Materialien Leselust- Frauen a. - Evang. Frauen im Kirchenkreis ...
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Palindrome sind entweder natürlich oder konstruiert. Dem ersteren Typ ist der oben zitierte Satz<br />
zuzuordnen sowie in der deutschen Sprache natürlicherweise nicht vorkommende Wörter wie z.B.<br />
Reliefpfeiler. Natürlich Palindrome sind die (schon unter Anagramme angetroffenen) EN Anna und Otto,<br />
aber auch das jedem Fußballfan ein Begriff Seiende (F.C. Neufchâtel) Xamax. Nach der opinio<br />
communis ist das finnische saippuakauppias das längste natürliche palindromische Wort der Welt; es<br />
bedeutet ‚Seifenverkäufer’. Schriftsteller haben kunstvolle, beeindruckend lange Anagramme erstellt<br />
(z.B. Perec).<br />
Pangramm<br />
Pangramm<br />
Herkunft des Wortes: griech. ‚ganz, all-’ und griech. ‚der Buchstabe’.<br />
Ein Pangramm ist ein Textstück – vorzugsweise ein Satz –, in dem alle Buchstaben des Alphabetes<br />
vorkommen. Ein Pangramm ist gewissermaßen der positive Gegenpol zum Leipogramm (s.u.).<br />
Pangramme sind jedem PC-User bekannt. Um das zu erwartende Schriftbild zu präsentieren, zeigt der<br />
Windows Font-Viewer (unter Start\Einstellungen\Systemsteuerung\Schriftarten) die Schriftarten, die<br />
üblicherweise unter C:\WINNT\Fonts gespeichert sind, als pangrammatischen Satz in verschiedenen<br />
Schriftgrössen. Auf Deutsch lautet dieses Pangramm: „Franz jagt <strong>im</strong> komplett verwahrlosten Taxi quer<br />
durch Bayern.“ Eine englische Version ist: „Jackdaws love my big sphinx of quartz.“ Noch berühmter:<br />
“The quick brown fox jumps over the lazy dog.” Wenn möglich, sollte ein Pangramm (opt<strong>im</strong>alerweise)<br />
jeden Buchstaben nur einmal verwenden.<br />
Tautogramm<br />
Tautogramm<br />
Herkunft des Wortes: ταὐτό 'dasselbe' und griech. τὸ γράµµα ‚der Buchstabe’.<br />
Andere Sprachen: paromoion – paranomoeon (lat.-griech.) ‚Gleichartiges’. vers lettrisés (franz.).<br />
Das Tautogramm ist einfacher als das Leipogramm und das Pangramm: Ein Tautogramm ist ein Satz<br />
oder Textstück, in dem jedes Wort mit dem selben Buchstaben beginnt. Man könnte es also auch<br />
einfach als Alliteration bezeichnen. 20 Beispiele: „O Tite, tute, Tati, tibi tanta, tyranne, tulisti.“ (Quintus<br />
Ennius, * 239 v. Chr., + 169 v. Chr). Übersetzt: "Oh Titus Tatius, Du Tyrann, so Großes hast Du Dir<br />
selbst angetan!" Ennius unterstreicht hier durch das Tautogramm, der Häufung an T, den Vorwurf an<br />
Titus so sehr, dass der Eindruck entsteht, er wolle dem Tyrann den Satz förmlich ins Gesicht spucken.<br />
Dieses Tautogramm wird von Curtius äußerst ungnädig beurteilt. „Es handelt sich hier nicht um<br />
Alliteration in dem Sinne, den wir <strong>im</strong> Germanischen kennen, sondern um eine barbarisch-naive<br />
Kunstform. [...] Geta veranstaltete Gastmähler, bei denen alle Gerichte mit denselben Buchstaben<br />
anfingen. [...] Im Mittelalter wird die Sache ein ziemlich beliebtes Virtuosenstück. Den Vogel schoss<br />
Hucbald mit seiner an Karl den Kahlen gerichteten Ekloge über die Kahlköpfigkeit ab. Sie besteht aus<br />
hundertsechzig Versen, in denen jedes Wort – zu Ehren des Königs – mit c anfängt. Die Spielerei ging<br />
früh in die Volkssprachen über, so in das Provenzalische. Sie wurde <strong>im</strong> 15. Jahrhundert von den<br />
Grands Rhétoriqueurs gepflegt und von diesen den Dichtern des 15. Jahrhunderts vererbt. In Spanien<br />
hält sie sich noch <strong>im</strong> 17. Jahrhundert.“ Curtius begründet also seine Ablehnung dieser Stilform damit,<br />
dass die germanischen alliterierenden Stabre<strong>im</strong>e der Form „über Stock und Stein“ oder „mit Kind und<br />
Kegel“ wertvoller, weil der Volksseele entsprungen, Ennius’ Exper<strong>im</strong>ent und das seiner Nachfolger<br />
dagegen manieriert und künstlich sei. Aber weshalb sollte nicht Ennius ebenfalls von der Volksdichtung<br />
(griechisch oder römisch) zu seiner Stilfigur inspiriert worden sein? Das bleibe dahingestellt.<br />
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