die schwegelpfeife - Institut 13: Ethnomusikologie - Universität für ...
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Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 48<br />
9 Spielrepertoire<br />
Heute gibt es zahlreiche Spielhefte aus den verschiedensten Regionen wie: Salzkammergut,<br />
Steiermark, Tirol, Südtirol. Früher wurden <strong>die</strong> Stücke lediglich mündlich überliefert,<br />
wodurch viele Stücke in Vergessenheit geraten sind. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen<br />
Volksmusiker, <strong>die</strong> Stücke aufzuschreiben. Eine bekannte Sammlung solcher<br />
Aufzeichnungen ist <strong>die</strong> „Dr.-Alfred- Quellmalz- Sammlung“.<br />
Am 23. Juni 1939 vereinbarten Hitler und Mussolini <strong>die</strong> Umsiedlung der Südtiroler. 101 In<br />
einem Optionsabkommen wurde festgelegt, dass <strong>die</strong> deutsch- und ladinsprachige Bevölkerung<br />
wählen kann, ob sie <strong>die</strong> italienische Staatsbürgerschaft beibehalten oder <strong>die</strong><br />
deutsche Reichsangehörigkeit annimmt und abwandern will. Im Anschluss an <strong>die</strong> Abstimmung,<br />
bei der sich rund 85% der Stimmberechtigten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Emigration entschieden, wurden<br />
in Südtirol deutsche Umsiedlungsstellen gegründet. 102 Eine davon, <strong>die</strong> Südtiroler<br />
Kulturkommission, wurde zur Dienststelle des SS-Ahnenerbes, welches im Dritten Reich<br />
nicht irgendeine beliebige Forschungsgemeinschaft darstellte, sondern gleichzeitig gelehrte<br />
Gesellschaft und politische Kaderorganisation der Schutzstaffel Heinrich Himmlers<br />
(Chef der deutschen Polizei und Führer des SS-Rasse- und Siedlungshauptamtes) war. 103<br />
Insgesamt oblagen der Südtiroler Kulturkommission fünfzehn Arbeitsgruppen, zu denen<br />
auch <strong>die</strong> von Alfred Quellmalz geleitete „Gruppe Volksmusik“ zählte. Sie hatten zum Ziel,<br />
<strong>die</strong> Gesamtheit der Kulturgüter des Südtiroler Volkes zu erfassen, um sie den Emigranten<br />
in ihrer neuen Heimat wieder zuführen zu können. 104 Wie schon erwähnt, leitete der deutsche<br />
Musikwissenschaftler Dr. Alfred Quellmalz (1899-1979) <strong>die</strong> Arbeitsgruppe Volksmusik.<br />
Mit seinen Mitarbeitern (Fritz Bose, Karl Horak, Walter Senn, Richard Wolfram und<br />
Assistentin Gertraud Simon) war er bestrebt, eine Bestandsaufnahme des überlieferten<br />
musikalischen Volksgutes in Südtirol zu machen. 105<br />
Im Juni 1940 traf Alfred Quellmalz in Bozen ein, um <strong>die</strong> notwendigen Vorbereitungen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Feldforschung zu treffen, <strong>die</strong> sich von der Zusammensetzung der „Gruppe Volksmusik“<br />
über rein Organisatorisches bis hin zum Entwurf eines Fragebogens zur Ermittlung<br />
erster Gewährsleute <strong>für</strong> <strong>die</strong> Tonaufnahmen erstreckten. 106 Im Zeitraum Juli 1940 bis Ende<br />
Mai 1942 war Alfred Quellmalz mit seiner Assistentin Gertraud Simon bei unzähligen Ge<br />
101<br />
Nußbaumer, Thomas, Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschung (1940-42), Eine<br />
Stu<strong>die</strong> zur musikalischen Volkskunde unter dem Nationalsozialismus, Innsbruck-Wien-München<br />
2001, 84, fortan zitiert als: Nußbaumer 2001.<br />
102<br />
Nußbaumer 2001, 14.<br />
103<br />
Nußbaumer 2001, 78.<br />
104<br />
Nußbaumer 2001, 88.<br />
105<br />
Nußbaumer 2001, <strong>13</strong>.