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LENGFURT - Tourismus-Marketing Markt Triefenstein

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Thomas Hahmann<br />

„Melde dem Herrn Hauptmann: 6 Offiziere, 4 Feldwebel,<br />

1 Unteroffizier und 70 Mann zur Kirchenparade angetreten!“<br />

Mit diesen Worten, der Meldung des „Oberleutnants“<br />

an den „Hauptmann“, beginnt alljährlich am<br />

Sonntagmorgen um den 20. Januar, dem kirchlichen<br />

Gedenktag des hl. Sebastian, in Lengfurt der offizielle<br />

Teil des Sebastianifestes.<br />

Das Festhalten an einem alten religiösen Gelöbnis,<br />

das bis in das Jahr 1632 oder noch weiter zurückgeht<br />

und der traditionelle Ablauf eines Festes, der auch<br />

viele auswärts wohnende, „geborene Lengfurter“ für<br />

einen Tag in ihr Heimatdorf zurückkommen lässt,<br />

sind wohl die „Säulen“ eines der ältesten noch aktiven<br />

Vereine im weiten Umkreis der <strong>Markt</strong>gemeinde.<br />

Sinn und Zweck dieses Vereins ist das Gelöbnis der<br />

Lengfurter Ahnen, alljährlich den Gedenktag des hl.<br />

Sebastian am 20. Januar zu feiern.<br />

Die Tatsache, dass dieser Verein in seiner bisherigen<br />

Geschichte und auch in der heutigen Zeit nie Nachwuchssorgen<br />

hatte, zeigt, dass der Verein trotz seines<br />

Alters von fast 400 Jahren von Jung und Alt in Lengfurt<br />

akzeptiert und geachtet wird.<br />

Geschichtliches<br />

St.-Sebastiani-Verein Lengfurt<br />

Die Gründung der Sebastianibruderschaft geht nach<br />

Meinung des Vereins auf das Pestjahr 1632 zurück.<br />

Damals wütete der Dreißigjährige Krieg, der außer<br />

Tod und Zerstörung auch die Pest in die Region um<br />

Lengfurt brachte. Ein Massensterben begann und<br />

überlebende Lengfurter Bürger wandten sich in ihrer<br />

Not an den hl. Sebastian.<br />

Der Überlieferung nach lebte der hl. Sebastian etwa<br />

im 3. Jahrhundert n. Chr. zu Zeiten des römischen<br />

Kaisers Diocletian. In dessen Garde führte er den<br />

Rang eines Tribuns (Oberst). Obwohl römischer Bürger,<br />

bekannte er sich zum Christentum. Sebastian ermunterte<br />

gefangene Christen des Kaisers zum Ausharren<br />

und wollte seinen heidnischen Bekanntenkreis<br />

zum christlichen Glauben führen.<br />

Schließlich stand er selbst wegen seines Glaubens vor<br />

dem kaiserlichen Gericht. Da er jedoch am christ-<br />

lichen Glauben festhielt, wurde er zum Tode verurteilt.<br />

An einen Pfahl gebunden, wurde er von Soldaten<br />

mit Pfeilen durchbohrt. Diese Darstellung ist an<br />

einem Lengfurter Wahrzeichen, der Dreifaltigkeitssäule,<br />

und an einer Statue in der Kirche von Lengfurt<br />

zu sehen.<br />

Die Legende berichtet weiter: Da die Soldaten glaubten,<br />

Sebastian wäre tot, ließen sie ihn einfach liegen.<br />

Eine fromme römische Witwe brachte ihn jedoch in<br />

ihr Haus und pflegte ihn wieder gesund. Obwohl ihn<br />

andere Christen davon abhalten wollten, begab sich<br />

Sebastian zum Kaiser und bat, die Verfolgung der<br />

Christen einzustellen. Er wurde daraufhin ein zweites<br />

Mal zum Tod verurteilt und mit Keulen erschlagen.<br />

Der hl. Sebastian gilt als ein volkstümlicher Heiliger<br />

und wird gegen Pest und andere epidemische Erkrankungen<br />

angerufen. Weiterhin ist er der Patron<br />

der Schützenbruderschaften.<br />

Es ist durchaus möglich, dass die Verehrung des hl.<br />

Sebastian in Lengfurt noch weiter in die Geschichte<br />

zurückgeht. Bereits im Mittelalter gab es in vielen Orten<br />

der Region sog. Sebastiani-Schützenbruderschaften.<br />

Viele Ortschaften hatten, wie auch Lengfurt, eine<br />

Dorfmauer und zur Verteidigung eine „Bürgerwehr“.<br />

Auf Grund der Fürbitte an den hl. Sebastian soll die<br />

Pest gewichen sein und die Lengfurter Bürger gelobten,<br />

alljährlich den Festtag des hl. Sebastian am 20. Januar<br />

zu begehen. Wie lange dieses Gelöbnis aufrecht<br />

erhalten wurde, kann nicht mehr nachvollzogen werden.<br />

In der Lengfurter Kirchenrechnung der Jahre<br />

1638/39 ist unter „Ausgabegeld“ vermerkt: „2 Gulden,<br />

8 Kreuzer und 4 Pfennige für eine alte Ausschußfahne,<br />

welche jetztunder auf daß Fest S.Sebastiani gebraucht<br />

wird…“<br />

„Ausschüße“ waren in der damaligen Zeit Männer im<br />

wehrfähigen Alter aus den einzelnen Dörfern, die<br />

während eines Feldzuges der regulären Soldaten den<br />

Wachdienst auf der Festung in Würzburg übernehmen<br />

mussten.<br />

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