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Familiengerechteres Steuer- und Sozialrecht<br />
Kirchhof spricht auf gemeinsamer Veranstaltung von <strong>BKU</strong>, Kolping und KKV in Berlin<br />
Dachten das Soziale neu: (v.l.) Prof. Kirchhof, Moderator Heinrich Wullhorst, Marie-Luise Dött und Thomas Dörflinger.<br />
Foto: Martin J. Wilde<br />
Der Steuerexperte und ehemalige<br />
Verfassungsrichter<br />
Paul Kirchhof hat angesichts<br />
der demographischen<br />
Krise in Deutschland<br />
grundlegende Reformen des<br />
Arbeits-, Steuer- und Sozialrechts<br />
zu Gunsten der Familie<br />
verlangt.<br />
von Martin Wilde<br />
und der KNA<br />
Kirchhof äußerte sich bei<br />
einer gemeinsamen Veranstaltung<br />
des <strong>BKU</strong>, des Kolpingwerks<br />
und des Bundesverbands<br />
Katholiken in Wirtschaft<br />
und Verwaltung (KKV)<br />
in Berlin zum Thema „Das Soziale<br />
neu denken – Für eine<br />
Kultur der Selbständigkeit“.<br />
Dabei rückte er die Überzeugung<br />
in den Mittelpunkt,<br />
dass die Familie als Kern alles<br />
Sozialen Ausgangspunkt für<br />
die Zukunft der Gesellschaft<br />
sei. Auch Wirtschaftswachstum<br />
„beginnt mit dem<br />
Wachstum der Kinder“, so der<br />
Rechtswissenschaftler. Der<br />
Markt gehe dorthin, wo Menschen<br />
sind. „Deswegen sind<br />
Familien- und Wirtschaftspolitik<br />
kein Gegensatz, sondern<br />
bedingen einander“, betonte<br />
der Steuerexperte. Sollte der<br />
Kindermangel in Deutschland<br />
anhalten, sieht Kirchhof<br />
Wachstum und Wohlstand und<br />
langfristig auch die Demokratie<br />
gefährdet.<br />
„Sozialer Rechtsstaat,<br />
nicht Sozialstaat“<br />
Kirchhof wies darauf hin,<br />
dass das Grundgesetz vom<br />
„sozialen Rechtsstaat“ spreche,<br />
das Wort Sozialstaat aber<br />
in der Verfassung nicht vorkomme.<br />
Der Verfassungsrechtler<br />
kritisierte eine verbreitete<br />
Haltung vieler Bürger,<br />
die vom Staat nicht nur „ihr<br />
gutes Recht, sondern vor allem<br />
ihr gutes Geld erwarten“. Dies<br />
komme von dem Missverständnis,<br />
dass der Staat zwar<br />
das Soziale garantieren, es<br />
aber nicht selbst organisieren<br />
solle. Dies sei Aufgabe der<br />
Selbsthilfe und Selbstorganisation<br />
der Bürger, ihrer Verbände,<br />
der Kirchen und der<br />
Wirtschaft.<br />
Zu einer sozial gerechten<br />
Gestaltung des Generationenvertrags<br />
forderte der Jurist<br />
ebenfalls umfangreiche Reformen.<br />
Dazu gehöre eine Erneuerung<br />
des Umweltschutzes, eine<br />
Neudefinition des Krankenversicherungssystems<br />
und<br />
des Rentenrechts sowie ein<br />
konsequenter Abbau der<br />
Staatsverschuldung.<br />
Kapital und Arbeit<br />
Kirchhof kritisiert ferner,<br />
das Steuerrecht neige dazu,<br />
das Kapital gegenüber der Arbeit<br />
zu bevorzugen. Damit<br />
vertreibe es die Arbeit aus<br />
Deutschland. Wirtschaftliches<br />
Wachstum könne sich nur ent-<br />
Tagungen<br />
falten, wenn die Bundesrepublik<br />
die wichtigste Ressource<br />
– die Leistungsfähigkeit ihrer<br />
Köpfe – zur Entfaltung bringe.<br />
Der Steuerfachmann forderte<br />
die Gesamtbelastung von Kapital<br />
und Arbeit im Einkommens-<br />
und Köperschaftssteuerrecht<br />
in der Bemessungsgrundlage<br />
wie im Steuersatz<br />
gleich auszugestalten.<br />
Unterstützung erhielt<br />
Kirchhof in diesem Punkt von<br />
der <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden und<br />
CDU-Bundestagsabgeordneten<br />
Marie-Luise Dött. Da die<br />
Arbeit in der modernen<br />
Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft<br />
vor allem in<br />
den Köpfen stattfinde, führe<br />
eine steuerliche Diskriminierung<br />
zur Abwanderung der besten<br />
Köpfe ins Ausland.<br />
Dött kündigt<br />
<strong>BKU</strong>-Steuerkonzept an<br />
Dött kündigte an, dass der<br />
<strong>BKU</strong> Ende April in Berlin ein<br />
eigenes Steuerkonzept vorlegen<br />
werde. Es soll nach ihren<br />
Worten stark mittelstandsorientiert<br />
und im Geiste der<br />
katholischen Soziallehre und<br />
mit Blick auf das Verhältnis<br />
von Kapital und Arbeit ausgewogen<br />
sein. Darüber hinaus<br />
solle es eine radikale Vereinfachung<br />
gegenüber derzeit diskutierten<br />
Modellen darstellen.<br />
■<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 23