05.12.2012 Aufrufe

PDF-Download - BKU

PDF-Download - BKU

PDF-Download - BKU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Rezensionen<br />

„Werte für Anfänger“<br />

Die Deutsche Management-Gesellschaft gibt einen Leitfaden heraus<br />

Die Erkenntnis, dass Werte<br />

kein Luxus, sondern auch im<br />

Wirtschaftsleben für eine<br />

stabile Unternehmensentwicklung<br />

wichtig sind, setzt<br />

sich zunehmend durch.<br />

Grund genug für die DeutscheManagement-Gesellschaft,<br />

einen „WERteleitfaden<br />

für Führungskräfte“<br />

vorzulegen.<br />

von Peter Unterberg<br />

Kurz und bündig werden<br />

darin zunächst die Rolle des<br />

Managers sowie zentrale Tugenden<br />

und Werte definiert. Es<br />

folgen Appelle und „eiserne<br />

Empfehlungen“, deren Umsetzung<br />

so manchen Firmenalltag<br />

verbessern würde.<br />

Für die Selbstreflektion fol-<br />

Der Dortmunder Theologe<br />

Thomas Ruster legte kürzlich<br />

das Werk „Von Menschen,<br />

Mächten und Gewalten“<br />

vor, das wirtschaftsethisch<br />

nicht unkommentiert<br />

bleiben sollte.<br />

von Andreas E. Peltzer<br />

Der Gedanke, die Systemzwänge<br />

der modernen Zivilisation<br />

als zeitgemäße Wirkweise<br />

guter und böser Engel zu<br />

deuten, hat zunächst etwas<br />

Interessantes an sich. Je länger<br />

man jedoch darüber nachdenkt<br />

umso fragwürdiger wird, ob<br />

dieser Ansatz wirklich irgendwie<br />

hilfreich ist.<br />

Die Ausgangsbasis des Buches<br />

ist ein dämonisierender<br />

Katastrophismus, der schon<br />

im Vorwort ganz offen angesprochen<br />

wird: „Forschungen<br />

amerikanischer und europäischer<br />

Wissenschaftler deuten<br />

34_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />

Willmanns Rainer u.a.: WERteleitfaden<br />

für Führungskräfte,<br />

vdf-Hochschulverlag, Zürich<br />

2006, 148 Seiten, Euro 34,80,<br />

Bezug über den Deutschen Manager-Verband,<br />

www.dmvev.de.<br />

unzweifelhaft auf ein Anwachsen<br />

der den Menschen feindlich<br />

gesonnenen Mächte und<br />

Gewalten hin.“<br />

Natürlich kann man frei<br />

über den Untergang der Kulturen<br />

nachdenken oder die Klimaveränderungen<br />

als Vorboten<br />

des Jüngsten Gerichts interpretieren.<br />

Die Wirtschaftsethik<br />

aber hat eine höhere Verantwortung,<br />

insofern sie als<br />

Grundlage für wirtschaftspolitische<br />

Entscheidungen erst einmal<br />

zu einer der Wirklichkeit<br />

angemessenen Bewertung der<br />

Lage finden muss.<br />

Thomas Ruster sieht die<br />

Welt gefangen in einem Netz<br />

von „Funktionssystemen“<br />

(Wirtschaft, Verkehr, Politik),<br />

die sich gegenseitig ihre negativen<br />

externen Effekte (Arbeitslosigkeit,<br />

Umwelt) aufbürden.<br />

Die Gesamtbelastung<br />

durch diese Effekte steige, ihre<br />

Internalisierung gelinge nicht.<br />

gen dann griffige Fallbeispiele<br />

zu verschiedenen werterelevanten<br />

Themen sowie Interviews<br />

und Diskussionsprotokolle<br />

zum Thema. In diesem<br />

Teil kommen unter anderem<br />

die <strong>BKU</strong>-Mitglieder Manfred<br />

Maus (obi-Baumärkte) und<br />

Prof. Dr. Norbert Walter<br />

(Deutsche Bank) zu Wort.<br />

Das Buch hinterlässt aber<br />

zwiespältige Gefühle: Es ist<br />

gut geschrieben und leserfreundlich<br />

gestaltet, bleibt aber<br />

an vielen Stellen sehr oberflächlich.<br />

Wer es jedoch im<br />

Geiste den Untertitel „Werte<br />

für Anfänger“ einfügt, bekommt<br />

hier einen schnellen<br />

Einstieg und die Erkenntnis:<br />

Ethik lohnt sich. Allerdings<br />

wird hier lediglich eine weltanschaulich<br />

neutrale, korrekte<br />

Das Wesen der Wirtschaft nicht verstanden<br />

Eine Kritik der Himmelslehre von Thomas Ruster<br />

Als Hauptschuldige in wirtschaftsethischer<br />

Hinsicht sieht<br />

er „Zins und Wachstumszwang“,<br />

denen er ein eigenes<br />

Kapitel widmet, nachdem er<br />

im Kapitel zuvor mit Niklas<br />

Luhmann die „Nichtsteuerbarkeit<br />

der Gesellschaft“feststellt.<br />

Das Kapitel über die Wirtschaft<br />

enthält einige zum<br />

Schmunzeln anregende Aussagen<br />

über die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler.<br />

Leider<br />

ist es aber selbst so verkehrt in<br />

einigen Grundannahmen, dass<br />

so mancher schmunzeln wird<br />

über diesen Ausflug des Theologen<br />

ins Reich der Ökonomie.<br />

Der vermutlich schwerwiegendste<br />

Denkfehler hat zu tun<br />

mit ständigen Schlüssen von<br />

der mikro- auf die makroökonomische<br />

Ebene und mit dem<br />

Fehlen einer modernen<br />

Gleichgewichtstheorie. Aber<br />

es wird auch Produktion mit<br />

Konsum vermischt und Zins<br />

Haltung beschrieben. Für spezielle<br />

christliche Werte ist hier<br />

kein Platz.<br />

Zudem erlauben sich die<br />

Autoren einige Eigenarten.<br />

Markenzeichen ist die Praxis,<br />

die ersten drei Buchstaben des<br />

Wortes WERte durchgängig<br />

groß zu schreiben. Das soll illustieren,<br />

dass diese Buchstaben<br />

als Abkürzungen für Wahrheit,<br />

Wachstum, Ehrlichkeit,<br />

Respekt und andere Tugenden<br />

stehen – wirkt aber aufgesetzt<br />

und stört das Auge beim Lesen.<br />

Die Tugend der Mäßigung<br />

wünscht sich der Leser schließlich<br />

auf den letzten 20 Seiten.<br />

Die dort versammelten Autorenporträts<br />

und „Statements<br />

von Unternehmen“ lesen sich<br />

wie Werbeanzeigen oder Bewerbungsschreiben.<br />

mit Wachstum identifiziert.<br />

Ruster beschreibt, wie ein<br />

Einzelschuldner durch Zins<br />

und Zinseszins in die Schuldenfalle<br />

gerät und jedes Jahr<br />

mehr und mehr produzieren<br />

müsse, um überhaupt die<br />

Schuldenlast zu tragen. Dieser<br />

Gedanke wird dann auf die<br />

Weltwirtschaft übertragen, die<br />

sich nun in diesem furchtbaren<br />

Wachstumszwang = Schuldenbedienungszwang<br />

befinde.<br />

Zum Glück ist es nicht so.<br />

Das Werk Thomas Rusters<br />

hat seine Bedeutung in der<br />

neuartigen Verknüpfung der<br />

Angelogie mit der Luhman'schen<br />

Systemtheorie und der<br />

christlichen Tora-Interpretation.<br />

Das Wesen der Wirtschaft<br />

hat es aber leider nicht verstanden.<br />

Thomas Ruster: „Von Menschen,<br />

Mächten und Gewalten”, Matthias-Grünewald-Verlag,<br />

Mainz, Juli<br />

2005, 336 Seiten, Euro 38,50

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!