G ünter RauKörpergräber m it GlasbeigabenM ünze erlaubt für Glasbecher vom Typ Sak<strong>rau</strong> II eineZeitstellung A nfang bis M itte des 4. Jahrhunderts anzunehmen104.W eitere Gläser, die sich typologisch m it dem Sak<strong>rau</strong>erGlas vergleichen lassen, sind sowohl im Oder-W eichsel-Raum als auch in anderen Gebieten (Farbtafel Pag. 122,Fig. b) gefunden w orden. Eine gute Anschlußmöglichkeitist nach A rt des sehr dicken Glases und des Schliffdekorsfür das Glasfragm ent aus dem Brandgrab 5 vonG roß Krebs [35] gegeben. Eine D atierung in die 1. H älftedes__4. Jahrhunderts w ürde den übrigen Beigaben angemessensein.Vergleichsstücke aus ferneren Gebieten stam m en ausKerc auf der Krim halbinsel (Fig. 18), ein unversehrtFig. 21 G anzkow / G^skowo [17]. — Nach D ibbelt 1936-1,Fig. 11.104 M ontelius 1896, Pag. 251 : Sack<strong>rau</strong> om kring är 300.Eggers 1955, Pag. 229, Fig. 11 : Stufe C 2 = 3. Jahrhundert.105 Form und Schliffmuster gut vergleichbar m it M aterial vonD ura-Europos am E u phrat (C lairm ont 1963, Pag. 68, Fig. 4),wom it ein Hinweis gegeben ist auf den gemeinsamen U rsprungost- und westprovinzialröm ischer G lasproduktion. D er Vergleichm it dem ostm editerranen Raum ist bisher nur sporadischerfolgt und bedeutet nicht, daß Vergleichsstücke vondort herstam m en müssen (Ekholm 1965) ; andere Parallelenverstehen sich besser in diesem Zusammenhang, cf. Frem ersdorf1967, Tab. 33.108 Die Beigaben eines kleinen Tongefäßes und Eisenmesserskönnen der chronologischen Bestimmung nicht helfen. DieBeschreibung des Glasbechers „m it 2 Reihen O valen“ (Ekholm1965, Pag. 18) stört dagegen die typologische Beurteilung :gemeint ist die für niedrige Facettbecher charakteristische Verteilungvon 1 Reihe R undfacetten am U nterteil und 1 ReiheO valfacetten auf der G efäß w an d u n g ; die Zahl der oberenFacettreihen richtet sich nach der H öhe der Becher ; Kobbeaahat nur 1 O valfacettenreihe, ist also ein niedriger Becher.erhaltenes Glasgefäß aus Tecuci in der M oldau (Fig. 19),ein geschliffenes G lasfragm ent von K om arov in derW estukraine (Fig. 17)10ä.Dem massigen Glastyp Sak<strong>rau</strong> II können auf G rund derForm und Facettschliffmuster im Oder-W eichsel-Raumzwei weitere Gläser nahegestellt w erden, die sich nurdurch dünnere und entfärbte G efäßw andung unterscheiden.D er Glasbecher von Redlin [18] ist die einzigeerhaltene Beigabe aus dem K örpergrab und besitztgroße O val- und R undfacetten (Fig. 20). Das Glas istin seiner einfachen Form m it dem Becher von Varpelevvergleichbar. Ein anderer sehr ähnlicher Glasbecher vonKobbeaa auf B ornholm [123] kann ebenso wie Redlinn u r durch Analogieschluß in den H o rizo n t Sak<strong>rau</strong> IIgesejtztrwerden108.“ "Das Glas von G anzkow [17] stam m t aus einem K örpergrabm it Beigaben, die nicht zu spät in die 1. H älfte des4. Jahrhunderts gesetzt w erden können: scheibengedrehteTonschale, Silberfibel m it umgeschlagenem Fuß,Kamm m it gew ölbter G riffplatte. Die V erzierung desGlases besteht aus runden und ovalen Facetten sowie<strong>rau</strong>tenförmigem Linearschliff (Fig. 21)107.Beide Gläser, Redlin und Ganzkow, haben nahezu identischeVergleichsstücke in einem einzigen G rabfund vonSigersted auf Seeland [120]108. Die übrigen Beigaben desKörpergrabes (Holzeim er m it Bronzebeschlägen, 5 G oldfingerringe,Glasspielsteine) sind charakteristische F ormender Spätgruppe reicher seeländischer K örpergräber,die in die 1. H älfte des 4. Jahrhunderts datiert werden.Die von Broholm ausgesprochene Zeitstellung in die1. H älfte des 5. Jahrhunderts ist für das G rab von Sigerstedum ein Jahrhundert zu spät109.Zu (2):H ohe Facettbecher m it m ehreren Reihen Oval- undR undfacetten - Leittyp Kowalk.Im Oder-W eichsel-Raum sind 7 Gläser dieser A rt bekannt.Ein einziges Exem plar (Kowalk) stammt auseinem publizierten G rabfund mit erhaltenen Beigaben.Das K örpergrab von K ow alk [19] enthielt neben demGlasbecher eine weitmündige Tonschale, einen Dreilagen-107 Für den überregionalen Vergleich cf. Sorokina 1962 - II,Pag. 105, Fig. 40 : 7 (K erc/Pantikapeum ) ; Eibern 1966,Pag. 67, Fig. 4 : ein geschliffener Becher in Form und nachRautenm uster wie Ganzkow , zusätzlich Schliffdekor andererA rt, Provenienz wahrscheinlich Syrien (The C orning Museumof Glass).108 Als P arallelfund genannt von K ropotkin 1970, Num . 937Facettschale von Perejaslav-Chm elnickij [52].109 Cf. R ad d atz 1962 (K örpergräber von H eiligenhafen). -Eggers 1959 übernim m t die D atierung Broholms für die Z eitstellungvon G anzkow und Redlin und schließt w eitere G lasfundean ; der W iderspruch zu den eigenen A rbeiten 1951 und1955 w ird nicht erklärt.Als typologisches und zeitliches Bindeglied zu den Facett-'schliffschalen cf. einen N eufund von H även Kr. Sternberg(Schuldt 1972) ; es handelt sich um einen niedrigen Glasbecherm it R undfacetten und einem dichten N etz kleiner O valfacetten,die an die flachen Facettschalen erinnern ; die zugehörigenBeigaben - H olzeim er m it Bronzebeschlägen, K nopfhenkelgefäß,Sw ebentopf usw. - können vor 300 d atiert werden.129
Acta praehistorica et archaeologica 3 (1972)Fig. 22 K ow alk / K ow alki [19]. — Nach Pommersche H e imatpflege 2, 1931, Tab. 2.kamm mit verzierter gewölbter G riffplatte und einenBronzekapsel-Anhänger (Fig. 22, 62); danach ist eineZeitstellung gegen M itte des 4. Jahrhunderts möglich, die2. H älfte des 4. Jahrhunderts scheint bereits zu spät110.B orkenhagen [22], Geiglitz [23] und Schwolow [21] sindzerstörte K örpergräber, aus denen n u r der Glasbechererhalten ist. W illenberg 1190 [6] ist nicht nachprüfbar.V ietkow [20] hat Beigaben verm ischt aus zwei K örpergräbern.D er N eufund von Kleszewo [24] ist unpubli-ziert; ihm gehören D rehscheiben-Tongefäße, eine Fibelm it umgeschlagenem Fuß, eine Gürtelschnalle undca. 100 Glasperlen und Bernsteinberlocks an; der geeigneteD atierungsvorschlag entspricht dem Fund vonKowalk.D er Facettschliffbecher von V ietkow (Fig. 23, FarbtafelPag. 121, Fig. c) ist klein, aber starkw andig. Die beidenR andlinien sind ungleichm äßig eingeritzt, die Facetten<strong>rau</strong>h geschliffen. Die grobe A rbeit w irk t sehr gelungenhinsichtlich robuster Q ualität; das Glas ist in seinemM aterial und in der V erarbeitung fehlerfrei, zeigt keineSpannungsrisse tro tz der Massigkeit und ist dam it p rak tisch unzerbrechlich. Die letzte Eigenschaft ist für dieG ruppe Facettschliffbecher des 4. Jahrhunderts allgemein hervorzuheben; sie erk lärt die m erkw ürdige T atsache,daß Glasbecher ohne zu zerbrechen Kiesgrubenwändehin u n terstü rzten oder sogar ausgeflügt w urden111.U nversehrt erhalten und dem G lastyp K ow alk m it eingeschliffenenR andrillen und m ehreren Reihen O valundR undfacetten entsprechend ist das Facettglas vonBorkenhagen (Fig. 24, Farbtafel Pag. 121, Fig. c). DieF acettreihen teilen sich auf in 2 Reihen Ovale und2 Reihen R undfacetten. D er Becher von K ow alk besitztFig. 23 Vietkow / W itkowo [20].Fig. 24 Borkenhagen / Borkowice [22].110 Eggers 1959, Pag. 21 m it einer D atierung in das 5.-6. Ja h rhundert m uß abgelehnt werden.111 D er G ruppe technisch einw andfreier Gläser stehen dieBrüchlinge und Fragm ente anderer Gläser, besonders in Skandinavien,gegenüber. Es scheint, als ob allein bestim m te G lashüttenin der Lage w aren, einw andfreie Gläser herzustellen ;V o<strong>rau</strong>ssetzung ist die sorgfältige Behandlung der Fertigprodukteim K ühlofen, w orin nur der gelernte Glasbläser erfahrengenug ist ; m inderw ertige Produkte könnten aus barbarischenW aldhütten stamm en, die noch im E xperim entierstadiumstehen.130