Oliver</strong> <strong>Scheibenbogen</strong>Klinischer Psychologe undGesundheitspsychologe,BiofeedbacktherapeutLeitung Bereich Aktivierung,Schwerpunktskoordinator Kreativität undLebensgestaltung des Anton Proksch Institutsoliver.scheibenbogen@api.or.atMag. Irene SchmuttererWissenschaftliche Mitarbeiterin des BereichsSuchtpräventionsforschungund -dokumentation (SucFoDok) am AntonProksch InstitutStudium der Soziologie und der Pharmazieirene.schmutterer@api.or.atrausch 1-<strong>2012</strong>
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