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G ü n te r R auK ö rp erg räb er m it G lasbeigabenSyrien ist in spätröm ischer Zeit das G laszentrum desrömischen Imperiums; seine Ausstrahlungen verm ittelntechnische F ortschritte auch in andere Gebiete. GelbgrüneFacettschliffbecher vom K ow alk-Typ sind dagegennie in Syrien p roduziert w orden; bisher deutet keinAnzeichen auf einen möglichen R ückstrom von der aufblühendenbarbarischen Glasindustrie in die pontischenGebiete. Das Rätsel ist verm utlich technischer A rt: diebarbarischen G lashütten sind W aldhütten m it andererRohstoffbasis, die G efäßausform ung geschieht auf einfachsteA rt m ittels H olz- und T onform en (Kom arov).Ü ber 100 Jahre zurück liegt die erstmals von Engelhardtvorgetragene Ansicht, daß die dänischen Glasfunde derKaiserzeit zu unterteilen sind in römische, halbröm ischeund barbarische Erzeugnisse311. Es scheint, daß nacheinem Jahrh u n d ert der Nachweis geführt w erden kann.2. Einheimische H andw erkszentren.Für die wirtschaftliche Entw icklung von besondererBedeutung ist im 3./4. Ja h rh u n d ert die Ü berm ittlungspezieller römischer Fertigungstechniken an barbarischeH andw erker. Ähnlich wie die T öpferw erkstätten fürD rehscheibenkeram ik von Igolom ia zeigen die Glaswerkstätten von K om arov und O kno, daß außerhalbdes römischen Im perium s hochwertige Erzeugnisse hergestelltw urden, deren Q ualität den römischen P roduktengleichgestellt w erden kann. Die Lage der barbarischenM anufakturen in nicht zu großer E ntfernungzum provinzialröm ischen G ebiet weist auf die u r­sprünglich direkten Beziehungen hin.Bei den Gläsern ist das Stadium der Ü bernahm e derSchleiftechnik durch das N ebeneinander von flüchtigund exakt ausgeführtem Facettschliff zu erkennen. DieGläser von M ogojani (M untenien) (Fig. 89) und Ven(Norwegen) (Fig. 87) deuten auf den Mangel geeigneterSchleifvorrichtungen hin. Die Glastechnik des 4. Ja h r­hunderts kennt im wesentlichen n u r die einfache G rundformdes zylindrischen oder konischen Bechers; fast alleGläser weisen die D rehspuren der H olzform auf.Konische Tonbecher m it „Facettschliff-Im itation“(Fig. 43) können als Beleg bekannter W echselwirkungKeram ik - Glasform gesehen w erden312.Für die H andelspartner im Oder-W eichsel-Raum undim noch ferneren Skandinavien liefern die ersten nichtrömischenG lashütten des D nestr-G ebietes Im portersatzanstelle der ausbleibenden römischen H andelsw are. Diegelbgrünen Facettbecher können als barbarischer Im ­p o rt bezeichnet werden, dessen Provenienz südosteuropäischist.Abschließend läßt sich sagen, daß tro tz des beginnendenWüstungsprozesses im östlichen M itteleuropa im 4. Ja h r­311 Engelhardt 1871, Pag. 445.312 Cf. Nicolaysen 1882, Tab. 1 : 7 (Norw egen) ; Pfützenreiter1937, Tab. 5 : 3 (Südpolen).Wechselwirkungen sind denkbar auch auf dem Sektor der einheimischenG lasperlen-Produktion, die in vorrömischer Zeitbeginnt, cf. Haevernick 1960, Pag. 20 ss., id. 1968, Pag. 67.Die Glaserzeugung w ar bekannt, Glasperlen sind in einfachemSchmelzprozeß h erzustellen; die H erstellung von Gefäßenh undert qualitative K ulturentw icklungen festzustellensind, die die Basis bilden für den nachfolgenden A ufschwungeinheimischer H andw erks- und H andelszentrenin anderen Gebieten313. Es versteht sich aus derN atu r der Sache, daß wirtschaftsgeschichtliche Ü bergangsphasenschwierig zu belegen sind, zum al die A uflösungdes riesigen römischen Im perium s im 4. Ja h r­hundert eine Vermischung nicht n ur seiner m ateriellen,sondern auch der geistigen Substanz bedeutet habenmuß.SchlußX II. Zusam m enfassung u n d SchlußfolgerungenKaum ein Fundstoff der Frühgeschichte ist zeitlich sounterschiedlich beurteilt w orden wie die Gläser m itFacettschliff. W enn ein und derselbe G lastyp vomEnde des 2. bis zum Anfang des 6. Jahrhunderts datiertw ird (Eggers G lastyp 230), scheint es unmöglich, ihn ineinem relativchronologischen Vergleich benutzen zukönnen. Die unsichere Zeitstellung der Gläser stand imGegensatz zu den übrigen Grabbeigaben, die einenF undhorizont erkennen ließen, der im wesentlichen das4. Jahrh u n d ert um faßt. Es ist in der Einleitung dieV erm utung ausgesprochen w orden, daß auch die Gläsern ur dieser Zeit angehören.Die typologisch-chronologischen U ntersuchungen habenim Oder-W eichsel-Raum die Zusam m enstellung einerG ruppe von glasführenden K örpergräbern des 4. Ja h r­hunderts ermöglicht. Wichtigste L eitform sind dieFacettschliffgläser. Die Einengung ihrer Zeitstellungkonnte durch den überregionalen Vergleich erreicht undabgesichert werden. Sie bedeutet im Ergebnis, daß dieGläser nicht länger allein durch anderen Fundstoffdatiert w erden müssen, sondern eigenständige chronologischeAussagekraft besitzen. Für die C hronologie derSpätkaiserzeit ergeben sich weitreichende Konsequenzen.Folgende Arbeitsergebnisse und Schlußfolgerungenlassen sich form ulieren:(1) D er Oder-W eichsel-Raum beherbergt im 4. Ja h r­hundert eine größere A nzahl von G rabfunden m itGlasbeigaben, die zum wichtigsten Fundstoff gezähltwerden müssen; die Bedeutung liegt im chronologischenAussagewert und in den überregionalen K ulturverbindungen.(2) Den einzelnen Abschnitten des 4. Jahrhunderts k ö n ­nen bestim m te Leitform en der Gläser zugeordnet w erden:erfordert eine neue wirtschaftliche O rganisationsform , denM anufakturbetrieb, ähnlich wie die Töpfereien der D rehscheibenware; der technische Vorsprung heißt m it anderenW orten Massenware.313 Umfangreiche H andw erkszentren der V ölkerw anderungszeitsind bekannt in Skandinavien, e. g. Helgö (H olm qvist 1961 ;id. 1970). Die G ründe für den W üstungsvorgang im östlichenM itteleuropa sind in der U m strukturierung von W irtschaft undGesellschaft zu suchen, cf. Jankuhn 1969, Pag. 159.169

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