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A cta p raeh isto rica et archaeologica 3 (1972)X I. W irtschaftsgeschichtliche A usw ertungI. Das Ende des römischen Imports.D er Begriff des Im ports um faßt allgemein die F undgegenständeaus nicht heimischer Erzeugung. F ür dieK örpergräber m it Glasbeigaben im Oder-W eichsel-Raumgilt danach, daß sie alle im portführende G rabfunde d arstellen.In der spätröm ischen Kaiserzeit gibt es eine Reihe vonreichen G räbern, die außer Glas auch Bronzegeschirr,P erlenketten und M ünzen enthalten. Alle Gegenständew urden bisher zweifelsfrei für provinzialröm ische E r­zeugnisse gehalten. Solange m an in ihnen P roduktewestlicher Provenienz sah und diese überw iegend dem3. Jah rh u n d ert zuwies, w aren sie als römischer Im p o rtzu bezeichnen. Die Ü berprüfung der Provenienz derGläser und bestim m ter G lasperlentypen läßt ernsteZweifel an einer berechtigten V erw endung des Begriffes„Römischer Im p o rt im freien G erm anien“ aufkom m en.Die G lasw erkstätten an der Schw arzm eerküste305 k ö n ­nen als römisch gelten, die der K arpaten-U kraine abernicht m ehr.Bei den starkw andigen Facettschliffbechern ist die w estlicheH erkunft wegen der M assierung der F undorte imsüdöstlichen E uropa ganz auszuschließen306. Die Glashü ttenplätze der U kraine zeigen eine barbarische P ro ­duktion an. Die M aterialeigenschaften der Gläser des4 . Jahrhunderts sind ganz unvergleichlich anders als die des3. Jahrhunderts; m it ihrer gelbgrünen Färbung nehm endie Facettschliffbecher im O sten C harakteristika derspäteren fränkischen Gläser im W esten vo<strong>rau</strong>s. SerienmäßigeSpektralanalysen fü r das ukrainische Glasmaterial haben begonnen307. Ihre A usw ertung w ird anBedeutung gewinnen, wenn ihnen Ergebnisse aus an­305 Z u Tanai's, K erc und Alm a Kerm en (Zavetnoe) ist hinzuzuzählenChersones, cf. Belov 1965 (datiert 3.-4. Jahrh.) ;Glasfunde von O lbia und T ira lassen verm uten, daß G laswerkstätten möglicherweise auch dort vorhanden w aren, cf.Fig. 72.306 Isings 1957, Pag. 126 „The fourth Century“ nennt keineFacettschliffbecher. Westlicher Provenienz sind verm utlich dieG lasfragm ente aus den germanischen Siedlungen Westickund C astrop-R auxel im R uhrgebiet, cf. Frem ersdorf 1970 -II, Tab. 15-16, id. 1970 — III, Tab. 26—27 ; die Bezeichnung„römisches G las“ ist jedoch schon aus chronologischen G ründenunzweckmäßig, die H erkunft aus Köln zweifelhaft.3117 Bezborodov 1964; B ezborodov - A bdurazkov 1964,Tabelle 1 Num . 5 quantitative Analyse von 18 Scherben ausK om arov : SiC>2 67,51 - A I 2 O 3 1,69 - Fe2Ü3 1,14 - C aO 7,16- M gO 1,29 - M n 2O 3 1,27 - N a20 18,31 ; gegenübergestelltdem quantitativen Querschnitt deutscher G lasanalysen vonK öln, Bonn, M ainz, Saalburg etc. : 68,10 - 2,52 - 0,81 -6,98 - 1,03 - 0,50 - 18,63, wobei auffällt, daß die H a u p t­bestandteile SiOz - C aO - N a 2Ü etw a gleich sind. Cf. Scapova1962 (Pantikapeum ), id. 1964 (K om arov), id. 1965 (Tanai's).308 Henrich 1910, m it E rklärung der G lasfarben : grüneFarbe abhängig von der Q u an tität kieselsauren EisenoxydulsFe203, M anganoxyde in farblosen G läsern als E ntfärbungsmittel nachgewiesen. - A nkner 1965 stellt fest, daß die bisherigenAnalysenergebnisse von römischen Gläsern untereinderenGebieten, die sichere römische Glaswaren führen,gegenübergestellt w erden können308.Für den „römischen Im p o rt“ im 4. Ja h rh u n d e rt sindEinschränkungen zu machen: w enn bestim m te Gläsernicht-röm ischen U rsprungs sind, ist der Begriff desrömischen Im ports fü r sie nicht m ehr zutreffend.Diese Feststellung steht im Einklang m it dem allgemeinen Rückgang des römischen H andels im Verlaufedes 4. Jahrhunderts. D er Reichtum der G räber Sak<strong>rau</strong> Iund III m it Bronzegeschirr, Gläsern, P erlenketten undM ünzen w iederholt sich bereits nicht m ehr in demetwas jüngeren G rab II. A uffallend ist w eiterhin, daßtypische G lasform en des Westens und des m ittlerenDonaugebietes im Oder-W eichsel-Raum überhauptnicht auftreten309.E rstaunen m uß die hohe Zahl der Facettschliffbecher inH interpom m ern. Sie w ürde auf eine W iederbelebungdes römischen H andels hindeuten, w enn die Gläserwirklich römischen U rsprungs wären. In der wichtigstenA rbeit über den römischen Im p o rt im freien G erm anien(Eggers 1951) finden sich alle G läsertypen des 4. Ja h r­hunderts als römische Erzeugnisse eingegliedert. Eggersdeutet bereits da<strong>rau</strong>f hin, daß die Facettschliffbeche<strong>rau</strong>s dem Südosten stam m en. Die K artierung diesesGlastyps (Fig. 50) erweist sich als massive Bestätigung,auch über die ehemalige Forschungslücke Südost-Polenhinweg.E kholm hat die H erkunft der Facettschliffbecher Skandinaviensals „orientalisch“ bezeichnet; er denkt dabeian Syrien und erk lärt das V orkom m en einiger Gläserin Südrußland als Niederschlag der H andelsverbindungen,die über die H andelsstraßen entlang der FlußtälerD nestr - San - Bug - Weichsel nach Skandinavienreichten310. Diese Ansicht kann m odifiziert w erden:ander nicht vergleichbar sind. Problem atisch ist bereits dieProbenentnahm e bei G läsern m it v erw itterter Oberfläche. Einhäufig zu beobachtender M angel der Publikationen von A n a­lysenergebnissen ist die U nklarheit über die Untersuchungsmethode, das Vermischen quantitativer und qualitativerErgebnisse sowie die Überschätzung der Ergebnisse ohne Beachtungihrer statistischen R epräsentanz; insofern sind allebisherigen Ergebnisse ohne wesentlichen E rkenntnisw ert geblieben.Colem an - W ood 1968 diskutieren m oderne atom physikalischeM ethoden wie die Em issionsspektralanalyse, Massenspektrometrie und A ktivierungsanalyse anhand der U n tersuchungvon G lasproben gesicherter H erkunft aus bestim m tenenglischen und belgischen G lashütten der 1. H älfte des20. Jahrhunderts ; die A ktivierungsanalyse ergab die au f­schlußreichsten Resultate.309 V anderhoeven 1958 ; Burger 1966 ; B arköczi 1968 ;Barköczi —Salam on 1968.310 Die östlichen H andelsw ege an die N ordküste des SchwarzenMeeres sind hypothetisch mehrfach besprochen, cf. K orduba1932 ; Ekholm 1934, id. 1956 - II ; Äberg 1936 ; K napke1941 ; Broholm 1960. Dagegen kartiert Ekholm 1963, Pag. 31,K arte 2 ohne Einschränkung noch den alten H andelsw egAquileia - C arnuntum m it A ufteilung Elbe - O der - Landw egSüdpolen zur Weichsel ; östlicher Bug nur als Nebenweg.

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