Laserstrahlschweissen Leseprobe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Herausgeber: U. Dilthey<br />
Laserstrahlschweißen<br />
Prozesse, Werkstoffe,<br />
Fertigung und Prüfung<br />
Handbuch zum BMBF-Projektverband<br />
„Qualifizierung von Laserverfahren“<br />
im Rahmen des Förderkonzeptes<br />
Laser 2000
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />
Laserstrahlschweißen : Prozesse, Werkstoffe, Fertigung und<br />
Prüfung ; Handbuch zum BMBF-Projektverband<br />
„Qualifizierung von Laserverfahren“ im Rahmen des<br />
Förderkonzeptes Laser 2000 / Hrsg.: U. Dilthey. [Autoren: F.<br />
von Alvensleben ...]. – Düsseldorf : DVS-Verl., 2000<br />
ISBN 3-87155-906-7<br />
Herausgeber und<br />
Gesamtprojektkoordinator:<br />
Sekretariat:<br />
U. Dilthey<br />
F. Lüder<br />
Autoren:<br />
F. von Alvensleben, H. W. Bergmann, E. Beyer, St. Biermann, E. Bleck, S. Breitschwerdt,<br />
B. Brenner, W. Burget, F. Dausinger, U. Dilthey, A. Drenker, A. Ghandehari, J. Griebsch,<br />
D. Grüneberg, H. Haferkamp, H.-J. Hartmann, J. Hoffmann, P. Hoffmann, D. Holstein,<br />
M. Holthaus, W. Jüptner, H. Kaufmann, S. Keitel, R. Kern, H. Knissel, M. Kogel-Hollacher,<br />
H. Kohn, G. Kuscher, F. Lüder, K.-J. Matthes, L. Morgenthal, K. Müller, M. G. Müller,<br />
M. Nagel, M. Negendanck, D. Petring, R. Poprawe, G. Reinhart, F. Rick, A. Rösner,<br />
C. Schmid, Ch. Schmid, H. Schobbert, E. Schubert, J. Schuster, E. Seliga, G. Sepold,<br />
P. Seyffarth, C. M. Sonsino, W. Theiner, H. Thier, H.-G. Treusch, C. Walz, A. Wieschemann,<br />
W. Wiesemann, B. Winderlich, C. Zimmermann<br />
Redaktionelle Bearbeitung:<br />
Koordination und Layout:<br />
F. Lüder<br />
K. Müller<br />
Ch. Schmid<br />
J. Schuster<br />
F. Lüder<br />
Gestaltung und Bearbeitung<br />
der Materialdatenbank (auf<br />
beiliegender CD-ROM):<br />
F. Rick<br />
ISBN 3-87155-906-7<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
© Verlag für Schweißen und verwandte Verfahren DVS-Verlag GmbH, Düsseldorf · 2000<br />
Herstellung: J. F. Ziegler KG, Remscheid<br />
Titelgestaltung: M + V Werbeagentur, Willich
Vorwort<br />
Das vorliegende Handbuch „Laserstrahlschweißen“ ist ein Ergebnis der Arbeiten im BMBF-<br />
Projektverband „Qualifizierung von Laserverfahren“, der im Leitthema „Präzisionsbearbeitung<br />
mit Lasern“ als Teil des Förderkonzeptes „Laser 2000“ vom Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) von 1996 bis 2000 gefördert wurde. Mit 27 Teilprojekten war dieser<br />
Projektverband der bisher bedeutendste im Bereich der Materialbearbeitung mit Lasern. Die<br />
Ergebnisse der einzelnen Teilprojekte wurden am 14. und 15. September 1999 auf einer<br />
Abschlußpräsentation in Weimar vorgestellt und als DVS-Berichte Band 205 im DVS-Verlag<br />
veröffentlicht. Im Gegensatz zur Präsentation einzelner Ergebnisse mit sehr spezifischer<br />
Ausrichtung der Forschungsarbeiten haben sich die Partner des Forschungsverbandes die<br />
Aufgabe gestellt, ein ganzheitliches Werk zu schaffen, das den derzeitigen Stand des<br />
Laserstrahlschweißens darstellt.<br />
Ein großes Hemmnis für den Einsatz von Lasern zum Schweißen ist u. a. das bei möglichen<br />
Anwendern fehlende Wissen darüber, wo die Vorteile des Lasers als Werkzeug liegen und wie<br />
dieses Werkzeug im Spannungsfeld von Konstruktion, Werkstoff und Verfahren am günstigsten<br />
einzusetzen ist. Mit diesem Handbuch wird den Anwendern ein Kompendium und Nachschlagewerk<br />
an die Hand gegeben, in dem diese Fragen aufgegriffen werden. Es ist somit als<br />
Hilfsmittel für die Praxis zu sehen. Der Stand der Technik verändert sich bei dieser innovativen<br />
Technologie ständig und mit hoher Geschwindigkeit. Insofern ist es ein anspruchsvolles Unterfangen,<br />
eine umfassende Beschreibung dessen geben zu wollen, was derzeit möglich ist und<br />
sinnvollerweise in der Fertigung eingesetzt werden kann. Durch die konzertierte<br />
Zusammenarbeit der auf dem Gebiet der Lasermaterialbearbeitung führenden Forschungsstellen<br />
Deutschlands wurde diese Aufgabe so gelöst, daß zum einen den Lesern die Möglichkeit<br />
gegeben wird, sich schnell einen ersten Überblick über das Laserstrahlschweißen zu verschaffen.<br />
Zum anderen werden die wesentlichen Teilgebiete des Laserstrahlschweißens sehr ausführlich<br />
diskutiert, so daß auch die Möglichkeit gegeben ist, sich sehr intensiv mit diesen Teilgebieten<br />
auseinanderzusetzen. Durch die ergänzende Datenbank mit einer Vielzahl von<br />
Anwendungsbeispielen wurde insgesamt ein Informationssystem geschaffen, das als umfassendes<br />
Nachschlagewerk dient.<br />
Thematisch ist das Handbuch in sechs Kapitel gegliedert, die die wesentlichen Aspekte des Einsatzes<br />
von Lasern in der Materialbearbeitung abdecken. Ein Überblick zur Verfahrenstechnik<br />
und zum Stand der Technik beim Laserstrahlschweißen im ersten Kapitel ermöglicht einen<br />
schnellen Einstieg in das Thema. Die Laserstrahlschweißeignung der Werkstoffe wird im<br />
zweiten Kapitel sehr umfassend anhand der werkstoffkundlichen Vorgänge beim<br />
Laserstrahlschweißen dargestellt. Darüber hinaus werden auch konkret Fragen zur<br />
Schweißeignung unterschiedlicher Werkstoff-gruppen angesprochen. Weiter werden die<br />
Besonderheiten der laserstrahlschweißgerechten Kon-struktion mit vielen Beispielen im dritten<br />
Kapitel geschildert, während prozeßtechnische Aspekte und Möglichkeiten der On-line-
Qualitätssicherung im vierten Kapitel angesprochen werden. Ent-sprechend der herausragenden<br />
Bedeutung der Prüftechnik in der Schweißtechnik werden die Möglichkeiten und<br />
Schwierigkeiten der Prüfung laserstrahlgeschweißter Verbindungen im fünften Kapitel<br />
vorgestellt. Abschließend wird im sechsten Kapitel ein Überblick zu spezifischen Normen und<br />
Regelwerken gegeben. Die Materialdatenbank vermittelt Themen mit detaillierten Beispielen<br />
und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sich tiefergehend auch über die Ergebnisse der<br />
Forschungsarbeiten im Projektverband zu informieren.<br />
Der ausdrückliche Dank aller Partner im Projektverband „Qualifizierung von Laserverfahren“<br />
gilt dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Initiierung und Förderung dieses<br />
Projektverbandes.<br />
Aachen, im März 2000<br />
Prof. Dr.-Ing. U. Dilthey<br />
Herausgeber und Gesamtkoordinator des Projektverbandes<br />
„Qualifizierung von Laserverfahren“,<br />
Direktor des Instituts für Schweißtechnische<br />
Fertigungsverfahren der RWTH Aachen
1 Verfahrenstechnik und Stand der Technik beim<br />
Laserstrahlschweißen<br />
Mit der Verbesserung der Laserstrahlquellen konnten für das Laserstrahlschweißen neue Anwendungsmöglichkeiten<br />
erschlossen werden. Durch die Steigerung der maximalen Ausgangsleistung<br />
und die Verbesserung der Strahlqualität bzw. Fokussierbarkeit können nun auch Fügeaufgaben im<br />
Dickblechbereich, wie sie im Schienenfahrzeug-, Anlagen- und Apparatebau oder im Schiffbau<br />
auftreten, mit Hilfe der Lasertechnik gelöst werden. Dies gilt auch für den Bereich der Aluminiumwerkstoffe<br />
und andere NE-Metalle. Die Erkenntnisse über die Prozeßgrundlagen konnten durch<br />
zahlreiche Forschungsvorhaben und Anwendungen erweitert und vertieft werden, so daß der Einfluß<br />
einzelner Parameter auf den Prozeß und das Schweißergebnis besser beschrieben werden<br />
kann. Einhergehend mit der gestiegenen Anzahl von Anwendungen hat auch das fertigungstechnische<br />
Umfeld des Laserstrahlschweißens, die Handhabungstechnik und die prozeßspezifische Regelungstechnik,<br />
eine Reihe von Neuerungen erfahren. Insbesondere aber die Verbesserungen im<br />
Bereich der Lasersysteme haben dazu geführt, daß die Anwendung des Laserstrahlschweißens einfacher,<br />
sicherer, schneller und zuverlässiger geworden ist. In diesem Abschnitt des Handbuches<br />
werden die Verfahrenstechnik des Laserstrahlschweißens und der aktuelle Stand des schweißtechnischen<br />
Potentials erläutert.<br />
1.1 Grundlagen des Laserstrahlschweißprozesses<br />
Wärmeleitungsschweißen<br />
Tiefschweißen<br />
Laserstrahl<br />
abströmender<br />
Metalldam pf<br />
Laserstrahl<br />
laserinduziertes<br />
Plasma<br />
flüssige<br />
Schmelze<br />
erstarrte<br />
Schweißnaht<br />
Dampf-/<br />
Plasma-<br />
Kanal<br />
flüssige<br />
Schmelze<br />
erstarrte<br />
Schweißnaht<br />
Schweißrichtung<br />
Schweißrichtung<br />
Abbildung 1-1 Prinzip des Laserstrahlschweißens [1-1]<br />
Nach DIN 1910 [1-2] erfolgt die Einteilung der Schweißverfahren u. a. nach dem physikalischen<br />
Ablauf des Schweißens und der Art des von außen auf das Werkstück einwirkenden Energieträgers.<br />
Das Laserstrahlschweißen gehört in der Gruppe der Schmelzschweißverfahren zu den Ver-<br />
1
fahren „Schweißen durch Strahl“. Der Laser erzeugt mit dem Laserstrahl die für das Schweißen<br />
notwendige Energie. Mit Spiegeln oder Lichtleitfasern wird diese Energie bis zur Fokussieroptik<br />
geführt. Mit Hilfe der Fokussieroptik wird der Laserstrahl auf die Fügestelle fokussiert. In Abhängigkeit<br />
von der dort erzielten Intensität finden unterschiedliche Prozesse der Strahl-Stoff-<br />
Wechselwirkung statt.<br />
Bei geringer Intensität wird ein großer Teil der Strahlung vom Werkstück reflektiert, und lediglich<br />
ein sehr kleiner Anteil wird bei Metallen in einer dünnen Schicht (< 1 μm) an der Materialoberfläche<br />
absorbiert und in Wärme umgewandelt. Der Energietransport in das Werkstück erfolgt durch<br />
Wärmeleitung. Steigt die Intensität, so wird durch den absorbierten Anteil der Laserstrahlung das<br />
Werkstück lokal aufgeheizt. Mit dem Erreichen der Schmelztemperatur bildet sich mit zunehmender<br />
Einwirkdauer ein Schmelzbad aus. Werden die Parameter so gewählt, daß dieser Zustand stationär<br />
ist, so wird dieser Prozeß als Wärmeleitungsschweißen bezeichnet, Abbildung 1-1 a.<br />
Wird dagegen die Intensität weiter erhöht, so daß mehr Energie absorbiert wird, als durch Wärmeleitung<br />
abgeführt wird, so bringt die immense Energiedichte des Laserstrahls im Fokus das<br />
Metall zum Verdampfen. Durch den Druck des abströmenden Metalldampfes entsteht in der<br />
Schmelze ein Dampfkanal, das sogenannte „keyhole“. Der Durchmesser dieser Dampfkapillare<br />
liegt typischerweise in der Größenordnung des Strahldurchmessers (0,1 bis 1 mm). Typische<br />
Schwellintensitäten für die Kapillarbildung liegen im Bereich von 10 6 W/cm 2 .<br />
Beim Tiefschweißen mit Laserstrahlung wird das System aus Dampfkapillare und umgebendem<br />
Schmelzbad entlang der Fügelinie geführt, Abbildung 1-1 b. Das Schmelzbad umfließt die Kapillare<br />
auf beiden Seiten, vereinigt sich hinter ihr und bildet durch Erstarrung die Schweißverbindung.<br />
Analog zur konventionellen Schweißtechnik können toleranz- oder werkstoffbedingt<br />
zusätzliche Maßnahmen, wie der Einsatz von Zusatzwerkstoff, angewendet werden, um die geforderte<br />
Qualität der Schweißverbindung zu gewährleisten.<br />
Im folgenden wird unter dem Begriff Laserstrahlschweißen ausschließlich das Tiefschweißen mit<br />
Lasern verstanden, [1-3, 1-4, 1-5]. Die charakteristischen Eigenschaften des Tiefschweißeffektes<br />
sind durch Effekte zu beschreiben, die unmittelbar mit den Eigenschaften der Dampfkapillaren gekoppelt<br />
sind:<br />
• Aufgrund der veränderten Absorptionsbedingungen (Vielfachreflexion in der Dampfkapillare)<br />
kommt es zu einer hohen Einkopplung bei den für die eingesetzten Wellenlängen hoch reflektierenden<br />
Metallen. Messungen der reflektierten Laserstrahlung verdeutlichen, daß bei geeigneten<br />
Prozeßparametern die Laserstrahlung nahezu vollständig absorbiert und in das Werkstück<br />
eingekoppelt werden kann. Die in Abbildung 1-2 dargestellte kritische Intensität, oberhalb<br />
der sich eine Dampfkapillare ausbildet, ist keine feste Größe, sondern hängt von verschiedenen<br />
Prozeßparametern ab [1-6].<br />
• Im Zusammenhang mit der Kapillarausbildung entsteht (vor allem bei CO 2 -Lasern) ein Metalldampfplasma.<br />
Dieses unterstützt die Einkopplung in die Dampfkapillare, beeinträchtigt jedoch<br />
den Laserstrahl vor dem Auftreffen auf das Werkstück [1-7]. Die Plasmaausbildung<br />
kann durch Arbeitsgas (z. B. Helium) verringert und durch die Wahl kurzer Wellenlängen<br />
(Festkörperlaser) verhindert werden.<br />
2
100<br />
%<br />
60<br />
Schweißtiefe t Reflexion R<br />
40<br />
20<br />
0<br />
4<br />
mm<br />
2<br />
1<br />
Werkstoff:<br />
Stahl<br />
Wellenlänge λ:<br />
10,6 µm<br />
Laserleistung:<br />
2 kW<br />
Schweißgeschwindigkeit: 10 mm/s<br />
Arbeitsgas:<br />
Helium<br />
Abbildung 1-2<br />
0<br />
10 10 W/cm 10<br />
5 6 2 7<br />
Laserintensität I<br />
Abhängigkeit von Reflexion und Schweißtiefe von der Intensität des Lasers am Beispiel<br />
von Stahl [1-8]<br />
• Aufgrund der Geometrie wird das tiefe Eindringen des Laserstrahls in das Werkstück ermöglicht,<br />
so daß eine gleichmäßige Energie-Dissipation in den Fügebereich im Inneren des Werkstückes<br />
gewährleistet ist.<br />
• Tiefe und Durchmesser der Kapillare bestimmen zusammen mit der Schweißgeschwindigkeit<br />
die Geometrie der Schweißnaht und können durch die Wahl der Strahlparameter auf die vorgegebene<br />
Schweißaufgabe abgestimmt werden.<br />
• Die Ausgasung der Schmelze wird durch die Dampfkapillare unterstützt. Somit kann durch<br />
eine entsprechende Anpassung die Porenbildung beeinflußt werden.<br />
• Die Wechselwirkungsprozesse in der Kapillare zwischen Laserstrahl, Plasma und Schmelze<br />
liefern Signale, die zu jedem Zeitpunkt eine Prozeßanalyse ermöglichen und zur Echtzeit-<br />
Qualitätskontrolle bzw. -steuerung und -regelung eingesetzt werden können.<br />
3
1.1.1 Veränderliche Parameter beim Laserstrahlschweißprozeß<br />
Charakteristisch für das Laserstrahlschweißen ist die hohe Anzahl von veränderlichen Parametern,<br />
die einen direkten Einfluß auf den Schweißprozeß und somit auch auf das Schweißergebnis haben.<br />
Von primärer Bedeutung der hier zu nennenden Parameter sind die Laserleistung, die Schweißgeschwindigkeit<br />
sowie die Strahlabmessung und Leistungsdichteverteilung am Werkstück.<br />
Aus dem Verhältnis der Laserleistung am Werkstück zur Schweißgeschwindigkeit ergibt sich die<br />
Streckenenergie. Dadurch sind zwei signifikante Parameter in ihrer Wirkung auf das Schweißergebnis<br />
verknüpft.<br />
Die beim Laserstrahlschweißen eingesetzten Arbeitsgase dienen der Beeinflussung des Plasmas<br />
und damit der Energieeinkopplung. Ursache hierfür ist die Beeinflussung der Elektronendichte im<br />
Plasma durch Rekombination von Elektronen und Ionen.<br />
Durch den Einsatz von Zusatzwerkstoff können beim Laserstrahlschweißen das Schweißergebnis,<br />
die Gefügeausbildung in der Naht sowie der Schweißprozeß beeinflußt werden.<br />
1.1.2 Charakterisierung von Laserstrahlung<br />
Die Charakterisierung des Laserstrahls ist Gegenstand von Untersuchungen im EUREKA-Projekt<br />
CHOCLAB. Nähere Erläuterungen enthalten u. a. die Normen DIN EN ISO 11145 [1-9] und<br />
DIN EN ISO 11146 [1-10]. Für die meßtechnische Ermittlung des Strahldurchmessers sind verschiedene<br />
Verfahren im Norm-Entwurf DIN EN ISO 15616-1 [1-11] beschrieben.<br />
Die räumliche Ausbreitung von Laserstrahlen in Strahlrichtung, auch Propagation genannt, wird<br />
durch die Größe und den Ort des kleinsten Strahldurchmessers und den Divergenzwinkel beschrieben.<br />
Um den „Rohstrahl“ eines Lasers zu kennzeichnen, wird der Strahlpropagationsfaktor<br />
„K“ definiert, der nach DIN EN ISO 11145 die Bestimmungsgrößen zu einem Kennwert zusammenfaßt.<br />
Dieser dimensionslose Wert berechnet sich nach der Gleichung (1).<br />
λ<br />
K = ⋅ π d<br />
0<br />
4<br />
⋅ Θ<br />
0<br />
(1)<br />
mit: λ = Wellenlänge (für CO 2 -Laser 10,6 µm, für Nd:YAG-Laser 1,06 µm)<br />
Θ 0 =<br />
Divergenzwinkel in rad<br />
d 0 = Durchmesser des Rohstrahls in mm<br />
Der Strahlpropagationsfaktor K nimmt einen Wert zwischen 0 und 1 an. Die typischen Werte des<br />
Strahlpropagationsfaktors für Laser oberhalb 10 kW betragen 0,1 bis 0,3.<br />
Als Leistungsdichte oder -intensität wird die auf die Fläche des Brennflecks bezogene Strahlleistung<br />
angegeben. Typische Werte für die Leistungsdichte beim Tiefschweißen liegen um<br />
10 6 W/cm 2 .<br />
Das Verhältnis von Brennweite zu Rohstrahldurchmesser beschreibt die Fokussierkennzahl F. Das<br />
Ziel der Laserstrahl-Fokussierung besteht darin, einen Brennfleck mit möglichst geringem Durchmesser,<br />
dem Fokusdurchmesser d F , zu erzeugen. Typische Fokusdurchmesser betragen 0,1 bis 1<br />
mm. In den sich ergebenden Strahlquerschnittsflächen wirkt die Laserleistung, so daß Leistungsdichten<br />
> 10 6 W/cm 2 entstehen, die den Tiefschweißeffekt bewirken. Die Fokuslage bezeichnet die<br />
Position des Fokus senkrecht zur Blechoberfläche. Es wird vereinbart, daß eine Verschiebung des<br />
4
Fokus von der Werkstückoberfläche in das Werkstück hinein mit negativem Vorzeichen und vom<br />
Werkstück weg mit positivem Vorzeichen geschrieben wird. Durch Defokussierung, also die Änderung<br />
der Fokuslage, kann unter Ausnutzung des Divergenzwinkels des fokussierten Laserstrahls<br />
die Leistungsdichte im Brennfleck an der Werkstückoberfläche variiert werden.<br />
Gemäß DIN EN ISO 11145 wird die Rayleigh-Länge in Strahlausbreitungsrichtung von der<br />
Strahltaille bis zu dem Punkt gemessen, bei dem die Strahlquerschnittsfläche das Doppelte der<br />
Strahltaille beträgt. Sie wird durch folgende Gleichungen berechnet:<br />
z<br />
R<br />
2<br />
F<br />
π ⋅ d<br />
=<br />
4 ⋅ λ<br />
oder z<br />
R<br />
d F<br />
=<br />
Θ<br />
= F ⋅ d<br />
F<br />
Die Toleranz bezüglich der Fokuslage hängt von der Rayleigh-Länge z R des fokussierten Strahls<br />
ab. Während im Merkblatt DVS 3203-2 [1-12] ein Wert von 5/100 der Rayleigh-Länge angegeben<br />
wird, kann für das Schweißen von Grobblechen eine Toleranz von weniger als zwei Zehnteln der<br />
Rayleigh-Länge zugelassen werden. Somit soll für Schweißaufgaben an Grobblechen die Rayleigh-Länge<br />
des fokussierten Strahls möglichst groß sein, um den Einfluß des Divergenzwinkels Θ<br />
auf die Nahtgeometrie gering zu halten, Abbildung 1-3.<br />
f2,57" z R<br />
1,82"<br />
(2)<br />
d 0<br />
Rohstrahl<br />
fokussierter<br />
Strahl<br />
Θ F<br />
d F<br />
K<br />
f<br />
z<br />
λ<br />
d<br />
d<br />
R<br />
0<br />
F<br />
Θ<br />
: Strahlpropagationsfaktor<br />
: Brennweite<br />
:Rayleigh-Länge<br />
: Wellenlänge<br />
: Strahltaillendurchmesser des Rohstrahls<br />
: Strahltaillendurchmesser des fokussierten Strahls<br />
: Divergenzwinkel<br />
K =<br />
4λ<br />
1<br />
π d.<br />
σ Θ<br />
0
1.2 Einfluß der Bearbeitungsparameter auf den Schweißprozeß<br />
1.2.1 Einfluß der Laserstrahlparameter auf den Schweißprozeß<br />
Wärmeleitungsverluste sind dafür verantwortlich, daß mit zunehmender Schweißgeschwindigkeit<br />
bzw. abnehmender eingebrachter Leistung höhere Strahlungsintensitäten für die Erzeugung eines<br />
Metalldampfes erforderlich sind. Entsprechend wird die Kapillarausbildung mit wachsender Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />
zu höheren Intensitäten verschoben. Bei zu hohen Laserstrahlintensitäten<br />
bzw. nicht prozeßangepaßten Parametern (s. Arbeitsgaseinfluß) nimmt die Absorption im Plasma<br />
oberhalb des Werkstückes so große Werte an, daß nur noch ein geringer Teil der Laserleistung den<br />
Kapillarbereich erreicht und in Prozeßenergie umgesetzt wird. Dieser Intensitätsbereich ist durch<br />
eine geringere Einschweißtiefe bzw. durch eine Unterbrechung des Schweißprozesses gekennzeichnet.<br />
Bei geringen Geschwindigkeiten und hohen Intensitäten (hohe Streckenenergie) ist die optische<br />
Dichte des Plasmas innerhalb der Kapillare so hoch, daß die Strahlungsenergie zum großen Teil im<br />
Kapillarvolumen absorbiert wird. Die absorbierte Energie wird nicht nur an die Kapillarfront, sondern<br />
auch an die Kapillarwände abgegeben, so daß die Nahtbreite auf Kosten der Nahttiefe zunimmt.<br />
Bei Erhöhung der Geschwindigkeit nimmt die Volumenabsorption in den Kapillaren ab. Bei dieser<br />
„plasmaunterstützten Absorption“ [1-14] wird die eingestrahlte Laserleistung optimal für den Prozeß<br />
genutzt, so daß die Schweißnahtgeometrie durch ein großes Nahttiefe-zu-Nahtbreite-<br />
Verhältnis gekennzeichnet ist.<br />
Eine weitere Erhöhung der Prozeßgeschwindigkeit führt zu einer Abnahme der Absorption in der<br />
Plasmaschicht. Der Prozeß ist dann durch Fresnelabsorption an den Kapillarwänden gekennzeichnet,<br />
was zu einer Abhängigkeit des Schweißergebnisses von der Polarisationsrichtung des Laserstrahles<br />
führt, siehe Abbildung 1-4 [1-15, 1-16].<br />
Schweißgeschwindigkeit [m/min]<br />
10<br />
7,5<br />
5<br />
2,5<br />
0<br />
Polarisationsebene 0 O<br />
Polarisationsebene 90 O<br />
0 2,5 5 7,5 10<br />
Einschweißtiefe [mm]<br />
Abbildung 1-4<br />
Abhängigkeit der Einschweißtiefe und der Schweißgeschwindigkeit von der Polarisation<br />
der Laserstrahlung [1-15, 1-16].<br />
6
Einschweißtiefe t [m m ]<br />
s<br />
Die Strahlpolarisation kann auch einen direkten Einfluß auf die Nahtausbildung ausüben,<br />
Abbildung 1-4. Ist der Strahl senkrecht zur Vorschubrichtung polarisiert, wird er an den Kapillarseitenwänden<br />
verstärkt absorbiert und an der Verdampfungsfront reflektiert. Die Schweißnähte<br />
sind daher durch eine charakteristische Abnahme der Schweißtiefe und eine größere Nahtbreite<br />
gekennzeichnet. Ist dagegen der Strahl durch Polarisation parallel zur Vorschubrichtung gekennzeichnet,<br />
wird er an der Verdampfungsfront verstärkt absorbiert, so daß die Strahlungsenergie wirkungsvoll<br />
in Prozeßenergie umgesetzt werden kann. Die Nahtgeometrie zeichnet sich in diesem<br />
Fall durch ein großes Tiefe-zu-Breite-Verhältnis aus.<br />
1.2.2 Einfluß von Arbeitsgasen auf den Schweißprozeß<br />
Die beim Laserstrahlschweißen eingesetzten Arbeitsgase dienen der Beeinflussung des Plasmas<br />
und damit der Energieeinkopplung. Ursache hierfür ist die Beeinflussung der Elektronendichte im<br />
Plasma durch Rekombination von Elektronen und Ionen. Leichte Gase mit hohen Ionisierungsenergien<br />
(Helium) können die Rekombinationsrate im Plasma erhöhen. Dies führt zu einer Verringerung<br />
der Elektronendichte im Plasma und somit zu einer geringeren Absorption bzw. Abschirmung.<br />
In gleicher Weise sind die zugeführten Teilchenströme (Gasflüsse) von Bedeutung. Dieser Effekt<br />
ist u. a. der Grund für die Abhängigkeit des Schweißergebnisses vom Arbeitsgas, wie er in<br />
Abbildung 1-5 deutlich wird. Insbesondere bei hohen Plasmadichten bzw. Verdampfungsraten,<br />
verursacht durch hohe Intensitäten oder geringe Vorschubgeschwindigkeiten, wird der Einfluß des<br />
Arbeitsgases deutlich. Wird das Arbeitsgas nicht auf den Prozeß abgestimmt, so kann dies zu einer<br />
erhöhten Absorption im Plasma über dem Werkstück und somit zur Abschirmung führen. Neben<br />
der Beeinflussung des Plasmas ist die Wirkung des verwendeten Arbeitsgases auf das Schmelzbad<br />
hinsichtlich Viskosität und Oberflächenspannung zu beachten, zwei Einflußgrößen, die im Hinblick<br />
auf eine mögliche Rißbildung von besonderer Bedeutung sind.<br />
6<br />
4<br />
6 -2<br />
I=4x10 W cm<br />
Stahl: 16MnCr5<br />
P L = 2kW<br />
s = 6mm<br />
2<br />
0<br />
Arbeitsgas:<br />
He 20l/min<br />
N2 “<br />
Ar “<br />
1 2 3 4<br />
Schweißgeschwindigkeit v<br />
S[m/min]<br />
Abbildung 1-5 Einfluß des Arbeitsgases auf das Schweißergebnis (CO 2 -Laser) [1-1]<br />
7
1.2.3 Einsatz von Schweißzusatzwerkstoff<br />
Analog zum WIG-Schweißen kann beim Laserstrahlschweißen ein drahtförmiger Zusatzwerkstoff<br />
stromlos der Schweißstelle zugeführt werden. Der Zusatzwerkstoff dient einerseits der Kompensation<br />
von Spaltvolumina und wird darüber hinaus zur Beeinflussung der Nahtform und der Kristallisation<br />
eingesetzt. In der Optimierung der chemischen Zusammensetzung des Zusatzdrahtes liegt<br />
ein bedeutendes Potential zur Gewährleistung der Schweißnahtqualität und der mechanischen Eigenschaften.<br />
Die Bereitstellung und Erprobung von modifizierten Massiv- und Fülldrähten war Inhalt<br />
des Verbundprojekts. Über Ergebnisse wird in Kapitel 2 berichtet.<br />
Beim Schweißen von Stumpfstößen mit Zusatzdraht wird das Schweißergebnis ähnlich wie beim<br />
Schweißen ohne Draht von der Laserleistung und der Schweißgeschwindigkeit beeinflußt. Für die<br />
Fokuslage gilt im allgemeinen, daß der Zusatzdraht in den Fokus des Laserstrahls trifft.<br />
Der Begriff der Drahtzuführrate wird verwendet, um die zugeführte Drahtmenge auf die Schweißnahtlänge<br />
zu beziehen. Mit Hilfe dieser Größe kann für gegebene Werte der Spaltquerschnittsfläche,<br />
des Drahtdurchmessers und der Schweißgeschwindigkeit die Drahtgeschwindigkeit aus der<br />
folgenden Gleichung (3) abgeschätzt werden, die sich aus einer Volumenbilanz ableitet:<br />
Spaltvolumen/Zeiteinheit (A Sp ⋅ v s ) = Drahtvolumen/Zeiteinheit (A D ⋅ v D )<br />
V<br />
D<br />
2<br />
D<br />
10⋅π<br />
⋅d<br />
⋅ν<br />
D<br />
= = 10⋅<br />
A<br />
4⋅ν<br />
s<br />
mit: V D Drahtzuführrate in mm 3 /cm<br />
A Sp Spaltquerschnittsfläche in mm 2<br />
d D Drahtdurchmesser in mm<br />
v D Drahtgeschwindigkeit in m/min<br />
Schweißgeschwindigkeit in m/min<br />
v S<br />
Sp S<br />
2<br />
⋅dD<br />
Sp<br />
4⋅<br />
A ⋅ν<br />
ν D = kD<br />
⋅<br />
(4)<br />
π<br />
mit: k D Korrekturfaktor (= 0,7 – 0,9)<br />
Der Faktor k D wird hier eingeführt, da es sich in der Praxis gezeigt hat, daß 70 bis 90 % der errechneten<br />
Drahtgeschwindigkeit ausreichen, um einen entsprechenden Spalt zu füllen. Eine Ursache<br />
dafür könnte die Wärmeausdehnung der Werkstoffe sein. Ein Unterschied zwischen Füll- und<br />
Massivdrähten besteht in dieser Hinsicht nicht.<br />
Für die Drahtzuführrate ergibt sich ein Minimum, wenn der Spalt gerade noch hinreichend gefüllt<br />
wird. Bei geringer Streckenenergie gibt es nur einen engen Bereich der Drahtzuführrate, für den<br />
eine Durchschweißung gewährleistet ist. In Richtung auf zu hohe Drahtzuführraten und zu hohe<br />
Streckenenergie nehmen die Unregelmäßigkeiten in der Wurzelausbildung zu. Im Vergleich zum<br />
Schweißen ohne Zusatzdraht am I-Stoß ohne Spalt ist damit eine erhöhte Streckenenergie notwendig,<br />
die sich in einer durch den Spalt vergrößerten Nahtquerschnittsfläche widerspiegelt.<br />
(3)<br />
8
Die Position des Drahtes bezogen auf den Laserstrahl und auf den Fügestoß ist von entscheidender<br />
Bedeutung für die Prozeßstabilität und die Nahtqualität, siehe Abbildung 1-6 und Tabelle 1-1.<br />
x<br />
Laserstrahl<br />
z<br />
Zusatzdraht<br />
α D<br />
α G<br />
Arbeitsgasdüse<br />
Werkstückoberfläche<br />
Z Sp<br />
Δz f<br />
Z W<br />
Spaltgrund<br />
Δx G<br />
Bewegungsrichtung des Werkstücks<br />
α D<br />
α G<br />
Δx G<br />
Δz F<br />
Z S p<br />
Z W<br />
Winkel zwischen Laserstrahl und Zusatzdraht<br />
Winkel zwischen Laserstrahl und Gasdüse<br />
Position der Gasdüse<br />
Abstand des Fokus vom Schnittpunkt Strahlachse/Zusatzdraht<br />
Spalttiefe<br />
Abstand des Schnittpunktes Strahlachse/Zusatzdraht von der<br />
Werkstückoberfläche<br />
Abbildung 1-6<br />
Drahtposition und Anordnung zum Stumpfnahtschweißen mit Zusatzdraht<br />
Einlagen-Schweißung<br />
s = 8 – 12 mm<br />
α D 30° schleppend z Sp Entspricht Blechdicke<br />
α G 30° bis 60° stechend z W 0<br />
Δx G 0 ... 1 mm<br />
Δz F 0 mm<br />
Tabelle 1-1 Einstellwerte für das Einlagenschweißen von Stumpfstößen [1-1]<br />
1.2.4 Einsatz von Zusatzenergiequellen<br />
Werkstoff- oder fertigungstechnische Anforderungen, die durch den Einsatz von Zusatzwerkstoff<br />
nur bedingt erfüllt werden, sind z. B. Verringerung der Aufhärtung, sichere Vermeidung von<br />
Kaltrissen und Heißrissen, Reduzierung der Porenbildung, geringer Aufwand für die Fügestellenvorbereitung<br />
oder höhere Spaltüberbrückbarkeit. Durch den Einsatz von zusätzlichen Energiequellen<br />
können in diesen Bereichen mitunter wesentliche Verbesserungen erzielt werden. Dazu<br />
wurden Hybridschweißverfahren (WIG-, MIG-, Plasma-unterstütztes Laserstrahlschweißen (siehe<br />
9
z. B. [1-17,1-18,1-19]) oder Kombinationsschweißverfahren (induktiv unterstütztes Laserstrahlschweißen<br />
(siehe z. B. [1-20,1-21,1-22]) entwickelt und zur industriellen Anwendung gebracht.<br />
Hybridschweißverfahren können vorteilhaft eingesetzt werden zur Vergrößerung der Spaltüberbrückbarkeit,<br />
zur Verringerung der Aufhärtung an höherfesten Feinkornbaustählen, zur Erhöhung<br />
der Schweißgeschwindigkeit, zur Erzeugung besonderer, bauteilangepaßter Schweißnahtgeometrien<br />
sowie zum Tailored-blank-Schweißen, zur Reduzierung der Porenhäufigkeit und<br />
Verringerung der Schuppigkeit der Oberraupe beim Laserstrahlschweißen von Aluminium. Das<br />
Laserinduktionsschweißen dagegen eröffnet prinzipiell neue Möglichkeiten zur kaltrißfreien<br />
Schweißbarkeit von Einsatzstählen, Vergütungsstählen, Werkzeugstählen (vgl. z. B. [1-23]) und<br />
Gußeisen sowie zur Verringerung der Heißrißanfälligkeit von Stählen mit angehobenem Schwefelgehalt.<br />
1.3 Einfluß der Bearbeitungsparameter auf das Schweißergebnis<br />
1.3.1 Mechanisch-technologische Eigenschaften<br />
Der Laserstrahlschweißprozeß ist durch hohe Temperaturgradienten und Abkühlraten gekennzeichnet.<br />
Die Abkühlzeit der Schweißnaht beeinflußt über den Phasenübergang flüssig/fest unter<br />
anderem die Ausbildung von Seigerungen, die Ausgasung sowie die Erstarrungsstruktur. Darüber<br />
hinaus ist bei Kohlenstoffstählen die Zeit zur Abkühlung von 800 auf 500 °C eine charakteristische<br />
Größe (t 8/5 -Zeit), über die die Diffusion des Kohlenstoffes und damit die Martensit-Bildung<br />
bestimmt ist. Messungen bei unterschiedlichen Untersuchungen und Anwendungen zum Laserstrahlschweißen<br />
von Baustählen ergaben typische Werte von 0,5 s < t 8/5 < 10 s. Derartige Abkühlzeiten<br />
liegen erheblich unter denen, die beim Einsatz von Lichtbogenverfahren, z. B. dem UP-<br />
Schweißen, erreicht werden (20 s < t 8/5 < 30 s).<br />
Dies kann werkstoffabhängig, z. B. bei Baustählen, zu erheblichen Aufhärtungen bis zu 500<br />
HV 0,5 im Bereich des Schweißgutes oder der wärmebeeinflußten Zone führen. Ebenso wie die<br />
Nahtgeometrie kann jedoch auch die Aufhärtung im Nahtbereich durch die Prozeßparameter beeinflußt<br />
werden, Abbildung 1-7. So kann durch die Erzeugung von Nähten mit größerer Nahtbreite<br />
das Auftreten hoher Härten verringert werden. Eine andere Möglichkeit zur Verringerung der Aufhärtung<br />
der Schweißnaht besteht in ihrer prozeßparallelen induktiven Wärmebehandlung.<br />
Die erhöhten Härtewerte in der Schweißnaht führen dazu, daß bei Zugversuchen immer ein Versagen<br />
der Probe im Grundwerkstoff, verbunden mit den entsprechenden Festigkeitswerten, zu beobachten<br />
ist. Bedingt durch die geringe Breite der Schweißnaht lassen diese hohen Härtewerte jedoch<br />
nicht unbedingt Schlüsse auf das mechanische Verhalten der Schweißnaht zu.<br />
Wird die Schweißnaht auf Biegung beansprucht, macht sich die geringe Breite der Laserstrahlschweißnaht<br />
vorteilhaft bemerkbar. Das zur Dehnung der Verbindung erforderliche Fließen wird<br />
von dem duktileren Umgebungs-Werkstoff übernommen. Dieses Verhalten wurde schon bei Versuchen<br />
zum Umformverhalten laserstrahlgeschweißter Dünnblechplatinen festgestellt und kann<br />
auf das Schweißen von Blechkonstruktionen mit großen Dicken übertragen werden. So werden bei<br />
Blechdicken bis zu s = 20 mm Biegewinkel bis zu 180° ohne Anriß erreicht.<br />
Die Zähigkeit von Schweißverbindungen wird über den Kerbschlagbiegeversuch, z. T. in instrumentierter<br />
Ausführung, bestimmt. Die Anwendung dieses technischen Versuches auf laserstrahlgeschweißte<br />
Nähte ist aufgrund der geringen Nahtbreite, der hohen Härte und der steilen Gradienten<br />
problematisch. Erfolgt die Rißeinleitung im Bereich der Schmelzzone oder der Wärmeeinfluß-<br />
10
zone, so wird häufig bei der Durchführung des Kerbschlagbiegeversuchs ein Auswandern des Risses<br />
in den duktilen Grundwerkstoff beobachtet. Die ermittelten Werte für die Kerbschlagzähigkeit<br />
entsprechen in diesem Fall den hohen Werten des Grundwerkstoffes. Verbleibt der Riß dagegen in<br />
der Einleitungszone mit hoher Härte, ergeben sich kleine Werte. Eine Aussage über das Zähigkeitsverhalten<br />
einer Verbindung im Einsatzfall ist aufgrund dieser starken Streuung der Werte<br />
nicht möglich.<br />
Werkstoff P460NL, s=6mm, P = 5,5 kW, f=200 mm, F = 5,26<br />
L<br />
V8<br />
Vs = 1,6 m/min<br />
600<br />
V10<br />
Vs = 0,6 m/min<br />
V11<br />
Vs = 0,3 m/min<br />
500<br />
400<br />
V 8<br />
V 1 0<br />
V 1 1<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Abbildung 1-7<br />
0<br />
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Abstand von Schweißnahtm itte [m m ]<br />
Einfluß der Streckenenergie auf die Nahtgeometrie und das resultierende Härteprofil<br />
[1-24]<br />
Werden Zähigkeitsuntersuchungen an Schweißnähten, die an nicht aufhärtenden Werkstoffen erstellt<br />
wurden, oder an normalisierten Nähten durchgeführt, so zeigt sich, daß die Zähigkeit im<br />
Schweißnahtbereich der im Grundwerkstoff entspricht. Für aktuelle Ergebnisse sei auch hier auf<br />
die Kapitel 2, 3 und 5 verwiesen.<br />
1.3.2 Einflüsse auf die Nahtqualität<br />
Die gezielte Energieeinbringung beim Laserstrahlschweißen führt zu schmalen Schmelzzonen bei<br />
großer Einschweißtiefe und zu hohen Temperaturgradienten im Schweißbereich. Diese Merkmale<br />
erfordern zum einen höheren Aufwand bei der Werkstückvorbereitung und -positionierung und<br />
beeinflussen zum anderen das Auftreten von Nahtfehlern und die mechanisch-technologischen Eigenschaften<br />
der Schweißnaht.<br />
11