Günter RauKörpergräber m it GlasbeigabenDie einheimische T radition weist auch die handgearbeiteteK eram ik des Reitergrabes von Königsbruch [25]noch um 400 auf (Fig. 34): eine Terrine m it wellenbandverierterSchulter, eine Schüssel m it Zickzackverzierung,drei einfache unverzierte Töpfchen, die bereitsdie kärgliche, in dieser Form aber typische Tonw are des5. Jahrhunderts vo<strong>rau</strong>snehm en.5. Halsringe.Ringe m it schlüssellochförmiger Öse.In Stuchow Kr. P yritz [3] w urde 1836 ein Körpergrabgefunden, aus dem ein Silberhalsring, eine Silbernadelm it Filigrankopf, eine Ösennadel, eine Fibel und eineAmulettkapsel, eine Glasscherbe, eine Bronze- und eineBernsteinperle geborgen w urden (Fig. 44). O bw ohl vermutet w erden darf, daß der F und nicht vollständig ist,haben die bekanntgew ordenen Fundgegenstände einebesondere Bedeutung2"5.Fig. 4417.Stuchow / Stuchowo [3]. — Nach Eggers 1938, Pag.Der Silberhalsring von Stuchow ist glatt und rundstabig,die W eite beträgt 13 cm; die Enden bilden einenaufgebogenen verdickten K nopf und eine schlüsellochförmige Öse, so daß der Verschluß durch einfaches Einhakenleicht zu handhaben ist. Zusätzlich ist an beidenEndteilen vor dem Verschluß ein Stück dünner Silberdrahtumw icklung angebracht.Aus dem Oder-W eichsel-Gebiet sind weitere Beispiele203 Erstveröffentlichung in : Baltische Studien 7, 1840, Pag.271.206 Der Ring von Glogau ist ein E inzelfund und vermutlichein D epot, cf. G oldring im D epotfund von Cottbus.207 In der L iteratur bisher keine Gesam tkarte.208 Phänotypisch und zeitlich unterschiedlich ; cf. H alsring vonFig. 45 Zw ilipp / Swielubie K r. K olberg-K örlin / Kolobrzeg.— Nach D ibbelt 1936-11, Fig. 7.von H alsringen m it dieser charakteristischen Verschlußformbekannt (Fig. 45). Die Ringe treten in rundstabigerForm (Pyritz, G örlsdorf, Glogau) oder to rd iert(Zwilipp, W edderwill, Klein Küssow, Garnseedorf,G roß Bestendorf), einmal teils glatt - teils to rd iert(Röpersdorf) auf. In den m eisten Fällen handelt es sichum silberne massive Ringe, bei den R ingen im östlichenUnterweichselgebiet und von Glogau um G old206. DieFundum stände sind unklar in Glogau, Klein Küssowund Garnseedorf, alle anderen Funde stam m en ausK örpergräbern. Eine Glasbeigabe w urde n u r in Stuchowbeobachtet. Aus den zerstörten K örpergräbern vonW edderwill [5] ist eine Glasschale erhalten, ohne daßbekannt ist, ob sie zu dem an gleicher Stelle gefundenenSilberhalsring gehört.Im überregionalen Vergleich stellen die H alsringe mitschlüssellochförmiger Öse einen sehr w eit verbreitetenR ingtyp dar (Fig. 46)207. Auffällig im V erbreitungsbildist die Südw est-N ordost gerichtete Achse sowie dieD onau-T heiß-G ruppe; Seeland ist m it keinem einzigenF und vertreten, obw ohl auf dieser Insel am Ende des3. Jahrhunderts sich ein Fundschw erpunkt der reichausgestatteten K örpergräber bildet.In den Besprechungen w erden meist Ringe m it anderenV erschlußarten dazugezogen, so daß ein verzerrtes Bildentsteht208. Die erste A rbeit stam m t von Kossinna 1905,der fü r die H alsringe zwei H au p tty p en unterscheidet:Typ I - „Ringe m it Schlinge und H ak e n “ (Haken-Ösen-Verschluß),Typ II - „Ringe m it birnenförm iger Öse und K nopf“(schlüssellochförmige Öse).Kossinna sieht in den H aken-Ö sen-R ingen die U rformund hält sie auf G rund ihrer östlichen V erbreitung füreine ostgermanische Erfindung. Da auch die tordiertenRinge m it schlüssellochförmiger Öse im ostgerm anischenGebiet Vorkommen, w urde für sie ebenfalls eineE ntstehung im „ostgermanischen G ebiet“ angenommen.Kossinna kannte die späteren m itteldeutschen Fundenoch nicht.A ndere A utoren haben die M einung Kossinnas w iederho lt (Äberg, W erner)209, einige aber nicht (Behrens,Stjernqvist)210. Es ist besonders Behrens, der nachweisenReichelsheim in der W ette<strong>rau</strong> : mitgegossene runde Verschlußöse(Behrens 1931, Fig. 1).209 Äberg 1929, Pag. 38 ; W erner 1938 - II.210 Behrens 1921 ; Stjernqvist 1955, Pag. 133 ss. m it A ufzählungder festländischen Funde Pag. 135, N o ta 65 ; die Ringevon Lindow, Lieben, Smichow, D iergardt-Sam m lung sollten147
Acta praehistorica et archaeologica 3 (1972)kann, daß H alsringe aus einzelnen m ittelrheinischenFunden und im D onau-Theiß-G ebiet relativ frü h auftreten,so daß eine H erleitung von den „O stgerm anen“fraglich w ird. In der ausgezeichneten A rbeit m it einerÜ bersicht des dam aligen Forschungsstandes grenztBehrens auch die jüngeren Funde der V ölkerw anderungszeitim westlichen V erbreitungsgebiet ab. DieRinge des 5. Jahrhunderts w erden von W erner 1938zusam m engestellt.Stjernqvist gibt 1955 den Überblick über das verm ehrteF undm aterial und unterzieht es einer kritischen U n te rsuchung. Die Einw endungen richten sich vor allemgegen das Fortleben der Ansichten von Kossinna. Ausgangspunktder Ü berlegungen sind die N eufunde ausK örpergräbern von Simris in Schonen211, die in Fundgesellschaftm it silbernen Fibeln m it hohem N adelhaltereine relativ frühe D atierung Ende des 3. Jahrhundertsgestatten. Die A bhängigkeit der H alsringe m it schlüssellochförmiger Öse von den R ingen m it H aken-Ö sen-Verschluß hat dam it ihre Ü berzeugungskraft verloren,weil die H aken-Ö sen-R inge erst in G räbern um 300auftreten (Sak<strong>rau</strong>).Die alte Typologie w ird anhand zahlreicher donauländischerund m ittelrheinischer Exem plare fragwürdig,noch m ehr aber durch ein chronologisches A rgum ent.Behrens glaubte in den Funden von M ariam ünster inW orm s212 die im 4. Jah rh u n d ert m ainabw ärts gew andertenB urgunden archäologisch gefaßt zu haben. Einesolch späte Zeitstellung trifft für L am pertheim auf derrechten Rheinseite zu213, nicht jedoch für das spätrömischeG räberfeld W orms. In den m ittelrheinischenMuseen finden sich außerdem weitere unpubliziertebronzene H alsringe m it Schlüssellochöse aus römischenG räbern oder als Einzelfunde, die ein anderes technischesA rgum ent liefern. Die donauländischen undrheinischen Exem plare sind ausnahmslos aus Bronze,massiv, rundstabig, und haben mitgegossene V erzierungen.Die Ringe im freien G erm anien sind oft to rd iertund überw iegend aus Edelm etallen in H andarbeit h ergestellt,wobei Silber als leicht zu bearbeitender W erkstoffbevorzugt w orden ist. Allem Anschein nach sinddie germanischen Ringe K opien der römischen. Imspätkaiserzeitlichen G räberhorizont stellen sie eine guteL eitform dar. Die Sonderform en in den reichstenG räbern (Haßleben 8, D ienstedt, H även 6) bedürfenkeiner typologischen Eklärung214, da einem blühendenK unsthandw erk auch schöpferische Ideen zuget<strong>rau</strong>tw erden können.Die G rabfunde m it H alsringen und Glasbeigaben bildenzusam m en einen F undhorizont vom Ende des 3. Ja h rhunderts bis zum A nfang des 4. Jahrhunderts (Schwerpu n k t um 300). Die Ringe aus G räbern ohne Glasfügen sich m it ihrem Inventar in diese Zeitspanne ein.ausgeschieden werden : der F undort „Lindow “ existiert nurbei Kossinna : Vorgeschichte von D eutschland (1936), Fig. 349 ;Lieben und Smichow sind H aken-Ö sen-R inge ; der Ring ausder Sam mlung D iergardt ist verm utlich M itte 5. Jahrh. zudatieren, cf. Pouan.Liste zu Fig. 461. U jverbasz-K endergyar, Backa : K örpergrab 1 ; glatter B ronzering.- Parducz 1950, Tab. 109 : 7.2. Ada-M erzies, Backa : Einzelfund ; glatter Bronzering. -Parducz 1950, Tab. 105 : 9.3. Kishegyes, Kom . Bacs-Bodrog : Einzelfund ; glatter B ronzering.- Parducz 1950, Tab. 108 : 5.4. T örök-K anizsa, Kom. T orontäl : Einzelfund (1900) ; glatterBronzering. - Parducz 1950, Tab. 75 : 7.5. Szeged-Zäkany, Kom. C songräd : E inzelfund (1928) ; glatterBronzering. - Parducz 1950, Tab. 81 : 8.6. Szentes-Sargapart, Kom. C songräd : K örpergrab 35 ; glatterBronzering. - Parducz 1950, Tab. 23 : 7.7. Szarvas, Kom. B ekes: Einzelfund ; glatter B ronzering. -Parducz 1950, Tab. 50 : 5.8. Göbölyjaräs, Kom. Bacs-Bodrog : E inzelfund (1895) ; glatterBronzering. - P arducz 1950, Tab. 76 : 5.9. Batm onostor, A lföld : Einzelfund ; glatter Bronzering. -Parducz 1950, Tab. 114 : 5.10. M atetelke, Kom. B acs-B odrog: K örpergrab 2 ; glatterB ronzering. - P arducz 1950, Tab. 104 : 6.11. Zsambok, Kom. P e st: K ö rp erg rab ; glatter Silberring. -Parducz 1950, Tab. 72 : 6.12. Brigetio : E inzelfund ; glatter B ronzering. - Reinerth1940 - II, Tab. 300 : 5.13. C arn u n tu m : E in zelfu n d ; Bruchstück, glatt, verziert, mitInschrift, Gold. - Beninger 1930, Tab. 15:1; R einerth 1940- II, Tab. 300 : 6.14. W orm s-M ariam ünster : von dem spätrömischen G räberfeld3 glatte Bronzeringe. - Behrens 1921, Fig. 1.15. Lam pertheim , Kr. Bergstraße : K örpergrab 8 ; glatterBronzering. Ein w eiterer Ring als Einzelfund. - Behn 1935,Fig. 10.16. M ainz-F orsterstraße : K örpergrab ; glatter B ronzering. -Behrens 1921, Fig. 1 : 2 .17. Z ugm antel-K astell : E inzelfund ; glatter B ronzering. -Saalburg-Jahrb. 7, 1930, Tab. 11 : 49.18. A ltendorf, Ldkr. Bamberg : B randgrab 38 ; tordierterB ronzering. - Pescheck 1969, Fig. 6 : 1.19. D ienstedt, K r. A rnstadt : K örpergrab (1837) ; glatterSilberring m it Filigranblechauflage. - Eichhorn 1908, Fig. 1.20. Flurstedt, K r. W eim ar : K örpergrab (1774) ; glatter G oldring.- K örner 1951, Tab. 30.21. K ölleda, K r. Söm m erda : K örpergrab ; glatter Silberring. -M ildenberger 1959 - I, Fig. 111.22. H aßleben, K r. W eim ar : K örpergrab 8 (1912) ; glatterGoldring, eine H älfte flachgehämmert und verziert. - Schulz1933, Tab. 1.23. E rfurt-H ungerbachsiedlung : K örpergrab 3 (1938) ; to rdierter Silberring. - Schnellenkamp 1940, Fig. 3.24. Wechmar, K r. G o th a : B randgrab 15a; Bruchstück, to rdiert. - M ildenberger 1970, Tab. 19 : 5.25. Freienbessingen, K r. Sondershausen : K örpergrab (1940) ;tordierter Silberring. - Grim m 1940, Tab. 62 : 3.26. Voigtsted, K r. A rtern : K örpergrab (1878) ; glatter G oldring.- G ötze 1909, Tab. 20 : 298.27. Holleben, Saalkreis : K örpergrab (1955) ; glatter Silberring.- Schmidt (B.) 1956, Fig. 2.211 Stjernqvist 1955, Tab. 20 (K örpergrab 47), Tab. 26 (K örpergrab100).2:2 Behrens 1921, Fig. 1.213 Behn (F.) 1935.214 Bei Kossinna 1905, Pag. 401 als M ischform en zu Typ IIIzusammengestellt.148