Materialien Leselust- Frauen a. - Evang. Frauen im Kirchenkreis ...
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Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers. Aber weitere Reformatorenfrauen, die heute<br />
weitgehend vergessen sind, wären zu nennen. Katharina Melanchthon, Anna Zwingli, Idelette Calvin,<br />
Elisabeth Bucer, Margarete Brenz und andere. <strong>Frauen</strong> bedeutender Männer gehören <strong>im</strong>mer zu den<br />
bedeutenden <strong>Frauen</strong> der Geschichte, denn das Lebenswerk dieser Männer wäre nie denkbar ohne die<br />
Mithilfe ihrer <strong>Frauen</strong>, selbst wenn diese Mithilfe nur darin bestand, ihnen den Rücken freigehalten, sie<br />
versorgt, gestärkt und getröstet zu haben. Die aus Basel gebürtige Wibrandis Rosenblatt war mit<br />
insgesamt drei Reformatoren verheiratet und dadurch indirekt an der Reformation in Basel, in Straßburg<br />
und in England beteiligt.<br />
Viele <strong>Frauen</strong> der Reformationszeit ergriffen mutig und unter Inkaufnahme möglicher persönlicher<br />
Konsequenzen Partei für die Reformation. Dazu gehörten vor allem Nonnen wie Katharina von Bora, die<br />
unter dem Einfluss reformatorischer Gedanken ihre Klöster verließen und ihre Gelübde brachen. Sie<br />
setzten sich damit der Verfolgung durch die kirchliche und die weltliche Macht aus, und selbst wenn sie<br />
nicht “eingefangen‘ und in das Kloster zurückgebracht wurden, sahen sie einer ungewissen Zukunft in<br />
der “Welt“ entgegen. Eine mutige Parteinahme für die Reformation war es auch, wenn sich eine<br />
angesehene Frau wie die Straßburger Bürgerstochter Katharina Zell entschied, einen Priester zu<br />
heiraten, der damit sein Versprechen brach, ehelos zu leben.<br />
Herausragende Beiträge zur Reformation leisteten die <strong>Frauen</strong>, die in Schriften öffentlich und<br />
ungeschützt Partei ergriffen für die Erneuerung der Kirche:<br />
Argula von Grumbach, Katharina Zell, Ursula Weida und Margareta von Treskow. Schriftstellerisch<br />
traten auch noch andere <strong>Frauen</strong> an die Seite der Reformation:<br />
Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg verfasste Gebetbücher und Erbauungsschriften, Elisabeth<br />
Cruciger machte sich als erste evangelische Liederdichterin einen Namen.<br />
Wir sehen also ohne die <strong>Frauen</strong> wäre es nicht gegangen. Aber wie <strong>im</strong>mer gibt es wenige Quellen - und<br />
von den einfachen <strong>Frauen</strong> leider gar keine. Wir können uns also nur den etwas besser gestellten<br />
Damen näher.<br />
Wie schon gesagt, es sind <strong>Frauen</strong> der Reformatoren, gebildete <strong>Frauen</strong> und Regentinnen.<br />
Schauen wir uns die Damen in kurzen Biographien doch etwas genauer an.<br />
Katharina von Bora<br />
1499 – 1552,<br />
Nonne, verheiratet, 5 Kinder<br />
Am Anfang soll eine Frau stehen, die alle kennen und die eingangs schon erwähnt wurde: Katharina<br />
von Bora, die Ehefrau Luthers. Sie wurde 1499 in einem sächsischen Adelshaus geboren, und wie es<br />
damals <strong>im</strong> Adel weit verbreitet war, wurde sie, nachdem sie eine Zeitlang in einem Kloster die Schule<br />
besucht hatte, mit sechzehn Jahren Nonne. Sie legte die Gelübde ab - Armut, Keuschheit, Gehorsam,<br />
Ortsbeständigkeit - und lebte fortan streng abgeschlossen von der Welt hinter Klostermauern in<br />
N<strong>im</strong>bschen bei Leipzig. Doch die reformatorische Botschaft drang mündlich und vielleicht sogar durch<br />
Schriften in das Zisterzienserinnenkloster Marienthron ein. Von Bora war bereits oder wurde nunmehr<br />
unzufrieden mit ihrem Lebensweg, und sie beschloss gemeinsam mit anderen Nonnen zu fliehen. Mit<br />
Helfershelfern gelang zwölf <strong>Frauen</strong> ohne größere Probleme die Flucht. Einige der entlaufenen Nonnen<br />
kamen <strong>im</strong> April 1523 nach Wittenberg, und nun mussten für die <strong>Frauen</strong> Ehemänner gefunden werden.<br />
Eine selbstständige Existenz als Frau war kaum denkbar, schon aus wirtschaftlichen Gründen, und<br />
außerdem wurde von den Reformatoren die Ehe als die anzustrebende Lebensform angesehen. Nach<br />
verschiedenen gescheiterten Versuchen, Katharina von Bora "unter die Haube zu bringen", entschloss<br />
sich Martin Luther <strong>im</strong> Bauernkriegsjahr 1525 dem Teufel zum Trotz, die entlaufene Nonne selbst zu<br />
ehelichen. Katharina von Boras Weg wurde zum Vorbild für viele andere Nonnen, und ihr Leben an der<br />
Seite Luthers wurde zum Leitbild der protestantischen Pfarrfrau und prägte über Jahrhunderte das<br />
<strong>Frauen</strong>bild in den evangelischen Kirchen und in der von ihnen best<strong>im</strong>mten Gesellschaft. Als Ehefrau<br />
Luthers war sie zuständig für die Hauswirtschaft und die Finanzen, sie gebar und erzog sechs Kinder<br />
und war auch für deren religiöse Elementarbildung verantwortlich. Sie war berühmt, blieb aber doch<br />
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