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1_2006<br />

Bund Katholischer Unternehmer e.V.<br />

-<br />

JOURNAL<br />

Nachrichten • Berichte • Kommentare<br />

Katholische Soziallehre aktuell ■<br />

Enzyklika und Kompendium: Inhalte und Hintergründe S. 5-9<br />

Negative Einkommensteuer statt Kombilohn ■<br />

Reformpapier Soziale Ordnung S. 27-29


Inhalt<br />

Titelbild<br />

Präsentation der Deutschen Soziallehre:<br />

Verleger Manuel Herder (v.li.), Karl<br />

Kardinal Lehmann und Prof. Dr. Anton<br />

Rauscher.<br />

19 Positionspapier<br />

Diskutierten das Positionspapier der<br />

Wirtschaftsverbände zur Entwicklungspolitik:<br />

M.-L. Dött (v.li.), Dr. C. Ruck,<br />

C. Fetsch und Dr. W. Cordes.<br />

24 Gefährliche Bilder<br />

Hintergründe und Deutungen zum<br />

Streit um die Mohammed-Karikaturen.<br />

Wenn es auf Qualität,<br />

Schnelligkeit und gute Beratung<br />

ankommt, sind wir die<br />

richtigen Ansprechpartner.<br />

Gerne unterbreiten wir Ihnen<br />

ein auf Ihre Bedürfnisse<br />

zugeschnittenes Angebot.<br />

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SCHWERPUNKT: KATHOLISCHE SOZIALLEHRE<br />

05 Wichtige Klarstellungen für Christen<br />

Der <strong>BKU</strong> begrüßt die neue Enzyklika „Deus Caritas Est“<br />

07 Verlässliche Orientierungshilfe<br />

Das Kompendium der Katholischen Soziallehre liegt auf Deutsch vor<br />

INITIATIVEN UND IDEEN<br />

13 <strong>BKU</strong> und KV planen Praktikumsbörse<br />

20 Plätze in Frankfurt und Düsseldorf<br />

14 Gemeindekonferenz per Computer<br />

Kirche im Odenwald geht ungewöhnliche Wege<br />

TAGUNGEN<br />

17 Wieczorek-Zeul: Mikrofinanz stärken<br />

Entwicklungsministerin beim Bonner Forum<br />

17 Wirtschaft und Entwicklung<br />

Spitzenverbände übergeben Positionspapier<br />

19 Mikrofinanz und Mittelstand<br />

Entwicklungspolitische Fachtagung<br />

FORUM<br />

kreative arbeit<br />

Konzeption. Planung. Gestaltung<br />

druck<br />

Offsetdruck. Digitaldruck. Siebdruck<br />

24 Skandal mit Zeitverzögerung<br />

Der Streit um die Mohammed-Karikaturen<br />

AUS DEN ARBEITSKREISEN<br />

27-29 Negative Einkommensteuer<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Soziale Ordnung legt Reformpapier vor<br />

beratung. präzision. partnerschaft.<br />

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MENSCHEN IM <strong>BKU</strong><br />

32 Der Staat ist häufig das Problem<br />

Zur Emeritierung von Prof. Dr. Alfred Schüller<br />

33 Abenteuer (und) Mediation<br />

Gerhard Wissler löst Konflikte und erholt sich bei<br />

spektakulären Radtouren<br />

GRÜNE SEITEN<br />

Unternehmensethik und<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Tobias Mündemanns Anmerkungen für<br />

die unternehmerische Praxis<br />

LETZTE MELDUNG<br />

Historische Schätze<br />

in der Holzhandlung Schumacher<br />

Auf historischem Grund steht die Holzhandlung des Kölner<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Wiljo Schumacher. Im hinteren Teil seines Lagerhauses<br />

im Severinsviertel etwa liegt unter einer Glasplatte<br />

ein römisches Grab samt vollständigem Skelett. Im Chefbüro<br />

neben dem Verkaufsraum lagern wertvolle Kapitelle aus einer<br />

1246 erbauten Klosterkirche. Diese und andere Stücke fand<br />

Schumachers Großvater im Jahr 1910 bei Bauarbeiten und<br />

stellte sie sicher. Viele davon vermachte die Familie dem Museum<br />

Schnütgen. Jetzt ist ein Teil der Schätze leihweise an ihren<br />

Ursprungsort zurückgekehrt. Für Interessenten bietet<br />

Schumacher Führungen durch seine Sammlung an. Für Terminabsprachen<br />

ist er unter der Rufnummer 0221/316065 zu<br />

erreichen.<br />

Beilagenhinweis:<br />

Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Katholischen Nachrichtenagentur<br />

(KNA) und eine Einladung zum „Kongress Christlicher<br />

Führungskräfte 2007 in Leipzig bei.“<br />

Editorial<br />

Nachdem die Landtagswahlen in Baden-Württemberg,<br />

Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt nun so gelaufen<br />

sind, dass keine Partei der großen Koalition als Verlierer<br />

dasteht, muss jetzt die Devise lauten: Ab auf die Reformbaustellen!<br />

Reformen auf dem Arbeitsmarkt, in den Sozialversicherungssystemen,<br />

in der Familienpolitik und im<br />

Unternehmenssteuerrecht sind dabei vordringlich.<br />

Als <strong>BKU</strong> sind wir gefordert, hier profiliert Stellung zu<br />

beziehen und unserer Rolle als ordnungpolitisches Gewissen<br />

gerecht zu werden. Unser Arbeitskreis „Soziale<br />

Ordnung“ hat zu den erstgenannten Themen ein „Reformpapier<br />

Soziale Ordnung“ verfasst, das seit seiner Veröffentlichung<br />

vor drei Wochen auf ausgesprochen großes<br />

Interesse gestoßen ist.<br />

Ende April wird unser Arbeitskreis Mittelstand ein eigenes<br />

Steuerkonzept vorstellen, das ein mittelstandsfreundliches<br />

Unternehmenssteuerrecht in den Mittelpunkt<br />

seiner Überlegungen rückt. Ich bin überzeugt, dass wir<br />

auch damit der derzeitigen Reformdiskussion einen nachhaltigen<br />

Impuls verleihen können.<br />

Dass wir uns aber nicht nur um die innerdeutschen Probleme<br />

kümmern, beweist unser entwicklungspolitisches<br />

Engagement. Hier setzen wir inhaltliche Akzente und machen<br />

uns auch stark für die praktische Umsetzung. Die<br />

Unterstützung einer kirchlichen Mikrofinanzbank in Nigeria<br />

nimmt konkrete Züge an.<br />

Als „Querdenker“ machen wir uns mit unseren An- und<br />

Vorstößen nicht immer nur beliebt. Wir bekommen aber<br />

auch viel Zuspruch dafür, dass wir uns nicht vom Zeitgeist<br />

verunsichern oder von kurzfristigem Pragmatismus verführen<br />

lassen.<br />

Marie-Luise Dött, MdB<br />

Reformen<br />

voranbringen<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06_3


Vorschau<br />

Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht<br />

24. bis 28. Mai 2006: Katholikentag in Saarbrücken<br />

Bundespräsident Horst<br />

Köhler und Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU)<br />

kommen zum 96. Deutschen<br />

Katholikentag nach Saarbrücken.<br />

Das Programm<br />

vom 24. bis 28. Mai sieht<br />

mehr als 1 000 Veranstaltungen<br />

vor.<br />

Aus der Politik werden in<br />

Saarbrücken unter anderen<br />

auch erwartet der luxemburgi-<br />

Freitag, 26. Mai 2006, 10.30-12.00 Uhr<br />

Messegelände<br />

Finanzmärkte der Armen<br />

Mikrofinanz - Investitionschance und Schlüssel gegen die Armut<br />

Der Zugang zu Sparen und Kredit ist für „Arme“ so wichtig wie Lesen und<br />

Schreiben. Diese Erkenntnis Raiffeisens hat sich in der Entwicklungspolitik<br />

durchgesetzt. Spezielle Mikrofinanzinstitute in Entwicklungsländern<br />

arbeiten heute so professionell, dass sie für Investoren aus dem „Norden“<br />

interessant werden, sogar in Afrika.<br />

Einführungsvortrag<br />

Dr. Hans Reckers, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank<br />

Kurzpräsentationen<br />

Dr. Claus-Peter Zeitinger, Aufsichtsratsvorsitzender ProCredit Holding<br />

AG, Frankfurt<br />

Dr. Brigitta Herrmann, Geschäftsführerin Oikocredit D-A-CH-S e.V. -<br />

Dachverband deutschsprachiger Förderkreise, Köln<br />

Winfried Hinzen, Mitglied des Vorstandes der Pax-Bank eG, Köln<br />

Schatzmeister des <strong>BKU</strong><br />

Reverend Dr. Obiora F. Ike, Generalvikar der Diözese Enugu/Nigeria<br />

Moderation:<br />

Peter Weiß, MdB, ZdK-Sprecher für Weltkichliche Solidarität und<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Samstag, 27. Mai 2006, 10.30 - 12.00 Uhr<br />

Messegelände<br />

Schicksalsthema Bildung<br />

Bildung braucht Unternehmergeist, Unternehmen brauchen gut ausgebildete<br />

Mitarbeiter. Vor allem auf kommunaler Eben hat diese Erkenntnis zu sehr<br />

vielfältigen Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />

geführt, vom Kindergarten bis zur Universität. In den<br />

meisten Fällen ergibt sich daraus für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.<br />

Gemeinsame Veranstaltung von:<br />

Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>)<br />

Katholische Elternschaft Deutschlands (KED)<br />

Katholische Erziehergemeinschaft (KEG)<br />

Einführungsvortrag<br />

Dieter Althaus, MdL, Ministerpräsident des Landes Thüringen<br />

Co-Statements<br />

Marie-Theres Kastner, MdL, Bundesvorsitzende der KED<br />

Bernhard Buckenleib, Bundesvorsitzender der KEG<br />

Marie-Luise Dött, MdB, Bundesvorsitzende des <strong>BKU</strong><br />

4_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

sche Premier Jean-Claude<br />

Juncker, Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert, Vize-Kanzler<br />

Franz Müntefering,<br />

Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble und EntwicklungshilfeministerinHeidemarie<br />

Wieczorek-Zeul.<br />

Das Zentralkomitee der Katholiken<br />

rechnet mit 20 000<br />

Dauerteilnehmern und jeweils<br />

mehreren tausend Tagesgästen.<br />

Das Leitwort lautet „Gerechtigkeit<br />

vor Gottes Angesicht“.<br />

Das Programm nennt vier<br />

Themenbereiche: „Gerechtigkeit<br />

– Schlüsselbegriff biblischer<br />

Theologie“, „Gerechtigkeit<br />

– Prüfstein für ein Land<br />

im Umbruch“, „Gerechtigkeit<br />

– Maßstab für das neue Europa“<br />

und „Gerechtigkeit –<br />

Hoffnung der Menschen weltweit“.<br />

Vorgesehen sind unter<br />

Der <strong>BKU</strong> auf dem Katholikentag<br />

anderem Gottesdienste und<br />

Workshops, musikalische Darbietungen<br />

und Ausstellungen,<br />

Vorträge, Diskussionsforen<br />

und Feste sowie thematische<br />

Zentren etwa zur Bibel und zur<br />

Ökumene. Auf einer „Kirchenmeile“<br />

wollen sich etwa<br />

200 kirchliche Organisationen<br />

präsentieren.<br />

Infos unter www.zdk.de<br />

Freitag, 26. Mai 2006, 16.30 - 19.00 Uhr<br />

IHK Saarland, Haus der Saarwirtschaft, Franz-Josef-Röder-Str. 9, 66119 Saarbrücken<br />

Mit Werten führen<br />

Unternehmerischer Erfolg setzt nachhaltige Gewinne voraus und schließt<br />

das Wohl der Mitarbeiter, die „Person“ sind und sich und ihre Begabungen<br />

und Fähigkeiten entfalten sollen, mit ein. Eigenverantwortung und Beteiligungschancen<br />

sind Weg und Ziel zugleich. Dies entspricht moderner<br />

Unternehmensführung und dem christlichen Menschenbild: Mitarbeiter<br />

werden Mitunternehmer!<br />

Gemeinsame Veranstaltung von:<br />

Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>)<br />

Bundesverband Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV)<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland<br />

Einführungsvortrag<br />

Andrea Juchem, Gesellschafterin und Sprecherin der Geschäftsführung<br />

Franz Juchem GmbH & Co KG, Eppelborn<br />

Co-Statements<br />

Pater Dr. Benno Kuppler SJ, Geistlicher Beirat des KKV München,<br />

Unternehmensberater<br />

Dr. Richard Weber, Präsident der IHK Saarland, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Karlsberg Brauerei KG Weber<br />

Manuel Herder, Verleger, Verlag Herder GmbH Co.KG, Freiburg<br />

Wolfgang Meiser, Geschäftsführender Gesellschafter der Gebr. Meiser<br />

GmbH, Schmelz-Limbach<br />

Moderation:<br />

Marie-Luise Dött, MdB, <strong>BKU</strong>-Bundesvorsitzende<br />

anschließend Empfang<br />

Ökumene in München<br />

Einladung zum Kirchentag 2010<br />

Der zweite Ökumenische<br />

Kirchentag (ÖKT) 2010<br />

kann wie geplant in München<br />

stattfinden.<br />

Die katholischen und evangelischen<br />

Bischöfe der bayerischen<br />

Landeshauptstadt laden<br />

nun offiziell ein, bestätigte das<br />

Zentralkomitee der deutschen<br />

Katholiken und der Deutsche<br />

Evangelische Kirchentag als<br />

gemeinsame Ausrichter. Die<br />

offizielle Einladung gilt als<br />

wesentlicher Schritt für die<br />

weitere Planung. Die fehlende<br />

Einladung hatte auf katholischer<br />

Seite immer wieder zu<br />

Spekulationen geführt, weil<br />

ungewiss ist, wer 2010 an der<br />

Spitze des Erzbistums München-Freising<br />

steht. Kardinal<br />

Friedrich Wetter vollendet im<br />

Februar 2008 das 80. Lebensjahr.<br />

Als Gastgeber des zweiten<br />

ÖKT fungieren nun die<br />

evangelische Landeskirche<br />

Bayern und das Erzbistum<br />

München-Freising.


Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />

Wichtige Klarstellungen für engagierte Christen<br />

Der <strong>BKU</strong> begrüßt die Aussagen der neuen Enzyklika „Deus Caritas est”<br />

Gleich zwei zentrale Dokumente<br />

hat die Katholische<br />

Kirche in diesen Tagen veröffentlicht.<br />

Ende Januar<br />

stellte Papst Benedikt XVI.<br />

unter dem Titel „Deus Caritas<br />

est“ seine erste Enzyklika<br />

vor. Wenig später erschien<br />

das „Kompendium<br />

der Soziallehre der Kirche“<br />

in einer offiziellen deutschen<br />

Übersetzung. Grund<br />

genug für einen Journal-<br />

Schwerpunkt zur Katholischen<br />

Soziallehre.<br />

von Peter Unterberg<br />

und der KNA<br />

Die neue Papst-Enzyklika<br />

„Deus Caritas est“ enthält<br />

wichtige Klarstellungen für<br />

Christen, die sich in Politik<br />

und Gesellschaft engagieren.<br />

Auf diesen Aspekt hat der<br />

Bund Katholischer Unternehmer<br />

in einer Stellungnahme zu<br />

dem Dokument hingewiesen.<br />

„Papst Benedikt XVI. zeigt<br />

zudem klar auf, wo die Staatskunst<br />

ihre Grenzen findet“,<br />

sagte die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />

Marie-Luise Dött, MdB.<br />

So stelle der Papst einerseits<br />

klar, dass es auf Erden<br />

keine gerechte Staatsordnung<br />

geben könne, die den Dienst<br />

der Liebe überflüssig machen<br />

kann. Dazu heißt es in dem<br />

Dokument wörtlich: „Der totale<br />

Versorgungsstaat, der alles<br />

an sich zieht, wird letztlich<br />

zu einer bürokratischen Instanz,<br />

die das Wesentliche nicht<br />

geben kann, das der leidende<br />

Mensch – jeder Mensch –<br />

braucht: die liebevolle persönliche<br />

Zuwendung“.<br />

Mahnung<br />

zur Gerechtigkeit<br />

Dennoch fordere der Papst<br />

vom Staat klar das Streben<br />

nach Gerechtigkeit ein, wobei<br />

Er setzte die Liebe ins Zentrum seiner ersten Enzyklika: Papst Benedikt XVI.<br />

Foto: KNA<br />

die Kirche Orientierung geben<br />

könne, erklärte Dött und zitierte<br />

weiter: „Die gerechte<br />

Ordnung der Gesellschaft und<br />

des Staates ist zentraler Auftrag<br />

der Politik. Ein Staat, der<br />

nicht durch Gerechtigkeit definiert<br />

wäre, wäre nur eine<br />

große Räuberbande.“ Als<br />

Orientierungshilfe für die Frage,<br />

was gerecht sei, biete er die<br />

Katholische Soziallehre an,<br />

ohne damit jedoch politische<br />

Macht für die Kirche zu beanspruchen.<br />

Papst nimmt die Laien in<br />

die Verantwortung<br />

„Stattdessen nimmt uns der<br />

Papst als politisch aktive<br />

Christen in die Pflicht,“ beton-<br />

In seiner ersten Fastenbotschaft<br />

hat Papst Benedikt<br />

XVI. eine falsche Gewichtung<br />

im sozialpolitischen<br />

Engagement von Christen<br />

kritisiert.<br />

In der Geschichte hätten<br />

manche gemeint, „man müsse<br />

zuerst die Erde verbessern und<br />

dann an den Himmel denken“,<br />

schrieb der Papst. Angesichts<br />

te Dött. Die Aufgabe, für eine<br />

gerechte Ordnung in der Gesellschaft<br />

zu wirken, delegiere<br />

er an die gläubigen Laien. Diese<br />

seien als Staatsbürger berufen,<br />

„persönlich am öffentlichen<br />

Leben teilzunehmen.<br />

Sie können daher nicht darauf<br />

verzichten, sich einzuschalten<br />

in die vielfältigen und verschiedenen<br />

Initiativen auf<br />

wirtschaftlicher, sozialer, gesetzgebender,verwaltungsmäßiger<br />

und kultureller Ebene,<br />

die der organischen und institutionellen<br />

Förderung des Gemeinwohls<br />

dienen“.<br />

Wenige Tage später hat ein<br />

Artikel aus der Feder des Papstes<br />

diese Deutung indirekt bestätigt.<br />

Die Kirche solle nicht<br />

selbst aktiv Politik betreiben,<br />

drückender Zwänge habe es<br />

die Versuchung gegeben, vorrangig<br />

die äußeren Strukturen<br />

verändern zu wollen. Darin<br />

liege jedoch eine Säkularisierung<br />

des Heils, in der Christentum<br />

durch Moralismus und<br />

Glauben durch Tun ersetzt<br />

worden sei.<br />

Dagegen gehe es der Kirche<br />

um ein ganzheitliches Heil<br />

sondern respektiere die Autonomie<br />

des Staates, schrieb Benedikt<br />

XVI. in der katholischen<br />

Zeitschrift „Famiglia<br />

Cristiana“.<br />

Sie nehme jedoch leidenschaftlich<br />

am Kampf für Gerechtigkeit<br />

teil, betonte der<br />

Papst unter Bezug auf die<br />

neue Enzyklika. Es sei Aufgabe<br />

der Kirche, die politische<br />

Vernunft von reinen Machtinteressen<br />

zu befreien. Christen<br />

in öffentlichen Ämtern fordert<br />

Benedikt XVI. auf, durch ihr<br />

politisches Handeln eine gerechte<br />

Gesellschaft zu fördern.<br />

Neben der Gerechtigkeit<br />

sei jeder aber immer auch auf<br />

Liebe angewiesen.<br />

Im direkten Bezug auf sein<br />

Lehrschreiben räumt das Kirchenoberhaupt<br />

ein, dass vor<br />

allem der erste Teil der Enzyklika,<br />

der von der philosophischen<br />

und biblischen Grundlegung<br />

des Liebesbegriffs<br />

handelt, etwas schwierig und<br />

theoretisch wirken könnte.<br />

„Wenn man aber weiterliest,<br />

wird klar, dass ich auf ein paar<br />

sehr konkrete Fragen für das<br />

christliche Leben antworten<br />

wollte.“ ■<br />

Der Text der Enzyklika ist auf<br />

der Homepage der Deutschen<br />

Bischofskonferenz dokumentiert<br />

(www.dbk.de).<br />

Erst der Himmel, dann die Erde<br />

Fastenbotschaft bewertet sozialpolitisches Engagement von Christen<br />

des Menschen. Als beispielhaft<br />

nannte der Papst die historische<br />

Entwicklung des Gesundheits-<br />

und Bildungswesens<br />

durch kirchliche Initiativen.<br />

Sie gäben „noch heute<br />

einen Weg an, der die Welt zu<br />

einer Globalisierung führen<br />

kann, die um das wahre Wohl<br />

des Menschen kreist und so zu<br />

authentischem Frieden führt“.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 5


Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />

Gottes- und Menschenbild stehen im Zentrum<br />

<strong>BKU</strong>-Berater Roos über zentrale Gedanken der neuen Enzyklika<br />

Der Mensch ist nicht das<br />

Produkt einer „blinden<br />

Evolution“, sondern von einem<br />

liebenden Gott geschaffen.<br />

Diese Erkenntnis<br />

und ihre Folgen für die Theologie<br />

bilden das Zentrum<br />

der neuen Papstenzyklika.<br />

von Prof. Dr. Lothar Roos<br />

ist das Wichtigste<br />

am christ-<br />

1.Was<br />

lichen Glauben?<br />

Mit der ersten Enzyklika Papst<br />

Benedikts XVI. lautet die Antwort:<br />

Unser Gottesbild und<br />

das von ihm geformte Menschenbild:<br />

„Gott ist die Liebe“<br />

und: „Wir haben die Liebe erkannt,<br />

die Gott zu uns hat, und<br />

ihr geglaubt“ (1 Joh 4,16).<br />

„Wir sind nicht das Produkt einer<br />

blinden Evolution, sondern<br />

jeder von uns entspringt einem<br />

eigenen Gedanken Gottes: Jeder<br />

ist gewollt, jeder ist geliebt,<br />

jeder wird gebraucht“, so hatte<br />

Benedikt XVI. bereits in seiner<br />

ersten Predigt als Papst gesagt.<br />

Wir sind von Gott geliebt<br />

und in dieser Liebe untereinander<br />

und mit allen Menschen<br />

dieser Erde in Liebe verbunden<br />

und zur Liebe verpflichtet.<br />

Da dies nur in Glauben zu erfassen<br />

ist, richtet sich die Enzyklika<br />

„an alle Christgläubigen“.<br />

Wer diesen Glauben<br />

nicht teilt, vermag der Botschaft<br />

der Enzyklika nicht ohne<br />

weiteres zu folgen.<br />

bedeutet aber<br />

nicht, dass „das Ei-<br />

2.Das<br />

gentliche des Christentums<br />

aus den grundlegenden<br />

Lebenszusammenhängen<br />

des Menschseins ausgegliedert<br />

und zu einer Sonderwelt“<br />

würde, die „vom Ganzen der<br />

menschlichen Existenz abgeschnitten“<br />

wäre. Im Gegenteil:<br />

Weil Gott alle Menschen ge-<br />

6_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

schaffen und weil er in Jesus<br />

unser aller Bruder geworden<br />

ist, deshalb ist das christliche<br />

Gottes- und Menschenbild für<br />

das Glück aller Menschen bedeutsam.<br />

Denn die „schenkende<br />

Liebe“ (Agape) Gottes und<br />

die „begehrende Liebe“ (Eros)<br />

des Menschen sind zutiefst<br />

miteinander verbunden. Erst<br />

wer die Liebe Gottes begriffen<br />

hat und den darin uns geschenkten<br />

Sinn des Lebens,<br />

der vermag auch dem Mitmenschen<br />

in rechter Weise zu begegnen.<br />

Agape und Eros hängen<br />

innerlich miteinander zusammen.<br />

Es gibt nur eine Liebe.<br />

die Kirche ergibt<br />

sich daraus ein<br />

3.Für<br />

„dreifacher Auftrag“:<br />

die „Verkündigung von<br />

Gottes Wort“, die „Feier der<br />

Sakramente“ und der „Dienst<br />

der Liebe“. Diese Aufgaben<br />

bedingen sich gegenseitig und<br />

sind nicht voneinander zu trennen.<br />

„Der Liebesdienst ist für<br />

die Kirche nicht eine Art<br />

Wohlfahrtsaktivität, die man<br />

auch anderen überlassen könnte,<br />

sondern er gehört zu ihrem<br />

Wesen, ist unverzichtbarer<br />

Ausdruck ihrer selbst“.<br />

Benedikt XVI. widmet diesem<br />

„Dienst der Liebe“ das<br />

Hauptaugenmerk seiner Enzyklika.<br />

Weil die Kirche „Gottes<br />

Familie in der Welt“ darstellt,<br />

darf es in dieser Familie „keine<br />

Notleidenden geben“; „zugleich<br />

aber überschreitet Caritas-Agape<br />

die Grenzen der<br />

Kirche“, wie dies im Gleichnis<br />

Jesu vom barmherzigen<br />

Samariter sichtbar wird, das<br />

„die Universalität der Liebe<br />

ausdrückt. Sie wendet sich<br />

dem Bedürftigen zu, dem man<br />

‚zufällig' (vgl. Lk 10,31) begegnet,<br />

wer immer er auch sei.“<br />

(25).<br />

Caritas der<br />

Kirche und ihre<br />

4.Die<br />

Soziallehre sind in<br />

gleicher Weise unentbehrlich,<br />

um Gottes Liebe zum Menschen<br />

zu leben. Deswegen<br />

handelt Benedikt XVI. nicht<br />

nur von der Caritas der Kirche,<br />

sondern ausführlich auch von<br />

ihrer Soziallehre. Dies geschieht<br />

unter der Überschrift<br />

„Gerechtigkeit und Liebe“.<br />

Die moderne „Katholische<br />

Soziallehre“ entstand in der<br />

Auseinandersetzung mit den<br />

Ideologien und sozialen Nöten<br />

„seit dem 19. Jahrhundert“.<br />

Benedikt XVI. stellt hier seiner<br />

deutschen Heimat ein beispielhaftes<br />

Zeugnis aus. Er<br />

nennt ausdrücklich Bischof<br />

Ketteler von Mainz als „Wegbereiter“<br />

und spricht über Vereinigungen,<br />

„die im 19. Jahrhundert<br />

den Kampf gegen Armut,<br />

Krankheit und Bildungsnotstand<br />

aufnahmen“.<br />

Gegenstand der Soziallehre<br />

der Kirche ist die Frage, wie<br />

mehr Gerechtigkeit gefunden<br />

und geschaffen werden kann.<br />

Ihr wichtigstes erkenntnistheoretisches<br />

Instrument ist dabei<br />

das, „was allen Menschen wesensgemäß<br />

ist“, das bedeutet:<br />

„Die Soziallehre der Kirche<br />

argumentiert von der Vernunft<br />

und vom Naturrecht her“ (28).<br />

Der dazu nötige „Imperativ<br />

der Nächstenliebe“ ist „vom<br />

Schöpfer in die Natur des<br />

Menschen selbst eingeschrieben“<br />

(31). Damit stellt Benedikt<br />

XVI. klar: Die naturrechtliche<br />

Argumentation ist für die<br />

Soziallehre der Kirche wesentlich<br />

und deshalb unverzichtbar.<br />

Eine zentrale Aufgabe des<br />

christlichen Glaubens und der<br />

Kirche besteht in ihrer Pflicht,<br />

„durch ethische Bildung ihren<br />

Beitrag zu leisten, damit die<br />

Ansprüche der Gerechtigkeit<br />

einsichtig und politisch durchsetzbar<br />

werden“ (28).<br />

seiner Enzyklika<br />

„Deus Cari-<br />

5.Mit<br />

tas est“ macht Benedikt<br />

XVI. auf die kulturbildende<br />

Kraft des christlichen<br />

Glaubens, der von ihm ausgehenden<br />

Liebe und dem Streben<br />

nach Gerechtigkeit aufmerksam.<br />

Dass Gott, der die<br />

Liebe ist, den Menschen als<br />

„sein Abbild“ geschaffen hat,<br />

dass Jesus Christus, die<br />

menschgewordene Liebe Gottes,<br />

sich mit den Geringsten<br />

seiner und unserer Brüder und<br />

Schwestern identifiziert (Mt<br />

25), hat die biblisch-christliche<br />

Kultur nachhaltig geprägt.<br />

Dies gilt nicht nur für die<br />

christliche Gestalt von Ehe<br />

und Familie, sondern für alle<br />

Tugenden und Werke der<br />

kirchlichen Caritas als einer<br />

der drei wesentlichen Lebensvollzüge<br />

der Kirche. Die „Caritas“<br />

ist die Frucht des Geistes,<br />

der in der Kirche jene „innere<br />

Kraft“ darstellt, „die ihr<br />

Herz mit dem Herzen Christi<br />

in Einklang bringt und sie bewegt,<br />

die Mitmenschen so zu<br />

lieben, wie er sie geliebt hat“.<br />

Benedikt XVI. legt eindrucksvoll<br />

dar, wie aus diesem Gottes-<br />

und Menschenbild vom<br />

Anfang der Kirche bis heute<br />

christliche Diakonie in der Geschichte<br />

Gestalt gewonnen hat<br />

und auch heute und morgen<br />

gewinnen kann. ■<br />

Prof. Dr. Lothar Roos ist Geistlicher<br />

Berater des <strong>BKU</strong>. Eine<br />

Langfassung dieses Textes finden<br />

Sie unter www.bku.de<br />

/Aktuelles


Verlässliche Orientierungshilfe<br />

Das Kompendium der Katholischen Soziallehre liegt jetzt auch auf Deutsch vor<br />

15 Monate nach seiner Veröffentlichung<br />

in italienischer<br />

Sprache liegt das<br />

„Kompendium der Soziallehre<br />

der Kirche“ jetzt auch<br />

auf Deutsch vor. Der Vorsitzende<br />

der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Karl Kardinal<br />

Lehmann, stellte die<br />

Übersetzung am 1. Februar<br />

der Öffentlichkeit vor.<br />

Lehmann erinnerte zunächst<br />

an die fünfjährige Vorarbeit<br />

an dem Werk, das am<br />

25. Oktober 2004 vom Päpstlichen<br />

Rat Justitia et Pax in<br />

Rom herausgegeben wurde.<br />

Das Buch ist Papst Johannes<br />

Paul II. gewidmet, auf dessen<br />

Initiative die Herausgabe des<br />

Werkes zurückgeht.<br />

Der Papst habe gewusst,<br />

wie gewaltig die sozialen Fragen<br />

und Herausforderungen<br />

der Menschheit sind und wie<br />

dringend man auf verlässliche<br />

Orientierung zu ihrer Lösung<br />

angewiesen ist. Johannes Paul<br />

II. sei überzeugt gewesen, dass<br />

die Soziallehre der Kirche dazu<br />

einen wichtigen Beitrag<br />

leisten könne. Dass das Wissen<br />

über diese Lehre so gering<br />

sei, liege auch daran, dass<br />

zwar die Texte der Sozialenzykliken<br />

zum Teil in verschiedenen<br />

Übersetzungen vorlägen,<br />

aber eine Zusammenschau der<br />

lehramtlichen Aussagen der<br />

Kirche fehle.<br />

Adressat: Alle Menschen<br />

guten Willens<br />

Diese Lücke ist nun geschlossen<br />

worden. Lehmann<br />

räumte jedoch ein, dass das<br />

Kompendium lediglich die<br />

päpstliche Sozialethik beinhalte.<br />

Es gebe indes noch andere<br />

Ausprägungen, etwa in<br />

der Befreiungstheologie, die<br />

hier nicht erwähnt werden.<br />

Adressaten des Textes seien<br />

Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />

Präsentation der Deutschen Soziallehre: Verleger Manuel Herder (v.li.), Karl Kardinal Lehmann und der Direktor<br />

der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach, Prof. Dr. Anton Rauscher SJ,<br />

der die deutsche Fassung sprachlich gegengelesen hat. Foto: Peter Unterberg<br />

auch die Gläubigen in den anderen<br />

Kirchen und Religionen<br />

sowie alle Menschen guten<br />

Willens, die sich für das Gemeinwohl<br />

einsetzen.<br />

Vom Recht auf Arbeit bis<br />

zur Umweltethik<br />

Lehmann wörtlich: „Viele<br />

Themen werden durch das<br />

Kompendium neu in das Gespräch<br />

gebracht. Dies gibt Anregungen<br />

für eine schöpferische<br />

Beschäftigung mit aktuellen<br />

Problemen, die vom<br />

Recht auf Arbeit bis zur Umweltethik<br />

reichen. Das Verhältnis<br />

von Theologie und Katholischer<br />

Soziallehre wird<br />

neu thematisiert. Dies befruchtet<br />

den ökumenischen<br />

Dialog zu diesen Grundfragen.<br />

Auch das Verhältnis zur säkularen<br />

Sozialethik kommt wieder<br />

auf die Tagesordnung. Immer<br />

wieder wird der enge Zusammenhang<br />

mit der Evangelisierung<br />

aufgezeigt. Dies ist<br />

ein neuer Aspekt der Soziallehre.“<br />

Peter Unterberg ■<br />

„Alle rufen nach Werten –<br />

hier sind sie!“<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Herder verlegte das Kompendium<br />

Herausgeber der deutschen<br />

Ausgabe der Soziallehre ist<br />

der Herder-Verlag in Freiburg.<br />

„Für uns als unabhängigen<br />

Verlag ist das ein<br />

sehr interessantes Projekt“,<br />

sagte Verleger und <strong>BKU</strong>-<br />

Mitglied Manuel Herder bei<br />

der Vorstellung der deutschen<br />

Ausgabe.<br />

Im Verlagsprogramm Herder<br />

besitzt das „Kompendium<br />

der Soziallehre der Kirche“ einen<br />

prominenten Vorgänger:<br />

Das auf vier Bände angelegte<br />

„Werkbuch der katholischen<br />

Sozialethik“ war das Hauptwerk<br />

(1951-58) von Eberhard<br />

Welty. Welty verstarb 1965 vor<br />

der Fertigstellung des 4. Bandes,<br />

so dass nur drei Bände als<br />

„Herders Sozialkatechismus“<br />

mit hohen Auflagen und in<br />

sechs Sprachen übersetzt erschienen.<br />

Nun hofft Herder, dass das<br />

sich das neue Werk ebenso wie<br />

dieser Klassiker zu einer Gesprächsgrundlage<br />

zwischen<br />

Kirche und Welt entwickelt.<br />

Das Buch solle „Streit auslösen<br />

im Sinne der Sache“ und<br />

sich als Standardwerk für die<br />

Meinungsführer entwickeln.<br />

„Der Katechismus sagt mir,<br />

was ich glaube, wenn ich dazugehöre.<br />

Das Kompendium<br />

der Soziallehre sagt mir, wofür<br />

die Kirche steht“, erklärte der<br />

Verleger und nannte einige<br />

Beispiele für Themen, die in<br />

dem Werk behandelt werden.<br />

So reicht der Inhalt von einer<br />

Stellungnahme zum Humankapital<br />

über Korruption bis<br />

zum Drogenhandel und umfasse<br />

damit alle wichtigen<br />

Themen der modernen Welt.<br />

„Alle rufen nach Werten – hier<br />

sind sie!“, meinte Herder<br />

selbstbewusst. ■<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 7


Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />

Handlungsmodell für die Praxis<br />

Prof. Ockenfels skizziert die Katholische Soziallehre – Besuch beim <strong>BKU</strong> in Stuttgart<br />

Was die Katholische Soziallehre<br />

ist oder bedeuten solle,<br />

dazu gibt es viele unterschiedliche<br />

Meinungen,<br />

sagte der Geistliche Berater<br />

des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Wolfgang<br />

Ockenfels, jetzt in einem<br />

Vortrag vor der Diözesangruppe<br />

Stuttgart.<br />

von Prof. Ernst Hagenmeyer<br />

Jedenfalls ist sie nicht bloß<br />

ein „System offener Sätze“<br />

(H.-J. Wallraff), und auch im<br />

Kern findet sie nicht „Platz auf<br />

einem Fingernagel“, wie Oswald<br />

von Nell-Breuning meinte.<br />

Sie stellt sich vielmehr dar<br />

als ein „komplexes System<br />

normativer Werte und Prinzipien,<br />

die sich aus dem personalen<br />

christlichen Menschenbild<br />

herleiten lassen“.<br />

Entscheidend für sie sei,<br />

dass der freiheitliche Subjektcharakter<br />

aller gesellschaftlichen<br />

Institutionen gewahrt<br />

bleibt. Diesen Schwerpunkt<br />

hat vor allem das Zweite Vatikanische<br />

Konzil in der Pastoralkonstitution<br />

„Gaudium et<br />

spes“ hervorgehoben.<br />

Katholische Soziallehre heißt<br />

eine eigenständige theologische<br />

Disziplin. Sie hat ihre<br />

Wurzeln im 19. Jahrhundert.<br />

Die mit der Industrialisierung<br />

einhergehende Verelendung<br />

der Arbeiter forderte die Kirche<br />

heraus, Antworten auf die<br />

so genannte soziale Frage zu<br />

geben.<br />

Denn diese war nicht mehr<br />

einfach durch karitative Fürsorge<br />

zu lösen. Vielmehr kam<br />

deutlich ins Bewusstsein, dass<br />

die soziale Misere nur durch<br />

eine gerechte Wirtschafts- und<br />

Gesellschaftsordnung zu<br />

8_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Freilich ist die Soziallehre<br />

der Kirche nicht erst ein Produkt<br />

des 19. Jahrhunderts, wie<br />

immer wieder behauptet wird.<br />

Vielmehr entwickelte sie sich<br />

aus frühen biblischen Impulsen<br />

und Traditionen der Kirche,<br />

die ihre geschichtlichen<br />

Erfahrungen mit sozialen Fragen<br />

und Ordnungsproblemen<br />

(Begründung des Privateigentums,<br />

Problem von Zins und<br />

Wucher, von Krieg und Frieden,<br />

von Menschenwürde und<br />

Menschenrechten etc.) theologisch-philosophischreflektiert<br />

hat.<br />

Die „Arbeiterfrage“ des 19.<br />

Jahrhunderts scheint aber eine<br />

Neuauflage zu bekommen,<br />

wie auch die alten neuzeitlichen<br />

Ideologien, vor allem<br />

der Sozialismus, wiederkehren<br />

können. Mit der „Zeitenwende<br />

von 1989“ ist das Zeitalter<br />

der Ideologien keineswegs<br />

abgeschlossen.<br />

Mit der Globalisierung ziehen<br />

neue soziale Fragen am<br />

Horizont der Weltgeschichte<br />

auf. Eine der größten Herausforderungen<br />

für den Weltfrieden<br />

bildet der islamische Fundamentalismus.<br />

Hier steht die<br />

Kirche mit ihrer Soziallehre<br />

vor einer gewaltigen Bewährungsprobe.<br />

Als Welt-Kirche<br />

verfügt sie über genügende sozialethische<br />

Ressourcen, den<br />

Dialog vor allem mit den politisierten<br />

Weltreligionen zu<br />

führen. In diesem friedensstiftenden<br />

Diskurs wird die naturrechtliche,<br />

also vernunft- und<br />

wertbezogene Argumentation<br />

eine große Rolle spielen. In<br />

diesem Sinne wird Benedikt<br />

XVI. das Erbe Johannes Pauls<br />

II. aufgreifen und die Tradition<br />

der Soziallehre kontinuierlich<br />

weiterführen.<br />

Besonders durch Rundschreiben<br />

und Ansprachen hat<br />

der „polnische Papst“ eine<br />

Spur gezogen, die für die Soziallehre<br />

von weitreichender<br />

Bedeutung ist. Seine Sozialenzykliken<br />

– von „Laborem<br />

exercens“ (1981) über „Sollicitudo<br />

rei socialis“ (1988) bis<br />

hin zu „Centesimus annus“<br />

(1991) – enthalten Gedanken<br />

und Weisungen, die auch in<br />

der katholischen Welt noch<br />

nicht hinreichend aufgegriffen<br />

worden sind. Sein deutscher<br />

Nachfolger hat uns mit seiner<br />

ersten Enzyklika „Deus Cari-<br />

Katholische Soziallehre<br />

überwinden ist. Papst Leo<br />

XIII. legte mit der Enzyklika<br />

„Rerum novarum“ von 1891<br />

die Grundlage für eine eigene<br />

kirchliche Soziallehre, die<br />

heute auch als christliche Sozialethik<br />

bezeichnet wird.<br />

Nachfolgende Päpste haben<br />

die darin formulierten Grundsätze<br />

entfaltet und weiterentwickelt.<br />

Drei Prinzipien stehen im<br />

Mittelpunkt: Nach dem<br />

Grundsatz des Personalprinzips<br />

gilt der Mensch im<br />

Gegensatz zu einseitig individualistischen<br />

oder kollektivis-<br />

tischen Lehren als selbstständige<br />

Person, die aber in die<br />

Gemeinschaft eingebunden<br />

ist. Nach dem Grundsatz der<br />

Solidarität tragen alle wechselseitig<br />

Verantwortung füreinander.<br />

Nach dem Grundsatz<br />

der Subsidiarität kommt<br />

einzelnen oder kleinen Gruppen<br />

gegenüber übergeordneten<br />

organisatorischen Einheiten<br />

vorrangig das Recht und<br />

die Pflicht zu, die eigenen Angelegenheiten<br />

selbstständig zu<br />

regeln.<br />

Im Gegensatz zum marxistischen<br />

Sozialismus verteidigt<br />

tas est“ an die karitativen Wurzeln<br />

der Soziallehre erinnert.<br />

Aber ein konkretes „Modell“<br />

zur Lösung weltweiter sozialer<br />

Fragen kann und will uns<br />

die Katholische Soziallehre<br />

nicht liefern. Mit ihren abstrakten<br />

(nicht formalen) Werten,<br />

Normen und Prinzipien<br />

hilft sie uns jedoch in Deutschland,<br />

konkrete Modelle zu entwerfen.<br />

Und das ist ein Auftrag,<br />

der besonders die „Laien“<br />

angeht, die in sozialen Fragen<br />

ohnehin die eigentlichen<br />

Fachleute sind.<br />

In der Diskussion wurde<br />

schnell deutlich, dass für die<br />

Handlungen des Einzelnen<br />

durchaus ein konkretes „Modell“<br />

erkennbar erscheint:<br />

Grundwerte wie Wahrheit, Gerechtigkeit,<br />

Freiheit (nach<br />

Werten), Liebe und Solidarität<br />

zu leben und vorzuleben, passt<br />

in den von der Katholischen<br />

Soziallehre vorgegebenen<br />

Rahmen hervorragend hinein.<br />

Der <strong>BKU</strong> bringt demnächst<br />

„10 Gebote für Unternehmer“<br />

heraus, auch ein konkretes Modell,<br />

sich moralisch einwandfrei<br />

im täglichen Wirtschaftsleben<br />

zurechtzufinden. ■<br />

die Katholische Soziallehre<br />

das Privateigentum, fordert<br />

aber dessen gerechte Verteilung.<br />

Auch das Wettbewerbsprinzip<br />

wird grundsätzlich anerkannt.<br />

Neben solchen Fragen<br />

befasst sich die Katholische<br />

Soziallehre auch mit<br />

Krieg und Frieden, einer gerechtenWeltwirtschaftsordnung<br />

und in jüngerer Zeit mit<br />

Umwelt- und Bioethik. Katholische<br />

Soziallehre ist in<br />

Deutschland eine Disziplin im<br />

Studium Katholische Theologie.<br />

KNA


Der Sozialkatechismus der<br />

katholischen Kirche ist die<br />

ideale Ergänzung zur jüngsten<br />

Enzyklika des Papstes.<br />

Anders als das relativ kurze<br />

Lehrschreiben aus Rom ist<br />

dieses „Kompendium der<br />

Soziallehre der Kirche“ ein<br />

umfassendes Nachschlagewerk.<br />

Von Ludwig Ring-Eifel, KNA<br />

Auf mehr als 500 Seiten belegt<br />

es die vielfältige Entwicklung<br />

des katholischen Beitrags<br />

zur Gesellschaftslehre der<br />

letzten 50 Jahre. Das Buch<br />

fasst die Lehren des Konzils<br />

und des Papsttums aus den<br />

vergangenen Jahrzehnten zu<br />

ethischen und gesellschaftspolitischen<br />

Themen zusammen.<br />

Da die Päpste in dieser Zeit<br />

immer wieder als Mahner gegen<br />

Kriege, Elend, Ungerechtigkeit<br />

und Verletzung von<br />

Rechten aufgetreten sind, liest<br />

sich der Text streckenweise<br />

wie ein Katalog aller Übel dieser<br />

Welt: ein spiegelbildliches<br />

Sittengemälde, das vom Verfall<br />

der Familie bis zum Elend<br />

in unterentwickelten Ländern<br />

im Zeitalter der Globalisierung<br />

reicht.<br />

Selbstmordattentäter<br />

sind keine Märtyrer<br />

In der langen Liste der Kritik<br />

an den gegenwärtigen Zuständen<br />

gelten die schärfsten<br />

Formulierungen dem religiös<br />

motivierten Terrorismus. Er<br />

wird als Entweihung und Gotteslästerung<br />

verurteilt. Weiter<br />

heißt es, wer Selbstmordattentäter<br />

als Märtyrer bezeichne,<br />

pervertiere die Idee des Martyriums.<br />

Märtyrer sei, wer sich<br />

für seinen Glauben töten lasse,<br />

nicht aber jemand, der im Namen<br />

Gottes töte. Terrorismus<br />

müsse absolut verurteilt wer-<br />

den, denn in ihm zeige sich die<br />

völlige Verachtung für das<br />

menschliche Leben.<br />

Neben diesen neueren Themen<br />

enthält das Kompendium<br />

auch die klassischen, im Zeitalter<br />

des Turbo-Kapitalismus<br />

oft vergessenen Theorien der<br />

Katholischen Soziallehre. Dazu<br />

zählen der Vorrang der<br />

menschlichen Arbeit vor dem<br />

Kapital oder die universale<br />

Bestimmung der Güter der Erde.<br />

Und es findet sich auch<br />

manches, das nach Meinung<br />

vieler eher in den Bereich privater<br />

Moral gehört - etwa Abtreibung,<br />

Verhütung, Ehescheidung<br />

oder „Homo-Ehe“.<br />

Diese Vermischung von<br />

„privater“ Moral und „politischem“<br />

Bereich ist typisch für<br />

das katholische Denken, das<br />

die menschliche Person und<br />

ihre unverletzliche Würde als<br />

Ausgangspunkt wählt und<br />

deshalb eine strikte Trennung<br />

zwischen privat und sozial<br />

nicht kennt. Eine der wichtigsten<br />

Schnittstellen zwischen<br />

der Einzelperson und Gesellschaft<br />

ist für sie die Familie,<br />

die nach kirchlicher Auffassung<br />

schon deshalb keine reine<br />

Privatangelegenheit sein<br />

kann, weil die Familien die<br />

Keimzellen der Gesellschaft<br />

bilden.<br />

Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />

Gegen Turbo-Kapitalismus, Terror und Polygamie<br />

Sozialkatechismus ist die ideale Ergänzung zur Enzyklika<br />

„Kompendium der Soziallehre der<br />

Kirche“ Verlag Herder, Freiburg i.<br />

Br., 543 Seiten, Februar 2006<br />

14,90 Euro<br />

Die Aussagen des Kompendiums<br />

in diesem Bereich fallen<br />

gleichwohl verhältnismäßig<br />

zurückhaltend aus. Interessanterweise<br />

gilt die schärfste<br />

Verurteilung im Bereich Familie<br />

nicht der Scheidung und<br />

auch nicht „der Homo-Ehe“ –<br />

auch wenn beiden die hinreichend<br />

bekannten Absagen erteilt<br />

werden – sondern der<br />

Polygamie. Sie verneine radikal<br />

den Plan Gottes und widerspreche<br />

der gleichen Würde<br />

von Mann und Frau.<br />

Der erste Teil des Werkes<br />

geht auf die Frage nach dem<br />

theologischen Ort der Soziallehre<br />

und ihrer Zuordnung<br />

zum Sendungsauftrag der Kirche<br />

ein. Es folgen die Grundlagen<br />

und Prinzipien der Ka-<br />

Mikrofinanzierung:<br />

tholischen Soziallehre sowie<br />

deren Menschenbild. Anschließend<br />

werden die beiden<br />

Erkenntniswege der Glaube<br />

und die Vernunft, die Offenbarung<br />

und das Naturrecht bekräftigt.<br />

Im zweiten Teil geht es um<br />

wichtige Einzelthemen wie<br />

Ehe und Familie, Arbeit, Wirtschaft,<br />

Politik, Umwelt und<br />

Frieden. Der dritte Teil befasst<br />

sich mit der Frage, wie die<br />

Orientierungen das Handeln<br />

der Gläubigen inspirieren<br />

können und sollen, besonders<br />

im Blick auf die Laien. Ein<br />

130-seitiges Register enthält<br />

Verweise auf die Heilige<br />

Schrift, Konzilstexte, Sozialenzykliken<br />

und andere kirchliche<br />

Quellen. ■<br />

Soziales Engagement mit Rendite<br />

Die IPC ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Mikrofinanzierung.<br />

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bku-90,5-131_3-3.indd 1 <strong>BKU</strong> - Journal 03.03.2006 1_06 15:11:37 9 Uhr


Kurz und Knapp<br />

Namen sind<br />

Nachrichten<br />

Prälat Karl Jüsten (44),<br />

hat seine zweite Amtszeit<br />

als Leiter<br />

des Katholischen<br />

Büros<br />

bei der Bundesregierungbegonnen.<br />

Der gebürtige<br />

Bad<br />

Honnefer,<br />

der 1987<br />

zum Priester geweiht wurde,<br />

leitet seit 2000 das Verbindungsbüro<br />

der katholischen<br />

Kirche zu Politik,<br />

Parteien und Institutionen<br />

am Regierungssitz. 2005<br />

ehrte Bundespräsident<br />

Horst Köhler ihn mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz 1.<br />

Klasse.<br />

Dr. Susanna Schmidt (42),<br />

seit 1999 Direktorin der<br />

Katholischen Akademie in<br />

Berlin, hat zum 15. Februar<br />

die Leitung der Strategieabteilung<br />

unter Ministerin<br />

Annette Schavan (CDU) im<br />

Bildungsministerium übernommen.<br />

Die Leitung der<br />

Akademie haben kommissarisch<br />

Geschäftsführer<br />

Georg Wichmann und die<br />

bisherige wissenschaftliche<br />

Referentin Maria-Luise<br />

Schneider übernommen.<br />

In Bonn ist Anfang Februar<br />

das gemeinsame Haus der<br />

katholischen Ordensgemeinschaften<br />

in Deutschland<br />

eingeweiht worden.<br />

Im „Haus der Orden“ haben<br />

nun mehrere Einrichtungen<br />

und Dachverbände ihren Sitz:<br />

die Vereinigung Deutscher Ordensobern<br />

(VDO), der Ordens-oberinnen<br />

Deutschlands<br />

(VOD) und der Brüderorden<br />

(VOB), das Institut der Orden<br />

10_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Ethik wird Pflichtfach<br />

Gegen alle Widerstände verabschiedet Berliner Senat Gesetzentwurf<br />

Der Berliner Senat hat Ende<br />

Januar den Gesetzentwurf<br />

für das Unterrichtsfach<br />

Ethik beschlossen.<br />

Danach soll das Fach ab<br />

dem Schuljahr 2006/07 ab<br />

Klasse sieben an allen öffentlichen<br />

Schulen zweistündig<br />

eingeführt werden. Eine Abwahlmöglichkeit<br />

zu Gunsten<br />

des Religionsunterrichts ist<br />

nicht vorgesehen. Basis für<br />

das Fach sind nach Angaben<br />

von Bildungssenator Klaus<br />

Böger (SPD) die „Grundwerte,<br />

wie sie im Grundgesetz, der<br />

Verfassung Berlins und im<br />

Schulgesetz von Berlin formuliert<br />

sind“. Die fehlende<br />

Abwahlmöglichkeit stößt vor<br />

allem bei den Kirchen auf Kritik.<br />

Sie plädieren für gleichbe-<br />

Kirchliches<br />

Arbeitsgericht<br />

Die nord- und ostdeutschen<br />

Bistümer haben im Januar in<br />

Hamburg ein gemeinsames<br />

Kirchliches Arbeitsgericht eröffnet.<br />

Es soll Streitfälle im kollektiven<br />

Arbeitsvertrags- und<br />

Mitarbeitervertretungsrecht behandeln.<br />

Vorsitzende wurde die<br />

Richterin am Landesarbeitsgericht<br />

Niedersachsen, Roswitha<br />

Stöcke-Muhlack. KNA<br />

Orden unter einem Dach<br />

Gemeinsames Haus als Vorstufe zur Verbändefusion<br />

für missionarische Seelsorge<br />

(IMS) und das Solidarwerk der<br />

Orden (SW). Auch der Deutsche<br />

Katholische Missionsrat<br />

(DKMR) zieht nach Bonn um.<br />

Der gemeinsame Standort ist<br />

ein Schritt zu einer verstärkten<br />

Zusammenarbeit der Orden.<br />

Im Juni 2006 wollen VOD,<br />

VOB und VOD zu einem gemeinsamen<br />

Dachverband fusionieren.<br />

In Deutschland gibt<br />

es derzeit rund 34 000 Ordensleute.<br />

KNA<br />

rechtigte Fächer. Insbesondere<br />

die Berliner <strong>BKU</strong>-Gruppe hatte<br />

sich mehrfach kritisch zu den<br />

Plänen geäußert. Als Irrweg<br />

kritisierte auch der Berliner<br />

evangelische Bischof Wolfgang<br />

Huber die geplante Einführung.<br />

Wenn alle Religionen<br />

aus dem gleichen Abstand be-<br />

Wie fromm ist<br />

das Landvolk?<br />

Die Kirche muss sich mehr<br />

um die Seelsorge auf dem Land<br />

kümmern, fordert der Erfurter<br />

Bischof Joachim Wanke. „Es<br />

ist ein Trugschluss, dass die<br />

Menschen dort automatisch<br />

fromm sind“, sagte er. Angesichts<br />

der sinkenden Zahlen<br />

Hauptamtlicher in der Seelsorge<br />

sei jetzt die Stunde der Verbände<br />

und der Ehrenamtlichen.<br />

trachtet würden, ergebe sich<br />

kein wirkliches Verstehen und<br />

keine wirkliche Toleranz. Huber<br />

hat dem Senat indirekt bereits<br />

mit dem Bundesverfassungsgericht<br />

gedroht. Zugleich<br />

kündigte er an, diese Frage im<br />

Berliner Wahlkampf im Herbst<br />

2006 zu thematisieren. KNA<br />

700 Kirchen vor Schließung<br />

Schätzungen der Bischofskonferenz<br />

Die katholische Kirche<br />

rechnet damit, dass sie in<br />

den kommenden zehn Jahren<br />

bundesweit zirka 700<br />

Kirchen für den Gottesdienstgebrauch<br />

schließen.<br />

Dies entspricht rund drei<br />

Prozent der bundesweit 24 500<br />

katholischen Kirchengebäude,<br />

wie die Bischofskonferenz in<br />

Bonn mitteilte. Nach einer<br />

Umfrage unter 23 der 27 Diözesen<br />

wurden dort von 1990<br />

Vatikanische<br />

Gesellschaft<br />

Eine Deutsch-Vatikanische<br />

Gesellschaft (DVG) ist in<br />

Stuttgart gegründet worden.<br />

Zum Präsidenten wählten die<br />

elf Gründungsmitglieder den<br />

Stuttgarter Betriebswirt und<br />

Journalisten Diethelm Lütze.<br />

Ziel sei die Förderung der politischen,<br />

kulturellen und religiösen<br />

Beziehungen zwischen<br />

beiden Staaten. ■<br />

bis 2004 die liturgische Nutzung<br />

von 1,7 Prozent oder 329<br />

Kirchengebäuden beendet.<br />

278 dieser Gotteshäuser befinden<br />

sich nach wie vor im Besitz<br />

der Kirche: Davon sind<br />

rund ein Drittel bislang ohne<br />

Nutzungskonzept und stehen<br />

leer, ein Drittel wird von kirchlichen<br />

Einrichtungen genutzt<br />

und ein Drittel von nichtkirchlichen<br />

Institutionen. 51 Gotteshäuser<br />

sind verkauft oder<br />

abgerissen worden. ■


Amt mit zunehmender Bedeutung<br />

Die Kirchenbeauftragten der Bundestagsfraktionen<br />

Einige Monate nach der<br />

Bundestagswahl ist nun<br />

auch der Kreis der Kirchenbeauftragten<br />

der Fraktionen<br />

komplett.<br />

Ingrid Fischbach (48),<br />

CDU-Bundestagsabgeordnete,<br />

ist neue Kirchenbeauftragte<br />

der Unionsfraktion. Die Katholikin<br />

aus dem nordrheinwestfälischen<br />

Herne folgt auf<br />

Hermann Kues (CDU), der<br />

seit November Parlamentarischer<br />

Staatssekretär im<br />

Bundesfamilienministerium<br />

ist. Fischbach gehört dem Parlament<br />

seit 1998 an und befasst<br />

sich vor allem mit Kinder- und<br />

Familienpolitik. Sie ist seit<br />

2003 auch Präsidentin des Katholischen<br />

Deutschen Frauenbundes<br />

(KDFB) und vertritt<br />

diesen im Zentralkomitee der<br />

deutschen Katholiken (ZdK).<br />

Bei den Sozialdemokraten<br />

befasst sich die Protestantin<br />

Kerstin Griese (39) als neue<br />

Beauftragte mit diesen Fragen.<br />

Bei den Bündnisgrünen ist der<br />

rheinland-pfälzische Katholik<br />

Josef Winkler (31) neuer Sprecher<br />

für Kirchenpolitik und<br />

interreligiösen Dialog. Für die<br />

FDP ist wie bisher der niedersächsische<br />

Katholik Hans-Mi-<br />

chael Goldmann (59) kirchenpolitischer<br />

Sprecher. In der<br />

Linkspartei nimmt sich der in<br />

die evangelische Kirche wieder<br />

eingetretene Bodo Ramelow<br />

(49) als „Religionsbeauftragter“<br />

der Themen an.<br />

Das Amt des Kirchenbeauftragten<br />

ist nicht wirklich wichtig,<br />

sonst hätte sich die Union<br />

nicht vier Monate Zeit zur Entscheidung<br />

gelassen. Es ist aber<br />

auch nicht völlig unwichtig,<br />

sonst hätte es nicht mehrere<br />

Bewerber gegeben. Ab und an<br />

jedoch geht es um mehr: So<br />

sorgten im Streit um die<br />

Stammzellforschung CDU-<br />

Mann Kues und die Grüne<br />

Christa Nickels hinter den Kulissen<br />

gemeinsam für eine<br />

Mehrheit jener, die strikte<br />

Grenzen bei der Forschung<br />

Privatsache Kruzifix<br />

Keine Auskunft auf Anfrage – Merkel hat Kreuz<br />

Welche Mitglieder des<br />

Bundeskabinetts ihre<br />

Dienstzimmer mit einem<br />

Kreuz ausgestattet haben,<br />

wird nicht verraten.<br />

Der Staatssekretär beim<br />

Bundesinnenminister, Peter<br />

Altmaier (CDU), ließ eine<br />

schriftliche Frage des FDP-<br />

Bundestagsabgeordneten Volker<br />

Wissing in der Sache unbeantwortet<br />

und verwies auf<br />

das grundgesetzlich garantierte<br />

religiöse Schweigerecht.<br />

Ingrid Fischbach Kerstin Griese<br />

Georg Brunnhuber<br />

Die Ausstattung der eigenen<br />

Diensträume mit einem religiösen<br />

Symbol sei eine höchstpersönliche<br />

Angelegenheit jedes<br />

einzelnen Mitglieds der<br />

Bundesregierung, heißt es in<br />

dem Schreiben Altmaiers. Die<br />

Bild-Zeitung hatte kürzlich<br />

berichtet, dass Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU) aus<br />

ihrem Abgeordnetenbüro das<br />

Kruzifix in ihr Amtszimmer<br />

im Bundeskanzleramt mitgenommen<br />

hat. KNA<br />

durchsetzten. Und seit der<br />

Wahl des deutschen Papstes im<br />

Frühjahr 2005 gewinnt die<br />

kirchliche Sichtweise ohnehin<br />

an Bedeutung.<br />

Brunnhuber spricht für<br />

Höffner-Kreis<br />

Georg Brunnhuber (58),<br />

Vorsitzender der CDU-Landesgruppe<br />

Baden-Württemberg,<br />

ist als Sprecher des Kardinal-<br />

Höffner-Kreises wiedergewählt<br />

worden. Der im Juni 1993 gegründete<br />

Zirkel versteht sich als<br />

Forum engagierter Christen<br />

innerhalb der CDU/CSU-<br />

Bundestagsfraktion. An dieser<br />

Nahtstelle zwischen Politik,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft<br />

treffen sich regelmäßig mehr<br />

als 40 Abgeordnete. KNA<br />

Kurz und Knapp<br />

Presse-Echo<br />

Über das neue <strong>BKU</strong>-Reformpapier<br />

(S. 27 ff.) schrieb die<br />

Die Finanzierung der gesetzlichenKrankenversicherung<br />

sollte künftig über<br />

eine Gesundheitsprämie erfolgen,<br />

die jeder Erwachsene<br />

zu zahlen hat. Das<br />

schlägt der Bund Katholischer<br />

Unternehmer in seinen<br />

an die Bundesregierung<br />

adressierten „Reform-<br />

Thesen“ vor, die in Kürze<br />

veröffentlicht werden. Die<br />

Beitragsanteile der Arbeitgeberseite<br />

sollten dem Arbeitnehmer<br />

ausgezahlt werden.<br />

Dieser Schritt entkoppele<br />

die Krankenkosten von<br />

den Arbeitskosten und sichere<br />

Beschäftigung. Kinder<br />

sollten nach Ansicht des<br />

<strong>BKU</strong> von der Prämie ausgenommen<br />

werden, für sie<br />

komme die Gesamtheit der<br />

Steuerzahler auf (...).<br />

Unzufrieden ist der<br />

<strong>BKU</strong> mit den Reformen am<br />

Arbeitsmarkt. Die staatlichen<br />

Leistungen für erwerbsfähigeLangzeitarbeitslose<br />

seien zu hoch. Er<br />

schlägt die Einführung einer<br />

„Negativen Einkommensteuer“<br />

(Bürgergeld)<br />

vor.<br />

Klärung ist dringend nötig<br />

Lammert fordert Debatte zur Leitkultur<br />

Bundestagspräsident Norbert<br />

Lammert hat in der<br />

Debatte um eine Leitkultur<br />

in Deutschland zu mehr<br />

Sachlichkeit aufgerufen.<br />

„Ich habe auch meine Probleme<br />

mit dem Begriff ,Leitkultur‘,<br />

aber man muss über<br />

die Sache reden“, sagte Lammert<br />

beim Dreikönigsempfang<br />

in Neubrandenburg.<br />

„Deutsch ist eine Sprache und<br />

mehr nicht“, sagte der CDU-<br />

Politiker. Eine solche Debatte<br />

„kann nur unanständig finden,<br />

wer die kulturellen Differenzen<br />

in unserer Gesellschaft ignoriert“.<br />

So könne der Anspruch<br />

auf Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau nicht<br />

neben dem Anspruch auf eine<br />

männliche Führungsrolle stehen.<br />

Deswegen müsse eine<br />

Gesellschaft genau sagen, was<br />

gelten solle. „Eine solche Klärung<br />

ist dringend nötig, denn<br />

unsere Verfassung kann auch<br />

nur umsetzen, was in der Gesellschaft<br />

geklärt ist.“ KNA<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 11


Kurz und Knapp<br />

Namen sind<br />

Nachrichten<br />

Ende einer Ära: Der Alt-Bischof<br />

von Hildesheim, Josef<br />

Homeyer, hat nach gut<br />

zwölf Jahren den Vorsitz<br />

der EU-Bischofskommission<br />

COMECE abgegeben.<br />

Die Nachfolge übernahm<br />

der Bischof von Rotterdam,<br />

Adrianus van Luyn. In<br />

Homeyers Amtszeit wurde<br />

diese Schnittstelle der katholischen<br />

Kirche zu den<br />

Institutionen der Europäischen<br />

Union zu einem gefragten<br />

Gesprächspartner.<br />

Homeyer und sein Brüsseler<br />

Generalsekretär Noel<br />

Treanor haben unter anderem<br />

erreicht, dass der regelmäßige<br />

Dialog der EU und<br />

der Kirchen in die geplante<br />

EU-Verfassung aufgenommen<br />

wurde.<br />

Eva-Maria Welskop-Deffaa,<br />

bisher Referentin im<br />

Zentralkomitee der Deutschen<br />

Katholiken wird am<br />

1. Mai Leiterin der Abteilung<br />

Gleichstellung im<br />

Bundesminitsterim für Familie,<br />

Senioren, Frauen und<br />

Jugend.<br />

Antonin Finkelnburg hat<br />

am 1. April die Grundsatzabteilung<br />

der BDA verlassen<br />

und arbeitet nun in der<br />

Abteilung für Strategische<br />

Planung bei der CDU-<br />

Bundesgeschäftsstelle.<br />

12_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Keine Wunderwaffe<br />

Caritas zieht gemischte Bilanz der Ein-Euro-Jobs<br />

Gut ein Jahr nach Einführung<br />

der Ein-Euro-Jobs hat<br />

der Deutsche Caritasverband<br />

eine gemischte Bilanz<br />

dieses sozialpolitischen Instruments<br />

gezogen.<br />

Insbesondere bei der Vermittlung<br />

der Ein-Euro-Jobber<br />

in eine Ausbildung oder den ersten<br />

Arbeitsmarkt sei die Bilanz<br />

ernüchternd, sagte Caritas-<br />

Generalsekretär Georg Cremer<br />

im Januar in Freiburg. Er forderte<br />

erneut, bessere Voraussetzungen<br />

für die Beschäftigung<br />

von Geringqualifizierten in<br />

Deutschland zu schaffen. Erforderlich<br />

seien eine Senkung<br />

der Arbeitskosten für Geringqualifizierte<br />

und höhere<br />

Anreize, einen Job im Niedriglohnsektor<br />

anzunehmen. „Ein-<br />

Euro-Jobs sind keine beschäftigungspolitischeWunderwaffe“,<br />

betonte der Generalsekretär.<br />

Sie seien hilfreich für<br />

Menschen, die beispielsweise<br />

Ein Kodex für die Diakonie<br />

Wohlfahrtsverband veröffentlicht Regeln<br />

Das Diakonische Werk hat<br />

in einem Kodex grundlegende<br />

Standards und Empfehlungen<br />

für eine verantwortungsvolleEinrichtungsführung<br />

festgelegt.<br />

Der Wohlfahrtsverband der<br />

evangelischen Kirche in Deutschland<br />

legte jetzt in Berlin einen<br />

Corporate Governance<br />

Kodex für die Diakonie vor<br />

und empfahl seinen Mitgliedern<br />

dessen Übernahme als<br />

Selbstverpflichtung. Ziel sei<br />

es, das Vertrauen der Öffentlichkeit,<br />

der Spender sowie<br />

von Politik und Mitarbeitern<br />

zu sichern. Vergleichbare Vorgaben<br />

für den katholischen<br />

Caritasverband hatten der Verband<br />

der Diözesen Deutschlands<br />

und die Bischofskonferenz<br />

im Februar 2004 in einer<br />

Handreichung „Soziale Einrichtungen<br />

in katholischer<br />

Trägerschaft und wirtschaftliche<br />

Aufsicht“ benannt. KNA<br />

erst eine Tagesstruktur zurükkgewinnen<br />

und soziale Kompetenzen<br />

wie Verlässlichkeit<br />

erwerben müssten, bevor sie<br />

überhaupt erfolgreich Arbeit<br />

suchen könnten.<br />

Im Einzelnen kritisierte Cremer,<br />

dass das Fallmanagement<br />

und die Ausbildung der Fallmanager<br />

besser werden müssten.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Wohlfahrtsverbänden, Arbeitsgemeinschaften<br />

und Kommunen<br />

funktioniere noch nicht<br />

überall. Die Caritas und ihre<br />

Einrichtungen hätten bislang<br />

rund 17 000 Zusatzjobs ange-<br />

boten, von denen jedoch nur<br />

12 000 hätten besetzt werden<br />

können. Zur Frage, wie weit die<br />

Zusatzjobs reguläre Arbeitsplätze<br />

vernichten, sagte Cremer,<br />

er habe bislang den Eindruck,<br />

dass die Caritas dieses<br />

Problem unter Kontrolle habe.<br />

Dennoch müsse dieser Aspekt<br />

weiter kritisch beobachtet werden.<br />

Nach dem Anfang 2005 in<br />

Kraft getretenen Hartz-IV-Gesetz<br />

sollen Arbeitslosen, die<br />

keine reguläre Arbeit finden,<br />

Arbeitsgelegenheiten zum<br />

Stundenlohn von ein bis zwei<br />

Euro angeboten werden. KNA<br />

Helfen mit der Caritas-Card Diebstahl als Selbsthilfe<br />

Mit der Nutzung einer neuen „Caritas Credit<br />

Card“ können kirchliche und karitative Mitarbeiter<br />

bedürftigen Kindern helfen. Die beteiligte<br />

Liga Bank (Regensburg) und die Pax-Bank<br />

(Köln) spenden den Nettoerlös aus dem Kartenumsatz<br />

der Caritas. Infos: www.caritas.de<br />

SPD oder Burschenschaft<br />

Partei ringt weiter um Unvereinbarkeit<br />

Die Sozialdemokraten ringen<br />

weiter um einen Parteiausschluss<br />

von Mitgliedern<br />

studentischer Verbindungen<br />

aus dem Dachverband Deutscher<br />

Burschenschaften.<br />

Der Parteirat forderte Ende<br />

Januar den Vorstand auf, sich<br />

erneut mit dem Thema zu befassen<br />

und einen Unvereinbarkeitsbeschluss<br />

zu verabschieden.<br />

Bei einer Vorstandsklausur<br />

hatte dieser Beschluss kei-<br />

Ungewöhnliche Selbsthilfe: Ein 79-jähriger<br />

Belgier ist zu sechs Monaten Haft verurteilt worden,<br />

weil er Geld aus kirchlichen Opferstöcken gefischt<br />

hat. Er habe die Diebstähle damit begründet,<br />

dass die kirchlichen Spendengelder für die Armen<br />

bestimmt seien. Dazu gehöre auch er. KNA<br />

ne Mehrheit gefunden. Stattdessen<br />

hatte der Vorstand bekräftigt,<br />

dass die Doppelmitgliedschaft<br />

in einer solchen<br />

Verbindung und der SPD nicht<br />

geduldet werde. Die Entscheidung<br />

über Ausschlüsse wurde<br />

aber an die Ortsvereine delegiert.<br />

Wie berichtet, enthielt<br />

der ursprüngliche Antrag sogar<br />

die Forderung, Mitgliedern aller<br />

katholischen Studentenverbindungen<br />

die Parteimitgliedschaft<br />

zu verwehren. KNA


<strong>BKU</strong> und KV planen Praktikumsbörse<br />

20 Plätze bei Unternehmen in Frankfurt und Düsseldorf – Start im Sommersemester 2006<br />

Der Bund Katholischer<br />

Unternehmer (<strong>BKU</strong>) und<br />

der Kartellverband Katholischer<br />

Deutscher Studentenvereine<br />

(KV) planen für<br />

das Sommersemester 2006<br />

den Start einer gemeinsamen<br />

Praktikumsbörse. Teilnehmen<br />

können Studenten<br />

mit dem Ziel, in ihrem späteren<br />

Berufsleben unternehmerischeFührungsverantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Die Praktikumsplätze werden<br />

von Unternehmen zur Verfügung<br />

gestellt, in denen<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglieder unternehmerische<br />

Verantwortung tragen,<br />

und sind bereits KV-intern<br />

Alles Gute, das geschieht, setzt das nächste in Bewegung<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Hans Lindner hilft mit einer Stiftung jungen Unternehmensgründern<br />

Einen neuen Weg zur Förderung<br />

von Existenzgründern<br />

geht <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Hans Lindner: Er hat eine<br />

mit 25 Millionen Euro ausgestattete<br />

Stiftung geschaffen,<br />

die jungen Menschen<br />

auf dem Weg in die Selbständigkeit<br />

hilft.<br />

von Reinhard Plenk<br />

Die <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

Passau hat Lindners Institut<br />

jetzt im Rahmen ihrer Reihe<br />

„Wege in der Wirtschaftsförderung“<br />

besucht. Wie Mitarbeiterin<br />

Bianka Hockun der<br />

Gruppe erklärte, will das Hans<br />

Lindner Institut mit seiner<br />

Stiftung neben den institutionellen<br />

Beratern in den Kammern<br />

Unternehmensgründern<br />

durch rechtzeitige Beratung<br />

vor ihrem großen Schritt Hilfestellung<br />

geben, um sie davor<br />

Die Sorgen des Mittelstands<br />

...sehen Innovationsbarrieren durch<br />

Finanzierungsschwierigkeiten<br />

Ingenieurmangel<br />

Fachkräftemangel<br />

allgemein<br />

zu wenig Kooperationen<br />

mit Partnern<br />

(z.B. Hochschulen)<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

...leiden unter Ingenieurmangel vor allem bei<br />

Forschung und<br />

Entwicklung<br />

Konstruktion<br />

Vertrieb und<br />

Marketing<br />

Produktion, Betrieb<br />

und Montage<br />

Qualitätssicherung,<br />

Sicherheit und<br />

Umweltschutz<br />

Einkauf<br />

ausgeschrieben.<br />

<strong>BKU</strong> und KV wollen mit ihrer<br />

gemeinsamen Initiative einen<br />

Beitrag dazu leisten, eine<br />

neue Generation von Unternehmern<br />

heranzubilden, die ri-<br />

3<br />

zu bewahren, zu den 50 Prozent<br />

der in den ersten drei Jahren<br />

Gescheiterten zu gehören.<br />

Diese Beratung erfolgt kostenlos.<br />

Sie „klopft“ das Gründungskonzept<br />

und den Gründer<br />

selbst samt seinem familiären<br />

Hintergrund auf die<br />

Chancen ab. Es gilt das Goethesche<br />

Motto: „Alles Gute,<br />

was geschieht, setzt das nächste<br />

in Bewegung“.<br />

Hans Lindner begann 1965<br />

mit 24 Jahren seine Selbständigkeit,<br />

diese Erfahrungen<br />

will er weitergeben. Wachstum<br />

und Arbeitsplätze können heute<br />

fast nur noch durch „Gründer“<br />

entstehen, entweder<br />

durch Neubeginn oder Übernahme<br />

eines Betriebes, der<br />

sonst mangels Nachfolge geschlossen<br />

würde.<br />

Das Beraterteam der Stiftung<br />

führt ein in Controlling,<br />

Unternehmensstrategie, Finanzierung,Marketing/Wer-<br />

Von je 100 mittelständischen Unternehmen...<br />

6<br />

8<br />

16<br />

21<br />

23<br />

23<br />

22<br />

26<br />

27<br />

26<br />

...besetzen freie Stellen nicht wegen<br />

ungenügender<br />

fachlicher Qualifikation<br />

der Bewerber<br />

zu hoher Gehaltsvorstellungen<br />

20<br />

der Bewerber<br />

mangelnder<br />

19<br />

Bewerberzahlen<br />

fehlender Berufserfahrung<br />

15<br />

der Bewerber<br />

mangelnder Mobili-<br />

10<br />

tät der Bewerber<br />

mangelnder Flexibi-<br />

5<br />

lität der Bewerber<br />

sonstiger Gründe 2<br />

Mehrfachnennungen<br />

Quelle: VDI<br />

29<br />

© Globus 8976<br />

sikofreudig und ethisch verantwortlich<br />

zugleich handeln.<br />

Dazu ist es ihnen wichtig, jungen<br />

Menschen, die die Übernahme<br />

von unternehmerischer<br />

Verantwortung anstreben, be-<br />

bung, Ausbau von Kontaktnetzwerken<br />

und koordiniert<br />

das mit Steuer- und Rechtsberatern,<br />

Banken und Förderstellen.<br />

Dazu gehört zunehmend<br />

die Europäische Union, aus<br />

deren Töpfen für die Gründer<br />

bislang drei Millionen Euro<br />

ausgeschöpft wurden.<br />

Das Team hat bei gescheiterten<br />

Gründern sieben typische<br />

Pleitenursachen ermittelt<br />

und analysiert. Diese negative<br />

Erfahrung wird nun an Existenzgründer<br />

weitergegeben.<br />

Zur Aus- und Fortbildung gehören<br />

Gründerausbildung in<br />

Verkauf, Zeitmanagement, Telefon-<br />

und Personalführungstraining,<br />

Verhandlungstaktik<br />

und Unternehmenspräsentation.<br />

Man hat Unternehmensplanspiele<br />

entwickelt, bietet<br />

an Schulen bereits Gründungsspiele<br />

an. Die Unternehmerschule<br />

wird von 80 bis 150<br />

Teilnehmern besucht. Grün-<br />

Stand 2003<br />

Initiativen und Ideen<br />

reits während ihrer Ausbildungsphase<br />

zu begleiten. Die<br />

verantwortlichen <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />

übernehmen für die<br />

Praktikanten eine Art „Paten-<br />

Rolle“.<br />

Teil des Praktikumprogramms<br />

sind ein Wochenendseminar<br />

und wöchentlichen<br />

Gruppentreffen jeweils in<br />

Frankfurt und Düsseldorf mit<br />

einem der <strong>BKU</strong>-Paten. Dies<br />

soll den Praktikanten die<br />

Chance geben, sich untereinander<br />

kennenzulernen, mit<br />

möglichst vielen Führungspersönlichkeiten<br />

in ein persönliches<br />

Gespräch zu kommen<br />

und über Themen wie<br />

Unternehmensethik, Katholische<br />

Soziallehre und Soziale<br />

Marktwirtschaft dazuzulernen.<br />

■<br />

derstammtische dienen dem<br />

Erfahrungsaustausch und können<br />

zum Durchhalten motivieren.<br />

Als Werkzeuge hat man<br />

Gründungshandbücher und einen<br />

Startleitfaden entwickelt.<br />

Das Institut hatte 2005 rund<br />

600 Anfragen von Gründern,<br />

davon wurden 270 begleitet.<br />

Von den seit 1998 dann zur<br />

Gründung begleiteten Personen<br />

scheiterten bisher nur drei<br />

Prozent. In manchen Fällen<br />

leistete die Stiftung auch Anschubfinanzierung,<br />

die Beratung<br />

nach erfolgter Gründung<br />

ist allerdings dann kostenpflichtig.<br />

Mit dem Vorstandsmitglied<br />

Prof. Dr. Christian Lendner<br />

hält das Institut Kontakt zur<br />

Wissenschaft, vor allem<br />

durch die Stiftungsprofessur<br />

an der FH Deggendorf, die<br />

Arbeit geht so bereits in die<br />

Wissensvermittlung bei Studenten<br />

ein. ■<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 13


Initiativen und Ideen<br />

Gemeindekonferenz per Computernetzwerk<br />

Eine Kirche im Odenwald geht ungewöhnliche Wege – <strong>BKU</strong>-Mitglied Meister stellt die Technik<br />

Für alle war es eine neue<br />

Erfahrung. Was sich Anfang<br />

Februar in der katholischen<br />

Stadtkirche Sankt<br />

Georg in Bensheim im<br />

Odenwald abgespielt hat,<br />

war Feuertaufe und Überlebenstraining<br />

in einem: Nie<br />

zuvor hatte eine Kirchengemeinde<br />

in Deutschland versucht,<br />

per Knopfdruck über<br />

ihre Zukunft zu entscheiden.<br />

Von Daniel Albrecht<br />

Knapp 200 Menschen hatten<br />

die Einladung zu der ersten<br />

Gemeindekonferenz in der<br />

Pfarrkirche angenommen. Sie<br />

wollten diskutieren und entscheiden,<br />

ihre Visionen vom<br />

Gemeindeleben im 21. Jahrhundert<br />

einbringen. Die Veranstalter<br />

hofften auf neue Ideen,<br />

um Mitgliederschwund und<br />

das schwindende Interesse an<br />

der Kirche zu überwinden.<br />

Um möglichst viele Vorschläge<br />

aufzunehmen, hatten<br />

sich Pfarrer Thomas Groß und<br />

der Pfarrgemeinderat für eine<br />

außergewöhnliche Methode<br />

Die Kunst des<br />

guten Arbeitens<br />

Einkehrtage für Führungskräfte<br />

veranstaltet <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Dr. Guntram Platter (DG<br />

Berlin) mit dem Forum der Jesuiten<br />

vom 18. bis 20. Juni im<br />

Kloster Helfta. Gut arbeiten ist<br />

eine Kunst, meint Platter: Führungskräfte<br />

sollen Arbeit und<br />

Privatleben, Leistung und Freizeit<br />

in eine Balance bringen und<br />

dabei noch ein inneres Gleichgewicht<br />

halten. Dies wird in<br />

dem Seminar thematisiert.<br />

Dr. Guntram Platter, E-Mail: info@kommunikationstherapie.net,<br />

Tel. 030/81 82 81 30<br />

14_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Ungewohnter Anblick: Runde Computertische haben in der Pfarrkirche St.<br />

Georg die Bänke ersetzt. Foto: IFOK-Institut<br />

entschieden: Die Gemeindekonferenz<br />

bediente sich eines<br />

Computer-Netzwerks, mit<br />

dem sich innerhalb von Sekunden<br />

eine Vielzahl an Beiträgen<br />

sammeln und Meinungen<br />

per TED-Verfahren abfragen<br />

lassen. Im Prinzip ähnlich<br />

der bewährten Kärtchen-auf-<br />

Pinnwand-Methode, doch um<br />

einiges schneller und mit deutlich<br />

weniger Betriebsamkeit<br />

verbunden. Ruhig und konzentriert<br />

konnten die Teilnehmer<br />

sich den einzelnen Fragen der<br />

professionellen Moderatoren<br />

widmen.<br />

Seine gesamte Literatursammlung<br />

zum Thema<br />

„Ethik und erfolgreiche<br />

Unternehmensführung“ hat<br />

Prof. Dr. Dietrich Solaro<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Prof. Solaro, langjähriger<br />

Vorstand der früheren SEL AG<br />

(heute Alcatel-SEL), hat auch<br />

private Forschungen zu diesem<br />

Thema betrieben und darüber<br />

viele Seminare gehalten.<br />

Seine Bilanz: Langfristig fahren<br />

Unternehmen signifikant<br />

besser, auch in der Rendite,<br />

Die Kirchenbänke in der<br />

Basilika mussten 20 runden<br />

Tischen weichen. Auf jedem<br />

Tisch stand ein Computer,<br />

drum herum je zehn Personen,<br />

jung und alt.<br />

Die Teilnehmer hielten<br />

kleine Geräte, die aussahen<br />

wie Fernbedienungen für<br />

Fernseher. Damit stimmten sie<br />

über die Vorschläge ab. Drahtlos<br />

sammelte ein Zentralrechner<br />

die Voten und projizierte<br />

das Abstimmungsergebnis auf<br />

zwei Leinwände.<br />

Die Ideen wurden gesammelt<br />

und in zwei Schritten auf<br />

Bücherspende<br />

Prof Solaro gibt seine Ethik-Sammlung ab<br />

wenn sie sich an ethische Regeln<br />

halten und diese im Innen-<br />

und Außenbereich deutlich<br />

machen.<br />

Wir danken Prof. Solaro<br />

herzlich für diese großzügige<br />

Überlassung seiner wertvollen<br />

Sammlung. Die mehr als 100<br />

Bücher finden ihre neue Heimat<br />

bei der Unternehmensberatung<br />

DeepWhite GmbH in<br />

Bonn, wo sie auch anderen<br />

einschlägig Interessierten verfügbar<br />

gemacht wird.<br />

Kontakt: Gregor Schönborn,<br />

www.deep-white.com<br />

fünf Leitsätze reduziert. Daraus<br />

entstanden dann 18 konkrete<br />

Projektideen: zum Beispiel<br />

ein Sonntagsforum mit<br />

Kirchen-Café, ein Netzwerk<br />

Familien sowie ein Jugendtreff<br />

und eine AG Spiritualität.<br />

Die Teilnehmer sind aufgerufen,<br />

sich an der Weiterentwicklung<br />

dieser Projekte<br />

zu beteiligen.<br />

Pfarrer Groß hatte von Anfang<br />

an darauf gedrängt, die<br />

Konferenz in der Kirche zu<br />

veranstalten, die Stadtkirche<br />

in einen Ort der Begegnung zu<br />

verwandeln. „In der Kirche<br />

werden wir mehr geistliche Inspiration<br />

erfahren“, hoffte er.<br />

Die Teilnehmer dankten ihm<br />

wohl auch dafür am Ende<br />

mehrheitlich mit Standing<br />

Ovations.<br />

Die Konferenz war ein<br />

„Geschenk“ des Organisators,<br />

des in Bensheim ansässigen<br />

Instituts für Organisationskommunikation<br />

(IFOK). Geleitet<br />

wird dieses Institut von<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Hans-Peter<br />

Meister.<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung<br />

des Bergsträsser<br />

Anzeigers.<br />

Aus für Kloster<br />

Walberberg<br />

Der Dominikanerorden<br />

schließt Ende 2007 das traditionsreiche<br />

Kloster Walberberg<br />

bei Köln. Wie Provinzial<br />

Hans-Albert Gunk mitteilte,<br />

kann der Orden das Kloster<br />

mit seinen vielen Gebäuden,<br />

Einrichtungen und Aufgaben<br />

nicht mehr aus eigenen Mitteln<br />

tragen. Für die derzeit noch 15<br />

Mitarbeiter werde nach sozialverträglichen<br />

Lösungen gesucht.<br />

In dem Kloster, das in<br />

einer mittelalterlichen Burganlage<br />

liegt, leben derzeit knapp<br />

20 Patres. KNA


Die Welt zu Gast bei christlichen Freunden<br />

Auch die Kirchen haben ein breites Angebot zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />

Zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />

vom 9. Juni bis 9. Juli<br />

2006 wollen die Kirchen gute<br />

Gastgeber sein. Das umfangreiche<br />

Angebot wurde<br />

jetzt vorgestellt.<br />

Das Turnier sei eine besondere<br />

Chance, „uns als gute<br />

Gastgeber und faire Sportler<br />

zu erweisen“, sagte der Vorsitzende<br />

der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Karl Kardinal Lehmann,<br />

jetzt bei der Vorstellung<br />

des Programmes. Die Kirche<br />

wolle dazu beitragen, das<br />

WM-Motto „Die Welt zu Gast<br />

bei Freunden“ zu verwirklichen.<br />

Zur Angebotspalette<br />

gehören offene Kirchen an den<br />

Austragungsorten. Die Seelsorger<br />

der rund 480 Kirchen-<br />

gemeinden für Katholiken anderer<br />

Muttersprache in<br />

Deutschland wollen sich den<br />

Mannschaften und den ausländischen<br />

Fans öffnen.<br />

Eine Kampagne unter dem<br />

Motto „Deine Stimme gegen<br />

Armut“ und eine Initiative gegen<br />

Zwangsprostitution gehören<br />

ebenso zum kirchlichen<br />

Angebot wie das Projekt<br />

„Fußball für Straßenkinder“<br />

der Ordensgemeinschaft der<br />

„Jein“ zur Sonntagsöffnung<br />

Unterschiedliche Haltung der Kirchen<br />

Geteilter Meinung sind die<br />

Kirchen über eine Sonntagsöffnung<br />

der Geschäfte während<br />

der Fußball-WM. Hamburgs<br />

Erzbischof Werner Thissen<br />

lehnte den Vorschlag in<br />

der „Bild“-Zeitung als „nicht<br />

besonders erleuchtet“ ab. Die<br />

evangelische Hamburger Bischöfin<br />

Maria Jepsen meinte<br />

dagegen, wenn es während des<br />

Turniers Geschäftssonntage<br />

gebe, „wollen wir keine Spielverderber<br />

sein“. ■<br />

Salesianer Don Boscos.<br />

Ein bundesweites Aktionsbündnis<br />

„kickoff2006“ möchte<br />

an den zwölf Austragungsorten<br />

WM-Kirchen ausweisen,<br />

in denen Fans Ruhe vom<br />

Lärm der Stadien finden.<br />

Großleinwände sollen einladen,<br />

„die Spiele in gemeinschaftlicher<br />

Atmosphäre zu<br />

sehen“. Dazwischen sind<br />

bunte Bühnenprogramme aus<br />

„Show, Talk, Play and Pray“<br />

Katholische Gemeinden<br />

und Einrichtungen können die<br />

Fußball-WM gebührenfrei öffentlich<br />

in ihren Räumen zeigen,<br />

wenn es sich um nichtkommerzielle<br />

Vorführungen<br />

handelt. Während die Übertra-<br />

Initiativen und Ideen<br />

geplant. Viele Gemeinden bietenÜbernachtungsmöglichkeiten<br />

für Fans an.<br />

Zum Auftakt der WM<br />

feiern Bischof Wolfgang Huber<br />

und Kardinal Lehmann<br />

am 9. Juni im Münchner Liebfrauendom<br />

einen ökumenischen<br />

Gottesdienst. Er wird<br />

vom ZDF übertragen. Im Berliner<br />

Dom und in der Gedächtniskirche<br />

soll es während<br />

des Turniers täglich Andachten<br />

mit Fußballthemen<br />

geben. Die Kirchen in Köln<br />

wandeln das „Domforum“ in<br />

ein WM-Studio mit Großleinwand,<br />

Bühnenprogramm und<br />

Altar um. ■<br />

Details: www.Kirche-am-ball.<br />

de sowie www.kickoff2006.<br />

org.<br />

Sonderkonditionen<br />

Kirchengemeinden dürfen Spiele übertragen<br />

gung der Bilder kostenfrei sei,<br />

müsse für den Ton aber eine<br />

Gebühr entrichtet werden. Vor<br />

der Übertragung müssen sich<br />

die Pfarreien beim Verband<br />

der Diözesen Deutschlands registrieren<br />

lassen. ■<br />

Anzeige<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 15


Initiativen und Ideen<br />

Neue Stiftung für katholische<br />

Studierende<br />

am Start: Kuratorium<br />

Ludwig Windthorst<br />

Unter der Schirmherrschaft<br />

des ehemaligen rheinlandpfälzischen<br />

und thüringischen<br />

Ministerpräsidenten Prof. Dr.<br />

Bernhard Vogel, wurde jetzt<br />

in Berlin von Mitgliedern des<br />

Cartellverbandes der katholischen<br />

deutschen Studentenverbindungen<br />

(CV), des Kartellverbandes<br />

KV, des Unitas-<br />

Verbandes UV und Vertretern<br />

des Bundes katholischer<br />

Rechtsanwälte (BKR) die<br />

Satzung für die künftige Stiftung<br />

Kuratorium Ludwig<br />

Windthorst beschlossen. Der<br />

Weltkongress Lissabon und<br />

UCID beim Papst<br />

4000 Unternehmer des italienischen Verbands<br />

für christliche Unternehmer<br />

(UCID) sind Anfang März von Papst Benedikt<br />

XVI. empfangen worden „Mich hat<br />

besonders euer Vorsatz beeindruckt, eine<br />

Ethik zu suchen, die über eine rein deontologische<br />

Berufsethik hinausgeht, obwohl<br />

sogar schon das in der gegenwärtigen<br />

Situation viel wäre,“ sagte der Papst in<br />

einem Grußwort. Benedikt XVI. machte<br />

auf den Zusammenhang von Gerechtigkeit<br />

und Liebe aufmerksam, den er in seiner<br />

Enzyklika „Deus Caritas est“ ausführlich<br />

beleuchtet: „Ein Christ ist aufgerufen,<br />

stets die Gerechtigkeit zu suchen; aber er<br />

trägt die Schubkraft einer Liebe in sich,<br />

die immer über das Maß der Gerechtigkeit<br />

an sich hinausgeht.“<br />

Während der Begegnung, die aus Anlass<br />

des 60. Gründungstages der Vereinigung<br />

in der Audienzhalle Paul VI. stattfand, erinnerte<br />

Benedikt XVI. auch an die spezifische<br />

Aufgabe der Laien, für eine gerechte<br />

Gesellschaftsordnung zu sorgen.<br />

Diesbezüglich ermutigte er seine Gäste<br />

16_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Aus befreundeten Verbänden<br />

Die Gründung des Windthorst-Kuratoriums im Beisein von Alt-Ministerpräsident<br />

Prof. Dr. Bernhard Vogel (Mitte).<br />

Text und Foto: Dr. Benedikt Vallendar<br />

<strong>BKU</strong> ist im Kuratorium durch<br />

zwei seiner Mitglieder vertreten:<br />

den Vorsitzenden des Kuratoriums,<br />

Alois Konstantin<br />

Fürst zu Löwenstein (UV),<br />

und seinen Stellvertreter, Dr.<br />

Karlheinz Götz (CV).<br />

Die Stiftung soll das Engagement<br />

von katholischen Studierenden<br />

in Staat, Gesellschaft,<br />

Kirche und Universität<br />

mit der Ludwig Windhorst<br />

Plakette auszeichnen. Sobald<br />

ausreichende Mittel bereitstehen,<br />

sollen auch Zusatzqualifikationen<br />

wie Praktika, Auslandsaufenthalte<br />

und Promotionen<br />

gefördert werden.<br />

„Jetzt werden noch Zustifter<br />

gesucht, damit die Stiftung<br />

die Satzungsziele auch erreichen<br />

kann“, sagte der Vorsit-<br />

dazu, sich öffentlich zu engagieren und für<br />

das Wohl des Landes persönlich Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Abschließend empfahl der Papst den heiligen<br />

Josef als Vorbild für die Unternehmer:<br />

„Da ich sogar seinen Namen trage,<br />

freut es mich, ihn euch heute als himmlischen<br />

Beschützer und Fürsprecher für jede<br />

ernst zu nehmende Initiative vorzuschlagen“.<br />

Die Silhouette von Lissabon, Ort des UNIAPAC-<br />

Weltkongresses. Foto UNIAPAC<br />

zende des BKR, Rechtsanwalt<br />

Dieter Trimborn v. Landenberg<br />

(CV). „Auch wir finden<br />

das Kuratorium unterstützenswert.<br />

Darum wird die<br />

Stiftung von der Pax-Bank in<br />

Zukunft betreut“, so das Vorstandsmitglied<br />

der Pax-Bank<br />

und des <strong>BKU</strong>, Winfried Hinzen.<br />

Ludwig Windthorst war von<br />

1862-1865 erster katholischer<br />

Justizminister im damaligen<br />

Königreich Hannover. Als<br />

späterer Reichstagsabgeordneter<br />

und Fraktionsvorsitzender<br />

des Zentrum gilt er nicht<br />

nur als der Gegenspieler des<br />

Reichskanzlers Bismarck,<br />

sondern als engagiertester<br />

Verfechter des katholischen<br />

Deutschland zur Zeit des Kulturkampfes.www.kuratorium-ludwig-windthorst.de,<br />

www.bkr-netzwerk.de<br />

Mai 2006: Die UNIAPAC<br />

lädt zum Weltkongress<br />

nach Lissabon<br />

Der 22.Weltkongress der Internationalen<br />

Vereinigung christlicher<br />

Unternehmerverbände (UNI-<br />

APAC) findet vom 25.-27. Mai<br />

2006 in Lissabon statt.<br />

Er steht unter dem Thema „Bessere<br />

Unternehmer sein in der globalisierten<br />

Welt“. Inhaltlich soll die Frage<br />

reflektiert werden, wie sich christliche<br />

Führungskräfte in der Wirtschaft<br />

darauf vorbereiten können, ihre ethischen<br />

Werte in der globalen, immer<br />

komplexer werdenden Welt im unternehmerischen<br />

Alltag zu leben. Zum<br />

Gedanken- und Erfahrungsausstausch<br />

zu dieser Thematik erwarten<br />

die Organisatoren circa 500 Unternehmer<br />

aus der ganzen Welt.<br />

Im Anschluss an den Kongress<br />

besteht am 28. Mai das Angebot zur<br />

Teilnhame an einer Wallfahrt nach<br />

Fatima.<br />

Informationen unter: www.uniapac.org


Wieczorek-Zeul: Mikrofinanz stärken<br />

Entwicklungsministerin spricht beim Bonner Forum Kirche und Entwicklung<br />

Die alte und neue Entwicklungsministerin<br />

Heidemarie<br />

Wieczorek-Zeul (MdB) hat<br />

bei einer Veranstaltung des<br />

Bonner Forums Kirche und<br />

Entwicklung die Bedeutung<br />

des Mikrofinanzsektors in<br />

der Entwicklungspolitik<br />

unterstrichen.<br />

von Martin J. Wilde<br />

„Bei diesem Thema rennen<br />

Sie bei uns offene Türen ein“,<br />

sagte die Politikerin. Sie wies<br />

besonders darauf hin, dass vor<br />

allem die Frauen vom Zugang<br />

zu Sparen und Kredit profi-<br />

Entwicklungspolitische Organisationen<br />

der Wirtschaft<br />

haben ein auf Initiative des<br />

<strong>BKU</strong> verfasstes Positionspapier<br />

„Die Rolle der Wirtschaft<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit“<br />

an Ministerin<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

übergeben.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Zu der Runde gehören die<br />

Arbeitsgemeinschaft Entwicklungspolitik<br />

der deutschen<br />

Wirtschaft (AGE), der<br />

Deutsche Genossenschaftsund<br />

Raiffeisenverband, die<br />

Sparkassenstiftung für internationale<br />

Zusammenarbeit<br />

und weitere entwicklungspolitischeDurchführungsorganisationen<br />

der Wirtschaft. Bei<br />

der Übergabe im Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwikklung<br />

(BMZ) in Berlin erläuterten<br />

Vertreter dieser Organisationen<br />

die Zielrichtung der<br />

Initiative. Die deutschen<br />

Mit dem Thema Mikrofinanz „rennen Sie bei uns offene Türen ein“, betont<br />

die alte und neue Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-<br />

Zeul Foto Martin J. Wilde<br />

tierten und die Selbsthilfekräfte<br />

gestärkt würden.<br />

Die Ministerin stellte in ihrem<br />

Vortrag klar, dass das Ak-<br />

Wirtschaft und Entwicklung<br />

Spitzenverbände übergeben Positionspapier<br />

Unternehmen und ihre Verbände<br />

sowie andere nicht<br />

staatliche Entwicklungsorganisationen<br />

hätten das Potential,<br />

um die Qualität der<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

insgesamt zu verbessern, erklärte<br />

der AGE-Vorsitzende<br />

Karl Starzacher. Die Maxime<br />

müsse daher sein: weniger<br />

staatliche und bürokratische<br />

Strukturen, mehr Privatinitiative<br />

in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Hierfür sollten die<br />

Entwicklungsorganisationen<br />

der Wirtschaft mehr Chancen<br />

bekommen, so die Forderung<br />

der Wirtschaftsverbände. Mit<br />

ihren Fähigkeiten und Potentialen<br />

könnten sie einen größeren<br />

Beitrag zur Entwicklung<br />

der Privatwirtschaft in den<br />

Entwicklungsländern leisten.<br />

Für den <strong>BKU</strong> nahmen an<br />

dem Gespräch AFOS-Kuratoriumsvorsitzender<br />

Dr. Franz<br />

Schoser, Arbeitskreisleiter<br />

Prof. Dr. Winfried Pinger und<br />

Geschäftsführer Martin J. Wilde<br />

teil. ■<br />

tionsprogramm der Bundesregierung<br />

zur Armutsbekämpfung<br />

weiterhin hohe Priorität<br />

habe. Sie kündigte an, dass die<br />

Die Pax Bank eG steigt in<br />

Kooperation mit der belgischenInvestmentgesellschaft<br />

Incofin ins Mikrofinanzgeschäft<br />

ein.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Als ersten Schritt wird die<br />

Kölner Kirchenbank eine Inhaberschuldverschreibung<br />

des<br />

„Impulse“-Mikrofinanz-Investmentfonds<br />

in Höhe von<br />

zwei Millionen Euro zeichnen.<br />

Der Impulse-Fonds wurde<br />

2005 gemeinsam von Incofin,<br />

einer vom katholischen Unternehmerverband<br />

in Flandern<br />

initiierten Investmentgesellschaft,<br />

zusammen mit der belgischen<br />

KBC-Bank aufgelegt.<br />

Derzeit investiert der Fonds in<br />

Mirkofinanzbanken in Nicaragua,<br />

Peru, Bolivien, Equador,<br />

Kosovo, Benin und Kambodscha.<br />

Die Pax Bank will im zweiten<br />

Schritt die gezeichnete Impulse-Anleihe<br />

in Form eines<br />

Tagungen<br />

Bundesregierung ihren Vorsitz<br />

der G8 und ihre gleichzeitige<br />

Präsidentschaft in der EU im<br />

ersten Halbjahr 2007 zu neuen<br />

entwicklungspolitischen Initiativen<br />

nutzen werde.<br />

Das Bonner Forum Kirche<br />

und Entwicklung wurde 2004<br />

auf Vorschlag des <strong>BKU</strong> von der<br />

Deutschen Kommission Justicia<br />

et Pax, dem Evangelischen<br />

Entwicklungsdienst sowie weiteren<br />

in Bonn ansässigen kirchlichenEntwicklungsorganisationen<br />

ins Leben gerufen. Es<br />

dient als Dialogplattform der<br />

kirchlichen Entwicklungsorganisationen<br />

untereinander und<br />

mit der Politik. ■<br />

Pax-Bank steigt ein<br />

Mikrofinanzgeschäft für ethische Anlagen<br />

mit der DZ-Bank, dem Frankfurter<br />

Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken,herausgegebenen<br />

Zertifikates ihren<br />

Privatkunden anbieten.<br />

Zertifikat für<br />

Privatkunden<br />

Das Gesamtvolumen der<br />

Zertifikates soll zehn Millionen<br />

Euro betragen, die Stückelung<br />

1 000 Euro. 20 Prozent<br />

sollen also in Mikrofinanzinstitute,<br />

und 80 Prozent in andere<br />

ethische Anlagen investiert<br />

werden.<br />

Auf diese Weise sollen auch<br />

Privatkunden die Möglichkeit<br />

erhalten, sich an der Finanzierung<br />

von Mikrofinanzinstituten<br />

in Entwicklungsländern zu<br />

beteiligen. Gleichzeitig soll<br />

das Rendite-Risiko-Profil des<br />

Zertifikates anderen Anlagemöglichkeiten<br />

entsprechen. ■<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 17


Tagungen<br />

AFOS unterstützt Kirchenbank in Nigeria<br />

Investition mit KfW, Incofin und Bio geplant - Monsignore Ike ist treibende Kraft<br />

Auf Grund einer neuen Gesetzgebung<br />

in Nigeria muss<br />

sich die kirchliche Umuchinemere<br />

Community Bank<br />

(UCB) in Enugu in eine<br />

richtige Mikrofinanzbank<br />

umwandeln.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Die Vergabe von Krediten<br />

an kleine und mittlere Unternehmen<br />

soll bei dieser Umwandlung<br />

zum Kerngeschäft<br />

werden. Damit soll eine deutliche<br />

Kapitalerhöhung verbunden<br />

werden. Auf Bitten<br />

des alten <strong>BKU</strong>-Freundes und<br />

AFOS-Partners Monsingore<br />

Obiora Ike, der treibenden<br />

Kraft hinter der UCB, haben<br />

der <strong>BKU</strong> und die AFOS-Stiftung<br />

ein Konsortium verschiedener<br />

potentieller Investoren<br />

zusammengebracht. Ziel ist<br />

es, gemeinsam in UCB zu investieren<br />

und den Umwandlungsprozess<br />

in eine leistungsfähige<br />

und profitable Mikrofinanzbank<br />

zu unterstützen.<br />

Mikrofinanz: Privatanleger suchen Anlagemöglichkeit<br />

Informationsveranstaltung der Diözesangruppe Ruhrgebiet - Bank im Bistum Essen interessiert<br />

Auf einer gemeinsamen Veranstaltung<br />

zum Thema<br />

Mikrofinanz und ethisches<br />

Investment der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

Ruhrgebiet<br />

und der Bank im Bistum<br />

Essen zeigten die Teilnehmer<br />

viel Interesse, auch privates<br />

Geld zur Finanzierung<br />

von Mikrofinanzinstitutionen<br />

anzulegen.<br />

Zum Auftakt erläuterte<br />

Bundesbankvorstand Dr. Hans<br />

Reckers das Konzept Mikrofinanz.<br />

Er wies sowohl auf die<br />

entwicklungspolitische Bedeutung<br />

des Mikrofinanzsektors<br />

für die Armutsbekämp-<br />

18_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Vom <strong>BKU</strong> zusammengebracht: Msgr. Obiora Ike und Mikrofinanz-„Guru“<br />

Dr. Claus-Peter Zeitinger.<br />

Die bundeseigene Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau<br />

(KfW), die vom belgischen<br />

<strong>BKU</strong> gegründete Investitionsgesellschaft<br />

Incofin – mit der<br />

AFOS bereits in Uganda erfolgreich<br />

kooperiert – und die<br />

belgische Entwicklungsbank<br />

Bio haben bereits ihre konkrete<br />

Bereitschaft zur Teilnahme<br />

signalisiert. Als Management-<br />

Consultant ist die Frankfurter<br />

Beratungsgesellschaft IPC mit<br />

fung als auch auf die Investitionsmöglichkeiten<br />

aus dem<br />

„Norden“ hin. „Viele Mikrofinanzbanken<br />

in Entwicklungsländern<br />

sind inzwischen so<br />

professionell geführt und so<br />

profitabel, dass sich Investitionen<br />

lohnen“.<br />

In den vergangenen drei<br />

Jahren seien bereits verschiedene<br />

Mikrofinanzfonds aufgelegt<br />

worden, in die auch Privatanleger<br />

investieren können.<br />

Leider sei Deutschland diesbezüglich<br />

aber noch „Entwicklungsland“.<br />

Loic de Canniere von der<br />

belgischen Investitionsgesellschaft<br />

Incofin stellte die Akti-<br />

im Boot, die bereits das Management<br />

der ProCredit Holding<br />

AG und ihrer Tochterbanken<br />

in weltweit 19 Ländern<br />

stellt. Interesse an einer Beteiligung<br />

kommt auch von einer<br />

deutschen Bistumsbank.<br />

Mikrofinanz ist<br />

Dienstleistung der Kirche<br />

Nach einer zweiten Verhandlungsrunde<br />

in Frankfurt<br />

vitäten besonders des „Impulse“-Mikrofinanz-Investmentfonds<br />

vor. Die Bank im<br />

Bistum Essen kündigte an,<br />

zeigte sich Ike erfreut über das<br />

deutsch-belgische Interesse.<br />

„Die Kirche in Nigeria ist der<br />

Armutsbekämpfung verpflichtet.<br />

Auch unter den Armen<br />

gibt es viele, die unternehmerische<br />

Begabungen haben,<br />

aber bislang keinen Zugang<br />

zu Sparen und Kredit<br />

haben. Die Umuchinemere<br />

Community Bank war in den<br />

letzten zehn Jahren bereits eine<br />

Dienstleistung der Kirche<br />

an die Armen. Das wollen wir<br />

jetzt in Richtung Vergabe von<br />

Kleinkrediten professionell<br />

ausbauen.“<br />

Sollte das Investitionsvorhaben<br />

noch in diesem Jahr<br />

umgesetzt werden, wäre dies<br />

die erste ausländische Direktinvestition<br />

in ein nigerianisches<br />

Mikrofinanzinstitut.<br />

IPC-Geschäftsführer und Pro-<br />

Credit-Aufsichtsratsvorsitzender<br />

Dr. Claus-Peter Zeitinger<br />

zu den Erfolgsaussichten:<br />

„Der Markt ist da. In zwei Jahren<br />

kann die neue Bank profitabel<br />

sein.“<br />

Weiter auf Seite 19 unten ➜<br />

Auf ein interessiertes Publikum traf die Informationsveranstaltung zum<br />

Thema Mikrofinanz in Essen. Foto: Bank im Bistum Essen<br />

sich des Themas kurzfristig<br />

anzunehmen und ihren Kunden<br />

entsprechende Produkte<br />

anzubieten. Martin J. Wilde


Mikrofinanz und Mittelstand<br />

Entwicklungspolitische Fachtagung von <strong>BKU</strong> und Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

Der <strong>BKU</strong> und die Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung luden im<br />

Dezember zu einer entwicklungspolitische<br />

Fachtagung<br />

auf Schloß Eichholz bei<br />

Bonn. 90 Experten aus Politik,<br />

Kirche und Wirtschaft<br />

nahmen daran teil. Das<br />

Thema Mikrofinanz und<br />

die Rolle des Mittelstandes<br />

waren wichtige Themen.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Den Auftakt der Fachtagung<br />

machten der entwicklungspolitische<br />

Sprecher der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />

Dr. Christian Ruck,<br />

und der stellvertretende CDU/<br />

CSU-Fraktionsvorsitzende<br />

Arnold Vaatz. Beide sprachen<br />

sich dafür aus, die Effizienz<br />

der Entwicklungspolitik zu<br />

steigern. Die Armutsbekämpfung<br />

solle dabei ein wichtiger<br />

Bereich bleiben. Der Europaabgeordnete<br />

Michael Gahler<br />

setzte sich kritisch mit der<br />

Go to Nigeria!<br />

➜ Zu ähnlichen Einschätzungen<br />

kommt das bei der<br />

Weltbank angesiedelte Mikrofinanz-Kompetenzcenter<br />

CGAP, dass empfiehlt: „Go to<br />

EU-Entwick-lungspolitik auseinander<br />

und forderte ebenso<br />

wie der Wirtschaftspolitiker<br />

Erich G. Fritz (MdB) Reformen<br />

im internationalen Handelsregime,<br />

um den Entwikklungsländern<br />

eine faire<br />

Chance auf den Weltmärkten<br />

zu geben.<br />

Mikrofinanz im Mainstream angekommen: Incofin-Geschäftsführer Loic<br />

de Cannière (v.li.), Sparkassenstiftungsvorsitzender Dr. Holger Berndt,<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreisleiter Prof. Dr. Winfried Pinger, Bundesbankvorstand Dr.<br />

Hans Reckers, AFOS-Gründer Dr. Werner Cordes.<br />

Im Mittelpunkt weiterer<br />

Vorträge stand das Thema<br />

Mikrofinanz. Am Ende des<br />

„UN-Jahres des Mikrokredits“<br />

zogen die meisten Referenten<br />

die erfreuliche Bilanz, dass<br />

das Thema Mikrofinanz nun<br />

endlich im „Mainstream“ der<br />

Entwicklungspolitik ange-<br />

Tagungen<br />

Diskutierten das Positionspapier der Wirtschaftsverbände: Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB (v.li.),<br />

Unions-Sprecher Dr. Christian Ruck, <strong>BKU</strong>-Ehrenvositzender Cornelius Fetsch und AFOS-Gründer Dr. Werner Cordes.<br />

Fotos Martin J. Wilde<br />

Nigeria!“<br />

Zum Risiko eines Engagement<br />

in Nigeria zeigt sich auch<br />

der Vorsitzende des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises„UnternehmerischeEntwicklungszusammenarbeit,<br />

Prof. Winfried Pinger“,<br />

entspannt. „Erfahrungen aus<br />

kommen sei. Ein aus <strong>BKU</strong>-<br />

Sicht besonders schönes und<br />

konkretes Ergebnis der<br />

Gespräche und Kontakte der<br />

Tagung war die Idee, ein<br />

Investorenkonsortium für Nigeria<br />

zusammenzubringen<br />

(S. 18). ■<br />

Plädoyer für den Mittelstand: Der Düsseldorfer Unternehmer Peter Hesse<br />

im Plenum.<br />

so schwierigen Ländern wir<br />

Ukraine, Bolivien und Indonesien<br />

zeigen, das Mikrofinanzinstitute<br />

gegen ökonomische<br />

Schocks (Asienkrise) oder politische<br />

Erschütterungen<br />

(Orange-Revolution, innere<br />

Unruhen) viel weniger emp-<br />

findlich sind als die Geschäftsbanken.<br />

Zum einen ist<br />

die Risikostreuung im Mikrofinanzgeschäft<br />

viel breiter,<br />

und zum anderen schützen die<br />

kleinen Leute „ihre“ Bank,<br />

von der ihr wirtschaftliches<br />

Überleben abhängt. ■<br />

<strong>BKU</strong> - Journal 1_06 19


Tagungen<br />

Alte Werte neu gelebt<br />

12./13. Mai: DIHK-Präsident Braun eröffnet die <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Schmallenberg<br />

Unter dem Thema „Alte<br />

Werte neu gelebt“ findet<br />

vom 12. bis 13. Mai die diesjährige<strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />

im sauerländischen<br />

Schmallenberg statt.<br />

Der <strong>BKU</strong> hat sich für das<br />

laufende Jahr das Thema „Mit<br />

Werten führen“ auf die Fahnen<br />

geschrieben. Fragen rund um<br />

die Werte in der Wirtschaft haben<br />

seit einiger Zeit Hochkonjunktur.<br />

Der <strong>BKU</strong> folgt bei der<br />

Auswahl dieses Themas aber<br />

nicht dem Zeitgeist, sondern<br />

setzt seine Tradition fort: Seit<br />

mehr als 50 Jahren setzt sich<br />

der Bund mit der Katholischen<br />

Soziallehre als Orientierungshilfe<br />

in der Unternehmensführung<br />

auseinander.<br />

Als Unternehmerverband<br />

Eigenes Jugendprogramm<br />

Kongress Freude am Glauben wieder in Fulda<br />

Der 6. Kongress „Freude<br />

am Glauben“ des Forums<br />

Deutscher Katholiken findet<br />

vom 16. bis 18. Juni in<br />

Fulda statt. Das kündigte<br />

Forums-Vorsitzender Hubert<br />

Gindert an.<br />

Kongressleiter ist der Vorsitzende<br />

der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

Aschaffenburg, Alois<br />

Konstantin Fürst zu Löwenstein.<br />

Während der Veranstaltung<br />

diskutiert der Geistliche<br />

Berater des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr.<br />

Lothar Roos, über die Frage<br />

„Unternehmer-erfolgreich und<br />

zugleich sozial“ – unter anderem<br />

mit den <strong>BKU</strong>-Mitgliedern<br />

Michael Bommers und Dr.<br />

Klaus-Dieter Schmidt. Der<br />

Bonner Staatsrechtler Prof.<br />

20_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Vertrautes Bild im <strong>BKU</strong>: die Silhouette von Schmallenberg.<br />

Foto: Peter Unterberg<br />

liefert der <strong>BKU</strong> dazu nicht nur<br />

theoretische Konzepte, sondern<br />

verfügt über viele erfahrene<br />

Praktiker, die sich in ihrem<br />

unternehmerischen Handeln<br />

von Werten leiten lassen.<br />

Einige davon kommen in<br />

Dr. Josef Isensee thematisert<br />

die Grenzen der weltlichen<br />

Gerichtsbarkeit und das jüngste<br />

Gericht.<br />

Das im Jahr 2000 gegründete<br />

Forum „papst- und kirchentreuer<br />

Katholiken“ plant<br />

erstmals ein paralleles Jugendprogramm,<br />

um den Impuls<br />

des Weltjugendtags in<br />

Köln weiterzutragen. Nach einem<br />

Gastspiel in Regensburg<br />

kehrt der Kongress nun an den<br />

Ursprungsort Fulda zurück.<br />

Der nunmehr sechste Kongress<br />

steht unter dem Motto<br />

„Auf dem Weg zu Christus“.<br />

Den Eröffnungsgottesdienst<br />

leitet Fuldas Bischof Heinz<br />

Josef Algermissen. Unt/KNA<br />

www.forum-deutscher-katholiken.de<br />

Schmallenberg zu Wort.<br />

Die Tagung beginnt am<br />

Freitag um 10.00 Uhr mit dem<br />

Eröffnungsreferat des Präsidenten<br />

des Deutschen Industrie-<br />

und Handelskammertages,<br />

Dr. h.c. Ludwig Georg<br />

Protestantisches Profil<br />

Der evangelische Kirchtentag 2007 in Köln<br />

Das Motto des Evangelischen<br />

Kirchentags 2007 in<br />

Köln heißt „Lebendig und<br />

kräftig und schärfer“. Die<br />

100 000 Dauerteilnehmer<br />

könnten die Losung als Aufforderung<br />

verstehen, protestantisches<br />

Profil im katholischen<br />

Köln zu zeigen,<br />

sagte Kirchentagspräsident<br />

Reinhard Höppner vor<br />

Journalisten.<br />

Die Worte aus dem Hebräerbrief<br />

zeigten auch, dass<br />

die Kirche „nicht so tot, fade<br />

und stumpf ist, wie manche<br />

Zeitgenossen meinen“, betonte<br />

der frühere Ministerpräsident<br />

von Sachsen-Anhalt.<br />

Der Präses der rheinischen<br />

Landeskirche, Nikolaus<br />

Schneider, sagte, der Kirchentag<br />

werde „so ökumenisch wie<br />

möglich“. Joachim Kardinal<br />

Meisner habe sich bereit erklärt,<br />

dabei zu sein. Geplant sei<br />

Braun (Vorstandsvorsitzender<br />

der Braun Melsungen AG). Im<br />

Laufe des Tages folgen Beiträge<br />

von OBI-Gründer Manfred<br />

Maus, Generalleutnant Walter<br />

Jertz (Luftwaffenführungskommando<br />

Köln-Wahn) und<br />

des Medizin-Professors Dr.<br />

Dietrich H. W. Grönemeyer<br />

(Universität Witten-Herdecke)<br />

sowie der Unternehmerin<br />

Christiane Underberg. Am<br />

Samstagmorgen stellt sich<br />

NRW-Finanzminister und<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Helmut Linssen,<br />

MdL, dem Dialog mit den<br />

Teilnehmern. Die Tagung endet<br />

mit dem Mittagessen.<br />

Anmeldungen erhalten Sie im<br />

Internet unter www.bku.de<br />

(Termine) oder in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle<br />

in Köln, Tel. 0221<br />

/ 272370<br />

Historie: Ein Werbeplakat für den<br />

Kirchentag vor 50 Jahren.<br />

ein ökumenischer Gottesdienst<br />

im Dom. Ein gemeinsames<br />

Abendmahl solle es nicht geben.<br />

Doch alle getauften Christen<br />

seien eingeladen, an den<br />

Abendmahlsfeiern teilzunehmen.<br />

Die katholische Kirche<br />

solle diese protestantische Auffassung<br />

respektieren, findet<br />

Schneider, denn: „Nicht wir<br />

sind Herr des Tisches, sondern<br />

Jesus Christus selber.“ KNA


Bischof und Ballsaal sind gebucht<br />

13. bis 15. Oktober: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Magdeburg<br />

Datum und Thema stehen<br />

fest, die Suche nach Referenten<br />

hat begonnen: Vom<br />

13. bis 15. Oktober triftt<br />

sich der <strong>BKU</strong> zu seiner<br />

Bundestagung in Magdeburg.<br />

Traditionell steht die Tagung<br />

im Zeichen des aktuellen<br />

<strong>BKU</strong>-Jahresthemas “Mit Werten<br />

führen”. Geplant ist, dass<br />

auf jeden Fall ein prominenter<br />

Bundespolitiker und ein sachsen-anhaltinischerLandesminister<br />

auftreten. Die Suche<br />

nach diesem Referenten kann<br />

jedoch erst jetzt nach der<br />

Landtagswahl beginnen. Fest<br />

steht, dass Ortsbischof Dr.<br />

Gerhard Feige die Tagung eröffnen<br />

und am Sonntag mit der<br />

Gruppe die Heilige Messe<br />

feiern wird.<br />

Das Papamobil im Schlamm<br />

Sicherheitsberater Winrich Ganitzka gewährte einen Blick hinter die Kulissen des Weltjugendtages<br />

Interna, die man erst nachher<br />

erfährt, trug der Sicherheitsberater<br />

des Kölner<br />

Weltjugendtages, <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Winrich Granitzka,<br />

jetzt bei der DG Köln vor.<br />

An eine Szene des Weltjugendtages<br />

wird sich Granitzka<br />

bis zum Ende seines Lebens<br />

erinnern: Kurz vor der Papstmesse<br />

auf dem Marienfeld war<br />

das Papamobil am Fuße des<br />

Altarhügels in eine Sackgasse<br />

gefahren, erzählte er. Der<br />

Rückweg durch die Menge<br />

war unmöglich, so dass Granitzka<br />

vorschlug, der Heilige<br />

Vater möge zu Fuß den Hügel<br />

erklimmen. Das wurde vom<br />

römischen Protokoll rigoros<br />

abgelehnt. Einziger Ausweg<br />

war ein Weg aus hohlen Kunststoffplatten,<br />

die jedoch nur für<br />

Fußgänger ausgelegt waren.<br />

Eines der bekanntesten Bauwerke Magdeburgs: Der Dom<br />

Foto: Peter Unterberg<br />

Im Rahmenprogramm können<br />

die Teilnehmer nicht nur<br />

die schönsten Seiten der Landeshauptstadt<br />

kennenlernen,<br />

sondern auch das Tanzbein<br />

schwingen: Möchte die Gastgebende<br />

Diözesangruppe<br />

doch die Tradition eine Fest-<br />

Er begeisterte seine Zuhörer mit<br />

Details vom Weltjugendtag: Winrich<br />

Granitzka.<br />

Per Handy rief Granitzka den<br />

zuständigen Bauunternehmer<br />

an, der versicherte, das 2,8<br />

Tonnen schwere Papamobil<br />

werde in den Platten einbrechen<br />

und bis zu den Achsen im<br />

Morast versinken. Das hätte<br />

den HeiligenVater zu einem<br />

balles wieder aufleben lassen.<br />

Über die Fortschritte in der<br />

Programmplanung wird kontinuierlich<br />

unter www.bku.de<br />

berichtet. Die Einladungen<br />

werden voraussichtlich kurz<br />

vor den Sommerferien versandt.<br />

Unt<br />

wenig feierlichen Ausstieg gezwungen.<br />

Dennoch gab Granitzka<br />

in seiner Verzweiflung<br />

den Fahrbefehl und begann zu<br />

beten. Die Platten hielten.<br />

Ansonsten waren Granitzka<br />

und alle, die Papst Benedikt<br />

XVI erlebten, begeistert von<br />

dessen Auftreten, das er als<br />

fast scheu und ohne jede Attitüde<br />

beschrieb. Ganz anders<br />

waren die Männer der römischen<br />

Kurie, die in Zweifelsfällen<br />

das letzte Wort hatten.<br />

Das zeigte sich etwa bei der<br />

Besichtigung des Schiffes, mit<br />

dem der Papst auf dem Rhein<br />

nach Köln kam. Der römische<br />

Reisemarschall warf binnen<br />

Minuten die Pläne aller Architekten<br />

über den Haufen und<br />

legte fest, wo der Papst sitzen<br />

werde.<br />

Im der Vakanz zwischen<br />

dem alten und neuen Papst da-<br />

Tagungen<br />

Chiemsee-<br />

Tagung mit<br />

Altkanzler Kohl<br />

Zwei prominente Referenten<br />

hat der Vorsitzende der DiözesangruppeMünchen/Freising,<br />

Helmut Linnenbrink für<br />

die diesjährige Regionaltagung<br />

der Bayerischen <strong>BKU</strong>-Gruppen<br />

auf der Insel Frauenchiemsee<br />

gewinnen können. In diesem<br />

Jahr werden Altkanzler Dr.<br />

Helmut Kohl und Prof. Eugen<br />

Biser bei diesem „9. Frauenwörther<br />

Gespräch“ über die<br />

Zukunft Europas diskutieren.<br />

Die Tagung findet am Freitag,<br />

23. Juni 2006 statt.<br />

Die Veranstaltung hat sich<br />

zu einem attraktiven Fixpunkt<br />

im Jahresprogramm der süddeutschen<br />

Gruppen etabliert.<br />

In den Vorjahren referierten<br />

unter anderem VW-Chef Dr.<br />

Bernd Pischetsrieder und der<br />

Politiker Otto von Habsburg.<br />

gegen zogen sich Entscheidungen<br />

so weit in die Länge,<br />

dass so mancher Zeitplan arg<br />

ins Rutschen geriet, sagte Granitzka.<br />

■<br />

DIE BILANZ<br />

Die Abschlussbilanz des<br />

Weltjugendtags wird nach<br />

Angaben seines Generalsekretärs<br />

Heiner Koch „im<br />

grauen Bereich“ liegen. Die<br />

finanzielle Abwicklung<br />

werde noch das ganze Jahr<br />

dauern. Die Ausgaben lagen<br />

um rund ein Fünftel über<br />

den geplanten 100 Millionen<br />

Euro. Als Gründe werden<br />

höhere Teilnehmerzahlen<br />

und erhöhte Sicherheitsauflagen<br />

genannt.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 21


Tagungen<br />

Bildung braucht Unternehmergeist<br />

<strong>BKU</strong> Magdeburg und KAS organisieren Austausch zwischen Unternehmern und Bildungseinrichtungen<br />

Ein Forum für den Austausch<br />

zwischen Unternehmern<br />

und Bildungseinrichtungen<br />

haben die <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

Magdeburg<br />

und die Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung organisiert.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Trotz der Winterferien in<br />

Sachsen-Anhalt kamen mehr<br />

als 30 Unternehmer und Vertreter<br />

von Bildungseinrichtungen<br />

ins Domgymnasium in<br />

Magdeburg, um über das Thema<br />

„Bildung braucht Unternehmergeist“<br />

zu diskutieren.<br />

Im Mittelpunkt standen dabei<br />

konkrete Möglichkeiten, wie<br />

Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />

so zusammenarbeiten<br />

können, dass beide<br />

davon profitieren.<br />

Der Werningeroder Unter-<br />

22_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

nehmer Andreas Schubert berichtete<br />

von einer beispielhaften<br />

Zusammenarbeit des<br />

Landkreises, der Schulen und<br />

der Unternehmen im Landkreis<br />

Werningerode mit Blick<br />

auf die Berufswahlvorbereitung<br />

Jugendlicher. Das Ergebnis:<br />

Weniger Jugendliche brechen<br />

die Ausbildung ab, wovon<br />

besonders auch die mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

profitieren.<br />

Die Unternehmerin Kerstin<br />

Storck berichtete von den Bemühungen,<br />

eine Sekundarschule<br />

in freier Trägerschaft in<br />

Magdeburg zu gründen. Dem<br />

unternehmerischen Engagement<br />

vieler schlage aber seitens<br />

der Politik wie der Kirche<br />

nicht immer hinreichend<br />

Unterstützung entgegen, kritisierte<br />

sie. Einigkeit bestand<br />

aber bei allen Teilnehmern,<br />

Veranstaltungshinweis<br />

Berliner Forum Schicksalsthema Bildung<br />

Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>),<br />

Katholische Elternschaft Deutschlands (KED),<br />

Katholische Erziehergemeinschaft (KEG),<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (KAS)<br />

Mittwoch, 20. September 2006, 19.00 Uhr<br />

Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

Tiergartenstraße 35, 10785 Berlin<br />

Begrüßung: Ministerpräsident a.D.<br />

Prof. Dr. Bernhard Vogel<br />

Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.<br />

Statements: „Bildung braucht Unternehmergeist“<br />

Claus Hipp,Unternehmer<br />

Christine Liberknecht, MdL<br />

Vorsitzende der CDU-Fraktion<br />

im Thüringer Landtag<br />

Moderation: Jörg Feuchthofen,<br />

Geschäftsführer der Vereinigung hessischer<br />

Unternehmerverbände,<br />

Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises Bildung<br />

Berichteten von ihrem Engagement in Sachen Bildung: Andreas Schubert<br />

und Kerstin Stork Foto: KAS<br />

dass es für den Mittelstand wie<br />

für die Region wichtig sein,<br />

gemeinsam qualifizierte Berufsbildungsangebote<br />

zu ma-<br />

Die Publikation „Bildung<br />

braucht Unternehmergeist“<br />

ist das Ergebnis eines Kooperationsprojektes<br />

der<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

(KAS) und des <strong>BKU</strong>.<br />

Das Heft gibt die Ergebnisse<br />

eines Fachgespräches sowie<br />

eines Kongresses zum<br />

Thema wider, die im vergangenen<br />

Jahr in Berlin stattfanden,<br />

und enthält theoretische<br />

Grundlagen und praktische<br />

Beispiele zur Kooperation von<br />

Unternehmen und Bildungseinrichtungen.<br />

Autoren der<br />

verschiedenen Beiträge sind<br />

unter anderem der thüringische<br />

Ministerpräsident Dieter Althaus<br />

sowie der Wissenschaftliche<br />

Berater der <strong>BKU</strong>, Professor<br />

Dr. André Habisch. Kernaussagen<br />

der Broschüre sind:<br />

chen, damit nicht noch mehr<br />

junge Menschen mangels Alternativen<br />

in andere Universitätsstädte<br />

abwandern. ■<br />

Unternehmer und Bildung<br />

KAS-Publikation über gemeinsames Projekt<br />

• Die Bildung ist für die Zukunft<br />

des Standorts Deutschland<br />

zu wichtig, als dass<br />

sie allein dem Staat überlassen<br />

werden kann.<br />

• Wenn Unternehmen und<br />

Bildungseinrichtungen eine<br />

längerfristige Kooperation<br />

eingehen, die über „Spenden<br />

und Sponsoring“ hinausgeht,<br />

entsteht für beide<br />

eine Win-Win-Situation.<br />

Tobias Wangermann (Hrsg):<br />

„Bildung braucht Unternehmergeist<br />

– Für ein bürgerschaftliches<br />

Engagement kleiner<br />

und mittelständischer<br />

Unternehmen in der Bildung“.<br />

Die 70-seitige Publikation ist<br />

kostenlos erhältlich über die<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung: tobias.wangermann@kas.de.


Familiengerechteres Steuer- und Sozialrecht<br />

Kirchhof spricht auf gemeinsamer Veranstaltung von <strong>BKU</strong>, Kolping und KKV in Berlin<br />

Dachten das Soziale neu: (v.l.) Prof. Kirchhof, Moderator Heinrich Wullhorst, Marie-Luise Dött und Thomas Dörflinger.<br />

Foto: Martin J. Wilde<br />

Der Steuerexperte und ehemalige<br />

Verfassungsrichter<br />

Paul Kirchhof hat angesichts<br />

der demographischen<br />

Krise in Deutschland<br />

grundlegende Reformen des<br />

Arbeits-, Steuer- und Sozialrechts<br />

zu Gunsten der Familie<br />

verlangt.<br />

von Martin Wilde<br />

und der KNA<br />

Kirchhof äußerte sich bei<br />

einer gemeinsamen Veranstaltung<br />

des <strong>BKU</strong>, des Kolpingwerks<br />

und des Bundesverbands<br />

Katholiken in Wirtschaft<br />

und Verwaltung (KKV)<br />

in Berlin zum Thema „Das Soziale<br />

neu denken – Für eine<br />

Kultur der Selbständigkeit“.<br />

Dabei rückte er die Überzeugung<br />

in den Mittelpunkt,<br />

dass die Familie als Kern alles<br />

Sozialen Ausgangspunkt für<br />

die Zukunft der Gesellschaft<br />

sei. Auch Wirtschaftswachstum<br />

„beginnt mit dem<br />

Wachstum der Kinder“, so der<br />

Rechtswissenschaftler. Der<br />

Markt gehe dorthin, wo Menschen<br />

sind. „Deswegen sind<br />

Familien- und Wirtschaftspolitik<br />

kein Gegensatz, sondern<br />

bedingen einander“, betonte<br />

der Steuerexperte. Sollte der<br />

Kindermangel in Deutschland<br />

anhalten, sieht Kirchhof<br />

Wachstum und Wohlstand und<br />

langfristig auch die Demokratie<br />

gefährdet.<br />

„Sozialer Rechtsstaat,<br />

nicht Sozialstaat“<br />

Kirchhof wies darauf hin,<br />

dass das Grundgesetz vom<br />

„sozialen Rechtsstaat“ spreche,<br />

das Wort Sozialstaat aber<br />

in der Verfassung nicht vorkomme.<br />

Der Verfassungsrechtler<br />

kritisierte eine verbreitete<br />

Haltung vieler Bürger,<br />

die vom Staat nicht nur „ihr<br />

gutes Recht, sondern vor allem<br />

ihr gutes Geld erwarten“. Dies<br />

komme von dem Missverständnis,<br />

dass der Staat zwar<br />

das Soziale garantieren, es<br />

aber nicht selbst organisieren<br />

solle. Dies sei Aufgabe der<br />

Selbsthilfe und Selbstorganisation<br />

der Bürger, ihrer Verbände,<br />

der Kirchen und der<br />

Wirtschaft.<br />

Zu einer sozial gerechten<br />

Gestaltung des Generationenvertrags<br />

forderte der Jurist<br />

ebenfalls umfangreiche Reformen.<br />

Dazu gehöre eine Erneuerung<br />

des Umweltschutzes, eine<br />

Neudefinition des Krankenversicherungssystems<br />

und<br />

des Rentenrechts sowie ein<br />

konsequenter Abbau der<br />

Staatsverschuldung.<br />

Kapital und Arbeit<br />

Kirchhof kritisiert ferner,<br />

das Steuerrecht neige dazu,<br />

das Kapital gegenüber der Arbeit<br />

zu bevorzugen. Damit<br />

vertreibe es die Arbeit aus<br />

Deutschland. Wirtschaftliches<br />

Wachstum könne sich nur ent-<br />

Tagungen<br />

falten, wenn die Bundesrepublik<br />

die wichtigste Ressource<br />

– die Leistungsfähigkeit ihrer<br />

Köpfe – zur Entfaltung bringe.<br />

Der Steuerfachmann forderte<br />

die Gesamtbelastung von Kapital<br />

und Arbeit im Einkommens-<br />

und Köperschaftssteuerrecht<br />

in der Bemessungsgrundlage<br />

wie im Steuersatz<br />

gleich auszugestalten.<br />

Unterstützung erhielt<br />

Kirchhof in diesem Punkt von<br />

der <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden und<br />

CDU-Bundestagsabgeordneten<br />

Marie-Luise Dött. Da die<br />

Arbeit in der modernen<br />

Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft<br />

vor allem in<br />

den Köpfen stattfinde, führe<br />

eine steuerliche Diskriminierung<br />

zur Abwanderung der besten<br />

Köpfe ins Ausland.<br />

Dött kündigt<br />

<strong>BKU</strong>-Steuerkonzept an<br />

Dött kündigte an, dass der<br />

<strong>BKU</strong> Ende April in Berlin ein<br />

eigenes Steuerkonzept vorlegen<br />

werde. Es soll nach ihren<br />

Worten stark mittelstandsorientiert<br />

und im Geiste der<br />

katholischen Soziallehre und<br />

mit Blick auf das Verhältnis<br />

von Kapital und Arbeit ausgewogen<br />

sein. Darüber hinaus<br />

solle es eine radikale Vereinfachung<br />

gegenüber derzeit diskutierten<br />

Modellen darstellen.<br />

■<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 23


Forum<br />

Skandal mit Zeitverzögerung<br />

Kulturen auf Kollisionskurs? – Fakten, Hintergründe und Deutungsversuche zum Karikaturenstreit<br />

Gewalttätige Demonstrationen,Flaggenverbrennungen,<br />

Boykott-Aufrufe: Die<br />

Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen<br />

in<br />

skandinavischen Zeitungen<br />

hat in der islamischen Welt<br />

– mit viel Zeitverzögerung –<br />

eine Protestwelle ungeahnten<br />

Ausmaßes hervorgerufen.<br />

Nachdem sich der Pulverdampf<br />

gelegt hat, hier<br />

der Versuch, die wichtigsten<br />

Fakten herauszufiltern und<br />

einige Deutungen zu liefern.<br />

Von Peter Unterberg<br />

und der KNA<br />

Die Vorgeschichte des<br />

Skandals begann noch früher<br />

als allgemein bekannt: Im<br />

Spätsommer 2005 suchte ein<br />

dänischer Schriftsteller Zeichner<br />

für ein Jugendbuch über<br />

den Islam und den Propheten<br />

Mohammed. Aus Furcht vor<br />

Racheaktionen radikaler Moslems<br />

sagten jedoch alle Angesprochenen<br />

ab. Erst danach<br />

forderte der Chefredakteur der<br />

Zeitung „Jylland Posten“ die<br />

40 wichtigsten Karikaturisten<br />

Skandinaviens auf, ihre Vorstellungen<br />

von Mohammed zu<br />

Papier zu bringen. Am 30.<br />

September 2005 druckte „Jylland<br />

Posten“ das Ergebnis: Eine<br />

der Zeichnungen zeigt den<br />

Propheten mit einem Turban in<br />

Form einer Bombe samt brennender<br />

Zündschnur. Auf einem<br />

anderen Bild ist er als<br />

Schwert schwingender Beduine<br />

neben zwei schwarzvermummten<br />

Frauen zu sehen.<br />

Nennenswerte Reaktionen gab<br />

es nicht.<br />

Der Skandal beginnt<br />

Die Angelegenheit schien<br />

schon fast vergessen, als dänische<br />

Imame auf einer Informationsreise<br />

durch den Nahen<br />

24_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Osten ihre Glaubensbrüder<br />

auf die Veröffentlichung der<br />

Karikaturen aufmerksam<br />

machten. Denn welcher Araber<br />

liest schon dänische Zeitungen?<br />

Die FAZ wirft den<br />

Imamen vor, dabei mit „gespaltener<br />

Zunge“ geredet zu<br />

haben: Sie hätten in Dänemark<br />

sanft und beruhigend gesprochen<br />

und im Gespräch mit arabischen<br />

Medien aufhetzend.<br />

Später mussten die Reisenden<br />

zugeben, nicht nur die Mohammed-Karikaturen<br />

aus der<br />

dänischen Zeitung verteilt zu<br />

haben, sondern gleich eine<br />

ganze Mustersammlung.<br />

Die Brandstifter<br />

Die Proteste begannen also<br />

nicht spontan als Reaktion auf<br />

die dänischen Veröffentlichungen,<br />

sondern erst Monate<br />

später. Zudem blieb die Eskalation<br />

der Gewalt auf relativ<br />

wenige Orte beschränkt. So<br />

drängt sich der Verdacht auf,<br />

dass hier Radikale auf den fahrenden<br />

Zug aufgesprungen<br />

sind oder Regierungen von<br />

internen Problemen ablenken<br />

wollten. Das belegt der Blick<br />

auf lokale Brandherde:<br />

• Syrien stand wegen seiner<br />

mutmaßlichen Beteiligung<br />

an der Ermordung des Politikers<br />

Hariri unter internationalem<br />

Druck.<br />

• Iran wird wegen seiner<br />

Atompolitik kritisiert.<br />

• Saudi Arabien, das von<br />

manchen als Drahtzieher<br />

verdächtigt wird, stand seit<br />

dem 11. September häufig<br />

am Pranger des Westens.<br />

• Eine (angebliche?) Al Quaida-Gruppe<br />

kündigte flugs<br />

Selbstmordattentate an.<br />

• Die Taliban in Afghanisten<br />

riefen (mal wieder) zum<br />

Heiligen Krieg auf.<br />

• Ein indischer Regionalminister<br />

setzte ein Kopfgeld<br />

von elf Millionen Dollar<br />

auf die Karikaturisten aus.<br />

Die Reaktion in Europa<br />

Auch der „Widerstand“ im<br />

Westen kam nur zögerlich in<br />

Gang: Erst Anfang Februar<br />

druckten verschiedene westliche<br />

Blätter die Karikaturen<br />

nach – unter anderem die<br />

„Welt“ und die „Berliner Zeitung“.<br />

Für den Vorsitzenden<br />

des Deutschen Journalisten-<br />

Verbandes, Michael Konken,<br />

war dies „ein notwendiger<br />

Beitrag zur Meinungsbildung“.<br />

Das französische Boulevardblatt<br />

„France Soir“<br />

druckte die Karikaturen auf<br />

der Titelseite und betonte,<br />

kein religiöses Dogma könne<br />

die Auffassungen einer demokratischen<br />

und säkularen Gesellschaft<br />

bestimmen. Auch<br />

einzelne Zeitungen in muslimischen<br />

Ländern druckten die<br />

Karikaturen nach. Dort sahen<br />

sich die verantwortlichen Redakteure<br />

jedoch vielfach Repressionen<br />

ausgesetzt.<br />

Die Presse<br />

„Welt“-Chefredakteur Roger<br />

Köppel kommentierte: „Es<br />

gibt kein Recht auf Satireverschonung<br />

im Westen.“ Es entspreche<br />

seinem journalistischen<br />

Selbstverständnis, dass<br />

Medien dann einschreiten<br />

müssten, „wenn wesentliche<br />

Grundpfeiler unserer Kultur in<br />

Frage gestellt werden, wie es<br />

hier der Fall ist“. Das Abdrucken<br />

der Zeichnungen sei<br />

auch ein Bekenntnis zur Meinungsfreiheit.<br />

„Hier geht es<br />

um Todesdrohungen, nicht darum,<br />

sich aus Jux über eine Religion<br />

lustig zu machen,“<br />

schrieb Köppel.<br />

Die Politik<br />

Die deutschen Politiker äußerten<br />

zwar Verständnis dafür,<br />

dass sich Muslime durch die<br />

Zeichnungen in ihren religiösen<br />

Gefühlen verletzt sehen.<br />

Gleichzeitig verurteilten sie<br />

jedoch die Gewalt und verteidigten<br />

über alle Parteigrenzen<br />

hinweg die Pressefreiheit.<br />

Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble (CDU) fragte:<br />

„Warum sollte sich die<br />

Bundesregierung für etwas<br />

entschuldigen, was in Ausübung<br />

der Pressefreiheit passiert<br />

ist?“ Wenn sich der Staat<br />

einmischen würde, wäre dies<br />

der erste Schritt zur Einschränkung<br />

der Pressefreiheit.<br />

Die Religionen<br />

Auffällig ist, dass die besonnenen<br />

Vertreter aller drei<br />

Weltreligionen ähnlich ➜


➜ reagierten: Juden, Christen<br />

und Moslems kritisierten die<br />

Veröffentlichungen der Karikaturen<br />

ebenso wie die gewalttätigen<br />

Ausschreitungen. Das<br />

Presseamt des Heiligen Stuhls<br />

mahnte, das Recht auf Meinungsfreiheit<br />

könne nicht das<br />

Recht einschließen, die religiösen<br />

Gefühle von Gläubigen<br />

zu verletzen.<br />

Der neue Vorsitzende des<br />

Zentralrats der Muslime in<br />

Deutschland (ZMD), Ayyub<br />

Axel Köhler, nannte die Zeichnungen<br />

„blasphemisch, beleidigend<br />

und entwürdigend“.<br />

Die gewalttätigen Ausschreitungen<br />

seien jedoch „unislamisch“,<br />

sagte Köhler und kritisierte<br />

den „hirnlosen Mob“.<br />

Deutungsversuche: Kampf<br />

der Kulturen?<br />

Im Streit um die Karikaturen<br />

wurde häufig auf die Theorie<br />

des „Clash of Civilisations“,<br />

eines Zusammenpralls<br />

der Kulturen, verwiesen. Sie<br />

geht zurück auf ein 1993 veröffentlichtes<br />

Buch des amerikanischenPolitikwissenschaftlers<br />

und Pentagon-Beraters<br />

Samuel Huntington. Er<br />

prophezeite unter dem Eindruck<br />

des ersten Irak-Kriegs<br />

für das 21. Jahrhundert statt eines<br />

harmonischen Zusammenwachsens<br />

in einer zunehmend<br />

vernetzten Welt neue Konflikte<br />

globalen Ausmaßes: Dabei<br />

wird es sich nach Überzeugung<br />

des Politologen nicht um Auseinandersetzungenideologischer<br />

oder wirtschaftlicher Natur<br />

handeln, sondern um Konflikte<br />

zwischen den Kulturen.<br />

Nebenwirkungen<br />

der Freiheit<br />

Doch bevor man von einem<br />

Kampf der Kulturen spreche,<br />

solle man klären, welche Kulturen<br />

da gemeint sind, mahnte<br />

Markus Reder in der Tagespost:<br />

„Islam gegen Christentum<br />

– das stimmt schon des-<br />

halb nicht, weil der Westen<br />

nicht mehr einfach als christlich<br />

bezeichnet werden kann.<br />

Wäre er das, wären die Probleme<br />

zumindest kleiner. Es sind<br />

die Christen, die verstehen,<br />

warum sich gläubige Muslime<br />

durch Karikaturen in ihren religiösen<br />

Gefühlen verletzt fühlen.<br />

Christen wissen aus eigener<br />

Erfahrung, was das heißt.<br />

Wo Freiheit als grenzenlose<br />

Freiheit verstanden wird, die<br />

die Würde des anderen verachtet,<br />

liegt ein Freiheitsverständnis<br />

vor, das die westliche Welt<br />

für viele Gläubige – Muslime<br />

wie Christen – suspekt macht.“<br />

Wunden auf<br />

beiden Seiten<br />

An anderer Stelle meinte<br />

Reder: „Der Hass der Muslime<br />

richtet sich gegen einen Westen,<br />

von dem sie sich kollektiv<br />

gedemütigt fühlen. Dessen<br />

Gesellschaft aus ihrer Sicht<br />

geprägt ist von Gottlosigkeit,<br />

Kapitalismus, Werteverfall<br />

und Promiskuität.“<br />

Die Islamwissenschaftlerin<br />

Katajun Amirpur führt die Ausschreitungen<br />

auf ein „kollektives<br />

Gefühl der Demütigung in<br />

der islamischen Welt“ zurück,<br />

das aus der Kolonialisierung,<br />

dem Irakkrieg und Guantanamo<br />

resultiere. Die Karikaturen böten<br />

hierfür ein Ventil.<br />

Der Leiter des Hamburger<br />

Orient-Instituts, Prof. Dr. Udo<br />

Steinbach, sagte dem Rheinischen<br />

Merkur: „Die Islamisten<br />

fühlten sich ertappt, weil Mohammed<br />

als Terrorist gezeigt<br />

wird – leiten sie doch selbst<br />

von ihm die Rechtfertigung<br />

zur Gewalt ab. Das intensiviert<br />

ihre Entschlossenheit, jetzt<br />

erst recht gegen den Westen<br />

mobil zu machen“<br />

Auf die Kehrseite dieser<br />

Medaille wies Heinrich Theilen<br />

in einem Leserbrief im<br />

„Ruhrwort“ hin: „Erst der gewalttätige<br />

Aufruhr in den arabischen<br />

Ländern hat reflexartig<br />

den Gegendruck im Westen<br />

erzeugt und hier die Flagge der<br />

Pressefreiheit hissen lassen.<br />

Die scharfe hiesige Reaktion<br />

findet ihre weitere Erklärung<br />

auch darin, dass der Westen<br />

durch terroristische Taten, die<br />

im Namen des Islam geschehen,<br />

traumatisiert ist.“<br />

Sind Muslime anders?<br />

Auf einen kulturellen<br />

Gegensatz verwies der Vorsitzende<br />

der Organisation Reporter<br />

ohne Grenzen, Robert Menard:<br />

Die arabischen Regierungen<br />

„verstehen nicht, dass<br />

es eine völlige Trennung zwischen<br />

dem geben kann, was eine<br />

Zeitung schreibt, und dem,<br />

was die dänische Regierung<br />

sagt.“ Dazu passt der Hinweis<br />

in der Tagespost, dass der Islam<br />

keine Trennung von Staat<br />

und Religion kennt. Dort sei<br />

auch der Staat als Wächter für<br />

die Religion verantwortlich<br />

und Glaubensfragen somit<br />

auch nicht der Privatsphäre<br />

überlassen. Wer sich vom Islam<br />

löse, mache sich eines<br />

Verbrechens schuldig.<br />

Dass hier mit zweierlei<br />

Maß gemessen werde, meinte<br />

Leserbrief-Schreiber Henning<br />

Freiherr von Vogelsang in der<br />

„Tagespost“: „Wo immer auch<br />

nur ansatzweise ein Grund gegeben<br />

wird, wehren sich Muslims<br />

lautstark, und man reagiert<br />

mit Verständnis und entschuldigt<br />

sich. Und umgekehrt?“,<br />

fragt er und nennt<br />

Beispiele dafür, wie christliche<br />

Symbole und Gefühle<br />

derb angegriffen wurden:<br />

„Was ist darauf geschehen?<br />

Nichts“.<br />

War das nur<br />

der Anfang?<br />

Für Udo Steinbach steht indes<br />

fest, dass sich solche Konflikte<br />

in Zukunft häufen werden.<br />

Mit unabsehbarer Brisanz,<br />

wie auch die Ermordung<br />

des niederländischen Regisseurs<br />

Theo van Gogh und die<br />

Forum<br />

Todesdrohungen gegen Salman<br />

Rushdie zeigen. Bei der<br />

Gratwanderung zwischen<br />

Meinungsfreiheit und der Achtung<br />

religiöser Gefühle plädiert<br />

Steinbach eher für eine<br />

vorsichtige Linie des Abwägens:<br />

„Wir müssen unsere<br />

Prinzipien nicht bis zum Exzess<br />

ausreizen“, meint er.<br />

Auswege<br />

Steinbach fordert beide Seiten<br />

zu mehr Selbstkritik auf. Die islamische<br />

Welt müsse davon absehen,<br />

neue Tabus zu errichten<br />

und dem Westen alles Negative<br />

zuzuschreiben. Der Westen<br />

wiederum habe den religiösen<br />

und kulturellen Kontext der muslimischen<br />

Staaten zu tolerieren.<br />

Dass auch diese in der<br />

Pflicht sind, betonte die FAZ:<br />

„Der Anspruch auf Toleranz<br />

und Respekt ist von der Bereitschaft<br />

dazu schwer zu trennen.<br />

Wie es darum im Islam von<br />

heute wirklich steht, kann man<br />

nicht etwa in Dänemark oder<br />

anderen europäischen Ländern<br />

studieren. Dazu muss man<br />

schon den Blick in jene Länder<br />

richten, in denen Muslime das<br />

Maß der Toleranz im öffentlichen<br />

Leben bestimmen.“<br />

Der Beauftragte des Auswärtigen<br />

Amtes für den Dialog<br />

mit der islamischen Welt,<br />

Hans-Günter Gnodkte, sieht im<br />

Karikaturen-Streit einen positiven<br />

Nebeneffekt. Die Ereignisse<br />

hätten wie ein „Kickstart“<br />

für den friedlichen Dialog gewirkt,<br />

sagte Gnodtke in Rom.<br />

Dass keine Seite die Gespräche<br />

abgebrochen habe, sei ein Beleg<br />

für die gewachsenen, guten<br />

Beziehungen zwischen westlicher<br />

und arabischer Welt. Der<br />

Streit habe sich nicht zu einem<br />

Kampf der Kulturen ausgeweitet.<br />

Der Islam-Beauftragte rief<br />

dazu auf, die islamischen Einwanderer<br />

stärker in den Dialog<br />

einzubinden. Sie hätten eine<br />

kulturelle Brückenfunktion und<br />

könnten helfen, Feindbilder auf<br />

beiden Seiten abzubauen. ■<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 25


Forum<br />

Gewinnerzielung als soziale Pflicht<br />

<strong>BKU</strong>-Vorsitzende Dött spricht in Oberhausen zum Jahresthema „Mit Werten führen“<br />

„Die Erwirtschaftung eines<br />

angemessenen Gewinnes ist<br />

die erste soziale Pflicht für<br />

jeden Unternehmer – auch<br />

für einen katholischen“,<br />

meint die Vorsitzende des<br />

<strong>BKU</strong>, Marie-Luise Dött,<br />

MdB.<br />

von Peter Unterberg<br />

„Ohne Gewinn kann kein<br />

Unternehmen existieren, keine<br />

Arbeitsplätze schaffen und<br />

auch keine Wohltaten verteilen“,<br />

sagte sie bei einer Vortragsveranstaltung<br />

der <strong>BKU</strong>-<br />

Diözesangruppe Ruhrgebiet<br />

im Rheinischen Industriemuseum<br />

in Oberhausen.<br />

Auf die Frage, was einen<br />

christlichen Unternehmer von<br />

einem nichtchristlichen unter-<br />

Die deutschen Unternehmen<br />

werden schon sehr<br />

bald Probleme bei der Personalakquisition<br />

bekommen<br />

– wenn sie nicht das Potenzial<br />

der älteren Mitarbeiter<br />

nutzen, weiß <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Dr. Gunther Bös.<br />

von Dr. Gunther Bös<br />

Ältere Mitmenschen sind<br />

für einen Automobilhersteller<br />

eine wichtige Kundengruppe,<br />

deren Wunsch nach speziellem<br />

Bedienungs- und Fahrkomfort<br />

in den Planungen neuer Produkte<br />

berücksichtigt werden<br />

muss. <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />

Gunther Bös, Leiter Betriebsverfassung/Personalsysteme<br />

der AUDI AG, wies zu Beginn<br />

eines Impulsreferates über ältere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

bei der Diözesangruppe<br />

München/Freising darauf<br />

hin, dass ein spezielles „Se-<br />

26_<strong>BKU</strong> -Journal 1_06<br />

Werte-Runde: Der Vorsitzende der DG Ruhrgebiet, Wilfried Lanfermann<br />

(v.li.), die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB, und der Kreisvorsitzende<br />

der CDU-Oberhausen, Wilhelm Hausmann. Foto Peter Unterberg<br />

scheidet, verwies Dött zunächst<br />

auf die Gemeinsamkeiten<br />

zwischen beiden: Auch ein<br />

christlicher Unternehmer<br />

müsse Gewinne erwirtschaften,<br />

um im Markt bestehen zu<br />

können. Und auch ein christlicher<br />

Unternehmer müsse in<br />

Krisenzeiten Mitarbeiter entlassen<br />

– allerdings nur als Ul-<br />

nioren-Auto“ bei dieser Zielgruppe<br />

jedoch nicht gut ankäme.<br />

Denn auch die Älteren<br />

identifizierten sich durchaus<br />

mit dem sportlich-dynamischen<br />

Image moderner Premium-Fahrzeuge.<br />

Der Blick richtete sich daher<br />

unter der Moderation des<br />

DG-Vorsitzenden Helmut Linnenbrink<br />

auf notwendige Verbesserungen<br />

in den Arbeitsbedingungen<br />

für die eigenen, älteren<br />

Mitarbeiter des Unternehmens.<br />

tima Ratio. „Denn, das ist der<br />

große Unterschied: Ein christlicher<br />

Unternehmer sieht seine<br />

Mitarbeiter nicht als Produktionsfaktor<br />

Arbeit sondern als<br />

Person mit Würde und Rechten,<br />

als Ebenbild Gottes“, erklärte<br />

Dött, die als Bundestagsabgeordnete<br />

den Wahlkreis<br />

Oberhausen vertritt.<br />

Aus personalpolitischer<br />

Sicht sind Probleme der gezielten<br />

Personalakquisition<br />

bei absehbarer Verknappung<br />

der Zahl jüngerer Fachkräfte<br />

zu lösen. Es müssen aber auch<br />

Aspekte der Personalentwicklung<br />

für ältere Mitarbeiter, der<br />

Gesundheitsvorsorge und<br />

nicht zuletzt der rasant wachsenden<br />

Kosten der betrieblichen<br />

Altersversorgung bedacht<br />

werden. In den Unternehmen<br />

müssen jetzt schon<br />

die Weichen gestellt werden,<br />

Diese Einstellung wirke sich<br />

auf den Umgang mit den Mitarbeitern<br />

aus, betonte die Politikerin:<br />

Aus der Sicht ihres Verbandes<br />

seien die Mitarbeiter Mitunternehmer,<br />

denen man Freiheit<br />

und Eigenverantwortung<br />

gewähren müsse. Im Gegenzug<br />

gelte es auch, diese am Gewinn<br />

und Kapital des Unternehmens<br />

angemessen zu beteiligen.<br />

Der Vorsitzende der <strong>BKU</strong>-<br />

Diözesangruppe Ruhrgebiet,<br />

Wilfried Lanfermann, kündigte<br />

an, dass sich die Gruppe im<br />

Laufe des Jahres in weiteren<br />

Veranstaltungen mit dem Thema<br />

Werte in der Unternehmensführungauseinandersetzen<br />

wird. „Dies wird die<br />

Unternehmen bereichern und<br />

die Mitarbeiter, die uns anvertraut<br />

sind, sagte er. ■<br />

Ältere Mitarbeiter - Die Zukunft des Unternehmens<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Gunther Bös berichtete, wie die Audi AG diese Zielgruppe fördert.<br />

um in Zukunft noch handlungsfähig<br />

zu bleiben.<br />

Bei Audi soll konkret der bereits<br />

erreichte hohe Gesundheitsstand<br />

von 97 Prozent erhalten<br />

und weiter ausgebaut<br />

werden. Die gesamte Belegschaft<br />

wird - auf freiwilliger<br />

Basis - schrittweise und altersspezifisch<br />

in ein Diagnose- und<br />

Präventionsprogramm auf dem<br />

neuesten Stand der Medizin<br />

einbezogen. Der Audi-Mitarbeiter<br />

erhält ein exzellentes<br />

Untersuchungs- und Beratungsangebot,<br />

das seiner persönlichen<br />

und beruflichen Vorsorge<br />

dient. Dazu gehören etwa<br />

Schulungen zum richtigen Heben.<br />

Das Unternehmen investiert<br />

in eine Verbesserung des<br />

Gesundheitsstands und der<br />

Leistungsfähigkeit der Belegschaft.<br />

Eine eigene Audi Altersteilzeit<br />

soll auch künftig den<br />

gleitenden Übergang aus der<br />

Erwerbsphase ermöglichen. ■


Aus den Arbeitskreisen<br />

Negative Einkommensteuer statt Kombilohn<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Soziale Ordnung legt Reformpapier vor<br />

In einem neuen Reformpapier<br />

seines Arbeitskreises<br />

Soziale Ordnung fordert<br />

der <strong>BKU</strong> fordert als Weiterentwicklung<br />

der Arbeitsmarktreform<br />

Hartz IV und<br />

anstelle von Kombilöhnen<br />

eine Umstellung des Steuerund<br />

Transfersystems auf eine<br />

„Negative Einkommensteuer“.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Die Einführung des Arbeitslosengeldes<br />

II ab Januar<br />

2005 sei zwar dringend notwendig<br />

gewesen, um durch die<br />

Zusammenlegung von Arbeitslosen-<br />

und Sozialhilfe<br />

zum Arbeitslosengeld II mehr<br />

Transparenz und Gerechtigkeit<br />

der Sozialleistungsströme<br />

zu schaffen. Aus Sicht des<br />

<strong>BKU</strong> greifen die Reformen jedoch<br />

immer noch zu kurz.<br />

Der <strong>BKU</strong> schlägt die Einführung<br />

einer „Negativen Einkommensteuer“<br />

(Bürgergeld)<br />

vor. Der Bürger zahlt wie bisher<br />

ab einem Einkommen<br />

oberhalb der steuerlichen<br />

Grund- und Pauschalfreibeträge<br />

(positive) Steuern.<br />

Im Falle der längeren Arbeitslosigkeit<br />

und bei echter<br />

Bedürftigkeit erhält er hier<br />

nun aber eine staatliche Transferzahlung:<br />

die Negative Einkommensteuer.<br />

Sie soll das<br />

Arbeitslosengeld II bei Erwerbsfähigkeitbeziehungsweise<br />

Sozialhilfe bei Erwerbsunfähigkeit<br />

sowie im Einzelfall<br />

verschiedene zusätzliche<br />

Kostenerstattungen (Miete,<br />

Heizung) ablösen, um ein absolutes<br />

Existenzminimum abzusichern.<br />

Um die Anreize zur<br />

Beschäftigungsaufnahme im<br />

Niedriglohnbereich zu erhöhen,<br />

wird vorgeschlagen, im<br />

Rahmen des Systems einer<br />

Negativen Einkommensteuer<br />

das derzeitige Niveau der<br />

Transferzahlungen für Erwerbsfähige<br />

abzusenken und<br />

gleichzeitig die Zuverdienstmöglichkeiten<br />

als Ausgleich<br />

deutlich zu erhöhen. Im Einzelnen:<br />

• Die bisherigen Regelleistungen<br />

des Arbeitslosengeldes II<br />

und die Erstattungen für die<br />

Unterkunftskosten werden zusammengefasst<br />

und als Pauschalbetrag<br />

ausgezahlt. Gleiches<br />

gilt für die anteiligen<br />

Transferleistungen für Kinder<br />

von Erwerbsfähigen. Dieser<br />

Pauschalbetrag für Erwerbsfähige<br />

wird auch bei einem<br />

selbstverdienten geringfügigen<br />

Einkommen unterhalb der<br />

steuerlichen Grund- und Pauschalfreibeträge<br />

als Negative<br />

Einkommensteuer ausgezahlt.<br />

Für Familien gilt bei positiver<br />

wie negativer Einkommensteuer<br />

der kumulierte steuerliche<br />

Freibetrag von Eltern und<br />

Kindern (Grundfreibetrag für<br />

Kinder und Erwachsene: 8 000<br />

Euro plus Pauschalfreibeträge<br />

für erwerbstätige Erwachsene).<br />

• Die Höhe dieser ausgezahlten<br />

Negativen Einkommensteuer<br />

richtet sich im Einzelfall nach<br />

der Höhe des selbstverdienten<br />

(geringen) Einkommens. Mit<br />

steigendem eigenen Einkommen<br />

schmilzt sie ab und ist<br />

gleich Null, wenn das eigene<br />

Einkommen den steuerlichen<br />

Grund- und Pauschalfreibeträgen<br />

entspricht. Der Höchstbe-<br />

trag bei Erwerbsfähigen ohne<br />

jegliches eigenes Einkommen<br />

liegt zukünftig unterhalb des<br />

derzeitigen durchschnittlichen<br />

Gesamtbetrages von Regelleistung<br />

und Kostenerstattungen,<br />

also unterhalb des derzeit politisch<br />

angesetzten Existenzminimums<br />

für Erwerbsunfähige.<br />

Gleiches gilt für die anteiligen<br />

Transferleistungen für Kinder<br />

von Erwerbsfähigen.<br />

• Die Auszahlung der Negativen<br />

Einkommensteuer geschieht<br />

durch die Finanzämter,<br />

denen ohnehin die Einkommensverhältnisse<br />

der Bürger<br />

bekannt sind. So werden Arbeitsagenturen<br />

und Sozialämter<br />

entlastet und können sich<br />

auf ihre Kernaufgaben der<br />

Arbeitsvermittlung und der<br />

konkreten sozialen Hilfestellungen<br />

konzentrieren. Die<br />

gleitende Automatik von der<br />

Negativen zur positiven Einkommensteuer<br />

befreit zudem<br />

die Betroffenen von der Bittstellerposition<br />

im Sozialamt.<br />

• Für die Arbeitsvermittlung<br />

und Qualifizierung von Empfängern<br />

der Negativen Einkommensteuer<br />

sind allein die<br />

Kommunen zuständig. Ihre<br />

diesbezüglichen Tätigkeiten<br />

werden ausschließlich aus<br />

Steuermitteln finanziert, was<br />

durch entsprechende Regelungen<br />

zwischen Bund, Ländern<br />

und Kommunen abgesichert<br />

werden muss. Die Bundesagentur<br />

für Arbeit beschränkt<br />

sich auf Vermittlungs- und Beratungsdienstleistungen<br />

der bei<br />

ihr versicherten Arbeitnehmer<br />

und der arbeitsuchenden Empfänger<br />

des Arbeitslosengeldes<br />

I. Zuschüsse aus Steuermitteln<br />

an die Bundesagentur für Arbeit<br />

werden damit nicht mehr<br />

benötigt und die Beiträge zur<br />

Arbeitslosenversicherung können<br />

sinken.<br />

• Neben dem steuerlichen<br />

Freibetrag beziehungsweise<br />

der Negativen Einkommensteuer<br />

für Kinder erhalten<br />

Empfänger der Negativen<br />

Einkommensteuer für die Bildung<br />

und Erziehung ihrer<br />

Kinder Gutscheine vom Finanzamt,<br />

die sie bei Einrichtungen<br />

ihrer Wahl einlösen<br />

können.<br />

Gegen Mindestlohn<br />

Für Familien am Existenzminimum<br />

bedeute diese Neuregelung,<br />

dass auch Teilzeitarbeit<br />

schon als Brücke zur Erwerbstätigkeit<br />

genutzt werden<br />

kann, ohne reguläre Arbeitsplätze<br />

zu verdrängen. Besonders<br />

wichtig sei dabei, dass<br />

durch diese Umstellungen Arbeitslose<br />

zur Arbeit motiviert<br />

werden, da sie bei diesem System<br />

auf jeden Fall deutlich<br />

mehr Geld durch Erwerbsarbeit<br />

zur Verfügung hätten als<br />

bei Nichtarbeit. Die derzeitigenZuverdienstmöglichkeiten<br />

beim Arbeitslosengeld II<br />

wiesen zwar in die richtige<br />

Richtung, seien aber immer<br />

noch zu gering.<br />

Die Notwendigkeit der<br />

Schaffung eines Mindestlohnes<br />

sieht der <strong>BKU</strong> nicht gegeben,<br />

da das Arbeitslosengeld<br />

oder gegebenenfalls das Existenzminimum<br />

bei dem System<br />

einer Negativen Einkommensteuer<br />

ein faktischer Mindestlohn<br />

sei, unterhalb dessen es<br />

sich für niemanden zu arbeiten<br />

lohne. Ein zusätzlicher<br />

Mindestlohn darüber wäre<br />

hingegen kontraproduktiv, da<br />

er nicht marktgerecht wäre<br />

und gerade wieder die Arbeitschancen<br />

im Niedriglohnbereich<br />

konterkarieren würde.<br />

Das komplette Reformpapier<br />

kann unter www. bku.de heruntergeladen<br />

werden. Gedruckte<br />

Kopien gibt es in der <strong>BKU</strong>-<br />

Geschäftsstelle in Köln, Tel. 02<br />

21 / 27 23 70.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 27


Aus den Arbeitskreisen<br />

Karenzzeit und Rabatt<br />

Reformpapier Soziale Ordnung: Arbeitslosen und Rentenversicherung<br />

Der <strong>BKU</strong> plädiert in der<br />

Arbeitslosenversicherung<br />

für eine zwölfmonatige<br />

Geldleistung mit einem<br />

Monat Karenzzeit in Verbindung<br />

mit einem qualifizierten<br />

Beratungs- und Vermittlungsanspruch.<br />

Lediglich für bisherige<br />

Versicherte, die mindestens<br />

20 Jahre lang Beiträge gezahlt<br />

haben, sollte noch in einer<br />

Übergangsphase 18 Monate<br />

Arbeitslosengeld I gezahlt<br />

werden. Bei mindestens 30<br />

Versicherungsjahren wären es<br />

24 Monate. Die Höhe der<br />

Auszahlung für diesen Versichertenkreis<br />

soll aber ab dem<br />

zwölften/18. Monat abnehmen,<br />

um den Anreiz zur Arbeitsaufnahme<br />

zu erhöhen.<br />

Ein Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />

I entsteht erst nach<br />

einer mindestens dreijährigen<br />

Sind Sie selbst- oder<br />

fremdbestimmt?<br />

In letzter Zeit ist das Thema<br />

„Vorsorgevollmachten“ in den<br />

Fokus der Öffentlichkeit<br />

gerückt. Vielfach geht es dabei<br />

nur um Patientenvorsorgevollmachten,<br />

die mittlerweile sogar<br />

in medizinischen Einrichtungen<br />

standardisiert angeboten<br />

werden. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit<br />

auf ein Problem in<br />

Ihrer unmittelbarer Umgebung<br />

und dessen Lösung lenken. Sie<br />

sind wie ich auch Unternehmer.<br />

Wenn Sie durch Krankheit oder<br />

Unfall plötzlich für längere Zeit<br />

ausfallen oder sogar geschäftsunfähig<br />

werden, reicht eine<br />

standardisierte Patientenvorsorgevollmacht<br />

nicht aus; dort ist<br />

zum Beispiel nicht geregelt,<br />

wer das Unternehmen in dieser<br />

28_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Einzahlungsphase in die Arbeitslosenversicherung.<br />

Gegen eine freiwillige Einschränkung<br />

des Leistungskatalogs<br />

seitens der versicherten<br />

Arbeitnehmer sollen diesen<br />

zukünftig Beitragsrabatte ermöglicht<br />

werden. Beitragsrabatte<br />

für Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

sollen ebenfalls<br />

möglich werden, wenn Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber gemeinsam<br />

und auf ihre Kosten<br />

mit der Bundesagentur für Arbeit<br />

abgestimmte Qualifizierungs-<br />

und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

für die Versicherten<br />

durchführen.<br />

Rentenbeiträge und<br />

Bundeszuschuss<br />

Jede weitere Anhebung der<br />

Rentenbeiträge erhöht die<br />

Lohnnebenkosten zusätzlich<br />

und trägt somit zum Abbau be-<br />

§-Tipp: Die Vorsorgevollmacht für Unternehmer<br />

Zeit leiten soll und mit welchen<br />

Kompetenzen! Sie brauchen eine<br />

individuelle Unternehmervorsorgevollmacht,<br />

die wie ein<br />

Maßanzug auf Sie und Ihr<br />

Unternehmen zugeschnitten<br />

sein muss. Hierzu einige Punkte:<br />

• Vermögensvorsorge: Für<br />

Ihre Firmenleitung müssen<br />

Sie eine/mehrere Vertrauenspersonen<br />

bestimmen.<br />

Regeln Sie, ob diese als Organvertreter<br />

eingesetzt oder<br />

ihr Prokura beziehungwseiseHandlungs-/Generalvollmacht<br />

erteilt wird. Bei Vollmachten<br />

müssen für mögliche<br />

Kündigungen etwa von<br />

Arbeitnehmern genügend<br />

Vollmachten im Original<br />

vorgehalten werden. Nehmen<br />

Sie auf, ob die bestimmte<br />

Person nur in Abstimmung<br />

mit Beratern<br />

stehender Arbeitsplätze bei<br />

und verhindert die Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze. Eine weitere<br />

Anhebung der Rentenbeiträge<br />

sei deshalb abzulehnen.<br />

Da der Zuschuss zur Rentenkasse<br />

bereits heute ein Drittel<br />

des Bundeshaushaltes ausmache<br />

und weit über die versicherungsfremden<br />

Leistungen<br />

hinausgehe, sei eine weitere<br />

Anhebung des Bundeszuschusses<br />

zur Rentenkasse abzulehnen.<br />

Entsprechend der deutlich<br />

höheren Lebenserwartung ist<br />

für den <strong>BKU</strong> eine längere Lebensarbeitszeitunumgänglich.<br />

Der <strong>BKU</strong> unterstützt daher<br />

zur Sanierung der Rentenfinanzen<br />

die Anhebung des<br />

Rentenalters auf 67 Jahre.<br />

Die junge Generation muss<br />

nach Überzeugung des <strong>BKU</strong><br />

zusätzlich zur Sicherung ihrer<br />

Altersversorgung neben der<br />

oder Anwälten unternehmenserheblicheHandlungen<br />

vornehmen kann. Regeln<br />

Sie auch, wie und ob<br />

bei längerer oder dauerhafter<br />

Erkrankung das Unternehmen<br />

fortgeführt, verkauft<br />

oder aufgelöst werden<br />

soll. Hier ist eine für Ihr<br />

Unternehmen günstigste<br />

Variante zu ermitteln.<br />

• Gesundheit-/Pflegebedürftigkeit:<br />

Sie sollten regeln,<br />

in welche ärztlichen<br />

Maßnahmen oder Untersuchungen<br />

ein Dritter einwilligen<br />

kann und wer Akteneinsicht<br />

in Ihre Patientenunterlagen<br />

nehmen darf.<br />

Auch Ihren Aufenthalt in<br />

Pflegeheimen dürfen vertraute<br />

Dritte bestimmen!<br />

• Patientenvollmacht: Klären<br />

Sie in einer Patienten-<br />

Gesetzlichen Rentenversicherung<br />

eine stärkere kapitalgedeckte<br />

Rente aufbauen. Die<br />

ältere Generation muss sich<br />

gleichzeitig auf die Möglichkeit<br />

nominaler Rentenkürzungen<br />

einstellen. Diese Zusatzbelastungen<br />

für Jung und Alt<br />

klar auszusprechen, sei ein<br />

Gebot der Wahrhaftigkeit.<br />

Zur gerechten Berücksichtigung<br />

der Erziehungsleistung<br />

von Familien fordert der<br />

<strong>BKU</strong>, die Anrechnung von<br />

Erziehungsleistungen von<br />

derzeit drei auf mindestens<br />

fünf Jahre heraufzusetzen. ■<br />

verfügung, inwieweit Sie<br />

medizinische Möglichkeiten<br />

zur Lebenserhaltung beanspruchen<br />

möchten.<br />

• Behörden, Post- und Fernmeldeverkehr<br />

sowie gesetzliche<br />

Vertretung: Es<br />

sollte bestimmt werden,<br />

dass der Bevollmächtigte<br />

bestimmte Post entgegennehmen,<br />

öffnen und Erklärungen<br />

abgeben kann.<br />

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt<br />

des individuellen Regulierungsbedarfs.<br />

Kümmern Sie sich<br />

RECHT-zeitig, bevor sich Fremde<br />

darum kümmern müssen!<br />

Der Erfurter Rechtsanwalt Richard<br />

Baumann (www.rae-baumann-kollegen.de),<br />

Spezialist<br />

für Arbeits- und Erbrecht, ist<br />

Mitglied im Bund Katholischer<br />

Rechtsanwälte, der diese Kolumne<br />

betreut.


Pro Gesundheitsprämie, Pro Pflegeprämie<br />

Reformpapier Soziale Ordnung: Kranken- und Pflegeversicherung<br />

Der <strong>BKU</strong> spricht sich für<br />

die Einführung einer Gesundheitsprämie<br />

aus. Es bestehe<br />

die Notwendigkeit, die<br />

Basis der Beitragspflichtigkeit<br />

auf jeden erwachsenen<br />

Versicherten zu erweitern.<br />

Die Beitragsanteile der Arbeitgeberseite<br />

könnten an den<br />

Arbeitnehmer als Lohnbestandteil<br />

ausgezahlt und somit<br />

von der Entwicklung der<br />

Krankenkosten abgekoppelt<br />

werden. Kinder sollen von der<br />

Prämienzahlung ausgenommen<br />

und weiterhin solidarisch<br />

mitversichert werden. Diese<br />

Komponente des Familienlastenausgleiches<br />

soll von der<br />

Gesamtheit der Gesellschaft<br />

aus Steuermitteln finanziert<br />

werden.<br />

Auch in der Pflegeversicherung<br />

plädiert der <strong>BKU</strong> für ein<br />

Prämienmodell. Die Auszah-<br />

Wem gehört der<br />

Firmenwagen?<br />

Der Gesetzgeber hat sich (mal<br />

wieder) mit den steuerlichen<br />

Auswirkungen des gemischtgenutzten<br />

PKW beschäftigt.<br />

Diese PKW können in drei<br />

unterschiedlichen Varianten<br />

vorliegen:<br />

• Der PKW, der zwischen 50<br />

und 100 Prozent betrieblich<br />

genutzt wird, ist sogenanntes<br />

notwendiges Betriebsvermögen.<br />

• Der PKW, der zwischen<br />

zehn und 50 Prozent betrieblich<br />

genutzt wird, kann<br />

als Betriebsvermögen behandelt<br />

werden (so genanntes<br />

gewillkürtes Betriebsvermögen),<br />

er kann aber<br />

auch als Privatvermögen angesehen<br />

werden.<br />

lung des Arbeitgeberanteils direkt<br />

an die Arbeitnehmer und<br />

die steuerliche Behandlung<br />

gilt entsprechend der Krankenversicherung.<br />

Für Einkommensschwache<br />

erfolgt ein<br />

steuerfinanzierter Ausgleich,<br />

mittelfristig wird eine generell<br />

nachgelagerte Besteuerung<br />

angestrebt, so dass die Vorsorge<br />

steuerfrei ist. Der nach dem<br />

Gesundheitsprämienmodell<br />

§-Tipp: Jetzt doch: Fahrtenbuch muss sein<br />

• Zwingendes Privatvermögen<br />

ist der PKW, dessen betriebliche<br />

Nutzung unter<br />

zehn Prozent liegt.<br />

Die Zuordnung zu den Vermögensarten<br />

hat Konsequenzen<br />

für die Besteuerung:<br />

Ist der PKW Betriebsvermögen,<br />

sind alle im Zusammenhang<br />

damit stehenden Kosten<br />

Betriebsausgaben, die Anschaffungskosten<br />

wirken sich<br />

über die Abschreibung gewinnmindernd<br />

aus. Im<br />

Gegenzug muss die Privatnutzung<br />

gewinnerhöhend erfasst<br />

und versteuert werden.<br />

Ist der PKW Privatvermögen,<br />

wirken sich die betrieblichen<br />

Fahrten (meist) mit einer Pauschale<br />

von 0,30 Euro pro gefahrenem<br />

Kilometer gewinnmindernd<br />

aus.<br />

Bisher wurde die Privatnut-<br />

versicherte Personenkreis soll<br />

zukünftig auch dem versicherten<br />

Personenkreis der gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung entsprechen.<br />

Zur langfristigen Sicherung<br />

der Finanzierbarkeit der gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung<br />

ist auf den Auf- und Ausbau<br />

der kapitalgedeckten Risikovorsorge<br />

abzustellen. Mit einer<br />

entsprechenden Über-<br />

zung, wenn kein Fahrtenbuch<br />

geführt wurde, mit einer Pauschale<br />

von einem Prozent des<br />

Bruttolistenneupreises des<br />

PKW pro Monat bewertet.<br />

Diese Regelung gilt auch<br />

weiterhin für Fahrzeuge, die<br />

zum notwendigen Betriebsvermögen<br />

gehören.<br />

Bei Fahrzeugen, die zum gewillkürten<br />

Betriebsvermögen<br />

gehören, sind nun seit dem 1.<br />

Januar 2006 die tatsächlich<br />

auf die privaten Kilometer<br />

entstandenen Kosten wieder<br />

gewinnerhöhend zu erfassen.<br />

Faktisch bedeutet das die Verpflichtung<br />

für den Unternehmer<br />

zum Führen eines Fahrtenbuches:<br />

Entweder muss er auf diese<br />

Weise nachweisen, dass der<br />

Wagen notwendiges Betriebsvermögen<br />

ist (also zu minde-<br />

Aus den Arbeitskreisen<br />

gangsregelung für den Bestand<br />

an Pflegefällen und der<br />

pflegenahen Jahrgänge sollte<br />

eine Komplettumstellung auf<br />

eine private Pflegeversicherung<br />

erfolgen, bei der für jeden<br />

Versicherten Altersrückstellungen<br />

gebildet werden<br />

können. Die Endstufe sieht eine<br />

Konzentration der kapitalgedeckten<br />

Risikovorsorge in<br />

der privaten Alterssicherung<br />

vor, so dass Pflege- und Gesundheitsprämie<br />

nicht mehr in<br />

getrennte Fonds nach getrennten<br />

Versicherungszweigen eingezahlt<br />

werden. ■<br />

stens 50 Prozent betrieblich<br />

genutzt wird). Oder er muss<br />

(weil der Wagen gewillkürtes<br />

Betriebsvermögen ist) das<br />

Verhältnis der betrieblichen zu<br />

den Privatfahrten ermitteln,<br />

um die Kosten für Privatfahrten<br />

gewinnerhöhend erfassen<br />

zu können.<br />

Liegt ein solches Fahrtenbuch<br />

nicht vor, wird die Finanzverwaltung<br />

die Höhe der Privatfahrten<br />

wohl schätzen....<br />

P.S. Diese Regelung trifft ausdrücklich<br />

nicht auf Firmenwagen<br />

zu, die Mitarbeitern zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Ein solcher Wagen ist für den<br />

Arbeitgeber immer notwendiges<br />

Betriebsvermögen!<br />

Jutta Stüsgen, Steuerberaterin,<br />

www.stuesgen.de<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 29


Aus den Arbeitskreisen<br />

In Kollektivhaftung für Krieg und Erdbeben<br />

Christen in islamischen Ländern: Eine Serie des Arbeitskreises Spiritualität (II)<br />

Bis vor einigen Jahren galt<br />

die Sorge um verfolgte<br />

Christen in erster Linie den<br />

Menschen in den kommunistischen<br />

Ländern. Erst jetzt<br />

wird klar, dass schon damals<br />

auch in islamischen<br />

Ländern viele Christen in<br />

großer Bedrängnis lebten.<br />

von Msgr. Wilhelm Terboven<br />

Die Lage der Christen in islamischen<br />

Ländern wird immer<br />

prekärer: Ermordete<br />

Gläubige und Geistliche, brennende<br />

Schulen und Gotteshäuser<br />

sind täglich zu beobachtende<br />

Fakten. Die dänischen<br />

Mohammed-Karikaturen haben<br />

auch zur Verschärfung des<br />

Leidens der Christen beigetragen.<br />

In Pakistan wird die kleine<br />

christliche Minderheit für<br />

das verherende Erdbeben mitverantwortlich<br />

gemacht, weil<br />

die gläubigen Muslime der<br />

Überzeugung sind, dass diese<br />

Naturkatastrophe ein Zorngericht<br />

Allahs an seinem Volk ist,<br />

das Christen in diesem Land<br />

duldet.<br />

Im Irak sind die Kirchen<br />

und die hohen christlichen<br />

Geistlichen das Ziel von Attacken.<br />

Papst Johannes Paul II.<br />

hatte US-Präsident George<br />

Konservative<br />

Christen<br />

Konservative haben es schwer.<br />

Sie sollen rechtfertigen, was<br />

sie bewahren wollen – und warum.<br />

Hingegen kommt der<br />

„progressive“ Anspruch auf<br />

Veränderung, auch wenn er<br />

keinerlei Verbesserung erwarten<br />

lässt, meist ohne diese<br />

Rechtfertigung durch.<br />

Auch progressive Christen<br />

30_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Bush angefleht, keinen Krieg<br />

gegen den Irak zu führen. Die<br />

irakische Bischofskonferenz<br />

hatte in großer Sorge in Rom<br />

auf die möglichen Nachteile<br />

für die Christenheit in dieser<br />

Region nachdrücklich hingewiesen.<br />

Christenreiner Irak?<br />

Die Chaldäer, die bis zu<br />

diesem Krieg in einer relativen<br />

Ruhe leben konnten, sind jetzt<br />

die Zielscheibe von Spott und<br />

Aggressionen aller Art. Diese<br />

mit Rom verbundenen Christen<br />

werden in eine Kollektivhaftung<br />

genommen. Vor einigen<br />

Jahren gab es noch mehr<br />

als zwei Millionen Chaldäer,<br />

inzwischen sind es nur noch<br />

circa 700 000. Kenner befürchten,<br />

dass der Irak in den<br />

Wolfgang Ockenfels: Zwischenruf<br />

müssen heute konservativ<br />

sein, sonst sind sie keine Christen<br />

mehr. Was ist am Christentum<br />

unbedingt bewahrenswert?<br />

Diese Frage wird<br />

nicht durch irgendeinen progressiven<br />

oder konservativen<br />

Zeitgeist beantwortet, sondern<br />

durch biblische Offenbarung,<br />

durch Überlieferung und Kirche.<br />

Letztlich besteht die konservative<br />

Haltung der Christen<br />

in der gläubigen Erwiderung<br />

und praktischen Bestätigung<br />

nächsten Jahren ein „christenreines<br />

Land“ werden könnte.<br />

Der chaldäische Erzbischof<br />

von Bagdad, Andreas Abuna,<br />

beschrieb die Lage der Christenheit<br />

kürzlich als ständigen<br />

Alptraum.<br />

In Ägypten gilt noch ein<br />

Gesetz aus osmanischer Zeit:<br />

Ohne Erlaubnis des Staatspräsidenten<br />

kann kein christliches<br />

Gotteshaus oder Gemeindezentrum<br />

gebaut werden. Immer<br />

wieder werden die christlichen<br />

Konvertiten wegen angeblicher<br />

Störung der öffentlichen<br />

Ordnung verhaftet. Die<br />

Kopten sind sehr bewusst loyal<br />

zu ihrem Staat, um nicht als<br />

Bürger zweiter Klasse angesehen<br />

werden zu können. Dennoch<br />

sind die Christen von<br />

vielen staatlichen Ämtern ausgeschlossen.<br />

jener erlösenden Liebe und<br />

Treue, die in Jesus Christus ihren<br />

Ausgang nimmt.<br />

Christen geht es nicht um die<br />

Musealisierung eines nostalgischen<br />

Andenkens. Christus<br />

lebt und ist in seiner Kirche<br />

präsent. Das ist die anhaltend<br />

wirkende Erfahrung und mithin<br />

konservative Botschaft<br />

des Christentums.<br />

Christen müssen heute in profiliert<br />

unterscheidender Weise<br />

konservativ sein, indem sie<br />

Eine bedrückende Aktualität<br />

bekommt das Thema<br />

durch den Fall eines Moslems<br />

in Afghanistan, der zum Christentum<br />

übergetreten ist und<br />

für dieses „Verbrechen“ jetzt<br />

vor Gericht steht. Auch wenn<br />

die diplomatischen Bemühungen<br />

den Mann vor der drohenden<br />

Todesstrafe retten können:<br />

Allein die Tatsache, dass er vor<br />

Gericht steht, ist bezeichnend.<br />

Was können wir tun?<br />

Was wir auf jeden Fall tun<br />

können: Mit Moslems über<br />

diese Bedrängnis, die sie in<br />

Europa am eigenen Leib nicht<br />

erfahren müssen, zu sprechen.<br />

Jeder Christ müsste die Dinge<br />

beim Namen nennen oder wenigstens<br />

eine Fürbitte für die<br />

verfolgten Christen in islamischen<br />

Ländern sprechen. Wir<br />

können nur hoffen, dass sich<br />

die Toleranz, die Muslime bei<br />

uns erfahren, auf die Dauer positiv<br />

in den mehrheitlich islamischen<br />

Gebieten auswirkt. ■<br />

die Aufklärer aufklären, die<br />

Emanzipatoren befreien und<br />

die Kritiker kritisieren. An den<br />

Früchten ihrer eigenen Lebensweise<br />

bezeugen sie die<br />

Wahrheit ihres Glaubens und<br />

ihrer moralischen Ansprüche.<br />

Und wenn sie sich missionarisch<br />

als „Salz der Erde“ bewähren<br />

wollen, sollten sie zunächst<br />

einmal innehalten, umkehren<br />

und bei sich selber anfangen.


Neuaufbruch in Koblenz<br />

Michael Scheidgen zum Vorsitzenden gewählt<br />

Der neue Diözesanvorstand für Koblenz: Dietmar Heger (v.li), Michael<br />

Scheidgen und Adolf Becker-Flügel. Foto: Peter Unterberg<br />

Der Vermögensverwalter<br />

Michael Scheidgen aus Neuwied<br />

ist zum Vorsitzenden<br />

der neuen <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

Koblenz gewählt<br />

worden, die sich jetzt im<br />

„Berghotel Rheinblick“ in<br />

Bendorf formell konstituiert<br />

hat.<br />

Unterstützt wird der Vorsitzende<br />

durch seine Stellvertreter<br />

Dietmar Heger (Finanz-<br />

dienstleister EVBS aus<br />

Niederwerth), Adolf Becker-<br />

Flügel (Kerzenfabrikant aus<br />

Montabaur) und Dr. Heribert<br />

Zweipfennig (Steuerberater<br />

aus Urbar).<br />

Wie Scheidgen in der Mitgliederversammlungberichtete,<br />

hat die Gruppe im vergangenen<br />

Jahr bereits ein umfangreiches<br />

Programm absolviert.<br />

Dazu zählten die gemeinsa-<br />

Vorstand im Spitzeninstitut<br />

Günther Merl wurde 60<br />

Der Vorstandsvorsitzende<br />

der Landesbank Hessen<br />

Thüringen, Girozentrale in<br />

Frankfurt (Helaba), <strong>BKU</strong>-<br />

Mitglied Günther Merl hat<br />

am 30. März seinen 60 Geburtstag<br />

gefeiert.<br />

Seine Dissertation hatte<br />

1973 die „Bedeutung der<br />

Zweigstellenpolitik für die<br />

Universalbanken“ zum Gegenstand.<br />

Die Übernahme der<br />

angeschlagenen Frankfurter<br />

Sparkasse (Fraspa) mit ihrem<br />

starken Filialnetz im Jahr 2005<br />

darf als die praktische und erfolgreiche<br />

Umsetzung des<br />

Themas gewertet werden.<br />

Seitdem ist das Verhältnis der<br />

Sparkassen zu ihren Spitzen-<br />

Prominenter<br />

Banker im<br />

<strong>BKU</strong>: Günter<br />

Merl<br />

instituten – den Landesbanken<br />

– ein heißes Thema, das sogar<br />

in Kommunalwahlkämpfen eine<br />

Rolle spielt.<br />

Der 1946 im fränkischen<br />

Amberg geborene Merl arbeitete<br />

zunächst bei der WestLB.<br />

1978 wechselte er zur Helaba,<br />

die heute auch für Thüringen<br />

zuständig ist. Seit 1991 gehört<br />

der verheiratete Vater einer<br />

Tochter ihrem Vorstand an,<br />

dem er seit 2001 vorsitzt.<br />

men Gesprächskreise Wirtschaft<br />

in der Philosophisch-<br />

Theologischen Hochschule in<br />

Vallendar unter Leitung von<br />

Prof. P. Dr. Heinrich Hamm,<br />

SAC, und ein fünfteiliges Seminar<br />

zur Einführung in die<br />

Katholische Soziallehre. Im<br />

laufenden Jahr sollen die Gesprächsabende<br />

in Vallendar<br />

fortgesetzt werden.<br />

Zur Vorgeschichte der<br />

Gründung berichtete Pater<br />

Hamm, dass er bereits seit 30<br />

Jahren in der Philosophisch-<br />

Theologischen Hochschule in<br />

Vallendar eine „Leerstelle für<br />

den <strong>BKU</strong>“ bereithält. Nach<br />

zahlreichen vergeblichen Versuchen,<br />

den <strong>BKU</strong> vor Ort zu<br />

installieren, gelang dies im<br />

Jahr 2003 unter maßgeblicher<br />

Hilfe des Apothekers Dr. Hans<br />

Dadder aus Bad Ems. Der<br />

plötzliche Tod Dadders im November<br />

2003 konnte die Gründung<br />

zwar verzögern, aber<br />

nicht mehr aufhalten. Unt<br />

Menschen im <strong>BKU</strong><br />

Rösen-Preis für<br />

Stüsgens Paten<br />

Das Kölner Pate/Patin-Projekt<br />

ist mit dem „Senfkorn-<br />

Preis“ zum Anton-Roesen-<br />

Preis ausgezeichnet worden.<br />

Mit dieser Auszeichnung würdigt<br />

der Diözesanrat der Katholiken<br />

im Erzbistum Köln<br />

die Weltverantwortung engagierter<br />

Christen. In dem Projekt<br />

vermitteln Katholikenausschuss<br />

der Stadt Köln und das<br />

Katholische Jugendamt Paten,<br />

die benachteiligte Jugendliche<br />

auf dem Weg in den Beruf begleiten.<br />

Zu den Inititatoren gehört<br />

das Neusser <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Jutta Stüsgen (Bild).<br />

Jubiläum in Köln<br />

Seit 25 Jahren arbeitet Gaby Jeroch beim <strong>BKU</strong><br />

Rundes Jubiläum in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle: Ihr 25. Dienstjubiläum<br />

feierte Büroleiterin Gaby Jeroch (Mitte) am 1. Februar. Grund genug für<br />

ein Glas Sekt mit Geschäftsführer Martin J. Wilde (v.li), Vorstandsmitglied<br />

Ernst Mommertz, Geschäftsführer Peter Unterberg, dem <strong>BKU</strong>-Ehrenvorsitzenden<br />

Cornelius G. Fetsch und Sekretariats-Mitarbeiterin Brigitta<br />

Reinholz. In einer Zeit des Wandels sorgt Jeroch, eine Institution<br />

im <strong>BKU</strong>, damit für Beständigkeit: Derzeit arbeitet sie mit ihrem fünften<br />

und sechsten Geschäftsführer zusammen.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 31


Menschen im <strong>BKU</strong><br />

Roth eröffnet<br />

privaten Friedhof<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Fritz Roth<br />

(Foto) wird Anfang Mai den ersten<br />

privaten Friedhof Deutschlands<br />

eröffnen. Das Gräberfeld<br />

in Bergisch Gladbach bei Köln<br />

solle ein Gegenbeispiel zur Anonymität<br />

vieler Grabanlagen<br />

sein, sagte <strong>BKU</strong>-Mitglied Fritz<br />

Roth. Auf dem Gelände dürfen<br />

nur Urnen beigesetzt werden.<br />

In Nordrhein-Westfalen können<br />

Privatpersonen seit 2003<br />

mit Genehmigung der Kommune<br />

Friedhöfe betreiben. KNA<br />

Troidl verstärkt<br />

<strong>BKU</strong>-Vorstand<br />

Verstärkung für den <strong>BKU</strong>-<br />

Bundesvorstand: Der Regensburger<br />

Rechtsanwalt Dr. Thomas<br />

soll im Oktober in dieses<br />

Gremium nachgewählt werden.<br />

Darauf haben sich die<br />

bayerischen Diözesangruppen<br />

verständigt, für die bei der<br />

letzten Vorstandswahl „blanco“<br />

ein Vorstandsmandat reserviert<br />

worden war.<br />

40 Jahre<br />

Johannes Kauka, Berlin<br />

Dr. Roman Friedrich,<br />

Düsseldorf<br />

Andreas Eisele, München<br />

Markus Reichart, Ingolstadt<br />

50 Jahre<br />

Dr. Rüdiger Fuchs, Köln<br />

Alexander Kutsch, Nideggen<br />

Clara E. Laeis, Köln<br />

Paul Link, Köln<br />

32_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Der Staat ist (häufig) das Problem<br />

Eine Würdigung von Alfred Schüller, der im Juni seine Fakultät verlässt<br />

Ein Abschied auf Raten:<br />

Bereits zum 30. September<br />

2005 wurde der langjährige<br />

Wissenschaftliche Berater<br />

des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr.Alfred<br />

Schüller, von der Philipps-<br />

Universität Marburg emeritiert.<br />

Bis heute sorgt er jedoch<br />

dafür, dass an seinem<br />

verwaisten Lehrstuhl der<br />

Betrieb weiterläuft.Am 24.<br />

Juni um 14.00 Uhr wird er<br />

nun offiziell von seinem<br />

Fachbereich verabschiedet.<br />

Nach wir vor leitet Schüller<br />

die Forschungsstelle zum Vergleich<br />

wirtschaftlicher Lenkungssysteme<br />

und kümmert<br />

sich um die Herausgabe des<br />

ORDO-Jahrbuches sowie weiterer<br />

Schriftenreihen. Im April<br />

ist er zudem wieder in Moskau,<br />

um Stipendiaten auszuwählen,<br />

die in Marburg studieren<br />

können.<br />

Alfred Schüller wurde am<br />

21. Juni 1937 in Ahrweiler geboren<br />

und studierte in Bonn<br />

Volkswirtschaft. Nach Professuren<br />

in Köln und Bonn wechselte<br />

er zum 1. April 1976 nach<br />

Marburg. Im Jahr 1994 wurde<br />

er zum Wissenschaftlichen<br />

Berater des <strong>BKU</strong> ernannt, ein<br />

Amt das er bis zum Jahr 2000<br />

innehatte.<br />

Sein Kollege Prof. Dr. Dirk<br />

Wentzel hat den Menschen Al-<br />

Dr. Ludwig Röhrer, Bamberg<br />

Andreas Kessler, Bendorf<br />

Dr. Burkhard Pünder,<br />

Düsseldorf<br />

Joachim Bovelet, Olpe<br />

Wolf-Dieter Schwab, Magdeburg<br />

60 Jahre<br />

Peter Müllejans, Köln<br />

Hubert Schulte-Kemper, Essen<br />

Peter Heinrichs, Bergheim-<br />

Niederaussem<br />

Er war mehrere Jahre Wissenschaftlicher<br />

Berater des <strong>BKU</strong>: Prof.<br />

Dr. Alfred Schüller<br />

fred Schüller jüngst gewürdigt.<br />

Die folgenden Gedanken<br />

sind dieser Laudatio entnommen:<br />

Der Wissenschaftler Alfred<br />

Schüller kann am besten als<br />

streitbarer Ordo-Liberaler gekennzeichnet<br />

werden. Seine<br />

wissenschaftliche Leitorientierung<br />

war seit der ersten Publikation<br />

im Jahr 1967 die<br />

Auseinandersetzung mit den<br />

nachteiligen Wirkungen staatlicher<br />

Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen.<br />

Wie Abraham<br />

Lincoln vertrat er stets die<br />

Auffassung: „Der Staat ist<br />

nicht die Lösung des Problems,<br />

der Staat ist (häufig)<br />

das Problem“.<br />

Runde Geburtstage<br />

Dr.Alexander Zimmermann,<br />

Bamberg<br />

Heribert Günther, Köln<br />

Senator Dr. Hans-Albert Courtial,<br />

Elz<br />

Hans-Jürgen Spitzweg,<br />

München<br />

Max Körting, Bad-Mergentheim<br />

70 Jahre<br />

Dr. Klaus Petersen, Köln<br />

Hermann Gumbmann, Erlangen<br />

Als Politikberater ist Alfred<br />

Schüller absolut unbestechlich<br />

und wertorientiert:<br />

Er schreibt keine Gefälligkeitsgutachten,<br />

obwohl diese<br />

häufig sehr gut bezahlt werden.<br />

Selbst bei den katholischen<br />

Bischöfen gab und gibt<br />

es kein Zurückweichen vor<br />

vermeintlicher „kirchlicher<br />

Autorität”, sondern ein zähes<br />

Ringen um das bessere Argument.<br />

Der Mensch Alfred Schüller<br />

ist harmoniebedürftig. Seine<br />

Ehrlichkeit und Offenheit<br />

haben ihn besonders ausgezeichnet.<br />

Auch in schwierigen<br />

Situationen hat er sich fair verhalten<br />

und „keine krummen<br />

Touren“ gemacht. Seine Lebensführung<br />

findet eine starke<br />

Fundierung in christlichen<br />

Werten, zu denen er sich privat<br />

und in seiner wissenschaftlichen<br />

Arbeit offen bekennt.<br />

Einen starken Rückhalt geben<br />

ihm auch seine Frau und seine<br />

drei Kinder.<br />

Unvergessen ist der Fackelzug<br />

der Studierenden zu seinem<br />

Haus angesichts des ehrenvollen<br />

Rufes an das Max<br />

Planck-Institut nach Jena im<br />

Jahre 1993. 60 Studenten und<br />

Mitarbeiter zogen mit brennenden<br />

Fackeln vor sein Haus,<br />

um ihn zum Bleiben in Marburg<br />

zu bewegen. ■<br />

Heinz-Josef Meeßen, Simmerath<br />

Dr. Ing. Kurt A. Detzer, Augsburg<br />

Kardinal Prof. Dr. Karl Lehmann,<br />

Mainz<br />

Wilfried Ensinger, Rotenburg<br />

Rudolf Schöpfel, Kinding<br />

Hermann Vormor, Frisoythe<br />

Bernhard Mihm, Paderborn<br />

80 Jahre<br />

Dr. Hellmut Kruse, Hamburg<br />

Fritz Graf von Loe, Weeze


Abenteuer (und) Mediation<br />

Unternehmer im <strong>BKU</strong>: Gerhard Wissler löst Konflikte und erholt sich bei spektakulären Radtouren<br />

Banker,Abenteurer, Mediator:<br />

Mit diesen drei Schlagworten<br />

lässt sich der Lebenslauf<br />

von <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Gerhard Wissler aus Hamburg<br />

zusammenfassen.<br />

Nach seinem Ausstieg aus<br />

dem Bankgeschäft hat er<br />

sich zu einem „Experten für<br />

Sehnsucht nach Freiheit“<br />

entwickelt.<br />

von Peter Unterberg<br />

Bei seinen Reisen reizt<br />

Wissler das scheinbar Unmögliche:<br />

Das begann im Kleinen,<br />

als er sich vor einigen Jahren<br />

vornahm, einmal auf dem<br />

Turm der Hamburger St. Petri-<br />

Kirche zu übernachten. Nach<br />

vielen Gesprächen mit Pfarrer<br />

und Küster folgte eine unvergessliche<br />

Nacht im Dachstuhl<br />

des Gotteshauses.<br />

Vor diesen Ausbrüchen<br />

stand eine konservative Karriere.<br />

Wissler wurde 1942 in<br />

Freiburg geboren, absolvierte<br />

eine Banklehre und studierte<br />

Betriebswirtschaft. Es folgten<br />

35 Jahre lang im Bankgeschäft,<br />

rund die Hälfte davon<br />

in Hamburg. Bis zum Jahr<br />

2001 hatte er dort als Bankdirektor<br />

die Geschäftsleitung der<br />

West/LB inne.<br />

Der Reiz<br />

des Unmöglichen<br />

Insbesondere auf diesem<br />

letzten Posten musste er ein<br />

Ventil für den Stress im Beruf<br />

finden. „Ich wollte etwas tun,<br />

das nicht geht“, sagt er und beschreibt<br />

so bereits das Programm<br />

seiner künftigen Reisen.<br />

Nach der Wende in der<br />

DDR setzte er sich in Hamburg<br />

auf´s Fahrrad und fuhr<br />

„einfach“ nach Polen. Im<br />

Nachhinein ist dies wie ein<br />

Aufwärmtraining. Es folgten<br />

Radtouren durch Malaysia, wo<br />

Wissler endgültig „Blut gerochen<br />

hat“ für Reisen abseits<br />

der ausgetretenen Pfade. Seither<br />

reizen ihn die alten Handelsstraßen,<br />

etwa die Wege<br />

durch die südamerikanischen<br />

Anden oder die Seidenstraße<br />

von Pakistan nach China.<br />

Wissler erlebte Faszination,<br />

aber auch körperliche Strapazen<br />

und Überfälle und begann,<br />

Bücher über diese Touren zu<br />

schreiben.<br />

Nach dem Ausscheiden bei<br />

der West/LB stieg er ins Beratergeschäft<br />

ein. Nach einiger<br />

Suche fand er dafür sein Thema:<br />

Die Beratung des Mittelstandes<br />

im Umgang mit den<br />

Banken. „Die reden aneinander<br />

vorbei“, beschreibt er den<br />

Umgang dieser beiden Gruppen.<br />

Beim typischen Mittelständler<br />

sieht er zwei Charaktereigenschaften,<br />

die Vorteil<br />

und Nachteil zugleich seien:<br />

Stolz und Direktheit. Die Direktheit<br />

führe etwa dazu, dass<br />

Unternehmer aus Briefen von<br />

der Bank nicht den Ernst der<br />

Lage erkennen. „Wenn die<br />

Kreditinstitute höflich bitten,<br />

steckt zwischen den Zeilen eine<br />

klare Forderung“, weiß<br />

Wissler. Er „übersetzt“ für seine<br />

Klienten und bereitet sie<br />

auf wichtige Gespräche mit<br />

den Banken vor - bis hin zur<br />

Warnung vor bestimmten<br />

Reizworten.<br />

Wisslers zweites Standbein<br />

ist die Wirtschaftsmediation -<br />

die Streitschlichtung ohne Gerichtsverfahren.<br />

„Meine Kernkompetenz<br />

ist es, Brücken zu<br />

bauen, wenn Konflikte unüberbrückbar<br />

erscheinen“,<br />

sagt er und nennt ein Beispiel:<br />

Die Menschen<br />

hinter den Konflikten<br />

Ein Konzern hatte nach einem<br />

Squeeze-Out mehr als<br />

neun Jahre lang mit einer kleinen<br />

Aktionärsgruppe prozessiert,<br />

bevor sie sich an Wissler<br />

wandte. Dieser verzichtete bewusst<br />

darauf, sich in die Akten<br />

des Falles einzulesen und besuchte<br />

statt dessen den Sprecher<br />

der Gegenseite - zu Hause.<br />

„Mich interessieren in solchen<br />

Fällen nicht die Details,<br />

sondern die Menschen hinter<br />

den Konflikten und die wunden<br />

Stellen, die der Streit bei<br />

ihnen hinterlassen hat,“ sagt<br />

der Mediator. Nach mehreren<br />

Vorgesprächen unter Wisslers<br />

Vermittlung hätten es die Beteiligten<br />

dann binnen drei Monaten<br />

geschafft, den Streit einvernehmlich<br />

zu beenden, erzählt<br />

er nicht ohne Stolz.<br />

Neben der Beratertätigkeit<br />

bleibt dem 63-Jährigen („gefühlte<br />

46“) auch noch Zeit für<br />

Reisen. Manchmal finanziert<br />

sogar eine Tour die nächste: So<br />

fuhr Wissler eine Zeit lang auf<br />

Menschen im <strong>BKU</strong><br />

Unterwegs auf der Seidenstraße: <strong>BKU</strong>-Mitglied Gerhard Wissler und sein Fahrrad. Fotos: Wissler<br />

der MS Europa mit und verdiente<br />

sich die Passage mit<br />

Reisevorträgen. Zudem hat er<br />

in seinem Beratungs-Portefeuille<br />

auch das Angebot, seine<br />

Kunden bei der Erfüllung ihrer<br />

eigenen Sehnsüchte zu beraten.<br />

Er selbst wird natürlich<br />

auch weiterhin auf´s Rad steigen,<br />

denn: „Der große Traum<br />

ist bis heute eine Radtour entlang<br />

des Ganges.“<br />

Kontakt: www.abenteuer-reisebuch.de,<br />

www.wissler-coaching<br />

Graf von<br />

Ballestrem ist tot<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Valentin Graf<br />

von Ballestrem ist im Januar im<br />

Alter von 77 Jahren verstorben.<br />

Ballestrem war von 1972 bis<br />

1994 Vorsitzender des Diözesanrates<br />

im Bistum Regensburg<br />

und über lange Jahre Vorsitzender<br />

des örtlichen Matheser-<br />

Hilfsdienstes. Ballestrem galt als<br />

einer der führenden Laienvertreter<br />

im Bistum. Wie die „Tagespost“<br />

berichtet, hatte er noch im<br />

November 2005 einen Aufruf<br />

unterzeichnet, in dem gegen die<br />

umstrittene Neuordnung der Räte<br />

in Regensburg protestierte.<br />

Durch die Reform sehe er einen<br />

Teil seines Lebenswerk beseitigt,<br />

wird er zitiert. Seine letzten Lebensjahre<br />

verbrachte Ballestrem<br />

in München.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 33


Rezensionen<br />

„Werte für Anfänger“<br />

Die Deutsche Management-Gesellschaft gibt einen Leitfaden heraus<br />

Die Erkenntnis, dass Werte<br />

kein Luxus, sondern auch im<br />

Wirtschaftsleben für eine<br />

stabile Unternehmensentwicklung<br />

wichtig sind, setzt<br />

sich zunehmend durch.<br />

Grund genug für die DeutscheManagement-Gesellschaft,<br />

einen „WERteleitfaden<br />

für Führungskräfte“<br />

vorzulegen.<br />

von Peter Unterberg<br />

Kurz und bündig werden<br />

darin zunächst die Rolle des<br />

Managers sowie zentrale Tugenden<br />

und Werte definiert. Es<br />

folgen Appelle und „eiserne<br />

Empfehlungen“, deren Umsetzung<br />

so manchen Firmenalltag<br />

verbessern würde.<br />

Für die Selbstreflektion fol-<br />

Der Dortmunder Theologe<br />

Thomas Ruster legte kürzlich<br />

das Werk „Von Menschen,<br />

Mächten und Gewalten“<br />

vor, das wirtschaftsethisch<br />

nicht unkommentiert<br />

bleiben sollte.<br />

von Andreas E. Peltzer<br />

Der Gedanke, die Systemzwänge<br />

der modernen Zivilisation<br />

als zeitgemäße Wirkweise<br />

guter und böser Engel zu<br />

deuten, hat zunächst etwas<br />

Interessantes an sich. Je länger<br />

man jedoch darüber nachdenkt<br />

umso fragwürdiger wird, ob<br />

dieser Ansatz wirklich irgendwie<br />

hilfreich ist.<br />

Die Ausgangsbasis des Buches<br />

ist ein dämonisierender<br />

Katastrophismus, der schon<br />

im Vorwort ganz offen angesprochen<br />

wird: „Forschungen<br />

amerikanischer und europäischer<br />

Wissenschaftler deuten<br />

34_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Willmanns Rainer u.a.: WERteleitfaden<br />

für Führungskräfte,<br />

vdf-Hochschulverlag, Zürich<br />

2006, 148 Seiten, Euro 34,80,<br />

Bezug über den Deutschen Manager-Verband,<br />

www.dmvev.de.<br />

unzweifelhaft auf ein Anwachsen<br />

der den Menschen feindlich<br />

gesonnenen Mächte und<br />

Gewalten hin.“<br />

Natürlich kann man frei<br />

über den Untergang der Kulturen<br />

nachdenken oder die Klimaveränderungen<br />

als Vorboten<br />

des Jüngsten Gerichts interpretieren.<br />

Die Wirtschaftsethik<br />

aber hat eine höhere Verantwortung,<br />

insofern sie als<br />

Grundlage für wirtschaftspolitische<br />

Entscheidungen erst einmal<br />

zu einer der Wirklichkeit<br />

angemessenen Bewertung der<br />

Lage finden muss.<br />

Thomas Ruster sieht die<br />

Welt gefangen in einem Netz<br />

von „Funktionssystemen“<br />

(Wirtschaft, Verkehr, Politik),<br />

die sich gegenseitig ihre negativen<br />

externen Effekte (Arbeitslosigkeit,<br />

Umwelt) aufbürden.<br />

Die Gesamtbelastung<br />

durch diese Effekte steige, ihre<br />

Internalisierung gelinge nicht.<br />

gen dann griffige Fallbeispiele<br />

zu verschiedenen werterelevanten<br />

Themen sowie Interviews<br />

und Diskussionsprotokolle<br />

zum Thema. In diesem<br />

Teil kommen unter anderem<br />

die <strong>BKU</strong>-Mitglieder Manfred<br />

Maus (obi-Baumärkte) und<br />

Prof. Dr. Norbert Walter<br />

(Deutsche Bank) zu Wort.<br />

Das Buch hinterlässt aber<br />

zwiespältige Gefühle: Es ist<br />

gut geschrieben und leserfreundlich<br />

gestaltet, bleibt aber<br />

an vielen Stellen sehr oberflächlich.<br />

Wer es jedoch im<br />

Geiste den Untertitel „Werte<br />

für Anfänger“ einfügt, bekommt<br />

hier einen schnellen<br />

Einstieg und die Erkenntnis:<br />

Ethik lohnt sich. Allerdings<br />

wird hier lediglich eine weltanschaulich<br />

neutrale, korrekte<br />

Das Wesen der Wirtschaft nicht verstanden<br />

Eine Kritik der Himmelslehre von Thomas Ruster<br />

Als Hauptschuldige in wirtschaftsethischer<br />

Hinsicht sieht<br />

er „Zins und Wachstumszwang“,<br />

denen er ein eigenes<br />

Kapitel widmet, nachdem er<br />

im Kapitel zuvor mit Niklas<br />

Luhmann die „Nichtsteuerbarkeit<br />

der Gesellschaft“feststellt.<br />

Das Kapitel über die Wirtschaft<br />

enthält einige zum<br />

Schmunzeln anregende Aussagen<br />

über die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler.<br />

Leider<br />

ist es aber selbst so verkehrt in<br />

einigen Grundannahmen, dass<br />

so mancher schmunzeln wird<br />

über diesen Ausflug des Theologen<br />

ins Reich der Ökonomie.<br />

Der vermutlich schwerwiegendste<br />

Denkfehler hat zu tun<br />

mit ständigen Schlüssen von<br />

der mikro- auf die makroökonomische<br />

Ebene und mit dem<br />

Fehlen einer modernen<br />

Gleichgewichtstheorie. Aber<br />

es wird auch Produktion mit<br />

Konsum vermischt und Zins<br />

Haltung beschrieben. Für spezielle<br />

christliche Werte ist hier<br />

kein Platz.<br />

Zudem erlauben sich die<br />

Autoren einige Eigenarten.<br />

Markenzeichen ist die Praxis,<br />

die ersten drei Buchstaben des<br />

Wortes WERte durchgängig<br />

groß zu schreiben. Das soll illustieren,<br />

dass diese Buchstaben<br />

als Abkürzungen für Wahrheit,<br />

Wachstum, Ehrlichkeit,<br />

Respekt und andere Tugenden<br />

stehen – wirkt aber aufgesetzt<br />

und stört das Auge beim Lesen.<br />

Die Tugend der Mäßigung<br />

wünscht sich der Leser schließlich<br />

auf den letzten 20 Seiten.<br />

Die dort versammelten Autorenporträts<br />

und „Statements<br />

von Unternehmen“ lesen sich<br />

wie Werbeanzeigen oder Bewerbungsschreiben.<br />

mit Wachstum identifiziert.<br />

Ruster beschreibt, wie ein<br />

Einzelschuldner durch Zins<br />

und Zinseszins in die Schuldenfalle<br />

gerät und jedes Jahr<br />

mehr und mehr produzieren<br />

müsse, um überhaupt die<br />

Schuldenlast zu tragen. Dieser<br />

Gedanke wird dann auf die<br />

Weltwirtschaft übertragen, die<br />

sich nun in diesem furchtbaren<br />

Wachstumszwang = Schuldenbedienungszwang<br />

befinde.<br />

Zum Glück ist es nicht so.<br />

Das Werk Thomas Rusters<br />

hat seine Bedeutung in der<br />

neuartigen Verknüpfung der<br />

Angelogie mit der Luhman'schen<br />

Systemtheorie und der<br />

christlichen Tora-Interpretation.<br />

Das Wesen der Wirtschaft<br />

hat es aber leider nicht verstanden.<br />

Thomas Ruster: „Von Menschen,<br />

Mächten und Gewalten”, Matthias-Grünewald-Verlag,<br />

Mainz, Juli<br />

2005, 336 Seiten, Euro 38,50


INTERN<br />

-<br />

Bund Katholischer Unternehmer e.V.<br />

Nachrichten • Berichte • Kommentare<br />

Neuaufbruch im „bodenständigen Sauerland“<br />

Mit einer Initiativtagung leitete Philipp M. Laufenberg die Gründung einer neuen <strong>BKU</strong>-Gruppe ein<br />

Der Vorsitzende der DG<br />

Köln, Philipp M. Laufenberg,<br />

engagiert sich für<br />

die Gründung einer neuen<br />

<strong>BKU</strong>-Gruppe im Sauerland.<br />

Erster Schritt war<br />

eine Initiativtagung in der<br />

Akademie Biggesee in<br />

Attendorn, an der rund 50<br />

Interessenten teilnahmen.<br />

„Wir sind hier im Sauerland.<br />

Wir gelten als stur, bodenständig<br />

und fest verwurzelt<br />

in christlichem Glauben und<br />

Werten“ sagte der Attendorner<br />

Unternehmer Walter Viegener,<br />

der als <strong>BKU</strong>-Mitglied vor Ort<br />

die Einladung unterschrieben<br />

hatte. Diese Charakterzüge,<br />

die er mit dem plattdeutschen<br />

Begriff „twiärs“ zusammenfasste,<br />

dürften die Gründung<br />

einer <strong>BKU</strong>-Gruppe fördern,<br />

glaubt er.<br />

Zum Thema des Tages,<br />

Auftakt im Sauerland: Die Referenten Manfred Maus (v.li.), und Hermann<br />

Josef Johanns, „Nachbar“ Ferdinand Klingenthal aus Paderborn,<br />

Unternehmer Walter Viegener, Initiator Philipp M. Laufenberg und General<br />

a.D. Wolfgang Döring. Foto: Peter Unterberg<br />

„Werteorientierte Unternehmenskultur“,<br />

lieferte der<br />

Gründer der OBI-Baumärkte,<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Manfred<br />

Maus, faktisch das Credo des<br />

Verbandes: „Ich bin katholisch<br />

und Unternehmer - das geht“,<br />

versicherte er und setzte sich<br />

Gefangenensyndrom<br />

DG Köln informiert sich über Korruption<br />

Korruption ist keine Naturkatastrophe,<br />

sondern kann<br />

durch gezielte Prävention<br />

durchaus eingedämmt werden,<br />

glaubt Dr. Peter von<br />

Blomberg von Transparency<br />

International.<br />

Bei einer Veranstaltung der<br />

Kölner Gruppen von <strong>BKU</strong> und<br />

des evangelischen AEU definierte<br />

von Blomberg Korruption<br />

als den Missbrauch einer<br />

öffentlich oder privatwirtschaftlich<br />

anvertrauten Macht<br />

zu privatem Nutzen. Dabei<br />

profitierten die Täter davon,<br />

dass Steuerzahler, Kunden<br />

oder andere Opfer kaum mitbekommen,<br />

dass von ihrem<br />

Geld etwas abgezweigt wird.<br />

Korruptions-Fachmann Dr. Peter<br />

von Blomberg.<br />

Um dies zu verhindern,<br />

möchte von Blomberg durch<br />

Prävention, das „Gefangenensyndrom“<br />

durchbrechen: Dies<br />

besteht darin, dass sich in korrupten<br />

Systemen jeder so verhält,<br />

wie er es von der Konkurrenz<br />

befürchtet. Helfen könnten<br />

etwa Integrationspakte, bei<br />

denen sich alle Beteiligten<br />

sanktionsbewehrt zu korrektem<br />

Verhalten verpflichten.<br />

damit von allen ab, die meinen,<br />

unternehmerischer Erfolg<br />

und werteorientiertes Verhalten<br />

passten nicht zusammen.<br />

Als zentrale Erfolgskriterien<br />

sieht Maus die Kunden- und<br />

Mitarbeiterzufriedenheit. Für<br />

beide sei es wichtig, dass der<br />

Unternehmer Werte wie<br />

Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und<br />

Toleranz vorlebt.<br />

Anschließend berichtete<br />

Generalmajor a.D. Wolfgang<br />

Döring, dass auch die Luftwaffe<br />

bei ihrer Arbeit einem<br />

Wertekanon folgt, den sie in<br />

einem eigenen Leitbild zusammengefasst<br />

hat. <strong>BKU</strong>-<br />

Mitglied Hermann Josef Johanns<br />

rief in einem mitreißenden<br />

Beitrag noch einmal das<br />

Großereignis Weltjugendtag<br />

in Köln in Erinnerung, das er<br />

als Geschäftsführer der Betreibergesellschaftmaßgeblich<br />

mit vorbereitet hat.<br />

Mit guten Wünschen der<br />

Nachbar-DG Paderborn rundete<br />

deren Vorsitzender Ferdinand<br />

Klingenthal den Abend<br />

ab, dessen Verlauf Mut gemacht<br />

hat für die weiteren<br />

Schritte auf dem Weg zu einer<br />

DG Sauerland. P. Unterberg<br />

Gast bei der Bundespolizei<br />

DG Köln bekommt Einblick hinter die Kulissen<br />

Zu einem Informationsbesuch bei der Bundespolizei trafen sich Mitglieder<br />

der Diözesangruppe Köln jetzt in St. Augustin. Empfangen wurde die<br />

Gruppe von Vizepräsident Jürgen Bischoff, der in einem lebhaften Vortrag<br />

Aufbau und Aufbau seiner Organisation vorstellte. Einen Einblick<br />

hinter die Kulissen der Spezialeinheit GSG 9 lieferte deren Kommandant<br />

Olaf Lindner. Zum Abschluss des Tages führte der stellvertetende Leiter<br />

der Fliegergruppe, Thomas Helbeg, die Besucher durch die Hubschrauber-Hangars<br />

seiner Einheit.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 35


Das Ende der Sozialreformen?<br />

<strong>BKU</strong>-Berater Althammer mahnte in Duisburg Vereinfachungen im Steuerrecht an<br />

Deutliche Worte in Duisburg: <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis-Leiterin Elisabeth Schulte<br />

(v.li), Berater Jörg Althammer und Gastgeber Wolfgang Schmitz.<br />

Foto: Unternehmerverbandsgruppe<br />

Hart ins Gericht ging der<br />

Wissenschaftliche Berater<br />

des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Jörg Althammer,<br />

jetzt vor 70 Gästen<br />

der Unternehmerverbands-<br />

Gruppe Niederrhein mit<br />

der großen Koalition.<br />

„Ende der Sozialreformen?<br />

Konsumtrends<br />

Vollmitgliedschaft<br />

Bachmann, Roald,<br />

Vermögensberater der Pax-Bank<br />

Berlin<br />

Beier, Steffen,<br />

Abteilungsdirektor der<br />

HypoVereinsbank Magdeburg<br />

Bergmann,Andreas,<br />

Inhaber der Steuerberatung<br />

Bergmann, Wuppertal<br />

Czekalla, Dr. Jörg,<br />

Scudio Informationstechnik<br />

Niederdodeleben<br />

Dickmann, Walter,<br />

36_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

- Überlegungen nach der Koalitionsvereinbarung“<br />

lautete<br />

das Thema seines Vortrages im<br />

Haus der Unternehmer. Wolfgang<br />

Schmitz, Hauptgeschäftsführer<br />

der UnternehmerverbandsGruppe,begrüßte<br />

den Referenten mit der Fra-<br />

Dr. Christian Wulff bei der DG Rhein-Main<br />

Wie sich Menschen im Konsum<br />

verhalten, wird maßgeblich<br />

von ihrem Glauben<br />

an die Qualität der Zukunft<br />

und ihrer Werte bestimmt.<br />

Das sagte <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />

Christian Wulff bei der DG<br />

Rhein-Main.<br />

Wulff untersucht bei Price-<br />

WaterhouseCoopers aktuelle<br />

Konsumententrends. Mit dem<br />

Zitat „Ein Arbeitsloser verunsichert<br />

150 Arbeitnehmer“<br />

sprang Wulff mitten in die<br />

Faktoren, die sich in unserem<br />

Land so rasant ändern:<br />

1. Zunehmender weltweiter<br />

Wettbewerb.<br />

2. Ein dynamischeres und<br />

aggressiveres Marktumfeld.<br />

3. Immer schnellere und<br />

größere Technologiesprünge.<br />

4. Ein sich rasant änderndes<br />

und immer weniger greifbares<br />

Konsumentenverhalten.<br />

Der letzte Punkt zeigt sich<br />

am deutlichsten im Siegeszug<br />

der Discounter – mit gravierenden<br />

Auswirkungen auf<br />

Partner der Rechtsanwaltskanzlei<br />

Dr. Hüsch & Partner, Neuss<br />

Dudziak, Regina,<br />

Gesellschafter/Geschäftsführer der<br />

Most Active Health Care GmbH,<br />

Riegel<br />

Fürnkranz, Werner,<br />

Bereichsleiter der Investitionsbank<br />

Berlin<br />

Fürstenwerth, Dr. Jörg Freiherr<br />

von,<br />

Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft,<br />

Berlin<br />

Halff, Carel,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

ge: „Wo bleibt eine wirkliche<br />

soziale Sicherheit, wenn die<br />

Kosten für die Sozialversicherungsbeiträge<br />

die Wirtschaft<br />

verunsichern und ins Ausland<br />

treibt und somit der sozialen<br />

Sicherung den Boden entziehen?“<br />

Die ökonomische Krise des<br />

Sozialstaats sei zu einer Sinnkrise<br />

geworden, sagte Althammer.<br />

Das traditionelle wohlfahrtsstaatliche<br />

Modell mit<br />

seinem Gleichheitsprinzip habe<br />

theoretisch wie praktisch<br />

ausgedient. Perspektivlosigkeit<br />

kennzeichne die Debatte.<br />

Und die wohlfahrtsstaatlichen<br />

Arrangements bekämen im-<br />

Neue Mitglieder<br />

Dr. Christian Wulff (li.) in Frankfurt.<br />

Herstellerpreise, Produktionsort<br />

und Vielfalt der Produkte.<br />

Die einfache Frage nach der<br />

Herkunft der Kleidungsstükke,<br />

die die Teilnehmer trugen,<br />

der Verlagsgruppe Weltbild<br />

Klinge, Heiko,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Medien- und Managementberatung<br />

München<br />

Kurnoth, Ingo,<br />

Geschäfsführer der Kurnoth Immobilien,<br />

Oststeinbek,<br />

Schrader, Dr. Uwe,<br />

Landtag Sachsen-Anhalt,<br />

Magdeburg<br />

Weiß, Christian,<br />

Sachverständigen-GmbH, Eichstätt<br />

Zils, Helmut,<br />

Generalbevollmächtigter der UBS<br />

Deutschland AG, Köln<br />

mer neue Etiketten – wie etwa<br />

die schwammige „neue soziale<br />

Gerechtigkeit“.<br />

Der Wissenschaftler beklagt,<br />

dass die Politik sich seit<br />

den Bundestagswahlen „mit<br />

geradezu atemberaubender<br />

Geschwindigkeit“ vom zunächst<br />

Parteien übergreifenden<br />

Konsens entfernt habe, das<br />

Steuerrecht zu vereinfachen.<br />

Bereits der Koalitionsvertrag<br />

sei durchsetzt mit LenkungsundUmverteilungsmaßnahmen.<br />

Ein undurchschaubares<br />

Dickicht von Vergünstigungen,<br />

Ausnahmetatbeständen und<br />

Sonderbestimmungen lähme<br />

die private Initiative.<br />

machte schlaglichtartig klar,<br />

dass jeder selbst durch sein<br />

Verhalten diese Entwicklung<br />

mitbestimmt. H. Neff<br />

Junioren<br />

Michels, Joachim B.,<br />

Unternehmensberatung, Dresden<br />

Sommerlatte, Brice J.C,<br />

Vorstand Marketing der profalsch<br />

Cross Media AG, Berlin<br />

Wenzel, Franz,<br />

Geschäftsleitung der Immobilien<br />

Wenzel, Ingolstadt<br />

Übernahme der Mitgliedschaft<br />

Günther, Wilfried von Herrn<br />

Heiko Klinge bei der MDG-Dienstleistungs<br />

GmbH


Auf- und Umbruch in Regensburg<br />

Schmack löst Baldauf ab - Zustimmung zur Mitarbeit im umstrittenen Diözesankomitee<br />

Neuigkeiten aus Regensburg:<br />

Nach zwölf Jahren<br />

gab dort der DG-Vorsitzende<br />

Dieter Baldauf sein Amt<br />

in jüngere Hände. Gleichzeitig<br />

beschloss die Gruppe,<br />

sich an dem umstrittenen<br />

Diözesanräten konstruktiv<br />

zu beteiligen.<br />

Nachfolger Baldaufs wurde<br />

der Geschäftsführer der<br />

gleichnamigen Bauträgergesellschaft,<br />

Martin U.<br />

Schmack. Als Stellvertreter<br />

steht ihm der Rechtsanwalt Dr.<br />

Thomas Troidl zur Seite. Kurt<br />

Rümmele und Marc Feil runden<br />

den Vorstand ab.<br />

Im Laufe von Baldaufs<br />

Amtszeit gelang es, vor Ort 20<br />

neue Mitglieder zu gewinnen.<br />

Heute gehören der Gruppe 32<br />

Mitglieder an. Für seine Verdienste<br />

wurde Baldauf zum<br />

Ehrenvorsitzenden der Gruppe<br />

gewählt. Auf dem Programm<br />

der Regensburger für<br />

2006 stehen neben den zweimonatlichen<br />

Mittagstischen<br />

eine Reise nach Dresden und<br />

ein Einkehrtag.<br />

Die Gruppe beschloss zudem<br />

einstimmig, Vertreter in<br />

das neue Diözesankomitee zu<br />

entsenden, das sich Anfang<br />

Februar konstituiert hat. Nur<br />

durch die Teilhabe an diesem<br />

Gremium könne auch eine<br />

nachhaltige Einbringung<br />

unternehmerischer Interessen<br />

in das christliche Leben in der<br />

Diözese gewährleistet werden.<br />

Hintergrund dieser Diskussion<br />

war die Auflösung des<br />

Regensburger Diözesanrates<br />

durch Ortsbischof Gerhard<br />

Kreuzweg für den Frieden<br />

DG Trier pilgerte zur Statio bei Wustweiler<br />

Fast 90 Mitglieder der DG<br />

Trier und befreundeter Verbände<br />

folgten der Einladung<br />

des <strong>BKU</strong>-Mitglieds<br />

Edmund Meiser und seiner<br />

Frau zu einem Kreuzweg<br />

für den Frieden.<br />

Ziel war die von Familie<br />

Meiser gestiftete Statio Domino<br />

Mundi im saarländischen<br />

Wustweiler. Zur Einführung<br />

stellte Geschäftsführer Dr.<br />

Martin Stauch die Vorbereitungen<br />

des Katholikentages in<br />

Saarbrücken vor. Nach der<br />

Messe mit Abt Makarios Hebler<br />

(Benediktinerabtei St. Mauritius,<br />

Tholey) betete die Grup-<br />

Führungswechsel in Regensburg: Der Ehrenvorsitzende Dieter Baldauf<br />

(v.li), der Vorsitzende Martin U. Schmack sowie die Stellvertreter Dr. Thomas<br />

Troidl, Kurt Rümmele und Marc Feil. Foto: Peter Unterberg<br />

Ludwig Müller im November.<br />

Als Ersatz hatte Müller einen<br />

Diözesanpastoralrat und das<br />

Diözesankomitee gegründet.<br />

Dieser Schritt war innerkirchlich<br />

heftig kritisiert worden.<br />

Die <strong>BKU</strong>-Gruppe war sich indes<br />

einig, dass es den Unternehmern<br />

trotz dieser Diskussionen<br />

schlecht zu Gesicht<br />

stünde, sich rein passiv zu verhalten<br />

und das Diözesankomitee<br />

zu „schwänzen“. Damit sei<br />

jedoch keine Bewertung der<br />

Auflösung des Diözesanrats<br />

Gebäude mit weiter Ausstrahlung: Die Statio in Wustweiler.<br />

pe einen Kreuzweg für den<br />

Frieden. Dieser Kreuzweg in<br />

Wustweiler in der Fastenzeit<br />

kann schon fast als <strong>BKU</strong>-Tradition<br />

bezeichnet werden. Die<br />

Umgebung der architektonisch<br />

wertvollen Statio und der darin<br />

verborgene Kunstschatz machen<br />

die Teilnahme zu einem<br />

großartigen Erlebnis. IgRo<br />

verbunden.<br />

An der Spitze des Diözesankomitees<br />

steht ein weiteres<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied: der CSU-<br />

Landtagsabgeordnete Philipp<br />

Graf von und zu Lerchenfeld,<br />

der dort jedoch als Vertreter<br />

des Sportverbandes DJK gewählt<br />

wurde.<br />

Arbeitsmarkt-Konzept<br />

Unter Baldaufs Federführung<br />

hat die Gruppe zudem einen<br />

eigenen Gesetzesvorschlag<br />

zugunsten besserer<br />

Chancen für Unternehmer, Arbeitslose<br />

und öffentliche Hand<br />

ausgearbeitet. Durch Übernahme<br />

der Arbeitgeberanteile<br />

zur Sozialversicherung von<br />

der öffentlichen Hand sollen<br />

bei Neubegründung von Arbeitsverhältnissen<br />

mit bisherigen<br />

Empfängern von Arbeitslosengeld<br />

II nicht nur die Arbeitskosten<br />

für Unternehmer<br />

verringert, sondern auch die<br />

Einstellungschancen insbesondere<br />

für Langzeitarbeitslose<br />

verbessert und die öffentliche<br />

Hand entlastet werden.<br />

Der Vorschlag wurde an die<br />

zuständigen <strong>BKU</strong>-Arbeitskreise<br />

weitergeleitet.<br />

Stellenmarkt<br />

Dynamisches, gut positioniertes<br />

mittelständ. Unternehmen,<br />

Autozulieferer diverser<br />

Präzisionswerkstück<br />

- Daten: Umsatz/Jahr 50<br />

Mio EU; Mitarbeiter > 300;<br />

Raum Kassel/Göttingen -<br />

sucht kreative Unternehmerpersönlichkeit:Geschäftsführer<br />

Vertrieb (Manager);<br />

Alter 38-55 Jahre.<br />

Kontakt über die die <strong>BKU</strong>-<br />

Geschäftsstelle, Georgstr.<br />

18, 50676 Köln<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 37


Um Zukunftsfähigkeit kümmern<br />

Neujahrsempfang der DG Düsseldorf: <strong>BKU</strong>-Mitglied Barbara Rummel führt ins Wertethema ein<br />

Der Neujahrsempfang der<br />

DG Düsseldorf in den Geschäftsräumen<br />

der DG-Vorsitzenden<br />

Maria Fischer hat<br />

sich zu einer schönen Tradition<br />

entwickelt.<br />

In diesem Jahr lieferte Neumitglied<br />

Barbara Rummel aus<br />

Oberhausen bei dem Empfang<br />

inhaltliche Akzente zum<br />

<strong>BKU</strong>-Jahresthema „Mit Werten<br />

führen“ . Bevor sie die Historie<br />

der Unternehmensethik<br />

skizzierte, wies sie mit einem<br />

Zitat des Physikers Hans-Peter<br />

Dürr auf die Notwendigkeit einer<br />

Ethik hin: „Wir müssen<br />

uns um unsere Zukunftsfähigkeit<br />

selbst kümmern. Denn die<br />

Natur wird uns dazu nicht<br />

zwingen. In ihr gilt die Regel,<br />

dass „Dummköpfe“, die ihre<br />

langfristigen vitalen Interessen<br />

vernachlässigen, einfach<br />

Neujahrsempfang<br />

in Greifswald<br />

Zum Neujahrsempfang der<br />

DG Mecklenburg und Vorpommern<br />

lud der Vorsitzende,<br />

Sebastian Tacke, am 26.<br />

Januar in die Hansestadt<br />

Greifswald.<br />

Beim Sektempfang mit<br />

Buffet und Musik tauschten<br />

sich die Geladenen über ihre<br />

unternehmerischen Tätigkeiten,<br />

ihre Ziele, aber auch Sorgen<br />

und Probleme ihrer Geschäftstätigkeit<br />

aus. Der<br />

Probst des Katholischen Pfarramtes<br />

St. Joseph, Michael Pietrus,<br />

erfreute mit seiner herzlichen<br />

Ansprache die Anwesenden.<br />

Erfreulich war, dass<br />

auch neue <strong>BKU</strong>-Interessierte<br />

teilnahmen sowie ein Mitglied<br />

aus Lübeck.<br />

Kontakt zu S. Tacke über Telefon<br />

0 38 31/3 74 99 23, E-Mail: vorstand@suite-no-3.com.<br />

38_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Referentin und Gastgeberin: Barbara Rummel (li) und Maria Fischer.<br />

Foto: Peter Unterberg<br />

aus der biologischen Evolution<br />

entlassen werden. Leider<br />

gilt dies nicht individuell, sondern<br />

kollektiv, so dass die Einsichtigen,<br />

wenn sie dies verhindern<br />

wollen, Wege finden<br />

müssen, die Nichteinsichtigen<br />

Der Leiter des Hamburger<br />

Weltwirtschaftsinstituts,<br />

Prof. Dr. Thomas Straubhaar,<br />

hat die Tarifeinigung<br />

für den Öffentlichen Dienst<br />

Hamburgs als verhängnisvoll<br />

kritisiert.<br />

Als Referent der DG Hamburg<br />

sagte Straubhaar: „Wenn<br />

ältere Arbeitnehmer und Väter<br />

von Kindern unter zwölf Jahren<br />

für das gleiche Geld weniger<br />

arbeiten müssen, dann<br />

führt das nur dazu, dass aus<br />

dieser Personengruppe niemand<br />

mehr eingestellt wird.“<br />

Das Gleiche gelte auch bei allen<br />

anderen Regelungen, die<br />

zum Schutz und zur Gleichbehandlung<br />

bestimmter Personengruppen<br />

gedacht seien,<br />

letztlich aber nur reine Einstellungshemmnissedarstell-<br />

von ihren Dummheiten abzuhalten.“<br />

Als Auslöser für die heutige<br />

Ethik-Debatte machte Rummel<br />

den Bericht des Club of<br />

Rome zu den Grenzen des<br />

Wachstums aus, der in den<br />

ten und so die Betroffenen<br />

noch stärker benachteiligten.<br />

Das System der Tarifverhandlungen<br />

in Deutschland<br />

kritisierte Straubhaar als kar-<br />

1980er und 1990er Jahren<br />

durch spektakuläre Umweltkatastrophen<br />

unterstrichen<br />

wurde (Tschernobyl, Brent<br />

Spar-Tankerunglück). Von den<br />

damals neuen Lehrstühlen für<br />

Wirtschaftsethik kam schnell<br />

die Erkenntnis, dass unternehmerischer<br />

Erfolg ohne ethisches<br />

Verhalten langfristig<br />

nicht möglich ist.<br />

Gastgeberin Maria Fischer<br />

ergänzte, dass jeder Mensch,<br />

der werteorientiert handelt,<br />

Vorleistungen an die Gesellschaft<br />

bringt und sich Risiken<br />

aussetzt. Es sei daher hilfreich,<br />

wenn dies in einem Umfeld geschehe,<br />

das dies ermöglicht.<br />

Als idealen Rahmen dafür bezeichnete<br />

sie die Katholische<br />

Soziallehre. Der Abend bildete<br />

den Auftakt für eine Reihe von<br />

Veranstaltungen der DG Düsseldorf<br />

zum Thema Werte. Unt<br />

Ältere und Väter werden benachteiligt<br />

DG Hamburg: Volkswirt Straubhaar kritisiert örtliche Tarifeinigung<br />

Prof. Dr. Thomas Straubhaar.<br />

Foto: Konstantin Zimmer<br />

tellartige Absprache unter<br />

Monopolisten auf Arbeitgeber-<br />

und Arbeitnehmerseite,<br />

die sich wie jedes Kartell zum<br />

Nachteil Dritter auswirke, in<br />

diesem Fall zum Nachteil der<br />

einfachen Leute. „Tarifautonomie<br />

sollte bedeuten, dass<br />

jeder einzelne Arbeitgeber<br />

autonom mit seinen Beschäftigten<br />

die Arbeitsbedingungen<br />

aushandeln kann, und nicht,<br />

dass der Staat dies jeweils<br />

zwei Monopolisten überlässt.“<br />

Um die Arbeitslosigkeit in<br />

Deutschland zu bekämpfen,<br />

sollten die Lohnnebenkosten<br />

„abgeschafft“ werden. Das<br />

bestehende Sozialversicherungs-System<br />

möchte Straubhaar<br />

durch direkte staatliche<br />

Zuwendung ersetzen.<br />

Konstantin Zimmer


Bewusstseinswandel muss kommen<br />

DG Freiburg: Prof. Roos über die Rolle der Katholischen Soziallehre<br />

Über die Rolle der Katholischen<br />

Soziallehre beim Umbau<br />

des Sozialstaats sprach<br />

der Geistliche Berater des<br />

<strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Lothar Roos<br />

vor der DG Freiburg.<br />

Wie Roos berichtete, gibt es<br />

durchaus Bestrebungen, die<br />

Katholische Soziallehre zu<br />

modernisieren und an den ak-<br />

April<br />

21.04. DG Leipzig, 12.00 Uhr<br />

Mittagstisch, Café Paul,<br />

Otto-Schill-Str.1, Leipzig<br />

24.04. DG Magdeburg: 18.00<br />

Uhr, Betriebsbesichtigung<br />

der Metallveredelung<br />

Wernigerode GmbH<br />

24.04. DG Berlin: 18.00 Uhr<br />

Heilige Messe, 19.00<br />

Uhr Dinner mit Rede<br />

Dr. Martin Lindner<br />

(Vors. FDP Fraktion des<br />

Abgeordnetenhauses),<br />

Kath. Akademie, Berlin<br />

26.04. DG München: „Medien<br />

und Unternehmen“<br />

27.04. DG Rhein-Main: 19.45<br />

Uhr, Vortrag und Diskussion,<br />

Alexander Todosytschuk,<br />

M&A in Russland,<br />

Liebfrauen<br />

28.04.- 03.05. <strong>BKU</strong>-Romreise<br />

29.04. DG-Rhein-Main: 15.00<br />

Führung mit Monsignore<br />

Mayer, „Chagall-Meditation“,<br />

St. Stephan in Mainz<br />

Mai<br />

02.05. DG Koblenz: Gesprächskreis<br />

zum Thema: „Deus<br />

Caritas est“<br />

03.05. DG Hamburg, 19.30 Uhr<br />

Abendveranstaltung im<br />

Hafen-Klub Hamburg.<br />

04.05. DG Aachen, 15.00, Vortrag<br />

Jürgen Kleinwächter<br />

und Prof. Dr. Bernhard<br />

Hofschmidt: „ErneuerbareEnergien/Solarenergie“,<br />

Solarinstitut Jülich<br />

04.05. DG Leipzig, 19.00 Uhr<br />

Lothar May: Energiespartipps<br />

für Unternehmen,<br />

tuellen Diskussionen mitzuwirken.<br />

Dafür sei aber vor allem<br />

ein Umdenken in der Bevölkerung<br />

nötig. Man müsse<br />

damit aufhören, „dass jeder<br />

umfassenden sozialen Schutz<br />

vom Staat erwartet“, und stattdessen<br />

selbst wieder mehr Verantwortung<br />

für sich und andere<br />

übernehmen.<br />

Roos fasste die Gründe zusammen,<br />

weshalb das deutsche<br />

Sozialmodell heute nicht<br />

mehr realistisch sei: ein hoher<br />

Sockel an Dauerarbeitslosen,<br />

der Wandel in der Bevölkerungsstruktur<br />

und die offene<br />

Weltwirtschaft. Nachdem die<br />

Ideen zur Reform „theoretisch<br />

inzwischen ausgereizt sind“,<br />

Aktuelle Termine<br />

May Energy, Emilienstr.<br />

8, Leipzig<br />

05.05. DG Kurpfalz: 18.00 Uhr,<br />

Vortrag, Dr. Lohse, „Perspektiven<br />

der Metropolregion<br />

Rhein-Neckar“<br />

05.05. DG Magdeburg: 13.00<br />

Uhr Mittagstisch<br />

09.05. DG Düsseldorf: 19.30<br />

Uhr, Michael Fischer und<br />

Klaus Pasch, „Testament,<br />

Vermögensübergang,<br />

Stiftung etc“, Brauerei<br />

„Im Goldenen Ring“,<br />

Düsseldorf<br />

09.05. DG Freiburg: 12.15 Uhr,<br />

Mittagstisch mit Vortrag,<br />

Zunftstube, Stadthotel<br />

Kolping<br />

11.05. DG Stuttgart: 18.00 Uhr,<br />

Mitgliedertreffen, Filderhotel,Ostfildern-Nellingen<br />

11.05. DG München: 19.30 Uhr,<br />

Jour fixe „Auf ein Wort“,<br />

Bardehle + Partner,<br />

Possartstr. 18, München<br />

12.-13.05. <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />

in Schmallenberg:<br />

„Alte Werte neu gelebt“,<br />

S. 20<br />

15.05. DG München:<br />

Abt Dr. Johannes Eckert<br />

OSB „Ein Abend im<br />

Kloster St. Bonifaz“<br />

18.05. DG Rhein-Main: 19.30<br />

Uhr, Philipp Baron Wambold<br />

zu Umstadt, „Der<br />

Adel im 21. Jahrhundert“,<br />

Liebfrauen<br />

18.05. DG Magdeburg. 19.00<br />

Uhr, Sachsen-Anhalt<br />

nach der Wahl<br />

19.05. DG Leipzig, 12.00 Uhr<br />

Mittagstisch, Café Paul,<br />

Otto-Schill-Str.1, Leipzig<br />

19.05. DG Aschaffenburg, 19.30<br />

Uhr, Norbert Geis, MdB:<br />

Schutz des Lebens<br />

24.05. Weltkongress der UNI-<br />

APAC in Lissabon (S. 16)<br />

24.05. DG Regensburg: 12.30<br />

Uhr, Mittagstisch, Restaurant<br />

Federico Secondo,<br />

Deichgasse 1, Regensburg<br />

24.-28.05. Katholikentag Saarbrücken<br />

mit eigenen Foren<br />

des <strong>BKU</strong> (S. 4)<br />

26.-28.05. DG Stuttgart: Einkehrtage<br />

Abtei Nehresheim,<br />

mit Prof. Roos,<br />

31.05. DG Berlin: Gemeinschaftsveranstaltung<strong>BKU</strong>/Diözesanrat/Kathedralforum<br />

von St. Hedwig,<br />

Manfred Maus „Mit<br />

Werten führen“<br />

31.05. DG Köln: 12.30 Uhr Mittagstisch<br />

Juni<br />

02.06. DG Magdeburg: 13.00<br />

Uhr, Mittagstisch<br />

06.06. DG Düsseldorf, 19.30<br />

Uhr, Jour fixe, Brauerei<br />

„Im Goldenen Ring“,<br />

Düsseldorf<br />

06.06. DG Aachen: 18.00 Uhr,<br />

Besichtigung des Aachener<br />

Doms<br />

08.06. DG München: 19.30 Uhr,<br />

Jour fixe „Auf ein Wort“,<br />

Bardehle + Partner,<br />

Possartstr. 18, München<br />

11.06. DG Paderborn: Familiengottesdienst<br />

mit anschließendem<br />

Gaststättenbesuch<br />

komme es vor allem auf die<br />

Umsetzung in der Praxis an.<br />

Dazu sei eine Bewusstseinsänderung<br />

in der Gesellschaft<br />

notwendig, auf die Kirche und<br />

kirchliche Verbände aufmerksam<br />

machen müssten, denn:<br />

„Sanierung kann nur durch<br />

neues Denken kommen.“<br />

Christian Selbherr<br />

13.06. DG Freiburg: 12.15 Uhr,<br />

Mittagstisch mit Diskussion,<br />

Stadthotel Kolping<br />

15.06. DG Magdeburg: Fronleichnamsfest<br />

mit anschließendem<br />

Grillabend<br />

21.06. DG-Magdeburg: <strong>BKU</strong>/<br />

AEU Sommerempfang<br />

21.06. DG Köln: 12.30 Uhr Mittagstisch<br />

22.06. DG Rhein-Main: 19.30<br />

Uhr, Pfarrer Dietmar<br />

Heeg, „Aus dem Alltag<br />

eines Fernsehpfarrers“,<br />

Liebfrauen<br />

23.06. 13.30 Uhr, RegionaltagungBayern/Frauenwörther<br />

Gespräch, Dr. Helmut<br />

Kohl, Prof. Eugen Biser:<br />

„Vision Europa – die geistig<br />

religiöse Bedeutung<br />

der Wende von 1989 in<br />

Deutschland“, Kloster<br />

Frauenchiemsee<br />

23.06. DG Leipzig, 12.00 Uhr<br />

Mittagstisch oder Besichtigung<br />

des BMW-Werkes<br />

Leipzig<br />

24.06. DG Konferenz, Treffen<br />

im Erbacher Hof<br />

26.06. DG Berlin: 19.00 Uhr,<br />

Manfred-v.-Richthofen:<br />

Werte im Sport, „Fairer<br />

Wettbewerb oder Siegen<br />

um jeden Preis?“<br />

Oktober<br />

13.-15.10. Bundestagung in<br />

Magdeburg<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 39


IMPRESSUM<br />

G 2943 F<br />

<strong>BKU</strong>-JOURNAL<br />

Quartalszeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer.<br />

Herausgeber: Bund Katholischer Unternehmer e.V.,<br />

Georgsstraße 18, 50676 Köln,<br />

Telefon 02 21/2 72 37-0, Fax 02 21/2 72 37 27<br />

E-Mail: unterberg@bku.de<br />

Internet: http://www.bku.de<br />

Redaktion: Peter Unterberg<br />

Druck: Zimmermann Druck und visuelle Kommunikation, Köln<br />

Erscheinung: viermal jährlich<br />

Bezugspreis: 4,00 Euro<br />

ISSN 0934-8514<br />

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