arzneimittelrecht - Berliner Heilpraktiker Nachrichten
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einmal im Monat zuschaue. Und ich lerne von ihr.<br />
Frage:<br />
…mein größtes Supervisionsgeschenk ist, dass ich unter Annas<br />
und eurem Schutz in der Gruppe meine eigene Verwundbarkeit<br />
sehen, erfühlen und auch aushalten darf….Das hat mich immer<br />
besser gelehrt, auch in der eigenen Praxis die Patienten und deren<br />
Verwundbarkeit anschauen zu können.<br />
Andreas Krüger:<br />
Völlig richtig, das sehe ich auch so.<br />
Frage:<br />
Das Motto der Schule und Dein eigenes ist auch immer wieder: alles<br />
fließt, hält sich in Bewegung…<br />
Andreas Krüger:<br />
Prozess, und um den geht es hier an der SHS, in meiner Praxis,<br />
in meiner eigenen Therapie: Prozess ist Bewegung. Wenn man<br />
mich fragt, was ist Prozessorientierte Homöopathie, dann kann ich<br />
natürlich sagen: Schattenarbeit, Traumarbeit, Ressourcenarbeit...<br />
aber das ist nicht alles, worum es wirklich geht. Das, worum es<br />
wirklich geht, ist bewegte Existenz. In letzter Konsequenz ist es von<br />
Wichtigkeit, auf welcher Seite der Barrikade sich die Menschheit<br />
befindet. Dann sage ich, die einen sind die Nomaden, die Bewegten,<br />
die anderen die Sesshaften. Die Nomaden sind immer unterwegs,<br />
immer für alles offen, immer bereit, jetzt und sofort auch alles wieder<br />
zu ändern. Letztendlich sind die Nomaden auch die Anarchisten.<br />
Frage:…und die Neoliberalen…<br />
Andreas Krüger:<br />
Und die Neoliberalen. Und auf der anderen Seite stehen und sitzen<br />
die Sesshaften, die Klassischen, die Besserwisser.<br />
Und das ist so toll an unserer Schule: Prozesshaftigkeit heißt, eine<br />
innere Haltung zu haben, fast zwanghaft offen sein zu müssen, was<br />
denn da auf uns zukommt. Ohne diese Offenheit wäre eine Rosina-<br />
Sonnenschmidt nicht an unser Haus gekommen, wäre ein Eberhard<br />
Kredel mit seinen Schwengeleien nicht an unser Haus gekommen,<br />
wäre auch ein Peter Ginow mit seiner miasmatischen Homöopathie<br />
nicht an unser Haus gekommen.<br />
Frage:<br />
Wo ist der Moment des Sammelns, der Ruhe, des sich Vergewisserns<br />
dessen, was da bewegt wird?<br />
Andreas Krüger:<br />
Also, wenn ich für mich spreche, ist das hier genau dieser Ort. Wenn<br />
ich versuche, wie Freud, in meiner Praxis sich aus mir selbst zu<br />
denken, versuche, auch wie Freud gesagt hat, Schale zu sein, in<br />
die die Seele des Patienten hineinfließen kann, dann bin ich ganz<br />
Resonanzboden, lasse den Patienten auf mich wirken. Und mit<br />
einem Mal taucht aus der Leere jene Fülle, jenes Prozesshafte,<br />
das viel Erlebte, tauchen die Dinge auf, die der Patient eventuell<br />
braucht. Lange bevor ich den Schwengel ergreife, lange bevor ich<br />
den Puls testend ergreife, lange bevor ich wirklich medial sensitiv zu<br />
schauen beginne. In dem Moment, wo ich mit dem Patienten sitze,<br />
in dem Moment ist Ruhe.<br />
Frage:<br />
Du rufst in deiner Schwarmtrommel zu den verschiedensten<br />
Seminaren, einladend und verlockend für jeden, der hier am Haus<br />
zu Hause ist, Woche für Woche. In welche Steckdosen soll ich<br />
noch meine Stecker stecken, und wie soll ich das in welcher Zeit<br />
verarbeiten, noch dazu, wenn ich mich in den drei Jahren mit einem<br />
voll gepackten Unterrichtsstoff abrackern muss, um schließlich beim<br />
Amtsarzt alles geben zu können, um mit meinem Pony aus der<br />
Schlacht zurück zu kommen. Ich bitte dich dazu um ein klares Wort,<br />
was hat Priorität, was ist nachgeordnet?<br />
Andreas Krüger:<br />
Ganz einfach: wenn man auf mich hört und mich fragt, hört man:<br />
unsere oberste Priorität ist, dass wir diese Prüfung beim Amtsarzt<br />
schaffen, ich setze erst einmal alle meine Anstrengungen darauf<br />
hin ein, das Wissen zu erlangen, um in diese verdammt schwere<br />
Prüfung zu gehen.<br />
Das ist der erste Punkt. Dann an zweiter Stelle stehen unsere<br />
Therapiefächer, die an dieser Schule innerhalb des Unterrichts<br />
angeboten werden. Wenn das die Zeit ausfüllt, die ich habe, ist<br />
hier Sabbat.<br />
Und wenn ich drei kleine Kinder habe und noch einen<br />
berufstätigen Mann, dann kann sein, dass in diesen drei Jahren<br />
nichts anderes ansteht als Arne mit den klinischen Fächern und<br />
Anshu mit den Prüfungsvorbereitungen und die Homöopathie<br />
oder andere Therapien im 4., 5. oder 6. Jahr nachgeholt<br />
werden. Das ist möglich im Haus und manchmal auch geboten.<br />
Vom Kinderkriegen habe ich noch gar nicht gesprochen. Und<br />
nicht ein Ikonenabend und nicht ein Heilerkreis und nicht ein<br />
Schwengelkurs, nicht einmal ein wunderbares Rosinaseminar<br />
wäre dann drin.<br />
Ich kontrolliere nun nicht jeden, der zum Alexanderkreis kommt,<br />
aber ich sage es, ich schreibe es auch in der Schwarmtrommel,<br />
immer wieder, und wenn es einer wissen will, erzähle ich es<br />
ihm auch noch mal selbst, wie wichtig diese Kreise sind. Es<br />
gibt bei uns am Hause auch die Möglichkeit einer persönlichen<br />
Potentialberatung, oder Potentialreise, wo ich mit dem Schüler,<br />
der von mir diese Auskünfte will, schamanisch reise und die<br />
Fragen, die er mir stellt, an meine Hilfsgeister weiter gebe, die<br />
mir darauf Antwort geben und die ich dem Schüler dann mitteile.<br />
Da geht es auch ganz praktisch darum, in welche Richtung soll<br />
ich mich orientieren. Und unsere Geister sind sehr Amtsarzt<br />
orientiert. Das bedeutet, die wunderschönsten Schwengelkurse,<br />
das wunderschönste Medialseminar, der herrlichste Heilerkreis,<br />
die tollste Ikonenausbildungsgruppe gut und brav: aber nur,<br />
wenn all das gelernt wird, was nötig ist, die Amtsarztprüfung<br />
soweit die Götter wollen, zu bestehen und den Therapiestoff des<br />
Lehrplanes auf die Reihe zu bekommen. Sonst verschiebt man<br />
das ins Jahr nach der offiziellen Ausbildungszeit. Ganz einfach!<br />
Letzte Frage:<br />
Du möchtest gern gefragt werden. Einer der schönsten Sätze,<br />
den ich von Dir gehört habe, ein Satz, der mich gleichzeitig so<br />
erschrocken hat in meiner Seele, dass er mich dazu brachte,<br />
überhaupt die ganze Fragekultur für mich neu anzuschauen.<br />
Ich frage dich zum Abschluss heute: wie und wo siehst Du dich<br />
in 10 Jahren, Andreas? Nimm die Zahl 10 nicht akribisch. Wo<br />
treiben dich deine Geister noch hin oder gar weg, siehst du dich<br />
zum Beispiel dann noch als Schulleiter der SHS?<br />
Andreas Krüger:<br />
Ich bin mit meinem Leben und mit meinem Tun im Augenblick<br />
tief zufrieden. Und nach 25-jährigem Prozess mit vielen lieben<br />
Freunden und Mitgefährten, die mir in dieser Zeit beigestanden<br />
haben, auch so gut emotional versorgt, dass ich sagen kann,<br />
weitgehend erwartungsfrei im Hier und Jetzt zu sein und zutiefst<br />
glücklich mit dem, was ist. Ich bekomme jetzt mit Anfang 5o<br />
eine Ahnung davon, was Größere als ich mit dem „im Hier und<br />
Jetzt sein“ meinen. Und eigentlich habe ich nur eine einzige<br />
Bitte und ein einzige Vision: dass dies so bleibt. Ich möchte<br />
an dieser Schule oder vielleicht noch einmal an einer anderen,<br />
wer weiß, aber immer mit Menschen zusammen sein, die noch<br />
Fragen an mich haben und an die ich noch Fragen habe. Dass<br />
ich klappriger werde, irgendwann Krampfadern bekomme,<br />
meine Potenz sich halbiert, ich nachts öfter pinkeln muss, das<br />
ängstigt mich überhaupt nicht. Also ich habe relativ wenig Angst<br />
vor körperlichen Zerfall, auch dass ich vergesslicher werde,<br />
ein bisschen dusseliger, macht mir überhaupt keine Angst. Da<br />
bin ich in einem fast Angst freien Zustand. Was mir wichtig ist<br />
und immer wichtiger wird, ist das Soziale, das „mit Menschen<br />
zusammen etwas tun“. Ja, ich habe immer gesagt, ich möchte<br />
gefragt werden. Für mich ist die Frage- ich könnte fast sagen-<br />
existentiell. Ich bin Mensch, weil ich Fragen habe, und ich bin ein<br />
soziales Wesen, weil ich gefragt werde. Ich finde es schrecklich,<br />
BHN 2/05 35