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RAUSCH Heft 1/2012 - Dr. Oliver Scheibenbogen

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Nachrichten49Hirn-Anomalien fördern <strong>Dr</strong>ogensucht:Nervenverbindungen im Frontalhirnweniger effizientSchwangerschaft:Tabakrauch erzeugtFehlbildungen<strong>Dr</strong>ogenabhängige und ihre gesundenGeschwister haben Veränderungenim Gehirn und Schwierigkeiten beider Kontrolle von Impulsen. Forscherder britischen Universität Cambridgesehen darin Hinweise, dass solcheAnomalitäten anfällig für eine <strong>Dr</strong>ogensuchtmachen.„Wir gehen davon aus, dass es Gehirnveränderungengibt, die den <strong>Dr</strong>ogenein leichtes Spiel ermöglichen“,sagte die deutsche Psychologin KarenErsche, die seit zehn Jahren in Cambridgearbeitet.„Die brennende Frage ist: Was hat dieGeschwister beschützt, die nichtkrank wurden?“ Ihr Team berichtetüber die Untersuchung im US-Fachjournal„Science“.Für die Studie untersuchten die Forscher50 Geschwisterpaare - je ein Probandeines Paares war gesund, der anderedrogenabhängig. Die Expertenverglichen diese Teilnehmer mit 50gesunden Menschen, die ähnlich altund intelligent waren. „Die Geschwisterpaarehatten es in der Kindheitschon schwieriger als die Vergleichspersonen,sie hatten häufiger mithäuslicher Gewalt zu kämpfen.“Hinweis auf erbliche KomponenteErsche und Kollegen interessiertensich vor allem für die Abhängigkeitvon Stimulanzien wie Kokain oderAmphetamine. „Diese machen vergleichsweiseschnell abhängig. DasRisiko ist achtfach höher, wenn es bereits<strong>Dr</strong>ogen- oder Alkoholabhängigkeitin der Familie gibt.“ Das sei einHinweis auf eine erbliche Komponente,ohne dass man bislang ein Gen fürSuchtgefährdung gefunden habe.Die Forscher machten Aufnahmen miteinem Hirnscanner und führten psychologischeTests durch. „Die Geschwisterpaare,von denen einer erkranktwar, hatten Schwierigkeitenbei der Kontrolle von Impulsen.“Die Teilnehmer mussten am ComputerAufgaben lösen und sollten nacheiner Ansage stoppen. Bei den Geschwisterpaarendauerte es laut Erscheviel länger als bei den gesundenVergleichsprobanden, bis der Befehl„vom Gehirn in der Hand ankam“und sie nicht weiterklickten.„Die Schwierigkeiten bei der Impulskontrollespiegelten sich in der weißenSubstanz des Gehirns wieder, alsoin den Nervenverbindungen“, sagteErsche.Vergrößertes Putamen„Die Nervenverbindungen im Frontalhirnwaren weniger effizient als beiden Probanden aus der Vergleichsgruppe,die Geschwister waren sozusagenschlechter verkabelt.“ Das seibedeutsam, weil das Frontalhirn fürdie zielgerichtete Kontrolle menschlichenHandelns zuständig sei.„Außerdem fanden wir ein vergrößertesPutamen, das ist eine Hirnregion,die für die Gewohnheitsbildung wichtigist. Ist es eine gute Angewohnheit,dann ist das von Vorteil. Handelt essich aber um eine schlechte Angewohnheitwie <strong>Dr</strong>ogenkonsum, der außerKontrolle gerät, dann wird es kritisch.“Auch andere Hirnregionen warenbei den Geschwistern im Vergleichzur Kontrollgruppe größeroder kleiner.Dass <strong>Dr</strong>ogenabhängige Veränderungenim Gehirn haben, ist nicht neu.Unklar war bisher jedoch, ob dieAnomalien vor dem <strong>Dr</strong>ogenkonsumoder durch den <strong>Dr</strong>ogenkonsum entstanden.Für beides fand das TeamBelege.Die Wissenschaftler wollen sich künftigintensiver mit den gesunden Geschwisternvon <strong>Dr</strong>ogensüchtigen befassen.„Sie hatten ja ähnliche Anomalitätenim Gehirn wie ihre drogenabhängigenGeschwister und Schwierigkeitenmit der Impulskontrolle.“ ■rFrühere Studien haben Rauchen in derSchwangerschaft bereits mit einer erhöhtenRate an Fehl-, Früh- und Mangelgeburtenin Verbindung gebrachthatten. Weniger bekannt ist, dass einigeSchadstoffe im Tabakrauch teratogensind. Eine systematische Übersichtin Human Reproduction Update(2011; doi: 10.1093/humupd/dmr022)beziffert erstmals die Risiken auf dieeinzelnen Fehlbildungen.Der Krebsexperte Allan Hackshawvom University College London hatmit Kollegen 172 Forschungsarbeitenanalysiert. Dabei wurden 174.000Fehlbildungen mit 11,7 MillionenKontrollen verglichen.Ergebnis: Rauchen in der Schwangerschafterhöht das Risiko von HandundFußfehlbildungen um 26 % unddas von Klumpfüßen um 28 %. GastrointestinaleFehlbildungen sind um27 % häufiger.Fehlbildungen des Schädels (Craniosynostose)treten um 33 %, Fehlbildungenan den Augen um 25 % öfterauf, wenn die Mutter in der Schwangerschaftgeraucht hat. Das Risiko aufeine Spaltbildung an Lippe, Kieferoder Gaumen steigt um 28 %.Der größte Anstieg, plus 50 %, wurdefür die Gastroschisis gefunden, einerFehlbildung der Bauchwand mit demVorfall von Teilen des Magens oderDarms.Für andere Fehlbildungen, beispielsweiseangeborene Herzfehler, wurdekein erhöhtes Risiko gefunden. Eineandere nicht berücksichtigte Studiehatte dagegen ein leicht erhöhtes Risikoauf Herzfehler gefunden (Pediatrics2011; 127; e647-e653). ■rrausch 1-<strong>2012</strong>

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