Die Stimme der Verbraucher - vzbv
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<strong>Die</strong> <strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong><br />
Jahresbericht 2006/2007
<strong>Verbraucher</strong>schutz in den Län<strong>der</strong>n:<br />
Potential bleibt ungenutzt<br />
So haben die Bundeslän<strong>der</strong> im <strong>Verbraucher</strong>schutzindex<br />
2006 abgeschnitten<br />
Note 1 kein Land<br />
Note 2 kein Land<br />
Note 3 Brandenburg, NRW, Bayern, Hamburg<br />
Note 4 Nie<strong>der</strong>sachsen, Baden-Württemberg, Berlin, Hessen,<br />
Thüringen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt<br />
Note 5 Saarland, Sachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern<br />
Note 6 kein Land<br />
10. | 52 % |<br />
10. | 52 % |<br />
10. | 52 % |<br />
Platzierung<br />
erreichte Punkte in Prozent<br />
Tendenz gegenüber dem <strong>Verbraucher</strong>schutzindex 2004
<strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
2. | 67 % |<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
10. | 52 % |<br />
Rheinland-Pfalz<br />
13. | 48 % |<br />
Saarland<br />
15. | 43 % |<br />
8. | 58 % |<br />
Hessen<br />
6. | 58 % |<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Bremen<br />
11. | 52 % |<br />
5. | 60 % |<br />
Baden-Württemberg<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
4. | 66 % |<br />
Hamburg<br />
9. | 54 % |<br />
Thüringen<br />
12. | 51 % |<br />
16. | 38 % |<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
3. | 66 % |<br />
Bayern<br />
7. | 58 % |<br />
Berlin<br />
1. | 70 % |<br />
14. | 47 % |<br />
Sachsen<br />
Brandenburg
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband e. V.<br />
Markgrafenstraße 66 · 10969 Berlin<br />
info@<strong>vzbv</strong>.de · www.<strong>vzbv</strong>.de<br />
Für den Inhalt verantwortlich:<br />
Prof. Dr. Edda Müller<br />
Konzeption/Chefredaktion:<br />
Carel Mohn<br />
Redaktion:<br />
Ileana von Puttkamer<br />
Gestaltung:<br />
da vinci design GmbH, Berlin<br />
Fotos:<br />
da vinci design GmbH, Berlin<br />
Gert Baumbach<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
Druck:<br />
enka-druck GmbH, Berlin<br />
Redaktionsschluss:<br />
Mai 2007<br />
gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier<br />
© 2007 <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband e. V.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong><br />
2
Vorwort .................................................................................................................... 7<br />
Editorial .................................................................................................................. 10<br />
1. Einfluss nehmen: Politische Interessenvertretung ............................................. 17<br />
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
Im Bund: <strong>Verbraucher</strong>politisches Konzept fehlt ................................................... 18<br />
In den Län<strong>der</strong>n: <strong>Verbraucher</strong>politik gewinnt an Profil .......................................... 19<br />
In Europa: Neue <strong>Verbraucher</strong>kommissarin sorgt für politische Dynamik .............. 21<br />
In Europa: Engagement für starke <strong>Verbraucher</strong>organisationen ........................... 22<br />
Bildungspolitik<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung: Defizite bei Alltagsfragen .................................................. 24<br />
Bauen, Energie, Umwelt<br />
Börsengang <strong>der</strong> Bahn: Das Wichtigste noch offen .............................................. 25<br />
Chemikalienpolitik: Minimalkompromiss ignoriert <strong>Verbraucher</strong>schutz ............... 26<br />
Abfallwirtschaft: Novelle <strong>der</strong> Verpackungsverordnung – Aus für Trittbrettfahrer .. 26<br />
Energieausweis für Gebäude: Von Transparenz nichts zu sehen ......................... 27<br />
Energiemarkt: Durchbruch zu mehr Wettbewerb in Sicht? ............................................ 28<br />
Energieeffizienz: Ordnungsrecht schafft Klarheit .......................................................... 30<br />
<strong>Die</strong> Energieberatung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände: „Weimar wird weggespart“ ....... 31<br />
Gesundheit und Pflege<br />
Pflegequalität nach Kassenlage? ....................................................................... 32<br />
Modellprojekt Pflegeberatung: Bundesweites Auskunftstelefon<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen .................................................................................. 33<br />
Gesundheitsreform: Verbesserungen für Patienten,<br />
aber Kernfragen bleiben offen ........................................................................... 34<br />
Unabhängige Patientenberatung ........................................................................ 35<br />
Nichtraucherschutz: Freiwillige Vereinbarung <strong>der</strong> Gastronomie gescheitert ........ 36<br />
Ernährung und Landwirtschaft<br />
Lebensmittelwerbung: Dickmacher bleiben Dickmacher ..................................... 37<br />
Inhalt<br />
3
Inhalt<br />
4<br />
Schulen müssen Ernährungskrise bei Kin<strong>der</strong>n entgegensteuern ........................ 38<br />
Tierschutz: Verantwortlicher Einkauf erfor<strong>der</strong>t klare Kennzeichnung ................... 39<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
Wirtschaftspolitik: <strong>Verbraucher</strong> einseitig belastet .............................................. 41<br />
Kartellrecht: <strong>Verbraucher</strong>verbände bleiben außen vor ....................................... 42<br />
Corporate Social Responsibility: Informationen über „gute Unternehmen“<br />
müssen verbindlich werden .............................................................................. 42<br />
<strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz: Köhlers Nein als zweite Chance ....................... 43<br />
<strong>Verbraucher</strong>recht: Durchsetzung bleibt schwierig ............................................... 44<br />
Unerwünschte Telefonwerbung: Verboten, aber folgenlos .................................. 45<br />
Urheberrecht für <strong>Verbraucher</strong>: Virtuell, digital – und rechtlos ............................. 46<br />
Digitale <strong>Verbraucher</strong>rechte: Charta bietet Fundament für künftige Politik ........... 47<br />
Eichwesen: Privatisierung gefährdet fairen Wettbewerb ..................................... 48<br />
Unterfüllungen: Gesamtwirtschaftliche Fehlsteuerung ....................................... 49<br />
Produktsicherheit: Weg frei für kin<strong>der</strong>gesicherte Feuerzeuge ............................. 50<br />
Datenschutz: Kundendaten als begehrte Ware ................................................... 50<br />
Telekommunikation: Regulierungsferien und<br />
unzureichen<strong>der</strong> Schutz vor Telefonmissbrauch .................................................. 52<br />
Spam: Werbemüll per E-Mail für Spammer weiter lukrativ .................................. 53<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Überschuldete <strong>Verbraucher</strong>: Chance auf Neustart<br />
bedeutet geringere Sozialausgaben ................................................................... 55<br />
Recht auf Girokonto: Arbeitslosengeld wird durch kontolose<br />
Überweisungsgebühren geschmälert ................................................................. 56<br />
Versicherungsrecht: Meilensteine für mehr Chancengleichheit ........................... 57<br />
Versicherungsvermittlung: Umsetzung von EU-Recht wird zur Farce .................... 57<br />
Anlegerschutz: Grauer Kapitalmarkt bleibt außen vor ......................................... 59<br />
Altersvorsorge: Wettbewerbsneutrale Behandlung von Geldanlagen<br />
und Altersvorsorgeprodukten notwendig ........................................................... 60<br />
Betriebliche Altersvorsorge: Zweifel an <strong>der</strong> Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Zillmerung ......... 61<br />
Scoring: <strong>Verbraucher</strong> im Rechensieb <strong>der</strong> Banken ............................................... 62<br />
Online-Banking: Der digitale Bankraub .............................................................. 63<br />
Finanzdienstleistungen in Europa: Anbieterinteressen dominieren .................... 64
2. Recht durchsetzen: <strong>Verbraucher</strong>schutz vor Gericht ............................................ 67<br />
Neue Instrumente steigern Effizienz<br />
Europäisches <strong>Verbraucher</strong>schutznetzwerk: In Deutschland<br />
ist die Zivilgesellschaft zentraler Akteur ............................................................. 68<br />
Effektiv, systematisch, koordiniert: Mit AIDA auf dem Königsweg<br />
bei <strong>der</strong> Rechtsdurchsetzung .............................................................................. 69<br />
Unlauterer Wettbewerb<br />
Unlauterer Wettbewerb: Gezielte Abmahnungen zeigen Wirkung ........................ 71<br />
Gewinnabschöpfung: Einzelne Lichtblicke .......................................................... 71<br />
Abofallen im Internet: Abgerechnet wird am Schluss .......................................... 72<br />
„Ohne Zucker“: Irreführende Werbung für Milchprodukte ................................... 74<br />
Schleichwerbung: Kommerzielle Sen<strong>der</strong> liegen vorn .......................................... 74<br />
Lockvogelwerbung: UWG wird umgangen .......................................................... 76<br />
Werbung mit Testergebnissen: 93 mal „mangelhaft“ ........................................... 77<br />
Flugpreiswerbung: Weltweit teuere Schnäppchen .............................................. 78<br />
Benachteiligung per Vertrag<br />
Benachteiligung per Vertrag: <strong>vzbv</strong> sorgt für Rechtssicherheit .............................. 79<br />
Privates Baurecht: Streit über verbraucherfeindliche Vertragsklauseln dauert an .. 79<br />
Kommerzielle eBay-Händler: <strong>Verbraucher</strong>informationen unzureichend .................. 81<br />
BGH-Urteil zum Zahlungsverkehr: Angezeigter Kontostand<br />
muss dem aktuellen Stand entsprechen ............................................................ 82<br />
Datenschutz: Gericht untersagt Belästigung durch Telekom-Konzern .................. 82<br />
Urheberrecht: Internationale Zusammenarbeit im Fall iTunes ................................ 83<br />
Stromlieferverträge: E.ON Hanse kann einseitige Vertragsän<strong>der</strong>ungen<br />
nicht durchsetzen ............................................................................................. 84<br />
<strong>Die</strong> schöne Blüte des Rechenhaften:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong>glosse von Volker Preuß ............................................................ 84<br />
Inhalt<br />
5
Inhalt<br />
6<br />
3. Für unsere Mitglie<strong>der</strong>:<br />
Qualität sichern, Standards setzen, Kompetenz bündeln .................................. 89<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung: <strong>vzbv</strong>-Internet-Plattform entwickelt sich<br />
zu führendem Bildungsangebot ......................................................................... 90<br />
Der Schülerkalen<strong>der</strong>: Gut informiert, clever entscheiden! .................................. 91<br />
Berufliche Fortbildung: Bundesverband sichert hohe Beratungsstandards ......... 92<br />
Service für Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong>infothek: Verjüngungskur in digitaler Qualität in Vorbereitung ... 93<br />
Mailingliste <strong>Verbraucher</strong>recht: Was passiert im <strong>Verbraucher</strong>recht? ..................... 94<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................... 95<br />
<strong>Verbraucher</strong>politische Korrespondenz ............................................................... 96<br />
praxis 4 : Qualifizierter Einstieg in den <strong>Verbraucher</strong>journalismus ......................... 96<br />
Medienservice fürs Radio: <strong>Verbraucher</strong>schutz in Studioqualität ........................... 97<br />
www.<strong>vzbv</strong>.de: Ausbau des Informationsangebots .............................................. 97<br />
Internet-Projekte: Hohe Informationsdichte bei Fachthemen .............................. 98<br />
Veröffentlichungen ........................................................................................... 101<br />
Pressekonferenzen ........................................................................................... 102<br />
Haushalt und Organisation .................................................................................... 103<br />
Haushalt und Finanzen ..................................................................................... 104<br />
Gesamtübersicht zum Jahresabschluss 2006 ................................................... 108<br />
Organisation .................................................................................................... 109<br />
Mitglie<strong>der</strong> ........................................................................................................ 109<br />
För<strong>der</strong>mitglie<strong>der</strong> ............................................................................................... 110<br />
Verwaltungsrat ................................................................................................. 110<br />
Vorstand .......................................................................................................... 110<br />
Gremien und Mitgliedschaften/Organigramm ......................................................... 111
„Mit Tatkraft, Ideenreichtum und Leidenschaft“<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband steht vor einem wichtigen Ereignis: Nach<br />
sieben Jahren im Amt verabschiedet sich unser Vorstand, Frau Prof. Dr. Edda Müller, mit<br />
dem 31. Juli 2007 in den Ruhestand. Der Verwaltungsrat hat in einer einstimmigen Entscheidung<br />
Herrn Gerd Billen zu ihrem Nachfolger bestellt. <strong>Die</strong>ser Wechsel an <strong>der</strong> Spitze<br />
des Verbandes ist Anlass, auf sieben Jahre <strong>Verbraucher</strong>politik und Verbandsarbeit<br />
zurückzublicken.<br />
<strong>Die</strong> Gründung des neuen Dachverbandes <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>organisationen traf Ende<br />
2000 zeitlich zusammen mit <strong>der</strong> BSE-Krise in Deutschland und <strong>der</strong> Schaffung des<br />
Bundesverbraucherministeriums. <strong>Die</strong> Koinzidenz <strong>der</strong> Ereignisse bot dem jungen Verband<br />
die historisch günstige Gelegenheit, <strong>Verbraucher</strong>politik und <strong>Verbraucher</strong>recht<br />
ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und grundsätzliche inhaltliche und strategische<br />
Konzeptionen jenseits des Krisenmanagements zur langfristigen Sicherung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>interessen<br />
und <strong>Verbraucher</strong>rechte zu entwickeln.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat diese Chance genutzt. Unter <strong>der</strong> Ägide von<br />
Edda Müller ist es vor allem gelungen, <strong>Verbraucher</strong>politik konzeptionell zu entwickeln<br />
und fortzuschreiben und das in <strong>der</strong> Politik bestehende programmatische Vakuum auszufüllen.<br />
Hand in Hand hiermit hat sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband zu einem wichtigen<br />
und anerkannten Akteur auf <strong>der</strong> politischen Bühne entwickelt: Wir sind präsent auf<br />
allen politischen Ebenen und in den Medien. Unsere Positionen und Stellungnahmen<br />
sind gefragt.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband ist natürlich ein Dach für die 16 <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
in den deutschen Bundeslän<strong>der</strong>n. Er hat sich aber auch erfreulich schnell<br />
und intensiv zu einem Spitzengremium <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände entwickelt. <strong>Die</strong> Mitgliedszahl<br />
bei den <strong>Verbraucher</strong>verbänden ist von 19 im Jahre 2001 auf 25 in diesem<br />
Jahr gewachsen. Hinzuzuzählen sind auch Organisationen, die den Bundesverband als<br />
För<strong>der</strong>mitglie<strong>der</strong> unterstützen. Hier ist seit <strong>der</strong> Gründung eine Zunahme von null auf<br />
acht festzustellen.<br />
Vorwort<br />
Dr. Franz-Georg Rips,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Verwaltungsrates<br />
7
Vorwort<br />
8<br />
<strong>Die</strong> Verbände tragen ganz wesentlich dazu bei, eine feine Sensorik für <strong>Verbraucher</strong>fragen<br />
zu entwickeln und aktuell erfor<strong>der</strong>liche Themen auf die Tagesordnung zu rufen.<br />
Neben <strong>der</strong> wirksamen Außenvertretung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>interessen ist auch die Qualität<br />
<strong>der</strong> Arbeit des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes für seine Mitglie<strong>der</strong> spürbar<br />
gestiegen: Instrumente hierzu sind das umfassende Fortbildungs- und Qualifizierungsprogramm<br />
für die <strong>Verbraucher</strong>beratung, das bundesweite Intranet und die Anbieterinformationsdatenbank<br />
AIDA, die Koordination <strong>der</strong> Verbandsklagemittel und die koordinierenden<br />
Funktionen des Bundesverbandes bei <strong>der</strong> Energieberatung o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Patientenberatung.<br />
Ausdruck eines effizienten Auftritts ist nicht zuletzt das gemeinsame Corporate Design,<br />
das sich <strong>der</strong> Bundesverband und seine Mitglie<strong>der</strong> gegeben haben.<br />
Mit diesen und an<strong>der</strong>en Mitteln ermöglicht <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
eine intelligente Nutzung <strong>der</strong> – lei<strong>der</strong> – beschränkt zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />
und trägt dazu bei, dass <strong>Verbraucher</strong>arbeit überall in Deutschland qualitativ hohen<br />
Ansprüchen gerecht werden kann.<br />
Nicht nur <strong>der</strong> Vorstand des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands wird neu bestellt.<br />
Auch in den <strong>Verbraucher</strong>zentralen und in vielen Verbänden gibt es einen personellen<br />
Wechsel auf <strong>der</strong> Führungsebene. <strong>Die</strong> neuen Mann- und Frauschaften sehen sich großen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für die <strong>Verbraucher</strong>organisationen gegenüber:<br />
l Wie muss in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft <strong>Verbraucher</strong>arbeit aussehen?<br />
l Wie lassen sich die fö<strong>der</strong>ale Vielfalt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen und eine Höchstmaß<br />
an kundenorientiertem Service, Kundennähe und örtliche Präsenz miteinan<strong>der</strong> verbinden?<br />
l Wie kann die im Koalitionsvertrag ausdrücklich genannte <strong>Verbraucher</strong>stiftung dazu<br />
beitragen, die Unabhängigkeit und Schlagkraft <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>arbeit zu sichern<br />
und gleichzeitig ein tragfähiges finanzielles Fundament zu schaffen?<br />
l Wie kann langfristig die Unabhängigkeit von <strong>der</strong> anbietenden Wirtschaft garantiert<br />
werden?
l Wie können die <strong>Verbraucher</strong>organisationen den Wandel zu nachhaltigeren Konsummustern<br />
beför<strong>der</strong>n?<br />
Mein Dank gilt zunächst allen denen, die im <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband mit<br />
Engagement, Kompetenz und viel Herzblut sich für die Sache <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>innen und<br />
<strong>Verbraucher</strong> eingesetzt haben: Mit Tatkraft, Ideenreichtum und Leidenschaft. Gemeinsam<br />
mit den vielen ehren- und hauptamtlich tätigen Menschen in den <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
und den <strong>Verbraucher</strong>verbänden ist ein leistungsfähiges Netzwerk entstanden,<br />
um mit Optimismus die künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen anzugehen.<br />
Dr. Franz-Georg Rips<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Verwaltungsrates des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands<br />
Vorwort<br />
9
Editorial<br />
10<br />
„Wir for<strong>der</strong>n und lamentieren nicht nur ...“<br />
Interview mit Prof. Dr. Edda Müller<br />
Vorstand des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands<br />
Frau Müller, <strong>der</strong> erste Deutsche <strong>Verbraucher</strong>tag im Juli dieses Jahres wird zum Thema<br />
nachhaltiger Konsum stattfinden – wollen Sie damit überdecken, dass das jahrelange<br />
Trommeln <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände für den nachhaltigen Konsum nichts gebracht hat?<br />
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns in <strong>der</strong> Tat seit Jahren. Tatsache ist: <strong>Die</strong> eine<br />
Erfolgsstrategie, um nachhaltigen Konsum voranzubringen, gibt es eben lei<strong>der</strong> nicht.<br />
Man muss sich bewusst machen, dass <strong>der</strong> Klimawandel uns vor die Aufgabe stellt,<br />
Lebens-, Arbeits- und Konsumgewohnheiten grundlegend zu verän<strong>der</strong>n und zu erneuern<br />
– <strong>der</strong> ganze Mensch als soziales Wesen ist gefor<strong>der</strong>t. Man muss sich im Zeitalter<br />
<strong>der</strong> Globalisierung von Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen auch bewusst machen, dass die<br />
wohlfeile, bunte Warenwelt nach wie vor nur zu haben ist, weil Menschen in <strong>der</strong> Dritten<br />
Welt unter menschenunwürdigen Bedingungen hierfür arbeiten. Der Mensch ist hier<br />
auch als politisches Wesen gefor<strong>der</strong>t.<br />
Ich bin allerdings optimistisch, dass wir mit intelligenten politischen Strategien<br />
erreichen können, dass <strong>der</strong> private Konsum umwelt- und sozialverträglicher wird. Das<br />
zeigen <strong>der</strong> enorme Erfolg <strong>der</strong> Biolandwirtschaft o<strong>der</strong> die deutlichen Umsatzsteigerungen<br />
bei fair gehandelten Produkten.<br />
Das Umweltbundesamt macht eine an<strong>der</strong>e Rechnung auf: Von 1995 bis 2005 stiegen<br />
<strong>der</strong> Energieverbrauch und die Flächeninanspruchnahme <strong>der</strong> Haushalte deutlich an. Von<br />
einer allgemeinen Entkopplung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen vom Konsum<br />
könne keine Rede sein ... ¹<br />
... in dieser Situation hilft es aber nicht weiter, den <strong>Verbraucher</strong>n Geiz, Trägheit o<strong>der</strong><br />
Gedankenlosigkeit vorzuwerfen. Ich wünsche mir stattdessen eine nüchterne, genaue<br />
Analyse <strong>der</strong> Frage: Mit welchen Mitteln ist es bisher gelungen, die Nachfrage nach<br />
¹ http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/private-haushalte.pdf
Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen zu steigern, bei denen die ökologisch-soziale Gesamtrechnung<br />
stimmt? Und ich weiß: Es gibt hier konkrete Erfolge.<br />
Nennen Sie doch mal ein Beispiel!<br />
Nehmen Sie die Energieverbrauchskennzeichnung bei Waschmaschinen o<strong>der</strong> Kühlschränken:<br />
Geräte mit <strong>der</strong> Effizienzklasse „B“ o<strong>der</strong> „C“ sind heute praktisch unverkäuflich.<br />
<strong>Die</strong> Konsumenten sind also sehr wohl bereit, ihren Beitrag zu leisten. <strong>Die</strong> aktuelle<br />
Kennzeichnung demonstriert aber gleichzeitig die Gedankenlosigkeit <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik.<br />
Schon längst steht nämlich die Effizienzklasse „A“ überhaupt nicht mehr für<br />
höchste Energieeffizienz: Statt die Werte für „A“ zu verschärfen, hat man auf Druck <strong>der</strong><br />
Hersteller die Klassen „A+“ und „A++“ eingeführt. Lei<strong>der</strong> führt dies zur Verwirrung <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>: Eine Umfrage aus dem Jahr 2005 zeigt sogar, dass 78 Prozent <strong>der</strong> Befragten<br />
die Energieeffizienzklassen „A+“ und „A++“ gar nicht kennen. <strong>Die</strong>se Art, Politik zu<br />
betreiben, macht mich wütend ...<br />
<strong>Die</strong> Politik ist also schuld daran, dass die <strong>Verbraucher</strong> beim Klimaschutz nicht<br />
mitmachen?<br />
So simpel ist es doch nicht. Unsere Kampagne zum Stromanbieterwechsel beispielsweise<br />
will die <strong>Verbraucher</strong> aktivieren, den Wettbewerb im Energiemarkt mit Leben zu<br />
erfüllen. <strong>Die</strong> Botschaft: „Wir for<strong>der</strong>n und lamentieren nicht nur, son<strong>der</strong>n motivieren die<br />
Konsumenten auch, die neuen Chancen des Marktes zu nutzen.“ Auch in <strong>der</strong> aktuellen<br />
Klimadebatte werden die <strong>Verbraucher</strong>organisationen damit zu einem wichtigen Akteur.<br />
Viele Wirtschaftsunternehmen und Wirtschaftsverbände werden unsere Informationskampagne<br />
übrigens mit Wohlwollen verfolgen, da sie ebenfalls von mehr Wettbewerb<br />
auf dem Strommarkt profitieren.<br />
Wie hat sich <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik in den letzten Jahren verän<strong>der</strong>t?<br />
Es gibt eine überkommene Sichtweise, nach <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>schutz mit Bürokratie und<br />
Überregulierung gleichgesetzt wird. Ein wirksamerer <strong>Verbraucher</strong>schutz wird dabei als<br />
Nullsummenspiel zu Lasten wirtschaftlicher Dynamik betrachtet. Allerdings, und hieran<br />
kann man den wandelnden Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik ablesen, sind dies Positionen,<br />
an die kaum noch jemand glaubt ...<br />
Editorial<br />
11
Editorial<br />
12<br />
Das hörte sich im Streit über die von EU-<strong>Verbraucher</strong>schutzkommissarin Kuneva angekündigte<br />
Sammelklage aber ganz an<strong>der</strong>s an!<br />
Bestimmte Wirtschaftsinteressen haben es schon immer besser als die <strong>Verbraucher</strong>verbände<br />
verstanden, bei Reformen, die ihre Kreise stören, Proteststürme zu entfachen<br />
und den Untergang des Abendlandes an die Wand zu malen. Faktum ist, dass sich auch<br />
bei vielen Unternehmen immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass effiziente Rechtsdurchsetzung<br />
in Deutschland schon heute auf schlanke und staatsferne Strukturen<br />
setzt und mit Augenmaß betrieben wird.<br />
Von unseren juristischen Erfolgen profitieren ja nicht nur die privaten Haushalte. Auch<br />
für die gesetzestreuen Unternehmen bedeuten die von uns erstrittenen Urteile häufig<br />
mehr Rechtssicherheit, finanzielle Entlastung und mehr Chancengleichheit gegenüber<br />
Firmen, die es mit dem Gesetz eben nicht so genau nehmen.<br />
Wenn Sie eine Bilanz Ihrer Arbeit als Vorstand ziehen: Was waren für den <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband in den vergangenen Jahren die größten Erfolge?<br />
<strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik hat sich in den vergangenen Jahren institutionell erheblich fortentwickelt:<br />
Mit eigenen Ministerien, verbraucherpolitischen Arbeitskreisen, Fraktionssprechern,<br />
einer <strong>Verbraucher</strong>schutzministerkonferenz gibt es heute einen deutlich<br />
höheren Grad <strong>der</strong> Institutionalisierung als noch zu Beginn des Jahrzehnts: Wir haben<br />
nun feste Ansprechpartner in <strong>der</strong> Politik, die wie<strong>der</strong>um ein Interesse daran haben, das<br />
Themenfeld inhaltlich voranzubringen.<br />
Von einem Türschild „<strong>Verbraucher</strong>schutzministerium“ können sich die Konsumenten<br />
aber nicht viel kaufen ...<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung institutioneller Faktoren ist nicht zu unterschätzen. Ganz plastisch: Den<br />
Rücktritt des <strong>Verbraucher</strong>schutzministers wegen eines Lebensmittelskandals können<br />
Sie nur for<strong>der</strong>n, wenn es auch einen <strong>Verbraucher</strong>schutzminister gibt!
Tut <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>schutzminister denn genug, um Lebensmittelskandalen vorzubeugen?<br />
Er bemüht sich. Das Krisenmanagement war bislang anständig. Allerdings fehlt es an<br />
einer vorwärtsdenkenden Politik, an einer klaren Programmatik. Ich verstehe beispielsweise<br />
nicht, warum das <strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz nicht als Chance genutzt wird,<br />
zumindest bei <strong>der</strong> Lebensmittelüberwachung eine Kultur <strong>der</strong> Transparenz zu schaffen.<br />
In Dänemark werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Lebensmittelkontrollen im Internet o<strong>der</strong> sogar<br />
an <strong>der</strong> Ladentür veröffentlicht – warum geht das nicht auch in Deutschland?<br />
Wenn das <strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz also kein Erfolg war: Was haben Sie dann<br />
politisch erreicht?<br />
Eine Menge. Wir haben heute mehr Wettbewerb im Energiesektor als vor sieben Jahren.<br />
Wenn nun auch <strong>der</strong> Bundeswirtschaftsminister über die Einrichtung von „consumer<br />
watchdogs“, von <strong>Verbraucher</strong>anwälten in <strong>der</strong> Überwachung <strong>der</strong> liberalisierten Strom-<br />
und Gasmärkten spricht, so stimmt dies hoffnungsvoll. Wir haben o<strong>der</strong> stehen kurz<br />
vor besseren Regeln für den Anlegerschutz, für überschuldete Haushalte, für Versicherungskunden.<br />
Wir haben im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) mindestens<br />
teilweise verbesserte Regeln für fairen Wettbewerb. Wir haben bei <strong>der</strong> Patientenberatung<br />
das Prinzip etabliert, dass sich Anbieter an den Kosten unabhängiger<br />
<strong>Verbraucher</strong>beratung beteiligen müssen. Und auch bei den Fahrgastrechten stehen die<br />
Kunden heute zum Teil deutlich besser da – politisch ist das also eine ganze Menge.<br />
Würden Sie auch für die innerverbandliche Arbeit des Dachverbands eine positive<br />
Bilanz ziehen?<br />
Sie sprechen das spannendste Feld meiner Arbeit an. Wir haben in den letzten Jahren<br />
unsere Mitglie<strong>der</strong>zahlen deutlich erhöht und damit einen unschätzbaren Zuwachs an<br />
Sachkompetenz und Expertise gewonnen. Insbeson<strong>der</strong>e die Kooperation mit unseren<br />
Mitgliedsverbänden ist von hoher Sachorientierung und dem Geist geprägt, konkrete<br />
Themen gemeinsam voranzubringen. Natürlich hat es wie in allen fö<strong>der</strong>alen Strukturen<br />
zwischen dem Bundesverband und den Mitglie<strong>der</strong>n auf Landesebene auch immer<br />
wie<strong>der</strong> mal heftig gekracht. Mein großer Kummer ist, dass es trotz des wachsenden<br />
Ansehens des Dachverbands nicht gelungen ist, die finanzielle Erosion <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>-<br />
Editorial<br />
13
Editorial<br />
14<br />
zentralen in den Län<strong>der</strong>n aufzuhalten und umzukehren. Aber wir haben gemeinsam<br />
mehr erreicht, als uns zuweilen bewusst ist.<br />
Zum Beispiel?<br />
Wenn wir heute in einer Beratungsstelle sagen wir in Görlitz o<strong>der</strong> in Krefeld Konsumenten<br />
beim Wechsel ihres Stromanbieters beraten, dann läuft das genauso unter dem<br />
Markennamen „<strong>Verbraucher</strong>zentrale“, wie wenn wir beim Energiegipfel <strong>der</strong> Bundeskanzlerin<br />
die Interessen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> in <strong>der</strong> Energiepolitik artikulieren. Will heißen:<br />
Dass es diese enge Verbindung tatsächlich gibt zwischen den vier Millionen Beratungsgesprächen,<br />
die die <strong>Verbraucher</strong>zentralen Jahr für Jahr führen und <strong>der</strong> politischen Durchsetzungskraft,<br />
die wir haben, ist ein Erfolg, aber auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Wir finden<br />
als „<strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>“ eben nur Gehör, wenn wir in <strong>der</strong> Beratung genauso gut<br />
und überzeugend sind wie in <strong>der</strong> Politikberatung ...<br />
Das klingt bereits nach Wünschen für die Zukunft – was werden denn die künftigen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für den <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband sein?<br />
Ich will nur einen von vielen Punkten mit einem Schlagwort umreißen. Für unsere<br />
eigene Arbeit muss gelten: Nicht „Wissen ist alles“, son<strong>der</strong>n „Wissenstransfer ist alles“.<br />
O<strong>der</strong>, um es mit Aristoteles zu sagen: „Denn nicht die Taten sind es, die die Menschen<br />
bewegen, son<strong>der</strong>n die Worte über die Taten.“<br />
Worte sind also wichtiger als Taten?<br />
Gerade nicht! Wir müssen in beidem gut sein – im Verstehen und Handeln genauso wie<br />
in <strong>der</strong> Kommunikation unserer Positionen. Und hier haben wir ein Problem: <strong>Die</strong> Öffentlichkeit<br />
und auch wir selbst sehen uns häufig sehr stark als „Experten“. Das führt teilweise<br />
zu einer gewissen Distanz in Hinblick auf eine verständliche Aufbereitung <strong>der</strong><br />
eigenen Inhalte. <strong>Die</strong>ses Expertentum, auch <strong>der</strong> eigene Anspruch, die Dinge ganz exakt<br />
darzustellen, kann einhergehen mit einer Geringachtung <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit und<br />
dem – negativ besetzten – Begriff <strong>der</strong> PR. Ich würde mir daher noch mehr Mut wünschen,<br />
die fundierten, rechtlich abgewogenen, im Detail ausgearbeiteten Positionen<br />
auf prägnante Kernbotschaften zu verdichten – damit wir in <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Debatte auch tatsächlich verstanden werden. Hierzu brauchen wir noch mehr Empirie.
Wir müssen den Finger am Puls <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> haben. Wir müssen seine Wünsche<br />
und Probleme konkret benennen. Da wir alle <strong>Verbraucher</strong> sind, erkennen dann<br />
vielleicht auch die Bosse in <strong>der</strong> Wirtschaft und Politiker, dass es beim <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
nicht um Bürokratie und Paragrafen geht, son<strong>der</strong>n um Gerechtigkeit und einen<br />
fairen Marktprozess.<br />
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?<br />
Zunächst einmal beglückwünsche ich ihn zu einem <strong>der</strong> spannendsten Jobs, die es in<br />
dieser Republik gibt – und zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in ganz beson<strong>der</strong>er<br />
Weise von Sachkunde und Einsatzbereitschaft geprägt sind.<br />
Und ich wünsche ihm Mut, Ausdauer, Entschlusskraft und Augenmaß: Mut, unbequem<br />
zu sein und es auch mit großen Gegnern aufzunehmen. Ausdauer braucht es, um die<br />
vielen Vorurteile gegenüber <strong>der</strong> Trägheit <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>, gegenüber dem vermeintlich<br />
privaten Charakter des Konsums und die Vorbehalte gegenüber <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik<br />
abzubauen. Entschlusskraft, denn wenn wir für uns beanspruchen, die „<strong>Stimme</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>“ zu sein, dann kommt es nicht darauf an, es allen recht zu machen,<br />
son<strong>der</strong>n im entscheidenden Moment diese <strong>Stimme</strong> zu erheben. Und schließlich Augenmaß,<br />
denn nicht die schnelle Schlagzeile zählt, son<strong>der</strong>n die Substanz unserer Botschaft.<br />
Immerhin ist die einzige Ressource, auf die wir zurückgreifen können, die Überzeugungskraft<br />
unserer Argumente.<br />
Editorial<br />
15
1. Einfluss nehmen:<br />
Politische Interessenvertretung<br />
Gegen die Macht <strong>der</strong> Anbieter setzen wir:<br />
die Kraft <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong><br />
Unsere Ziele heißen Gleichberechtigung und Chancengleichheit<br />
zwischen Anbietern und <strong>Verbraucher</strong>n.<br />
Unsere Methode:<br />
Wir verschaffen <strong>der</strong> <strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> politisches Gehör.<br />
Als Interessenvertretung setzen wir <strong>Verbraucher</strong>themen auf die<br />
politische Agenda und leisten Politikberatung.
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
18<br />
Im Bund:<br />
<strong>Verbraucher</strong>politisches Konzept fehlt<br />
Das Jahr 2006 war verbraucherpolitisch einmal mehr von <strong>der</strong> Debatte über das <strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz<br />
sowie eine verbesserte Lebensmittelsicherheit geprägt. Beide<br />
Themen boten die Gelegenheit, jenseits des aktuellen Anlasses auch konzeptionelle<br />
Grundlinien <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik zu entwickeln – wenige Monate nach <strong>der</strong> Regierungsbildung<br />
im Herbst 2005 wäre hier insbeson<strong>der</strong>e das Bundesverbraucherministerium<br />
gefor<strong>der</strong>t gewesen.<br />
Mehr als ein schlechtes Vorzeichen war in diesem Zusammenhang allerdings die Umbenennung<br />
des Ministeriums, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>schutz an die dritte Stelle rückte. So<br />
ist bis heute von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer als verbraucherpolitischer<br />
Impuls- und Ideengeber wenig zu spüren. Wie bereits unter <strong>der</strong> Vorgängerregierung<br />
werden verbraucherpolitische Akzente, sei es beim Anlegerschutz, beim Insolvenzrecht<br />
o<strong>der</strong> im Versicherungsrecht, weitgehend von an<strong>der</strong>en Ressorts gesetzt. Selbst<br />
eine Bestandsaufnahme des aus Konsumentensicht wichtigsten politischen Handlungsbedarfs<br />
fehlt.<br />
Uneingelöst blieb bislang auch die Ankündigung des Koalitionsvertrags, die Bundesregierung<br />
werde sich für eine Stiftung <strong>Verbraucher</strong>arbeit einsetzen. In <strong>der</strong> drängenden<br />
Frage zukunftsfester Finanzierungsstrukturen für die <strong>Verbraucher</strong>arbeit in Deutschland<br />
hat es daher keine Fortschritte gegeben. Dabei wäre angesichts des spürbaren gesamtwirtschaftlichen<br />
Aufwärtstrends und <strong>der</strong> fortschreitenden Konsolidierung des Bundeshaushalts<br />
gerade jetzt <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für die Lösung dieser Zukunftsaufgabe.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband wird die Koalitionspartner daher weiter dazu<br />
drängen, den Koalitionsvertrag als Auftrag zu verstehen.<br />
Auch beim wirtschafts- und verbraucherpolitisch dominierenden Thema – <strong>der</strong> Energiepolitik<br />
– war von <strong>der</strong> „<strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> am Kabinettstisch“ nichts zu hören.<br />
Dabei machen die Energiekosten inzwischen einen <strong>der</strong> wichtigsten Posten bei den Ausgaben<br />
<strong>der</strong> privaten Haushalte aus. Hinzu kommt, dass das klimapolitisch notwendige<br />
Umsteuern in Hinblick auf den stärkeren Einsatz erneuerbarer Energien und eine deutliche<br />
höhere Energieeffizienz ohne aktive Beteiligung <strong>der</strong> Konsumenten nicht funktionieren<br />
wird. Hoffnungsfroh stimmte daher die direkte Beteiligung des <strong>Verbraucher</strong>-
zentrale Bundesverbands an dem von Bundeskanzlerin Merkel im Herbst 2006<br />
einberufenen Energiegipfel.<br />
Wachsende Bedeutung kommt auch <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> in <strong>der</strong> digitalen Welt zu:<br />
Mangeln<strong>der</strong> Datenschutz, gravierende Sicherheitsrisiken, fehlende technische Standards<br />
sind nur einige <strong>der</strong> Probleme, denen <strong>Verbraucher</strong> bei Handel und Kommunikation<br />
in <strong>der</strong> digitalen Welt gegenüberstehen. Auf Initiative des Europäischen <strong>Verbraucher</strong>verbands<br />
BEUC erarbeiteten wir hierzu gemeinsam mit dem Bundesverbraucherministerium<br />
eine Charta <strong>der</strong> „<strong>Verbraucher</strong>souveränität in <strong>der</strong> digitalen Welt“. <strong>Die</strong> Charta<br />
wurde von Bundesverbraucherminister Seehofer bei einer Konferenz im Rahmen <strong>der</strong><br />
deutschen EU-Ratspräsidentschaft im März vorgestellt. Wir erwarten, dass die Bundesregierung<br />
die Leitsätze <strong>der</strong> Charta auf nationaler und europäischer zum Maßstab ihres<br />
Handelns machen wird.<br />
In den Län<strong>der</strong>n:<br />
<strong>Verbraucher</strong>politik gewinnt an Profil<br />
Im Gegensatz zum Bund gab es auf Län<strong>der</strong>ebene 2006 und 2007 eine stärkere Dynamik<br />
in <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik. Hierzu beigetragen hat auch die seit Beginn des Jahres<br />
2007 fest etablierte <strong>Verbraucher</strong>schutzministerkonferenz (VSMK) von Bund und<br />
Län<strong>der</strong>n unter dem Vorsitz des baden-württembergischen Ressortchefs Peter Hauk.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Schlüsselrolle <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Durchsetzung und Kontrolle von<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutzvorschriften o<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Bildungspolitik kommt dem neuen<br />
Gremium eine wichtige Koordinationsrolle zu. Es ist zu hoffen, dass die VSMK diese<br />
Rolle annimmt und rasch ehrgeizige Leitlinien für die <strong>Verbraucher</strong>politik <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und<br />
des Bundes entwickelt.<br />
Auch als Hilfestellung hierbei ist <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>schutzindex <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zu verstehen,<br />
den <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband im Juni 2006 veröffentlichte. Erfreulich<br />
im Vergleich zum ersten <strong>Verbraucher</strong>schutzindex 2004: Dreizehn von sechzehn Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
haben den <strong>Verbraucher</strong>schutz in den letzten beiden Jahren zum Teil erheblich<br />
ausgebaut. Gleichzeitig wird <strong>der</strong> Abstand zwischen starken und schwachen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
immer größer: Bei den Kontrollbehörden für Lebensmittelsicherheit o<strong>der</strong><br />
Produktsicherheit bestehen von Bundesland zu Bundesland gravierende Unterschiede<br />
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
19
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
20<br />
bei Kontrolldichte und Ausstattung. <strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong> selbst erwarten eine aktivere <strong>Verbraucher</strong>politik:<br />
In einer parallel durchgeführten <strong>Verbraucher</strong>befragung sprachen sich<br />
80 Prozent <strong>der</strong> Befragten für bessere Beratungsmöglichkeiten und mehr Kontrollen aus.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>schutzindex bildet ein Ranking <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik <strong>der</strong> 16 Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
Anhand von 59 Indikatoren wird die verbraucherpolitische Bilanz <strong>der</strong> Landesregierungen,<br />
<strong>der</strong> Landtage, <strong>der</strong> Kontrollbehörden und <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen bewertet.<br />
Der Index 2006 zeigt: In die <strong>Verbraucher</strong>politik <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist Bewegung gekommen.<br />
Spitzenreiter Brandenburg katapultierte sich gegenüber dem erstmals 2004 veröffentlichten<br />
Index vom zehnten Platz im Ranking auf Platz eins. Deutlich verbessern konnten<br />
sich auch Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Ausnahmen von <strong>der</strong> positiven Entwicklung<br />
<strong>der</strong> übrigen Län<strong>der</strong> bilden Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.<br />
Zwei Ergebnisse trüben die positiven Entwicklungen: Selbst die Spitzengruppe<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> schöpft das vorhandene verbraucherpolitische Handlungspotential bei<br />
weitem nicht aus. So erreichen die vier Spitzenreiter Brandenburg, Nordrhein-Westfalen,<br />
Bayern und Hamburg nur gut zwei Drittel <strong>der</strong> insgesamt erreichbaren Punktzahl.<br />
Hinzu kommt: Vor allem bei den Kontrollbehörden aber auch bei den Ressourcen <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen ist Deutschland damit weiter denn je von einem einheitlichen<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutzniveau entfernt. <strong>Die</strong>ses Thema gehört daher in die neu geschaffene<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutzministerkonferenz. Wenig erfreulich ist die Entwicklung auch in<br />
einem Kernbereich des <strong>Verbraucher</strong>schutzes. So treiben die Wirtschaftsminister von<br />
Bund und Län<strong>der</strong>n ihre Pläne weiter voran, die Mess- und Eichaufsicht weitgehend zu<br />
privatisieren. Sollten diese Pläne realisiert werden, drohen nicht allein Wettbewerbsverzerrungen<br />
und eine weitere Zunahme teilweise systematischer Betrugspraktiken zu<br />
Lasten <strong>der</strong> Konsumenten. Da sich die Eichbehörden <strong>der</strong>zeit weitgehend selbst finanzieren,<br />
kämen auf die Län<strong>der</strong> bei einer Privatisierung einnahmeträchtiger Aufgaben außerdem<br />
steigende Ausgaben zu.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/734/1/2/index.html (<strong>Verbraucher</strong>schutzindex)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/verbraucherbefragung_ergebnisse_31_05_2006.pdf<br />
(<strong>Verbraucher</strong>befragung)<br />
l Ergebnisse des <strong>Verbraucher</strong>schutzindex:<br />
siehe Karte auf <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Umschlagseite innen.
In Europa:<br />
Neue <strong>Verbraucher</strong>kommissarin sorgt für politische Dynamik<br />
Für Bewegung in <strong>der</strong> europäischen <strong>Verbraucher</strong>politik hat die neue EU-Kommissarin für<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutz Meglena Kuneva bereits in den ersten Wochen im Amt gesorgt. Erstmals<br />
in <strong>der</strong> fünfzigjährigen Geschichte <strong>der</strong> Union ist mit <strong>der</strong> Bulgarin eine Kommissarin<br />
ausschließlich für <strong>Verbraucher</strong>fragen zuständig.<br />
Eine überaus positive Vorstellung von ihrem Amtsverständnis gab Kuneva auch in<br />
Sachen Kommunikation: Bereits kurz nach ihrem Amtsantritt stellte die Kommissarin<br />
auf <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong>-Mitglie<strong>der</strong>versammlung im Februar 2007 ihre politischen Leitlinien und<br />
die Kernpunkte des neuen Grünbuchs zur <strong>Verbraucher</strong>politik vor. Auch auf einer vom<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband gemeinsam mit dem Europäischen Wirtschafts-<br />
und Sozialausschuss veranstalteten Tagung zum Binnenmarkt für Finanzdienstleistungen<br />
warb Kommissarin Kuneva für ihre Vision eines für alle Europäer sicheren und leistungsfähigen<br />
Binnenmarktes.<br />
Für heftige Kontroversen sorgte die Ankündigung Kunevas, sich für eine bessere Durchsetzbarkeit<br />
von <strong>Verbraucher</strong>rechten und für wirksamere Klagemöglichkeiten einzusetzen.<br />
Auch aufgrund <strong>der</strong> nationalen Erfahrungen mit Verbandsklageinstrumenten<br />
unterstützt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband diese Initiative nachdrücklich. So<br />
könnte eine europäische Sammelklage dazu beitragen, dass Bagatellschäden wirksam<br />
gebündelt und zusammengefasst werden können. Dadurch würde <strong>der</strong> Anreiz für Unternehmen<br />
vermin<strong>der</strong>t, sich durch Missachtung von <strong>Verbraucher</strong>schutzregeln einseitige<br />
Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.<br />
Positiv zu bewerten ist schließlich auch die Ankündigung <strong>der</strong> neuen <strong>Verbraucher</strong>schutzkommissarin,<br />
für eine stärkere Berücksichtigung von <strong>Verbraucher</strong>themen in <strong>der</strong> Politik<br />
<strong>der</strong> EU-Kommission zu sorgen. Dass eine deutliche Artikulation und wirksamere Durchsetzung<br />
von <strong>Verbraucher</strong>interessen in <strong>der</strong> Europäischen Politik dringend geboten ist,<br />
zeigt nicht zuletzt eine Reihe wichtiger Vorhaben auf EU-Ebene: Von <strong>der</strong> vielbeschworenen<br />
„Integration <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik in alle Politikfel<strong>der</strong>“ <strong>der</strong> EU konnte beispielsweise<br />
we<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> EU-Fernsehrichtlinie noch bei <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong><br />
Europäischen Chemikalienpolitik die Rede sein.<br />
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
21
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
22<br />
Seine Hoffnungen auf die neue <strong>Verbraucher</strong>kommissarin setzt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband aber auch in Bezug auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen, vor denen die <strong>Verbraucher</strong>organisationen<br />
in den neuen Mitgliedstaaten stehen. Nur bei wenigen <strong>der</strong> Neumitglie<strong>der</strong><br />
ist ein Verständnis für die elementare volkswirtschaftliche Bedeutung einer<br />
wirksamen <strong>Verbraucher</strong>vertretung vorhanden. Nur in wenigen <strong>der</strong> jungen EU-Mitglie<strong>der</strong><br />
bestehen schlagkräftige <strong>Verbraucher</strong>organisationen, die <strong>Verbraucher</strong>rechte wirksam<br />
durchsetzen und für Chancengleichheit zwischen Anbieter- und Nachfrageseite sorgen<br />
können. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband verfolgt diese Entwicklung mit beson<strong>der</strong>em<br />
Interesse, hat er doch seinen langjährigen Einsatz für die Stärkung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>arbeit<br />
in Mittel- und Osteuropa auch 2006 weiter fortgesetzt.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/853/1/85/index.html (Sammelklage)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/845/1/85/index.html (Grünbuch <strong>Verbraucher</strong>schutz)<br />
In Europa:<br />
Engagement für starke <strong>Verbraucher</strong>organisationen<br />
<strong>Verbraucher</strong> über ihre Rechte informieren, die Bekanntheit <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>organisationen<br />
zu steigern: <strong>Die</strong>s sind die Ziele eines Projekts <strong>der</strong> Europäischen Kommission in den<br />
neuen Mitgliedsstaaten l Slowenien, <strong>der</strong> Tschechischen Republik und <strong>der</strong> Slowakei,<br />
an dem sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband 2006 beteiligte. Mit dem slowenischen<br />
Projektpartner, dem Institut für internationale <strong>Verbraucher</strong>forschung, beteiligen<br />
wir uns außerdem seit Anfang 2007 an einer ähnlichen Kampagne in l Ungarn,<br />
Malta und Zypern. Den jungen <strong>Verbraucher</strong>organisationen soll damit auch Gelegenheit<br />
gegeben werden, sich in ihrem Land bekannt zu machen und Mitglie<strong>der</strong> und Unterstützung<br />
zu gewinnen. Europäische Themen waren Schwerpunkte auch in unserem<br />
seit einigen Jahren laufenden Projekt in l Rumänien, in dem wir 2006 die Partnerorganisation<br />
Associatia pentru Protectia Consumatorilor din Romania bei ihrer vollen<br />
Integration in die europäischen Netzwerke und bei <strong>der</strong> Vorbereitung für die Gründung<br />
eines Europäischen <strong>Verbraucher</strong>zentrums unterstützt und beraten haben. Außerdem<br />
haben wir die rumänische Schwesterorganisation bei <strong>der</strong> Bildung eines nationalen<br />
Dachverbandes beraten. In <strong>der</strong> l Türkei war <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
mit Fortbildungsmaßnahmen im Bereich <strong>Verbraucher</strong>politik, <strong>Verbraucher</strong>beratung, <strong>Verbraucher</strong>information<br />
und <strong>Verbraucher</strong>bildung sowie beim Aufbau eines Nationalen
<strong>Verbraucher</strong>beratungssystems engagiert. <strong>Die</strong>s geschah im Rahmen eines Twinning-<br />
Projektes in Kooperation mit dem Bundesverbraucherministerium.<br />
In l Südosteuropa werden <strong>der</strong>zeit die Anstrengungen verstärkt, die Annäherung an<br />
die Europäische Union auch im <strong>Verbraucher</strong>schutz voranzubringen. Im Oktober 2006<br />
fand in Skopje ein Regionaler Run<strong>der</strong> Tisch zum <strong>Verbraucher</strong>schutz statt, an dem erstmals<br />
die Vertreter aller Staaten <strong>der</strong> Region sowie unabhängiger <strong>Verbraucher</strong>organisationen<br />
teilnahmen und über Möglichkeiten einer verstärkten regionalen Kooperation<br />
diskutierten. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband und <strong>der</strong> Europäische <strong>Verbraucher</strong>verband<br />
BEUC waren am Runden Tisch vertreten. Ein Twinning-Projekt <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission soll l Kroatien den Weg zu einer Stärkung des <strong>Verbraucher</strong>schutzes<br />
ebnen. An dem von 2007 bis 2009 geplanten Projekt wird sich <strong>der</strong> Bundesverband in<br />
Kooperation mit dem deutschen Bundesverbraucherministerium, dem kroatischen Wirtschaftsministerium<br />
und den kroatischen <strong>Verbraucher</strong>organisationen beteiligen. Auch in<br />
den an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Region (l Serbien, Montenegro, Albanien) sind europäische<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutzprojekte in Vorbereitung. Basierend auf seinem erfolgreichen Engagement<br />
in l Mazedonien wird <strong>der</strong> Bundesverband seinen Beitrag zum Aufbau <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>arbeit<br />
in dieser Region leisten.<br />
l Engagement in Mittel- und Osteuropa:<br />
siehe Karte auf <strong>der</strong> hinteren Umschlagseite innen.<br />
<strong>Verbraucher</strong>politik<br />
EU-Kommissarin für <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
Meglena Kuneva und Professor<br />
Dr. Edda Müller bei <strong>der</strong><br />
<strong>vzbv</strong>-Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
23
Bildungspolitik<br />
Informierter Konsum: Brandenburger<br />
Schüler bereiten sich vor<br />
24<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung:<br />
Defizite bei Alltagsfragen<br />
<strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeitige <strong>Verbraucher</strong>-, aber auch die Wirtschaftspolitik basiert auf einer Fiktion –<br />
dem Leitbild des informierten und verständigen <strong>Verbraucher</strong>s. Der Europäische<br />
Gerichtshof ist <strong>der</strong> Urheber dieses für die Rechtsprechung maßgeblichen Leitbildes.<br />
<strong>Die</strong> tatsächliche Konsumwirklichkeit sieht eher an<strong>der</strong>s aus. Nicht zuletzt die vielen Fehlentwicklungen<br />
und Fehlentscheidungen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> im Konsumalltag sind ein Indiz<br />
dafür, dass auch das Bildungssystem <strong>der</strong>zeit nicht das Notwendige leistet, um Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche auf das Leben als Konsument vorzubereiten. Als Beispiele sind Fehlernährung<br />
und Übergewicht zu nennen, die hohe Zahl falsch abgeschlossener Versicherungsverträge<br />
und ein nicht nachhaltiger Lebensstil in einer Geiz-ist-Geil-Gesellschaft.<br />
PISA und an<strong>der</strong>e Bildungsdebatten in Deutschland haben hieran wenig geän<strong>der</strong>t: Bislang<br />
wälzt die Bildungspolitik die Verantwortung für <strong>Verbraucher</strong>bildung überwiegend<br />
an Nichtregierungsorganisationen ab.<br />
Tatsächlich weisen Schulabgänger große Defizite in <strong>der</strong> Konsum- und Wirtschaftskompetenz<br />
auf. <strong>Die</strong>s zeigt ein Schülertest des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands. Dazu<br />
führten wir zu Beginn des Jahres 2006 eine Befragung unter 570 Berliner Schülerinnen<br />
und Schülern durch, um zu testen, wie es mit ihrer Konsumkompetenz aussieht. <strong>Die</strong><br />
anlässlich des Weltverbrauchertags 2006 vorgestellten Ergebnisse verweisen auf<br />
gravierende Schwachstellen bei <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>bildung an deutschen Schulen. So<br />
konnten die Schüler im Durchschnitt lediglich die Hälfte <strong>der</strong> Fragen richtig beantworten.<br />
Differenzierter wird das Bild, wenn man verschiedene Schultypen miteinan<strong>der</strong> vergleicht.<br />
Dabei fallen die Berufsschulen und Gymnasien durchaus positiv auf – immerhin<br />
zwei Drittel <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler konnten mehr als zehn von insgesamt<br />
17 Fragen richtig beantworten. Anlass zur Sorge bietet hingegen das <strong>Verbraucher</strong>wissen<br />
an Real- und Gesamtschulen: So gab es in den teilnehmenden Realschulen keinen<br />
Schüler, <strong>der</strong> mehr als 13 Fragen richtig beantworten konnte. 22 Prozent <strong>der</strong> befragten<br />
Realschüler und 16 Prozent <strong>der</strong> Gesamtschüler waren nicht in <strong>der</strong> Lage, mehr als fünf<br />
Fragen <strong>der</strong> nicht repräsentativen Befragung richtig zu beantworten.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/687/9/40/index.html<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/fragebogen_weltverbrauchertag_2006_mitantworten.pdf
Börsengang <strong>der</strong> Bahn:<br />
Das Wichtigste noch offen<br />
Züge fahren für Menschen. Auch wenn das noch so selbstverständlich ist, wird doch<br />
die Diskussion über den Börsengang <strong>der</strong> Bahn von ganz an<strong>der</strong>en Interessen als denen<br />
<strong>der</strong> Fahrgäste bestimmt. Für den <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband war es daher vorrangiges<br />
Ziel zu verhin<strong>der</strong>n, dass es zu einer Allianz zwischen den Konzerninteressen<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bahn AG und dem Interesse <strong>der</strong> Politik an kurzfristigen Verkaufserlösen<br />
kommt. Vielmehr haben wir mit unseren Mitgliedsverbänden Verkehrsclub Deutschland<br />
und Pro Bahn deutlich gemacht, dass das Schienennetz im Eigentum des Bundes<br />
bleiben muss: An<strong>der</strong>nfalls würden <strong>der</strong> Ausbau und die Unterhaltung des Schienennetzes<br />
vor allem den Renditeerwartungen privater Investoren folgen – das hieße, dass<br />
es massive Anreize gäbe, das Schienennetz auszudünnen und gleichzeitig möglichst<br />
hohe staatliche Zuwendungen in Anspruch zu nehmen.<br />
<strong>Die</strong> Überzeugungsarbeit <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände wie auch an<strong>der</strong>er Gruppen hat zu<br />
einem ersten Erfolg geführt. Im Herbst 2006 hat <strong>der</strong> Bundestag klar gemacht, dass das<br />
Schienennetz im Eigentum des Bundes bleiben wird. Das Schlimmste ist damit verhin<strong>der</strong>t.<br />
Vieles bleibt aber noch offen. Denn anscheinend will <strong>der</strong> Bundesverkehrsminister<br />
das Schienennetz <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG zur Bewirtschaftung übertragen. Und die<br />
Deutsche Bahn AG soll das Schienennetz auch in ihrer Bilanz als Vermögen verbuchen<br />
dürfen. Eigentum des Bundes – aber ein bisschen auch Eigentum <strong>der</strong> Deutschen Bahn<br />
AG? Der Bundesverkehrsminister hat bei <strong>der</strong> Konkretisierung dieses Kompromisses<br />
offenbar stärker die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bahn als die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunden im Sinn.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband bleibt daher weiter gefor<strong>der</strong>t, für sein Konzept<br />
eines zukunftsfähigen, verbraucherfreundlichen Bahnverkehrs einzutreten.<br />
Richtschnur ist für uns hierbei das erfolgreiche Modell des Nahverkehrs auf <strong>der</strong> Schiene:<br />
Starke Aufgabenträger definieren die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Verkehrsleistungen, auch<br />
im Sinne <strong>der</strong> Wahrung von Umwelt- und Sozialstandards. Das Netz wird in öffentlicher<br />
Verantwortung geführt. In öffentlicher Verantwortung liegt auch die Koordination von<br />
Fahrplänen, Tarifen und Fahrplaninformation.<br />
Kaum Fortschritte gab es bei <strong>der</strong> gesetzlichen Regelung <strong>der</strong> Fahrgastrechte. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband wird die anstehende Gesetzgebung zur Kapitalpriva-<br />
Bauen, Energie, Umwelt<br />
25
Bauen, Energie, Umwelt<br />
26<br />
tisierung <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG nutzen, noch einmal auf gesetzlich verbriefte Rechte<br />
<strong>der</strong> Fahrgäste hinzuwirken, beispielsweise Entschädigungen bei Zugverspätungen.<br />
Chemikalienpolitik:<br />
Minimalkompromiss ignoriert <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
Mit <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> REACH-Verordnung durch das Europäische Parlament im<br />
Dezember 2006 beginnt formal ein neuer Abschnitt in <strong>der</strong> europäischen Chemikalienpolitik.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>schutz bleibt dabei jedoch weitgehend auf <strong>der</strong> Strecke. Der vom<br />
Parlament und dem Umweltministerrat ausgehandelte Kompromiss bedeutet zugleich<br />
eine Abschwächung und Verwässerung des ursprünglichen Verordnungsentwurfs.<br />
Das eigentliche Ziel einer effizienteren Chemikalienpolitik trat im Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens<br />
immer mehr in den Hintergrund. Aus <strong>Verbraucher</strong>sicht ist vor allem<br />
problematisch, dass wesentliche Daten zur Gefährlichkeit <strong>der</strong> Chemikalien, die in Alltagsprodukten<br />
enthalten sind, nur unter bestimmten Bedingungen vorgelegt werden<br />
müssen. Zudem wurden die für eine Registrierung erfor<strong>der</strong>lichen Sicherheitsdaten für<br />
viele Substanzen auf ein Minimum reduziert. <strong>Die</strong>s betrifft vor allem Chemikalien, die<br />
in geringen Mengen auf den Markt gebracht werden. Auch eine Pflicht zur Substitution<br />
aller krebserregenden und erbgutschädigenden Stoffe wird es nicht geben – somit werden<br />
auch in Zukunft gefährliche Chemikalien in <strong>Verbraucher</strong>produkten zu finden sein,<br />
auch wenn es sichere Alternativen gibt.<br />
Abfallwirtschaft:<br />
Novelle <strong>der</strong> Verpackungsverordnung – Aus für Trittbrettfahrer<br />
<strong>Die</strong> wachsende Menge von Verkaufsverpackungen, die bei so genannten Selbstentsorgern<br />
lizenziert und über den Handel an die <strong>Verbraucher</strong> abgegeben werden, gefährden<br />
das bestehende System <strong>der</strong> haushaltsnahen Entsorgung von Verpackungsmüll. Der<br />
Grund hierfür ist, dass die Selbstentsorger sich nicht an den Kosten <strong>der</strong> haushaltsnahen<br />
Erfassung beteiligen – obwohl ihre Verpackungen weiterhin im gelben Sack o<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> gelben Tonne landen.
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat sich aus diesem Grund seit Jahren für<br />
eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verpackungsverordnung eingesetzt: <strong>Die</strong> 2006 von <strong>der</strong> Umweltministerkonferenz<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und dem Bundesumweltministerium ausgearbeitete<br />
Novelle ist daher ein großer Erfolg. Sie sorgt für eine klare Trennung von gewerblichen<br />
Verpackungsabfall und Verpackungen, die über den Handel in private Haushalte gehen.<br />
Sobald die Novelle 2007 verabschiedet wird, müssen sich alle Hersteller und Vertreiber<br />
von Verpackungen, die bei privaten Endverbrauchern anfallen, an flächendeckenden<br />
haushaltsnahen Rücknahmesystemen beteiligen.<br />
Energieausweis für Gebäude:<br />
Von Transparenz nichts zu sehen<br />
<strong>Die</strong> Grundidee des künftigen Energieausweises für Gebäude ist einfach: Er soll potentielle<br />
Mieter und Käufer von Immobilien informieren, in welchem energetischen Zustand<br />
ein Gebäude ist. Schlecht isolierte, energietechnisch veraltete Gebäude ließen sich<br />
dann wesentlich schlechter vermieten o<strong>der</strong> verkaufen. Es entstünde eine Transparenz,<br />
die Vermietern und Verkäufern einen Anreiz böte, in energetische Mo<strong>der</strong>nisierungen zu<br />
investieren – zum Wohle des Handwerks, <strong>der</strong> Umwelt und im Sinne besserer Verkaufs-<br />
und Vermietungschancen. Eigentlich ist klar, dass dies nur mit einem für potentielle<br />
Mieter und Käufer leicht verständlichen und bedarfsbasierten Energieausweis gelingen<br />
kann, weil nur dieser Auskunft über den energietechnischen Zustand eines Gebäudes<br />
gibt und es ermöglicht, verschiedene Gebäude zu vergleichen.<br />
Aber die Immobilienlobby fürchtete zuviel Transparenz: Schlecht isolierte Wohnungen<br />
hätten sich womöglich nicht mehr so leicht vermieten o<strong>der</strong> verkaufen lassen. Absur<strong>der</strong>weise<br />
hielt die Politik diese Furcht vor dem eigentlich angestrebten Effekt für berechtigt<br />
und knickte ein vor den Vermarktungsinteressen <strong>der</strong> Immobilienwirtschaft. Nach dem<br />
von Bundesbauminister Tiefensee und Bundeswirtschaftsminister Glos vorgelegten<br />
ersten Vorschlag zur Gestaltung des künftigen Energieausweises hätte <strong>der</strong> Eigentümer<br />
frei wählen dürfen, potentiellen Mietern o<strong>der</strong> Käufern einen bedarfsbasierten Ausweis<br />
vorzulegen o<strong>der</strong> einen Ausweis auf <strong>der</strong> Grundlage des früheren tatsächlichen Verbrauchs.<br />
Mit letzterem kann – wenn beispielsweise <strong>der</strong> frühere Bewohner kaum<br />
zuhause war – selbst ein extrem unwirtschaftliches Gebäude als Energiesparhaus<br />
erscheinen.<br />
Bauen, Energie, Umwelt<br />
27
Bauen, Energie, Umwelt<br />
28<br />
Zwar konnte eine <strong>der</strong>artige Beliebigkeit auf Intervention von Bundesumweltministerium<br />
und <strong>Verbraucher</strong>verbänden noch verhin<strong>der</strong>t werden. Aber <strong>der</strong> politische Kompromiss,<br />
<strong>der</strong> dann in den Referentenentwurf zur neuen Energieeinsparverordnung vom November<br />
2006 einging, schafft ebenfalls nicht die für Mieter und Käufer notwendige Klarheit.<br />
Ein bedarfsbasierter Energieausweis soll nun bei Gebäuden vorgeschrieben werden, die<br />
l weniger als fünf Wohnungen haben,<br />
l für die <strong>der</strong> Bauantrag vor dem 1. November 1977 gestellt wurde und<br />
l die nicht dem energetischen Standard <strong>der</strong> Wärmeschutzverordnung<br />
von 1977 entsprechen.<br />
Welcher Mieter o<strong>der</strong> Käufer soll sich mit <strong>der</strong>art komplizierten Regelungen zurechtfinden?<br />
In <strong>der</strong> Verbändeanhörung zum Referentenentwurf, die im Dezember 2006 im Bundesbauministerium<br />
stattfand, wurden diese Regelungen zu Recht überwiegend als „Verwirrspiel“<br />
kritisiert, das dem eigentlichen Anliegen des Energieausweises nach mehr<br />
Transparenz zum Energieverbrauch im Gebäudesektor zuwi<strong>der</strong>läuft. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband wird sich deshalb auch weiterhin dafür einsetzen, dass <strong>der</strong><br />
Gebäudeenergiepass über den energietechnischen Zustand einer Immobilie echte<br />
Transparenz schafft – statt Transparenz zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Energiemarkt:<br />
Durchbruch zu mehr Wettbewerb in Sicht?<br />
Neben <strong>der</strong> Entwicklung von Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt bestimmten<br />
die Energieeffizienz und <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren Energien im Berichtsjahr die<br />
energiepolitische Arbeit des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands. Eine beson<strong>der</strong>e<br />
Gelegenheit, die <strong>Verbraucher</strong>interessen zu artikulieren, erhielt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband mit dem von Bundeskanzlerin Merkel einberufenen Energiegipfel: <strong>vzbv</strong>-<br />
Vorstand Prof. Dr. Edda Müller vertrat dabei die <strong>Verbraucher</strong>interessen. Außerdem wirkt<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband in den Arbeitsgruppen zur Vorbereitung <strong>der</strong><br />
Gipfelgespräche mit.
Nach <strong>der</strong> Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes waren die konkreten Bedingungen für<br />
mehr Wettbewerb zu formulieren. Der <strong>vzbv</strong> setzte sich dafür ein, die Anreizregulierung<br />
auf <strong>der</strong> Basis angemessener Netzentgelte zu gestalten und eine faire Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen den Netzbetreibern und den neuen Anbietern für einen einfachen<br />
Gasnetzzugang zu schaffen. Außerdem machte sich <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> dafür stark, praktikable<br />
Verfahren für den Wechsel des Gaslieferanten einzuführen. Insbeson<strong>der</strong>e bei den Verordnungen<br />
für die Grundversorgung und den Netzanschluss konnte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> eine Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Haushaltskundenrechte bewirken. So erleichtert die Verkürzung <strong>der</strong> Kündigungsfristen<br />
den Anbieterwechsel für Haushaltskunden.<br />
Parallel zur Begleitung dieser Gesetzgebungsarbeit zeigte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband die weiter bestehenden strukturellen Defizite des energiewirtschaftsrechtlichen<br />
Rahmens auf seiner Veranstaltung „Aktuelle Entwicklungen auf den Energiemärkten“<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Berliner Energietage 2006 auf. Aus Sicht des <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverbands ist <strong>der</strong> energiepolitische Ordnungsrahmen grundlegend zu<br />
verän<strong>der</strong>n: Dazu gehören eine eigentumsrechtliche Entflechtung von Netz und Vertrieb,<br />
die Verschärfung <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen Missbrauchskompetenzen <strong>der</strong> Kartellbehörden<br />
sowie die Schaffung eines <strong>Verbraucher</strong>anwaltes bei <strong>der</strong> Bundesnetzagentur<br />
zur Beseitigung <strong>der</strong> asymmetrischen Kräfteverhältnisse zwischen Anbietern und Haushaltskunden.<br />
Inzwischen werden diese For<strong>der</strong>ungen auf höchster politischer Ebene diskutiert.<br />
Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> EU-Kommission nach einer eigentumsrechtlichen<br />
Entflechtung. Zwar ist damit zu rechnen, dass sich <strong>der</strong> Wettbewerb um Endkunden<br />
sowohl bei Strom als auch bei Gas in den kommenden Monaten verstärken<br />
wird. Dennoch besteht bei Kraftwerken und bei Gasimporten weiterhin eine erhebliche<br />
Angebotskonzentration.<br />
Einen wesentlichen Beitrag zu mehr Dynamik im Energiemarkt haben die zahlreichen<br />
von <strong>Verbraucher</strong>zentralen geführten Verfahren gegen unberechtigte Gaspreiserhöhungen<br />
geleistet. Vor allem in Bremen und Hamburg führten diese Verfahren zu einer starken<br />
Mobilisierung <strong>der</strong> Öffentlichkeit und verstärkten auch bundesweit den politischen<br />
Druck, endlich den nötigen Wettbewerb zu schaffen. Auch die konkreten Verfahren selbst<br />
waren vielfach erfolgreich: Eine Reihe von Gerichten folgte dem Begehren <strong>der</strong> Haushaltskunden<br />
und kassierte die teils massiven Preiserhöhungen <strong>der</strong> vergangenen Jahre.<br />
Bauen, Energie, Umwelt<br />
29
Bauen, Energie, Umwelt<br />
30<br />
Energieeffizienz:<br />
Ordnungsrecht schafft Klarheit<br />
Neben Weichenstellungen für mehr Wettbewerb lautet die Formel für ein mo<strong>der</strong>nes<br />
Energiekonzept „Effizienz plus Erneuerbare Energien“. <strong>Die</strong>ses Konzept vertrat <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband gegenüber <strong>der</strong> Bundesregierung, in zahlreichen politischen<br />
Gesprächen sowie auf seiner Tagung „Energieeffizienz ist machbar. Aber wie?“<br />
am 13. November 2006. Wir meinen: Wenn es um mehr Energieeffizienz und damit um<br />
Klimaschutz geht, darf die Politik vor dem Ordnungsrecht nicht zurückschrecken. So ist<br />
bei elektrisch betriebenen Produkten die Verbannung ineffizienter Produkte notwendig.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> die schnelle Umsetzung <strong>der</strong> EU-Öko-Design-Richtlinie.<br />
Überfällig ist auch ein Verbot des überflüssigen Stand-by-Betriebs, <strong>der</strong> allein die Energie<br />
zweier großer Kraftwerke verbraucht. Bei Elektrogeräten for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> zu dem<br />
bewährten System <strong>der</strong> Verbrauchskennzeichnung mit A, B und C zurückzukehren.<br />
Gegenwärtig werden <strong>Verbraucher</strong> durch die neue Energieverbrauchsklassen „A+“ und<br />
„A++“ verwirrt: So dürfte vielen Konsumenten nicht bewusst sein, dass die frühere<br />
Spitzenklasse „A“ inzwischen nur noch für besseres Mittelmaß beim Energieverbrauch<br />
steht. In jedem Fall sollte eine klare und eindeutige Kennzeichnung auch auf Geräte <strong>der</strong><br />
Unterhaltungselektronik und <strong>der</strong> Bürokommunikation ausgeweitet werden.<br />
Zudem setzt sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband weiter für den Ausbau <strong>der</strong><br />
Erneuerbaren Energien ein. Allerdings muss die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> verschiedenen Branchen<br />
genau geprüft werden, um Mitnahmeeffekte durch die Industrie und damit unnötige<br />
Belastungen <strong>der</strong> Haushaltskunden zu vermeiden. Daneben setzt sich <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> weiterhin<br />
für eine gerechte Umlage <strong>der</strong> Kosten auf alle <strong>Verbraucher</strong>gruppen ein.
<strong>Die</strong> Energieberatung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände:<br />
„Weimar wird weggespart“<br />
<strong>Die</strong> Energiepolitik sorgt <strong>der</strong>zeit immer wie<strong>der</strong> für Schlagzeilen. Energieeffizienz, Klimaschutz,<br />
Importabhängigkeit – diese Themen brachten auch <strong>der</strong> Energieberatung <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen und <strong>Verbraucher</strong>verbände neue Prominenz. Rund 70.000 Haushalte<br />
nahmen 2006 die Energieberatung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen in Anspruch. Im<br />
persönlichen Gespräch ermitteln bundesweit etwa 250 Architekten, Bauingenieure und<br />
Physiker Sparpotentiale. Mit einem finanziellen Volumen von etwa 3,5 Millionen Euro<br />
pro Jahr ist dieses vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geför<strong>der</strong>te<br />
Projekt das größte Einzelprojekt im <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband.<br />
<strong>Die</strong> Energieberatung kann die Energiekosten <strong>der</strong> privaten Haushalte deutlich senken.<br />
<strong>Die</strong> durch die Energieberatung jährlich ausgelösten Investitionen für Energiespartechnik<br />
führen gleichzeitig zu einer gesamten Energieeinsparung von bis zu zwei Terawattstunden<br />
(TWh) – diese Energiemenge entspricht etwa dem jährlichen Energieverbrauch<br />
einer 70.000-Einwohner-Stadt wie Weimar o<strong>der</strong> Detmold. <strong>Die</strong> Effekte <strong>der</strong> Energieberatung<br />
sprechen für sich: Mit <strong>der</strong> eingesparten Energie werden zugleich mindestens<br />
300.000 bis 600.000 Tonnen weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre emittiert. Durch<br />
die Beratung werden außerdem wenigstens 40 bis 80 Millionen Euro in effiziente Technologien<br />
investiert. Positiver Nebeneffekt: <strong>Die</strong>se Investitionen kommen vorwiegend <strong>der</strong><br />
heimischen Wirtschaft zugute.<br />
Auf die steigende Bedeutung <strong>der</strong> Energieeffizienz hat die Energieberatung mit<br />
deutlich verbessertem Kundenservice reagiert: Über das gemeinsame Service-Telefon<br />
0900 1 3637443 (auf Tastentelefonen mit Buchstaben: 0900 1 ENERGIE) können <strong>Verbraucher</strong><br />
seit Januar 2007 direkt einen Beratungstermin bei einer Beratungsstelle in<br />
ihrer Nähe vereinbaren. Seitdem ist die Energieberatung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände auch<br />
im Internet unter einer zentralen Adresse erreichbar:<br />
l www.verbraucherzentrale-energieberatung.de<br />
Bauen, Energie, Umwelt<br />
31
Gesundheit und Pflege<br />
32<br />
Pflegequalität nach Kassenlage?<br />
Mehr Qualität, Transparenz, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung in <strong>der</strong> Pflege hat<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband anlässlich seiner bundesweiten Tagung zum<br />
Thema „Zukunft <strong>der</strong> Pflege“ im Mai 2006 gefor<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong> Reform <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />
dürfe nicht bei <strong>der</strong> Finanzierungsfrage stehen bleiben, son<strong>der</strong>n müsse auch die Qualität<br />
<strong>der</strong> Pflege und die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Altern ins Blickfeld<br />
nehmen. Um diese Ziele zu erreichen, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> beispielsweise die flächendeckende<br />
Umsetzung <strong>der</strong> im Rahmen des Runden Tisches Pflege entwickelten „Charta<br />
<strong>der</strong> Rechte Hilfe- und Pflegebedürftiger“. Sie muss Leitlinie für Menschen und Institutionen<br />
sein, die Verantwortung in Pflege, Betreuung und Behandlung zu übernehmen.<br />
Um die Kraft <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> im Pflegemarkt zu entfalten, sollten zudem die Prüfberichte<br />
<strong>der</strong> Heimaufsicht und die des Medizinischen <strong>Die</strong>nstes <strong>der</strong> Krankenversicherung<br />
regelmäßig ausgewertet werden. Gegenwärtig können <strong>Verbraucher</strong> nicht erkennen,<br />
wie gut o<strong>der</strong> schlecht ein Pflegeheim ist. Ein weiteres Instrument des individuellen <strong>Verbraucher</strong>schutzes<br />
kann die Stärkung <strong>der</strong> Vertragsmacht sein. Im Rahmen eines vom<br />
Bundesverbraucherministerium geför<strong>der</strong>ten Projekts haben wir begonnen, Verträge für<br />
ambulante Pflegedienste auf ihre Gesetzeskonformität zu überprüfen.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband setzt sich auch im Rahmen eines vom Bundesgesundheitsministerium<br />
berufenen Beirats für eine Überarbeitung des Pflegebegriffs<br />
und des Begutachtungsverfahrens im Sozialrecht ein. Ziel dabei ist es, vor allem die<br />
Situation altersverwirrter Pflegebedürftiger zu verbessern. Insgesamt gilt es, Aspekte<br />
<strong>der</strong> sozialen Teilhabe verstärkt in <strong>der</strong> Pflegeversicherung abzubilden. Inwiefern dies<br />
durch neue Formen <strong>der</strong> Leistungsgewährung beispielsweise im Rahmen eines „persönlichen<br />
Budgets“ verbraucherorientiert verwirklicht werden kann, ist zudem Gegenstand<br />
eines Modellprojekts <strong>der</strong> Pflegekassen, an dem <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> mitwirkt.<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): Pflegefall Pflegeversicherung, Dokumentation<br />
<strong>der</strong> Tagung vom 19. Mai 2006, erhältlich unter presse@<strong>vzbv</strong>.de o<strong>der</strong> im Internet<br />
unter: www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/pflegeversicherung_redebeitraege_tagung_19_05_<br />
2006.pdf link<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/725/4/18/index.html
Modellprojekt Pflegeberatung:<br />
Bundesweites Auskunftstelefon <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
Um <strong>Verbraucher</strong>n die Orientierung auf dem Pflegemarkt zu erleichtern, hat <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband ein wegweisendes Pilotprojekt gestartet: Dazu hat <strong>der</strong><br />
Bundesverband eine Kooperationsvereinbarung mit dem Bundesverband <strong>der</strong> Betriebskrankenkassen<br />
geschlossen. Grundlage hierfür ist eine Regelung des Sozialgesetzbuches,<br />
die es den Pflegekassen erlaubt, in Modellprojekten eine unabhängige Pflegeberatung<br />
zu finanzieren.<br />
Koordiniert vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband bieten nunmehr zunächst bis<br />
Mitte 2009 acht <strong>Verbraucher</strong>zentralen eine telefonische Beratung rund um die Pflege<br />
an. Das Pflegeberatungs-Telefon ist ab Mai 2007 bundesweit zu folgenden Themen<br />
erreichbar:<br />
l Vorsorgevollmacht, Betreuungsrecht, Patientenverfügung<br />
l Heim- und Pflegeverträge<br />
l betreutes Wohnen und ambulant betreute Wohngruppen<br />
l unterhaltsrechtliche Fragen<br />
Der <strong>vzbv</strong> sieht in dem von den Betriebskrankenkassen finanzierten Projekt ein wegweisendes<br />
Konzept für eine stärkere Beteiligung von Anbietern an <strong>der</strong> Finanzierung unabhängiger<br />
<strong>Verbraucher</strong>beratung. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband wird daher<br />
bei <strong>der</strong> nächsten Pflegereform darauf dringen, dass – nach dem Vorbild <strong>der</strong> Patientenberatung<br />
– die Finanzierung unabhängiger Beratung durch die Pflegekassen verbindlich<br />
geregelt wird.<br />
Gesundheit und Pflege<br />
33
Gesundheit und Pflege<br />
34<br />
Gesundheitsreform:<br />
Verbesserungen für Patienten, aber Kernfragen bleiben offen<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat sich intensiv an den Debatten zur Gesundheitsreform<br />
beteiligt. Dabei ist es uns gelungen, eine Reihe deutlicher Verbesserungen<br />
für Patienten und <strong>Verbraucher</strong> durchzusetzen. So konnten wir beispielsweise erreichen,<br />
dass künftig <strong>Verbraucher</strong> und Patienten besser erfahren können, welches Krankenhaus<br />
gute und weniger gute Qualität bei einzelnen Operationen liefert. <strong>Die</strong> Regelungen zur<br />
Sektor übergreifenden Qualitätsberichterstattung wurden gesetzlich gestärkt. Auch die<br />
<strong>Verbraucher</strong>- und Patientenmitwirkung am Bundesausschuss wurde im Hinblick auf die<br />
nötige Infrastruktur ausgebaut.<br />
Weitere aus <strong>Verbraucher</strong>sicht positive Verän<strong>der</strong>ungen betreffen die Einführung einer<br />
Kosten-Nutzen-Evaluation bei Medikamenten, die Klarstellung, dass Mutter-Kind-Kuren<br />
als Rechtsanspruch <strong>der</strong> Versicherten von den Kassen zu gewähren sind, sowie <strong>der</strong> Ausbau<br />
<strong>der</strong> Schmerzversorgung und <strong>der</strong> häuslichen Krankenpflege. Auch die Einführung<br />
einer Versicherungspflicht für alle Bürgerinnen und Bürger ist sinnvoll.<br />
Nicht durchsetzen konnten wir uns mit unserem Ziel nachhaltiger Reformen <strong>der</strong> finanziellen<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Krankenversicherung. So wurden beispielsweise die Steuerzuschüsse<br />
für die gesetzliche Krankenversicherung zunächst sogar reduziert, während<br />
gleichzeitig die Erhöhung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer auch im Leistungsbereich <strong>der</strong> Krankenkassen<br />
zu Ausgabensteigerungen in Milliardenhöhe beigetragen hat. Auch die bestehende<br />
Abschottung zwischen privater und solidarischer, gesetzlicher Krankenversicherung<br />
ist weitgehend beibehalten worden. Schließlich wird die Einführung neuer<br />
Wahltarife im Bereich <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung die bestehende Unübersichtlichkeit<br />
und Intransparenz weiter erhöhen.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/806/4/17/index.html
Unabhängige Patientenberatung<br />
Kompetente Hilfe und Beratung finden Patientinnen und Patienten seit Januar 2007 in<br />
bundesweit 22 Beratungsstellen sowie über eine zentrale Hotline <strong>der</strong> Unabhängigen<br />
Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD). In je<strong>der</strong> Beratungsstelle arbeitet ein<br />
Team aus Juristen, Medizinern und Sozialpädagogen und berät zu gesundheitsrechtlichen<br />
Fragen ebenso wie zu ergänzenden Angeboten <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung wie<br />
Arzneimittelberatung, Zahnmedizin o<strong>der</strong> Unterstützung bei Essstörungen.<br />
<strong>Die</strong> Unabhängige Patientenberatung Deutschland UPD wird gemeinsam vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband, dem Sozialverband VdK Deutschland und dem Verbund<br />
unabhängige Patientenberatung getragen. <strong>Die</strong> im Sozialgesetzbuch verankerte Finanzierung<br />
erfolgt durch die Spitzenverbände <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen – inhaltlich<br />
unterliegt die Beratung aber keinerlei Vorgaben durch die Kassen, son<strong>der</strong>n wird<br />
autonom von den drei Trägern organisiert. <strong>Die</strong> Patientenberatung ist damit ein richtungweisendes<br />
Beispiel für eine Beteiligung von Anbietern an <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>beratung.<br />
l www.upd-online.de<br />
Gesundheit und Pflege<br />
Start für die Patientenberatung:<br />
<strong>Die</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Krankenkassen und die<br />
Gesellschafter <strong>der</strong> Unabhängigen<br />
Patientenberatung gGmbH bei<br />
<strong>der</strong> Unterzeichnung des Kooperationsvertrags.<br />
Von links nach<br />
rechts: Gert Wernet, Sozialverband<br />
VdK, Dr. Susanne Angerhausen,<br />
VuB, Dr. Axel Schuhen,<br />
UPD, Dr. Hans Jürgen Ahrens,<br />
AOK Bundesverband, Prof. Dr.<br />
Edda Müller, <strong>vzbv</strong><br />
35
Gesundheit und Pflege<br />
36<br />
Nichtraucherschutz:<br />
Freiwillige Vereinbarung <strong>der</strong> Gastronomie gescheitert<br />
<strong>Die</strong> freiwillige Selbstverpflichtung <strong>der</strong> Gastronomie zum Nichtraucherschutz in Gaststätten<br />
ist gescheitert. <strong>Die</strong>s ist das Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung des<br />
Instituts für Angewandte <strong>Verbraucher</strong>forschung (IFAV). Das IFAV war vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband im Rahmen einer Projektför<strong>der</strong>ung durch das Bundesministerium<br />
für Gesundheit mit <strong>der</strong> Studie beauftragt worden.<br />
Zielvorgabe <strong>der</strong> vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) gegenüber<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung abgegebenen Selbstverpflichtung war, dass bis zum 1. März 2007<br />
in 60 Prozent <strong>der</strong> Speisegaststätten mindestens 40 Prozent <strong>der</strong> Plätze für Nichtraucher<br />
ausgewiesen sind. Nach <strong>der</strong> bundesweiten repräsentativen Untersuchung bieten<br />
allerdings nur weniger als elf Prozent <strong>der</strong> Speisegaststätten ein nach Sitzplätzen ausreichendes,<br />
deutlich gekennzeichnetes Platzangebot für Nichtraucher an. In zwei Drittel<br />
(66,8 Prozent) aller Betriebe können die Gäste sogar nach wie vor uneingeschränkt<br />
zur Zigarette greifen. In den verbleibenden 33,2 Prozent aller rund 1.900 untersuchten<br />
Gastronomiebetriebe ermittelte die Studie zudem sehr individuelle Nichtraucherregelungen.<br />
<strong>Die</strong>se wi<strong>der</strong>sprechen in den meisten Fällen <strong>der</strong> freiwilligen Zielvereinbarung.<br />
Insgesamt erfüllen lediglich 15,5 Prozent aller aufgesuchten Betriebe die Vorgaben<br />
zum Platzangebot. Nur 10,9 Prozent <strong>der</strong> Gaststätten bieten Nichtraucherplätze in ausreichen<strong>der</strong><br />
Zahl und haben diese auch deutlich gekennzeichnet – die Zielvorgabe <strong>der</strong><br />
DEHOGA hierfür lag bei 60 Prozent. Das Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung zeigt somit deutlich,<br />
dass <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Freiwilligkeit gescheitert ist und ein Nichtraucherschutz ohne klare<br />
gesetzliche Regelungen nicht zu erreichen ist.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/844/4/17/index.html<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/studie_nichtraucherschutz.pdf
Lebensmittelwerbung:<br />
Dickmacher bleiben Dickmacher<br />
2006 konnten wir einen großen Erfolg verbuchen: Nach jahrelanger Lobbyarbeit ist auf<br />
europäischer Ebene abschließend über neue Marketingregeln für Lebensmittel mit<br />
einem hohen Gehalt an Zucker, Fett o<strong>der</strong> Salz entschieden worden. <strong>Die</strong> sogenannte<br />
Health-Claims-Verordnung tritt nunmehr schrittweise in Kraft. <strong>Die</strong> Verordnung regelt,<br />
dass zukünftig gesundheitsbezogene Werbeaussagen bei Lebensmitteln nur noch<br />
getätigt werden dürfen, wenn diese belegt und zuvor behördlich zugelassen werden.<br />
Lebensmittel mit einem ungünstigen Nährwertprofil, das heißt Lebensmittel, die zu<br />
kalorienreich sind o<strong>der</strong> etwa zu viel Fett o<strong>der</strong> Zucker enthalten, dürfen zukünftig darüber<br />
hinaus auch dann nicht als gesundheitsför<strong>der</strong>nd beworben werden, wenn sie beispielsweise<br />
mit Vitaminen angereichert sind. Und: Es wird klar geregelt, ab wann Produkte<br />
als fettreduziert o<strong>der</strong> kalorienreich ausgelobt werden dürfen.<br />
<strong>Die</strong>s ist nötiger denn je: Eine bereits 2005 unter Beteiligung des <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverbands von unserem europäischen <strong>Verbraucher</strong>verband BEUC unter 3.000<br />
<strong>Verbraucher</strong>n in Deutschland, Spanien, Polen, Ungarn und Dänemark durchgeführte<br />
Befragung hatte gezeigt, dass 70 Prozent <strong>der</strong> deutschen Konsumenten gesundheitsbezogenen<br />
Angaben <strong>der</strong> Hersteller vertrauen, obwohl diese häufig mehr als vage und<br />
insgesamt sehr uneinheitlich sind. <strong>Die</strong> Aussage „reich an Kalzium“ beispielsweise<br />
würde immerhin 52 Prozent <strong>der</strong> Deutschen dazu motivieren, das entsprechende Produkt<br />
zu kaufen – selbst wenn es wegen eines hohen Zucker- o<strong>der</strong> Fettgehalts alles<br />
an<strong>der</strong>e als gesund wäre. Unter an<strong>der</strong>em regelt die Verordnung auch, ab wann Produkte<br />
beispielsweise als „fettreduziert“ ausgelobt werden dürfen.<br />
Fazit des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands: <strong>Die</strong> neue Health-Claims-Verordnung<br />
wird einen Mindeststandard an Ehrlichkeit und Transparenz bei <strong>der</strong> Vermarktung einführen.<br />
Damit wird sie hoffentlich auch dazu beitragen, dass nährwert- o<strong>der</strong> gesundheitsbezogene<br />
Werbeaussagen stimmen und an<strong>der</strong>erseits ernährungsphysiologisch<br />
problematische Produkte nicht werbetechnisch „aufgepeppt“ werden. <strong>Die</strong>s ist angesichts<br />
des wachsenden Anteils übergewichtiger Kin<strong>der</strong> und Jugendlicher eines von<br />
mehreren notwendigen Elementen einer ernährungspolitischen Gesamtstrategie.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/721/4/16/index.html<br />
Ernährung und Landwirtschaft<br />
37
Ernährung und Landwirtschaft<br />
38<br />
Schulen müssen Ernährungskrise bei Kin<strong>der</strong>n entgegensteuern<br />
Jedes sechste Kind in Deutschland ist zu dick. Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre war die Zahl <strong>der</strong><br />
übergewichtigen und fettsüchtigen Kin<strong>der</strong> nur halb so groß. In Zeiten, in denen gleichzeitig<br />
Defizite in <strong>der</strong> Familie zunehmen – keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr, jedes<br />
vierte Kind kommt ohne Frühstück zur Schule – können gerade Schulen einen wichtigen<br />
Beitrag dazu leisten, dem Trend unausgewogener Ernährung entgegenzuwirken. Häufig<br />
gilt allerdings auch für das Essen in Schulen: zu süß, zu fett, zu wenig Obst und<br />
Gemüse. Über zwölf Millionen Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und<br />
berufsbildenden Schulen stillen ihren Hunger zum großen Teil in <strong>der</strong> Schule – vornehmlich<br />
am Schulkiosk o<strong>der</strong> am Automaten.<br />
Angesichts dieser Ausgangslage bietet die Tendenz zur Ganztagsschule eine Chance,<br />
dem gesellschaftlichen Negativtrend durch ein gesundheitsför<strong>der</strong>ndes Verpflegungsangebot<br />
in Schulen entgegenzuwirken. Eine vom <strong>vzbv</strong> zum Auftakt <strong>der</strong> Grünen Woche<br />
präsentierte Erhebung zur Situation <strong>der</strong> Schulverpflegung in Deutschland zeigt: Vielerorts<br />
fehlen verbindliche Vorgaben für das Schulessen, es gibt jedoch viele gute Einzelaktivitäten:<br />
So sieht etwa das Schulgesetz Sachsen-Anhalts ein warmes Vollwertmahl<br />
zu sozial angemessenem Preis vor. In Brandenburg und auch in Mecklenburg-Vorpommern<br />
gewährleisten die Schulgesetze zudem eine Milchversorgung. In Berlin haben<br />
fast alle Bezirke die „Berliner Qualitätskriterien“ zur Verpflegungsorganisation in ihre<br />
Ausschreibungen für Catering-Unternehmen aufgenommen. In Brandenburg ist dies<br />
geplant. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit fachwissenschaftlichen und regionalen Akteuren<br />
(unter an<strong>der</strong>em in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen) und<br />
das Zertifikat „Gesundheitsför<strong>der</strong>nde Schule“ in Hessen sind weitere positive Ansätze.<br />
Um diese positiven Ansätze fortzuentwickeln, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband,<br />
dass die Län<strong>der</strong> in ihren Schulgesetzen die Verpflichtung <strong>der</strong> Schulträger<br />
für eine gesundheitsför<strong>der</strong>liche Ernährung aufnehmen. In <strong>der</strong> Praxis sollte außerdem<br />
zusammenpassen, was im Unterricht in Sachen gesunde Ernährung gelehrt wird und<br />
was an Automaten und in Schulcafeterias angeboten wird. Sofern Schulen Cateringunternehmen<br />
mit <strong>der</strong> Essenszubereitung und -lieferung beauftragen, müssen Kriterien<br />
für eine gesundheitsför<strong>der</strong>nde Schulverpflegung in die Ausschreibungen aufgenommen<br />
werden. Entsprechende Vorgaben sollten auch für das Angebot am Schulkiosk und
Automaten gelten. Softdrinks und ungesunde Snacks sollten aus Kiosken und Automaten<br />
verschwinden.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/828/4/16/index.html<br />
Tierschutz:<br />
Verantwortlicher Einkauf erfor<strong>der</strong>t klare Kennzeichnung<br />
Alle wollen Tierschutz – aber keiner kann ihn erkennen. Gemeinsam mit <strong>der</strong> „Allianz<br />
für Tiere“, einem Bündnis des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands, des Bundes für<br />
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des Deutschen Tierschutzbunds und <strong>der</strong><br />
Schweisfurth-Stiftung will <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> dies än<strong>der</strong>n. Denn <strong>Verbraucher</strong> stehen in puncto<br />
Tierschutz häufig vor einem Dilemma: Zwar ist europaweit und auch in Deutschland<br />
eine Mehrheit <strong>der</strong> Konsumenten bereit, für besseren Tierschutz auch mehr Geld auszugeben,<br />
wie Umfragen <strong>der</strong> EU-Kommission belegen. Doch deutsche Produzenten richten<br />
ihre Produktion zu wenig an diesen <strong>Verbraucher</strong>wünschen aus. Problematisch ist auch,<br />
dass bei den wenigsten Produkten überhaupt erkennbar ist, nach welchem Standard<br />
produziert wurde. Marketing-Begriffe wie „aus tiergerechter Haltung“, „von ausgesuchten<br />
Bauernhöfen“ o<strong>der</strong> „delphinfreundlich gefangen“ unterliegen keinerlei Vorgaben –<br />
und führen bei den <strong>Verbraucher</strong>n zur Verwirrung.<br />
Wie besserer Tierschutz und die Erwartungen <strong>der</strong> Konsumenten auch wirtschaftlich zum<br />
Erfolg führen, zeigt hingegen das Beispiel <strong>der</strong> Eierkennzeichnung. Seitdem bei Hühnereiern<br />
die Angabe zur Haltungsform gesetzlich Pflicht ist, sinkt <strong>der</strong> Anteil von Käfigeiern<br />
dramatisch: Inzwischen stammen rund 60 Prozent <strong>der</strong> Hühnereier, die als frische Eier<br />
eingekauft werden, aus tierfreundlicher Boden-, Freilauf- o<strong>der</strong> Biohaltung. Um solch<br />
einen Erfolg auch bei an<strong>der</strong>en tierischen Produkten zu ermöglichen, for<strong>der</strong>n die in <strong>der</strong><br />
„Allianz für Tiere“ zusammengeschlossenen Verbände die Festlegung gesetzlicher Mindeststandards<br />
für die Haltung <strong>der</strong> einzelnen Tierarten. Eine weitere For<strong>der</strong>ung betrifft<br />
die verbindliche Definition darüber hinausgehen<strong>der</strong> Kriterien, um diese dann auch klar<br />
ausloben zu können, beispielsweise durch ein EU-weites Tierschutzsiegel. Darüber hinaus<br />
sollte die Bundesregierung sicherstellen, dass die in Deutschland bei <strong>der</strong> Tierhaltung<br />
eingesetzten Tierhaltungssysteme immer auf dem aktuellen Stand einer artgerechten<br />
Tierhaltung sind und eine entsprechende Prüfstelle für Stalleinrichtungen schaffen.<br />
Ernährung und Landwirtschaft<br />
39
Ernährung und Landwirtschaft<br />
40<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): Mehr Tierschutz, mehr Umsatz? Dokumentation<br />
<strong>der</strong> Tagung <strong>der</strong> Allianz für Tiere vom 25. Oktober 2006, http://www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/tagung_tierschutz_redebeitraege_25_10_2006.doc_copy.pdf<br />
o<strong>der</strong> erhältlich unter<br />
presse@<strong>vzbv</strong>.de<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/799/4/15/index.html<br />
Protest für Wahlfreiheit: Mehr als 13.000 von Bürgern im Internet gespendete Luftballons<br />
bildeten am 2. November 2006 im Berliner Regierungsviertel den 60 Meter<br />
breiten Schriftzug‚ ,Genfood – Nein Danke‘. <strong>Die</strong> danach aufsteigenden Ballons symbolisierten<br />
den Pollen von Gentech-Pflanzen, <strong>der</strong> – einmal in die Umwelt entlassen – nicht<br />
mehr rückholbar ist. Der <strong>vzbv</strong> beteiligte sich an <strong>der</strong> vom Online-Netzwerk Campact<br />
organisierten Aktion mit dem Ziel, die Wahlfreiheit <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> für gentechnikfreie<br />
Lebensmittel zu erhalten.
Wirtschaftspolitik:<br />
<strong>Verbraucher</strong> einseitig belastet<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung hat in ihrem ersten Amtsjahr Entscheidungen getroffen, die die<br />
privaten Haushalte allein im Jahr 2007 netto mit zusätzlichen 23,5 Milliarden Euro<br />
belasten werden. Am stärksten schlägt hierbei die Mehrwertsteuererhöhung mit<br />
19,4 Milliarden Euro zu Buche. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat die Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Mehrwertsteuer als wirtschaftspolitisch kontraproduktiv abgelehnt und als<br />
unsozial bezeichnet. Wie zu erwarten war, haben die <strong>Verbraucher</strong> in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte<br />
2006 Anschaffungen von langlebigen Gebrauchsgütern wie Pkw, Einrichtungsgegenständen<br />
und Unterhaltungs- und Haushaltselektronik vorgezogen, um <strong>der</strong> höheren<br />
Mehrwertsteuer zu entkommen. <strong>Die</strong>ser Vorzieheffekt hat zu einer Belebung des<br />
privaten Konsums geführt, <strong>der</strong> sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands<br />
ausgewirkt hat. <strong>Die</strong>se positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass den <strong>Verbraucher</strong>n durch die Mehrwertsteuererhöhung Kaufkraft entzogen<br />
wird. Zwar wird <strong>der</strong> Kaufkraftentzug gesamtwirtschaftlich durch steigende Löhne<br />
und eine positive Beschäftigungsentwicklung kompensiert. Allerdings profitieren nicht<br />
alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen von dieser positiven Entwicklung.<br />
Auch musste <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband im Vorfeld <strong>der</strong> Mehrwertsteuererhöhung<br />
feststellen, dass einige Händler durch verdeckte Preiserhöhungen versuchten,<br />
die Mehrwertsteuererhöhung bereits 2006 vorwegzunehmen. Einzelne Hersteller<br />
wie<strong>der</strong>um versuchten in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte unter an<strong>der</strong>em durch ein verstärktes<br />
Angebot an „Mogelpackungen“ (weniger Inhalt zum gleichen Preis), Preiserhöhungen<br />
zu verschleiern.<br />
Um die <strong>Verbraucher</strong> auf die Mehrwertsteuererhöhung und <strong>der</strong>en Auswirkungen etwa<br />
auf längerfristige Verträge vorzubereiten, veröffentlichte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> zusammen mit den<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen die Informationsbroschüre „19, 16 o<strong>der</strong> 7 Prozent? – Tipps zur<br />
Mehrwertsteuer“ in einer Auflage von 750.000 Exemplaren.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/804/index.html<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/flyer_mwst_2006.pdf<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
Faltblatt zur Mehrwertsteuererhöhung<br />
41
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
Fairer Handel ist auf dem Vormarsch<br />
42<br />
Kartellrecht:<br />
<strong>Verbraucher</strong>verbände bleiben außen vor<br />
Im Berichtszeitraum zeigte sich erneut, wie nachteilig sich Kartellrechtsverstöße auf die<br />
<strong>Verbraucher</strong>situation insgesamt auswirken. Exorbitante Gewinnsteigerungen bei den<br />
Energieerzeugern auf <strong>der</strong> einen Seite, steigende Rechnungen bei den <strong>Verbraucher</strong>n auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite illustrieren deutlich, wie schwach <strong>der</strong> Wettbewerb auf dem Energiemarkt<br />
ist und wie stark die <strong>Verbraucher</strong> durch diesen Mangel an Wettbewerb finanziell<br />
betroffen sind. Zwar haben <strong>Verbraucher</strong> ein Anrecht auf Schadensersatz bei Kartellverstößen.<br />
Allerdings ist <strong>der</strong> einzelne <strong>Verbraucher</strong> nicht so stark von Kartellverstößen<br />
betroffen, als dass es sich für ihn lohnen würde, vor Gericht zu ziehen. Bei Kartellrechtsverstößen<br />
handelt es sich um ‚Streuschäden’, bei denen <strong>der</strong> Einzelne nur einen kleinen<br />
Schaden verzeichnet, während <strong>der</strong> Gesamtschaden aufgrund <strong>der</strong> großen Zahl an Betroffenen<br />
erheblich ist. Deshalb hat sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband in diesem<br />
Jahr wie<strong>der</strong>holt dafür eingesetzt, dass <strong>Verbraucher</strong>organisationen ein gesetzlich verankertes<br />
Recht auf kollektive Schadensersatzklagen und Gewinnabschöpfung erhalten.<br />
Corporate Social Responsibility:<br />
Informationen über „gute Unternehmen“ müssen verbindlich werden<br />
Eine überdurchschnittlich steigende Coca-Cola Getränkeproduktion und ein damit einhergehen<strong>der</strong><br />
bedrohlich sinken<strong>der</strong> Grundwasserpegel in angrenzenden Regionen in<br />
Indien, in Deutschland verwendete Pflastersteine, die von Kin<strong>der</strong>n in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
in Steinbrüchen geschlagen wurden, Deutsche Telekom und unerlaubte Telefonwerbung<br />
– diese Beispiele zeigen, dass Unternehmen noch viel zu tun haben, um<br />
ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht zu werden. Zwar reagieren die<br />
betreffenden Unternehmen zunehmend auf Kritik <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Es bleibt jedoch<br />
zunächst höchst unklar, was „verantwortliches Handeln“ von Unternehmen konkret<br />
bedeutet und an welchen Kriterien man dieses bemisst. Daher ist ein klarer Handlungs-<br />
und Orientierungsrahmen notwendig, um sozial-ethische Unternehmensverantwortung<br />
– Corporate Social Responsibility – nachvollziehbar und überprüfbar zu machen. In<br />
diese Richtung zielt die intensive Mitarbeit des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands<br />
beim internationalen Normungsprozess zur sozialen Unternehmensverantwortung in<br />
<strong>der</strong> Weltnormungsorganisation ISO. Ziel <strong>der</strong> Arbeiten bei ISO ist die Erstellung einer
Norm für die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und an<strong>der</strong>er Organisationen<br />
bis Ende 2009. Erste Erfolge konnten wir gemeinsam mit internationalen <strong>Verbraucher</strong>verbänden<br />
bereits verbuchen: So soll die Norm ein Paket gesellschaftlicher<br />
Erwartungen definieren, die alle Organisationen einhalten sollten, wenn sie behaupten,<br />
sozial-ethisch zu handeln. Außerdem wurde anerkannt, dass Unternehmen nicht nur<br />
Verantwortung für die eigene Produktion tragen, son<strong>der</strong>n auch für das, was in <strong>der</strong> Lieferkette<br />
geschieht.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/834/index.html<br />
<strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz:<br />
Köhlers Nein als zweite Chance<br />
Ein bundesweites Auskunftsrecht für <strong>Verbraucher</strong>innen und <strong>Verbraucher</strong>: <strong>Die</strong>ses<br />
wichtige Signal eines <strong>Verbraucher</strong>informationsgesetzes ist 2006 ausgeblieben. So<br />
sehr <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> die politische Initiative zu einem solchen Gesetz begrüßt hatte, so<br />
wenig konnte das vom Bundestag verabschiedete und später vom Bundespräsidenten<br />
gestoppte Gesetz seinem Anspruch auf mehr Transparenz, Qualität und Sicherheit<br />
gerecht werden.<br />
Anfang April 2007 wurde vom Kabinett ein neuer Vorschlag für ein <strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz<br />
vorgelegt – lei<strong>der</strong> ohne inhaltliche Än<strong>der</strong>ungen gegenüber <strong>der</strong> Vorfassung.<br />
Lediglich das Wort Gemeinde tritt im Neuentwurf nicht mehr auf. Es bleibt damit bei<br />
den Kritikpunkten des <strong>vzbv</strong>: Der Geltungsbereich des Gesetzes ist zu eng – er erstreckt<br />
sich nur auf das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände und Futtermittelgesetzbuch. Es<br />
fehlt ein Auskunftsanspruch gegenüber Unternehmen. Schließlich kann die Auskunft<br />
mit dem Verweis auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse verweigert werden, ohne<br />
dass das Gesetz eindeutig definiert, was unter Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen<br />
zu verstehen ist.<br />
Zwei Nachbesserungen, die <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband im Laufe des<br />
Gesetzgebungsverfahrens beharrlich gefor<strong>der</strong>t und in Gesprächen mit den Fraktionen<br />
im Deutschen Bundestag vorgetragen hatte, waren auf <strong>der</strong> Zielgeraden noch aufgenommen<br />
worden: So wird im Gesetz ausdrücklich klargestellt, dass bei Rechtsverstößen<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
Demonstration des <strong>vzbv</strong> am<br />
Brandenburger Tor 2006 gegen<br />
geplantes <strong>Verbraucher</strong>informationsgesetz<br />
43
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
44<br />
Informationspflichten nicht durch den Verweis auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse<br />
ausgehebelt werden können. Zudem wurden die Bearbeitungsfristen von drei auf maximal<br />
zwei Monate begrenzt.<br />
<strong>Die</strong> Entscheidung des Bundespräsidenten, das Gesetz nicht zu unterzeichnen, bietet<br />
nun die Chance, das Gesetz so zu verbessern, dass es seinem Namen gerecht wird.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/776/index.html<br />
<strong>Verbraucher</strong>recht:<br />
Durchsetzung bleibt schwierig<br />
<strong>Verbraucher</strong> haben Rechte – nur lassen sie sich in <strong>der</strong> Praxis häufig kaum o<strong>der</strong> nur mit<br />
unverhältnismäßigem Aufwand durchsetzen. <strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> zentrale Befund einer Tagung,<br />
mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband im Mai 2006 eine Bestandsaufnahme<br />
<strong>der</strong> Rechtsdurchsetzung im deutschen <strong>Verbraucher</strong>recht vornahm. Angesichts <strong>der</strong> von<br />
EU-<strong>Verbraucher</strong>schutzkommissarin Meglena Kuneva entfachten Debatte über wirksamere<br />
Klagemöglichkeiten für <strong>Verbraucher</strong> gewinnt diese Analyse an zusätzlicher politischer<br />
Bedeutung.<br />
Ein Beispiel für die Lücke zwischen Rechtsanspruch und Praxis bietet das Wettbewerbs-<br />
und Werberecht. Gesetzeslücken und unzureichende Sanktionen bieten Werbetreibenden<br />
häufig geradezu einen wirtschaftlichen Anreiz, gegen das Gesetz zu verstoßen. Der<br />
<strong>vzbv</strong> setzte sich daher im Rahmen <strong>der</strong> anstehenden Umsetzung <strong>der</strong> „EU-Richtlinie über<br />
unlautere Geschäftspraktiken“ dafür ein, dass in das Gesetz gegen den Unlauteren<br />
Wettbewerb (UWG) wirksame Sanktionen aufgenommen werden. <strong>Die</strong> EU-Richtlinie verlangt,<br />
irreführenden und aggressiven Geschäftspraktiken wie etwa unlauterer Telefonwerbung<br />
mit „wirksamen und abschreckenden Sanktionen“ zu begegnen. <strong>Die</strong> Mitgliedstaaten<br />
müssen bis Juni 2007 geeignete Maßnahmen treffen, um die Durchsetzung <strong>der</strong><br />
Sanktionen sicherzustellen. Aus unserer Sicht ist dies über eine erleichterte Abschöpfung<br />
von Unrechtsgewinnen, ein Vertragsauflösungsrecht für den <strong>Verbraucher</strong> bei<br />
verbraucherrelevanten UWG-Verstößen sowie einen individuellen Schadensersatzanspruch<br />
des <strong>Verbraucher</strong>s zu erreichen.
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): <strong>Verbraucher</strong>schutz: Recht harmlos? Dokumentation<br />
<strong>der</strong> Tagung vom 8. Mai 2006, http://www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/verbandsklage_<br />
gesamtdokumentation_reden_05_2006.pdf o<strong>der</strong> erhältlich unter presse@<strong>vzbv</strong>.de<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/714/1/3/index.html<br />
Unerwünschte Telefonwerbung:<br />
Verboten, aber folgenlos<br />
Telefonmarketing gegenüber <strong>Verbraucher</strong>n ist seit Juli 2004 nur nach vorherigem Einverständnis<br />
erlaubt. Dennoch nimmt die Zahl unerbetener Werbeanrufe in Deutschland<br />
stetig zu. Eine repräsentative Umfrage <strong>der</strong> Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)<br />
belegt, dass sich die Zahl unerbetener Werbeanrufe in den ersten drei Quartalen<br />
2006 im Vergleich zum Vorjahr um 31,3 Prozent erhöhte. Allein im ersten Quartal 2006<br />
erfasste die GfK 82,6 Millionen unaufgefor<strong>der</strong>te telefonische Werbekontakte, rund<br />
900.000 Anrufe pro Tag. In <strong>der</strong> Statistik <strong>der</strong> GfK belegen Lotterien und Gewinnspiele<br />
den Spitzenplatz, gefolgt von <strong>der</strong> Telekommunikationsbranche.<br />
Gemeinsam mit den <strong>Verbraucher</strong>zentralen haben wir uns 2006 intensiv für wirksamere<br />
Maßnahmen gegen belästigende Telefonwerbung eingesetzt. So for<strong>der</strong>ten wir die<br />
Bundesregierung mehrfach auf, diese unlautere Werbemethode als Ordnungswidrigkeit<br />
mit empfindlichen Bußgel<strong>der</strong>n durch die Bundesnetzagentur zu ahnden. Neben <strong>der</strong><br />
Belästigung des <strong>Verbraucher</strong>s sind das Hauptproblem oft Folgeverträge, die aus dem<br />
unlauteren Anruf resultieren. Deshalb treten wir dafür ein, ein Vertragsauflösungsrecht<br />
für den <strong>Verbraucher</strong> zu schaffen.<br />
Nachdem Bundesjustizministerin Brigitte Zypries noch im Sommer 2006 häufige Verstöße<br />
gegen das Telefonwerbeverbot einräumte, ein schärferes Vorgehen dagegen<br />
aber abgelehnt hatte, begann das Jahr 2007 positiver. Mittlerweile denken sowohl das<br />
Bundesjustizministerium über ein schärferes Vorgehen gegen unerbetene Werbeanrufe<br />
nach als auch Regierungsfraktionen und Opposition im Deutschen Bundestag.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/835/8/36/index.html<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
45
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
46<br />
Urheberrecht für <strong>Verbraucher</strong>:<br />
Virtuell, digital – und rechtlos<br />
Bei <strong>der</strong> Nutzung digitaler audiovisueller Medien sind <strong>Verbraucher</strong> <strong>der</strong>zeit weitgehend<br />
rechtlos. Zu diesem Ergebnis kommt die vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband veröffentlichte<br />
Studie „<strong>Verbraucher</strong>schutz bei digitalen Medien“. Nutzungsbedingungen,<br />
Kopierschutzsysteme und ein löchriges Urheberrecht machen die digitale Medienwelt<br />
für Konsumenten zu einem nahezu rechtlosen Raum.<br />
Egal ob es sich um Musikdownloaddienste o<strong>der</strong> elektronische Verlagsangebote, um<br />
Online-Archive o<strong>der</strong> digitale Ton- und Bildträger, Software o<strong>der</strong> eBooks handelt – restriktive<br />
Geschäftsbedingungen und technische Schutzmaßnahmen beschneiden meist<br />
die gesetzlich erlaubten Nutzungen. In einigen Fällen sind Kopierschutzsysteme mit<br />
erheblichen Sicherheitslücken und <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Datenspionage im Einsatz. Auch<br />
wird die Verpflichtung, auf technische Schutzsysteme deutlich sichtbar hinzuweisen,<br />
von den Herstellern häufig nicht eingehalten. Kompliziert formulierte Nutzungs- und<br />
Lizenzbestimmungen von beträchtlicher Länge sind für <strong>Verbraucher</strong> in vielen Fällen<br />
völlig unverständlich. Ungeachtet dessen drohen bei Verstößen empfindliche Vertragsstrafen.<br />
<strong>Die</strong> meisten Verstöße passieren bei <strong>der</strong> privaten Nutzung aber durch Unwissenheit.<br />
Trotzdem nimmt das geltende Urheberrecht auf die <strong>Verbraucher</strong>belange wenig<br />
Rücksicht. So dürfen beispielsweise selbst technische Beschränkungen, die auf dem<br />
Rechner des Verwen<strong>der</strong>s nachweislich Schäden hervorrufen, vom Nutzer nicht entfernt<br />
o<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>t werden.<br />
Vor diesem Hintergrund hat <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband die Bundesregierung<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, bei <strong>der</strong> Reform des Urheberrechts („Zweiter Korb“) die Rechte <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong> zu erweitern anstatt sie noch weiter einzuschränken. Gemeinsam mit den<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen starteten wir hierzu eine Offensive für ein nutzerfreundlicheres<br />
Urheberrecht und für die Wahrung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>rechte in <strong>der</strong> digitalen Welt. Darüber<br />
hinaus beteiligten wir uns gemeinsam mit dem Online-Netzwerk „Campact“, <strong>der</strong><br />
Kampagne „fairsharing“ und dem „Netzwerk freies Wissen“ an <strong>der</strong> gemeinsamen Kampagne<br />
„Privat kopieren ist kein Verbrechen“.<br />
Till Kreutzer: <strong>Verbraucher</strong>schutz bei digitalen Medien, Schriftenreihe des <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverbands, Band 10, Berliner Wissenschaftsverlag, 206 Seiten, 29,90 Euro
l www.<strong>vzbv</strong>.de/schriftenreihe (Schriftenreihe)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/812/index.html (Urheberrecht)<br />
l www.consumersdigitalrights.org/cms/index_de.php (BEUC-Kampagne)<br />
Digitale <strong>Verbraucher</strong>rechte:<br />
Charta bietet Fundament für künftige Politik<br />
Ein tragfähiges Fundament für die politische Debatte über <strong>Verbraucher</strong>rechte wollen<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband, <strong>der</strong> Europäische <strong>Verbraucher</strong>verband BEUC<br />
und das Bundesverbraucherministerium schaffen. Deshalb haben sie gemeinsam die<br />
Charta „<strong>Verbraucher</strong>souveränität in <strong>der</strong> digitalen Welt“ erarbeitet. <strong>Die</strong> Charta for<strong>der</strong>t<br />
Grundrechte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> in <strong>der</strong> digitalen Welt ein. Kernprinzipien sind das Recht<br />
auf Datensicherheit, <strong>der</strong> Datenschutz im Internet, <strong>der</strong> Anspruch auf Interoperabilität<br />
digitaler Inhalte und Abspielgeräte.<br />
<strong>Die</strong> Charta war auf BEUC-Initiative im Rahmen <strong>der</strong> deutschen EU-Ratspräsidentschaft<br />
ausgearbeitet worden. Sollte sie bestimmend für die künftige EU-Politik werden,<br />
müssten die Anbieter von Hard- und Software sich künftig weitaus stärker als bisher<br />
auf offene Technologiestandards einstellen. „Verschiedene Systeme sollten miteinan<strong>der</strong><br />
kommunizieren und interagieren können und die Nutzung von Inhalten sollte nicht<br />
an bestimmte Endgeräte o<strong>der</strong> Betriebssysteme gebunden werden“, heißt es im Text.<br />
Politische Sprengkraft enthält dieser Passus angesichts <strong>der</strong> rechtlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
zwischen Apple und <strong>Verbraucher</strong>organisationen in mehreren europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n (siehe Seite 83).<br />
Umstritten ist auch <strong>der</strong> Einsatz von Kopierschutzsystemen. Zahlreiche Anbieter nutzen<br />
<strong>der</strong>zeit sogenannte „Digitale Rechte Management“-Systeme, die etwa das Anlegen von<br />
Sicherheitskopien unmöglich machen. In <strong>der</strong> Charta wird <strong>der</strong> Einsatz dieser Systeme<br />
künftig an bestimmte Bedingungen gekoppelt. So dürfen zum Beispiel Funktion und<br />
Sicherheit von Hard- und Software beim Nutzer nicht beeinträchtigt werden. Außerdem<br />
dürften aus Datenschutzgründen „keine Nutzerprofile erstellt werden, und die Anonymität<br />
<strong>der</strong> Nutzer muss gewahrt bleiben.“ Auch das Kopieren zu privaten Zwecken soll<br />
nicht durch Kopierschutzsysteme verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
47
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
48<br />
Darüber hinaus spricht sich die Charta gegen eine zu weit gehende „Strafverfolgung<br />
nicht kommerziell begründeter Urheberrechtsverletzungen“ aus. Sie folgt damit einer<br />
For<strong>der</strong>ung des <strong>vzbv</strong>, <strong>der</strong> sich gegen eine „Kriminalisierung <strong>der</strong> Schulhöfe“ wendet.<br />
Einen Durchbruch stellt die Charta auch beim Schutz vor Betrügereien im Zahlungsverkehr<br />
und beim Online-Banking dar. So heißt es in <strong>der</strong> Charta unter <strong>der</strong> Überschrift<br />
„Sicherheit von Informationstechnik“: „<strong>Die</strong> Anbieter internetbasierter <strong>Die</strong>nste müssen<br />
bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Sicherheitssysteme die Risiken <strong>der</strong> Nutzer so gering wie möglich<br />
halten.“ In <strong>der</strong> Praxis würde dieser Grundsatz bedeuten, dass beispielsweise Banken<br />
die Schäden durch Phishing o<strong>der</strong> den Missbrauch von EC-Karten nicht einfach auf ihre<br />
Kunden abwälzen könnten, wenn technisch sichere Systeme vorhanden sind.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/854/index.html (Hintergrundinfos zur Charta)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/charta_digitale_welt_2007.pdf (Wortlaut <strong>der</strong> Charta)<br />
Eichwesen:<br />
Privatisierung gefährdet fairen Wettbewerb<br />
Eine geringe, stetig zurückgehende Zahl staatlicher Kontrollen, mangelnde politische<br />
Unterstützung für die wichtige Arbeit <strong>der</strong> Mess- und Eichämter – in einem zentralen<br />
Feld des wirtschaftlichen <strong>Verbraucher</strong>schutzes besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf.<br />
Defizite insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> personellen Ausstattung hatte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>schutzindex<br />
2006 zu Tage geför<strong>der</strong>t. Danach kontrollieren maximal drei Mitarbeiter pro<br />
100.000 Einwohner die Genauigkeit von Messgeräten o<strong>der</strong> die Richtigkeit von Mengenangaben<br />
auf Fertigverpackungen.<br />
Auch die von <strong>der</strong> Politik forcierten Deregulierungs- und Privatisierungsbestrebungen<br />
könnten zu einer weiteren Schwächung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>position führen. Mit dem vorgeschobenen<br />
Argument des „Bürokratieabbaus“ sollen die bisherigen eichamtlichen<br />
Prüfungen und Eichungen künftig privaten Stellen übertragen werden. Vorgegeben<br />
wird dieser Systemwechsel von staatlichen zu privaten Stellen auch durch die Europäische<br />
Messgeräterichtlinie. An die Stelle <strong>der</strong> bisherigen staatlichen Zulassung und<br />
Ersteichung tritt beim Inverkehrbringen von zehn wichtigen Messgerätearten, wie<br />
Stromzähler, Wasserzähler o<strong>der</strong> Taxameter, die alleinige Herstellerverantwortung.
<strong>Die</strong> Neuregelungen in <strong>der</strong> Messgeräterichtlinie bringen auch Unsicherheit für die Vollzugsbehörden.<br />
So besteht beispielsweise bei den Eichämtern die Befürchtung, dass<br />
Manipulationen an Tankwagen nicht mehr wie bisher beanstandet werden können, da<br />
wichtige Bestimmungen <strong>der</strong> Physikalisch-Technischen Bundesanstalt wegfallen. <strong>Die</strong>se<br />
hatten bisher Manipulationen bereits bei <strong>der</strong> Bauartzulassung <strong>der</strong> Geräte verhin<strong>der</strong>t.<br />
Darüber hinaus gibt es Überlegungen des Bundeswirtschaftsministeriums und <strong>der</strong> Wirtschaftsministerien<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, das Mess- und Eichwesen nahezu völlig zu privatisieren.<br />
Nach Auffassung des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands werden ein sinkendes<br />
Schutzniveau und versteckte Kostensteigerungen die Folge sein.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/730/index.html<br />
Unterfüllungen:<br />
Gesamtwirtschaftliche Fehlsteuerung<br />
In vielen Produkten ist weniger drin, als auf <strong>der</strong> Verpackung o<strong>der</strong> dem Behältnis steht.<br />
Unterfüllungen bei Fertigpackungen führen von Jahr zu Jahr allein bei Lebensmitteln<br />
zu ungerechtfertigten Unternehmensgewinnen in mindestens dreistelliger Millionenhöhe<br />
zu Lasten <strong>der</strong> Konsumenten, ohne dass <strong>der</strong> Öffentlichkeit Ross und Reiter<br />
bekannt werden. Und das, obwohl die Behörden sehr wohl wissen, welche Anbieter<br />
zu wenig abfüllen. Dennoch teilen sie dies unter Verweis auf angebliche Betriebs- und<br />
Geschäftsgeheimnisse meist nicht mit. Ein Meilenstein ist daher ein Urteil des Verwaltungsgerichts<br />
Berlin vom Mai 2006, demzufolge dem <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
Auskunft über konkrete Beanstandungsfälle bei den Füllmengenkontrollen<br />
durch das Eichamt erteilt werden muss.<br />
(Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 10.05.2006, VG 2 A 72.04)<br />
Auf europäischer und nationaler Ebene hat <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
wie<strong>der</strong>holt ein Gesetzgebungsvorhaben kritisiert, dass den Herstellern bei <strong>der</strong> Füllmenge<br />
von Fertigpackungen demnächst völlig freie Hand lässt. Bislang sorgen feste<br />
Verpackungsgrößen dafür, dass <strong>Verbraucher</strong> im Supermarkt unterschiedliche Größen<br />
klar voneinan<strong>der</strong> abgrenzen können. <strong>Die</strong>s schafft Preistransparenz und schützt <strong>Verbraucher</strong><br />
vor Fehlkäufen. Problematisch auch die Praxis zahlreicher Hersteller, den Inhalt<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
„Mogelpackungen“: weniger drin,<br />
gleicher Preis<br />
49
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
50<br />
<strong>der</strong> Packungen zu verringern, den Preis jedoch beizubehalten, um Preissteigerungen zu<br />
verschleiern.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/781/5/21/index.html<br />
Produktsicherheit:<br />
Weg frei für kin<strong>der</strong>gesicherte Feuerzeuge<br />
Feuerzeuge in Kin<strong>der</strong>hand: Jahr für Jahr ereignen sich tragische Unfälle durch Kin<strong>der</strong>,<br />
die mit Feuerzeugen spielen. Wie die Beispiele <strong>der</strong> USA, Neuseelands, Australiens und<br />
Kanadas zeigen, könnte indes die Anzahl <strong>der</strong> Unfälle durch eine gesetzlich vorgeschriebene<br />
Kin<strong>der</strong>sicherung drastisch reduziert werden.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hat sich daher auf europäischer und auf nationaler Ebene dafür eingesetzt,<br />
dass Feuerzeuge gesetzlich vorgeschrieben mit einer Kin<strong>der</strong>sicherung ausgerüstet werden<br />
müssen. Mit Erfolg – nach einer Entscheidung <strong>der</strong> EU-Kommission und <strong>der</strong> Mitgliedstaaten<br />
dürfen in Europa künftig nur noch kin<strong>der</strong>gesicherte Wegwerffeuerzeuge<br />
zugelassen werden. Verboten sind Feuerzeuge, die Kin<strong>der</strong> leicht mit Spielzeug verwechseln<br />
können.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/793/6/30/index.html<br />
Datenschutz:<br />
Kundendaten als begehrte Ware<br />
Der Datenschutz ist heute zunehmend durch Aktivitäten von Unternehmen und durch<br />
die technische Entwicklung gefor<strong>der</strong>t. 2002 war je<strong>der</strong> Bundesbürger über 18 Jahren<br />
durchschnittlich in 52 kommerziellen Datenbanken erfasst. <strong>Die</strong>se Zahl dürfte in den<br />
vergangen Jahren rasant gestiegen sein. <strong>Die</strong> Kehrseite <strong>der</strong> Datensammlei von Unternehmen<br />
erfahren die <strong>Verbraucher</strong> ganz konkret in Form unerwünschter Werbeanrufe,<br />
<strong>der</strong> Verweigerung günstiger Kreditzinsen infolge von für die Kunden intransparenter<br />
Scoringwerte o<strong>der</strong> einer Abweisung durch eine Versicherung. Personenbezogene Daten<br />
werden somit immer mehr zu einer begehrten Handelsware für die Wirtschaft.
Um die <strong>Verbraucher</strong> vor einem Missbrauch ihrer persönlichen Daten zu schützen, hat<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband sein Engagement im Datenschutz weiter ausgeweitet.<br />
So führte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> vor mehreren Landes- und Oberlandesgerichten Klage<br />
gegen eine bei Rabattkartenprogrammen gängige, jedoch kritikwürdige Praxis: In vielen<br />
Anmeldeformularen für Rabattkartenprogramme wird die Zustimmung zur Verwendung<br />
<strong>der</strong> persönlichen Daten auch für Werbe- und Marketingzwecke vorausgesetzt. Möchte<br />
ein <strong>Verbraucher</strong> eine solche Zustimmung nicht geben, muss er dies erst durch ein<br />
Durchstreichen <strong>der</strong> entsprechenden Textpassage zum Ausdruck bringen (sogenanntes<br />
opt-out). Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband sieht in dieser Praxis einen Verstoß<br />
gegen das Prinzip <strong>der</strong> freiwilligen Einwilligung und spricht sich für eine Einwilligungslösung<br />
aus, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> durch ein Ankreuzen (opt-in) seine Einwilligung<br />
erteilt.<br />
Der Datenschutz wird aber auch durch technische Entwicklungen herausgefor<strong>der</strong>t. Im<br />
Internet kommen verstärkt Webbugs, Trojaner und an<strong>der</strong>e Techniken zum Einsatz, um<br />
an Informationen <strong>der</strong> Nutzer zu gelangen. Neu entwickelte Techniken, wie beispielsweise<br />
RFID-Chips, können zudem dazu missbraucht werden, <strong>Verbraucher</strong> unbemerkt<br />
auch im realen Leben auszuspionieren. Um die mit diesen Entwicklungen verbundenen<br />
nachteiligen Folgen für die Konsumenten so weit wie möglich auszuschließen, setzte<br />
sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband dafür ein, die Datenschutzgesetzgebung<br />
den neuen technischen Entwicklungen anzupassen. Dazu gehört auch die Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> grundlegenden Datenschutzprinzipien schon im technischen Design.<br />
Konkrete Handlungsempfehlungen für <strong>Verbraucher</strong> bietet <strong>der</strong> Ratgeber „Datenschutz<br />
für <strong>Verbraucher</strong>: 99+1 Beispiele und Tipps zum Bundesdatenschutz“. Wegen <strong>der</strong><br />
großen Nachfrage wurde dieser Ratgeber zwischenzeitlich neu aufgelegt. Er erläutert<br />
in verständlicher Sprache und mit vielen Alltagsbeispielen die Grundregeln des Datenschutzes.<br />
Datenschutz für <strong>Verbraucher</strong>. 99+1 Beispiele und viele Tipps zum Bundesdatenschutzgesetz,<br />
herausgegeben vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-<br />
Holstein, <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Schleswig-Holstein und dem <strong>vzbv</strong>, 168 Seiten, 4,90 Euro<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/786/1/4/index.html (Ratgeber Datenschutz)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/744/8/36/index.html (RFID-Chips)<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
51
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
52<br />
Telekommunikation:<br />
Regulierungsferien und unzureichen<strong>der</strong> Schutz vor Telefonmissbrauch<br />
Fast zwei Jahre nach Vorlage des ersten Gesetzesentwurfs ist im Februar 2007 das Telekommunikationsän<strong>der</strong>ungsgesetz<br />
in Kraft getreten. Aus Sicht des <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverbands greift auch diese neuerliche Gesetzesän<strong>der</strong>ung zu kurz – dies gilt<br />
umso mehr, als die Bundesregierung mit dem Ziel eines wirksameren <strong>Verbraucher</strong>schutzes<br />
angetreten war.<br />
Hauptauslöser für die aktuelle Revision war <strong>der</strong> anhaltende Missbrauch mit teuren<br />
Bezahl-Nummern im Mobilfunk- und Festnetz, die häufig für den Abruf von Klingeltönen,<br />
Lifechat-Abos, Flirt-Angeboten o<strong>der</strong> für Gewinnspiele eingesetzt werden. Das<br />
Gesetz sieht hier künftig eine vorherige Preisansage o<strong>der</strong> eine Preisanzeige (bei nicht<br />
sprachgestützten <strong>Die</strong>nsten) vor. <strong>Die</strong> Preisinformation ist in Zukunft ab einem Preis von<br />
2,00 Euro pro Minute o<strong>der</strong> bei zeitunabhängigen <strong>Die</strong>nsten pro Inanspruchnahme zu<br />
geben. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hatte sich im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens<br />
hingegen für eine Preisinformationspflicht bereits ab 1,00 Euro pro Minute<br />
ausgesprochen. Tatsächlich liegt die vom Gesetzgeber letztlich beschlossene Auslöseschwelle<br />
deutlich über dem marktüblichen Preisniveau. <strong>Die</strong>s bedeutet konkret: <strong>Die</strong><br />
Preisinformationspflicht wird vermutlich weitgehend ins Leere laufen.<br />
Nicht an<strong>der</strong>s sieht es bei den sogenannten Premiumdiensten über 0900er-Nummern<br />
aus: <strong>Die</strong> jetzt festgelegte Preisobergrenze von drei Euro pro Minute für zeitlich tarifierte<br />
Premiumdienste im Festnetz und im Mobilfunk bietet auch in Zukunft einen weiten<br />
Spielraum für übermäßig hohe Telefonkosten. Im Einklang mit <strong>der</strong> aktuellen Regelung<br />
können bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Trennung <strong>der</strong> Verbindung nach 60 Minuten<br />
bis zu 180 Euro fällig werden.<br />
Bedauerlich ist weiterhin, dass sich <strong>der</strong> Gesetzgeber nicht entschließen konnte, allen<br />
Call-by-Call Anbietern eine verbindliche Vorab-Preisinformation aufzuerlegen und damit<br />
den <strong>Verbraucher</strong>n eine Kontrolle <strong>der</strong> in Zeitungen, Zeitschriften o<strong>der</strong> im Internet veröffentlichten<br />
Tarifinformationen zu ermöglichen. Immer wie<strong>der</strong> werden von einzelnen<br />
Anbietern Tarife kurzfristig erheblich verteuert, ohne dass die <strong>Verbraucher</strong> die Chance<br />
haben, die ursprünglich angegebenen Preise kontrollieren zu können.
Ein weiterer Minuspunkt sind die für die Deutsche Telekom AG geschaffenen Ausnahmeregelungen<br />
für mo<strong>der</strong>ne Kommunikationsnetze. So soll die Deutsche Telekom unter<br />
bestimmten Bedingungen beim Aufbau ihrer schnellen Glasfasernetze von eventuell<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Ex-Ante-Regulierungsmaßnahmen ausgenommen bleiben. Damit begibt<br />
sich <strong>der</strong> bundesdeutsche Gesetzgeber in einen grundlegenden Konflikt mit <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission – <strong>der</strong> demnächst auch vor dem Europäischen Gerichtshof ausgetragen<br />
wird. Auch <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hatte in seiner Stellungnahme<br />
vor einer Tendenz zur Schaffung neuer Monopole im Breitbandmarkt gewarnt.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/666/8/36/index.html<br />
Spam:<br />
Werbemüll per E-Mail für Spammer weiter lukrativ<br />
„<strong>Die</strong> Zeit <strong>der</strong> Projekte ist vorbei“<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat eine kritische Bilanz seines Anti-Spam-<br />
Projekts gezogen. „Spamming ist ein weltweites Problem“, sagte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Prof.<br />
Dr. Edda Müller zum Abschluss des vom Bundesverbraucherministerium finanzierten<br />
Projekts. „Es ist aber inakzeptabel, wenn Deutschland nicht einmal den Mindestbeitrag<br />
leistet, den es leisten kann.“ Sie kritisierte die möglichen Sanktionen für das Versenden<br />
von Spam als völlig unzureichend.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hatte im Rahmen seines Anti-Spam-Projekts Online-Nutzer aufgerufen, Spam<br />
einer Beschwerdestelle zu melden – anschließend sollten die Absen<strong>der</strong> rechtlich zur<br />
Verantwortung gezogen werden. Im Schnitt schickten <strong>Verbraucher</strong> täglich rund 5.000<br />
Mails an die Beschwerdestelle. Insgesamt waren es rund 2,4 Millionen Mails. Doch<br />
trotz intensiver Recherchen gelang es nur in den wenigsten Fällen, gegen die Verursacher<br />
vorzugehen: Insgesamt führte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> 73 Verfahren gegen Spammer, von denen<br />
33 zur Unterlassung gezwungen werden konnten. 13 Verfahren sind inzwischen vor<br />
Gericht anhängig.<br />
Das Hauptproblem beim Vorgehen gegen Spam ist die Rückverfolgung – jedenfalls,<br />
wenn sie, wie in <strong>der</strong> großen Mehrzahl, aus dem Ausland kommen. So waren die von<br />
Spammern genutzten und beworbenen Internetseiten meist nur kurzfristig aufrufbar.<br />
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
53
Handel, Recht und Telekommunikation<br />
54<br />
<strong>Die</strong> Vielzahl <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Spamversendung beteiligten Akteure erschwerte die Verfolgung<br />
zusätzlich.<br />
Bußgeldzahlung aus <strong>der</strong> Portokasse<br />
„Wir müssen jetzt die politischen Lehren aus dem Projekt ziehen“, bilanziert <strong>vzbv</strong>-Chefin<br />
Edda Müller. Je<strong>der</strong> Versand von Spam-Mails müsse mit einem Bußgeld sanktioniert<br />
werden können – und zwar nicht nur dann, wenn – wie im inzwischen in Kraft getretenen<br />
Telemediengesetz vorgesehen – die Angaben in <strong>der</strong> Kopf- o<strong>der</strong> Betreffzeile <strong>der</strong> Mail<br />
verschleiert ist. „<strong>Die</strong> nun im Gesetz vorgesehenen 50.000 Euro zahlen Spammer aus<br />
<strong>der</strong> Portokasse“, so Müller. Der <strong>vzbv</strong> for<strong>der</strong>t daher neben <strong>der</strong> Heraufsetzung <strong>der</strong> maximalen<br />
Bußgeldhöhe auf 500.000 Euro eine verpflichtende Kennzeichnung von Werbemails<br />
schon in <strong>der</strong> Betreffzeile, um unerwünschte Mails besser erkennen und verfolgen<br />
zu können.<br />
Im Rahmen des Projekts führte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> auch zwei Online-Umfragen durch. Fast 60 Prozent<br />
<strong>der</strong> rund 1.000 Befragten gaben an, wöchentlich zwischen zehn und 100 Spam-<br />
Mails zu erhalten. Knapp 30 Prozent <strong>der</strong> Online-Nutzer bekommen sogar mehr als 100<br />
Spams in <strong>der</strong> Woche. 85 Prozent <strong>der</strong> Nutzer hatten bereits Phishing-Mails erhalten, mit<br />
denen Kriminelle versuchen, an sensible Daten heranzukommen. Je<strong>der</strong> dritte Internetnutzer<br />
wurde Opfer von Spam-Mails, die mit Viren, Würmern o<strong>der</strong> Trojanern verseucht<br />
waren.<br />
Trotz <strong>der</strong> hohen Hürden setzt <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> inzwischen den Kampf gegen Spam fort: Gemeinsam<br />
mit den Partnern des Aktionsbündnisses – <strong>der</strong> Wettbewerbszentrale, dem Internetverband<br />
eco und seit 2007 auch <strong>der</strong> Bundesnetzagentur – nutzen wir weiter das<br />
gesamte Spektrum rechtlicher Möglichkeiten gegen Spammer und <strong>der</strong>en Auftraggeber.<br />
l www.verbraucher-gegen-spam.de
Überschuldete <strong>Verbraucher</strong>:<br />
Chance auf Neustart bedeutet geringere Sozialausgaben<br />
Überschuldete <strong>Verbraucher</strong> brauchen einen Weg zurück in die wirtschaftliche Normalität.<br />
Überborden<strong>der</strong> Formalismus, unnötige Verfahrensschleifen, aber auch fehlende<br />
Anreize für außergerichtliche Einigungen machen das <strong>Verbraucher</strong>insolvenzverfahren<br />
bisher in den meisten Fällen bürokratisch und teuer, belasten die Justiz und bringen<br />
den Gläubigern keine Vorteile. Eine Reform ist daher überfällig.<br />
Anstatt diese Chance zu nutzen, legte im Frühjahr 2006 eine Bund-Län<strong>der</strong>-Arbeitsgruppe<br />
den Vorschlag für ein kaum weniger bürokratisches und teures neues Verfahren<br />
vor. <strong>Die</strong>ses „treuhän<strong>der</strong>lose Entschuldungsverfahren“ soll nur für Überschuldete gelten,<br />
die ohne pfändbares Vermögen und Einkommen sind – für alle an<strong>der</strong>en Schuldner soll<br />
weiterhin das bestehende Recht gelten. Das von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe vorgeschlagene Verfahren<br />
soll acht Jahre dauern, in denen die Gläubiger ihre For<strong>der</strong>ungen zwangsweise<br />
durchsetzen können. Anschließend sollen die For<strong>der</strong>ungen verjähren – allerdings soll<br />
die Entschuldung nicht alle For<strong>der</strong>ungen umfassen. Der gerade für die Gläubiger wichtige<br />
Treuhän<strong>der</strong> soll abgeschafft werden.<br />
Der <strong>vzbv</strong> sieht hierin eine verfassungsrechtlich nicht haltbare Ungleichbehandlung mittelloser<br />
Schuldner gegenüber den Schuldnern, die noch die Kosten des <strong>Verbraucher</strong>insolvenzverfahrens<br />
aufbringen können. Wir unterstützten daher die Landessozialministerien<br />
bei einem Alternativentwurf – sie wären im Übrigen von den Folgekosten des<br />
„treuhän<strong>der</strong>losen Entschuldungsverfahrens“ am stärksten betroffen gewesen. Parallel<br />
arbeitete <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> in <strong>der</strong> „Hannoveraner Gruppe“ – einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern,<br />
Richtern, Anwälten sowie Vertretern <strong>der</strong> Gläubiger und <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände<br />
– an einem Gegenmodell, das im November 2006 veröffentlicht wurde.<br />
Das Bundesjustizministerium reagierte auf die massive Kritik und legte einen Gesetzentwurf<br />
vor, <strong>der</strong> unsere For<strong>der</strong>ungen in wichtigen Punkten aufgreift:<br />
l gleicher Zugang zur Restschuldbefreiung für alle überschuldeten <strong>Verbraucher</strong><br />
l Flexibilisierung des starren Verfahrensablaufs und Verzicht auf sinnlose Verfahrensabschnitte<br />
l Beibehaltung des Treuhän<strong>der</strong>s unter Konzentration auf unerlässliche Aufgaben<br />
l gleichmäßigere Verteilung <strong>der</strong> Verfahrenskosten auf Schuldner, Gläubiger und Staat<br />
Finanzdienstleistungen<br />
55
Finanzdienstleistungen<br />
56<br />
Recht auf Girokonto:<br />
Arbeitslosengeld wird durch kontolose Überweisungsgebühren geschmälert<br />
In die seit mehr als zehn Jahre auf <strong>der</strong> Stelle tretende Auseinan<strong>der</strong>setzung über ein<br />
Recht auf ein Girokonto ist 2006 erstmals spürbar Bewegung gekommen. <strong>Die</strong> Bundesregierung<br />
erklärte in einem im Sommer 2006 veröffentlichten Bericht die freiwillige<br />
Selbstverpflichtung <strong>der</strong> Kreditwirtschaft für gescheitert. In dem Bericht heißt es: „Das<br />
Instrument <strong>der</strong> ZKA-Empfehlung konnte strukturell [...] nicht angemessen zur Problemlösung<br />
beitragen. [...] <strong>Die</strong>ses nach zehnjähriger Implementierungspraxis ernüchternde<br />
Ergebnis ist [...] in erster Linie dem Charakter <strong>der</strong> Empfehlung geschuldet. Sie verpflichtet<br />
gegenüber dem Kunden zu nichts – sie ist we<strong>der</strong> für den Zentralen Kreditausschuss<br />
noch für die einzelnen Kreditinstitute mit einer Rechtspflicht verbunden.“<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung beklagte auch die Vergeudung von Sozialausgaben: Ein kontoloser<br />
Haushalt, <strong>der</strong> Miete, Strom- o<strong>der</strong> Telefonrechnung nur bar über eine Bankeinzahlung<br />
begleichen kann, muss hierfür im Monat etwa 40 Euro allein an Überweisungsgebühren<br />
aufwenden. Handelt es sich um Leistungsbezieher <strong>der</strong> Bundesagentur für<br />
Arbeit, muss damit ein guter Teil ihrer Leistungsbezüge für solche Bareinzahlungsgebühren<br />
verwendet werden. Laut Bundesregierung ergibt sich bereits bei 100.000<br />
arbeitslosen Leistungsempfängern ohne Konto „ein Betrag in Höhe von rund 50 Millionen<br />
Euro jährlich, <strong>der</strong> aus ihrer Nichtteilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr resultiert<br />
und dem mit <strong>der</strong> staatlichen Leistung intendierten Zweck zuwi<strong>der</strong>läuft.“ Tatsächlich<br />
könnte dieser Betrag sogar noch höher sein, bezifferte doch die Bundesagentur für<br />
Arbeit die Zahl <strong>der</strong> Leistungsempfänger ohne eigenes Konto auf 218.000.<br />
In <strong>der</strong> Anhörung des Bundestagsfinanzausschusses Ende 2006 haben wir uns für die<br />
gesetzliche Verankerung des Rechts auf ein Girokonto eingesetzt: <strong>Die</strong> Erfahrung europäischer<br />
Nachbarlän<strong>der</strong> zeigt, dass hiervon <strong>der</strong> größte Disziplinierungseffekt ausgeht.<br />
Da eine politische Mehrheit hierfür immer noch nicht in Sicht ist, unterstützen wir<br />
zumindest die Empfehlung <strong>der</strong> Bundesregierung nach einer neuen, diesmal allerdings<br />
durchsetzbaren Selbstverpflichtung <strong>der</strong> Banken.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/748/3/10/index.html<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/662/3/10/index.html
Versicherungsrecht:<br />
Meilensteine für mehr Chancengleichheit<br />
Als Meilenstein auf dem Weg zu einem effizienteren und faireren Versicherungsmarkt<br />
ist <strong>der</strong> Gesetzentwurf <strong>der</strong> Bundesregierung zur Reform des Versicherungsvertragsgesetzes<br />
zu bewerten. Der Entwurf führt zu einem Mehr an <strong>Verbraucher</strong>schutz und<br />
einen gerechteren Interessenausgleich zwischen Versicherungsunternehmen und Versicherungsnehmern.<br />
Überdies berücksichtigt er Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts<br />
zur Überschussbeteiligung in <strong>der</strong> Kapital-Lebensversicherung und des<br />
Bundesgerichtshofs zur Berechnung von Mindestrückkaufswerten.<br />
Damit greift <strong>der</strong> Entwurf zahlreiche unserer langjährigen For<strong>der</strong>ungen auf: Dem <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband ist es zumindest beim jetzigen Stand des Verfahrens<br />
gelungen, wesentliche Elemente eines verbesserten <strong>Verbraucher</strong>schutzes gegen massive<br />
Wi<strong>der</strong>stände durchzusetzen. <strong>Die</strong> wichtigsten Neuerungen im Einzelnen:<br />
l verbesserte Beratung und Information <strong>der</strong> Versicherungsnehmer,<br />
l Aufgabe des sogenannten Policenmodells<br />
l Anpassung <strong>der</strong> vorvertraglichen Anzeigepflichten <strong>der</strong> Versicherungsnehmer,<br />
l Aufgabe des „Alles-o<strong>der</strong>-Nichts-Prinzips“<br />
l Abschaffung des Prinzips <strong>der</strong> Unteilbarkeit <strong>der</strong> Prämie<br />
l Anpassung <strong>der</strong> Verjährungsregelung an das BGB<br />
l Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Lebensversicherung unter an<strong>der</strong>em in Bezug auf die Überschussbeteiligung,<br />
Mindestrückkaufswerte und die Transparenz <strong>der</strong> Abschluss-<br />
und Vertriebskosten<br />
Versicherungsvermittlung:<br />
Umsetzung von EU-Recht wird zur Farce<br />
<strong>Die</strong> positiven Ansätze bei <strong>der</strong> Reform des Versicherungsvertragsrechts drohen durch<br />
die neuen Regelungen für Versicherungsvermittler konterkariert zu werden. <strong>Die</strong>ses Vermittlerrecht<br />
schafft maßgeschnei<strong>der</strong>te Ausnahmen für die deutsche Versicherungslobby.<br />
Wie<strong>der</strong>holt hatte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband Nachbesserungen an<br />
dem Gesetz verlangt, das nach EU-Recht eigentlich bereits am 15. Januar 2005 hätte in<br />
Finanzdienstleistungen<br />
57
Finanzdienstleistungen<br />
58<br />
Kraft treten müssen. Wegen <strong>der</strong> Verzögerung ist Deutschland von <strong>der</strong> EU-Kommission<br />
bereits verklagt worden. Aber auch die vorliegende Umsetzung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Richtlinie verstößt nach unserer Ansicht gegen europäisches Recht.<br />
So verlangt die Richtlinie von den Vermittlern unter an<strong>der</strong>em, dass sie jede Produktempfehlung<br />
begründen müssen. Nach den Vorstellungen <strong>der</strong> Bundesregierung sollen<br />
diese Begründung und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Beratung jedoch davon abhängig sein, wie hoch<br />
die Prämie ist. Sinnvoller wäre es dagegen, auf die Risiken abzustellen, denen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong><br />
durch die Produktwahl ausgesetzt wird – etwa existenzbedrohende Deckungslücken.<br />
Auch im Hinblick auf die Durchsetzbarkeit von Schadensersatzansprüchen nach<br />
einem Beratungsverschulden des Vermittlers mahnte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
Nachbesserungen an.<br />
Zudem wurde die Chance verpasst, einheitliche Standards für eine angemessene<br />
Berufsqualifikation für alle Versicherungsvermittler zu schaffen. So benötigen Vermittler,<br />
die ausschließlich Versicherungsprodukte eines bestimmten Unternehmens<br />
verkaufen dürfen, keine behördliche Berufszulassung, wenn ihnen <strong>der</strong> Versicherer<br />
bescheinigt, „angemessene“ Berufskenntnisse zu haben. Was im Einzelfall als „angemessen“<br />
gilt, soll <strong>der</strong> Entscheidung des Versicherers überlassen werden. Auch an<strong>der</strong>e<br />
Gewerbetreibende, die Versicherungen im Nebengeschäft verkaufen, müssen keine<br />
angemessene Sachkunde nachweisen.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Defizite rief <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband den<br />
Arbeitskreis „EU-Vermittlerrichtlinie Dokumentation“ ins Leben. Innerhalb dieses Gremiums<br />
werden Mindeststandards für einzelne Versicherungssparten aufgestellt. Ein<br />
Beispiel für einen entsprechend umfassenden Mindeststandard sind die „Empfehlungen<br />
des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes zur Ausgestaltung von Versicherungsbedingungen<br />
in <strong>der</strong> Reisekrankenversicherung“ (siehe Link). Durch solche<br />
Mindeststandards können die Interessen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>organisationen und <strong>der</strong> Versicherungsmakler<br />
zum Vorteil des <strong>Verbraucher</strong>s gebündelt werden. <strong>Die</strong> Mindeststandards<br />
bieten für den Makler den Vorteil, dass <strong>der</strong> Beratungsaufwand deutlich sinkt, da<br />
viele Leistungskriterien im Mindeststandard abgebildet sind. <strong>Die</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Risikoanalyse<br />
zu stellenden Fragen werden damit deutlich reduziert.
Der Standard wirkt zudem positiv auf den Preiswettbewerb. Da er alle auf dem Markt<br />
versicherbaren Großrisiken des <strong>Verbraucher</strong>s umfasst (und umfassen muss), kommt<br />
es zu einem Preiswettbewerb <strong>der</strong>jenigen Versicherungsprodukte, <strong>der</strong>en Versicherungsschutz<br />
identisch und damit ganz einfach zu vergleichen ist.<br />
<strong>Die</strong> Standards bieten noch einen weiteren Vorteil: Werden sie branchenweit zur<br />
üblichen Grundlage für Versicherungsverträge, brauchen Kunden nicht mehr nach<br />
abwegigen o<strong>der</strong> unerwarteten Deckungslücken zu fahnden (etwa das Krankenhaustagegeld<br />
in <strong>der</strong> Unfallversicherung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einschluss deliktsunfähiger Kin<strong>der</strong> in die<br />
Privathaftpflichtpolice).<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/861/3/14/index.html (VVG-Reform)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/798/3/14/index.html (Vermittlerrichtlinie)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/empfehlungen_reisekrankenversicherung_11_08_2006.pdf<br />
(Mindeststandards)<br />
Anlegerschutz:<br />
Grauer Kapitalmarkt bleibt außen vor<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat sich intensiv mit dem Anfang 2007 vom<br />
Bundesfinanzministerium vorgestellten Entwurf zur Novellierung des Investmentgesetzes<br />
auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Lei<strong>der</strong> sind seit <strong>der</strong> Vorlage des ersten Referentenentwurfs<br />
inzwischen fast alle Regelungen für einen besseren Anlegerschutz wie<strong>der</strong><br />
zurückgenommen worden. Immerhin: Der Entwurf verbietet allen in Deutschland angebotenen<br />
Fonds die vollständige Erhebung von Provisionen am Anfang <strong>der</strong> Vertragslaufzeit.<br />
<strong>Die</strong>ses generelle Verbot <strong>der</strong> sogenannten Zillmerung ist eine Kernfor<strong>der</strong>ung<br />
des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes. Das Zillmerungsverbot schützt Anleger vor<br />
aggressiven Vertriebspraktiken und den damit einhergehenden Kapitalverlusten.<br />
<strong>Die</strong> EU-Finanzmarktrichtlinie (MiFID), die sich ebenfalls mit dem Anlegerschutz befasst,<br />
hinterlässt hingegen in <strong>der</strong> nationalen Umsetzung deutliche Schutzlücken. Kernpunkt<br />
unserer auch von zahlreichen Branchenvertretern geteilten Kritik sind die geplanten<br />
Son<strong>der</strong>regeln für geschlossene Fonds und freie Fondsvermittler. Sie bleiben vom<br />
Geltungsbereich des Gesetzes ausgenommen. <strong>Die</strong>se Ausnahmen verzerren den Wett-<br />
Finanzdienstleistungen<br />
59
Finanzdienstleistungen<br />
60<br />
bewerb und begünstigen ausgerechnet den von massiver Kapitalvernichtung geprägten<br />
grauen Kapitalmarkt. Zumindest wurde im Rahmen <strong>der</strong> Beratungen des Gesetzes unserem<br />
Appell durch das Versprechen Rechnung getragen, den Vertrieb von Produkten des<br />
grauen Kapitalmarktes durch eine geson<strong>der</strong>te Gesetzesinitiative künftig besser zu regulieren.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/837/3/11/index.html (Investmentgesetz)<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/800/3/11/index.html (MiFID)<br />
Altersvorsorge:<br />
Wettbewerbsneutrale Behandlung von Geldanlagen<br />
und Altersvorsorgeprodukten notwendig<br />
<strong>Die</strong> fehlende produktneutrale Besteuerung und För<strong>der</strong>ung von Altersvorsorgeprodukten<br />
führt weiterhin zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen zwischen verschiedenen Produkten.<br />
Außerdem macht sie die Entscheidung für die beste Altersvorsorge unnötig<br />
kompliziert. Schließlich bedingen die unterschiedlichen staatlichen För<strong>der</strong>bedingungen<br />
einen faktischen Ausschluss bestimmter Bevölkerungsteile von <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung. Am<br />
deutlichsten ausgegrenzt sind Selbstständige, die we<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Riester-Rente noch<br />
von <strong>der</strong> Entgeltumwandlung profitieren können. <strong>Die</strong> unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />
führen insgesamt dazu, dass <strong>Verbraucher</strong> bei <strong>der</strong> Auswahl von Altersvorsorgeprodukten<br />
von ihrem eigentlichen Vorsorgebedarf abgelenkt werden. In den Vor<strong>der</strong>grund<br />
geraten somit nachrangige Fragen <strong>der</strong> Besteuerung und <strong>der</strong> Sozialversicherung.<br />
<strong>Die</strong> staatlichen Rahmenbedingungen tragen folglich dazu bei, dass die eigentlich entscheidenden<br />
Auswahlkriterien aus dem Blickfeld rücken: Dazu zählen die Verfügbarkeit<br />
des Kapitals ebenso wie etwa Sicherheits- und Rentabilitätsaspekte.<br />
Vor diesem Hintergrund machen wir uns dafür stark, für alle Arten <strong>der</strong> Altersvorsorge<br />
einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen. In diesem Sinne können wir auf zwei<br />
Erfolge im Jahre 2006 zurückblicken: Bei <strong>der</strong> Rürup-För<strong>der</strong>ung werden nicht länger einseitig<br />
Versicherungen gegenüber an<strong>der</strong>en Sparformen privilegiert. Künftig kommen für<br />
die Rürup-Rente gleichermaßen auch Bank- und Fondssparpläne in Betracht. <strong>Die</strong> Wahlmöglichkeiten<br />
für den <strong>Verbraucher</strong> verbessern sich hierdurch – dies entspricht <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />
nach einer wettbewerbsneutralen Produktbehandlung. Außerdem konnten wir
eim Pfändungsschutz von Altersvorsorgevermögen <strong>der</strong> Selbstständigen die For<strong>der</strong>ung<br />
nach einem wettbewerbsneutralen Einbezug aller Vorsorgeformen durchsetzen.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/716/3/12/index.html<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/dokumente/529/3/12/index.html<br />
Betriebliche Altersvorsorge:<br />
Zweifel an <strong>der</strong> Zulässigkeit <strong>der</strong> Zillmerung<br />
<strong>Die</strong> Vereinbarkeit zusätzlicher Altersvorsorge mit <strong>der</strong> zunehmenden Flexibilität am<br />
Arbeitsmarkt gehört auch weiterhin zu den zentralen Anliegen unserer Arbeit. Zwar hat<br />
die Bundesregierung bereits 2005 zur Vermeidung teuer verwalteter Kleinrenten in <strong>der</strong><br />
betrieblichen Altersvorsorge erfreulicherweise einen Rechtsanspruch auf Übertragung<br />
des Vorsorgekapitals bei externen Versorgungswegen eingeführt. Ziel ist es, statt einer<br />
Vielzahl kleiner eine einzige Betriebsrente zu erhalten.<br />
Allerdings blieb die Bundesregierung hierbei auf halbem Wege stehen: Auch weiterhin<br />
kann die sogenannte Zillmerung bei einer vorzeitigen Kündigung betrieblicher<br />
Altersvorsorgeverträge zu Verlusten <strong>der</strong> Anleger führen. Bei <strong>der</strong> Zillmerung können alle<br />
Abschluss- und Vertriebskosten zu Beginn <strong>der</strong> Laufzeit mit den eingezahlten Beiträgen<br />
verrechnet werden. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband tritt für ein völliges Verbot<br />
<strong>der</strong> Vorwegbelastung <strong>der</strong> Abschlusskosten ein – zumindest in <strong>der</strong> betrieblichen Altersvorsorge.<br />
Unsere Position wurde 2006 von einem Vorsitzenden Richter am Bundesarbeitsgericht<br />
gestützt. Nach seiner Auffassung sind Entgeltumwandlungs-Vereinbarungen, die gezillmerte<br />
Tarife vorsehen, schlicht unwirksam und damit unzulässig. <strong>Die</strong> Position geschädigter<br />
Arbeitnehmer verbessert sich hierdurch erheblich. Wirkliche Rechtssicherheit<br />
sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber würde aber erst ein Aufgreifen unserer<br />
Position schaffen, ein klares Zillmerverbot gesetzlich zu verankern.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
61
Finanzdienstleistungen<br />
62<br />
Scoring:<br />
<strong>Verbraucher</strong> im Rechensieb <strong>der</strong> Banken<br />
Immer häufiger setzen Anbieter sogenannte Scoringsysteme ein, die Zahlungsfähigkeit<br />
und Kreditwürdigkeit von <strong>Verbraucher</strong>n bewerten. <strong>Die</strong> im Einzelfall herangezogenen<br />
Daten und angewandten Bewertungskriterien bleiben den Konsumenten dabei verborgen.<br />
Teilweise kennen selbst Bankmitarbeiter nur den Endwert. We<strong>der</strong> Kunden noch<br />
teilweise Bankmitarbeiter können also wissen, ob <strong>der</strong> individuelle Scorewert valide ist<br />
o<strong>der</strong> ob falsche, überholte o<strong>der</strong> im Einzelfall irrelevante Daten eingeflossen sind.<br />
Seit den neuen Maßgaben zur Eigenkapitalvorsorge im Kreditwesen („Basel II“) gibt es<br />
zunehmend Kreditangebote, die mit Preisangaben wie „ab X %“ werben. Der tatsächliche<br />
Angebotspreis für den einzelnen <strong>Verbraucher</strong> hängt dabei vom jeweiligen Scorewert<br />
ab – dieser kann aber bei je<strong>der</strong> Bank je nach Scoringsystem unterschiedlich ausfallen.<br />
<strong>Verbraucher</strong>n fehlt damit die Möglichkeit, Kreditangebote verschiedener Banken<br />
auf einen Blick vergleichen zu können. Ärgerlich ist dabei auch, dass <strong>Verbraucher</strong>, um<br />
überhaupt aussagekräftige Kreditangebote zu erhalten, bei je<strong>der</strong> Bank frühzeitig ihre<br />
Daten preisgeben müssen, ohne zu wissen, wie diese ausgewertet werden.<br />
Gegenüber dem Bundesverbraucherministerium sowie im Gespräch mit Banken und<br />
Scoring-Unternehmen drängte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband auf Verbesserungen<br />
dieser Situation. Ein erster Erfolg ist insoweit zu verzeichnen, als die SCHUFA<br />
als eines <strong>der</strong> führenden Scoring-Unternehmen seit dem vierten Quartal 2006 zwischen<br />
einer bloßen Konditionenanfrage und einer verbindlichen Kreditanfrage differenzieren<br />
kann. Will sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> zwecks eines Angebotsvergleichs nur über die Kreditkonditionen<br />
informieren, werden diese Anfragen nicht mehr in <strong>der</strong> Weise gespeichert,<br />
dass sie zu einer Bonitätsabwertung führen können. In <strong>der</strong> Vergangenheit wurden hingegen<br />
mehrfache, rasch aufeinan<strong>der</strong>folgende Anfragen undifferenziert wie negative<br />
Kreditentscheidungen wegen fehlen<strong>der</strong> Kreditwürdigkeit interpretiert. Erste Erfahrungen<br />
zeigen allerdings, dass einzelne Banken die Frage nach Konditionen auch weiterhin<br />
als Kreditanfragen behandeln.<br />
Notwendig ist daher insgesamt ein Mehr an Transparenz über das Scoring: Bankkunden<br />
müssen wissen, welche Daten automatisierten Bewertungen zugrunde lagen und<br />
worauf das Bewertungsergebnis im Einzelnen beruht.
Online-Banking:<br />
Der digitale Bankraub<br />
Der Bankraub wurde revolutioniert. Heute findet er auf Kosten von <strong>Verbraucher</strong>n immer<br />
häufiger online beziehungsweise am Geldautomaten statt. „Phishing“, „Pharming“,<br />
„Trojaner“, „Computerviren“ – die Arten <strong>der</strong> Angriffe sind vielfältig geworden. Identitätsdiebstahl<br />
ist das gemeinsame Stichwort und beschreibt eine Gruppe von Betrugsdelikten,<br />
bei denen die Zugangsdaten zum Konto abgefangen und zu Buchungen zu<br />
Lasten des <strong>Verbraucher</strong>s missbraucht werden. Perfi<strong>der</strong>weise wirkt <strong>der</strong> Schaden doppelt.<br />
Nicht nur das Geld kann weg sein, auch das Vertrauen in die Identität des <strong>Verbraucher</strong>s<br />
leidet.<br />
Neben <strong>der</strong> umfassenden <strong>Verbraucher</strong>aufklärung zusammen mit den <strong>Verbraucher</strong>zentralen,<br />
aber auch über Öffentlichkeitsarbeit beteiligte sich <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband unter an<strong>der</strong>em an einer Expertengruppe <strong>der</strong> EU-Kommission, um nach<br />
europaweiten Lösungen gegen <strong>der</strong>artige Angriffe zu suchen. <strong>Die</strong> von den Banken bisher<br />
überwiegend genutzten PIN/TAN- und PIN/iTAN-Verfahren bieten den Tätern einfache<br />
Angriffsmöglichkeiten. <strong>Die</strong> simplen Codes können in den Händen Unbefugter zu leicht<br />
missbraucht werden. Doch statt längst ausgereifte sichere Verfahren flächendeckend<br />
einzuführen, setzt die Branche darauf, die Haftung durch neue Vertragsklauseln beim<br />
<strong>Verbraucher</strong> abzuladen. Dessen Computer ist aber in <strong>der</strong> Regel kein Hochsicherheitssystem<br />
und lässt sich selbst bei aller Sorgfalt nicht hinreichend vor Angriffen Dritter<br />
abschirmen.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
63
Finanzdienstleistungen<br />
Einladung zur Konferenz „Finanzdienstleistungen<br />
in <strong>der</strong> EU“, veranstaltet<br />
vom Europäischen Wirtschafts-<br />
und Sozialausschuss<br />
und dem <strong>vzbv</strong><br />
64<br />
Finanzdienstleistungen in Europa:<br />
Anbieterinteressen dominieren<br />
Der Regelungsrahmen für <strong>Verbraucher</strong>kredite wie auch für Immobilienkredite steht auf<br />
<strong>der</strong> europäischen Agenda. <strong>Die</strong>se Arbeit hat <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
auch 2006 intensiv begleitet.<br />
Beim <strong>Verbraucher</strong>kredit wurden viele gute Ansätze des ersten Entwurfes <strong>der</strong> Kommission<br />
im Laufe des Rechtssetzungsverfahrens jedoch aufgegeben. So insbeson<strong>der</strong>e das<br />
Verbot Kredite „an <strong>der</strong> Haustür“ verkaufen zu dürfen. Mittlerweile hat die EU-Kommission<br />
nur noch „das Funktionieren“ des Binnenmarktes im Blick: Jede Regelung, die in<br />
den Mitgliedsstaaten unterschiedliche nationale Standards belässt o<strong>der</strong> schafft, wird<br />
als Hemmnis für den Binnenmarkt betrachtet. Das gilt auch für <strong>Verbraucher</strong>schutzvorschriften.<br />
Dabei wird leicht übersehen, dass gerade hohe <strong>Verbraucher</strong>schutzstandards,<br />
wie sie durchaus im deutschen Recht gelten, wichtig für das Vertrauen in Märkte und<br />
damit auch in das Funktionieren des Binnenmarktes sind. Deshalb ist unser Engagement<br />
bei <strong>der</strong> europäischen Gesetzgebung beson<strong>der</strong>s gefragt.<br />
<strong>Die</strong> Schaffung von SEPA, <strong>der</strong> Single Euro Payments Area, ist ein ähnliches Beispiel für<br />
die problematische Tendenz <strong>der</strong> europäischen Politik, die Gestaltung <strong>der</strong> Marktregeln<br />
im Sinne <strong>der</strong> Selbstregulierung weitgehend <strong>der</strong> Anbieterseite zu überlassen. So wurden<br />
die wichtigsten Regeln für SEPA vom europäischen Bankensektor selbst erarbeitet. Mit<br />
<strong>der</strong> Vorbereitung entsprechen<strong>der</strong> Zahlungssysteme hat die Branche Fakten geschaffen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong>, aber auch die an<strong>der</strong>en Nutzer wie Einzelhandel und Unternehmen<br />
blieben bei diesen Vorbereitungen hingegen außen vor, wurden über Beschlossenes<br />
erst nachträglich informiert.<br />
Intensiv hat <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband daher auch die Arbeit am einheitlichen<br />
europäischen Zahlungsraum begleitet, <strong>der</strong> auf Drängen <strong>der</strong> EU-Kommission ab<br />
2008 verwirklicht sein soll. Hierbei geht es um wichtige <strong>Verbraucher</strong>interessen wie die<br />
Transparenz <strong>der</strong> Kosten, die Sicherheit <strong>der</strong> Geldtransfers und Haftungsfragen im Schadensfall,<br />
aber auch die Aufsicht und Kontrolle über die Anbieter und ihre Sicherheitssysteme.
2. Recht durchsetzen:<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutz vor Gericht<br />
Als Anwalt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>innen und <strong>Verbraucher</strong> arbeiten wir daran,<br />
Chancengleichheit zwischen Anbietern und Konsumenten zu schaffen.<br />
Allerdings verlassen wir uns nicht darauf, dass Staat und Gesetze<br />
für den <strong>Verbraucher</strong>schutz sorgen: Mit unseren Verbandsklagebefug-<br />
nissen treten wir dafür ein, dass <strong>Verbraucher</strong>rechte nicht allein im<br />
Gesetz stehen, son<strong>der</strong>n auch durchgesetzt werden.<br />
Durch unsere Mitglie<strong>der</strong> wissen wir, welche Probleme die Konsumen-<br />
ten am stärksten bewegen. Und wir schauen genau hin, ob Versiche-<br />
rungs-, Telefon-, Kauf- o<strong>der</strong> Pflegeverträge in Einklang mit Recht und<br />
Gesetz stehen.<br />
Hier setzen unsere Verbandsklageverfahren an – schnell, direkt, un-<br />
bürokratisch. So können wir durchsetzen, dass <strong>der</strong> Wettbewerb nicht<br />
auf dem Rücken <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> ausgetragen wird. Damit tragen wir<br />
auch zu mehr Rechtssicherheit und zur Fortentwicklung des Rechts bei.
Neue Instrumente steigern Effizienz<br />
68<br />
Neue Instrumente steigern Effizienz<br />
<strong>Die</strong> Lücke zwischen rechtlicher Praxis und <strong>der</strong> Rechtswirklichkeit zu verringern – gerade<br />
im <strong>Verbraucher</strong>recht stellt sich diese Herausfor<strong>der</strong>ung. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
und die <strong>Verbraucher</strong>zentralen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Mit mehr<br />
als 1.000 Verfahren haben sie 2006 dazu beigetragen, bestehende <strong>Verbraucher</strong>rechte<br />
im Zivilrecht durchzusetzen und die grundlegenden Fairnessregeln des Wettbewerbsrechts<br />
zur Geltung zu bringen. Dabei markieren zwei Entwicklungen entscheidende<br />
Wegmarken innerhalb des Berichtszeitraums, die künftig zu einer noch wirksameren<br />
Rechtsdurchsetzung führen werden: die Schaffung des europäischen Netzwerkes zur<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im <strong>Verbraucher</strong>schutz sowie <strong>der</strong> Start <strong>der</strong><br />
neuen intranetbasierten Datenbank AIDA.<br />
Europäisches <strong>Verbraucher</strong>schutznetzwerk:<br />
In Deutschland ist die Zivilgesellschaft zentraler Akteur<br />
An<strong>der</strong>s als in fast allen an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n spielen <strong>Verbraucher</strong>verbände<br />
in Deutschland eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, <strong>Verbraucher</strong>rechte<br />
durchzusetzen. Es gibt keine zentrale Behörde, die sich um die Rechtsdurchsetzung<br />
kümmert. <strong>Die</strong>s soll <strong>der</strong> Markt bewusst selbst regeln, etwa mit <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen<br />
Abmahnung – auch über die Län<strong>der</strong>grenzen hinweg. Durchschnittlich fünf Prozent<br />
<strong>der</strong> vom <strong>vzbv</strong> bearbeiteten Fälle haben grenzüberschreitenden Bezug: <strong>Die</strong> Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Fälle betrifft dabei die Schweiz, gefolgt von den Nie<strong>der</strong>landen, Österreich,<br />
Großbritannien, Belgien, USA und Irland.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund einem seit Anfang 2007<br />
aktiven europäischen Netzwerk von Behörden und <strong>Verbraucher</strong>organisationen zur<br />
grenzüberschreitenden Rechtsdurchsetzung zu. Das Netzwerk auf Basis <strong>der</strong> EU-Verordnung<br />
zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im <strong>Verbraucher</strong>schutz soll sicherstellen,<br />
dass Wettbewerbsverstöße künftig auch über Län<strong>der</strong>grenzen hinweg wirksamer<br />
verfolgt werden können.<br />
In Deutschland ist das Bundesamt für <strong>Verbraucher</strong>schutz und Lebensmittelsicherheit<br />
(BVL) Knotenpunkt des Netzwerks. Als zentrale Verbindungsstelle wird das BVL Daten
zwischen <strong>Verbraucher</strong>schützern im In- und Ausland übermitteln, in eine zentrale Datenbank<br />
in Brüssel einpflegen und die Rechtsdurchsetzung koordinieren. Das BVL ist<br />
befugt, ausländische Partnerbehörden um Amtshilfe zu bitten. <strong>Die</strong>se müssen dann so<br />
schnell wie möglich gegen unseriöse Unternehmen in ihrem eigenen Land vorgehen.<br />
Verhalten sich deutsche Unternehmen im europäischen Ausland nicht verbraucherrechtskonform,<br />
können ausländische <strong>Verbraucher</strong>schützer dies dem BVL melden. Eine<br />
wichtige Rolle kommt in Deutschland dabei Organisationen <strong>der</strong> Zivilgesellschaft zu:<br />
So wird das BVL künftig ausländische Beschwerden direkt an den <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband o<strong>der</strong> die Wettbewerbszentrale weitergeben. Wir prüfen dann den Fall,<br />
um den Verstoß möglichst rasch abzustellen.<br />
<strong>Die</strong>se neue Form <strong>der</strong> Kooperation wird es uns in Zukunft zudem erleichtern, gezielt<br />
gegen deutsche Unternehmen vorzugehen, die im Ausland unlauter handeln. Bisher<br />
konnten wir ausländischen Kollegen oft nur Informationen über vergangene Verfahren<br />
geben.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/presse/849/1/3/index.html<br />
Effektiv, systematisch, koordiniert:<br />
Mit AIDA auf dem Königsweg bei <strong>der</strong> Rechtsdurchsetzung<br />
Irreführende Werbung, unzulässige Vertragsklauseln, dubiose Datenschutzpraktiken:<br />
<strong>Die</strong>s sind nur einige Fälle, in denen die <strong>Verbraucher</strong>zentralen mit ihrem rechtlichen<br />
Instrumentarium aktiv werden können. Ein gezieltes Vorgehen gegen systematische<br />
<strong>Verbraucher</strong>rechtsverstöße, ein gezielter Einsatz begrenzter Ressourcen jedoch verlangt<br />
Koordination <strong>der</strong> einzelnen Verfahren. <strong>Die</strong>sem Zweck dient die neue intranetbasierte<br />
Anbieter-Informations-Datenbank AIDA.<br />
Welche Verfahren werden gegen die Deutsche Telekom wegen unzulässiger Telefonwerbung<br />
geführt? Wie ist <strong>der</strong> Verfahrensstand in Sachen Gewinnabschöpfung bei den<br />
Gebrü<strong>der</strong>n Schmidtlein? Welche Unternehmen fallen beson<strong>der</strong>s häufig wegen Werbung<br />
mit falschen Test-Urteilen auf?<br />
Neue Instrumente steigern Effizienz<br />
69
Neue Instrumente steigern Effizienz<br />
70<br />
Mit wenigen Mausklicks bietet AIDA Antworten auf diese Fragen. <strong>Die</strong> Datenbank löst<br />
ihren Vorgänger ZEDA ab und bietet einen vollständigen Überblick über sämtliche Kollektivklagen<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen und des Bundesverbands in den vergangenen<br />
15 Jahren. Ob ein Unternehmen wettbewerbswidrig geworben hat, ob es unzulässige<br />
o<strong>der</strong> knebelnde Vertragsbedingungen verwendet hat o<strong>der</strong> ob ein Sammelverfahren<br />
anhängig ist – alles das steht jetzt in AIDA, und zwar in je<strong>der</strong> Stufe – vom Abmahnungsbrief<br />
bis zur Entscheidung des Bundesgerichtshofes. Wir haben so einen hervorragenden<br />
Überblick über Anbieter, die sich national o<strong>der</strong> international auffällig verhalten<br />
o<strong>der</strong> gegen <strong>Verbraucher</strong>rechte verstoßen. Wenige Klicks genügen, um zu erfahren, ob<br />
gegen Anbieter bereits ein Verfahren anhängig ist o<strong>der</strong> war. <strong>Die</strong>s hilft uns, abgegebene<br />
Unterlassungserklärungen zu überwachen, Vertragsstrafen einzufor<strong>der</strong>n und damit eine<br />
effektive Rechtsdurchsetzung zu gewährleisten.
Unlauterer Wettbewerb:<br />
Gezielte Abmahnungen zeigen Wirkung<br />
Der <strong>vzbv</strong> hat 2006 insgesamt 235 wettbewerbsrechtliche Verstöße abgemahnt. In zahlreichen<br />
Fällen erstritt er dabei richtungweisende Urteile. Schwerpunkte unserer wettbewerbsrechtlichen<br />
Verfahren waren im vergangenen Jahr die Werbung mit irreführenden<br />
Preisangaben im Internet, Beschwerden im Telekommunikationssektor, Schleichwerbung,<br />
irreführende Werbung mit Testergebnissen o<strong>der</strong> bei Lebensmitteln sowie fragwürdige<br />
Marketingpraktiken wie beispielsweise Lockvogelangebote. Angesichts beschränkter<br />
Kapazitäten zeigt gerade dieses gezielte Vorgehen Wirkung – beispielsweise bei <strong>der</strong><br />
abnehmenden Zahl an Werbeaktionen mit irreführenden o<strong>der</strong> falschen Testurteilen.<br />
Gewinnabschöpfung:<br />
Einzelne Lichtblicke<br />
Als <strong>Verbraucher</strong>verband haben wir seit 2004 das Recht, einen durch unlautere Werbung<br />
erzielten Gewinn zu Gunsten <strong>der</strong> Staatskasse einzuklagen. Obwohl es nicht an<br />
Beschwerden mangelt, in denen <strong>Verbraucher</strong> Gewinne aufgrund unlauterer Werbung<br />
beklagen, ist es uns aufgrund <strong>der</strong> strengen Voraussetzungen bislang nicht gelungen,<br />
tatsächlich einen unlauteren Gewinn abzuschöpfen. Der eigentliche Sinn des Gesetzes<br />
– nämlich den Anreiz für Wettbewerbsverstöße zu verringern – wird somit verfehlt.<br />
Immerhin sind einzelne Lichtblicke festzustellen. Dazu zählt die Mitteilung des Bundesverwaltungsamtes,<br />
das uns 2006 grünes Licht gab, Gewinnabschöpfungsverfahren<br />
über Prozesskostenfinanzierer zu ermöglichen. Um das hohe Prozesskostenrisiko des<br />
<strong>vzbv</strong> bei Gewinnabschöpfungsverfahren zu reduzieren, können wir künftig die Kosten<br />
für die Inanspruchnahme eines gewerblichen Prozesskostenfinanzierers erstattet<br />
bekommen. Voraussetzung ist, dass die Vereinbarung mit dem Prozesskostenfinanzierer<br />
„üblich und angemessen“ und für die Geltendmachung des Anspruches zwingend<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
Positiv ist auch <strong>der</strong> Ausgang eines Verfahrens gegen die Discountkette Lidl wegen veralteter<br />
Testwerbung für Matratzen. Vorausgegangen war ein für uns positives Unterlassungsurteil<br />
gegen Lidl in Bezug auf diese irreführende Testwerbung. Den gerichtlich<br />
Unlauterer Wettbewerb<br />
71
Unlauterer Wettbewerb<br />
72<br />
geltend gemachten Gewinnabschöpfungsanspruch lehnte das Landgericht Heilbronn<br />
am 23. Februar 2006 zunächst mangels Vorsatz ab. Auf unsere Berufung hin hob das<br />
Oberlandesgericht Stuttgart das Urteil des Landgerichts Heilbronn jedoch auf und<br />
sprach uns nunmehr einen Anspruch auf Auskunft zu. Der Discounter muss nun mitteilen,<br />
wie viele Matratzen im Zuge <strong>der</strong> Werbekampagnen verkauft worden und wie<br />
hoch die Betriebskosten waren. Aus diesen Zahlen wird dann <strong>der</strong> abzuschöpfende<br />
Gewinn berechnet. Das Gericht war <strong>der</strong> Ansicht, das Unternehmen sei seiner Prüfpflicht<br />
nicht nachgekommen und habe grob fahrlässig Informationen von Lieferanten in die<br />
Werbung übernommen, ohne diese vorher nachzuprüfen. Ferner hatte das Unternehmen<br />
seine irreführende Werbung nach <strong>der</strong> ersten Abmahnung weiterhin ohne Prüfung<br />
fortgesetzt.<br />
Oberlandesgericht Stuttgart, Urteil vom 02.11.2006, Aktenzeichen: 2 U 58/06.<br />
Abofallen im Internet:<br />
Abgerechnet wird zum Schluss<br />
Im Jahr 2006 häuften sich bei den <strong>Verbraucher</strong>zentralen die Beschwerden zu Internetangeboten<br />
mit irreführenden Preisangaben. Durch trickreiche Gestaltung <strong>der</strong> Internetseite<br />
wird dem <strong>Verbraucher</strong> suggeriert, das jeweilige Angebot, wie etwa ein „Lebenserwartungstest“<br />
o<strong>der</strong> eine „Hausaufgabenhilfe“ sei unentgeltlich. Meist handelt es sich<br />
aber nur um kostenfreie Probezeiträume. Kündigt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> nicht rechtzeitig, entsteht<br />
daraus nach Ablauf <strong>der</strong> Probezeit ein kostenpflichtiges Abonnement. Einen deutlichen<br />
Hinweis auf die Kündigungspflicht beziehungsweise die entstehenden Kosten<br />
enthält die Internetseite aber oft nicht. <strong>Die</strong> Kündigung wird dem <strong>Verbraucher</strong> zusätzlich<br />
durch falsche, unzureichende o<strong>der</strong> fehlende Wi<strong>der</strong>rufsbelehrungen erschwert. Hat sich<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> registriert, erreicht ihn bald die erste Rechnung. Anschließend wird versucht,<br />
den Benutzer zur Zahlung zu veranlassen, indem mit weiteren Mahngebühren<br />
und <strong>der</strong> Einschaltung von Rechtsanwälten und Inkassounternehmen gedroht wird.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband mahnte im Jahr 2006 knapp 50 Internetseiten<br />
entsprechenden Inhalts ab. Eine traurige Spitzenposition nahmen dabei 17 Internetseiten<br />
<strong>der</strong> Andreas und Manuel Schmidtlein GbR ein. Da kaum ein Anbieter die gefor<strong>der</strong>te<br />
Unterlassungserklärung abgab, ist <strong>der</strong>zeit eine Vielzahl von Unterlassungsklagen<br />
anhängig o<strong>der</strong> in Vorbereitung. Häufig stößt hierbei die Verbandsklage jedoch an ihre
Grenzen: So haben die Unternehmen ihren Geschäftssitz im Ausland, werden umbenannt<br />
o<strong>der</strong> eröffnen nach einer Abmahnung neue Seiten. Um <strong>Verbraucher</strong> und Presse zu<br />
informieren, veröffentlichte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> im Internet eine Liste <strong>der</strong> „Kostenfallen im Internet“.<br />
„Kostenfallen im Internet“ ist auch Thema des „Fraud Prevention Month 2007“ des<br />
internationalen <strong>Verbraucher</strong>netzwerks International Consumer Protection and Enforcement<br />
Network ICPEN. In dem Netzwerk kooperieren Regierungs- und <strong>Verbraucher</strong>organisationen<br />
aus 33 Län<strong>der</strong>n und entwickeln Strategien, um unlautere und betrügerische<br />
Geschäfte aufzuklären und abzustellen. Von deutscher Seite ist neben dem Bundesverbraucherministerium<br />
auch <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> beteiligt.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/aktuell/98/index.html<br />
l www.icpen.org/index.htm<br />
Gratis SMS – Erfolgreiche europaweite Abmahnung <strong>der</strong> IgluSoft GmbH<br />
Ein Beispiel für erfolgreiche europaweite Kooperation ist unsere Abmahnung <strong>der</strong> Iglu-<br />
Soft GmbH. Hintergrund waren mehrere Beschwerden insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>schutzbehörde<br />
in Belgien, die uns vom Wirtschaftsministerium weitergeleitet worden<br />
waren. Auf diversen Websites wie www.eusms.com, www.youmin<strong>der</strong>.de,<br />
www.eusms.be o<strong>der</strong> www.starmsg.com hatte das Unternehmen für „Inklusiv-SMS“<br />
sowie einen günstigen SMS-Versand geworben. Versteckt wurde hingegen <strong>der</strong> Hinweis<br />
auf einen einmaligen „Einrichtungspreis“ von etwa 100 bis 150 Euro – dieser war je<br />
nach <strong>Die</strong>nst entwe<strong>der</strong> hellblau auf hellblauem Untergrund eingeblendet o<strong>der</strong> erschien<br />
erst am unteren Bildschirmrand nach dem Herunterscrollen, ebenfalls in identischer<br />
Farbe wie <strong>der</strong> Hintergrund. Wir mahnten das Unternehmen wegen irreführen<strong>der</strong> Werbung<br />
sowie wegen eines Verstoßes gegen die Preisangabenverordnung ab. Auf unsere<br />
europaweite Abmahnung hin gab das Unternehmen eine Unterlassungserklärung ab<br />
und än<strong>der</strong>te die irreführenden Preisangaben auf den Internetseiten europaweit. <strong>Die</strong><br />
Unterlassungserklärung bezieht sich erstmals auf das gesamte EU-Gebiet und erfasst<br />
sämtliche europäischen Sprachen. Unsere belgischen Kollegen und das Europäische<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrum in Kehl berichteten, dass seitdem die <strong>Verbraucher</strong>beschwerden<br />
nachgelassen haben – ein Erfolg für die grenzüberschreitende koordinierte private<br />
Rechtsdurchsetzung.<br />
Unlauterer Wettbewerb<br />
73
Unlauterer Wettbewerb<br />
74<br />
„Ohne Zucker“:<br />
Irreführende Werbung für Milchprodukte<br />
Beliebt bei Lebensmittelproduzenten ist die Werbung mit griffigen, scheinbar eindeutigen<br />
Aussagen über Inhaltsstoffe, wie etwa die Werbung mit dem Slogan: „Ohne<br />
Kristallzucker“ o<strong>der</strong> „enthält nur natürliche Süße“. Aus <strong>der</strong> Zutatenliste ergibt sich<br />
häufig, dass diese Lebensmittel dennoch stark zuckerhaltige Substanzen o<strong>der</strong> unklare<br />
Bestandteile wie etwa „Traubenfruchtsüße“ enthalten. Gerade ernährungsbewusste<br />
<strong>Verbraucher</strong> werden hierdurch zum Kauf vermeintlich gesün<strong>der</strong>er Produkte verleitet.<br />
Jenseits <strong>der</strong> Irreführung im Einzelfall kommt dieser Praxis angesichts <strong>der</strong> ernährungspolitischen<br />
Debatte über Fehlernährung und Übergewicht auch eine grundsätzliche<br />
Bedeutung zu. Mit zwei Verfahren strebte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> daher eine stärkere Sensibilisierung<br />
von Handel und <strong>Verbraucher</strong>n an: So prangte beispielsweise auf den „Fruchtzwergen“<br />
von Danone <strong>der</strong> Slogan „Ohne Kristallzucker – mit <strong>der</strong> Süße aus Früchten“. Hauptzielgruppe:<br />
Eltern mit kleinen Kin<strong>der</strong>n. Der mehrdeutige Hinweis auf <strong>der</strong> Verpackung<br />
vermittelt dem <strong>Verbraucher</strong> den Eindruck, ein ernährungsphysiologisch beson<strong>der</strong>s<br />
wertvolles Produkt zu erwerben. Tatsächlich waren die Produkte mit Traubenzucker<br />
(Fructose) o<strong>der</strong> Glukose gesüßt. Neben <strong>der</strong> Danone GmbH erhielt auch die Andechser<br />
Molkerei GmbH eine Abmahnung wegen eines vergleichbaren, aber noch deutlicheren<br />
Verstoßes. Sie warb mit dem Aufmacher „Ohne Zucker“, setzte aber dennoch Agavensirup<br />
o<strong>der</strong> Rohrzucker zu. Beide Unternehmen haben ihre Werbung inzwischen umgestaltet<br />
beziehungsweise dies zugesagt.<br />
Schleichwerbung:<br />
Kommerzielle Sen<strong>der</strong> liegen vorn<br />
Einen Schwerpunkt bildete unser Vorgehen gegen Schleichwerbung, also die Vermischung<br />
von Werbung und redaktionellen Inhalten in den Medien. <strong>Die</strong> Debatte hierüber<br />
hatte zuletzt nicht nur durch die bei <strong>der</strong> ARD bekannt gewordenen Fälle bei <strong>der</strong><br />
Sendung „Marienhof“ und in <strong>der</strong> Sportberichterstattung an Fahrt gewonnen. Gerade<br />
das Internet mit seinen Entwicklungen wie „Crossmedia“ lädt zur Vermischung journalistischer<br />
Arbeit mit PR-Botschaften offenbar ein.
Vor diesem Hintergrund unternahm <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband von Oktober<br />
bis Dezember 2006 eine gezielte Untersuchung von insgesamt 74 Fernsehsendungen<br />
in öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Fernsehanstalten. Vor allem bei Ratgeber-Sendungen<br />
stellten wir dabei Auffälligkeiten fest. Kin<strong>der</strong>programme waren<br />
hingegen offenkundig frei von Product Placement. Insgesamt überwogen die Verdachtsfälle<br />
bei Privatsen<strong>der</strong>n. Auffallend war hier vor allem bei Reisesendungen die Koppelung<br />
von Gewinnspielen mit <strong>der</strong> redaktionellen Berichterstattung. <strong>Die</strong> festgestellten Verdachtsfälle<br />
für Schleichwerbung werden <strong>der</strong>zeit einer rechtlichen Prüfung unterzogen.<br />
l Schleichwerbung 1:<br />
Deutsche Post und „Löwenzahn“: Mit dem Zweiten wirbt man besser<br />
Aufgrund einer <strong>Verbraucher</strong>beschwerde wegen Schleichwerbung mahnten wir im<br />
August 2006 das ZDF ab. In dem Fernsehbeitrag „Peters Wettlauf mit <strong>der</strong> Post“ <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>sendung „Löwenzahn“ berichtete das ZDF über Serviceleistungen <strong>der</strong> Deutschen<br />
Post AG und DHL. Im Bild waren auffällig oft die Logos <strong>der</strong> Unternehmen zu sehen. Der<br />
Beitrag war auch auszugsweise im Internet veröffentlicht. <strong>Die</strong> Sendung erweckte insgesamt<br />
den Anschein einer Produkt- und Firmenpräsentation <strong>der</strong> Deutschen Post AG für<br />
Kin<strong>der</strong>.<br />
Nach unserer Abmahnung nahm das ZDF das Video sofort aus dem Internet, war jedoch<br />
nicht bereit, eine Unterlassungserklärung abzugeben. In einem Gespräch mit dem ZDF<br />
konnten wir erreichen, dass <strong>der</strong> konkrete Beitrag nicht mehr ausgestrahlt wird. <strong>Die</strong><br />
anschließende gezielte Beobachtung von „Löwenzahn“ ergab keine weiteren Anhaltspunkte<br />
für Schleichwerbung mehr.<br />
l Schleichwerbung 2:<br />
Deutsche Post und RTL: „Man muss für Werbung nicht Millionen ausgeben“<br />
Auf <strong>der</strong> Suche nach innovativen Werbeplätzen wurde die Deutsche Post AG auch auf<br />
<strong>der</strong> Website von RTL fündig. Dort hieß es in einem redaktionell gestalteten Beitrag über<br />
Marketing-Strategien für eine Limonade:<br />
Unlauterer Wettbewerb<br />
75
Unlauterer Wettbewerb<br />
76<br />
„Test in einem (!) Café – heute zwei Millionen Flaschen/Tag!<br />
Weil für Werbung kein Geld da war, wurde ‚Bionade‘ zuerst in einem einzigen (!)<br />
Café in Hamburg verkauft. Mund-zu-Mund-Propaganda ließ immer mehr Leute zu<br />
‚Bionade‘ greifen. Schnell wurde klar: Man muss für Werbung nicht Millionen ausgeben<br />
(nähere Infos hierzu: www.menschen-erreichen.de).“<br />
Der zitierte Link führte direkt zur Internetseite <strong>der</strong> Deutschen Post AG mit einer<br />
Werbekampagne für das Dialogmarketing <strong>der</strong> Deutschen Post AG. Wir mahnten RTL<br />
wegen Schleichwerbung ab und hatten bereits außergerichtlich Erfolg: RTL gab sofort<br />
eine Unterlassungserklärung ab und entfernte den Hinweis auf die Deutsche Post AG.<br />
l Schleichwerbung 3:<br />
Lidl und Axel Springer: „BILD Dir Deine Werbung“<br />
Unter <strong>der</strong> Überschrift „Ab heute! WM-KNALLER“ warb die „Bild“-Zeitung am 6. Juni<br />
2006 für ein sogenanntes Fanpaket zur Fußball-WM: Bestehend aus einem Sixpack Bier,<br />
einer Tüte Chips und einer Deutschlandfahne – zum „Knallerpreis“ von 99 Cent. Der<br />
Leser musste zum Erhalt des Pakets einen Coupon ausschneiden und diesen in einer<br />
Lidl-Filiale einlösen. <strong>Die</strong> Anzeige war so gestaltet, dass sie von einem normalerweise<br />
an dieser Stelle zu erwartenden redaktionellen Beitrag kaum zu unterscheiden war.<br />
Als Anzeige war sie nicht ausdrücklich gekennzeichnet. Nachdem unsere Abmahnung<br />
erfolglos blieb, reichten wir Klage gegen den Axel Springer Verlag ein. Das Landgericht<br />
Berlin wies diese in erster Instanz ab. Das Gericht war <strong>der</strong> Ansicht, dies sei keine wettbewerbswidrig<br />
„getarnte“ o<strong>der</strong> „versteckte“ Werbung. Eine Entscheidung über die eingelegte<br />
Berufung steht noch aus.<br />
Urteil des Landgerichts Berlin vom 17. Oktober 2006 (Aktenzeichen: 102 O 72/06)<br />
Lockvogelwerbung:<br />
UWG wird umgangen<br />
Ein andauerndes Ärgernis stellt für viele Konsumenten die sogenannte Lockvogelwerbung<br />
dar. Zwar schreibt das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vor, dass<br />
beworbene Waren zwei Tage zu bevorraten sind. Vor allem bei Discountern sieht die<br />
gängige Praxis jedoch an<strong>der</strong>s aus. Ihre Pflicht zur ausreichenden Bevorratung beworbe-
ner Produkte versuchen manche Unternehmen mit dem Hinweis zu umgehen, dass sie<br />
mit <strong>der</strong> unerwartet hohen Nachfrage nicht rechnen mussten.<br />
<strong>Die</strong>ser Argumentation folgte auch das Landgericht Duisburg nach einer Klage des <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverbands gegen Aldi wegen nicht hinreichen<strong>der</strong> Bevorratung<br />
einer Digitalkamera. In <strong>der</strong> Werbung war pauschal darauf hingewiesen worden, dass<br />
<strong>der</strong> Artikel aufgrund einer unerwartet hohen Nachfrage schon am ersten Aktionstag<br />
ausverkauft sein könne. Aufgrund des Hinweises konnte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> laut Gericht<br />
nicht davon ausgehen, dass er den Artikel während des gesamten Tages kaufen könne<br />
– das Gericht wies die Klage ab. Wir legten gegen das Urteil Berufung vor dem Oberlandesgericht<br />
Düsseldorf ein.<br />
Urteil des Landgerichtes Duisburg vom 23.06.2006 (Aktenzeichen 22 O 494/05).<br />
Werbung mit Testergebnissen:<br />
93 mal „mangelhaft“<br />
Ein „Gut“ o<strong>der</strong> „Sehr gut“ bei einem Test <strong>der</strong> Stiftung Warentest ist für viele Unternehmen<br />
ein begehrtes Prädikat für ihre Werbung. Doch nicht immer können Kunden den in<br />
<strong>der</strong> Werbung zitierten angeblichen Testergebnissen trauen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Stiftung Warentest geht <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband daher systematisch<br />
gegen Unternehmen vor, die mit verfälschten, veralteten o<strong>der</strong> erfundenen<br />
Testurteilen werben. So mahnten wir im Berichtszeitraum 93 Unternehmen wegen irreführen<strong>der</strong><br />
Werbung mit Testergebnissen ab. Überwiegend verpflichteten sich die Unternehmen,<br />
die beanstandete Werbung zu unterlassen. Zahlreiche Gerichtsverfahren<br />
wurden zugunsten des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands entschieden.<br />
Beispielhaft sei ein Verfahren gegen die SB-Warenhaus GmbH verwiesen: <strong>Die</strong> Firma<br />
hatte im August 2005 für eine Waschmaschine mit einem Testergebnis aus dem Heft<br />
8/2002 geworben. In <strong>der</strong> Zwischenzeit hatte es jedoch zwei weitere Waschmaschinen-<br />
Tests gegeben. <strong>Die</strong> neueren Tests bezogen das von <strong>der</strong> SB-Warenhaus GmbH beworbene<br />
Modell nicht ein. Das Oberlandesgericht Düsseldorf folgte unserer Auffassung<br />
und stellte eine Irreführung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> fest: Der frühere Test sei durch die Folgetests<br />
überholt.<br />
Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 08.08.2006 (Aktenzeichen I- 20 U 20/06)<br />
Unlauterer Wettbewerb<br />
77
Unlauterer Wettbewerb<br />
78<br />
Flugpreiswerbung:<br />
Weltweit teure Schnäppchen<br />
Der Boom <strong>der</strong> Billigflieger ist nicht nur klimapolitisch zum Problem geworden. Auch<br />
in Sachen Preistransparenz erweisen sich die Discountflieger als problematische<br />
Verheißung: Bei näherem Hinsehen entpuppen sich die Schnäppchenpreise oft als<br />
Lockangebote, werden Steuern, Servicegebühren o<strong>der</strong> Kerosinzuschläge unterschlagen<br />
o<strong>der</strong> versteckt.<br />
Vor diesem Hintergrund sind wir 2006 wegen unzureichen<strong>der</strong> Preisangaben gegen zahlreiche<br />
deutsche und ausländische Fluggesellschaften vorgegangen: Sie hatten es versäumt<br />
– wie vorgeschrieben – alle Preisbestandteile vollständig in <strong>der</strong> Werbung anzugeben.<br />
In 21 Fällen mahnte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband Fluggesellschaften<br />
wegen unzulässiger Preiswerbung ab, darunter Billigflieger, aber auch Linienfluggesellschaften<br />
wie Air France und KLM.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In sieben Fällen unterzeichneten die Fluggesellschaften<br />
bereits außergerichtlich die gefor<strong>der</strong>te beziehungsweise eine teilweise Unterlassungserklärung,<br />
so etwa Iberia, Germanwings, Lufthansa<br />
o<strong>der</strong> Austrian Airlines. In neun Fällen mussten wir<br />
klagen, so gegen Condor, Aer Lingus, Air France, SAS und<br />
Air Baltic. <strong>Die</strong> endgültigen Gerichtsentscheidungen stehen<br />
in diesen Fällen noch aus.<br />
Der <strong>vzbv</strong> berichtete bei <strong>der</strong> Jahrestagung des Internationalen<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutzdurchsetzungsnetzwerks ICPEN in<br />
Warschau im Oktober 2006 über diese Kampagne – und<br />
rührte damit an ein Thema, das <strong>Verbraucher</strong>behörden weltweit<br />
beschäftigt. So berichteten die Nie<strong>der</strong>lande, Polen,<br />
Neuseeland, Mexiko, Lettland, Italien, Norwegen und die<br />
USA über Probleme o<strong>der</strong> Kampagnen zu diesem Thema.<br />
<strong>Die</strong> Aktion erhielt zudem Rückenwind durch den Vorschlag<br />
<strong>der</strong> EU-Kommission, ein Gesetz zu erlassen, nach dem<br />
Passagiere besser vor unlauteren Praktiken <strong>der</strong> Flugunternehmen<br />
geschützt werden sollen.
Benachteiligung per Vertrag:<br />
<strong>vzbv</strong> sorgt für Rechtssicherheit<br />
Klauseln in Verträgen sollen die geschäftliche Praxis vereinfachen und Rechtssicherheit<br />
schaffen. Doch teilweise ist damit eine recht einseitige Rechtssicherheit verbunden.<br />
Für den einzelnen <strong>Verbraucher</strong> ist es meist unmöglich abzuschätzen, welche Klauseln<br />
in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen zulässig und vom Gesetz gedeckt sind. <strong>Die</strong><br />
Überprüfung von <strong>Verbraucher</strong>verträgen gehört damit zu den zentralen Aufgaben <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen. Insgesamt leiteten wir im Berichtszeitraum wegen unzulässiger<br />
Vertragsbestimmungen 99 Abmahnungen ein. Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk galt dabei<br />
Reiseverträgen und eBay-Angeboten sowie dem andauernden Rechtsstreit um verbraucherfreundliche<br />
Bauverträge.<br />
Privates Baurecht:<br />
Streit über verbraucherfeindliche Vertragsklauseln dauert an<br />
Das Verbandsklageverfahren des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes um die Vergabe-<br />
und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil B (VOB/B) dauert an. Angesichts <strong>der</strong><br />
Tatsache, dass die VOB/B jahrzehntelang als Leitbild einer fairen Abwicklung von Bauverträgen<br />
propagiert wurde, spielt das Verfahren eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu<br />
einer längst überfälligen verbraucherorientierten Reform des privaten Bauvertragsrechts.<br />
<strong>Die</strong> VOB/B ist ein ursprünglich für öffentliche Bauaufträge entwickeltes Vertragswerk,<br />
das inzwischen Vertragsgrundlage für 70 bis 80 Prozent aller privaten Bauvorhaben ist.<br />
Es enthält nach einem vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband beauftragten Rechtsgutachten<br />
nicht weniger als 24 einzelne Klauseln, die <strong>Verbraucher</strong> massiv benachteiligen.<br />
Aber <strong>Verbraucher</strong> sind hiergegen <strong>der</strong>zeit schutzlos. Denn die VOB/B ist seit 1977<br />
durch gesetzliche Ausnahmebestimmungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und<br />
eine hieran anknüpfende Rechtsprechung von <strong>der</strong> gesetzlichen Kontrolle freigestellt, ob<br />
ihre Inhalte verbrauchergerecht sind. Klar ist aus Sicht des <strong>vzbv</strong> allerdings auch: Laut<br />
Rechtsgutachten stellt dies einen Verstoß gegen die EU-Richtlinie über missbräuchliche<br />
Klauseln in <strong>Verbraucher</strong>verträgen vom 5. April 1993 dar.<br />
Benachteiligung per Vertrag<br />
79
Benachteiligung per Vertrag<br />
80<br />
Mit dieser Argumentation reichte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband im Januar<br />
2005 beim Landgericht Berlin Klage gegen den geistigen Urheber und Verfasser <strong>der</strong><br />
VOB/B ein, den Deutschen Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen (DVA).<br />
Ziel <strong>der</strong> Klage ist es, die <strong>Verbraucher</strong>benachteiligungen in <strong>der</strong> VOB/B zu beseitigen. Mit<br />
seinem Urteil vom 7. Dezember 2005 wies das Landgericht die Klage ab: Der nationale<br />
Ausschluss einer gesetzlichen Kontrolle <strong>der</strong> VOB/B stehe im Einklang mit dem Europarecht.<br />
Gegen das Urteil legte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband im Januar 2006<br />
Berufung zum Kammergericht Berlin ein. Das Kammergericht schloss sich <strong>der</strong> Argumentation<br />
des Landgerichts an und wies die Berufung mit seiner Entscheidung vom 15. Februar<br />
2007 zurück (Aktenzeichen des Kammergerichts 23 U 12/06). Im April 2007 hat <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband Revision zum Bundesgerichtshof eingelegt, um<br />
eine höchstrichterliche Klärung herbeizuführen.<br />
Urteil des Landgerichts Berlin vom 7. Dezember 2005 (Aktenzeichen 26 O 46/05),<br />
Urteil des Kammergerichts Berlin vom 15. Februar 2007 (Aktenzeichen 23 U 12/06)<br />
l Reiseverträge 1:<br />
Großzügige Haftungsausschlüsse<br />
Der <strong>vzbv</strong> nahm die Reiseverträge von drei Großanbietern <strong>der</strong> Branche unter die Lupe:<br />
Alltours Flugreisen GmbH, LTU GmbH und TC Touristik GmbH. Wir mahnten die Unternehmen<br />
ab, weil jeweils mindestens zehn Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
nicht geltendem Recht entsprachen. Lediglich die TC Touristik GmbH<br />
gab die gefor<strong>der</strong>te Unterlassungserklärung ab. In den beiden an<strong>der</strong>en Fällen mussten<br />
wir klagen. <strong>Die</strong> entsprechenden Urteile stehen noch aus. Kern <strong>der</strong> Beanstandungen<br />
waren unwirksame Klauseln zu diversen Haftungsausschlüssen und das einseitig vorbehaltene<br />
Recht des Anbieters zur Leistungsän<strong>der</strong>ung. So wurde häufig etwa die Haftung<br />
für Verluste, <strong>Die</strong>bstähle o<strong>der</strong> Unregelmäßigkeiten <strong>der</strong> Flug- und Fahrzeiten ausgeschlossen.
l Reiseverträge 2:<br />
Anzahlung von 20 Prozent zulässig<br />
Der <strong>vzbv</strong> ließ in einem Verfahren gegen die Tjaereborg Reisen GmbH die Zulässigkeit<br />
einer Anzahlungsverpflichtung in Höhe von 20 Prozent des Reisepreises nach Erhalt<br />
<strong>der</strong> schriftlichen Reisebestätigung und Aushändigung des Sicherungsscheins klären.<br />
Mit Urteil vom 20. Juni 2006 bestätigte <strong>der</strong> Bundesgerichtshof (BGH), dass die Klausel<br />
zulässig ist. Durch die Vorschriften über den Sicherungsschein sei eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Risikoverteilung zwischen den Vertragsparteien eingetreten. Der Reisende sei nun vor<br />
dem Risiko einer Insolvenz des Veranstalters entlastet. Im Hinblick auf diese geän<strong>der</strong>te<br />
Risikoverteilung sei eine Anzahlung in Höhe von 20 Prozent des Reisepreises gerechtfertigt<br />
und zulässig. An<strong>der</strong>s hatten einige Gerichte in <strong>der</strong> Vergangenheit entschieden.<br />
Urteil des Bundesgerichtshofs vom 20. Juni 2006 (Aktenzeichen X ZR 59/05)<br />
Kommerzielle eBay-Händler:<br />
<strong>Verbraucher</strong>informationen unzureichend<br />
<strong>Die</strong> Internet-Auktionsplattform eBay wurde in den vergangenen Jahren verstärkt auch<br />
von kommerziellen Händlern als Einkunftsquelle genutzt. Viele Händler verlagerten als<br />
sogenannte Powerseller einen Teil ihrer Aktivitäten ins Internet und eröffneten einen<br />
eigenen eBay-Shop. Parallel nahm auch die Zahl <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>beschwerden zu. Im<br />
Rahmen einer gezielten Aktion hat <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> 60 Händler abgemahnt.<br />
Das Ergebnis: Bei den abgemahnten Shops <strong>der</strong> Händler mit „Powerseller“-Status stellte<br />
<strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> Verstöße gegen die vorvertraglichen Informationspflichten o<strong>der</strong> die Anbieterangaben<br />
fest. In <strong>der</strong> Regel waren die Information über die Bedingungen des Wi<strong>der</strong>rufsrechts<br />
und die Wi<strong>der</strong>rufsfolgen fehlerhaft. Beispielsweise wurde ein zu kurzes<br />
zweiwöchiges Wi<strong>der</strong>rufsrecht eingeräumt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>ruf war an unzulässige Bedingungen<br />
wie die Rücksendung <strong>der</strong> Ware in <strong>der</strong> Originalverpackung geknüpft. Teilweise<br />
gaben die Händler den Namen und die Vertretungsberechtigten nicht an. In <strong>der</strong> überwiegenden<br />
Zahl <strong>der</strong> Fälle gaben die Händler Unterlassungserklärungen ab. In mehreren<br />
Fällen sind Gerichtsverfahren eingeleitet worden.<br />
Benachteiligung per Vertrag<br />
81
Benachteiligung per Vertrag<br />
82<br />
BGH-Urteil zum Zahlungsverkehr:<br />
Angezeigter Kontostand muss dem aktuellen Stand entsprechen<br />
Aus einem Kontoauszug am Kontoauszugsdrucker muss unmittelbar hervorgehen, ob<br />
<strong>der</strong> als Kontostand ausgewiesene Saldo sich tatsächlich als Summe <strong>der</strong> gebuchten<br />
o<strong>der</strong> bereits wertgestellten Beträge errechnet. So lautet das abschließende Urteil des<br />
Bundesgerichtshofs in einem über vier Jahre andauernden Rechtsstreit zwischen dem<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband und <strong>der</strong> Sparkasse Hannover. Im konkreten Fall<br />
hatte eine Kundin <strong>der</strong> Sparkasse Hannover am Geldautomaten Geld abgehoben, nachdem<br />
<strong>der</strong> Kontoauszug am Automaten ein Guthaben ausgewiesen hatte. Da ein größerer<br />
Betrag zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wertgestellt war, wurden <strong>der</strong> Kundin Sollzinsen<br />
für die Abbuchung in Rechnung gestellt.<br />
Das oberste Gericht bestätigte die Auffassung des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes.<br />
Danach darf die Kontostandsanzeige am Bankautomaten nicht den irreführenden<br />
Eindruck vermitteln, <strong>der</strong> als Kontostand mitgeteilte Betrag sei ohne Sollzinsen verfügbar,<br />
da dieser als Schlusssaldo mit Datumsangabe versehen wird, obwohl ein entsprechend<br />
zinsfrei verfügbarer Kontostand unter Umständen noch nicht vorhanden ist. Der<br />
„Kontostand“ müsse durchweg das jeweils aktuell verfügbare Guthaben ausweisen.<br />
Urteil des Bundesgerichtshofes vom 11. Januar 2007 (Aktenzeichen BGH I ZB 87/04)<br />
Datenschutz:<br />
Gericht untersagt Belästigung durch Telekom-Konzern<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Telekom AG hatte <strong>Verbraucher</strong>n Schreiben zugesandt, in denen das<br />
Unternehmen ihnen bestätigte, ihre Daten innerhalb <strong>der</strong> Deutschen Telekom-Gruppe<br />
zur Kundenberatung, Werbung und Marktforschung nutzen zu dürfen, obwohl die <strong>Verbraucher</strong><br />
eine solche Einwilligung zur Datenweitergabe und -nutzung nie erteilt hatten.<br />
<strong>Die</strong>se Praxis untersagte das Landgericht Bonn wegen unzumutbarer Belästigung <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>. Bereits im Dezember 2006 hatte das Bonner Landgericht dem <strong>vzbv</strong> einen<br />
Unterlassungsanspruch gegen das Tochterunternehmen T-Mobile Deutschland wegen
einer ähnlichen Praxis zugesprochen. Wenn die <strong>Verbraucher</strong> nicht von selbst aktiv<br />
würden, müssten sie mit mehrfachen Werbeanrufen <strong>der</strong> unterschiedlichen Konzerntöchter<br />
<strong>der</strong> Deutschen Telekom rechnen. Eine Richtigstellung durch die Konsumenten<br />
verursache Zeit und Kosten.<br />
Urteile des Landgerichts Bonn vom 09. Januar 2007 und vom 05. Dezember 2006<br />
(Aktenzeichen 11 O 74/06 und 11 O 54/06)<br />
Urheberrecht:<br />
Internationale Zusammenarbeit im Fall iTunes<br />
<strong>Verbraucher</strong>organisationen aus Finnland, Norwegen, Frankreich und Deutschland<br />
haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen in einem Rechtsstreit mit Apple verständigt.<br />
Sie for<strong>der</strong>ten die Apple-Tochter iTunes im Januar 2007 auf, auf nutzerfreundliche und<br />
flexible Kopierschutzsysteme umzusteigen. Zuvor hatte <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> iTunes bereits wegen<br />
<strong>der</strong> verbraucherunfreundlichen Nutzungsbedingungen abgemahnt. <strong>Die</strong> bei iTunes<br />
gekaufte Musik ist nur auf dem hauseigenen iPod und nicht auf jedem an<strong>der</strong>en beliebigen<br />
Gerät abspielbar. Apple-Chef Steven Jobs hatte daraufhin Anfang Februar den<br />
völligen Verzicht so genannter DRM-Systeme gefor<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> Musikindustrie vorgeworfen,<br />
den Einsatz von DRM-Systemen zu forcieren. DRM-Systeme (Digital Rights<br />
Management) sind technische Barrieren, die das Kopieren und die Nutzung digitaler<br />
Inhalte beschränken.<br />
In einem Spitzengespräch in Oslo am 30. März 2007 for<strong>der</strong>ten die vier Verbände gegenüber<br />
dem Internationalen Phonoverband (IFPI) mehr Kundenorientierung beim Angebot<br />
digitaler Inhalte, insbeson<strong>der</strong>e die Einschränkung von DRM-Systemen – mit einem<br />
ersten Erfolg. Anfang April 2007 kündigte <strong>der</strong> Musikkonzern EMI an, in Zukunft einen<br />
großen Teil seines Musikkataloges bei iTunes ohne Kopierschutz anzubieten.<br />
Benachteiligung per Vertrag<br />
83
Benachteiligung per Vertrag<br />
84<br />
Stromlieferverträge:<br />
E.ON Hanse kann einseitige Vertragsän<strong>der</strong>ungen nicht durchsetzen<br />
In einem Rechtsstreit über Än<strong>der</strong>ungsklauseln für Stromverträge ist das Landgericht<br />
Itzehoe <strong>der</strong> Rechtsauffassung des <strong>vzbv</strong> in einer Klage gegen E.ON Hanse gefolgt.<br />
Danach sind bestimmte Vertragsklauseln für die Lieferung von Heizstrom unwirksam.<br />
Das Gericht untersagte Preis- und Leistungsän<strong>der</strong>ungsklauseln, die gegenüber den<br />
Haushaltskunden im Rahmen einer Vertragsän<strong>der</strong>ung durchgesetzt werden sollten.<br />
<strong>Die</strong> Preisän<strong>der</strong>ungsklauseln, so das Gericht, ließen die erfor<strong>der</strong>lichen Parameter nicht<br />
konkret und transparent erkennen, die zu einer künftigen Preissteigerung führen können,<br />
so dass künftige Preisän<strong>der</strong>ungen für den Haushaltskunden nicht nachvollziehbar<br />
und überprüfbar seien. Mit <strong>der</strong> Leistungsän<strong>der</strong>ungsklausel hatte sich E.ON Hanse pauschal<br />
die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufladezeiten <strong>der</strong> Nachtspeicherheizungen vorbehalten, ohne<br />
die Zumutbarkeit für die Haushaltskunden angemessen zu berücksichtigen. <strong>Die</strong>s ist<br />
unzulässig, entschied das Gericht.<br />
(Urteil des Landgerichts Itzehoe vom 21. Dezember 2006, Aktenzeichen 3 O 52/06,<br />
nicht rechtskräftig)<br />
<strong>Die</strong> schöne Blüte des Rechenhaften<br />
<strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong>glosse von Volker Preuß<br />
Warren Buffett, „Investorlegende“, wie ihn die Finanzpresse gerne nennt, nach Bill<br />
Gates zweitreichster Mann Amerikas, hatte jüngst, mit 76, nochmals geheiratet. Buffetts<br />
Lebens- und Konsumstil ist als äußerst unaufwendig bekannt. Mit seiner Hochzeit<br />
hat er entsprechende Erwartungen voll bestätigt. <strong>Die</strong> Eheringe hatte Buffett bei einem<br />
Juwelier gekauft, <strong>der</strong> zu seinem Firmenkonglomerat gehört. Dabei soll er auf einem Mitarbeiternachlass<br />
bestanden und ihn auch erhalten haben. Nach <strong>der</strong> Trauung ging die<br />
vierköpfige Hochzeitsgesellschaft in ein Einkaufszentrum, um dort das Festmahl einzunehmen<br />
– in einem Kettenrestaurant. Eine Reise in die Flitterwochen sparte sich das<br />
Multimilliardärs-Paar.
<strong>Die</strong> Fotos <strong>der</strong> Buffetts aus dem Internet gleichen wir ab mit den Beschreibungen, die<br />
uns <strong>der</strong> Altmeister <strong>der</strong> Gastrosophie, Jean-Anthelm Brillat-Saverin, in seiner Physiologie<br />
des Geschmacks gibt. Wir verstehen diesen Versuch <strong>der</strong> Anwendung seiner Kategorien<br />
als Beitrag zur Empirie <strong>der</strong> Tafelfreuden.<br />
Brillat schreibt, „<strong>der</strong> prädestinierte Feinschmecker ist meist von mittlerer Statur. Er<br />
hat ein Gesicht, rund o<strong>der</strong> viereckig, glänzende Augen, kleine Stirn, kurze Nase, dicke<br />
Lippen, ein rundes Kinn. <strong>Die</strong> Frauen sind drall, mehr hübsch als schön, scheinen etwas<br />
zum Dickwerden geneigt. – <strong>Die</strong> Naschmäulchen haben dagegen feinere Züge, ein zartes<br />
Air, sind niedlicher und haben ein ganz beson<strong>der</strong>es, reizendes Zungenschnalzen.“<br />
Nein, in Mr und Mrs Buffett, die ihr Hochzeitsessen in einem besseren Fast-Food-<br />
Restaurant einnehmen, erkennen wir we<strong>der</strong> Feinschmecker noch Zungen schnalzende<br />
Naschmäulchen.<br />
„Wem aber die Natur die Fähigkeit zur Geschmacksapperzeption versagt hat“, so Brillat<br />
weiter, „<strong>der</strong> hat längliche Gesichtsform, Nase, Augen; ob groß o<strong>der</strong> klein, sein Wuchs<br />
hat etwas längliches; er ist brünett, glatthaarig, mager. Frauen vom selben Unvermögen<br />
sind eckig, langweilen sich bei Tische, leben nur von Spiel und Medisance.“<br />
Wir wollen nicht beschwören, dass die Buffetts dieser Beschreibung tatsächlich bis ins<br />
letzte Pixel entsprechen. Brillats Typenlehre muss wohl doch noch verfeinert werden;<br />
weitere Bemühungen <strong>der</strong> Konsumforschung sind notwendig. Allerdings existiert die<br />
Typologie auch erst seit 180 Jahren.<br />
<strong>Die</strong> ältere Konsumtheorie lehrt, dass wir in Bezug auf Konsumgüter nicht nur von Nutzenerwartungen<br />
getrieben, son<strong>der</strong>n zugleich von Müheerinnerungen gebremst würden.<br />
Dass uns also – zumindest eine Zeit lang – bewusst sei, wie sauer verdient das Geld<br />
ist, das uns gerade durch die Finger rinnen will. In Buffett haben wir den Fall, dass<br />
er offenbar bei jedem einzelnen seiner 46 Milliarden Dollar nachhaltig weiß, wie viel<br />
Schweiß gerade dessen Erwerb ihn gekostet hat. Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich. Wenn es<br />
einem gelingt, eine Aktie, eben die seiner Holding Berkshire Hathaway, zwischen 1962<br />
und 2006 um 581 567 Prozent (!) zu steigern, dann wird dies kein Zuckerschlecken<br />
sein. Nicht das Geld arbeitet ja, son<strong>der</strong>n die vielen Köpfe und Hände dahinter. Aber die<br />
müssen angetrieben werden – und das nicht zu knapp. Damit sind Mühen verbunden,<br />
Benachteiligung <strong>Die</strong> schöne per Vertrag Blüte<br />
85
<strong>Die</strong> schöne Blüte<br />
86<br />
<strong>der</strong>en man sich nur mit Grauen erinnert! Buffett verfügt so über eine quasi-natürliche<br />
Ausgabenbremse. Aber dies erklärt nicht vollständig sein Verhalten als Konsum verweigern<strong>der</strong><br />
Bräutigam, insbeson<strong>der</strong>e nicht das Wesen seiner Heirat selbst. Weiteres muss<br />
hinzutreten. Wir werden das Rätsel lösen!<br />
Warren Buffett, dagoberthaft reich, wird als beste Partie von Omaha/Nebraska auch<br />
von an<strong>der</strong>en als <strong>der</strong> späteren Braut umschwärmt worden sein. Buffett dürfte unter<br />
ihnen streng ausgewählt haben. Dabei wird sich das ausgepichte Finanzgenie, dessen<br />
sind wir uns sicher, an jener Tabelle <strong>der</strong> „Betriebskosten einer Liebesbeziehung“ orientiert<br />
haben, die <strong>der</strong> ungarische Schriftsteller Sándor Márai Anfang <strong>der</strong> 1940er Jahre<br />
erstellt hat.<br />
Márai listet die „nicht zu umgehenden ersten Ausgaben bei Anbahnung eines Verhältnisses“<br />
auf. Er unterscheidet dabei „A. den Fall, dass die Frau den Mann wirklich liebt,<br />
und B., dass sie aus materiellen Gründen mit ihm speist.“ Wir geben die Tabelle auszugsweise<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Márai verwendet zwei senkrechte Spalten, die eine übertitelt mit „A. (Aus Liebe)“, die<br />
an<strong>der</strong>e mit „B. (Aus materiellen Gründen)“. Seine Liste enthält Punkte wie (A) „Sie<br />
begnügt sich mit einem Essen ‚zusammen’, keine Vorspeise, ein Fleischgericht, Dessert,<br />
ein Liter Sylvaner: 4,–“ versus (B) „Beide essen ‚zusammen’ eine Vorspeise, aber zwei<br />
Fleischspeisen, Käse, Obst, Gebäck: 12,–“, hinzu kommen noch „Getränke (halbe Flasche<br />
Bordeaux, zwei Cointreau, Bier, Mineralwasser): 7,–“. Weiter: (A) „Eine bescheidene<br />
Blume für die Frau: 1,–“ versus (B) „Blumen: 3,–“. Und auch: (A) „Unter Alkoholeinfluss<br />
und weil kein Autobus mehr verkehrt, im Taxi nach Hause: 2,–“ versus (B)<br />
„Nach dem Essen im Taxi in eine kleine Bar: 4,–“. Schließlich: (A) „Sperrgeld, da er<br />
mit einer neuen Bekanntschaft nach Hause kommt und sich geniert: –,60“ versus (B)<br />
„Sperrgeld, da die Frau ihn dem Hausmeister gegenüber zur Wohltätigkeit anregt: 1,–“<br />
(jeweils in <strong>der</strong> damaligen ungarischen Währung, dem Pengö).<br />
Kurz und gut: Der Abend aus Liebe kommt dreimal günstiger als <strong>der</strong> aus materiellen<br />
Gründen. Und Márai macht noch einen weiteren Vorschlag zur Kostensenkung: Mittags
essen gehen! Mittags „kostet nach meiner Erfahrung das Essen in Frauengesellschaft<br />
weniger.“ Warum? „Mittags trinken wir weniger (am zweckmäßigsten Rotwein), jedoch<br />
mit mehr Bedacht; die Blicke entzünden sich, die Sinne stumpfen aber nicht ab.“<br />
Außerdem „entfällt danach <strong>der</strong> Besuch einer Bar o<strong>der</strong> eines Nachtkaffees“. Logisch.<br />
Derartige Themen behandelt Márai in seiner Schule <strong>der</strong> Armen. Um wen es dabei tatsächlich<br />
geht, sagt <strong>der</strong> Untertitel Ein Leitfaden für Menschen mit geringem Einkommen.<br />
Es ist die Rede von denen, <strong>der</strong>en Einkommen hinten und vorn nicht reicht, niemals,<br />
Arme meint subjektiv Arme. Das Buch handelt also von uns. „Ihre Töchter tragen kunstseidene<br />
Strümpfe, sie besuchen Kinos, und gewaltige Trusts erzeugen in <strong>der</strong> ganzen<br />
Welt für ihren Bedarf Konserven, Radioapparate und Konfektionskleidung ...“<br />
Der subjektiv arme (?) Buffett könnte noch ein drittes Ass zur Ausgabenmin<strong>der</strong>ung aus<br />
dem Ärmel seines Konfektionsanzugs ziehen. An<strong>der</strong>s als Márai lässt ihn Alkohol kalt.<br />
Nichts da mit Rotwein, sein Lieblingsgetränk ist Kirsch-Cola. Eine Frau, die den Mann<br />
wirklich liebt, wird auch in <strong>der</strong> schweren Stunde dieses seines Extremkonsums zu ihm<br />
stehen. Undenkbar aber, dass eine nur materiell interessierte Bewerberin auf die Stelle<br />
als Milliardärsgattin über einen solch karitativen Zug ebenfalls verfügt. Kirsch-Cola zum<br />
Essen! Igitt! So kann man sich nicht verbiegen, diesen Geschmacks-Egotrip deckt kein<br />
Kalkül! Sie bestellt ein Viertele kalifornischen Zinfandel. Das erhöht den Kuschelfaktor,<br />
aber auch die Rechnung. Und schwups! hat sie sich ins Kröpfchen getrunken.<br />
Márais Kostenrechnung wird Buffetts Willen zur konsumtiven Reduktion beflügelt<br />
haben, die Lust am puren Nutzen! Doch alles wird überstrahlt – und dies ist des Rätsels<br />
Lösung – vom Vertrauen in das kostengünstigste Tête-à-tête, in die kleinste Verzehrsumme<br />
als Indikator des Herzens. Sie offenbart die wahrhaft Liebende.<br />
Wo <strong>der</strong> große Schriftsteller mit <strong>der</strong> ehrwürdigen Instanz <strong>der</strong> haushälterischen Vernunft<br />
noch charmant tändelt, zeigt uns <strong>der</strong> Multimilliardär, dass <strong>der</strong>en grimmige Abart, das<br />
krud Rechenhafte, dennoch die schönste Blüte treibt. Ihr Name ist: Liebesheirat.<br />
Eine Kirsch-Cola auf das Brautpaar!<br />
<strong>Die</strong> schöne Blüte<br />
87
3. Für unsere Mitglie<strong>der</strong>:<br />
Qualität sichern, Standards setzen,<br />
Kompetenz bündeln<br />
Fast 50 Verbände gehören heute dem <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundes-<br />
verband als Mitglie<strong>der</strong> und För<strong>der</strong>mitglie<strong>der</strong> an. Service für unsere<br />
Mitglie<strong>der</strong> heißt für uns konkret:<br />
l Qualität sichern: In jährlich rund 100 Fortbildungen schulen wir<br />
kontinuierlich die etwa 1.000 <strong>Verbraucher</strong>berater in Deutschland.<br />
l Standards setzen: In Netzwerkgruppen entwickeln wir einheitliche<br />
Fallanalysen und Beratungsmodule.<br />
l Kompetenz bündeln: ELVIS, das Elektronische <strong>Verbraucher</strong>-Infor-<br />
mations-System, vernetzt alle Beratungsstellen und erlaubt ihnen<br />
einen direkten und zuverlässigen Austausch von Informationen –<br />
und den schnellen Zugriff auf Beratungsaussagen für mehr als<br />
1.200 Themen für <strong>Verbraucher</strong>fragen.
<strong>Verbraucher</strong>bildung<br />
90<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung:<br />
<strong>vzbv</strong>-Internet-Plattform entwickelt sich zu führendem Bildungsangebot<br />
Um vorhandene Ansätze zur Vermittlung ökonomischer Kompetenzen im deutschen<br />
Bildungssystem zu unterstützen, betreibt <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband die<br />
Internet-Plattform www.verbraucherbildung.de. Sie unterstützt Multiplikatoren, die sich<br />
in Schulen und in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung um die Grundlagen von Konsumkompetenz<br />
und <strong>Verbraucher</strong>bildung bemühen. Neben Online-Kursen für die Selbstqualifikation<br />
und für Kurs- o<strong>der</strong> Unterrichtssituationen finden sich konkrete Vorschläge für die Unterrichtsgestaltung,<br />
eine praxisorientierte Methodensammlung und<br />
zahlreiche Materialien zur <strong>Verbraucher</strong>bildung. Ziel <strong>der</strong> Plattform<br />
ist es nicht zuletzt, den nachhaltigen Konsum so didaktischmethodisch<br />
aufzubereiten, dass Lehrer und Multiplikatoren Hilfen<br />
bekommen, die individuelle Eigenverantwortung gerade von<br />
Jugendlichen im Konsumalltag zu för<strong>der</strong>n.<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband hat das Serviceangebot<br />
dieser Bildungswebsite 2006 erheblich ausgeweitet: Das „Thema<br />
des Monats“ stellt regelmäßig ein aktuelles verbraucherpolitisches<br />
Problem ausführlich dar und gibt Links auf weiterführende<br />
Web-Seiten. <strong>Die</strong> Rubrik „Schlaglichter“ weist auf Neuigkeiten aus<br />
den Bereichen <strong>Verbraucher</strong>fragen und Bildung hin. Ein alle zwei<br />
Monate erscheinen<strong>der</strong> Newsletter informiert aktuell über die wichtigsten<br />
Entwicklungen. <strong>Die</strong> 2006 stark gestiegenen Nutzerzahlen<br />
belegen die hohe Nachfrage – nicht zuletzt gilt www.verbraucherbildung.de<br />
inzwischen als die Plattform für <strong>Verbraucher</strong>bildung<br />
in Deutschland und wurde im Oktober 2006 als offizielles Projekt<br />
<strong>der</strong> UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.<br />
l www.verbraucherbildung.de
Der Schülerkalen<strong>der</strong>:<br />
Gut informiert, clever entscheiden!<br />
Wann kann ich erfolgreich reklamieren? Wie schütze ich meine Daten im Internet? Was<br />
steckt drin in Lebensmitteln? Der Beantwortung solcher Fragen widmet sich <strong>der</strong> Schülerkalen<strong>der</strong><br />
„Gut informiert, clever entscheiden“. Er wird von <strong>der</strong> Stiftung Generation<br />
Europe, <strong>der</strong> Stiftung Warentest und vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband herausgegeben<br />
und ist für die Klassenstufen 8 bis 11 gedacht. <strong>Die</strong> kostenlose Abgabe von rund<br />
400.000 Exemplaren in Deutschland wird durch eine Finanzierung <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission ermöglicht.<br />
Der Kalen<strong>der</strong> für das Schuljahr 2007/2008 bietet altersgerechte Informationen zur<br />
För<strong>der</strong>ung eines kritischen <strong>Verbraucher</strong>- und Umweltverhaltens. Neben Beiträgen zu<br />
<strong>Verbraucher</strong>rechten vermittelt er Basiswissen zu Themen wie nachhaltiger Konsum,<br />
Klimawandel, erneuerbare Energien und Gesundheit sowie <strong>der</strong> Funktionsweise <strong>der</strong><br />
Europäischen Union. Ein Lehrerbegleitheft hilft bei <strong>der</strong> Arbeit mit dem Kalen<strong>der</strong> im<br />
Unterricht. Damit unterstützt <strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong> die <strong>Verbraucher</strong>bildung in Schulen und hilft<br />
jungen Menschen, verantwortliche und unabhängige Entscheidungen zu treffen.<br />
Der Kalen<strong>der</strong> und das Lehrerheft als PDF-Datei zum Herunterladen:<br />
l www.verbraucherbildung.de/projekt01/media/pdf/Schuelerkale<strong>der</strong>%202006_07.pdf<br />
l www.verbraucherbildung.de/projekt01/media/pdf/Lehrer-Begleitheft%<br />
20Schuelerkale<strong>der</strong>%202006_07.pdf<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung<br />
91
<strong>Verbraucher</strong>bildung<br />
92<br />
Berufliche Fortbildung:<br />
Bundesverband sichert hohe Beratungsstandards<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband liefert mit seinem jährlichen Fortbildungsangebot<br />
für die Angehörigen seiner Mitgliedsverbände einen wesentlichen Beitrag zur<br />
Sicherung einer bundesweit gleichen und hohen Qualität <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>beratung und<br />
-information. Im Fortbildungsjahr von April 2006 bis zum März 2007 kamen 1.534 Seminarbesucher<br />
aus den <strong>Verbraucher</strong>zentralen und rund 300 Teilnehmer aus den an<strong>der</strong>en<br />
Mitgliedsverbänden zu den insgesamt 86 Seminaren. Der hohe Stellenwert dieses Fortbildungsangebots<br />
für eine qualifizierte <strong>Verbraucher</strong>arbeit zeigte sich an <strong>der</strong> intensiven<br />
Nutzung durch die Beratungskräfte: <strong>Die</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Teilnehmer aus den <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
(52 Prozent) besuchte mehrere Seminare.<br />
Zusätzlich zu den Seminaren können die in <strong>der</strong> Beratung engagierten Kollegen und Kolleginnen<br />
auch die im Intranet verfügbaren Seminarmaterialien zur Weiterbildung o<strong>der</strong><br />
Auffrischung ihrer Kenntnisse nutzen. Das gilt auch für den Fernlehrgang <strong>Verbraucher</strong>recht,<br />
dessen Lehrbriefe den Angehörigen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen in ELVIS zur Aktualisierung<br />
ihrer Kenntnisse zur Verfügung stehen.<br />
l www.verbraucherbildung.de/fortbildungsprogramm
<strong>Die</strong> <strong>Verbraucher</strong>infothek:<br />
Verjüngungskur in digitaler Qualität in Vorbereitung<br />
Service und Unterstützung <strong>der</strong> Mitgliedsverbände – eines <strong>der</strong> zentralen Instrumente<br />
bei dieser Kernaufgabe des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands ist auch die Infothek.<br />
<strong>Die</strong>ses 1987 erstmals bundesweit angebotene Informationssystem bildet in den Beratungsstellen<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen, aber auch in vielen Bibliotheken und Bürgerämtern<br />
Rückgrat und Basis <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>information. Heute informiert die Infothek<br />
mit 310 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland sowie in den deutschsprachigen<br />
Regionen Belgiens und Italiens mit Basisinfos, Tests, Empfehlungen und Übersichten<br />
zu nahezu allen <strong>Verbraucher</strong>themen.<br />
<strong>Die</strong> Infothek passt sich den verän<strong>der</strong>ten Bedingungen in <strong>der</strong> Informationswelt an. War<br />
es in <strong>der</strong> Vergangenheit das Bestreben, dem Ratsuchenden möglichst umfassend als<br />
zentrale Plattform zur Selbstinformation zur Verfügung zu stehen, so gebieten die sich<br />
ständig erweiternden Möglichkeiten <strong>der</strong> Netzwelt qualitative Anpassungen. Themen,<br />
die im direkten Kontakt mit dem <strong>Verbraucher</strong> effizienter vermittelt werden können,<br />
wurden daher ausgeglie<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong> Infothek kann sich so verstärkt auf die Themen konzentrieren,<br />
die <strong>der</strong> Nachfrage beim <strong>Verbraucher</strong> bislang am deutlichsten entsprochen<br />
haben. <strong>Die</strong>s sind vor allem Themen aus den Gebieten Finanzdienstleistungen, Unterhaltungselektronik,<br />
Telekommunikation, Computer und Multimedia sowie <strong>der</strong> Bereich<br />
Haushalt, <strong>der</strong> nach wie vor als Klassiker <strong>der</strong> Infothek gelten kann.<br />
Damit die Infothek in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Informationsflut als eigenständiges, unabhängiges<br />
Selbstinformationsmedium vom <strong>Verbraucher</strong> identifiziert werden kann, haben die einzelnen<br />
Informationsseiten eine prägnante grafische Klammer als Rahmen erhalten.<br />
Auch bei Fremdartikeln wird so deutlich erkennbar, dass Artikel externer Quellen erst<br />
nach Expertenprüfung und redaktioneller Bearbeitung in die Infothek gelangen. Seit<br />
dem Januar 2006 wird die Infothek komplett in einem digitalen Arbeitsprozess erstellt,<br />
so dass die Voraussetzung für die Option einer vollelektronischen Distribution an die<br />
Einzelstandorte und einer Präsentation im Internet schrittweise geschaffen werden<br />
kann.<br />
Service für Mitglie<strong>der</strong><br />
93
Service für Mitglie<strong>der</strong><br />
94<br />
Für das Jahr 2007 steht die große Aufgabe an, die Informationen <strong>der</strong> gesamten Infothek<br />
dem <strong>Verbraucher</strong> auch im Internet zur Verfügung zu stellen. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> Arbeit wird darin bestehen, das Angebot und die Vielfalt <strong>der</strong> Infothek beim <strong>Verbraucher</strong><br />
durch geeignete Marketingmaßnahmen besser bekannt zu machen, um die Nutzerzahlen<br />
zu erhöhen.<br />
l www.verbraucherinfothek.de<br />
Mailingliste <strong>Verbraucher</strong>recht:<br />
Was passiert im <strong>Verbraucher</strong>recht?<br />
<strong>Die</strong> Mailingliste <strong>Verbraucher</strong>recht dient als tagesaktuelles Anfrage- und Informationsmedium<br />
sowie als Forum für Diskussionen über den Umgang mit rechtlich problematischen<br />
Konstellationen im <strong>Verbraucher</strong>recht.<br />
Teilnehmer sind 320 Juristen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>organisationen, insbeson<strong>der</strong>e auch rechtsberatend<br />
tätige Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen, Juristen <strong>der</strong> Mitgliedsverbände<br />
des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes, verbraucherrechtlich tätige Rechtsanwälte<br />
sowie mit solchen Fragestellungen befasste Mitarbeiter von Bundes- wie Landesverwaltungen.<br />
Das Fachwissen <strong>der</strong> Teilnehmer kann somit im Interesse <strong>der</strong> Rechtsanwendung<br />
gebündelt werden. Mögliche Synergien zwischen den Berufsgruppen werden geför<strong>der</strong>t.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/themen/1/3/mit_intro/index.html
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
96<br />
<strong>Verbraucher</strong>politische Korrespondenz<br />
<strong>Die</strong> im Herbst 2005 in völlig neuem Gewand gestartete <strong>Verbraucher</strong>politische Korrespondenz<br />
findet steigendes Leserinteresse: Inzwischen beziehen rund 800 Abonnenten<br />
die alle zwei Monate erscheinende Druck-Ausgabe <strong>der</strong> Zeitschrift. Hinzukommen etwa<br />
2.200 Abonnenten <strong>der</strong> Online-Version. <strong>Die</strong> vpk bietet einen Überblick nicht allein über<br />
aktuelle Vorhaben und Projekte des <strong>vzbv</strong>. Sie informiert auch über wichtige verbraucherpolitische<br />
Entwicklungen und gehört damit zu den Basismedien <strong>der</strong> verbraucherpolitischen<br />
Gemeinschaft in Deutschland. Als Meinungsforum trug die vpk mit Gastbeiträgen<br />
prominenter Autoren zur Profilbildung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>politik bei. Zu den Gastautoren<br />
zählten 2006 Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, die frühere Vorsitzende des<br />
Bundestagsverbraucherausschusses Bärbel Höhn, EU-Kommissar Markos Kyprianou,<br />
die <strong>Verbraucher</strong>schutzminister von Brandenburg und NRW, <strong>Die</strong>tmar Woidke und Eckhard<br />
Uhlenberg sowie Manfred Zöllmer, verbraucherpolitischer Sprecher <strong>der</strong> SPD-<br />
Bundestagsfraktion.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/go/vpk/<br />
praxis 4 :<br />
Qualifizierter Einstieg in den <strong>Verbraucher</strong>journalismus<br />
Drei Jahre nach seinem Start kann das Traineeprogramm praxis 4 auf eine erfolgreiche<br />
Zwischenbilanz verweisen. Fast allen <strong>der</strong> bislang 20 Absolventen gelang mit dem Programm<br />
<strong>der</strong> Berufseinstieg in den Journalismus. Zu den Arbeitgebern <strong>der</strong> Absolventen<br />
gehören unter an<strong>der</strong>en Medien wie <strong>der</strong> Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB), <strong>der</strong> Tagesspiegel<br />
und die Zeitschriften test und FINANZtest.<br />
Das von <strong>der</strong> ING DiBA mit Stipendien für die Trainees geför<strong>der</strong>te Programm wird gemeinsam<br />
vom <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband und <strong>der</strong> Stiftung Warentest organisiert.<br />
Zu den Kooperationspartnern gehören <strong>der</strong> RBB, <strong>der</strong> Tagesspiegel, <strong>der</strong> Deutsche Mieterbund,<br />
ZDF-WiSo und die Berliner Journalistenschule.<br />
Unter dem Stichwort „Generation Praktikum“ ist <strong>der</strong> Umgang mit Praktikanten zuletzt<br />
kontrovers diskutiert worden. Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband nimmt diese
Debatte sehr ernst und hat sich mit praxis 4 2007 dem Projekt Fair Company<br />
angeschlossen, einer Initiative von insgesamt 712 Unternehmen.<br />
Kern <strong>der</strong> Initiative ist eine Selbstverpflichtung, bei Praktika faire Chancen,<br />
eine professionelle Betreuung und eine angemessene Bezahlung zu bieten.<br />
Damit dokumentieren wir, dass die Praktika im Rahmen von praxis 4<br />
Bestandteil eines fundierten Qualifizierungsprogramms sind.<br />
l www.praxis4.de<br />
Medienservice fürs Radio:<br />
<strong>Verbraucher</strong>schutz in Studioqualität<br />
Der <strong>vzbv</strong> hat seinen Service für Hörfunkjournalisten weiter ausgebaut.<br />
Neben digital erhältlichen O-Tönen über die <strong>vzbv</strong>-Website bietet <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverband eine verbesserte technische Infrastruktur<br />
für Hörfunkinterviews. Seit Februar 2007 ist <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> mit einem sogenannten<br />
Audiocodec (Scoopy) anwählbar. Rundfunkanstalten können den<br />
<strong>vzbv</strong> damit praktisch in Studioqualität anwählen, Interviews führen o<strong>der</strong><br />
zu Livesendungen zuschalten.<br />
l Terminabstimmung über die <strong>vzbv</strong>-Pressestelle,<br />
Tel. (030) 258 00 525<br />
www.<strong>vzbv</strong>.de:<br />
Ausbau des Informationsangebots<br />
Unsere Website verzeichnete auch 2006 einen starken Zuwachs bei den<br />
Zugriffen. Jeden Monat klicken zwischen 50.000 bis 80.000 Nutzer auf die<br />
Website des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands. Insgesamt erfolgten<br />
von Januar bis Dezember 2006 rund 730.000 Zugriffe.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hat seine Website auch 2006 ausgebaut und verbessert. Zu den<br />
neuen Informationsangeboten zählen:<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
97
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
98<br />
l Direkter Weg zum Interview<br />
Der Pressebereich unserer Website bietet Journalisten seit kurzem einen noch direkteren<br />
Kontakt zu den gesuchten Gesprächspartnern. Eine neue Übersicht zum Thema<br />
„Welche <strong>Verbraucher</strong>zentrale bietet welche Themenschwerpunkte an?“ liefert eine<br />
Hilfestellung für Recherchen und Interviews – nach Themen übersichtlich sortiert, mit<br />
Ansprechpartnern aus den Pressestellen <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/beratungsangebote_vz_uebersicht_november_2006.pdf<br />
l <strong>vzbv</strong>-Ratgebershop in neuem Design<br />
Der Ratgebershop hat ein neues Design erhalten. Nutzer und Journalisten können sich<br />
die Titelseiten <strong>der</strong> Ratgeber nunmehr in hoher Auflösung von 300 dpi direkt herunterladen.<br />
Von <strong>der</strong> Startseite aus kann man einen Newsletter abonnieren. <strong>Die</strong> Rubriken<br />
sind übersichtlicher und haben neue Unterteilungen erhalten. Allgemeine Geschäftsbedingungen,<br />
die Hinweise zum Datenschutz und zur SSL-Verschlüsselung sind noch<br />
leichter zu finden.<br />
l www.<strong>vzbv</strong>.de/ratgeber<br />
Internet-Projekte:<br />
Hohe Informationsdichte bei Fachthemen<br />
l www.verbraucher-gegen-spam.de<br />
<strong>Die</strong>se Website informiert über Spam, Schutzmaßnahmen und Möglichkeiten <strong>der</strong> Gegenwehr<br />
in kompakter Form. Wer sich über das Thema Spam umfassend informieren<br />
möchte, findet hier Hintergrundinformationen, Anleitungen, Musterschreiben und<br />
rechtliche Grundlagen. <strong>Die</strong> Website wurde vom Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und <strong>Verbraucher</strong>schutz (BMELV) als Teil des Projekts „Spamkampagne“<br />
geför<strong>der</strong>t. Sie wurde in Zusammenarbeit mit den <strong>Verbraucher</strong>zentralen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
erarbeitet.
l www.verbraucherzentrale-energieberatung.de<br />
Das neue Portal bietet seit Januar 2007 einen direkten und zentralen<br />
Zugang zur Energieberatung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
und <strong>Verbraucher</strong>verbände. Zu finden ist eine komplette Übersicht<br />
aller Beratungsangebote zur Energieeinsparung sowie Informationen<br />
zum Einsatz erneuerbarer Energien bei privaten Wohngebäuden.<br />
Das Projekt wird geför<strong>der</strong>t vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Technologie. Es ergänzt die ebenfalls neue bundesweite<br />
Service-Rufnummer (0900) 136 374 43 – auch als Vanity-<br />
Nummer wählbar: 0900 1 ENERGIE – unter <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong> direkt<br />
einen Beratungstermin bei einem von 250 Energieexperten <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen vereinbaren können.<br />
l www.verbraucherzentrale.de<br />
Als zentraler und direkter Zugang zu den Informationsangeboten<br />
aller <strong>Verbraucher</strong>zentralen hat sich das Portal www.verbraucherzentrale.de<br />
bewährt. Journalisten bietet das Portal einen Überblick über Ansprechpartner<br />
und Themenschwerpunkte aller 16 <strong>Verbraucher</strong>zentralen. Auch für die Information<br />
über bundesweite Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen ist das Portal geeignet. Hierzu<br />
zählten beispielsweise folgende Projekte und Kampagnen:<br />
l Patientenberatung: <strong>Verbraucher</strong>zentralen informieren unabhängig<br />
l Online-Umfrage zu Mobile Commerce<br />
l Bundesweite Kampagne zum Urheberrecht<br />
l Fragebogenaktion: Ratenkredit mit Restschuldversicherungen<br />
l Umfrage zu den Herkunftsangaben von Lebensmitteln<br />
l Ausstellung Clever kaufen – Expedition durch den Labeldschungel<br />
l Tipps zur Mehrwertsteuer<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
99
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung „Expedition<br />
durch den Label-Dschungel“ war<br />
Gast bei <strong>der</strong> UN-Dekade Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung im<br />
Dezember 2006 in Bonn: Prof. Dr.<br />
Gerhard de Haan, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Nationalkommitees <strong>der</strong> UN-<br />
Dekade, Prof. Dr. Edda Müller,<br />
Vorstand <strong>vzbv</strong> und Susanne Meier,<br />
Direktor CSR-Politik und<br />
-Strategie Deutsche Post AG<br />
100<br />
l www.label-dschungel.de<br />
Als Ergänzung zur bundesweiten Ausstellung „Clever kaufen – Expedition durch den<br />
Labeldschungel“ bietet die Website www.label-dschungel.de vertiefende Informationen.<br />
Ausstellung und Website geben einen Überblick über ausgewählte, vertrauenswürdige<br />
Label und Kennzeichnungen für nachhaltige Produkte verschiedener Konsumbereiche.<br />
l www.consumersdigitalrights.org<br />
<strong>Die</strong>se umfangreiche Informations-Website des Europäischen <strong>Verbraucher</strong>verbands<br />
BEUC ist auf Initiative des <strong>vzbv</strong> seit 2006 neben einer englischen und französischen<br />
Version auch auf Deutsch verfügbar. Hier können sich <strong>Verbraucher</strong> über ihre grundlegenden<br />
Rechte in <strong>der</strong> digitalen Welt und zum Digitalen Rechtemanagement (DRM)<br />
informieren.
Veröffentlichungen<br />
Ratgeber<br />
l Datenschutz für <strong>Verbraucher</strong>, 2. Auflage 2006<br />
(in Zusammenarbeit mit dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz<br />
Schleswig-Holstein und <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Schleswig-Holstein)<br />
l Wärmedämmung vom Keller bis zum Dach, 4. Auflage 2006<br />
l Richtig versichert – viel Geld gespart, 21. Auflage 2006<br />
l Häuser aus zweiter Hand, 7. Auflage 2007<br />
l Feuchtigkeit und Schimmelbildung, 13. Auflage 2007<br />
Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
l 19, 16 o<strong>der</strong> 7 Prozent?: Tipps zur Mehrwertsteuer:<br />
Faltblatt zur Erhöhung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer<br />
l Gesundheitsreform 2007 – Was bringt sie Neues? Faltblatt zur Gesundheitsreform<br />
l Ratgeber für <strong>Verbraucher</strong>: Übersicht über das Ratgebersortiment<br />
und die <strong>vzbv</strong>-Schriftenreihe, mehrere Auflagen<br />
l Schriftenreihe des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes zur <strong>Verbraucher</strong>politik:<br />
Informationsbroschüre<br />
l <strong>Verbraucher</strong>politische Korrespondenz, Zeitschrift des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbandes<br />
l <strong>Die</strong> <strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>, Faltblatt zur Selbstdarstellung des <strong>vzbv</strong><br />
in deutsch und englisch, mehrere Auflagen<br />
Dokumentationen und wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />
l Dokumentation <strong>der</strong> Tagung „Abfallpolitik: Selbstbedienungsladen o<strong>der</strong> effiziente<br />
Ressourcenwirtschaft?“, Berlin 2006<br />
l Dokumentation <strong>der</strong> Tagung „Pflegefall Pflegeversicherung“, Berlin 2006<br />
l Dokumentation <strong>der</strong> Tagung „<strong>Verbraucher</strong>schutz: Recht harmlos?“, Berlin 2006<br />
l Dokumentation <strong>der</strong> Tagung „Mehr Tierschutz, mehr Umsatz?“, Berlin 2007<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
101
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
102<br />
l <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): Schuldenreport 2006, Band 7 <strong>der</strong><br />
Schriftenreihe zur <strong>Verbraucher</strong>politik, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2006<br />
l <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): Werbung und Sponsoring in <strong>der</strong> Schule,<br />
Band 8 <strong>der</strong> Schriftenreihe zur <strong>Verbraucher</strong>politik, Berliner Wissenschafts-Verlag,<br />
Berlin 2006<br />
l <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): Hat <strong>der</strong> ländliche Raum eine Zukunft?,<br />
Band 9 <strong>der</strong> Schriftenreihe zur <strong>Verbraucher</strong>politik, Berliner Wissenschafts-Verlag,<br />
Berlin 2006<br />
l <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband (Hg.): <strong>Verbraucher</strong>schutz bei digitalen Medien,<br />
Band 10 <strong>der</strong> Schriftenreihe zur <strong>Verbraucher</strong>politik, Berliner Wissenschafts-Verlag,<br />
Berlin 2007<br />
Pressekonferenzen<br />
l Pressekonferenz „Starke Wirtschaft mit starken <strong>Verbraucher</strong>n?<br />
Eine Bewertung <strong>der</strong> alten und neuen Bundespolitik“ (11.1.2006)<br />
l Pressekonferenz „Unsichere Lebensmittel“ (19.1.2006)<br />
l Pressefrühstück <strong>Verbraucher</strong>-Macht-Nichts?! Wohin steuert die <strong>Verbraucher</strong>politik?<br />
(10.2.2006)<br />
l Pressekonferenz „Schuldenreport 2006“ (15. Februar 2006)<br />
l Pressekonferenz BGH-Urteile ohne Folgen? <strong>vzbv</strong> zieht Bilanz<br />
seiner Verbandsklagearbeit (8.5.2006)<br />
l Pressekonferenz „Pflegefall Pflegeversicherung“ (19.5.2006)<br />
l Pressekonferenz <strong>Verbraucher</strong>schutzindex <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> (3.06.2006)<br />
l Pressekonferenz „Aus für Privatkopie, Bildung und Datenschutz?“ (13.07.2006)<br />
l Pressekonferenz „Geiz ist out bei Fleisch und Wurst: Bringt mehr Tierschutz mehr<br />
Umsatz?“ (25.10.2006)<br />
l Pressekonferenz „Energieeffizienz ist machbar“ (13.11.2006)<br />
l Pressekonferenz zur Internationalen Grünen Woche: Agrarwirtschaft im Umbruch –<br />
und wo bleibt <strong>der</strong> Konsument? (17.1.2007)<br />
l Pressekonferenz Restschuldversicherung (25.1.2007)<br />
l Pressekonferenz Charta Digitaler <strong>Verbraucher</strong>rechte mit BMELV (29.1.2007)<br />
l Pressekonferenz Untersuchung rauchfreie Gaststätten (13.2.2007)<br />
l Pressekonferenz „Finanzdienstleistungen in Europa“ (15.3.2007)
Haushalt und Organisation
Haushalt und Organisation<br />
104<br />
Haushalt und Finanzen<br />
Kernhaushalt<br />
Der Gesamthaushalt des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands im Haushaltsjahr 2006<br />
umfasste insgesamt Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 13.042.651 Euro.<br />
Im Kernhaushalt des Verbandes wurden zur Durchführung <strong>der</strong> satzungsgemäßen Aufgaben<br />
8.844.928 Euro planmäßig bewirtschaftet. Als Fehlbedarfsfinanzierung wurden<br />
vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und <strong>Verbraucher</strong>schutz, wie<br />
im Vorjahr zur institutionellen Finanzierung davon Mittel in Höhe von 8.766.000 Euro<br />
bereitgestellt. <strong>Die</strong> übrigen rund acht Prozent <strong>der</strong> geplanten Ausgaben wurden durch<br />
Eigeneinnahmen gedeckt. Für die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Haushaltsdurchführung im Jahr<br />
2006 wurden auf Antrag des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands nach schriftlicher<br />
Zustimmung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
(BMELV) eine Mittelumsetzung genehmigt, weil ein unabweisbarer und nicht vorhersehbarer<br />
Bedarf an Ausgaben zum Kauf einer Telefonanlage bestand. Bisher war die<br />
Telefonanlage gemietet. Nach den Ergebnissen einer beschränkten Ausschreibung war<br />
<strong>der</strong> Kauf eine wirtschaftliche Entscheidung.<br />
Im Jahr 2006 wurden insgesamt 92,8 Prozent <strong>der</strong> geplanten Einnahmen erfüllt und<br />
entsprechend für Ausgaben eingesetzt. Dabei konnten erstmalig 661.521,05 Euro <strong>der</strong><br />
bewilligen Zuwendungen nicht verwendet werden. <strong>Die</strong>se wurden mit Zustimmung des<br />
BMELV zur Liquidität im Jahr 2007 eingesetzt. <strong>Die</strong> nicht eingesetzten Mittel sind Min<strong>der</strong>ausgaben<br />
bei den Personalausgaben und bei Sachkosten, insbeson<strong>der</strong>e bei dem Titel<br />
Veranstaltungen und Veröffentlichungen. Mehreinnahmen entstanden hauptsächlich<br />
bei <strong>der</strong> Erstattung von Prozesskosten. Bei dieser Einnahmeposition besteht ein Fließvermerk<br />
zu den Ausgaben, sodass mit diesen Einnahmen die geplanten Ausgaben<br />
bei den Prozesskosten zur Durchführung von juristischen Maßnahmen gegenüber<br />
Anbietern im Bereich Unlauterer Wettbewerb und Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />
verstärkt werden konnten.<br />
In den Ausgaben des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands sind Leistungen für die<br />
Mitglie<strong>der</strong> in den Bereichen <strong>der</strong> Verbandsklagetätigkeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Konferenzen und Hauptherausgeberleistungen bei <strong>der</strong> Ratgeberproduktion<br />
enthalten. Daneben wurden quantifizierbare <strong>Die</strong>nstleistungen des Bundesverbands
erbracht für seine Mitglie<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e den <strong>Verbraucher</strong>zentralen, im Umfang<br />
von 1.915.377 Euro für die Weiterentwicklung von Datenbanken im Intranet, den Herausgeberleistungen<br />
<strong>der</strong> Infothek, <strong>der</strong> beruflichen Fortbildung <strong>der</strong> Mitarbeiter in <strong>der</strong><br />
Beratungstätigkeit, <strong>der</strong> Netzwerkgruppenarbeit zur Erarbeitung bundeseinheitlicher<br />
Beratungsstandpunkte. Außerdem wurden die vom BMELV und an<strong>der</strong>en Zuwendungsgebern<br />
geför<strong>der</strong>ten Projekte von <strong>der</strong> Geschäftsstelle koordiniert und finanzielle Mittel<br />
zur Durchführung <strong>der</strong> Aufgaben an die <strong>Verbraucher</strong>zentralen weitergeleitet und abgerechnet.<br />
Projekthaushalt<br />
Der Projekthaushalt des <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverbands umfasste im Jahr 2006<br />
insgesamt 28 Projekte mit einem Finanzvolumen von 4.652.611 Euro. Davon wurden<br />
4.197.723 Euro verausgabt und 454.888 Euro im Abrechnungsjahr nicht eingesetzt<br />
und in das folgende Jahr übernommen. Von den nicht einzusetzenden Mitteln stehen<br />
192.162 Euro entsprechend <strong>der</strong> Bewilligungsbescheide zu den Projekten zur weiteren<br />
Verwendung im Folgejahr zur Verfügung und 262.726 Euro wurden als nicht verbrauchte<br />
Mittel an die jeweiligen Zuwendungsgeber zurück überwiesen.<br />
Vom BMELV wurden im Jahr 2006 sieben Projekte für den <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband<br />
geför<strong>der</strong>t, für die Ausgaben in Höhe von insgesamt rund 818.764 Euro bereitgestellt<br />
wurden. Davon wurde das Projekt „Spam-Kampagne“ im Berichtsjahr abgeschlossen<br />
und gegenüber dem Zuwendungsgeber mit einer Rückzahlung von 7.116,76<br />
Euro im Januar 2007 abgerechnet. Zur Gewährleistung von mehr Transparenz bei <strong>der</strong><br />
Ernährungsaufklärung wurden die Projekte zur Sinnesschulung für Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> „Mach-<br />
Bar-Tour“ und „Ausgewogen Essen mit 60plus“ im Umfang von insgesamt 551.088 Euro<br />
in Zusammenarbeit mit allen <strong>Verbraucher</strong>zentralen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> durchgeführt. Das Projekt<br />
zur verbraucherorientierten Qualifizierung von Regionalinitiativen zur För<strong>der</strong>ung<br />
beson<strong>der</strong>er Leistungen im Tier- und Umweltschutz sowie die Weiterführung des Projektes<br />
für Qualifizierungsmaßnahmen des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege<br />
wurde im Jahr 2006 abgerechnet. Das Projekt „Ambulante Pflegeleistungen“ wurde im<br />
Umfang von 32.992 Euro für die Jahresscheibe 2006 bewilligt und wird im Jahr 2007<br />
weitergeführt.<br />
Für die sechs Teilprojekte zur Energiereinsparberatung wurden im Jahr 2006 vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie über das Bundesamt für Wirtschaft und<br />
Haushalt und Organisation<br />
105
Haushalt und Organisation<br />
106<br />
Ausfuhrkontrolle (BAFA) 3.138.377 Euro bereitgestellt. Insgesamt wurden für die Energieprojekte<br />
262.726 Euro dieser Mittel nicht verwendet und an den Zuwendungsgeber<br />
zurück überwiesen, weil insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> stationären Energieberatung und im Fallmanagement<br />
vor Ort die Beratungen nicht wie geplant durchgeführt werden konnten.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Projektdurchführung wurde im Jahr 2006 ein Entgelt für die persönliche<br />
Beratung von <strong>Verbraucher</strong>n eingeführt. Mit den bewilligten Mitteln wurden erste Umsetzungen<br />
des nach <strong>der</strong> Evaluierung <strong>der</strong> Energieberatung entwickelten Kommunikationskonzeptes<br />
finanziert.<br />
Von <strong>der</strong> Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne<br />
„Clever kaufen“ an den <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband für zwei Projekte<br />
Mittel im Umfang von 145.000 Euro bereitgestellt, die im Rahmen von Weiterleitungsverträgen<br />
an die <strong>Verbraucher</strong>zentrale NRW zur Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentralen eingesetzt wurden. Beide Projekte wurden kostenneutral bis<br />
30.06.2007 verlängert, um die geplanten Veranstaltungen durchführen zu können.<br />
Vom Bundesversorgungsamt wurden zur Durchführung einer Untersuchung zum Nichtraucherschutz<br />
93.395 Euro bereitgestellt. <strong>Die</strong> Ergebnisse wurden mit <strong>der</strong> Drogenbeauftragten<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung in einer Pressekonferenz vorgestellt. Für die Herausgabe<br />
und Redaktion <strong>der</strong> in den <strong>Verbraucher</strong>beratungsstellen eingesetzten bundeseinheitlichen<br />
Infothek wurden von den <strong>Verbraucher</strong>zentralen Finanzierungsanteile an die<br />
Geschäftsstelle bereitgestellt und damit in Höhe von rund 31.000 Euro ein Teil <strong>der</strong> für<br />
diese Arbeiten erfor<strong>der</strong>lichen Personalkapazitäten finanziert.<br />
Als Projekt wurde die Umlage <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen zur Nutzung des bundesweiten<br />
Intranet bewirtschaftet. Im Berichtsjahr wurden Einnahmen in Höhe von 158.831 Euro<br />
abgerechnet. Auch die Nutzung <strong>der</strong> Programme von Morgen&Morgen im Bereich <strong>der</strong><br />
Finanzdienstleistungen werden über die Geschäftsstelle koordiniert und die Kosten<br />
auf die <strong>Verbraucher</strong>zentralen umgelegt. Im Jahr 2006 sind dafür 36.644 Euro vereinnahmt<br />
worden. Da die Umlagenabrechnungen vereinbarungsgemäß erst im Dezember<br />
erfolgten, wurden die offenen Einnahmen zum Ausgleich <strong>der</strong> Ausgaben übertragen und<br />
Anfang 2007 von den <strong>Verbraucher</strong>zentralen ausgeglichen.
Vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wurden über die Deutsche<br />
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Jahr 2006 Projekte zum Aufbau<br />
<strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>arbeit in Rumänien und Albanien in Höhe von insgesamt 118.100 Euro<br />
bereitgestellt. Von <strong>der</strong> EU wurden für Twinning-Projekte in <strong>der</strong> Türkei Ausgaben in Höhe<br />
von insgesamt 31.170 Euro finanziert. Von Consumer International wurden für das Projekt<br />
„Kartellrecht“ bisher Mittel im Umfang von 21.208 Euro im Jahr 2006 zur Verfügung<br />
gestellt. Von <strong>der</strong> Kreditanstalt für Wie<strong>der</strong>aufbau wurden für den „Wohnbauför<strong>der</strong>er“,<br />
ein Online-Angebot zur Baufinanzierung, Mittel im Umfang von 28.213 Euro zur Verfügung<br />
gestellt. Weitere kleine Projekte wurden als Nachauftragnehmer im Volumen<br />
von insgesamt rund 7.259 Euro durchgeführt.<br />
Haushalt und Organisation<br />
107
Haushalt und Organisation<br />
108<br />
Gesamtübersicht zum Jahresabschluss 2006<br />
EINNAHMEN<br />
Institutioneller Haushalt ..................................................................... 8.844.927,92 €<br />
davon<br />
Einnahmen aus Veröffentlichungen .......................................................... 467.851,72 €<br />
Vermischte Einnahmen ........................................................................... 237.284,01 €<br />
Zuwendungen des BMELV .................................................................... 8.104.478,95 €<br />
Erstattung von Verwaltungsausgaben ......................................................... 11.710,00 €<br />
Mitgliedsbeiträge ..................................................................................... 23.050,00 €<br />
Sonstige Zuschüsse ....................................................................................... 553,24 €<br />
Projektför<strong>der</strong>ung .................................................................................. 4.197.723,50 €<br />
Gesamtsumme <strong>der</strong> Ist-Einnahmen ...................................................... 13.042.651,42 €<br />
AUSGABEN<br />
Institutioneller Haushalt ..................................................................... 8.844.927,92 €<br />
davon<br />
Personalausgaben ................................................................................ 4.318.168,05 €<br />
Geschäftsbedarf ..................................................................................... 205.506,54 €<br />
Bewirtschaftung <strong>der</strong> Gebäude und Räume ............................................... 191.040,34 €<br />
Mieten und Pachten ................................................................................ 438.128,23 €<br />
Aus- und Fortbildung ................................................................................. 37.333,87 €<br />
Sachverständige (einschließlich Netzwerkgruppen) ................................. 845.153,40 €<br />
Mitglie<strong>der</strong> in Fachgremien ......................................................................... 22.072,20 €<br />
Prozesskosten für Klagen nach dem UWG und BGB ................................. 274.754,92 €<br />
Reisekosten ............................................................................................. 68.905,70 €<br />
Veranstaltungen und Veröffentlichungen .............................................. 1.832.654,65 €<br />
Mitgliedsbeiträge .................................................................................... 187.389,68 €<br />
Sonstige Sachkosten ................................................................................ 88.145,90 €<br />
Informationstechnik ................................................................................. 307.649,11 €<br />
Verschmelzungsbedingte Son<strong>der</strong>ausgaben ............................................... 28.025,33 €<br />
Projektför<strong>der</strong>ung .................................................................................. 4.197.723,50 €<br />
Gesamtsumme <strong>der</strong> Ist-Ausgaben ....................................................... 13.042.651,42 €
Organisation<br />
Der <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband e. V. (<strong>vzbv</strong>) ist die Dachorganisation <strong>der</strong> 16 <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und von 25 verbraucherpolitisch orientierten Verbänden.<br />
Der Verein hat drei Organe: die Mitglie<strong>der</strong>versammlung, den Verwaltungsrat und den<br />
Vorstand.<br />
Auch 2006 ist die Zahl <strong>der</strong> Mitgliedsverbände und För<strong>der</strong>mitglie<strong>der</strong> weiter gestiegen:<br />
Als neue Mitglie<strong>der</strong> konnte <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bundesverband die Deutsche<br />
Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) sowie das bisherige För<strong>der</strong>mitglied Deutscher<br />
LandFrauenverband gewinnen. Neues För<strong>der</strong>mitglied ist Germanwatch.<br />
Mitglie<strong>der</strong><br />
t Aktion Bildungsinformation e. V.<br />
t Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V.<br />
t Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Senioren-<br />
Organisationen e. V.<br />
t Bund <strong>der</strong> Energieverbraucher e. V.<br />
t Bundesverband <strong>der</strong> Meisterinnen und<br />
Meister <strong>der</strong> Hauswirtschaft e. V.<br />
t Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft<br />
e. V.<br />
t Deutsche Volksgesundheitsbewegung e. V.<br />
t Deutscher Caritasverband e. V.<br />
t Deutscher Evangelischer Frauenbund<br />
– Arbeitsgemeinschaft evangelischer<br />
Haushaltsführungskräfte e. V.<br />
t Deutscher Familienverband e. V.<br />
t Deutscher Frauenring e. V.<br />
t Deutscher Hausfrauen-Bund – Berufsverband<br />
<strong>der</strong> Haushaltsführenden<br />
t Deutscher LandFrauenverband e. V.<br />
t Deutscher Mieterbund e. V.<br />
t Diakonisches Werk <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Kirche in Deutschland e. V.<br />
t Familienbund <strong>der</strong> Katholiken e. V.<br />
t Gemeinschaft Hausfrauen – Berufsgemeinschaft<br />
in <strong>der</strong> Katholischen Frauengemeinschaft<br />
Deutschlands Bundesverband e. V.<br />
t Institut für angewandte <strong>Verbraucher</strong>forschung<br />
e. V.<br />
t Katholische Arbeitnehmer-<br />
Bewegung Deutschlands e. V.<br />
t Pro Bahn e. V.<br />
t Schutzgemeinschaft <strong>der</strong> Kapitalanleger e. V.<br />
t Verband Wohneigentum e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>Service im Katholischen<br />
Deutschen Frauenbund e. V.<br />
t Verkehrsclub Deutschland e. V.<br />
t Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften<br />
e. V.<br />
Haushalt und Organisation<br />
109
Haushalt und Organisation<br />
110<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Baden-Württemberg e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bayern e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Berlin e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Brandenburg e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Bremen e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Hamburg e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Hessen e. V.<br />
t Neue <strong>Verbraucher</strong>zentrale in<br />
Mecklenburg und Vorpommern e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Nordrhein-Westfalen e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Rheinland-Pfalz e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale des Saarlandes e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Sachsen e. V.<br />
Verwaltungsrat<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Sachsen-Anhalt e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Schleswig-Holstein e. V.<br />
t <strong>Verbraucher</strong>zentrale Thüringen e. V.<br />
För<strong>der</strong>mitglie<strong>der</strong><br />
t Bundesverband für Wohneigentum und<br />
Stadtentwicklung e. V.<br />
t Deutscher Gewerkschaftsbund<br />
t Eurotoques Stiftung<br />
t Germanwatch<br />
t RAL – Deutsches Institut für Gütesiche-<br />
rung und Kennzeichnung e. V.<br />
t Slow Food Deutschland<br />
t Stiftung Warentest<br />
t Transparency International Deutschland<br />
Der Verwaltungsrat wird von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung auf Vorschlag <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentralen<br />
(vier Mitglie<strong>der</strong>) und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Mitgliedsverbände (vier Mitglie<strong>der</strong>) gewählt.<br />
t Dr. Franz-Georg Rips, Bundesdirektor des<br />
Deutschen Mieterbundes, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
t Matthias Arkenstette, Bereichsleiter<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>zentrale Nordrhein-<br />
Westfalen, Stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong><br />
t Joachim Betz, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Sachsen<br />
t Gabriele Francke, Geschäftsführerin <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Berlin<br />
t Sigrid Lewe-Esch, Vorsitzende <strong>der</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Evangelischer<br />
Haushaltsführungskräfte des Deutschen<br />
Evangelischen Frauenbundes<br />
t Doris Schnei<strong>der</strong>-Zugowski, DGB,<br />
<strong>vzbv</strong>-För<strong>der</strong>mitglied<br />
t Olaf Weinel, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
t Elke Wieczorek, 2. Stellvertretende<br />
Präsidentin des Deutschen Hausfrauen-<br />
Bundes<br />
Vorstand<br />
t Prof. Dr. Edda Müller
Gremien und Mitgliedschaften<br />
Organigramm
Gremien und Mitgliedschaften<br />
112<br />
Vertretung in öffentlichen und privaten Organisationen<br />
Stand: 17. April 2007<br />
Mitgliedschaften des <strong>vzbv</strong><br />
International<br />
Consumers International (CI)<br />
Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC)<br />
Health Action International Europe<br />
National<br />
Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem afgis e. V.<br />
Bundesverband deutscher Pressesprecher e. V.<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)<br />
Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dgh)<br />
Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht e. V.<br />
Deutscher Baugerichtstag e. V.<br />
Institut für angewandte <strong>Verbraucher</strong>forschung e. V. (IFAV)<br />
Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland e. V.<br />
Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb)<br />
Beteiligungen<br />
Unabhängige Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD) – Gesellschafter<br />
Vertretung in an<strong>der</strong>en <strong>Verbraucher</strong>organisationen<br />
Stiftung Warentest<br />
Verwaltungsrat<br />
Kuratorium<br />
Expertenrunde Recht<br />
Expertenrunde Weiterbildungstests<br />
<strong>Verbraucher</strong>zentrale Berlin<br />
Arbeitsgruppe Grauer Kapitalmarkt<br />
Bundesministerien, nachgeordnete Behörden und Regierungskommissionen<br />
Bundeskanzleramt<br />
Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />
Bundesministerium für Gesundheit<br />
Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />
Sachverständigen-Ausschuss für Apothekenpflicht
Gemeinsamer Bundesausschuss in <strong>der</strong> Besetzung für die vertragsärztliche Versorgung<br />
nach § 91 Abs. 5 SGB V<br />
Plenum<br />
Unterausschuss Arzneimittel<br />
Unterausschuss Ärztliche Behandlung<br />
Unterausschuss Häusliche Krankenpflege<br />
Unterausschuss Qualitätssicherung<br />
Unterausschuss Verfahrensordnung<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
Modellprojekt, AG Qualitätssicherung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften<br />
Bundesministerium <strong>der</strong> Justiz<br />
Arbeitsgruppe Unlauterer Wettbewerb<br />
Arbeitsgruppe Urheberrecht<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
Jury Umweltzeichen<br />
Jurymitglied<br />
Plenum<br />
Ausschuss Vergabegrundlagen<br />
Ausschuss Marketing<br />
Ausschuss Europäisches Umweltzeichen/Internationale Kooperation<br />
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
Begleitausschuss für das Bundesprogramm Ökolandbau<br />
Wirtschaftsausschuss für Außenhandelsfragen<br />
Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission: Präsidium, Fachausschüsse 4, 7, 8, 12, 14, 15<br />
Zentrale Kommission für biologische Sicherheit (ZKBS) – Bereich <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
Akkreditierungsbeirat<br />
Ausschuss technische Arbeitsmittel und <strong>Verbraucher</strong>produkte (AtAV)<br />
Ausschuss für Gefahrstoffe<br />
Forum Digitale Medien<br />
– Organisationskomitee<br />
– Arbeitsgruppe Rechtsfragen<br />
Deutscher Wirtschaftsfilm-Preis<br />
Bundesamt für <strong>Verbraucher</strong>schutz und Lebensmittelsicherheit<br />
Fachbeirat <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />
Verwaltungsrat<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)<br />
Arbeitskreis <strong>Verbraucher</strong>schutz<br />
Versicherungsbeirat<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
113
Gremien und Mitgliedschaften<br />
114<br />
Bundesforschungsanstalt für Fischerei<br />
Beirat<br />
Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel<br />
Beirat zur Nationalen Verzehrstudie II<br />
Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
Sachverständigenkommission „Neuartige Lebensmittel“<br />
Bundesnetzagentur<br />
Ausschuss für technische Regulierung in <strong>der</strong> Telekommunikation (ATRT)<br />
Lenkungskreis<br />
Konsultationskreis Anreizregulierung<br />
Weitere Behörden und Organisationen<br />
Absatzfonds <strong>der</strong> deutschen Agrarwirtschaft<br />
Verwaltungsrat<br />
Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e. V.<br />
Kuratorium<br />
aid – infodienst <strong>Verbraucher</strong>schutz, Ernährung, Landwirtschaft e. V.<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
Verwaltungsrat<br />
Programmausschuss<br />
AG 6a – „<strong>Verbraucher</strong>schutz und neuartige Lebensmittel“<br />
Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung <strong>der</strong> Verbände – AG SBV<br />
Ständiger Ausschuss<br />
AK INSO<br />
AK Europa<br />
AK Geschäfte mit <strong>der</strong> Armut<br />
Bertelsmann Stiftung<br />
Beirat Projekt „Weiße Liste“<br />
Bundesmarktverband <strong>der</strong> Fischwirtschaft e. V.<br />
Forum „Bestandserhaltende Fischerei“<br />
Bundesverband für Wohneigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung (vhw)<br />
Kuratorium<br />
Centrale Marketinggesellschaft <strong>der</strong> Deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA)<br />
Koordinierungsbeirat<br />
Codex-Alimentarius-Kommission für Ernährung und diätetische Lebensmittel<br />
Deutsche Delegation (Gruppe bgvv)<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)<br />
Beirat<br />
Arbeitskreise Schule, Ernährung, Bildung
Koordinierungskreis „Öffentlich geför<strong>der</strong>te Ernährungsaufklärung“<br />
Koordinierungskreis „Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Ernährungsberatung“<br />
Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dgh)<br />
Vorstand<br />
Deutsche Gesellschaft für ökonomische Bildung<br />
Beirat<br />
Deutsche UNESCO Kommission<br />
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO)<br />
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG)<br />
Gesamtausschuss<br />
Hauptausschuss Testzentrum Lebensmittel<br />
Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V.<br />
AG Empfehlungen zur Neugestaltung des Heimrechts durch die Bundeslän<strong>der</strong><br />
Deutscher Weinfonds<br />
Verwaltungsrat<br />
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in <strong>der</strong> Pflege e. V.<br />
DIAS – Deutsches Institut für Anlegerschutz e. V.<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
DIN – Deutsches Institut für Normung<br />
<strong>Verbraucher</strong>rat – Ständiger Ausschuss des Präsidiums<br />
FOCUS ICT<br />
NASG AA 1 Corporate Social Responsibility (CSR)<br />
NAGD AA Markt- und Sozialforschung<br />
NAGD AA Betreutes Wohnen<br />
NAL Normenausschuss Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte<br />
Deutsches Forum für Prävention und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
AG 4 Organisation und Recht<br />
European Energy Exchange (EEX), Leipzig<br />
Börsenrat<br />
Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin<br />
Kuratorium<br />
Gematik GmbH (elektronische Gesundheitskarte)<br />
Beirat<br />
Hochschule <strong>der</strong> Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Kuratorium<br />
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
Kuratorium<br />
Beirat Datentransparenz, § 303<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
115
Gremien und Mitgliedschaften<br />
116<br />
Institut für <strong>Verbraucher</strong>journalismus<br />
Beirat<br />
Internationale Grüne Woche Berlin<br />
Fachbeirat<br />
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)<br />
Patientenbeirat<br />
Nationalkomitee – UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005–2014”<br />
Run<strong>der</strong> Tisch<br />
AG Schulische Bildung<br />
AG <strong>Verbraucher</strong>bildung in Finanzfragen<br />
AG Konsum<br />
Jury Dekadenprojekte<br />
Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb)<br />
erweiterter Vorstand<br />
PSD Banken<br />
Jury Medienpreis<br />
QS Qualität und Sicherheit GmbH<br />
Kuratorium<br />
RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.<br />
Präsidium<br />
Kuratorium<br />
Schlichtungsstelle Mobilität<br />
Beirat<br />
Spitzenverbände <strong>der</strong> Pflegekassen beim VdAK<br />
Programmbeirat zum Modellprogramm „Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Pflegeversicherung nach § 8 III SGB XI“<br />
Transparency International Deutschland e. V.<br />
Beirat<br />
Universität Bayreuth<br />
Kuratorium für den BA/MA-Studiengang Philosophy & Economics<br />
Verband Wohneigentum e. V.<br />
Beirat „Bauen und Wohnen“<br />
Vernetzungsstelle Schulverpflegung e. V.<br />
Beirat<br />
Versicherungsombudsmann e. V.<br />
Beirat<br />
Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e. V. (VDG)
Wissenschaftliche Gesellschaft für Lebensmittelrecht e. V. (WGL)<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP)<br />
Aufsichtsrat<br />
Internationale <strong>Verbraucher</strong>arbeit<br />
Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC)<br />
Vorstand (Executive)<br />
Working Group Food<br />
Working Group Energy Labelling and Energystar<br />
CLEF – Consumer Law Enforcement – Forum<br />
Consumers International (CI)<br />
Working Group Food<br />
Working Group Trade<br />
Working Group Standards<br />
Europäische Kommission<br />
Committee of European Banking Supervisors<br />
Beraten<strong>der</strong> Ausschuss<br />
DG Internal Market<br />
Working Group Payment Systems Market Group<br />
Working Group Fraud Prevention Expert Group<br />
Subgroup Identity Theft<br />
FIN-USE<br />
ECCG – European Consumer Consultative Group<br />
Working Group on Competion Issues<br />
Europäische Normung (CENELEC)<br />
BT (Bureau Technique)<br />
Europäische Vereinigung für die Koordinierung <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>vertretung<br />
in <strong>der</strong> europäischen Normung – ANEC<br />
Working Group Environment<br />
ANEC – interne Arbeitsgruppen<br />
Working Group Services<br />
Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss<br />
ICPEN – International Consumer Protection and Enforcement Network<br />
ISO – International Organisation for Standardisation<br />
COPOLCO – Committee on Consumer Policy<br />
Global Markets Group<br />
Working Group Corporate Social Responsibility<br />
TransAtlantic Consumer Dialogue (TACD)<br />
Working Group Information Society<br />
Working Group Food<br />
Working Group Intellectual Property<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
117
Organigramm<br />
Postanschrift Geschäftsstelle Berlin:<br />
Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin<br />
Tel. (030) 258 00-0<br />
Fax (030) 258 00-218<br />
info @ <strong>vzbv</strong>.de<br />
Pressestelle:<br />
Tel. (030) 258 00-525<br />
Fax (030) 258 00-522<br />
presse @ <strong>vzbv</strong>.de<br />
www.<strong>vzbv</strong>.de<br />
Mitarbeiter-E-Mail: nachname @ <strong>vzbv</strong>.de<br />
Besuchereingang:<br />
Kochstrasse 22, GSW-Gebäude<br />
ÈZugang, ÈWC<br />
Stand: 08.03.2007<br />
118<br />
Fachbereich 1 Finanzdienstleistungen<br />
Manfred Westphal<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 304<br />
Referat 1.1 Banken und allgemeine Fragen FDL<br />
Banken; Querschnittsfragen FDL;<br />
Schulden/Insolvenz; Grauer Kapitalmarkt<br />
Referat 1.2 Versicherungen<br />
Private Personen- und Sachversicherungen;<br />
Versicherungsrecht; Versicherungswirtschaft<br />
Referat 1.3 Geldanlage und private Altersvorsorge<br />
Kapitalanlage und -märkte; private und betriebliche Altersvorsorge;<br />
Nachhaltiges Investment; Steuerfragen<br />
Betriebsrat<br />
Vorsitzende: Maria-Luise Buchholz-Schüler<br />
Tel. (030) 258 00-214<br />
Stabsstelle S1 Strategisches Controlling/Gremien<br />
Gudrun Stoeff<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 513<br />
Aufgaben- und Finanzplanung;<br />
Projektentwicklung; Gremienarbeit<br />
Wissensmanagement und Intranet<br />
Fachbereich 2 Bauen, Energie, Umwelt<br />
Dr. Holger Krawinkel<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 310<br />
Referat 2.1 Nachhaltigkeit,<br />
verbraucherpolitische Grundsatzfragen<br />
Nachhaltiger Konsum; Verkehrspolitik;<br />
Grundsatzfragen netzgebundener <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
Referat 2.2 Umwelt<br />
Konsum und Umweltschutz; Elektrosmog; Umweltrelevante Normung;<br />
<strong>Verbraucher</strong>belange <strong>der</strong> Abfallpolitik; Chemikalienpolitik<br />
Referat 2.3 Bauen, Wohnen<br />
Privates und öffentliches Baurecht; Immobilienrecht;<br />
Bautechnik; Bauprodukte; Qualitätssicherung;<br />
Wohnungs- und Städtebaupolitik<br />
Referat 2.4 Energie/Justitiar<br />
Energierecht; Energiepolitik; Energieversorgungssysteme;<br />
Justitiariat<br />
Projekt Energie<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unabhängigen Beratung privater <strong>Verbraucher</strong><br />
über Möglichkeiten <strong>der</strong> Energieeinsparung
Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
Verwaltungsrat<br />
Vorstand<br />
Prof. Dr. Edda Müller<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 509/ - 511<br />
Stabsstelle S2 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Politische Kommunikation<br />
Carel Mohn<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 525<br />
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit; Lektorat;<br />
Veranstaltungen; Website; Corporate Design<br />
Fachbereich 3 Gesundheit, Ernährung<br />
Thomas Isenberg<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 432<br />
Referat 3.1 Ernährung sowie Codex Alimentarius<br />
Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz;<br />
WHO-Codex-Alimentarius; internationale und nationale<br />
Standardsetzung bei Lebensmitteln und Agrarprodukten<br />
Referat 3.2 Agrar- und<br />
ernährungspolitische Grundsatzfragen<br />
Agrar- und Ernährungspolitik; Agrarprodukte- und Lebensmittelhandel;<br />
Gütezeichen; Agrarproduktion; Futtermittel; Tierschutz; Gentechnik<br />
Referat 3.3 Pflege und kollektiver<br />
<strong>Verbraucher</strong>rechtsschutz<br />
Seniorenpolitik; Pflegeversicherungsrecht;<br />
Heimbewohnerschutzgesetz; Pflegedienste; Qualitätssicherung<br />
Referat 3.4 Gesundheit<br />
Gesundheitspolitik; Sozialversicherungsrecht; Arzneimittelpolitik;<br />
Arzneimittelrecht; ärztliche und zahnärztliche Versorgung;<br />
Qualitätssicherung; Public Health<br />
Stabsstelle S3 EU-Angelegenheiten, Internationales<br />
Anne-Lore Köhne<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 401<br />
Internationale Gremien; Organisationen u. Institutionen;<br />
Projekte in Mittel- und Osteuropa; Drittlän<strong>der</strong><br />
Fachbereich 4 Wirtschaftsfragen<br />
Patrick von Braunmühl<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 100<br />
Referat 4.1 Wirtschaftsrecht, Handel und Wettbewerb<br />
Einzelhandel; Werbung; Wettbewerbspolitik;<br />
Welthandel; Allgemeine <strong>Die</strong>nstleistungen;<br />
Zivil- und wirtschaftsrechtliche Fragen; Datenschutz<br />
Referat 4.2 Telekommunikation, Post, Medien<br />
Telekommunikation; Postdienstleistungen; Medien<br />
Referat 4.3 Normung, Produktsicherheit, Kennzeichnung<br />
Normung; Produktsicherheit; Kennzeichnung; Eichwesen<br />
Referat 4.4 Rechtsdurchsetzung<br />
Abmahnungen und Unterlassungsverfahren;<br />
UWG; Verstöße gegen <strong>Verbraucher</strong>schutzgesetze;<br />
Sammelklagen; Außergerichtliche Streitschlichtung<br />
Organigramm<br />
Fachbereich 5 Infrastruktur<br />
Uwe Hüser<br />
Vorzimmer: Tel. (030) 258 00 - 200<br />
Referat 5.1 Verwaltung<br />
Verwaltung und innerbetriebliche Organisation;<br />
Personal; <strong>Die</strong>nstreisen;<br />
Haushaltsrecht und Finanzbuchhaltung<br />
Referat 5.2 I&K Technik<br />
IT-Infrastruktur; Administration; User-Support;<br />
Kommunikations- und Bürotechnik; Internet<br />
Referat 5.3 Fortbildung und Wissensmanagement<br />
Jahresfortbildungsprogramm; Präsenz- und Online-Angebote;<br />
<strong>Verbraucher</strong>bildung; Forschungsmanagement<br />
5.4 Infothek<br />
Selbstinformationssystems Infothek mit<br />
integriertem Online-Angebot<br />
119
<strong>Verbraucher</strong>arbeit in Mittel- und Osteuropa<br />
Projekte des <strong>Verbraucher</strong>zentrale<br />
Bundesverbands 1992–2007<br />
EU-Mitglie<strong>der</strong>, in denen <strong>der</strong> <strong>vzbv</strong> * seit 1992<br />
Projektarbeit leistet o<strong>der</strong> geleistet hat<br />
Nicht-EU-Mitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Beitrittskandidaten, in denen <strong>der</strong><br />
<strong>vzbv</strong> * Projektarbeit leistet o<strong>der</strong> geleistet hat<br />
Deutschland<br />
übrige EU-Mitglie<strong>der</strong><br />
sonstige Län<strong>der</strong><br />
* bis 2001: Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>verbände (AgV)
Tschechien<br />
Polen<br />
Slowenien Kroatien<br />
Malta<br />
Slowakei<br />
Ungarn<br />
Serbien<br />
Montenegro<br />
Estland<br />
Litauen<br />
Lettland<br />
Rumänien<br />
Bulgarien<br />
Mazedonien<br />
Albanien<br />
Türkei<br />
Zypern
Wenn wir für uns beanspruchen, die<br />
„<strong>Stimme</strong> <strong>der</strong> <strong>Verbraucher</strong>“ zu sein, dann<br />
kommt es nicht darauf an, es allen recht<br />
zu machen. Es kommt darauf an, diese<br />
<strong>Stimme</strong> im entscheidenden Moment zu<br />
erheben. Nicht die schnelle Schlagzeile<br />
zählt, son<strong>der</strong>n die Substanz unserer Bot-<br />
schaft. Immerhin ist die einzige Ressource,<br />
auf die wir zurückgreifen können, die Über-<br />
zeugungskraft unserer Argumente.<br />
www.<strong>vzbv</strong>.de